Rettl and friends 15 HW 2018/19

RETTL PORTRÄT
Kleinkunst ganz groß.
TEXT JAQUELINE RAUTER
FOTOS ULRIKE RAUCH, MORITZ SCHELL
S
ie sind die zwei schillerndsten
Figuren, die die österreichische
Kabarett-Szene
im Moment zu bieten hat.
Doch auch auf musikalischer Ebene
haben sie längst fusioniert, und das
höchst erfolgreich: Paul Pizzera & Otto
Jaus.
Der eine ist ein ehemaliger Wiener
Sängerknabe, dessen Karriererückblick
Stationen wie das Konservatorium der
Stadt Wien sowie die Royal Academy of
Music in London streift: Otto Jaus, Jahrgang
1983 ist seit einigen Jahren auch
Ensemblemitglied des Wiener „Kabarett
Simpl“, das Größen wie Fritz Grünbaum
oder Karl Farkas hervorbrachte. 2014
premiert Jaus mit dem ersten eigenen
Kabarettprogramm, für das er im November
desselben Jahres mit dem österreichischen
Kabarettförderpreis ausgezeichnet
wurde. Michael Niavarani – der Otto Jaus
seit Simpl-Tagen kennt und schätzt -
engagiert Jaus 2016 für die Komödie
„Romeo & Julia“ im Globe Wien. Das Jahr
2013 war jedoch entscheidend: Otto Jaus
trifft auf Paul Pizzera: Die Geburtsstunde
von Pizzera & Jaus. Ja genau, das sind die,
die seit 2015 aus den Hitparaden kaum
mehr wegzudenken sind. Das sind auch
die gleichen, die seitdem mit Rekorden
nur so um sich schlagen und zwei der
großen Ebenen in der Unterhaltungsindustrie
spielerisch miteinander verbinden:
Kabarett und Musik.
eigentlich sind. Die aktuellen Songs
„Dialekt´s mi“ und „#janeinvielleicht“
legen da noch eine Schippe drauf, hätten
wir gesagt. Doch nun ein genauerer Blick
auf den Zweiten im Bunde: Paul Pizzera,
geboren 1988 in Deutschlandsberg,
kommt 2007 mit dem Charme des Poetry
Slams in Berührung und dadurch auch
mit Kabarettgrößen wie Mike Supancic
und Martin Puntigam in Kontakt.
Zwischen 2007 und 2010 ist der studierte
Germanist Pizzera auf über 100 Poetry
Slams im deutschsprachigen Raum zu
finden. 2011 gewinnt er den „Grazer
Kleinkunstvogel“ samt Publikumspreis.
Noch im selben Jahr, nach der Premiere
seines ersten Soloprogramms, titelt die
Kleine Zeitung: „Dichtes Kabarett ohne
Längen und Entgleisungen: Der stoasteirische
Komet hat das Zeug zum großen
Wurf“.
TON, STEINE, SERBEN
Wer von sich selbst sagt, er sei „primitivgründig“,
Stermann und Grissemann bei
„Willkommen Österreich“ rhetorisch
unter den Tisch spielt und seine erste
Jugendband „Ton, Steine, Serben“ nennt,
hat spätestens dann etwas richtig
gemacht, wenn seine Vorstellungen über
Monate hinweg ausverkauft sind. Seit
September 2017 sind Pizzera & Jaus mit
ihrem ersten Duoprogramm samt Album
„unerhört solide“ auf Tour, 150.000
Tickets haben sich dafür bisher verkauft.
Großveranstaltungen wie das Donauinselfest
sind da natürlich nicht eingerechnet.
Da wäre dann noch der Rekord, der sicher
lange Zeit unerreichbar bleiben wird: Im
Zeitraum von 20 Monaten brachten die
beiden 5 Singles zeitgleich (!) in die Austria
Top 75 Charts, der Song „Jedermann“
spazierte 2016 sogar geradewegs auf Platz
1 der Singlecharts. 2017 nahmen sie gleich
zwei Amadeus-Awards mit nach Hause,
2018 war es ein Award für das „Album des
Jahres“. Wer sich ein Ticket für das aktuelle
Kabarettprogramm sichern will, der
sollte schnell sein.
EINE SINGLE NACH
DER ANDEREN
Mit der ersten Single „Wir gewinnt“ (2015)
mischen sie die Szene ordentlich auf. Bald
folgen die Songs „Absätze > Hauptsätze“
(2016), und „Jedermann“ (2016). Spätestens
die beiden Singles „Eine ins Leben“
und „Mama“ (beide 2017) sorgen dafür,
dass hierzulande kaum mehr jemand
danach fragt, wer die beiden denn nun
Pizzera & Jaus
Infos und Termine:
www.paulpizzera.at
www.ottojaus.at
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RETTL + FRIENDS