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Differenzielle Lern- und<br />

Bildungssettings<br />

Vorlesung (mit Tutorium)<br />

im WS 2008/09<br />

Prof. Dr. Renate Girmes, Vertr. Prof. PD Dr.<br />

Beatrix Niemeyer<br />

20.11.2008<br />

Aufgabe/ Thema dieser Woche:<br />

Orientierungs- und Navigationsfähigkeit in<br />

der Gesellschaft unterstützen/ vorbereiten<br />

• Sie haben ausgewählte Textabschnitte dazu gelesen, was Menschen<br />

brauchen, damit sie sich in der Welt orientieren können und<br />

navigationsfähig sind.<br />

Fragen Sie sich, welche „Entwicklungsaufgaben“ haben Sie<br />

wie empfunden - welche haben Sie herausgefordert und<br />

gefördert, welche eher nicht? Das sind die Texte:<br />

• Theorie der Entwicklungsaufgaben<br />

• Entwicklungsaufgabentabelle<br />

• Entwicklungsaufgaben im Jugendalter<br />

• Text zur „Bindungstheorie“<br />

• Das Mannwerden im Märchen<br />

• Modell der Männlichkeit


Verortung des Themas : Unterstützung im<br />

Gewinnen von Orientierungs- und<br />

Navigationsfähigkeit in der Gesellschaft<br />

Als vierter Schritt in Kapitel II der Vorlesung:<br />

1. Unterstützung und Erhaltung der Lernlust -<br />

Lerntheorie/ Lernpsychologie<br />

2. Achtung von und Förderung für die Entwicklung der Person<br />

der Adressierten - Entwicklungstheorie/ -pyschologie/<br />

Persönlichkeittheorie<br />

3. Handlungsermächtigung durch Bearbeitung von Aufgaben zur<br />

Erschließung der Welt -<br />

Von der Bildungstheorie zur Didaktik und Methodik<br />

4. Unterstützung im Gewinnen von Orientierungs- und<br />

Navigationsfäh<br />

Navigationsfähigkeit<br />

gkeit in der Gesellschaft<br />

Gliederung<br />

1 Entwicklungsaufgaben in ihrem Gefüge<br />

2 Eine besondere Aufgabe: Bindung und soziale<br />

Kompetenz<br />

3 Die Aufgabe: Geschlecht und geschlechtliche<br />

Identität<br />

4 Zum Abschluss: die vier pädagogischen<br />

Aufgaben in ihrem Zusammenhang und in<br />

einer ersten Konsequenz für Ihre<br />

Professionalität


1<br />

Tauschen Sie Ihre Antworten auf die<br />

für heute gestellte Frage aus:<br />

Sie lautete: Fragen Sie sich, welche<br />

„Entwicklungsaufgaben“ haben Sie wie<br />

empfunden - welche haben Sie herausgefordert<br />

und gefördert, welche eher nicht?<br />

Finden Sie gemeinsam zwei herausfordernde und<br />

fördernde Aufgaben zwei, die eher unwichtig,<br />

und zwei die Sie als unproduktiv/ nicht<br />

entwicklungsförderlich empfinden<br />

Entwicklungsaufgaben in ihrem Gefüge<br />

Begriffsklärung und Grundidee:<br />

• Das Konzept der Entwicklungsaufgaben geht auf Robert J. Havighurst<br />

zurück (1948)<br />

• Havighurst geht davon aus, dass der Mensch im Laufe seines Lebens<br />

mit unterschiedlichsten Problemen konfrontiert wird, die es zu<br />

bewältigen gilt<br />

• Lebenslauf als Abfolge von (objektiv vorgegebenen) Problemen<br />

• In jedem Lebensabschnitt stellen sich altersspezifische Probleme<br />

• Ihre Bewältigung führt zu individueller Zufriedenheit, aber eben auch<br />

zu einer persönlichen „Weiterentwicklung“<br />

• Daher die Bezeichnung „Entwicklungsaufgaben“<br />

• Nichtbewältigung macht unzufrieden, führt zu gesellschaftlicher<br />

Ablehnung und zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer<br />

Aufgaben


1<br />

Entwicklungsaufgaben und personale<br />

Entwicklung<br />

• Entwicklungsaufgaben benennen kulturell vorgegebene<br />

Erwartungen und Anforderungen an den Einzelnen<br />

• Es sind auch solche Aufgaben, die mit biologischen<br />

Veränderungen verbunden sind (z.B. Pubertät)<br />

• Gesellschaftliche Vorgaben sind ein wichtiges Bezugssystem<br />

für die Entwicklung von personaler und sozialer Identität<br />

• Entwicklung ist dennoch eine Leistung des Einzelnen (beim<br />

Bewältigen gesellschaftlich-kultureller Aufgaben)<br />

• Aufgaben ergeben sich im Horizont vorweggenommener<br />

künftiger Ereignisse<br />

• Aufgaben ergeben sich auch aus dem Konzept der sog.<br />

sensitiven oder sensiblen Perioden<br />

Verschiedene Typen von<br />

Entwicklungsaufgaben<br />

• Kulturell vorgegebene Entwicklungsaufgaben mit<br />

überwiegend normativem Charakter<br />

• Sie sind zu bewältigen, variabel ist nur der Zeitpunkt<br />

• Erweitertes Modell (Flammer 1999):<br />

• Aufgaben, deren Bearbeitung eher Empfehlungscharakter hat<br />

• Aufgaben, wo die Bearbeitungserwartung mit Sanktionen<br />

„unterfüttert“ ist<br />

• Nicht alle Entwicklungsaufgaben sind kulturell<br />

vorgegeben, weitere ergeben sich<br />

1<br />

• aus persönlichen Zielsetzungen<br />

• aus speziellen Erwartungen des direkten Umfeldes


1<br />

1<br />

Entwicklungsaufgaben des Jugendalters<br />

• Als wichtige Entwicklungsaufgaben in der Jugendphase (und<br />

Adoleszenz) werden gesehen:<br />

• Neue und reifere Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei<br />

Geschlechts aufbauen<br />

• Übernahme der männlichen oder weiblichen Geschlechtsrolle<br />

• Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung und effektive<br />

Nutzung des Körpers<br />

• Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern und von anderen<br />

Erwachsenen<br />

• Vorbereitung auf Ehe und Familienleben<br />

• Vorbereitung auf eine berufliche Karriere<br />

• Erlangen von Werten und einem ethischen System, das als<br />

Leitfaden für das Entscheiden und Handeln dient<br />

• Sozial verantwortliches Verhalten erstreben und erreichen<br />

Grenzen / Diskurse zum Thema<br />

• Die Benennung konkreter Aufgaben weist Probleme<br />

auf und fordert auch mögliche Kritik heraus:<br />

• Entwicklungsaufgaben sind nicht statisch konzipierbar<br />

(Gesellschaften verändern sich)<br />

• Entwicklungsaufgaben repräsentieren zumeist<br />

Standards der „bürgerlichen Mitte“<br />

• Kulturelle Pluralität innerhalb der Gesellschaft kann zu<br />

konkurrierenden Erwartungen und Aufgaben führen<br />

• Entwicklungsaufgaben werden nicht selten durch<br />

Institutionen repräsentiert – unter der Perspektive<br />

von durch sie ausgeübter Kontrolle, Selektion,<br />

Entfremdung können sie auch kritisch gesehen werden


2<br />

Methodische Überlegung zu diesem<br />

vierten Programmatischen Punkt<br />

• Die „Aufklärung“ von Entwicklungsaufgaben der<br />

jeweiligen pädagogischen Adressaten ist die Basis dafür,<br />

sie in deren Bewältigung aktiv unterstützen zu können<br />

• Diese Aufklärung zeigt den pädagogischen Akteuren,<br />

welche Navigations-, Orientierungs- und<br />

Entscheidungsprobleme in einer jeweiligen Zeit für eine<br />

jeweilige Generation und Altersgruppe zu bewältigen sind.<br />

• Wie diese Bewältigung jeweils angemessen pädagogisch<br />

unterstützt werden kann, muss zeit- und<br />

adressatenbezogen immer wieder neu durchdacht werden<br />

2. Eine besondere Aufgabe:<br />

Bindung und soziale Kompetenz<br />

• Die Bindung zu anderen Menschen ist eine erste, wichtige<br />

Entwicklungsaufgabe<br />

• Das Bindungsverhalten wird in Stress-Situationen entwickelt und<br />

gezeigt, also wenn die Bezugsperson sich entzieht<br />

• Es entsteht als dauerhafte Art des Umgehens mit Stress-<br />

Situationen zwischen 6 und 12 Monaten<br />

• Das frühe Bindungsverhalten ist nach dem britischen<br />

Kinderpsychiater John Bowlby und der kanadischen Psychologin<br />

Mary Ainsworth ein „Arbeitsmodell“ für spätere Sozialbeziehungen<br />

• Wird die Umwelt - durch eine basale, sichere Bindung - gefahrlos<br />

wahrgenommen, ist das weltbezogene Erkundungsverhalten von<br />

Kindern aktiver und konzentrierter


2<br />

Phasenmodell zum kindlichen Umgang<br />

mit „Bindungserfahrungen“ - rekonstruiert<br />

in Situationen des möglichen<br />

Verlusts einer nahen Bezugsperson<br />

(nach Bowlby, 1969) Siehe auch: ein sehr guter Artikel zum Thema unter:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie<br />

2<br />

Alter Phase Alleine -Situation<br />

0-6<br />

Wochen<br />

1 ! bis 8<br />

Monate<br />

8 bis 24<br />

Monate<br />

Ab 24<br />

Monate<br />

Vorbindungsphase Keine Reaktion<br />

Entstehungsphase der<br />

Bindung<br />

Aufregung<br />

Eindeutige Bindungsphase Trennungsangst<br />

Phase gegenseitiger<br />

Beziehungen<br />

Keine Reaktion<br />

Merkmale des Bindungsverhaltens<br />

• Bindung hat biologische Wurzeln - Menschen suchen die<br />

Wahrnehmung und Anerkennung durch ein Gegenüber<br />

• Bindungsverhalten ist universell und zugleich kulturell<br />

variant ausgeprägt<br />

• Die Bindungssicherheit von Kindern variiert in<br />

Abhängigkeit von den Handlungsweisen der nahen<br />

Bezugspersonen


2<br />

Die Bindungserfahrungen von Kindern<br />

führen bereits mit 12 Monaten zum<br />

Entstehen von 4 beobachtbaren<br />

Bindungs-Typen<br />

2<br />

Typ A Unsicher<br />

vermeidend<br />

Typ B Sicher<br />

gebunden<br />

Typ C Unsicher<br />

ambivalent<br />

Typ D Desorganisiert<br />

desorientiert<br />

Die Kinder meiden die Mutter nach der<br />

Rückkehr in den Raum, indem sie wegschauen,<br />

sie ignorieren oder sich aktiv abwenden<br />

Kinder suchen aktiv den körperlichen Kontakt<br />

zur Mutter, wenn sie in den Raum zurückkommt;<br />

zumindest zeigen sie aus der<br />

Entfernung Freude<br />

Kinder suchen zwar den körperlichen Kontakt<br />

zur Mutter, zeigen jedoch auch Zeichen von<br />

Ablehnung, indem sie z.B. die Mutter hauen.<br />

Widersprüchliche Verhaltensmuster wie Nähe<br />

suchen und Ablehnung/Wegsehen<br />

Das Agieren der nahen Bezugspersonen/<br />

Mütter prägt die Bindungssicherheit<br />

von Kindern (Schaffer, 1996, 140)<br />

Typ A Unsicher<br />

vermeidend<br />

Typ B Sicher<br />

gebunden<br />

Typ C Unsicher<br />

ambivalent<br />

Typ D Desorganisiert<br />

desorientiert<br />

Mütter sind für die Kinder psychologisch nicht<br />

verfügbar, reagieren nicht angemessen, sind<br />

zurückhaltend oder vernachlässigend.<br />

Mütter nehmen die Signale und Äußerungen<br />

der Kinder spontan auf, reagieren prompt,<br />

angemessen und emotional warm. Sie sind<br />

kooperativ und akzeptierend.<br />

Mütter sind wie A wenig sensibel, aber auf<br />

inkonsistente Weise. Sie regieren teils positiv<br />

teils ablehnend und geben ihren Kindern nicht<br />

die Aufmerksamkeit, die sie brauchen<br />

Widersprüchliche Verhaltensmuster wie Nähe<br />

suchen und Ablehnung/Wegsehen<br />

70<br />

%<br />

70<br />

%


Empirisch belegt ist, dass sicher gebundene<br />

Kinder..<br />

(Ulich, 1994, 239, Silbereisen, 1994, 452)<br />

2<br />

• weniger weinen<br />

• „gehorsamer“ sind<br />

• sozial reifer sind<br />

• bessere Problemlösefähigkeiten entwickeln<br />

• leichteren Zugang zu Gleichaltrigen finden<br />

• mehr Anerkennung bekommen<br />

Fazit zur Entwicklungsaufgabe:<br />

Aufbau von Bindungen<br />

• Wie Kinder diese Aufgabe bearbeiten und lösen können,<br />

hängt wesentlich von den sie begleitenden Erwachsenen ab<br />

• Wenn Kinder früh darin verunsichert werden, ob sie<br />

akzeptiert sind und beachtet werden, wird „Unsicherheit“ zu<br />

einem „Arbeitsmodell“ in sozialen Beziehungen<br />

• Basale Unsicherheit macht das Bearbeiten sozialer<br />

Entwicklungsaufgaben schwerer und weniger<br />

erfolgversprechend<br />

• Verunsicherte Kinder agieren öfter zurückgenommen oder<br />

aggressiv als Kinder mit sicherer Bindungserfahrung<br />

• Es scheint schwer zu sein, diese frühe Erfahrung später zu<br />

korrigieren


Grundsätzlich gilt: frühe Erfahrungen<br />

prägen die Art und Möglichkeit späterer<br />

Erfahrungen<br />

• Systemtheoretisch heißt das: Erfahrungen wirken als Re-<br />

Entry ins System (= menschliches Wesen), in ein System,<br />

das sich autopoetisch selbst reguliert. Es generiert auf der<br />

Grundlage seiner Erfahrungen aus „Störungen von außen“<br />

einen „Einheitswert“ für seine Art der Beantwortung der<br />

„Störung“, der - wenn er erst entstanden ist - schwer zu<br />

verändern ist (Heinz von Förster - Kybernetisches Denken).<br />

• Diese „Einheitswerte“ werden bei Menschen zu deren<br />

„Habitus“ (Pierre Bourdieu). Der Habitus eines Menschen<br />

prägt seine Art die Welt wahrzunehmen - bestimmt also die<br />

mögliche und praktizierte Orientierung und Navigation.<br />

Maßnahmen gegen das Geprägt-<br />

Werden und Geprägt-Sein für eine<br />

optimierte soziale Navigation<br />

• Seitens der pädagogisch Verantwortlichen - sichtbar/<br />

erfahrbar/ lernbar machen, dass und wie man etwas tut<br />

und dass es alternative Handlungs-/ Reaktionsmöglichkeiten<br />

gibt - Bildungsangebote machen<br />

• Ermutigen zum neuen und anderen Tun und Erfahren -<br />

Sicherheit bieten für das einzugehende Risiko<br />

• Seitens der „sozialisierten“ Menschen - nutzen der<br />

Möglichkeiten, sich selbst zu beobachten und alternative<br />

Handlungsmöglichkeiten zu erkunden, zu probieren - sich<br />

bilden - double-loop-learning<br />

• Angebote von Akzeptanz und von sicheren Räumen<br />

suchen und nutzen


3. Die Aufgabe:<br />

Geschlecht und geschlechtliche Identität<br />

Frau werden – Mann werden<br />

Entwicklungsaufgabe: Zweigeschlechtlichkeit<br />

Quelle: www.kreuz.net/article.2270.html<br />

Geschlechtsspezifische Unterscheidungen prägen unseren Umgang<br />

miteinander und unsere Kultur. Sie sind tief in unsere sozialen<br />

Systeme eingeschrieben.<br />

Lebensaufgaben stellen sich für Männer anders als für Frauen:<br />

•Herstellen<br />

•In Gang halten, reproduzieren<br />

•kommunizieren


Frau werden – Mann werden<br />

Unterschiedliche Lebensbedingungen von Männern und Frauen<br />

haben sichtbare Folgen für ihre Teilhabe an Gesellschaft und für die<br />

Gestaltung von Gesellschaft.<br />

Soziale Teilhabe und Integration in die Gesellschaft unterscheidet<br />

sich für Frauen und Männer und wird aus weiblicher oder aus<br />

männlicher (oder aus ...) Perspektive unterschiedlich erlebt.<br />

Die sechs Dimensionen sozialer Teilhabe (nach Kronauer 2002):<br />

• Erwerbstätigkeit<br />

• Einkommen<br />

• Bildung<br />

• soziales Netzwerk: Familie und Freunde<br />

• Kultur<br />

• Wohnraum und Bewegungsfreiheit


Frau werden – Mann werden<br />

• Bildung<br />

Schulabschlüsse 2002<br />

Ohne Hauptschulabschluss: 36%<br />

Mädchen<br />

Hauptschulabschluss: 43 % Mädchen<br />

Realschulabschluss: 52% Mädchen<br />

Abitur: 56% Mädchen<br />

Lesen: Mädchen und Jungen in Deutschland<br />

nach erreichten Kompetenzstufen (in %)<br />

Kompetenzstufe Mädchen Jungen<br />

Unter 1 6,8 12,6<br />

1 11,3 13,9<br />

2 20,2 24,3<br />

3 26,9 26,9<br />

4 23,5 15,6<br />

5 11,1 6,7<br />

Studienanfängerinnen 2003: 54%<br />

Ingenieurswissenschaften: 20%<br />

Mathematik/Naturwissenschaften: 39%<br />

Jura/Wirtschaftswissenschaften: 39%


Frau werden – Mann werden<br />

• Erwerbstätigkeit<br />

„Hitliste der Ausbildungsberufe“ 2002<br />

Frauen: Bürokauffrau, Kauffrau im<br />

Einzelhandel, Friseurin<br />

Männer: KFZ-Mechatroniker,<br />

Elektroniker, Anlagenmechaniker für<br />

Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik<br />

Erwerbsquote von Frauen 2002:<br />

Alte Bundesländer 64 %<br />

Neue Bundesländer 73 %<br />

Teilzeitarbeitsverhältnisse:<br />

Frauen 40% Männer 5%<br />

Anteil an Hausarbeit<br />

1990/91 leisteten 70% der<br />

ostdeutschen Mütter in<br />

Familien mit zwei<br />

vollerwerbstätigen Partnern<br />

mehr als 20 Stunden<br />

Hausarbeit pro Woche,<br />

aber nur 23% der Väter; in<br />

den alten Bundesländern<br />

lag das Verhältnis 1988 bei<br />

77 % zu 17%.


Frau werden – Mann werden<br />

• Mitgliedschaft in<br />

politischen Parteien<br />

• CSU 18 %<br />

• CDU 25 %<br />

• FDP 24 %<br />

• SPD 30 %<br />

• Bündnis 90/Grüne 37 %<br />

• PDS 46 %<br />

Erklärungsansätze: „Doing Gender“<br />

Aufgabe: Befragen Sie den von Ihnen gewählten historischen Text<br />

daraufhin, welche Vorstellungen von Mannsein und Frausein und dem<br />

Verhältnis der Geschlechter er entwirft


Historisch-pädagogische Geschlechterforschung<br />

Bürgerlicher Weiblichkeitsentwurf und weiblicher Geschlechtscharakter<br />

„Unter dem Regulativ der Ergänzung wirkt die Entgegensetzung der Geschlechter<br />

nicht antagonistisch, sondern komplementär ... So wird es mittels der an der<br />

‚natürlichen‘ Weltordnung abgelesenen Definition der ‚Geschlechtscharaktere‘<br />

möglich, die Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben als gleichsam natürlich zu<br />

deklarieren und damit deren Gegensätzlichkeit nicht nur für notwendig, sondern für<br />

ideal zu erachten und zu harmonisieren.“ (Karin Hausen 1976)<br />

Auschluss von Frauen aus Allgemeinbildungskonzept<br />

„Bildung für Frauen findet ihre Begründung nicht in sich selbst im Sinne eines<br />

Menschenrechts auf Bildung. Vielmehr hat sie ausschließlich den Zweck zu erfüllen,<br />

Frauen auf ihre Funktion in Ehe und Familie, in der Diktion der Zeit: auf ihre<br />

Bestimmung zur Hausfrau, Gattin und Mutter vorzubereiten.“ (Pia Schmid 1996)<br />

Berufliche Bildung als männlicher Bildungsentwurf<br />

„Da Mädchen die traditionelle Handwerkslehre nicht offen stand und sie von jeglicher<br />

planmäßig-systematischen Berufsbildung ausgeschlossen waren, liegt die besondere<br />

Bedeutung der frühen Ansätze einer institutionalisierten Mädchenerziehung deshalb für<br />

weibliche Angehörige der unteren Bevölkerungsgruppen auch darin, sie auf schulischem<br />

Wege auf eine Erwerbsarbeit beruflich vorzubereiten.“ (Christine Mayer 1996)<br />

Frau werden – Mann werden - Doing or undoing gender?<br />

Was bedeutet das für pädagogische Settings?<br />

Die Bedeutung von Erfahrungsräumen und die Reflexion über die<br />

eigene Praxis<br />

z. B. Frauen in der Jugendarbeit / Frauen in<br />

Jugendverbänden<br />

„Dass junge Frauen in einem Jugendverband geschlechtsneutrales Terrain suchen,<br />

bedeutet, dass sie ein Betätigungsfeld suchen, wo sie nicht auf die Grenzen<br />

tradierter Rollenzuschreibung zurückgeworfen werden. Deren Wirksamkeit<br />

mag heutzutage ohnehin nachlassen, ist aber gerade im ländlichen<br />

Lebenszusammenhang nach wie vor existent. Im Jugendverband öffnet sich<br />

ein Politikfeld mit überschaubaren Strukturen und bekannten Akteuren, ...<br />

Hier sind sie kompetent.“ (Niemeyer 1994)<br />

Aufgabe: Befragen Sie den von Ihnen gewählten historischen Text daraufhin,<br />

welche Vorstellungen von Mannsein und Frausein und dem Verhältnis der<br />

Geschlechter er entwirft


4<br />

Frau werden – Mann werden<br />

1. Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es überall<br />

2. Tätigkeiten von Männern und Frauen sind unterschiedlich<br />

3. Welche Folgen hat das? – Geschlecht und soziale Integration –<br />

Geschlecht und soziale Ungleichheit<br />

4. Die sechs Dimensionen sozialer Teilhabe: aus weiblicher und aus<br />

männlicher Perspektive<br />

5. Warum ist das so? – Erklärungen/Begründungen zwischen Natur<br />

und Kultur bzw. Psychologie und doing gender<br />

<strong>6.</strong> Was bedeutet das für pädagogische Settings? - Doing or undoing<br />

gender? Die Bedeutung von Erfahrungsräumen und die Reflexion<br />

über die eigene Praxis<br />

4. Zum Abschluss:<br />

die vier pädagogischen Aufgaben<br />

in ihrem Zusammenhang und in<br />

einer ersten Konsequenz für Ihre<br />

Professionalität


Pädagogische Aufgaben als das<br />

„Programm<br />

Programm“ der Pädagogik als Folge<br />

der benannten Voraussetzungen und<br />

Setzungen<br />

1. Unterstützung und Erhaltung der Lernlust -<br />

Lerntheorie/ Lernpsychologie<br />

2. Achtung von und Förderung für die Entwicklung der<br />

Person der Adressierten - Entwicklungstheorie/ -<br />

pyschologie/ Persönlichkeittheorie<br />

3. Handlungsermächtigung durch Bearbeitung von Aufgaben<br />

zur Erschließung der Welt -<br />

Von der Bildungstheorie zur Didaktik und Methodik<br />

4. Unterstützung im Gewinnen von Orientierungs- und<br />

Navigationsfähigkeit in der Gesellschaft -<br />

sozialpsychologische Theoretisierungen von<br />

gesellschaftlichen Entwicklungsaufgaben


4<br />

Die professionell relevanten Klärungen und<br />

Herausforderungen<br />

Was professionelle Pädagogen wissen sollten,<br />

um Bildungsprozesse zu unterstützen:<br />

• Eine lern- oder bildungswirksame Bearbeitung der vier<br />

Entwicklungsbereiche (Lernen, Personwerden, Welterschließen,<br />

Navigieren) vollzieht sich in Leben sowieso – sie schließt das<br />

Zulassen von Fehlern und den Umgang damit ein<br />

• Entwicklungsbezogen „passende“ Aufgabenstellungen bringen<br />

Kinder/Menschen besonders weiter und ermöglichen u.a. eine<br />

„Polarisation“ der Aufmerksamkeit, positive Selbstwirksamkeitserwartungen,<br />

Zuversicht, Mut<br />

• Unpassende Aufgaben und erzwungene Lösungen in den<br />

Entwicklungsbereichen beeinträchtigen Bildungsprozesse und<br />

können auch schlechte Lösungen routinisieren und dadurch eher<br />

Lernen behindern, verunsichern, ängstigen,...<br />

Professionell relevant an der formulierten<br />

Pädagogischen Programmatik ist u.a.zu sehen:<br />

• Ein Überangebot von Lösungen für Aufgaben und Fragen,<br />

die Heranwachsende u.U. noch gar nicht haben, kann das<br />

Auseinandersetzen mit Aufgaben beeinträchtigen bis<br />

verhindern<br />

• Die Verführung zur „Einnahme von Aufmerksamkeit“ in<br />

Form von Noten oder (unverdientem) Lob kann das Motiv<br />

für Lernen und Lösungsanstrengungen verschieben -<br />

wenn es um Lob und Aufmerksamkeit geht, geht es nicht<br />

mehr um selbst-, welt- und gesellschaftsbezogene<br />

Wirksamkeit<br />

• Insofern kann pädagogisch unprofessionelles Agieren<br />

auch schaden – je unselbstständiger die Adressaten<br />

noch sind, je mehr.<br />

4


4<br />

These zum Kern der gezeigten<br />

Programmatik<br />

Eine pädagogische Unterstützung von Bildung und<br />

Entwicklung ist nur dann sinnvoll und professionell,<br />

wenn Bildung und Entwicklung dadurch „leichter“,<br />

reicher, qualitätsvoller werden.<br />

"Wie wenn der Zögling uns zur Rede stellte darüber, daß wir uns<br />

unterfingen, dem Zufall vorzugreifen, der doch vielleicht bessere<br />

Gelegenheiten der innigen Geisteserhebung und gewiß nicht die<br />

Einbildung, man sei erzogen, herbeigeführt hätte? Man hat<br />

Beispiele der Art! Und es ist niemals sicher, sich zum<br />

Geschäftsführer eines andern aufzuwerfen, wenn man nicht Lust<br />

hat, die Sache recht zumachen. Einem Manne vollends von streng<br />

sittlichen Begriffen gegenüber möchte wohl niemand einer so<br />

schweren Verurteilung unterliegen, als wer sich einen Einfluß über<br />

ihn anmaßte, der ihn hätte schlechter machen können" (Herbart<br />

(1806), S. 43).<br />

Aufgabe/ Thema kommende Woche:<br />

die Aufgaben der Pädagogik als „Programm“<br />

• Lesen Sie die Texte aus der Agenda. Die ersten beiden fassen<br />

zusammen, was wir bisher gemacht haben und geben einen Ausblick<br />

auf das Weitere - der dritte und vierte Text formulieren eine<br />

vergleichbare Programmatik für pädagogisches Handeln - und zwar<br />

explizit in der Auseinandersetzung mit den veränderten<br />

Voraussetzungen und Setzungen pädagogischen Handelns, die sich<br />

aus der Entwicklung der (neuen) Medien ergeben.<br />

• Schreiben Sie nach dem Lesen spontan und knapp auf, was Sie<br />

derzeit als die wichtigen pädagogischen Aufgabe(n) verstehen.<br />

• Überlegen und notieren Sie, was aus Sicht der von Ihnen<br />

untersuchten historischen/ klassischen pädagogischen Position als<br />

pädagogische Aufgabe(n) benannt werden würde.


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