STADTJournal Ausgabe Oktober 2018

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<strong>STADTJournal</strong> Heimat Unsere Heimat Magdalena Kollig – ein Leben für den Nächsten Ein schlichtes Grab auf dem Kärlicher Friedhof und ein Kreuz aus Basalt erinnern an die Gemeindeschwester Magdalena Kollig, die 28 Jahre lang in Kärlich wie auch in den Nachbargemeinden Kranke besuchte und behandelte. Bei jedem Wetter, zu jeder Tages- und Nachtzeit war Schwester Lena oder Lenchen, wie sie allgemein genannt wurde, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Magdalena Kollig wurde am 23. September 1891 in Kärlich geboren, wuchs als zweites von neun Kindern einer Arbeiterfamilie in bescheidenen Verhältnissen auf und wollte als Jugendliche Ordensfrau werden. Doch dazu war sie anscheinend nicht bestimmt. Denn als 22-Jährige musste sie wegen einer Augenkrankheit das Kloster verlassen und entschied sich daraufhin, als Caritasschwester in der Gemeinde zu arbeiten. Ihre erste Ausbildung erhielt sie 1914 beim Roten Kreuz in Koblenz, in dessen Dienst sie während des Ersten Weltkriegs stand. Nach dem Krieg besuchte sie die Krankenpflegeschule in Koblenz-Arenberg und arbeitete zwei Jahre im Krankenhaus in Bingen, wo sie 1924 ihr Examen ablegte. Danach folgte ein selbstloser strapaziöser Einsatz in ihrem Heimatort und darüber hinaus bis in die Rheindörfer Urmitz, Kaltenengers und St. Sebastian. Sie „versorgte“ nicht nur die Kranken, sondern hielt unzählige Nachtwachen und wurde oft schon wieder um Rat aufgesucht, wenn sie selbst dringend Ruhe gebraucht hätte. Gesundheitliche Schäden blieben bei solchem Einsatz nicht aus. Schon früh zog sie sich beim Betten eines Kranken einen Lungenriss zu, und später wurde sie durch eine unerklärliche Krankheit nahezu gelähmt. Trotzdem haderte sie nicht mit dem Schicksal, sondern glaubte fest, dass alles komme, wie Gott es will. Als sie eines Tages während der Messe plötzlich ohne Hilfe wieder gehen konnte und auf dem Rückweg von der Kommunionbank ihren Gehstock in den Arm hängte, war sie überzeugt, durch ihr Vertrauen und durch die Fürsprache der Gottesmutter Maria die Krankheit überwunden und die Kraft für ihre Arbeit wiedergefunden zu haben. Vor allem während des Zweiten Weltkriegs, als nur wenige Ärzte zur Verfügung standen, war sie oft Retter in der Not. Einer der bemerkenswertesten Fälle zu ihrer Zeit war der Unfall eines kleinen Mädchens, das beim Spiel auf dem Bauernhof seiner Verwandten mit der Hand zwischen die Schneiden einer Häckselmaschine geraten war und sich den Mittelfinger zum Teil abgetrennt hatte. Schwester Lena setzte das Fingerglied wieder auf und trug das Kind ungefähr 600 Meter weit zum nächsten Arzt, der aber keine Hoffnung sah. Sie überredete den Arzt, den Finger dennoch anzunähen, und hatte Erfolg; die Hand wurde gesund. Schwester Lena führte ein überaus anspruchsloses Leben. Zwei Zimmer im elterlichen Haus, in dem sie das Wohnrecht hatte, waren Wohnung und Behandlungsraum. Die Gemeinde zahlte ihr monatlich eine kleine Vergütung, eine Beihilfe zu den Heizkosten im Winter und die Bereifung des Fahrrads. Im Übrigen lebte sie von den Zuwendungen, die sie von Fall zu Fall für ihre Tätigkeit erhielt. Manchmal war ein bloßes Dankeschön der einzige Lohn für ihre Mühe. Sie war ein liebenswerter Mensch, der allerdings auch impulsiv sein konnte. Vor allem mochte sie Kinder und Tiere. Noch lange erinnerten sich ältere Kärlicher an Lenchens Katze und an das Huhn, das im Küchenschrank seine Eier legte. Trotz aller Arbeit hatte Schwester Lena immer „Zeit“ für andere und von „Stress“ wusste sie nichts. Einer ihrer Neffen berichtete, wie er „nach Rückkehr aus Gefangenschaft – in Koblenz völlig ausgebombt –“ sechs Jahre lang „die Güte und die Hilfsbereitschaft“ der Tante erfahren hatte, und weiter schrieb er: „Selten hat jemand die ‚Caritas‘, die christliche Nächstenliebe, so ernst genommen wie Schwester Lenchen.“ Bis kurz vor ihrem Tod war Magdalena Kollig „im Dienst“. Noch am Krankenbett wurde sie von Patienten aufgesucht, die sie um Rat fragten. Sie starb am 27. Juli 1953 an einem Krebsleiden. Auf Antrag des Pfarrgemeinderates würdigte die Gemeinde Mülheim-Kärlich ihre Verdienste mit einem Dauergrab auf dem Kärlicher Friedhof. Oswald Senner 24
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