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WISSENSWERTES<br />
Johannes (Hans) Schoch<br />
* um 1550 in <strong>Königsbach</strong>/Enzkreis<br />
† 1631 in Straßburg<br />
Johannes Schoch erlernte in seinem Heimatdorf<br />
<strong>Königsbach</strong> das Zimmerhandwerk.<br />
„Hans Schoch von Kingsbach, der zymmerman<br />
hat das Burgrecht kauft, das war 1572“,<br />
so steht es in den Akten der freien Reichsstadt<br />
Straßburg. Ihm wurde dort das Amt des städtischen<br />
Mühlmeisters übertragen. Aber er war<br />
auch schon bald an anderen Orten tätig. So<br />
baute er 1574 für Erasmus von Venningen zu<br />
Neidenstein eine Mahlmühle, desgleichen für<br />
das Kloster Maulbronn.<br />
Als bereits bekannter Architekt baute er in Straßburg<br />
nach 1582 den „Neuen Bau“ und war von<br />
1590 bis 1597 dort Stadtbaumeister. Er zeichnete<br />
auch den Entwurf zur Metzig in Straßburg.<br />
Seit 1583 war Johannes Schoch Baumeister<br />
im Dienst des Markgrafen Ernst Friedrich von<br />
Baden-Durlach. Als solcher zeichnete er die<br />
Pläne für das Schloß Gottesaue. Im Ettlinger<br />
Schloßhof steht noch der von ihm entworfene<br />
Delphinbrunnen. Das Gebäude der Fürstenschule<br />
„Ernestinum“ in Durlach, welche ebenfalls<br />
auf seine Pläne zurückgeht, gibt es leider<br />
nicht mehr.<br />
Dann wurde Hans Schoch kurpfälzischer Hofbaumeister.<br />
Im Auftrag von Kurfürst Friedrich<br />
IV. von der Pfalz baute er zwischen 1601 und<br />
1607 den nach dem Kurfürsten benannten<br />
Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses,<br />
vielleicht sein reifstes und sicher sein berühmtestes<br />
Werk.<br />
Aber es gab zu jener Zeit nicht nur Kirchen<br />
und fürstliche Paläste, die sich die Antike zum<br />
Vorbild nahmen. Die Gebäude konnten es zwar<br />
nicht mit der Größe, aber mit der Schönheit der<br />
fürstlichen Paläste durchaus aufnehmen.<br />
Einige von ihnen gibt es noch heute als<br />
bewohnte Gebäude, so auch das um 1617<br />
Schloss Gottesaue (Wiederaufbau)<br />
erbaute und bis 1936 als Rathaus benutzte<br />
Kasthaus in Gernsbach, das an markanter<br />
Stelle zwischen Markplatz und der bergan<br />
führenden Hauptstraße in Gernsbach steht.<br />
Es ist als Wohnhaus für den durch den Holzhandel<br />
reich gewordenen Murg-Flößer Johann<br />
Jakob Kast erbaut worden. Hierbei handelt es<br />
sich um eines der wenigen Spät-Renaissance-<br />
Bürgerhäuser in unserem Land. Auf der Tafel<br />
steht: Architekt Johannes Schoch aus Heidelberg!<br />
Der Bau überrascht auch in seinem Inneren<br />
durch seine großzügigen und geschmackvollen<br />
Ausgestaltungen.<br />
Seine Schauseiten, die Giebelseite zum Tal<br />
sowie die Traufseite zum Marktplatz sind mit<br />
Sandstein verkleidet und in den Formen der<br />
reifen Renaissance ausgeschmückt. Das Giebelfeld<br />
ist mit einem stilisierten Pinienzapfen<br />
und einer Volutenkonsole geschmückt. Baumeister<br />
war der Straßburger, Heidelberger<br />
und markgräflich-badische Baumeister Hans<br />
Schoch aus <strong>Königsbach</strong>.<br />
Erstaunlicherweise hat der Bauherr nie sein<br />
Haus in Gernsbach bezogen, er lebte weiter<br />
in Straßburg, wo er wahrscheinlich auch<br />
Johannes Schoch kennengelernt hatte.<br />
© Marlis Zeus 2014<br />
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