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WISSENSWERTES<br />
Johannes Heynlin „de Lapide“<br />
* um 1429 in <strong>Stein</strong>, heute <strong>Königsbach</strong>-<strong>Stein</strong><br />
† 1496 Basel<br />
Johannes Heynlin besuchte die Lateinschule<br />
in Pforzheim, dann studierte er zwischen 1446<br />
und 1453 in Erfurt, Leipzig und Löwen. Als<br />
Hinweis auf seinen Heimatort <strong>Stein</strong> verwendete<br />
er in seinem Namen entsprechend der gelehrten<br />
Sitte der Zeit den lateinischen Zusatz<br />
„de Lapide“.<br />
Im April 1454 immatrikuliert er sich an der<br />
Universität Paris, und seit 1460 ist er dort Prokurator<br />
der deutschen Studenten. Seit 1462<br />
ist Heynlin Mitglied der Sorbonne, hält Vorlesungen<br />
über die aristotelische Philosophie und<br />
verfasst mehrere wissenschaftliche Kommentare,<br />
und er lehrt Griechisch. Er wird als erster<br />
Deutscher an der Sorbonne zum Doktor der<br />
Theologie promoviert.<br />
Der Mainzer Johann Fust, der die gutenbergsche<br />
Druckerei finanziert hat, taucht an der<br />
Sorbonne auf mit 60 gedruckten Büchern und<br />
bietet sie zum Verkauf an.<br />
Heynlin übernimmt auf Einladung des Bischof<br />
Johannes von Venningen eine Lehrtätigkeit an<br />
der Universität Basel.<br />
Dann ist er zwei Jahre nicht zu orten. Vermutlich<br />
in Mainz, denn er kehrt nach Paris, mit<br />
einer Druckerpresse und einem ausgebildeteten<br />
Buchdrucker zurück. Mit dem Kollegen<br />
Guillaume Fichet richtet Heynlin 1469 an der<br />
Sorbonne die erste Buchdruckerei Frankreichs<br />
ein. Gedruckt werden zunächst Manuskripte<br />
antiker Autoren.<br />
Von 1467 – 1474 ist er erneut Professor an<br />
der Sorbonne. Johannes Reuchlin und Johann<br />
Amerbach werden seine Studenten.<br />
Heynlin kehrt zurück nach Basel, wo er neben<br />
seiner Lehrtätigkeit an der Universität auch als<br />
Prediger am Münster tätig ist. Er berät Graf<br />
Eberhard bei der Gründung der Tübinger Universität<br />
(1474) und wirkt als Leutpriester und<br />
Bußpredíger auch an der Tübinger Stiftskirche,<br />
in Baden-Baden und in Wildbad.<br />
Heynlin sagt 1484 der Universität endgültig<br />
adieu und übernimmt die Prädikantenstelle am<br />
Basler Münster, wo er sich auch an der Gestaltung<br />
der neuen Kanzel maßgeblich beteiligt.<br />
In der Druckerei des Johann Amerbach wird<br />
Heynlin Herausgeber, Berater und Korrektor.<br />
Es werden vorwiegend religiös-moralisierende<br />
Schriften, teils aus eigener Feder, gedruckt.<br />
Seine lateinischen Bußpredigten sind bis heute<br />
nicht übersetzt. Sie entsprechen der Mode der<br />
Zeit und haben heute nur noch literarischen<br />
Wert.<br />
1487 tritt Heynlin ins Kartäuserkloster zu Basel<br />
ein. Er stirbt dort 1496 und hinterlässt dem<br />
Kloster seine umfangreiche Bibliothek.<br />
© Marlis Zeus 2014<br />
Johannes Heynlin Denkmal<br />
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