18.09.2018 Aufrufe

39499_Bildungsmagazin des HSK_3_2018_komplett_korr4_DQ

Das BildungsMagazin wird herausgegeben vom Bildungsbüro des Hochsauerlandkreises. Es umfasst aktuelle Themen und Entwicklungen des regionalen Bildungssektors.

Das BildungsMagazin wird herausgegeben vom Bildungsbüro des Hochsauerlandkreises. Es umfasst aktuelle Themen und Entwicklungen des regionalen Bildungssektors.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BILDUNGSBÜRO DES <strong>HSK</strong> Ausgabe 3 · September <strong>2018</strong><br />

BILDUNGS<br />

MAGAZIN<br />

THEMEN RUND UM BILDUNG UND ERZIEHUNG IM HOCHSAUERLANDKREIS<br />

Übergang<br />

SCHULE-Beruf<br />

RECHTZEITIG BEGINNEN REGER AUSTAUSCH BESONDERE ROLLE<br />

Berufsorientierung<br />

ab Klasse 8<br />

Seite 4<br />

Schule und Wirtschaft<br />

arbeiten zusammen<br />

Seite 12<br />

Mitwirken der Eltern<br />

an der Berufsorientierung<br />

Seite 26


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

EDITORIAL ................................................................................................................................................................................................................................................................ 3<br />

KOMPETENZEN FINDEN: „Kein Abschluss ohne Anschluss“ hilft Schülerinnen und Schülern bei der<br />

Berufswahl ............................................................................................................................................................................................................................................................... 4<br />

Ab der 8. Klasse Potenziale ermitteln und berufliche Praxis erkunden<br />

LEHRKRÄFTE erkunden handwerkliche Berufe ........................................................................................................................................................... 6<br />

Praxiskurse im Berufsbildungszentrum <strong>des</strong> Handwerks in Arnsberg<br />

BERUFSFELDERKUNDUNG: Testen, ob der Traumberuf wirklich traumhaft ist .................................................................. 8<br />

Achtklässler schnuppern einen Tag lang in Berufsalltag hinein<br />

Das Plus an UNTERSTÜTZUNG und Beratung ............................................................................................................................................................10<br />

Berufseinstiegsbegleiter helfen Jugendlichen individuell beim Start ins Berufsleben<br />

GESPRÄCHE zwischen Wirtschaft und Schule ..........................................................................................................................................................12<br />

StuBO-Tag lädt ein zum Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

Gute Berufs- und STUDIENORIENTIERUNG – „mit Brief und Siegel“ ...........................................................................................14<br />

Berufswahl-SIEGEL bestärkt Schulen, ihr Engagement kontinuierlich zu verbessern<br />

„Gefreut wie Bolle“: Luc Spiller bekommt JOB bei der Firma Köster ...............................................................................................16<br />

Beim KAoA-STAR-Programm konnte sich der junge Winterberger beweisen<br />

Sich selbst und den Beruf KENNENLERNEN .............................................................................................................................................................. 18<br />

Das Projekt ProBe führt Schülerinnen und Schüler direkt an die Werkbank heran<br />

SELBSTBEWUSSTSEIN stärken und Schulmüdigkeit entgegenwirken ........................................................................................ 20<br />

Bei PRACTICE Workcamps machen Schülerinnen und Schüler praktische Erfahrungen im Handwerk<br />

KREATIVE Projekte und „längst nicht mehr nur die Müllabfuhr“ ....................................................................................................... 22<br />

Ausbildung bei Stratmann ist vielfältig<br />

SPURWECHSEL: In der dualen Ausbildung richtig durchstarten ..................................................................................................... 24<br />

Studienabbrecher mit praktischen Fähigkeiten haben sehr gute Chancen in der Wirtschaft<br />

Direkt oder über Umwege auf die ZIELGERADE? ................................................................................................................................................... 26<br />

Netzwerk „Karriere hier“ gibt Schülerinnen und Schülern und Eltern Hilfestellung bei der Berufswahl<br />

Berufseinblicke mit „WOW“-EFFEKT .................................................................................................................................................................................... 28<br />

Südwestfälische Firmen wollen kluge Köpfe durch das „Gap Year Südwestfalen“ gewinnen<br />

„Die meisten wollen möglichst schnell in den BERUF einsteigen“ ............................................................................................................ 30<br />

Gezielte Berufsorientierung für neu zugewanderte Menschen<br />

INTERNETANGEBOTE zur Berufs- und Studienwahl ........................................................................................................................................ 32<br />

Wichtige ADRESSEN ................................................................................................................................................................................................................................ 34<br />

Impressum<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Bildungsbüro <strong>des</strong> <strong>HSK</strong>, Bernd Nückel<br />

Kreishaus Arnsberg · Eichholzstraße 9 · 59821 Arnsberg<br />

Druck und Gestaltung:<br />

Konzeption, Texte, Redaktion:<br />

Fotos:<br />

www.becker-druck.de, 59821 Arnsberg<br />

REDAKTIONSBÜRO Susanne Schulten · Hauptstraße 24a · 59909 Bestwig<br />

Bildungsbüro<br />

Fotolia iStock Pixabay REDAKTIONSBÜRO susanne schulten, Bildungsbüro <strong>HSK</strong><br />

2


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

die dritte Ausgabe <strong>des</strong> <strong>Bildungsmagazin</strong> <strong>HSK</strong> liegt aufgeschlagen<br />

vor Ihnen. Ich begrüße es sehr, dass das<br />

Thema „Übergang Schule-Beruf“ in den Fokus genommen<br />

wurde. Denn eine zielgerichtete Berufsorientierung<br />

ist für einen gelingenden Übergang von der Schule<br />

in das Berufsleben heute wichtiger denn je.<br />

Die Schülerzahlen sind rückläufig, Ausbildungsplätze<br />

bleiben oftmals unbesetzt, die Wirtschaft braucht<br />

Fachkräfte: Der demografische Wandel zeigt spürbar<br />

seine Wirkung. Junge Menschen haben so gute Chancen<br />

wie selten zuvor, und zwar unabhängig davon,<br />

welchen Schulabschluss sie erworben haben.<br />

Der Übergang von der Schule in den Beruf ist ein entscheidender<br />

Schritt, der das weitere Leben folgenschwer<br />

beeinflusst, und damit eine große Herausforderung<br />

für alle Beteiligten – für die Schülerinnen und Schüler<br />

selbst, für Eltern, Lehrer und die künftigen Ausbildungsbetriebe.<br />

Der Einstieg in den Beruf soll möglichst<br />

direkt, ohne Umwege und für die jungen Menschen erfolgreich<br />

verlaufen. Die erforderlichen Hilfestellungen<br />

zur Orientierung müssen frühzeitig ansetzen.<br />

Wirtschaft und Politik haben viele wirkungsvolle Maßnahmen<br />

dazu auf den Weg gebracht. Schon im Jahr<br />

2008 wurde in großen Teilen <strong>des</strong> Hochsauerlandkreises<br />

das Projekt „Pro Berufsorientierung (ProBe)“ auf<br />

den Weg gebracht, das auch heute noch in den Städten<br />

Arnsberg, Sundern<br />

und Hallenberg/<br />

Medebach erfolgreich<br />

fortgesetzt wird. In<br />

der Sekundarstufe I<br />

sind inzwischen in<br />

allen Schulen im Hochsauerlandkreis die Standardelemente<br />

der Lan<strong>des</strong>initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“<br />

(KAoA) eingeführt. Dazu hat die Kommunale<br />

Koordinierungsstelle KAoA, die der Hochsauerlandkreis<br />

im Jahr 2014 eingerichtet hat, wesentlich beigetragen.<br />

Darüber hinaus gibt es diverse Angebote der Kammern,<br />

der Verbände, der Agentur für Arbeit, der Bildungsträger,<br />

der Wirtschaftsförderungen, der Schulen und weiterer<br />

Partner im Übergang Schule-Beruf. Diese müssen<br />

bekannt gemacht und optimal genutzt werden.<br />

Hierzu wollen wir mit dieser Ausgabe <strong>des</strong> <strong>Bildungsmagazin</strong>s<br />

beitragen und allen Beteiligten im Prozess der<br />

Berufsorientierung, insbesondere aber den Schülerinnen<br />

und Schülern, Eltern und Schulen einen umfassenden<br />

Überblick über Initiativen, Angebote und Akteure<br />

im Hochsauerlandkreis geben.<br />

Ihr<br />

Dr. Karl Schneider<br />

Landrat Hochsauerlandkreis<br />

3


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

KOMPETENZEN finden:<br />

„Kein Abschluss ohne<br />

Anschluss“ hilft Schüler-<br />

innen und Schülern bei<br />

der Berufswahl<br />

Ab der 8. Klasse Potenziale ermitteln<br />

und berufliche Praxis erkunden<br />

KAoA steht für „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Bei dieser<br />

Lan<strong>des</strong>initiative geht es um den Übergang von der<br />

Schule zum Beruf. Alle Mädchen und Jungen erhalten<br />

ab Klasse 8 eine systematische Berufs- und<br />

Studienorientierung. Dazu gehört das Ermitteln<br />

und Fördern von Potenzialen. In der betrieblichen<br />

Praxis können sie Berufsfelder erkunden. Um die<br />

Vernetzung in der Region kümmert sich die Kommunale<br />

Koordinierungsstelle beim Hochsauerlandkreis, die<br />

Ulla Schneider leitet. Dazu gehören Theresa Terfrüchte und<br />

4<br />

ÜBERGANG<br />

VON DER<br />

SCHULE ZUM<br />

BERUF<br />

Christina Chomsé. Von schulischer<br />

Seite wirken Schulrat Jochen Müller<br />

aus dem Schulamt <strong>des</strong> <strong>HSK</strong>, Christina<br />

Baganz als Regionalkoordinatorin<br />

von KAoA für den <strong>HSK</strong> sowie Detlev<br />

Pecko, Schulleiter der Konrad-Adenauer-Hauptschule<br />

Freienohl, maßgeblich<br />

mit.<br />

Worin besteht Ihre Hauptaufgabe?<br />

Christina Chomsé: Wir sind quasi<br />

der Motor. KAoA umfasst die zentralen Handlungsfelder Berufs-<br />

und Studienorientierung, Übergangssystem,<br />

Steigerung der Attraktivität <strong>des</strong> dualen Systems<br />

und Kommunale Koordinierung. Wir vernetzen die<br />

Akteure vor Ort und bündeln Angebote. Wir sind<br />

Ansprechpartner für alle, informieren auch Eltern,<br />

Schülerinnen und Schüler sowie weitere Multiplikatoren.<br />

Für die Schulen fertigen wir Arbeitshilfen<br />

und haben immer ein offenes Ohr. Mit regionalen Partnern<br />

entwickeln wir Angebote vor Ort.


BERUFSORIENTIERUNG AN SCHULEN<br />

Sind die Aufgaben im Team aufgeteilt?<br />

Ulla Schneider: Wir arbeiten sehr eng zusammen. So ist<br />

jede Kollegin über aktuelle Projekte auf dem Laufenden.<br />

Natürlich hat jeder Spezialgebiete. Christina Chomsé ist<br />

Expertin für die Berufsfelderkundung. Theresa Terfrüchte<br />

kümmert sich um die Systematisierung <strong>des</strong><br />

Übergangs. Ich bin zuständig für die finanzielle<br />

Förderung durch die Lan<strong>des</strong>initiative. Jochen<br />

Müller als Schulrat zeichnet verantwortlich für<br />

die Lan<strong>des</strong>initiative. Christina Baganz und Detlev<br />

Pecko fungieren als Bindeglieder zwischen<br />

Schulen und Koordinierungsstelle, sind Ansprechpartner<br />

für Lehrkräfte.<br />

Worin sehen Sie die Stärken der Initiative?<br />

Jochen Müller: Die wesentliche Stärke liegt in der kontinuierlichen,<br />

systematischen Begleitung in der Berufsorientierung<br />

ab Jahrgangsstufe 8. Die Standardelemente bilden<br />

einen Fahrplan der Berufsorientierung. Die Schülerinnen<br />

und Schüler setzen sich intensiv mit ihren Interessen sowie<br />

mit der realen Berufswelt auseinander. Von besonderem<br />

Wert sind intensive Praxiserfahrungen. Wichtig ist,<br />

dass die Jugendlichen von den Lehrkräften eng begleitet<br />

werden.<br />

Wie ist die Resonanz?<br />

Christina Chomsé: Ein Schüler erzählte, dass er seine Berufsfelderkundung<br />

im Kindergarten absolviert hat: Er fand<br />

den Tag sehr anstrengend und laut. Danach war er sicher,<br />

dass der Kindergarten nicht das Richtige für ihn ist. Wir<br />

schauen uns auch regelmäßig die Arbeit vor Ort bei Potenzialanalysen,<br />

Berufsfelderkundungen oder Praxiskursen<br />

an. Hier sieht man, mit welcher Begeisterung Jugendliche<br />

Aufgaben wahrnehmen. Bei Praxiskursen etwa entwickeln<br />

manche eine besondere Zielstrebigkeit, wenn erste Erfahrungen<br />

beim Tapezieren gemacht oder Werkzeuge im<br />

Holz- oder Metallbereich eingesetzt werden. Sie nutzen<br />

die Chance, in der Praxis zu prüfen, ob sie sich vorstellen<br />

können, mit diesem Werkstoff später einmal zu arbeiten.<br />

PRAXISPHASEN<br />

SIND IMMENS<br />

WICHTIG<br />

Gab es jemanden, der/die Interesse an einem ganz anderen<br />

Beruf fand?<br />

Christina Baganz: Die erfolgreiche Berufsorientierung an<br />

den Schulen wurde mit KAoA in Standardelementen gebündelt.<br />

Praxisphasen sind immens wichtig und wirken<br />

nachhaltig. Beeindruckend finde ich, dass dabei<br />

typische Rollenklischees aufgebrochen werden.<br />

So haben Mädchen in so genannten „Jungen-Domänen“<br />

<strong>des</strong> Handwerks ihre Ausbildung<br />

begonnen, weil sie dort vorher ein Praktikum<br />

absolviert hatten. Ohne schulische Beratung und<br />

Potenzialanalyse wären sie nicht auf die Idee gekommen.<br />

Mich freut je<strong>des</strong> Mal das Lächeln und die Zufriedenheit im<br />

Gesicht derer, die im Praktikum feststellen: „Ja, das ist es.<br />

Das ist mein Ding!“<br />

Gibt es Unterschiede in den Schulformen?<br />

Theresa Terfrüchte: KAoA nimmt alle Schülerinnen und<br />

Schüler in den Blick. Alle Schulformen von der Förderschule<br />

bis zum Gymnasium durchlaufen die Standardelemente. Es<br />

gibt für Schwächere oder Stärkere zusätzliche Praxis-Angebote.<br />

Wir haben im <strong>HSK</strong> hervorragende Bildungsträger<br />

mit tollen Angeboten. Kammern und Verbände haben stets<br />

aktuelle Projekte und Ideen, um allen die Chance zu geben,<br />

Verschiedenes auszuprobieren und ihren Weg in den<br />

Beruf zu finden. Vielleicht ist nach dem Abitur statt eines<br />

Studiums erst einmal eine duale Ausbildung richtig. Mit einer<br />

Ausbildung können Jugendliche immer noch studieren<br />

oder sich fortbilden. Mit praktischer Erfahrung im Beruf<br />

kann später häufig bei Bewerbungen gepunktet werden.<br />

Bekommen Sie nach Abschluss der Berufsausbildung/<br />

<strong>des</strong> Studiums manchmal Rückmeldungen?<br />

Ulla Schneider: Dazu ist es noch zu früh. Die Lan<strong>des</strong>initiative<br />

wird im <strong>HSK</strong> seit dem Schuljahr 2014/2015 umgesetzt.<br />

Die Ersten sind jetzt in der 11. Klasse. Wer etwa an einer<br />

Hauptschule einen Schulabschluss gemacht hat, ist entweder<br />

im Berufskolleg oder in einer dualen Ausbildung im<br />

ersten Ausbildungsjahr.<br />

<br />

5


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

LEHRKRÄFTE erkunden<br />

handwerkliche Berufe<br />

Praxiskurse im Berufsbildungszentrum<br />

<strong>des</strong> Handwerks in Arnsberg<br />

Ein ungewöhnlicher Arbeitstag für Lehrerinnen<br />

und Lehrer: Sie erkunden Berufsfelder,<br />

mit denen sie in ihrem beruflichen Alltag<br />

nichts oder nicht viel zu tun haben, und üben<br />

hierbei handwerkliche Tätigkeiten aus. Die<br />

Koordinatorinnen und Koordinatoren in der<br />

Studien- und Berufsorientierung aller Schulformen<br />

im Hochsauerlandkreis werden in<br />

regelmäßigen Abständen zu einem Berufsfelderkundungstag<br />

ins Berufsbildungszentrum<br />

6<br />

LEHRKRÄFTE<br />

SOLLEN AUS<br />

EIGENER<br />

ERFAHRUNG<br />

BERICHTEN<br />

KÖNNEN<br />

(bbz) der Handwerkskammer Südwestfalen in<br />

Arnsberg eingeladen. Dort können sie erfahren,<br />

welche Berufe ihren Schülerinnen und<br />

Schülern offen stehen, was konkret diese Berufsfelder<br />

ausmachen.<br />

In Zeiten einer schnell wachsenden und vom<br />

stetigen Wandel betroffenen Arbeitswelt sollen<br />

die Pädagoginnen und Pädagogen diese<br />

Herausforderungen auch für die Berufsori-


PRAXISKURSE FÜR LEHRER<br />

entierung und Beratung in Schulen transparent machen<br />

können. Das ist wichtig, um die Schülerinnen und<br />

Schüler bei der Berufsfindung zu unterstützen, sie auf<br />

dem Weg in die Arbeitswelt zu begleiten.<br />

Berufsorientierung sowie als Regionalkoordinatorin für<br />

die Qualitätsentwicklung im Projekt „Kein Abschluss<br />

ohne Anschluss (KAoA)“ für den Hochsauerlandkreis<br />

tätig.<br />

Die Anforderungen in der Praxis sehen oft<br />

ganz anders aus, als es sich die Jugendlichen<br />

vorstellen. Da hilft es, wenn sich die Lehrkräfte<br />

auskennen, wenn sie aus eigener Erfahrung<br />

berichten können, was auf die künftigen Auszubildenden<br />

zukommt. Erfahrungen, die man<br />

bei handwerklichen Tätigkeiten im bbz nachhaltig<br />

machen kann.<br />

Zwei Mal pro Jahr wurden seit 2017 solche Berufsfelderkundungstage<br />

angeboten. Jeweils 30 Lehrerinnen<br />

und Lehrer waren dabei.<br />

An diesem Tag gibt es nach einem Rundgang durch<br />

das bbz morgens und nachmittags je eine zweistündige<br />

Praxisphase für die Teilnehmer: Sie schnuppern in<br />

vierköpfigen Gruppen in die Bereiche Elektro, IT, Kfz,<br />

Metall, Maler, Maurer, Sanitär-Heizung-Klima, Stuckateur<br />

und Tischler und in die damit verbundenen Tätigkeiten<br />

und Handlungsfelder hinein. Dabei lernen sie<br />

auch kennen, welche Anforderungen an die möglichen<br />

Nachwuchshandwerkerinnen und -handwerker in diesen<br />

Berufen gestellt werden.<br />

Ganz praktisch geht es dabei zur Sache: „Es wurde<br />

zum Beispiel ein Schornstein gemauert, eine Grillzange<br />

gehobelt und ein Miniaturauto lackiert“, berichtet<br />

Christina Baganz, bei der Bezirksregierung Arnsberg als<br />

Moderatorin für die Qualifizierung in der Studien- und<br />

GANZ<br />

PRAKTISCH<br />

GEHT ES<br />

DABEI<br />

ZUR SACHE<br />

INFORMATION<br />

StuBO steht für Studien- und Berufswahlkoordinatorinnen und -koordinatoren.<br />

Zwischen den Praxisphasen steht jeweils ein<br />

Unternehmergespräch auf dem Programm.<br />

Dabei können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

in den direkten Austausch mit den<br />

Betrieben treten. So ist es möglich, den Übergang<br />

von der Schule zum Beruf aus verschiedenen<br />

Perspektiven zu betrachten. Außerdem<br />

können alle Fragen rund um die duale Ausbildung<br />

geklärt sowie eine bessere Vernetzung zwischen<br />

den Betrieben und Schulen angestrebt werden.<br />

„Das Feedback ist durchweg positiv“, freut sich Christina<br />

Baganz. Für die Lehrkräfte sei es sehr interessant,<br />

einen Einblick in die Praxis zu erhalten: „Alle betonten,<br />

dass sie diese Erfahrung gern intensivieren oder wiederholen<br />

möchten.“<br />

<br />

Regionalkoordinatorin für die Qualitätsentwicklung der Lan<strong>des</strong>initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss<br />

(KAoA)“ und Ansprechpartnerin ist Christina Baganz beim Schulamt für den Hochsauerlandkreis in Arnsberg.<br />

Kontakt: Telefon: 02931/94-4131, E-Mail: Christina.Baganz@hochsauerlandkreis.de<br />

Weitere Informationen finden sich im Internet auf der Homepage der Bezirksregierung Arnsberg:<br />

www.bezreg-arnsberg.nrw.de unter dem Suchbegriff Berufsorientierung. Die Koordinierungsstelle dort wird<br />

geleitet von Maria Büse-Dallmann, Tel. 02931/823099, E-Mail maria.buese-dallmann@bezreg-arnsberg.nrw.de<br />

7


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

BERUFSFELDERKUNDUNG:<br />

Testen, ob der Traumberuf<br />

wirklich traumhaft ist<br />

Achtklässler schnuppern einen Tag lang<br />

in Berufsalltag hinein<br />

Einmal schnuppern, ob der Traumberuf tatsächlich so<br />

traumhaft ist: Über 2.300 Schülerinnen und Schüler der<br />

achten Klassen besuchten im Rahmen der Berufsfelderkundungstage<br />

im März <strong>2018</strong> an bis zu drei Schultagen Betriebe<br />

im Hochsauerlandkreis. 375 Unternehmen und Behörden<br />

hatten dafür Plätze angeboten. Allein beim Hochsauerlandkreis<br />

haben 53 Jugendliche in verschiedenen Berufsfeldern<br />

einen Schnuppertag absolviert.<br />

So bunt wie das Leben war auch die Auswahl der Berufe.<br />

Lea war mit der Hebamme Kathrin Ströthoff unterwegs.<br />

Gemeinsam besuchten sie frischgebackene Mütter und ihre<br />

Neugeborenen. Lea war begeistert: Sie durfte beim Baden<br />

und Wiegen helfen. Sie war ganz stolz, wenn sie das Baby<br />

selbst einmal halten durfte. Nachmittags war sie Gast bei<br />

einem Geburtsvorbereitungskurs für Geschwisterkinder, die<br />

unter anderem aus Decken eine Art Gebärmutterhöhle bastelten,<br />

um sich in die Welt <strong>des</strong> Babys einfühlen zu können.<br />

Für sie war das Erlebte ein Gewinn: „Dieser Tag war eine<br />

tolle Erfahrung und hat mich in meinem Berufswunsch<br />

Hebamme deutlich bestärkt.“<br />

Sehr spannend war es für Isabell, die sich den Alltag als<br />

Notfallsanitäterin im Zentrum für Feuerschutz und Rettungswesen<br />

in Meschede-Enste<br />

anschaute. Die<br />

Schülerin der achten Klasse<br />

<strong>des</strong> Laurentianums Arnsberg<br />

hatte sich für das Berufsfeld<br />

„Medizin, Psychologie,<br />

Pflege und Therapie“<br />

beim Hochsauerlandkreis<br />

entschieden. Es blieb nicht<br />

beim Zusehen: Zusammen<br />

mit Notfallsanitäter Sebastian<br />

Struwe kontrollierte<br />

die Schülerin das Material<br />

im Rettungswagen. Nicht<br />

nur Allgemeines erfuhr sie,<br />

sie bekam auch einen Einblick<br />

in die Praxis: „Das war<br />

8


BERUFSFELDERKUNDUNGSTAG IN DER PRAXIS<br />

echt spannend in der Leitstelle, wo die Feuerwehr- und<br />

Rettungsdiensteinsätze im gesamten Hochsauerlandkreis<br />

koordiniert werden“, zeigte Isabell sich begeistert. „Außerdem<br />

waren wir in der Rettungswache Meschede, wo wir<br />

Blutdruck- und Zuckerwerte messen und ein EKG schreiben<br />

durften.“<br />

Aufregend war der Berufsfelderkundungstag für Robin. Der<br />

Zwölfjährige, der wegen einer Muskeldystrophie im Rollstuhl<br />

sitzt und die Schule an der Ruhraue in Olsberg besucht,<br />

absolvierte sein Praktikum im Architekturbüro Ralf<br />

Schmidt in Arpe. Aus drei Gründen hat er diesen Beruf ausgewählt:<br />

„Weil ich gut am Computer arbeiten kann, sehr<br />

strukturiert arbeite und alles 100 Prozent genau<br />

sein muss.“ Natürlich war er am Morgen nervös:<br />

„Ich war sehr aufgeregt. Aber meine Erwartungen<br />

an diesen Tag wurden mehr als übertroffen“,<br />

schwärmte er. Nach der Begrüßung zeigte man<br />

ihm das Büro und seinen Arbeitsplatz. Begeistert<br />

war Robin von den Kollegen für einen Tag: „Das<br />

gesamte Team hat sich so dermaßen um mich<br />

gekümmert.“<br />

„DAS GESAMTE<br />

TEAM HAT<br />

SICH SO<br />

DERMASSEN<br />

UM MICH<br />

GEKÜMMERT“<br />

Und dass ich eine so tolle Mappe mit nach Hause nehmen<br />

durfte und in meiner Klasse zeigen konnte, war echt super!“<br />

Ob er seinen Traumberuf gefunden hat? Die Antwort<br />

kommt aus tiefstem Herzen: „Ja! Definitiv!“<br />

Aktiv berufliche Tätigkeiten im Betrieb auszuführen,<br />

die für das jeweilige Berufsfeld charakteristisch<br />

sind – das ist das Ziel der Berufsfelderkundungstage.<br />

Dahinter steht die Lan<strong>des</strong>initiative<br />

„Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA), die vom<br />

Land Nordrhein-Westfalen und aus Mitteln <strong>des</strong><br />

Europäischen Sozialfonds finanziell unterstützt wird. Dabei<br />

knüpfen die Jugendlichen zudem Kontakte zu möglichen<br />

künftigen Ausbildungsbetrieben.<br />

Für Fragen zur Lan<strong>des</strong>initiative steht die Kommunale<br />

Koordinierungsstelle <strong>des</strong> Hochsauerlandkreises unter<br />

02931/94-4127 zur Verfügung. <br />

INFORMATION<br />

Typisch Mädchen – typisch Junge? Beim Girls‘ Day und<br />

Boys‘ Day testeten deutschlandweit mehr als 130.000<br />

Jungen und Mädchen ihre Talente in Berufen mit geringem<br />

Frauen-/Männeranteil.<br />

Besonders viel Spaß hatte der Zwölfjährige an der praktischen<br />

Arbeit: „Ich konnte am Computer ein eigenes Haus in<br />

3D erstellen. Immer saß ein Kollege neben mir und hat mir<br />

geholfen. Das Haus wurde nachher ausgedruckt.“ Nach Feierabend<br />

war er rundum zufrieden: „Alles hat mir gefallen.<br />

Ob Mädchen in Kfz-Werkstätten oder Jungen in Kindertagesstätten<br />

– für einen Tag tauschten sie das Klassenzimmer<br />

gegen einen Praktikumsplatz im Berufsleben.<br />

Mit diesem von Rollenklischees freien Tag sollen<br />

faire Chancen in der beruflichen Entwicklung gefordert<br />

und gefördert werden. Auch dieser Tag kann als Berufsfelderkundung<br />

in der achten Klasse genutzt werden.<br />

Weitere Informationen im Internet:<br />

www.girls-day.de<br />

www.boys-day.de<br />

www.klischee-frei.de<br />

9


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

Das Plus an UNTER-<br />

STÜTZUNG und Beratung<br />

Berufseinstiegsbegleiter helfen Jugendlichen<br />

individuell beim Start ins Berufsleben<br />

Der Schritt ins Berufsleben ist für jeden Jugendlichen<br />

eine große Herausforderung. Was sind meine Stärken?<br />

Liegt mir der Beruf, den ich anstrebe, auch wirklich? Wo<br />

kann ich ein Praktikum machen? Ist meine Bewerbung<br />

tatsächlich gut formuliert? Bin ich ausreichend<br />

auf das Bewerbungsgespräch vorbereitet?<br />

Diesen und vielen weiteren Fragen stehen<br />

die Schülerinnen und Schüler gegenüber.<br />

Trotz aller berufsvorbereitender Maßnahmen<br />

der Schulen gibt es in vielen Fällen noch<br />

Unsicherheiten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Kolping-Bildungszentren Südwestfalen<br />

GmbH stehen Schülerinnen und<br />

Schülern als Berufseinstiegsbegleiter zur Seite. An der<br />

Agnes-Wenke-Sekundarschule in Neheim sind dies derzeit<br />

Jasmine Rother (Bereichsleitung) und Silke Fuß.<br />

Berufsberaterin Marion Kettler betreut die Maßnahme<br />

aufseiten der Agentur für Arbeit.<br />

10<br />

DIE UNTER-<br />

STÜTZUNG<br />

IST UNTER-<br />

SCHIEDLICH<br />

UND SEHR<br />

INDIVIDUELL<br />

Welche zusätzliche Unterstützung geben Sie den<br />

Jugendlichen?<br />

Dies ist unterschiedlich und sehr<br />

individuell. Wir legen gemeinsam<br />

mit dem Jugendlichen fest, wie die<br />

Unterstützung aussieht. Wir geben<br />

Hilfen bei der Berufswahlorientierung<br />

oder bei der Suche nach<br />

einem Praktikums- sowie Ausbildungsplatz.<br />

Bei einigen Schülerinnen<br />

und Schülern kann Kommunikationstraining,<br />

Telefontraining<br />

oder Bewerbungstraining sinnvoll<br />

sein. Das kann die Auseinandersetzung<br />

mit Ausbildungsberufen und deren Anforderungen<br />

sein. Dazu zählt natürlich auch die intensive Begleitung<br />

während der einzelnen Phasen der Ausbildungssuche.<br />

Auch in der Anfangsphase <strong>des</strong> Ausbildungsverhältnisses<br />

stehen wir ihnen zur Seite.<br />

Zum anderen stehen wir im stetigen Austausch<br />

mit der Berufsberaterin Frau Kettler, um bei der<br />

Berufswahl bestmöglich zu unterstützen und<br />

mögliche Angebote seitens der Agentur für Arbeit<br />

zeitnah zu nutzen.<br />

Wie nehmen die Schülerinnen und Schüler<br />

dieses Angebot an?<br />

Da es sich um eine freiwillige Maßnahme handelt, nehmen<br />

sie die Unterstützung in der Regel sehr gerne an.<br />

Sie vereinbaren mit uns Termine, beispielsweise um eine<br />

Bewerbung zu schreiben. Es entwickelt sich eine sehr<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit. Es ist eine gute Hilfe<br />

und Begleitung, die den Schülerinnen und Schülern den<br />

erfolgreichen Weg in den richtigen Beruf erleichtert.


KOLPING BILDUNGSZENTRUM SÜDWESTFALEN IN NEHEIM<br />

Wie arbeiten Sie mit den Eltern zusammen?<br />

Die Eltern spielen bei der Berufsfindung und Berufswahl<br />

ihrer Kinder eine wichtige<br />

Rolle. Sie treffen letztendlich mit<br />

ihrem Kind die Entscheidung. Wir,<br />

die Berufseinstiegsbegleiter, sind<br />

gemeinsam mit Frau Kettler bei<br />

jedem Lernentwicklungsgespräch<br />

(Elternsprechtag) der Schule vor<br />

Ort. Darüber hinaus besteht ein regelmäßiger<br />

Austausch und Kontakt<br />

mit den Eltern im Rahmen von Terminen<br />

im Büro, in der Schule, aber<br />

auch zu Hause.<br />

Wie sehen die Ausbildungsbetriebe<br />

diese Maßnahme?<br />

Die Betriebe schätzen die Arbeit der Berufseinstiegsbegleitung.<br />

Bei der Durchführung zahlreicher unterschiedlicher<br />

Maßnahmen und Programme der Kolping-Bildungszentren<br />

Südwestfalen GmbH haben wir<br />

gute Kontakte zu den hiesigen Betrieben geknüpft. So<br />

hat sich, über die Jahre hinweg, insbesondere durch die<br />

persönlichen Kontakte mit den regionalen Betrieben,<br />

ein Vertrauensverhältnis entwickelt, das zur Effektivität<br />

der Maßnahme beiträgt.<br />

Was müssen Eltern und Jugendliche tun, um diese<br />

Hilfestellung zu bekommen?<br />

Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Schülerinnen<br />

und Schüler eine duale Ausbildung nach dem<br />

Besuch der allgemeinbildenden Schule anstreben und<br />

das Angebot auch wirklich nutzen wollen. Zudem ist die<br />

Einverständniserklärung der Eltern oder <strong>des</strong> Erziehungsberechtigten<br />

notwendig. Danach entscheiden die Lehrperson<br />

sowie der zuständige Berufsberater, wer teilnehmen<br />

kann. Es gibt an den teilnehmenden Schulen meist<br />

zwischen 10 und 15 Plätze. Die sind in der Regel auch<br />

schnell besetzt.<br />

<br />

INFORMATION<br />

Die Maßnahme wird durch das Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Arbeit und Soziales, den Europäischen Sozialfond<br />

und die Agentur für Arbeit finanziert. Gemeinsam mit<br />

der Schule (Klassenlehrer/in) und der/m Berater/in der<br />

Agentur für Arbeit wird festgelegt, wer die Förderung<br />

nutzen darf.<br />

Berufseinstiegsbegleiter sind zur Zeit an folgenden<br />

Schulen tätig:<br />

· Heinrich-Lübke-Schule in Brilon<br />

· Franz-Hoffmeister Hauptschule in Bestwig<br />

· Sekundarschule Olsberg-Bestwig<br />

· Konrad-Adenauer-Schule in Freienohl<br />

· Martinsschule in Schmallenberg<br />

· Christine-Koch-Schule in Schmallenberg<br />

· Roman-Herzog-Schule in Brilon<br />

· Sekundarschule Medebach-Winterberg<br />

· Agnes-Wenke-Schule in Neheim<br />

· Sekundarschule in Arnsberg.<br />

Kolping-Bildungszentren Südwestfalen GmbH<br />

Jasmine Rother, Bereichsleitung Schule<br />

Telefon: 02932 969112<br />

jasmine.rother@kolping-suedwestfalen.de<br />

www.kolping-suedwestfalen.de<br />

Agentur für Arbeit<br />

Marion Kettler<br />

Berufsberaterin<br />

Telefon: 0800 4555500<br />

Arnsberg.Berufsberatung@arbeitsagentur.de<br />

Internet: www.arbeitsagentur.de<br />

11


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

GESPRÄCHE zwischen<br />

Wirtschaft und Schule<br />

StuBO-Tag lädt ein zum Informationsund<br />

Erfahrungsaustausch<br />

lische Angebote als Übergangs- und Orientierungslösung<br />

bereitzuhalten, sehen die<br />

Anforderungen inzwischen anders aus. Der<br />

Übergang von der Schule in den Beruf soll direkt<br />

sein, ohne Warteschleifen und möglichst<br />

sogleich von Erfolg gekrönt. Die Studien- und<br />

SCHULE<br />

TRIFFT<br />

WIRTSCHAFT<br />

amt für den <strong>HSK</strong> alljährlich den StuBO-Tag.<br />

Kurz vor den Sommerferien trafen sich über<br />

70 StuBOs aus allen Schulen <strong>des</strong> Kreises.<br />

Neben einem Modul zum Thema Curriculum<br />

standen auch Workshops zu den Themen Duale<br />

Ausbildung, Duales Studium, Elternarbeit<br />

Berufswahlkoordinatoren (StuBOs) sind Ansprechpartner<br />

für alle Belange der Berufs- und Studienorientierung<br />

für Schülerinnen und Schüler, Eltern, Schullei-<br />

sowie Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler<br />

mit Migrationshintergrund oder mit besonderem Förderbedarf<br />

auf dem Programm. Geladen waren zu dem<br />

tung, Kollegium und der an dem Prozess beteiligten<br />

Institutionen.<br />

Um Themen erfolgreich in die Schulen hineinzutragen<br />

und den Austausch zu fördern, organisiert das Schul-<br />

Geringere Schülerzahlen, kleinere Klassen, immer mehr<br />

offene Ausbildungsplätze und nicht besetzte Facharbeiterstellen<br />

sind Auswirkungen <strong>des</strong> demografischen<br />

Wandels. War es vor zehn Jahren noch sinnvoll, schu-<br />

12


StuBO-TAG<br />

Austausch auch Vertreter der Agentur für Arbeit, der<br />

Bezirksregierung, der Industrie- und Handelskammer,<br />

der Handwerkskammer, <strong>des</strong> Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

(LWL) sowie Vertreter der heimischen Wirtschaft.<br />

Diese steuerten für die einzelnen Module ihr<br />

Fachwissen bei.<br />

<br />

13


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

Gute Berufs- und<br />

STUDIENORIENTIERUNG<br />

– „mit Brief und Siegel“<br />

Berufswahl-SIEGEL bestärkt Schulen, ihr<br />

Engagement kontinuierlich zu verbessern<br />

Der Weg ins Berufsleben verläuft nicht immer geradlinig.<br />

Viele Schulen legen daher großen Wert auf die<br />

Studien- und Berufsorientierung. Seit 2011 werden<br />

je<strong>des</strong> Jahr Schulen im Hochsauerlandkreis mit dem<br />

Berufswahl-SIEGEL ausgezeichnet. Zwei Beispiele: das<br />

städtische Gymnasium Laurentianum in Arnsberg und<br />

die Heinrich-Lübke-Schule in Brilon.<br />

Im Lehrplan am Laurentianum ist festgeschrieben:<br />

Von Stufe 7 an bis wenige Wochen vor dem<br />

Abitur beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler<br />

immer wieder „systematisch und fächerübergreifend“<br />

im Unterricht, in Informationsveranstaltungen und bei<br />

Praktika mit Studien- und Berufsfeldern, ihren eigenen<br />

Interessen und Potenzialen. Seit 2016 trägt die Schule<br />

das Berufswahl-SIEGEL, 2019 wird sie – so das Bestreben<br />

von Sabine Fehringer, StuBO-Koordinatorin<br />

<strong>des</strong> Arnsberger Gymnasiums, – rezertifiziert<br />

werden.<br />

14<br />

SYSTEMATISCH<br />

UND<br />

FÄCHERÜBER-<br />

GREIFEND<br />

Sie betont: „Dieser Schwerpunkt wird von<br />

Jahr zu Jahr weiter ausgebaut.“ Die Liste der<br />

Aktivitäten und Angebote ist lang: BIZ-Besuche,<br />

Informationsveranstaltungen zu Dualen Studiengängen<br />

und MINT-Workshops, bei denen Berufsfelder<br />

aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik präsentiert werden, gehören<br />

ebenso dazu wie der Girls‘- und Boys‘-Day, um klischeefrei<br />

Berufe kennenzulernen. Dazu kommen im Rahmen<br />

<strong>des</strong> lan<strong>des</strong>weiten Projekts „Kein Abschluss ohne Anschluss“<br />

die Potenzialanalyse und die Berufsfelderkundungstage<br />

sowie die Arbeit mit dem Berufswahlpass. Je<br />

zwei Wochen Sozial- und Betriebspraktikum sowie der<br />

Besuch <strong>des</strong> Hochschultages an der Uni Münster sind<br />

verpflichtend. Kontinuierlich berät die Agentur für Arbeit<br />

in individuellen Sprechstundenzeiten Schülerinnen<br />

und Schüler der Oberstufe.<br />

Praktische Erfahrung zählt: Eltern stellen ihren eigenen<br />

Beruf vor. Profis aus diversen Sparten berichten<br />

aus dem Alltag. Auszubildende aus nahen Betrieben erzählen<br />

von ihrer Arbeit. Industrie- und Handelskammer<br />

sowie Handwerkskammer zeigen Wege ins Berufsleben<br />

auf.<br />

Sabine Fehringer war vom Erfolg der Bewerbung<br />

um das Berufswahl-SIEGEL überzeugt:<br />

„Ich wusste, dass wir ein gutes Team mit einem<br />

sehr guten Konzept und vielen Partnern<br />

wie Eltern oder Unternehmen sind, das die<br />

Schülerinnen und Schüler systematisch auf<br />

eine qualitativ hochwertige Studien- und Berufswahl<br />

vorbereitet.“ Ob Bewerbung um einen Ausbildungsoder<br />

Studienplatz, Duales Studium oder Studienstipendium,<br />

ob Au-pair- oder Work-and-Travel-Auslandsaufenthalt<br />

oder Freiwilliges Soziales Jahr: Spätestens


BERUFSWAHL-SIEGEL<br />

Berufswahl-SIEGEL-Verleihung <strong>2018</strong>: Rezertifizierung der Heinrich-Lübke-Schule Brilon<br />

am Ende ihrer Schulzeit sollen die<br />

Jugendlichen über die nächsten<br />

Schritte umfassend informiert sein,<br />

diese sinnvoll planen und selbständig<br />

gehen können.<br />

EINBLICKE<br />

IN DIE<br />

ARBEITSWELT<br />

SAMMELN<br />

Bewerbungen wird unterstützt. Alle Angebote werden<br />

im Unterricht vor- und nachbereitet, man arbeitet intensiv<br />

mit weiteren Kooperationspartnern zusammen.<br />

Mit im Boot sind die Eltern, für die es Gesprächs- und<br />

Beratungsangebote gibt.<br />

Bereits seit 2012 ist die Heinrich-Lübke-Schule in Brilon<br />

zertifiziert, wurde gerade erneut ausgezeichnet. „Wir<br />

leben hier ein umfangreiches Berufsorientierungskonzept,<br />

das über die geforderten Angebote hinausgeht“,<br />

betont Barbara Falke, StuBO der Sekundarschule. Schon<br />

ab Klasse 5 können die Mädchen und Jungen Erfahrungen<br />

sammeln: Zunächst gehe es um einen Einblick in<br />

die Arbeitswelt, werden Fähigkeiten und Fertigkeiten in<br />

den Blick genommen. Der Wirtschaftsraum Brilon spiele<br />

dabei eine zentrale Rolle. „Die Jugendlichen sollen<br />

sich selbst erproben und ihre Stärken kennenlernen“,<br />

erläutert Barbara Falke. Dies ermöglichen Unterrichtseinheiten<br />

verschiedener Fächer, Teamtraining, Methodentage,<br />

Potenzialanalyse und Berufsfelderkundung.<br />

Sie können Arbeitsgemeinschaften, Profilangebote und<br />

Ergänzungsstunden auswählen.<br />

Zu Beginn der Klasse 9 steht ein dreiwöchiges Betriebspraktikum<br />

an, ein Bewerbungstraining und der Besuch<br />

der Ausbildungsbörse in Brilon. In Klasse 10 können die<br />

Jugendlichen ein Langzeitpraktikum absolvieren. Das<br />

Berufskolleg wird genauer in den Blick genommen. Bei<br />

Auch in der Heinrich-Lübke-Schule ist die Resonanz<br />

durchweg positiv, wie Barbara Falke weiß: „Viele der<br />

diesjährigen Absolventinnen und Absolventen haben<br />

sich für eine betriebliche Ausbildung entschieden.“<br />

Wichtig sei: „Die meisten Schülerinnen und Schüler<br />

haben konkrete Vorstellungen, wie es für sie weitergeht.<br />

Sie stecken sich Ziele und kennen mögliche Wege,<br />

diese zu erreichen.“<br />

<br />

BERUFSWAHL-SIEGEL<br />

ALS ZEICHEN VON QUALITÄT<br />

Das Berufswahl-SIEGEL zeichnet je<strong>des</strong> Jahr Schulen<br />

aus, die ihre Schülerinnen und Schüler vorbildlich auf<br />

den Übergang ins Berufsleben vorbereiten. Es wurde<br />

erstmals 2011 in der Bildungsregion Hochsauerlandkreis/Kreis<br />

Soest verliehen. 11 Schulen im <strong>HSK</strong> tragen<br />

aktuell das Berufswahl-SIEGEL. Vier davon sind <strong>2018</strong><br />

rezertifiziert worden. Alle drei Jahre müssen sich die<br />

Schulen erneut um das Siegel bemühen.<br />

15


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

„Gefreut wie Bolle“:<br />

Luc Spiller bekommt JOB<br />

bei der Firma Köster<br />

Beim KAoA-STAR-Programm konnte sich<br />

der junge Winterberger beweisen<br />

An diesem Erfolg hat Luc emsig gebastelt. Anfang Juli<br />

<strong>2018</strong> absolvierte er seinen letzten Schultag und nahm<br />

bei der Entlassfeier stolz sein Zeugnis entgegen. Vorausgegangen<br />

waren im Zuge der Berufsorientierung<br />

an seiner Schule eine Potenzialanalyse sowie eine Berufsfelderkundung<br />

und anschließend das Praktikum bei<br />

der Firma Köster. Bei dem Unternehmen, das im Bereich<br />

Dichtheitsprüfung, Montagetechnik und Automation<br />

national und international tätig ist, hinterließ der junge<br />

Mann einen nachhaltig positiven Eindruck.<br />

Mit der Unterstützung seiner Eltern, die ihn bei der<br />

ersten Kontaktaufnahme zum Unternehmen und beim<br />

Vorstellungsgespräch begleitet haben, absolvierte Luc<br />

im Sommer 2017 ein zweiwöchiges Praktikum. Dieses<br />

verlief so zufriedenstellend, dass zunächst ein Blockund<br />

dann ein Langzeitpraktikum folgten. Immer mittwochs<br />

drückte Luc Spiller die Schulbank und arbeitete<br />

die restlichen Tage im Betrieb.<br />

Luc Spiller ist happy: Mit viel persönlichem<br />

Engagement hat sich der 19-jährige einen<br />

festen Arbeitsplatz bei der Medebacher Firma<br />

Paul Köster GmbH erarbeitet. Eigens für den<br />

ehemaligen Schüler der Briloner Franziskusschule,<br />

einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt<br />

Geistige Entwicklung, hat das<br />

Unternehmen eine Stelle als Produktionshelfer<br />

kreiert.<br />

16<br />

LUC<br />

MÖCHTE<br />

EINEN<br />

STAPLER-<br />

FÜHRERSCHEIN<br />

MACHEN<br />

„Er ist ein netter Kerl, hat sich geschickt<br />

gezeigt, und so haben wir gemeinsam mit<br />

unseren Facharbeitern und dem Betriebsrat<br />

entschieden, ihn in Vollzeit zu übernehmen“,<br />

erzählt Hildegard Köster, im Betrieb<br />

verantwortlich für Finanzen und Personalverwaltung.<br />

Und sie schmunzelt: „Luc hat<br />

sich gefreut wie Bolle.“ Arbeiten wird er in<br />

den Bereichen Dichtgummifertigung so-


KAoA-STAR SCHULE TRIFFT ARBEITSWELT<br />

wie an drei Tagen pro Woche im Warenmanagement.<br />

Mit dem LWL-Budget für Arbeit werden die<br />

Finanzierung <strong>des</strong> Staplerführerscheins sowie monatliche<br />

Lohnkostenzuschüsse durch das<br />

LWL-Integrationsamt Westfalen gefördert.<br />

Entsprechend besteht die Möglichkeit, das<br />

Aufgabenfeld für Luc zu erweitern. „Für einen<br />

jungen Mann ist eine Tätigkeit als Staplerfahrer<br />

sicher spannend“, ergänzt Hildegard<br />

Köster.<br />

Bei seinem Karriereweg haben mehrere Instanzen<br />

Luc Spiller Rückenwind gegeben. Neben<br />

seinen Eltern, der Franziskusschule und<br />

der Firma Köster hat sich vor allem Nina Rosenthal<br />

vom Integrationsfachdienst Hochsauerland (IFD) im<br />

Rahmen von KAoA-STAR sehr engagiert. So setzte sie<br />

sich im April mit Luc und <strong>des</strong>sen Eltern sowie Hildegard<br />

Köster zusammen, um die To-Do’s abzuklären.<br />

Den Praktika gingen allerdings noch weitere Prozesse<br />

voraus, um eine passgenaue und zielgerichtete Berufsorientierung<br />

von Schülern mit Bedarf an sonderpädagogischer<br />

Unterstützung sicher zu stellen. So durchlief<br />

Luc Spiller zunächst eine Potenzialanalyse, um seine<br />

Eignungen und Talente auszuloten. Bei einer Berufsfelderkundung,<br />

die der IFD im Hochsauerland zusammen<br />

MEHRERE<br />

INSTANZEN<br />

HABEN<br />

ZUSAMMEN-<br />

GEARBEITET<br />

UND LUC<br />

UNTERSTÜTZT<br />

mit einem externen Träger durchführt, konnte er zudem<br />

in verschiedene Berufsfelder hinein schnuppern.<br />

Schließlich folgte ein Berufsorientierungsseminar.<br />

Die Fachkräfte <strong>des</strong> Integrationsfachdienstes<br />

setzen sich dabei mit den Schülerinnen und<br />

Schülern zusammen und erarbeiten zum Beispiel<br />

realistische Berufsvorstellungen oder<br />

besprechen ganz praktische Dinge wie Themen<br />

rund um das Bewerbungsgespräch oder<br />

die Erwartungshaltung von Vorgesetzten und<br />

Kollegen – also Dinge, die Jugendliche fit für<br />

den Job machen.<br />

Nina Rosenthal habe sich im Fall Luc Spiller<br />

„sehr reingehängt“, lobt Hildegard Köster. Mit der<br />

Entscheidung, extra einen Arbeitsplatz zu schaffen,<br />

möchte das Medebacher Unternehmen soziale Verantwortung<br />

zeigen. Die Paul Köster GmbH beschäftigt beispielsweise<br />

auch Menschen mit Flüchtlingserfahrung<br />

und zeichnet sich als ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb<br />

sowie als familienfreundliches Unternehmen aus.<br />

„In diesem Falle haben wir uns überlegt, wie wir selbst<br />

in einer solchen Situation reagieren würden – wenn<br />

unser Kind nur geringe Aussicht auf eine Festanstellung<br />

hat“, erläutert Hildegard Köster. „Und Luc ist ein<br />

Gewinn für die Firma, er entlastet unsere Facharbeiter.“<br />

<br />

KAoA-STAR – DIE BETEILIGTEN<br />

Im lan<strong>des</strong>weiten Übergangsystem KAoA-STAR sind<br />

neben den Schülerinnen und Schülern, den Erziehungsberechtigten<br />

und den Lehrkräften von Förderoder<br />

Regelschule auch der Integrationsfachdienst,<br />

der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als begleitende<br />

Institution und andere an der beruflichen<br />

Orientierung beteiligten Akteure wie die Agentur für<br />

Arbeit involviert.<br />

Der Integrationsfachdienst im Hochsauerlandkreis<br />

ist organisiert im Trägerverbund der Diakonie<br />

Ruhr-Hellweg e.V. sowie <strong>des</strong> Caritasverban<strong>des</strong> Hagen<br />

e.V. und setzt KAoA-STAR nach den Vorgaben<br />

<strong>des</strong> LWL-Integrationsamtes Westfalen vor Ort um.<br />

Örtlicher Integrationsfachdienst: 0291/2900-131<br />

17


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

Sich selbst und den<br />

Beruf KENNENLERNEN<br />

Das Projekt ProBe führt Schülerinnen und<br />

Schüler direkt an die Werkbank heran<br />

Holzkästchen bauen, eine elektrische Klingel, einen<br />

Spielzeugtrecker. Kochen, backen oder im Rollenspiel<br />

Verkaufsgespräche führen – das sind erste und entscheidende<br />

Schritte in den Beruf. Ganz praxisnah, von aktiv<br />

tätigen Ausbildern begleitet und wie im „echten Leben“.<br />

Das Projekt ProBe im Raum Arnsberg führt Schülerinnen<br />

und Schüler direkt an die praktischen Tätigkeiten heran.<br />

Und hilft dabei ganz entscheidend bei der Berufswahlorientierung.<br />

In Klasse 9, von September bis Dezember, besuchen<br />

die Schülerinnen und Schüler den Praxisunterricht und<br />

werden selbst tätig. Einmal pro Woche, jeweils drei<br />

Schulstunden lang. Am Nachmittag, nach dem regulären<br />

Unterricht, übernehmen sie Praxisaufgaben, ähnlich<br />

wie sie auch Auszubildenden im ersten Lehrjahr<br />

übertragen würden. Zwei verschiedene Berufsfelder<br />

durchlaufen die Schülerinnen und Schüler auf diese<br />

Weise.<br />

18


ProBe PROJEKT<br />

Kooperationspartner sind die Berufskollegs am Berliner<br />

Platz und am Eichholz, die Gemeinschafts-Lehrwerkstatt<br />

Arnsberg und das Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer<br />

in Arnsberg. Damit steht eine große<br />

Bandbreite an Ausbildungsberufen zur Wahl:<br />

Von Hauswirtschaft über Gesundheitswesen,<br />

Gartenbau, Verkauf und Metall bis Elektro und<br />

Holz.<br />

DIE EIGENEN<br />

STÄRKEN UND<br />

SCHWÄCHEN<br />

KENNEN-<br />

LERNEN<br />

Die Ausbilder sind Berufsschullehrer oder Meister<br />

und kommen zum Teil direkt aus den Betrieben.<br />

Sie nehmen sich die Zeit, um den Schülerinnen und<br />

Schülern die Vorgänge zu erklären. Dies geht deutlich über<br />

die Möglichkeiten hinaus, die ein Arbeitgeber einem Praktikanten<br />

gegenüber hätte.<br />

Lehrstellenbörsen, Berufsfelderkundung, Girls‘ Day oder<br />

Boys‘ Day und vieles mehr…. Schülerinnen und Schüler<br />

haben jede Menge Möglichkeiten, die ihnen bei der Berufswahl<br />

helfen. Bei allen Hilfestellungen ist jedoch kaum<br />

etwas so aussagekräftig wie die echte, eigene Arbeit. ProBe<br />

führt sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern direkt vor<br />

Augen. Und macht dabei auch Lust auf den Beruf. Denn ein<br />

selbst gefertigtes Produkt fertig in den Händen zu halten,<br />

kann sehr motivierend sein.<br />

INFORMATION<br />

Die Schülerinnen und Schüler lernen sich, ihre eigenen<br />

Stärken und Schwächen kennen. Teils festigt sich der Berufswunsch,<br />

oft zeigt sich eine neue Perspektive. Und<br />

manchmal stellen sie auch fest, dass der Beruf, der zuvor so<br />

attraktiv erschien, sich in der Praxis nicht ganz so traumhaft<br />

darstellt. „Doch auch das ist eine wertvolle Erfahrung, die<br />

davor bewahrt, eine falsche Entscheidung zu treffen und zu<br />

einem direkteren Einstieg in den richtigen Beruf verhilft“,<br />

ist Projektkoordinatorin Kathrin Sölken überzeugt. Auch die<br />

Lehrerinnen und Lehrer bestätigen ihr gegenüber, dass die<br />

Schülerinnen und Schüler in ihrer Berufswahlentscheidung<br />

nach Durchlaufen von ProBe wesentlich gefestigter sind.<br />

Dabei stößt die Arbeit am Nachmittag nicht immer auf Begeisterung.<br />

„Manche möchten lieber ihre Freizeit<br />

genießen. Aber die meisten erkennen den Nutzen,<br />

und am Ende macht es vielen richtig Spaß“, so<br />

Kathrin Sölken. Bei min<strong>des</strong>tens 75 Prozent Anwesenheit<br />

gibt es ein Zertifikat. Rund 80 Prozent der<br />

ProBe-Teilnehmer erreicht dieses Ziel.<br />

Bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz<br />

macht sich die Bescheinigung positiv bemerkbar. „Besonders<br />

profitieren davon schwächere Schülerinnen und Schüler<br />

oder Inklusionsschülerinnen und -schüler, die es sonst<br />

eher schwer haben, eine Chance zu bekommen“, weiß Kathrin<br />

Sölken. Und wenn es dann soweit ist und die Ausbildung<br />

beginnt, gehen die Schülerinnen und Schüler zudem<br />

mit mehr Kenntnissen und größerer Selbstsicherheit in den<br />

Betrieb hinein.<br />

<br />

ProBe ist ein zweijähriges Projekt, an dem Haupt-, Sekundar- und Förderschulen im Raum Arnsberg teilnehmen.<br />

Es wurde auf Initiative der Bürgerstiftung Arnsberg gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, dem Hochsauerlandkreis,<br />

der Stadt Arnsberg und dem Kolping-Bildungszentrum im Jahr 2008 entwickelt. Das Kolping-Bildungszentrum<br />

Südwestfalen ist Projektträger. Finanziert wird es durch die BürgerStiftung Arnsberg und die Stadt Arnsberg.<br />

Nach der Werkpraxis folgt ein Bewerbungstraining. ProBe wird auch in Sundern und Medebach/Hallenberg<br />

durchgeführt. Dort erfolgt die Finanzierung durch die Kommunen sowie weitere örtliche Partner und Betriebe.<br />

19


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

SELBSTBEWUSSTSEIN<br />

stärken und Schulmüdig-<br />

keit entgegenwirken<br />

Bei PRACTICE Workcamps machen Schülerinnen<br />

und Schüler praktische Erfahrungen<br />

im Handwerk<br />

Welche Faktoren wirken darauf ein, dass Schülerinnen und<br />

Schüler auf dem Weg in den Beruf scheitern? Wie erkennt<br />

man die Risikogruppen? Und wie geht man damit um? Damit<br />

befassen sich die Beteiligten beim europäischen Erasmus+<br />

Projekt PRACTICE.<br />

Keine Lust auf Unterricht, auf Praktika und auf<br />

Arbeit schon gar nicht. Berufsorientierung für<br />

Schülerinnen und Schüler mit emotionalem oder<br />

sozialem Förderbedarf kann eine Herausforderung<br />

sein. Dabei misslingt jungen Menschen ohne<br />

Schulabschluss der Übergang in eine Ausbildung<br />

besonders häufig. Darum versuchen Pädagogen<br />

Wege zu finden, sie zu motivieren und ihnen zu<br />

einem erfolgreichen Abschluss zu verhelfen. „Wir<br />

20<br />

DURCH<br />

ERFOLGREICHE,<br />

PRAKTISCHE<br />

TÄTIGKEIT<br />

WIRD DAS<br />

SELBSTBE-<br />

WUSSTSEIN<br />

GESTEIGERT<br />

müssen frühzeitig Hilfestellungen<br />

geben – und zwar bevor die Schülerinnen<br />

und Schüler die Schule verlassen“,<br />

ist Projektmanagerin Janet<br />

Henke überzeugt.<br />

Die Erfahrung hat gezeigt: Durch erfolgreiche,<br />

praktische Tätigkeit wird<br />

das Selbstbewusstsein gesteigert.<br />

Mit eigenen Händen etwas geschaffen<br />

zu haben, motiviert und steigert<br />

das Interesse. Genau hier setzen die<br />

Workcamps an. In mehreren Modulen hatten Schülerinnen<br />

und Schüler die Möglichkeit, handwerkliche Tätigkeitsbereiche<br />

branchenübergreifend kennenzulernen. Zwei Mal eine<br />

Woche je 30 Schulstunden lang in den Ausbildungsräumen<br />

der Handwerkskammer am Berufsbildungszentrum (bbz) in<br />

Arnsberg. Zunächst stand der Bereich Farbe und<br />

Holz auf dem Plan, dann Trockenbau und Metall.<br />

Für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9<br />

und 10 der Ruth-Cohn-Schule in Arnsberg sowie<br />

der Ausbildungsvorbereitungsklasse <strong>des</strong> Berufskollegs<br />

am Eichholz waren die Praktika Teil <strong>des</strong> regulären<br />

Unterrichts. „Die Schüler waren zunächst<br />

sehr skeptisch“, weiß Stephanie ter Horst, Lehrerin<br />

am Berufskolleg am Eichholz, zu berichten.


PRACTICE WORKCAMPS<br />

Doch die praktische Tätigkeit habe ihr Interesse geweckt.<br />

Diese Motivation haben die Schülerinnen und Schüler in<br />

ihren Schulalltag mitgenommen. „Die sind selbstbewusster<br />

geworden und haben eine neue Perspektive gewonnen.“<br />

Am Ende bestätigten die Mini-Zertifikate die erbrachte<br />

Leistung. 100 Punkte galt es zu vergeben, aufgeteilt auf<br />

verschiedene Bereiche. Diese dezidierte Bewertung hilft<br />

den Schülerinnen und Schülern beim Erkennen ihrer eigenen<br />

Stärken und Schwächen. Ebenso hilft sie potenziellen<br />

Ausbildungsbetrieben bei der Einschätzung der Eignung. Die<br />

Mini-Zertifikate bekamen die Schülerinnen und Schüler offiziell<br />

im Kreishaus in Arnsberg überreicht.<br />

Auch die Schülerinnen und Schüler sind regelrecht<br />

begeistert von den Workcamps: „Die Ausbilder<br />

haben sich sehr viel Zeit für sie genommen<br />

und die Sachen gut erklärt“, hat Claudia Brozio,<br />

Schulleiterin der Ruth-Cohn-Schule, erfahren. In<br />

kleinen Gruppen zu acht Personen konnten die<br />

Teilnehmer gut im Team arbeiten. Das erstellte<br />

Werkstück durften sie mit nach Hause nehmen.<br />

Besonders erfreut seien die Schülerinnen und Schüler darüber<br />

gewesen, dass sie „richtig arbeiten“, an echten Projekten<br />

teilnehmen durften und nicht nur bei Produktionsabläufen<br />

dabeistehen und zusehen mussten.<br />

„Es ist großartig, zu sehen, was die Jugendlichen mit Begeisterung<br />

in der kurzen Zeit umsetzen können“, so Claudia<br />

Brozio.<br />

Ausbilder und Maler- und Lackierermeister Frank Niggemann<br />

ist von der Leistung einer Schülerin besonders angetan.<br />

„Die junge Dame hat eine Zeichnung in zwei Tagen<br />

auf die Wand gebracht. Sie blieb sogar länger, weil sie fertig<br />

werden wollte!“<br />

SCHÜLER<br />

ARBEITEN<br />

GERN UND<br />

IM TEAM<br />

ZUSAMMEN<br />

Die Erfahrung <strong>des</strong> ersten Durchgangs zeigt: Das<br />

Projekt ist erfolgreich. Darum planen die Verantwortlichen<br />

ein Anschlussprojekt mit weiteren<br />

Partnern. Die praktischen Angebote wollen sie<br />

erweitern um die Bereiche IT und Pflege.<br />

Anstoß zur Entwicklung der Workcamps war die<br />

internationale Zusammenarbeit <strong>des</strong> Projektes<br />

PRACTICE. „Das Lernen an Best-Practice-Beispielen ist immer<br />

produktiv“, weiß Claudia Brozio. „Wir haben vor dem<br />

Projekt vermutet, dass es vergleichbare Interessenlagen für<br />

die Förderung der Schülerinnen und Schüler gibt. Das hat<br />

sich bestätigt.“<br />

<br />

DAS PROJEKT:<br />

Im Oktober 2016 haben die Initiatoren das Projekt<br />

PRACTICE (Prospects Research Achievement Competence<br />

Training Improvement Challenges Employment)<br />

ins Leben gerufen. Es richtet sich an Fachlehrer, Dozenten<br />

und Berater in Schottland und im <strong>HSK</strong>. Wechselseitige<br />

Besuche auf verschiedenen Ebenen verhelfen<br />

zu Erfahrungsaustausch und eröffnen neue Perspektiven.<br />

Auf schottischer Seite sind die Partner das West<br />

Lothian Council, das West Lothian College und der<br />

Co-operative Education Trust Scotland. Hinzu kommen<br />

der Hochsauerlandkreis, die Agentur für Arbeit<br />

Meschede/Soest, die Handwerkskammer Südwestfalen,<br />

das <strong>HSK</strong>-Berufskolleg am Eichholz und die Ruth-Cohn-<br />

Schule als Förderschule mit dem Schwerpunkt soziale<br />

und emotionale Entwicklung. Das Projekt wird gefördert<br />

durch das EU-Programm ERASMUS+.<br />

21


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

KREATIVE Projekte und<br />

„längst nicht mehr nur<br />

die Müllabfuhr“<br />

Ausbildung bei Stratmann ist vielfältig<br />

Die Berufsfelder sind ganz unterschiedlich. Mit dem klassischen<br />

„Müllmann“ hat das, was junge Menschen bei<br />

der Firma Stratmann Abfallwirtschaft in Bestwig lernen<br />

können, meist nicht mehr viel zu tun. Die Ausbildung ist<br />

vielseitig. Sogar spezielle Projekte, die besondere Kreativität<br />

und viel Engagement erfordern, gehören dazu. Eva<br />

Jochheim, Personalmanagement bei Stratmann, erläutert<br />

im Interview, welche Wege Nachwuchsmitarbeiterinnen<br />

und -mitarbeitern offen stehen.<br />

In welchen Berufen wird in Ihrem Unternehmen ausgebildet?<br />

Eva Jochheim: Bei Stratmann haben Jugendliche ganz<br />

verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. Wir bieten<br />

22


FIRMENPROJEKTE<br />

kaufmännische Ausbildungen zum<br />

Industriekaufmann/-frau, zum Kaufmann/-frau<br />

für Büromanagement<br />

und als Fachinformatiker/-in im<br />

Bereich Systemintegration an. Darüber<br />

hinaus bieten wir seit einigen<br />

Jahren die Möglichkeit, auch ein<br />

duales Studium im Bereich Industriekaufmann/-frau<br />

und Bachelor<br />

of Arts an der Verwaltungs- und<br />

Wirtschaftsakademie zu absolvieren.<br />

Im gewerblichen Bereich bieten wir Ausbildungen<br />

zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, auch<br />

kombiniert als duales Studium von Fachkraft für Kreislauf-<br />

und Abfallwirtschaft und Bachelor of Engineering<br />

sowie zum Berufskraftfahrer/-in und als KFZ-Mecha-<br />

troniker/-in in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge<br />

an.<br />

Wie viele Auszubildende sind es aktuell?<br />

Derzeit absolvieren 21 junge Menschen in den<br />

unterschiedlichsten Bereichen und an den verschiedenen<br />

Standorten ihre Ausbildung bei<br />

Stratmann.<br />

Eva Jochheim, Personalmanagement<br />

DIE<br />

RESONANZ<br />

AUF UNSERE<br />

AKTIONEN<br />

WAR IMMER<br />

SEHR GUT<br />

ne Projekte. Zuletzt hieß das Projekt<br />

„Young Starter“. Hier haben die Azubis<br />

in den Schulen ein Bewerbertraining<br />

angeboten. Inhaltlich ging es<br />

dabei um das richtige Bewerbungsanschreiben<br />

und das Verhalten im<br />

Bewerbungsgespräch. Aktuell gibt es<br />

das Projekt „Young Starter 2.0“, dabei<br />

geht es um die Integration von<br />

Flüchtlingen.<br />

Wie war die Resonanz?<br />

Die Resonanz auf unsere Aktionen war immer sehr gut.<br />

Daher führen wir diese Aktionen auch je<strong>des</strong> Jahr weiter<br />

fort.<br />

Gibt es weitere Besonderheiten bei der Ausbildung?<br />

Unsere Azubis bekommen schon während ihrer<br />

Ausbildung ein hohes Maß an Eigenverantwortung.<br />

Außerdem lernen sie, sich selbstständig<br />

zu organisieren und weiterzuentwickeln, wenn<br />

sie Projekte wie „Young Starter“ haben, die sie<br />

selber managen müssen.<br />

Wie ist die Nachfrage nach Ausbildungsstellen?<br />

In der Entsorgungsbranche stehen die Bewerber nicht<br />

gerade Schlange. Der Aufwand, den wir betreiben, um<br />

unsere Stellen zu besetzen, ist deutlich gestiegen. Die<br />

Nachfrage nach Ausbildungsstellen für Kaufleute ist ungebrochen<br />

und groß. Für den gewerblichen Bereich ist<br />

die Nachfrage eher gering. Vermutlich sind einige Berufe<br />

wie die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft<br />

noch wenig bekannt.<br />

Warum sollte ich unbedingt eine Ausbildung in Ihrem<br />

Unternehmen absolvieren?<br />

Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber mit hohem Innovationspotential.<br />

Es ist vielen nicht bekannt, was alles in<br />

und hinter einem modernen Entsorgungsunternehmen<br />

steckt – sowohl im administrativen wie auch im logistischen<br />

und gewerblich/technischen Bereich. Wir sind<br />

schon lange nicht mehr nur die „Müllabfuhr“ … <br />

Worauf achten Sie bei der Auswahl<br />

von Bewerbern besonders?<br />

Bei den Bewerbern zählt für uns<br />

die Schulbildung, und nicht zuletzt<br />

kommt es auch auf die Persönlichkeit<br />

an.<br />

Welche speziellen Projekte werden/wurden<br />

während der Ausbildung<br />

angeboten?<br />

Alle paar Jahre starten unsere<br />

Azubis gemeinsam neue und eige-<br />

23


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

SPURWECHSEL:<br />

In der dualen Ausbildung<br />

richtig durchstarten<br />

Studienabbrecher mit praktischen<br />

Fähigkeiten haben sehr gute Chancen<br />

in der Wirtschaft<br />

Ohne Abschluss von der Uni. Studium abgebrochen.<br />

Karriereknick? Nicht unbedingt. Für viele Unternehmen<br />

ist das kein Makel. Während die Hälfte eines Jahrgangs<br />

an die Unis drängt, hat die Wirtschaft großen Bedarf<br />

an fähigen Fachkräften. Um jungen Menschen mit<br />

praktischen Fähigkeiten einen schnellen und gezielten<br />

Einstieg von der Uni oder Hochschule in den Betrieb<br />

zu ermöglichen, haben Industrie- und Handelskammer<br />

Arnsberg, Hellweg-Sauerland, Handwerkskammer Südwestfalen<br />

und die Agentur für Arbeit Meschede-Soest<br />

das Projekt „Spurwechsel“ gegründet.<br />

In den Firmen finden die jungen Menschen oftmals den<br />

Praxisbezug, den sie an der Uni vermisst haben. So zum<br />

Beispiel Markus Wolf, der sein Maschinenbaustudium<br />

beendet hat und über Spurwechsel seine Ausbildung<br />

als Verfahrensmechaniker in Ense begonnen hat.<br />

„Ich habe mich insbesondere in Physik verschätzt“, sagt<br />

Fabian Kroner, der nach zwei Semestern Wirtschaftsingenieurwesen<br />

die Spur gewechselt hat. Kaufmännische<br />

Tätigkeiten, wie das Erstellen von Angeboten, Kalkulationen,<br />

Abrechnungen und Versand liegen ihm mehr.<br />

24


SPURWECHSEL PROJEKTPARTNER<br />

Sein Büromanagement weiß der Kettenhersteller in<br />

Bremke zu schätzen.<br />

David Jäkel begann nach seinem International Business<br />

Studium in Paderborn eine Ausbildung zum Kaufmann<br />

für Büromanagement in Arnsberg, in die er sogar seine<br />

Erfahrungen aus seinen beiden Auslandsaufenthalten<br />

einbringen kann.<br />

und Unternehmen zusammen und SEHR GUTE<br />

vermitteln passgenau Ausbildungsstellen.<br />

In persönlichen Beratungs-<br />

DER<br />

CHANCEN IN<br />

gesprächen mit dem Betrieb ermitteln<br />

sie die Anforderungen an die WIRTSCHAFT<br />

HEIMISCHEN<br />

zukünftigen Azubis. Anschließend<br />

stellt das Team den Kontakt zwischen<br />

Jugendlichen und Unternehmen her.<br />

Spurwechsler kommen aus allen Studiengängen, weiß<br />

Sebastian Rocholl, Projektverantwortlicher bei der IHK<br />

in Arnsberg. „Von Rechtswissenschaft über Lehramt bis<br />

hin zu BWL. Viele wechseln in gewerblich-technische<br />

Berufe, aber auch viele in kaufmännische.“ Aufseiten<br />

der Handwerkskammer kümmert sich Konstantina<br />

Roussi um die Vermittlung. „Leider ist das Handwerk<br />

noch nicht so gefragt, aber wir arbeiten daran,<br />

das zu ändern.“ Diejenigen, die kommen und fragen,<br />

wissen meist, was sie wollen, und haben dabei meist<br />

die klassischen Handwerksberufe vor Augen wie z. B.<br />

Elektroniker. Doch gerade für Spurwechsler seien gewerblich-technische<br />

Berufe wie Mechatroniker für Kältetechnik,<br />

Hörgeräteakustiker oder Orthopädietechniker<br />

interessant.<br />

Bun<strong>des</strong>weit gehen jährlich 500.000 Schulabsolventen<br />

mit Hochschulreife ins Studium,<br />

140.000 steigen wieder aus, die meisten von<br />

ihnen innerhalb der ersten beiden Semester.<br />

In der ersten Zeit der Neuorientierung stehen ihnen im<br />

Hochsauerlandkreis die drei Spurwechsel-Projektpartner<br />

zur Seite.<br />

Oftmals wenden sich junge Menschen, die sich mit dem<br />

Gedanken tragen, ihr Studium abzubrechen, direkt ans<br />

Arbeitsamt. An der Fachhochschule Südwestfalen in<br />

Meschede bietet die Agentur für Arbeit eine Sprechstunde<br />

an. Danach gibt es eine ausführliche Berufsberatung,<br />

und je nach Interessenlage kommen die IHK<br />

oder die Handwerkskammer mit ins Boot. „Viele werden<br />

aber auch einfach über die Suchmaschinen auf unsere<br />

Website aufmerksam“, weiß Rocholl.<br />

MEHR ALS<br />

EIN VIERTEL<br />

STUDIEN-<br />

ABBRECHER<br />

Studienabbruch mit Scheitern gleichzusetzen, dagegen<br />

wehrt sich Roussi. „Sicher ist es besser, sofort den<br />

passenden Berufsweg einzuschlagen. Aber manch einer<br />

muss sich eben finden, um dann richtig durchzustarten.“<br />

Es gibt viele Beispiele für erfolgreiche Spurwechsler.<br />

Meist dauert es gar nicht lange, bis sich eine Chance<br />

zeigt, denn die heimische Wirtschaft braucht Fachkräfte.<br />

Über 250 Spurwechsler haben sich seit Projektgründung<br />

vor zwei Jahren gemeldet, davon wurde<br />

über die Hälfte im Hochsauerlandkreis erfolgreich<br />

vermittelt. Ein Teil der Spurwechsler hat sich für ein<br />

anderes Studium entschieden. Wiederum andere<br />

hatten schon vor Studienbeginn eine<br />

Ausbildung absolviert, in die sie dann zurückgekehrt<br />

sind. Bei den meisten hat sich<br />

jedoch herausgestellt: Im zweiten Anlauf<br />

haben sie alles richtig gemacht. Die ersten<br />

Spurwechsler haben ihre Ausbildung inzwischen<br />

abgeschlossen. Ziel sei es, diese Menschen in<br />

der Region zu halten, so Rocholl.<br />

<br />

Spurwechslern wie auch allen anderen Jugendlichen,<br />

die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind,<br />

stehen die Azubi-Finder zur Seite. Nach ausgiebiger<br />

Beratung durch das Arbeitsamt bringen sie Jugendliche<br />

INFOS UND KONTAKTE:<br />

www.spurwechsel-hsk.net<br />

www.studienabbruch-und-dann.de<br />

25


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

Direkt oder über Umwege<br />

auf die ZIELGERADE?<br />

Netzwerk „Karriere hier“ gibt Schülerinnen<br />

und Schülern und Eltern Hilfestellung bei<br />

der Berufswahl<br />

Eltern haben eine besondere Bedeutung bei<br />

der Berufsorientierung ihres Kin<strong>des</strong>. Noch<br />

stärker als die Schule wirken sie bei der Berufsfindung<br />

mit. Sie geben Ratschläge bei der<br />

Lebensplanung, wichtige Tipps bei Bewerbungen<br />

und vieles mehr. Dabei stehen sie selbst<br />

vor großen Herausforderungen. Denn sie haben<br />

ihren eigenen Berufseinstieg zu einer Zeit<br />

erlebt, in der es mehr Bewerber als Lehrstellen<br />

gab und die akademische Laufbahn eher die<br />

Ausnahme als die Regel war. An dieser Stelle<br />

setzt das Projekt Elternbotschafter <strong>des</strong> Netzwerks<br />

„Karriere hier“ an.<br />

Frühere Vorstellungen einer „geraden“ Laufbahn und eines<br />

guten und sicheren Arbeitsplatzes treffen heute auf<br />

26<br />

ELTERN<br />

HABEN EINE<br />

BESONDERE<br />

BEDEUTUNG<br />

BEI DER<br />

BERUFS-<br />

ORIENTIERUNG<br />

IHRES KINDES<br />

eine andere Realität. Zudem: Wer<br />

selbst eine akademische Laufbahn<br />

auf direktem Weg gemacht hat, hat<br />

in der Regel Industrie, Handel oder<br />

Handwerk nie kennengelernt. Wer<br />

nach dem Schulabschluss direkt ins<br />

Arbeitsleben eingestiegen ist, hat<br />

oft nur unkonkrete Vorstellungen<br />

von heutigen Akademikerjobs.<br />

Bei der Auftaktveranstaltung <strong>des</strong><br />

Projektes Elternbotschafter am<br />

Mariengymnasium in Arnsberg<br />

nahmen 120 Eltern und Schülerinnen<br />

und Schüler teil. 33 Fachleute<br />

vom Personaler bis hin zum Azubi berichteten<br />

aus ihrer Berufspraxis. Bei der anschließenden<br />

Diskussionsrunde unter Moderation von<br />

Radio-Sauerland-Moderatorin Carolin Linke<br />

beantworteten sie Fragen zu Ausbildung, Studium<br />

und Karriere im Unternehmen.<br />

„Die Veranstaltung war sehr gut und hat den<br />

Eltern ihre besondere Rolle deutlich gemacht“,<br />

berichtet Alexander Cornelsen, Studien- und<br />

Berufswahlkoordinator am Mariengymnasium.<br />

Mit dem Anspruch, ihre Kinder beim Übergang von der<br />

Schule in den Beruf zu begleiten, gehen Eltern sehr unterschiedlich<br />

um. „Je nach dem wie erfolgreich sich das<br />

Kind bei der Berufsfindung bewegt. Es gibt Kinder, die<br />

sind orientiert. Andere sind weniger orientiert. Das ist


NETZWERK KARRIERE HIER<br />

dann für die Eltern schon eine große<br />

Aufgabe.“<br />

Schülerinnen und Schüler sollen<br />

möglichst direkt und ohne Umwege<br />

in den richtigen Job, das ist das Optimale.<br />

„Das ist aber trotz aller Unterstützung<br />

nicht immer zu erreichen“,<br />

weiß Alexander Cornelsen.<br />

Die Elternbotschafter seien eine<br />

gute Sache. Denn sie vermitteln:<br />

Auch wenn der Weg kein gerader<br />

ist, und auch ohne akademische Ausbildung kann man<br />

Karriere machen und glücklich sein in seinem Beruf.<br />

Einer von ihnen ist der Mendener Metallbauer Tobias<br />

Strätgen: „Im Handwerk kann man richtig etwas reißen“,<br />

ist er sich sicher. Mehr als die Hälfte der Schülerinnen<br />

und Schüler geht aufs Gymnasium.<br />

Wer das Abitur in der Tasche hat, strebt meist<br />

ein Studium an. Auf der anderen Seite gibt es<br />

deutlich mehr offene Ausbildungsplätze als<br />

Bewerber.<br />

Den „Markt der Möglichkeiten“ gelte es kennenzulernen,<br />

macht Sebastian Rocholl, Projektverantwortlicher<br />

bei der Industrie- und Handelskammer<br />

Arnsberg, Hellweg-Sauerland, deutlich. „Wir wollen<br />

niemanden davon abbringen, als Akademiker Karriere<br />

zu machen. Aber wir möchten die Vorteile einer dualen<br />

Ausbildung aufzeigen und Eltern davon überzeugen,<br />

dass ihre Kinder in der heimischen Wirtschaft als Fachkräfte<br />

beste Perspektiven haben.“<br />

WIR MÖCHTEN<br />

DIE VORTEILE<br />

EINER DUALEN<br />

AUSBILDUNG<br />

AUFZEIGEN<br />

An dieser Aufgabe arbeitet ein großes Netzwerk an Institutionen<br />

und Firmen. Trotz der flächenmäßig großen<br />

Distanz arbeiten alle Beteiligten eng zusammen. „Die<br />

Region <strong>HSK</strong> und Soest ist einzigartig, was die Zusammenarbeit<br />

der Institutionen angeht“, weiß Rocholl.<br />

Kammern, Kreise, Gewerkschaften und Agentur für<br />

Arbeit arbeiten Hand in Hand.<br />

Alle Kammern haben Probleme bei der Nachwuchssicherung<br />

und kämpfen um Fachkräfte.<br />

Doch: „Konkurrenz der Kammern untereinander<br />

gibt es nicht“, erzählt Bianca<br />

Weickardt von der Handwerkskammer. „Wir<br />

haben ein gemeinsames Ziel, junge Menschen<br />

in für sie geeignete Berufe zu vermitteln.“ Ob<br />

das dann im Handwerk, im Handel oder in der Industrie<br />

ist, sei zweitrangig. „Der Job muss passen, sonst ist<br />

am Ende niemandem geholfen.“<br />

INFORMATION<br />

„Karriere hier“ ist eine Initiative <strong>des</strong> Ausbildungskonsens<br />

Hellweg-Sauerland. Dazu gehört<br />

ein Netzwerk aller Partner im <strong>HSK</strong> und im Raum<br />

Soest, die mit dem Übergang Schule-Beruf zu<br />

tun haben: Kammern, Kommunen, Betriebe,<br />

Schulen, Hochschulen, Gewerkschaften und viele<br />

weitere Institutionen. Neben den Elternbotschaftern<br />

setzt das Netzwerk weitere Aktionen<br />

und Maßnahmen wie Ausbildungsbotschafter,<br />

Ausbildungsbörsen, Praxiskurse für Lehrer und<br />

Karriere-hier live, eine Veranstaltung zum Kennenlernen<br />

von Betrieben, um. Schulen, die sich<br />

für die Elternbotschafter interessieren, wenden<br />

sich an das Netzwerk „Karriere hier“; www.karriere-hier.de<br />

<br />

27


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

Berufseinblicke mit<br />

„WOW“-EFFEKT<br />

Südwestfälische Firmen wollen kluge<br />

Köpfe durch das „Gap Year Südwestfalen“<br />

gewinnen<br />

Südwestfalen ist ein starker Wirtschaftsstandort mit<br />

hohem Bedarf an Nachwuchskräften. Dass viele erfolgreiche,<br />

mittelständische und oftmals international<br />

ausgerichtete Unternehmen hier zu Hause sind und<br />

händeringend nach geeigneten Bewerbern suchen, ist<br />

vielen jungen Menschen gar nicht bewusst. An dieser<br />

Stelle setzt das „Gap Year Südwestfalen“ an, ein Projekt<br />

der Südwestfalen Agentur GmbH, unter dem Motto<br />

„1 Jahr, 3 Unternehmen, deine Zukunft!“.<br />

Wofür steht das „Wow“ auf dem Plakat? „Mit nur<br />

einer Bewerbung können die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer innerhalb eines Jahres nicht nur drei verschiedene<br />

Praktika machen, sondern auch spannende<br />

Rahmenveranstaltungen besuchen, die Region kennenlernen<br />

und natürlich wertvolle Kontakte knüpfen“,<br />

betont Marie Ting, Leiterin <strong>des</strong> Regionalmarketings<br />

der Südwestfalen Agentur. Das Gap Year<br />

richtet sich an zwei unterschiedliche Zielgruppen.<br />

28


GAP YEAR SÜDWESTFALEN<br />

1. Zielgruppe: Schulabgängerinnen und -abgänger mit<br />

Fachhochschulreife, mit Real- oder Hauptschulabschluss<br />

können innerhalb eines Jahres bis zu drei Unternehmen<br />

kennenlernen. Sie wählen innerhalb eines Pools an Firmen<br />

diejenigen aus, für die sie sich interessieren. Bewerbungsunterlagen<br />

werden bereitgestellt. Nach einem Auswahlverfahren<br />

kann’s losgehen.<br />

Für die Praktika erhalten die Jugendlichen eine angemessene<br />

Vergütung zuzüglich Fahrtkostenpauschale. Wer sich<br />

nicht sicher ist, ob eine akademische Laufbahn vielleicht<br />

doch die bessere Wahl ist, kombiniert ein sechsmonatiges<br />

Vorstudium an der Universität Siegen mit einem dreimonatigen<br />

Praktikum.<br />

2. Zielgruppe: Hochschulabsolventinnen und<br />

-absolventen, die Young Professionals, mit Bachelor-<br />

oder Master-Abschluss oder jungen<br />

Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

stehen ebenfalls viele Türen offen. Nach<br />

je drei Monaten Arbeit in drei unterschiedlichen<br />

Firmen locken drei Monate zur eigenen Gestaltung<br />

für Reisen, eigene Projekte oder einfach<br />

nur zum Entspannen.<br />

Zurzeit bieten 17 führende Unternehmen aus Südwestfalen<br />

Praktika im Rahmen dieses Projektes an. Von kleinen<br />

mittelständischen Unternehmen bis hin zu international<br />

agierenden Weltmarktführern ist alles dabei. Zwei davon<br />

sind aus dem <strong>HSK</strong>, vier aus Siegen-Wittgenstein. Der Rest<br />

kommt aus dem Kreis Olpe.<br />

„Das Angebot ist neu und startet im Spätsommer <strong>2018</strong><br />

erstmals“, erzählt die Projektverantwortliche Saskia<br />

Haardt-Cerff. Die Verantwortlichen seien sich sicher, künftig<br />

weitere Firmen dazu zu gewinnen – auch aus dem <strong>HSK</strong>.<br />

„Wir erhalten viele positive Signale aus der Wirtschaft“, so<br />

Haardt-Cerff. „Die Unternehmen freuen sich über das innovative<br />

und bedarfsorientierte Programm und die damit<br />

„MEHR<br />

PRAXIS-<br />

ERFAHRUNG<br />

IN NEUN<br />

MONATEN<br />

GEHT<br />

KAUM“<br />

INFORMATION<br />

verbundenen Möglichkeiten, sich in besonderer Art und<br />

Weise vorzustellen.“<br />

Bis zu 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann die Südwestfalen<br />

Agentur in ihrem Projekt im Startjahr aufnehmen.<br />

Im ersten Anlauf konnten noch nicht<br />

alle Plätze vergeben werden. Doch die<br />

Verantwortlichen sind zufrieden mit<br />

der Resonanz und sind sich sicher,<br />

dass das Projekt ausbaufähig ist.<br />

UMFANGREICHE<br />

PALETTE AN<br />

AUSBILDUNGS-<br />

BERUFEN<br />

Interessenten informieren und bewerben sich online. Alle<br />

teilnehmenden Firmen stellen sich und ihre Ausbildungsangebote<br />

vor. Diese reichen vom Mechatroniker<br />

oder Elektroniker über Industriekaufmann/frau<br />

oder Produkt<strong>des</strong>igner bis hin zu Angeboten im<br />

Bereich Informatik/Softwareentwicklung, Ingenieurwesen<br />

oder Marketing.<br />

Die Unternehmen hoffen, auf diese Weise geeignete<br />

Fachkräfte zu finden. Nach dem „Gap<br />

Year Südwestfalen“ haben die Teilnehmer eine<br />

bessere Orientierung und haben ihre Ziele deutlicher<br />

vor Augen. Wenn ein Praktikant Interesse an einem<br />

Arbeitsplatz in einer bestimmten Firma hat und die entsprechende<br />

Eignung aufweist, steht der Weg offen für<br />

weitere, direkte Absprachen.<br />

<br />

Das Gap Year ist Teil <strong>des</strong> Projektes „PERSPEKTIVE Südwestfalen“ der Südwestfalen Agentur. „PERSPEKTIVE Südwestfalen“<br />

wird durch einen Projektbeirat begleitet. Unterstützt wird das Projekt bis 2019 aus Mitteln <strong>des</strong> Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Weitere Informationen unter www.gapyear-suedwestfalen.<br />

com und www.suedwestfalen-agentur.com/regionalmarketing<br />

29


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

„Die meisten wollen<br />

möglichst schnell in den<br />

BERUF einsteigen“<br />

Gezielte Berufsorientierung für neu zugewanderte<br />

Menschen<br />

Aus Afghanistan in eine sauerländische Autowerkstatt<br />

– diesen Weg hat Mohamed zurückgelegt. Der 19-Jährige<br />

kam vor drei Jahren als unbegleiteter Minderjähriger<br />

nach Deutschland. Nach einigen Eingliederungs- und<br />

Ausbildungsmaßnahmen hat er jetzt einen<br />

Ausbildungsvertrag zum Kfz-Mechatroniker in<br />

der Tasche.<br />

Ein Jahr lang hat Mohamed eine Internationale<br />

Förderklasse am Berufskolleg Olsberg besucht.<br />

„Er ist sehr ehrgeizig, will alles gut und richtig<br />

machen“, berichtet seine Lehrerin Hannah<br />

Berglar-Jolk. Der junge Mann sei immer sehr darauf aus<br />

gewesen, die deutsche Sprache zu erlernen und Kontakte<br />

zu knüpfen. „Er hat verstanden, wenn er hier ein gutes<br />

SPRACHE<br />

UND SCHUL-<br />

ABSCHLUSS<br />

SIND WICHTIGE<br />

VORAUS-<br />

SETZUNGEN<br />

Leben haben will, dann muss er sich engagieren und lernen.<br />

Er will ankommen.“ Das hat auch der Betreiber der<br />

Kfz-Werkstatt so erkannt. Nach einem dreimonatigen<br />

Praktikum bekam Mohamed die Chance, in eine Ausbildung<br />

übernommen zu werden – und ergriff sie.<br />

Nicht alle zugewanderten jungen Menschen<br />

haben so viel Erfolg wie Mohamed. Jugendliche<br />

mit Migrationshintergrund sehen sich bei<br />

der Berufsorientierung größeren Herausforderungen<br />

gegenüber als ihre Mitschülerinnen<br />

und Mitschüler. Sie sind nicht per se benachteiligt<br />

oder unterstützungsbedürftig. Doch stehen ihnen<br />

Sprachschwierigkeiten, Unsicherheiten, zum Teil selbst<br />

initiierte Ausgrenzung und vieles mehr im Weg.<br />

30


BERUFSORIENTIERUNG FÜR FLÜCHLTINGE<br />

„Von 20 Schülerinnen und Schülern haben bei uns 18<br />

ein Praktikum bekommen, davon haben drei bis fünf die<br />

Möglichkeit, in eine Ausbildung übernommen zu werden“,<br />

weiß Hannah Berglar-Jolk.<br />

Die erste Herausforderung, die es zu bewältigen gilt,<br />

ist ein guter Schulabschluss. „Die meisten Jugendlichen<br />

wollen in die Praxis, die wollen nicht jahrelang zur Schule<br />

gehen“, erzählt die Lehrerin. Oftmals haben<br />

sie in der Heimat schon gearbeitet und wollen<br />

dieser Tätigkeit wieder nachgehen, treffen in<br />

Deutschland aber auf andere Ansprüche. „Wir<br />

müssen vielen erst einmal erklären, dass die<br />

Voraussetzungen das Beherrschen der Sprache<br />

und ein gutes Zeugnis sind.“<br />

Darum ist es wichtig, den jungen Menschen<br />

eine gute schulische Ausbildung zu ermöglichen.<br />

Dabei ist der Hochsauerlandkreis besonders erfolgreich.<br />

„Bei uns haben alle schulpflichtigen Zugewanderten<br />

einen Schulplatz. In anderen Kommunen<br />

warten sie zum Teil bis zu sechs Monate darauf“, weiß<br />

Christiane Preckel vom Kommunalen Integrationszentrum<br />

<strong>des</strong> Hochsauerlandkreises. Sie führt dies auf die<br />

sehr enge und erfolgreiche Kooperation mit allen an<br />

Bildung und Ausbildung beteiligten Partnern zurück.<br />

Die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten hat sich offenbar<br />

auch bei Mohamed positiv bemerkbar gemacht.<br />

GEZIELTE<br />

MASSNAHMEN<br />

FÜR EINEN<br />

ERFOLG-<br />

REICHEN<br />

EINSTIEG IN<br />

DEN BERUF<br />

Der Minderjährige lebte in einer Jugendhilfeeinrichtung<br />

in Olsberg. Die Pädagoginnen und Pädagogen der Internationalen<br />

Förderklassen arbeiten eng mit den dortigen<br />

Betreuerinnen und Betreuern und anderen Institutionen<br />

zusammen. „Ich bin nicht aus dem Sauerland<br />

und musste mir das Netzwerk erst aufbauen. Aber das<br />

hat hier alles schnell und gut funktioniert“, berichtet<br />

Hannah Berglar-Jolk.<br />

Damit zugewanderte junge Menschen eine<br />

optimale Schulausbildung erhalten, haben<br />

Schulamt und Schulträger Internationale Förderklassen<br />

an den Berufskollegs eingerichtet.<br />

Dort können Schülerinnen und Schüler im<br />

Alter von 16 bis 18 Jahren einen dem Hauptschulabschluss<br />

nach Klasse 9 vergleichbaren<br />

Schulabschluss erwerben. Am Berufsorientierungsprozess<br />

sind Partner wie Jobcenter,<br />

Agentur für Arbeit, Sprachkursträger und Pädagogen<br />

beteiligt. Dabei spielen auch Elternscouts eine wichtige<br />

Rolle, die als Ansprechpartner bereitstehen. Für nicht<br />

mehr berufsschulpflichtige junge Erwachsene mit guten<br />

Deutschsprachkenntnissen gibt es die Möglichkeit,<br />

die Klassen der Ausbildungsvorbereitung der Berufkollegs<br />

zu besuchen. In die „Fit für mehr“-Klassen können<br />

junge Menschen bis 25 Jahren mit geringen Sprachkenntnissen<br />

aufgenommen werden.<br />

Kontakt: Christiane Preckel 02 931/944139<br />

<br />

31


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

INTERNETANGEBOTE<br />

zur Berufs- und Studienwahl<br />

der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit<br />

https://www.arbeitsagentur.de/biz-themeninseln<br />

Startseite im Internet für alle Internetangebote der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit, wie auf<br />

den Internet-Arbeitsplätzen im BIZ Meschede und in der Agentur für Arbeit Arnsberg.<br />

http://www.planet-beruf.de/schuelerinnen/<br />

Hier sind aktuelle Beiträge zum Thema Ausbildung<br />

und Beruf zu finden. Auf dieser Seite kannst du mit<br />

dem BERUFE Universum sowie dem Bewerbungstraining<br />

arbeiten. Es werden dir Beispiele zu einzelnen<br />

Ausbildungsberufen beschrieben.<br />

http://berufsfeld-info.de/planet-beruf<br />

Mit den Berufsfeld-Informationen<br />

kannst du einen Tätigkeiten-Check<br />

machen. Das hilft dir, einen<br />

Ausbildungsberuf zu finden.<br />

http://berufsfeld-info.de/abi<br />

Die Berufsfeld-Informationen zeigen<br />

dir, welche Möglichkeiten du mit einem<br />

Studium hast.<br />

32


INTERNETANGEBOTE<br />

http://www.abi.de/index.htm<br />

Diese Seite enthält aktuelle und fundierte Informationen<br />

für die Berufsorientierung: Selbsterkundung,<br />

Vorstellung von Berufen und einen Überblick<br />

darüber, was mit dem Abitur möglich ist. Fragen zu<br />

den Themen Praktikum, Ausbildung und Studium<br />

werden beantwortet.<br />

http://www.studienwahl.de/de/chnews.htm<br />

Diese Seite gibt einen Überblick über die weite Welt<br />

<strong>des</strong> Studiums und alle Studiengänge in Deutschland.<br />

https://berufenet.arbeitsagentur.de<br />

Übersicht über alle Ausbildungsberufe und verschiedene<br />

Studienberufe und Weiterbildungsberufe, die als<br />

Steckbrief ausgedruckt werden können. Viele wichtige<br />

Informationen wie beispielsweise die Ausbildungsinhalte<br />

und Ausbildungsvergütungen werden im<br />

BERUFENET beschrieben.<br />

https://kursnet-finden.arbeitsagentur.de<br />

Unter anderem fin<strong>des</strong>t du hier Anschriften für<br />

verschiedene schulische Ausbildungen als auch<br />

verschiedene schulische Weiterbildungen.<br />

http://www.berufe.tv/<br />

Hier stehen mehr als 300 Kurzfilme über Ausbildungsberufe<br />

zur Verfügung. Ergänzt wird das Angebot durch<br />

Filme über Studienberufe und zum Thema Bewerbung.<br />

https://jobboerse.arbeitsagentur.de<br />

Die umfassende Suchmaschine für Ausbildungsstellen.<br />

Bewerbungsunterlagen können in der Jobbörse<br />

verwaltet werden, online kann eine aussagekräftige<br />

Bewerbungsmappe zusammengestellt und versendet<br />

werden. Du erhältst einen eigenen Account, wenn du<br />

dich als Ausbildungssuchende/-r bei deiner Berufsberatung<br />

mel<strong>des</strong>t und hast so den kurzen Draht zu<br />

Ausbildungsstellen und deinen Berufsberaterinnen und<br />

Berufsberatern.<br />

Hol dir die App<br />

Entdecke mit der AzubiWelt die Vielfalt der Ausbildungsberufe<br />

und finde in Deutschlands größter<br />

Ausbildungsbörse die Lehrstelle, die zu dir passt.<br />

Die App ist kostenlos und wurde gemeinsam mit<br />

Schülerinnen und Schülern entwickelt.<br />

Es gibt die App für Smartphones mit Apple oder<br />

Android Betriebssystem.<br />

33


Ausgabe 3 / September <strong>2018</strong><br />

Wichtige ADRESSEN<br />

SCHULAMT FÜR DEN HOCHSAUERLANDKREIS<br />

Annette Koschewski<br />

Schulamtsdirektorin (Grundschulen)<br />

Telefon: 02931/944101<br />

Telefax: 02931/944111<br />

E-Mail: Annette.Koschewski@hochsauerlandkreis.de<br />

Martina Nolte<br />

Schulamtsdirektorin (Grundschulen)<br />

Telefon: 02931/944104<br />

Telefax: 02931/944111<br />

E-Mail: Martina.Nolte@hochsauerlandkreis.de<br />

Jochen Müller<br />

Schulrat (Hauptschulen, Förderschulen)<br />

Telefon: 02931/944103<br />

Telefax: 02931/944111<br />

E-Mail: Jochen.Mueller@hochsauerlandkreis.de<br />

KOMMUNALE KOORDINIERUNG IN DER<br />

LANDESINITIATIVE „KEIN ABSCHLUSS OHNE<br />

ANSCHLUSS – ÜBERGANG SCHULE-BERUF IN NRW“<br />

Christina Chomsé<br />

Kommunale Koordinierungsstelle<br />

Telefon: 02931/944127<br />

Telefax: 02931/944111<br />

E-Mail: kaoa@hochsauerlandkreis.de<br />

Ulla Schneider<br />

Kommunale Koordinierungsstelle<br />

Telefon: 02931/944126<br />

Telefax: 02931/944111<br />

E-Mail: kaoa@hochsauerlandkreis.de<br />

Theresa Terfrüchte<br />

Kommunale Koordinierungsstelle<br />

Telefon: 02931/944120<br />

Telefax: 02931/944111<br />

E-Mail: kaoa@hochsauerlandkreis.de<br />

BILDUNGSBÜROS HOCHSAUERLANDKREIS<br />

Bernd Nückel<br />

Fachdienstleiter Schulaufsicht, Medienzentrum,<br />

Bildung und Integration<br />

Telefon: 02931/944105<br />

Telefax: 02931/944111<br />

E-Mail: Bernd.Nueckel@hochsauerlandkreis.de<br />

Bettina Jacobi<br />

Verwaltungsmitarbeiterin<br />

Telefon: 02931/944121<br />

E-Mail: bettina.jacobi@hochsauerlandkreis.de<br />

Janet Henke<br />

Päd. Mitarbeiterin<br />

Telefon: 02931/944122<br />

E-Mail: Janet.Henke@hochsauerlandkreis.de<br />

AGENTUR FÜR ARBEIT, BERUFSBERATUNG<br />

Agentur für Arbeit Meschede-Soest<br />

Geschäftsstelle Meschede<br />

Brückenstraße 10, 59872 Meschede<br />

Telefon: 0800/4-5555-00<br />

E-Mail: Meschede@arbeitsagentur.de<br />

Web: www.arbeitsagentur.de<br />

Weitere Geschäftsstellen: Arnsberg, Sundern, Olsberg,<br />

Marsberg u. Schmallenberg<br />

AGENTUR FÜR ARBEIT, BIZ<br />

Berufsinformationszentrum (BiZ) Meschede<br />

Brückenstraße 10, 59872 Meschede<br />

Telefon: 0291/204-340<br />

E-Mail: Meschede.115-BIZ@arbeitsagentur.de<br />

Web: www.arbeitsagentur.de<br />

INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER ARNSBERG,<br />

HELLWEG-SAUERLAND<br />

IHK Azubi-Finder, Vermittlung von Ausbildungsstellen<br />

in der Region<br />

Königstraße 18-20, 59821 Arnsberg<br />

Telefon: 02931/878-300<br />

E-Mail: krampe@arnsberg.ihk.de<br />

rocholl@arnsberg.ihk.de<br />

plum@arnsberg.ihk.de<br />

Web: www.azubi-finder.de<br />

Facebook: www.facebook.com/azubifinder<br />

Twitter: www.twitter.com/azubifinder<br />

34


WICHTIGE ADRESSEN<br />

HANDWERKSKAMMER SÜDWESTFALEN<br />

Ausbildungsberatung<br />

Brückenplatz 1, 59821 Arnsberg<br />

Telefon: 02931/877-0<br />

E-Mail: zentrale@hwk-swf.de<br />

Web: www.hwk-suedwestfalen.de<br />

Herr Dirk Cor<strong>des</strong>: -164<br />

Ausbildungsvermittlung in der Region<br />

Brückenplatz 1, 59821 Arnsberg<br />

Konstantina Roussi<br />

Telefon: 02931/877-179<br />

E-Mail: konstantina.roussi@hwk-swf.de<br />

Web: www.hwk-suedwestfalen.de oder<br />

AU-PAIR<br />

Gütegemeinschaft Au pair e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Eisenerzstraße 34, 53819 Neunkirchen-Seelscheid<br />

Telefon: 02247/9194-942<br />

E-Mail: info@guetegemeinschaft-aupair.de<br />

Web: www.guetegemeinschaft-aupair.de<br />

AUSBILDUNGSBEGLEITENDE HILFEN (ABH)<br />

Agentur für Arbeit Meschede-Soest<br />

Berufsberatung<br />

Telefon: 0800/4-5555-00<br />

E-Mail: Meschede@arbeitsagentur.de<br />

Web: www.arbeitsagentur.de<br />

BAFÖG<br />

Hochsauerlandkreis<br />

Amt für Ausbildungsförderung<br />

Steinstr. 27, 59872 Meschede<br />

Telefon: 0291/94-0<br />

Fax: 0291/94-26328<br />

E-Mail: bafoeg@hochsauerlandkreis.de<br />

Web: www.hochsauerlandkreis.de<br />

BERUFSAUSBILDUNGSBEIHILFE (BAB)<br />

Agentur für Arbeit Meschede-Soest<br />

Berufsausbildungsbeihilfe<br />

Telefon: 0800/4-5555-00<br />

E-Mail: Meschede-Soest@arbeitsagentur.de<br />

Web: www.arbeitsagentur.de<br />

FREIWILLIGER WEHRDIENST<br />

Karrierecenter der Bun<strong>des</strong>wehr Düsseldorf<br />

Karriereberatungsbüro Arnsberg<br />

Clemens-August-Str. 15 , 59821 Arnsberg<br />

Telefon: 02931/93669-121<br />

E-Mail: kbbarnsberg@bun<strong>des</strong>wehr.org<br />

Web: www.bun<strong>des</strong>wehrkarriere.de<br />

BUNDESFREIWILLIGENDIENST<br />

Bun<strong>des</strong>freiwilligendienst Bun<strong>des</strong>amt für Familie<br />

und zivilgesellschaftliche Aufgaben<br />

Sibille-Hartmann-Str. 2-8 , 50969 Köln<br />

Telefon: 0221/3673-0<br />

E-Mail: bfd-zentralstelle@bafza.bund.de<br />

Web: www.bun<strong>des</strong>freiwilligendienst.de<br />

Web: www.bfza.deBun<strong>des</strong>freiwilligendienst<br />

Berater für den Bun<strong>des</strong>freiwilligendienst<br />

Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest<br />

Frank Schwanzer<br />

Postfach 1265 , 59472 Soest<br />

Telefon: 02921/981833-1<br />

E-Mail: Frank.Schwanzer@bafza.bund.de<br />

PTA<br />

Lehranstalt für pharmazeutisch-technische<br />

Assistenten<br />

Paul-Oventrop-Straße 6a, 59939 Olsberg<br />

Telefon: 0291/94-5390<br />

Fax: 0291/94-5391<br />

E-Mail: pta@hochsauerlandkreis.de<br />

Web: www.pta.hochsauerlandkreis.de<br />

FREIWILLIGES ÖKOLOGISCHES JAHR<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

FÖJ-Zentralstelle<br />

Warendorfer Straße 21-23, 48145 Münster<br />

Telefon: 0251/591-6710<br />

E-Mail: foej@lwl.org<br />

Web: www.foej-wl.de<br />

FREIWILLIGES SOZIALES JAHR<br />

Bun<strong>des</strong>arbeitskreis FSJ<br />

E-Mail: info@pro-fsj.de<br />

Web: www.pro-fsj.de<br />

35


Das KAoA-Team (v.l.n.r.): Christina Baganz, Jochen Müller, Theresa Terfrüchte, Detlev Pecko, Ulla Schneider, Bernd Nückel,<br />

Christina Chomsé<br />

BILDUNGSREGION <strong>HSK</strong> – DAS REGIONALE BILDUNGSBÜRO<br />

Kreishaus Arnsberg<br />

Eichholzstraße 9 · 59821 Arnsberg<br />

Telefon: 02931/944105 · Fax: 02931/944111<br />

E-Mail: bildungsbuero@hochsauerlandkreis.de<br />

Handlungsfelder:<br />

• Individuelle Förderung<br />

• Integration und Inklusion<br />

• Medienkompetenz<br />

• MINT-Förderung<br />

• Bildungsmonitoring<br />

• Übergang Schule-Beruf<br />

• Schulsozialarbeit<br />

Ziele<br />

• Konzeptentwicklung mit den Akteuren<br />

der Bildungsregion<br />

• Kommunikation in der Region<br />

• Lehrerfortbildungen<br />

• Koordination und Planung von<br />

Veranstaltungen zu aktuellen<br />

Bildungsthemen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!