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Königsbach-Stein 2017

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WISSENSWERTES<br />

Johannes (Hans) Schoch<br />

* um 1550 in <strong>Königsbach</strong>/Enzkreis<br />

† 1631 in Straßburg<br />

Johannes Schoch erlernte in seinem Heimatdorf<br />

<strong>Königsbach</strong> das Zimmerhandwerk.<br />

„Hans Schoch von Kingsbach, der zymmerman<br />

hat das Burgrecht kauft, das war 1572“,<br />

so steht es in den Akten der freien Reichsstadt<br />

Straßburg. Ihm wurde dort das Amt des städtischen<br />

Mühlmeisters übertragen. Aber er war<br />

auch schon bald an anderen Orten tätig. So<br />

baute er 1574 für Erasmus von Venningen zu<br />

Neidenstein eine Mahlmühle, desgleichen für<br />

das Kloster Maulbronn.<br />

Als bereits bekannter Architekt baute er in Straßburg<br />

nach 1582 den „Neuen Bau“ und war von<br />

1590 bis 1597 dort Stadtbaumeister. Er zeichnete<br />

auch den Entwurf zur Metzig in Straßburg.<br />

Seit 1583 war Johannes Schoch Baumeister<br />

im Dienst des Markgrafen Ernst Friedrich von<br />

Baden-Durlach. Als solcher zeichnete er die<br />

Pläne für das Schloß Gottesaue. Im Ettlinger<br />

Schloßhof steht noch der von ihm entworfene<br />

Delphinbrunnen. Das Gebäude der Fürstenschule<br />

„Ernestinum“ in Durlach, welche ebenfalls<br />

auf seine Pläne zurückgeht, gibt es leider<br />

nicht mehr.<br />

Dann wurde Hans Schoch kurpfälzischer Hofbaumeister.<br />

Im Auftrag von Kurfürst Friedrich<br />

IV. von der Pfalz baute er zwischen 1601 und<br />

1607 den nach dem Kurfürsten benannten<br />

Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses,<br />

vielleicht sein reifstes und sicher sein berühmtestes<br />

Werk.<br />

Aber es gab zu jener Zeit nicht nur Kirchen<br />

und fürstliche Paläste, die sich die Antike zum<br />

Vorbild nahmen. Die Gebäude konnten es zwar<br />

nicht mit der Größe, aber mit der Schönheit der<br />

fürstlichen Paläste durchaus aufnehmen.<br />

Einige von ihnen gibt es noch heute als<br />

bewohnte Gebäude, so auch das um 1617<br />

Schloss Gottesaue (Wiederaufbau)<br />

erbaute und bis 1936 als Rathaus benutzte<br />

Kasthaus in Gernsbach, das an markanter<br />

Stelle zwischen Markplatz und der bergan<br />

führenden Hauptstraße in Gernsbach steht.<br />

Es ist als Wohnhaus für den durch den Holzhandel<br />

reich gewordenen Murg-Flößer Johann<br />

Jakob Kast erbaut worden. Hierbei handelt es<br />

sich um eines der wenigen Spät-Renaissance-<br />

Bürgerhäuser in unserem Land. Auf der Tafel<br />

steht: Architekt Johannes Schoch aus Heidelberg!<br />

Der Bau überrascht auch in seinem Inneren<br />

durch seine großzügigen und geschmackvollen<br />

Ausgestaltungen.<br />

Seine Schauseiten, die Giebelseite zum Tal<br />

sowie die Traufseite zum Marktplatz sind mit<br />

Sandstein verkleidet und in den Formen der<br />

reifen Renaissance ausgeschmückt. Das Giebelfeld<br />

ist mit einem stilisierten Pinienzapfen<br />

und einer Volutenkonsole geschmückt. Baumeister<br />

war der Straßburger, Heidelberger<br />

und markgräflich-badische Baumeister Hans<br />

Schoch aus <strong>Königsbach</strong>.<br />

Erstaunlicherweise hat der Bauherr nie sein<br />

Haus in Gernsbach bezogen, er lebte weiter<br />

in Straßburg, wo er wahrscheinlich auch<br />

Johannes Schoch kennengelernt hatte.<br />

© Marlis Zeus 2014<br />

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