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<strong>2018</strong>/<strong>2019</strong><br />
<strong>Contura</strong><br />
Das Magazin der Rhätischen Bahn<br />
Aus Berufung<br />
Eine Familie im<br />
Dienste des öV<br />
Glacier Express<br />
Exzellenz<br />
nimmt Form an<br />
Tradition<br />
Lang lebe<br />
das Romanisch
Freibillett<br />
Die Welt entdecken …<br />
Die Welt entdecken. Was dies bedeutet, habe ich mit 14 Jahren zum ersten Mal erfahren. In<br />
Tarasp im wunderschönen Engadin zu Hause, trennten mich damals hohe Berge und tiefe Täler<br />
von der grossen weiten Welt. Doch dann durften meine Freunde und ich zum ersten Mal alleine<br />
nach Chur fahren. Der Vereina war noch nicht ganz fertiggestellt und um die Welt zu entdecken<br />
mussten wir eine fast vierstündige Zugfahrt über Bever, Bergün und Thusis auf uns nehmen. Die<br />
Musik, die uns auf dieser Reise begleitete, kam damals noch von CDs und beschallte – nicht zur<br />
Freude aller Passagiere – in niedriger Qualität gleich das gesamte Abteil. Die Zeit in Chur verbrachten<br />
wir mit Skaten, Shoppen und gemütlichem Chillen im Park. Mit einem breiten Lächeln,<br />
vollbepackten Taschen und fast leerem Portemonnaie kehrten wir am Abend – glücklich, die Welt<br />
entdeckt zu haben – nach Hause in unseren Mikrokosmos zurück.<br />
Gino Clavuot alias SNOOK, Schweizer Rapper aus dem Unterengadin<br />
2<br />
www.rhb.ch/contura
Editorial<br />
RhB-Grüsse aus Indien<br />
Namaste, geschätzte Fahrgäste<br />
Ich grüsse Sie herzlich aus dem fernen Indien. Seit mehr<br />
als vier Jahren arbeite ich als Verkaufsleiterin für die<br />
Rhätische Bahn in Mumbai. Die Schweiz, das Land der<br />
Schokolade, der Berge und des Käses, ist für indische<br />
Touristen das Traumreiseziel schlechthin. Auch ich durfte<br />
schon mehrmals mit der RhB durch die schöne Landschaft Graubündens fahren –<br />
ein grossartiges Erlebnis, egal zu welcher Saison. Es erfüllt mich mit Stolz,<br />
für eine namhafte Bahngesellschaft wie die RhB zu arbeiten, die sowohl in<br />
der Geschichte der Eisenbahn als auch im Schweizer Tourismus eine wichtige<br />
Stellung einnimmt. Zwar sind traditionelle Schweizer Reiseziele wie Interlaken,<br />
Luzern und Engelberg starke Konkurrenten auf dem indischen Markt,<br />
doch das UNESCO Welterbe-Label macht die Fahrt mit der RhB für Inder zu<br />
einer beliebten, da prestigeträchtigen Angelegenheit, mit der zu Hause angegeben<br />
werden kann – indische Touristen holen aus ihren Reisen gerne das<br />
Maximum heraus und «sammeln» so viele berühmte Sehenswürdigkeiten wie<br />
möglich. Zudem bietet die RhB etwas für jeden Geschmack: Indische Hochzeitsreisende<br />
verbringen ihre Flitterwochen zum Beispiel besonders gerne auf<br />
der Alp Grüm – frische Alpenluft und atemberaubende Aussichten, was will<br />
man mehr? Vielleicht höchstens ein bisschen Heimat auf dem Teller. Eine der<br />
häufigsten Fragen, die mir von Kunden gestellt wird, ist nämlich, ob in der<br />
Region auch indisches Essen erhältlich sei. Und tatsächlich ist die Fahrt mit<br />
dem Glacier Express bei indischen Reisenden noch beliebter, seit an Bord eine<br />
indische Mahlzeit serviert wird.<br />
Das macht auch mir Appetit auf mehr. Ich freue mich auf meinen nächsten<br />
Besuch und wünsche Ihnen eine gute Fahrt!<br />
Sonal Salian, 32,<br />
Verkaufsleiterin Rhätische Bahn Indien<br />
Mumbai, Indien<br />
PS: Den spannenden RhB-Newsletter noch heute abonnieren und immer<br />
auf dem Laufenden bleiben: www.rhb.ch/newsletter<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Wo gehtʼs lang?<br />
46<br />
Albulalinie Parc Ela: das Herz der Welt<br />
14 18 52<br />
Berninalinie<br />
Zuggeschichte(n) von<br />
der Berninastrecke<br />
Nächster Halt<br />
Nicht nur für<br />
«Bahnbekloppte»<br />
Aus der Werkstätte<br />
Spaghetti & Co.<br />
aus der Valposchiavo<br />
4<br />
Impressum: © Copyright / Herausgeberin: Rhätische Bahn AG, Bahnhofstrasse 25, 7001 Chur | Technische Daten:<br />
Rhätische Bahn | Konzept / Text: Panta Rhei PR AG | Grafik: Süsskind SGD Chur | Fotos: Archiv Rhätische Bahn,<br />
Y. Andrea, C. Bader, A. Badrutt, A. Bass, P. Donatsch, Ente Turistico Regionale del Moesano (R. Jörg, Y. Leonardi),<br />
Familie Juon, fotoSwiss.com/cattaneo, M. Gerber, M. Giger/snow-world.ch, G. Giovanoli, Gold-Gusti, Guarda Lodge,<br />
U. Jossi, N. Pitaro, M. Schade, Chr. Sonder egger, E. Süsskind | Gedruckt in der Schweiz, Ausgabe Nr. 9, <strong>2018</strong> / <strong>2019</strong>
Der neue RhB Club<br />
Werden Sie Teil der RhB-Familie!<br />
www.rhbclub.ch<br />
16 Scena<br />
InstaMeet<br />
10 Aus Berufung<br />
Eine Familie<br />
im Dienste des öV<br />
14 Berninalinie<br />
Zuggeschichte(n) von<br />
der Berninastrecke<br />
18 Nächster Halt<br />
Nicht nur für<br />
«Bahnbekloppte»<br />
24 UNESCO Welterbe RhB<br />
Auch ein Erbstück:<br />
die Kalka-Shimla Railway<br />
30 Fensterplatz<br />
32 Tradition<br />
Lang lebe das Romanisch<br />
36 Glacier Express<br />
Exzellenz nimmt Form an<br />
41 Hätten Sie das gewusst?<br />
Zahlenzug<br />
42 Kultur<br />
Ein Festival wird erwachsen<br />
46 Albulalinie<br />
Parc Ela: das Herz der Welt<br />
50 Platz an der Sonne<br />
Superlative in Graubünden<br />
52 Aus der Werkstätte<br />
Spaghetti & Co. aus<br />
der Valposchiavo<br />
58 Natur<br />
Teuflisch schöne Diavolezza<br />
62 Was machen eigentlich …<br />
… Lawinenhunde im Sommer?<br />
64 Berühmte Namen<br />
Hortensia von Gugelberg<br />
65 Wir stellen vor<br />
Das RhB-Verwaltungsgebäude<br />
66 Powerplay<br />
Schnee von gestern<br />
72 Für die «Kurzen»<br />
Mit der RhB zum Brätel-Spass …<br />
74 Streckennetz<br />
Höhepunkte<br />
der Rhätischen Bahn<br />
76 Wettbewerb<br />
Wie gut haben Sie aufgepasst?<br />
77 Für Ihre Agenda<br />
Auf einen Blick:<br />
die Erlebnisfahrten <strong>2018</strong> /<strong>2019</strong><br />
78 RhB handlich<br />
Erlebniskarte und Broschüren<br />
79 Souvenirs & Geschenke<br />
Schenken macht Freude<br />
Über 7106 Quadrat kilometer echte Schweiz ent decken.<br />
Gibt’s auch für Biker! www.rhb.ch/graubuendenpass<br />
5
6<br />
Scena<br />
InstaMeet<br />
Die Eindrücke der Gotthard-Bernina-Rundreise<br />
im Juni <strong>2018</strong> wurden unter dem Hashtag<br />
# trainaroundswitzerland mit dem Rest der<br />
Welt geteilt. Hier eine Auswahl der schönsten<br />
Bilder des «InstaMeets» von @lichterfang …<br />
www.rhb.ch/gotthardbernina<br />
4<br />
5<br />
1<br />
3<br />
2<br />
6 www.rhb.ch/contura
7<br />
1 Vierwaldstättersee | 2 Blick aus dem Fenster des<br />
Gotthard Panorama Express | 3 Sonnenaufgang<br />
Alp Grüm | 4 Palügletscher | 5 Alp Grüm | 6 Lago Palü |<br />
7 Bernina Lagalb<br />
7
8<br />
9<br />
8 Bernina Diavolezza | 9 Montebellokurve | 10 Bergün |<br />
11 Bergün | 12 Landwasserviadukt<br />
Weitere Bilder von Jan Kaya,<br />
auch bekannt als @lichterfang, unter<br />
www.instagram.com/lichterfang.<br />
8 www.rhb.ch/contura
10<br />
12<br />
11<br />
9
Aus Berufung<br />
Eine Familie im<br />
Dienste des öV<br />
10 Die Decaspers: Tanja, Stefan, Gaby und Carlo mit Hund Nyima.
Der öffentliche Verkehr hat diese Familie fest im Griff – oder ist es<br />
vielmehr umgekehrt? Bei den Decaspers haben sich nämlich alle<br />
vier Familienmitglieder dem öV verschrieben. Ob RhB, SBB oder<br />
Stadtbus Chur: Alle durften sie schon auf die Dienste von Mama,<br />
Papa, Tochter und Sohn Decasper zählen.<br />
«In Domat / Ems haben wir direkt neben der Bahnlinie gewohnt – das war<br />
sicher prägend für unsere Kinder», meint Vater Carlo Decasper. Er selbst<br />
wuchs hingegen in Flims auf, wo keine Bahn fährt. Womöglich verdankt<br />
es Carlo genau diesem Umstand, dass er seine Frau kennengelernt hat –<br />
doch dazu später. Dass ihn das Bahnfieber packte, war eher ein Zufall: Als<br />
er Mitte der Siebzigerjahre vor der Berufswahl stand, folgte Carlo dem Rat<br />
seines Berufsberaters, der ihm eine Lehre als Kondukteur vorschlug. «Das<br />
tönte spannend», und so startete der Bündner 1978 bei der SBB.<br />
Carlo macht einen Abstecher zur RhB<br />
Anfang der Acht zi ger jah re traf Carlo seine spätere Frau Gaby. Und zwar –<br />
mangels öV-Alternativen – beim Autostopp in Flims. Schon kurze Zeit später<br />
wurde geheiratet, und 1985 kam Tochter Tanja zur Welt. Bei der RhB herrschte<br />
damals Personalmangel, und so machte Carlo 1987<br />
«In Chur wurde das einen Abstecher zur Bahn seines Heimatkantons: «Die<br />
RhB lieh sich Personal von der SBB aus. Ich arbeitete<br />
Auto überflüssig. Rund<br />
also zu denselben Konditionen – und sogar in der<br />
14 Jahre lang besassen SBB-Uniform – ein halbes Jahr lang als Kondukteur<br />
wir alle nur ein GA.» für die RhB», erinnert sich Carlo. 1988 wurde Sohn<br />
Carlo Decasper<br />
Stefan geboren. «Der Zug vor dem Fenster, der gehörte<br />
einfach dazu», erinnert sich Stefan an seine Kindheit<br />
in Domat / Ems. Als er zehn Jahre alt war, fand die Familie Wohneigentum in<br />
Chur und zog um. ÖV und Zug wurden damit aber nicht etwa weniger wichtig,<br />
im Gegenteil: «Mit dem Umzug nach Chur wurde das Auto überflüssig,<br />
rund 14 Jahre lang besassen wir alle nur ein GA», so Carlo.<br />
11
Tanja berät Kunden<br />
Die Erste, die in Vaters öV-Fussstapfen trat, war Tanja. «Für mich war von<br />
Anfang an klar, dass ich eine kaufmännische Lehre machen wollte. Doch<br />
wo?» Von Papa Carlo auf die Idee gebracht, erhielt Tanja 2002 eine Lehrstelle<br />
im SBB-Reisebüro in Chur. Nach dem Lehrabschluss gab es bei der<br />
SBB allerdings keine passende Anschlusslösung. Nach einer Reise durch<br />
Australien erhielt Tanja über ihren Onkel eine befristete Stelle als Kundenberaterin<br />
bei PostAuto. Aus den geplanten sechs Monaten am Schalter<br />
wurden neun Jahre. «Nach fast einer Dekade wollte ich aber etwas Neues.<br />
Ich arbeitete zwei Jahre beim Medienunternehmen Somedia, lernte eine<br />
komplett andere Branche kennen und machte die Ausbildung zur Marketingfachfrau»,<br />
erzählt Tanja. Mit diesem Ausweis in der Tasche kehrte sie<br />
schliesslich zum öV zurück: Sie erhielt eine Praktikumsstelle in der Marketingabteilung<br />
der RhB, inzwischen ist sie dort als Fachfrau Kommunikation<br />
angestellt. «Es passt perfekt: Ich kann meine Ausbildung in meiner Lieblingsbranche,<br />
dem öV, einsetzen.»<br />
Gaby kontrolliert öV-Reisende<br />
Als Nächstes folgte auch Mama Gaby dem Ruf des öV: 2002 suchte die SBB<br />
sogenannte Kundenfrequenzerheber. Konkret hiess das: die in den Zug<br />
ein- und aus dem Zug aussteigenden Leute zu zählen. Das dreijährige<br />
Projekt machte der zweifachen Mutter viel Spass: «Ich<br />
«Es war eine coole war zwei Tage pro Woche auf den Zügen unterwegs.<br />
Ich hatte gute Tipps von meinem Mann zur Hand und<br />
Zeit. Jeder konnte von<br />
erhielt einen Einblick in seine Arbeitswelt – das war<br />
den Erfahrungen des eine coole Zeit.» Anschliessend war sie als Kontrolleurin<br />
beim Stadtbus Chur und bei PostAuto tätig, letztere<br />
anderen profitieren.»<br />
Gaby Decasper<br />
liehen sich – wie einst die RhB – Personal beim Stadtbus<br />
Chur aus. «Sieben Jahre lang habe ich das gemacht:<br />
Aus dem Haus raus und direkt rein in meinen Arbeitsort, den Bus. Mir hat<br />
diese Flexibilität gefallen. Klar gab es auch mal unschöne Begegnungen<br />
und irgendwann war dann auch mal gut – ich wollte auch noch in Chur<br />
leben können», erklärt Gaby. Noch heute, über vier Jahre später, wird sie<br />
von gewissen öV-Reisenden als Kontrolleurin erkannt.<br />
12<br />
www.rhb.ch/contura
ÖV-Familie: Ob RhB,<br />
Stadtbus Chur, PostAuto<br />
oder SBB – die Decaspers<br />
kennen sie alle.<br />
Stefan begleitet Zugreisende<br />
«Bei mir war die Jobwahl von Anfang an klar, mein Vater hat mich da<br />
sicher geprägt», so der Jüngste der Familie, der 2004 seine Lehre zum<br />
Reisezugbegleiter bei der RhB antrat. Nach seinem Lehrabschluss wohnte<br />
Stefan drei Jahre lang in Davos und arbeitete auf einer der neu geschaffenen<br />
Stellen auf den Strecken des Glacier Express und des Bernina Express.<br />
Dann zog es ihn zurück nach Chur. Bei der RhB war jedoch keine Stelle frei,<br />
«also habe ich mich auf gut Glück beim Chef meines Vaters beworben –<br />
und erhielt 2010 einen Job bei der SBB». Seither sind Vater und Sohn im<br />
Dienste der Schweizerischen Bundesbahnen auf den Schienen unterwegs –<br />
ab und zu sogar auf demselben Zug: «Meist amtiert mein Vater dann als<br />
Zugchef und ich als Reisezugbegleiter», sagt Stefan. Ihre Lieblingsstrecke?<br />
«Zürich – Chur», meinen beide. «Da sind vor allem viele Ausflügler unterwegs,<br />
und die Stimmung ist viel entspannter als beispielsweise auf der<br />
Strecke Zürich – Luzern.»<br />
40 Jahre im Dienste des öV<br />
Eine Familie im Dienste des öffentlichen Verkehrs – so kann man die Decaspers<br />
ohne Übertreibung nennen. Am 1. Mai <strong>2018</strong> feierte Papa Carlo sein<br />
40-Jahre-Dienstjubiläum, bis heute ist er mit Herzblut dabei. Auch viele<br />
Erinnerungen nimmt er aus diesen Jahren mit, zum Beispiel jene von der<br />
Fahrt von Zürich nach Hamburg, als er in Dietikon einen Anruf des Lokführers<br />
erhielt: «Er sagte, der Geschwindigkeitsmesser seiner Lok funktioniere<br />
nicht mehr, und schickte mich auf die hintere der zwei Loks, um ihn<br />
von dort über die Fahrgeschwindigkeit zu informieren. So fuhren wir bis<br />
nach Basel, wo der Fehler dann behoben werden konnte.» Die Familienorganisation<br />
war für Gaby früher die grösste Herausforderung: «Vier Personen<br />
mit unterschiedlichen Arbeitszeiten, da war nicht nur die Feiertagsplanung<br />
kompliziert, sondern jedes Mittag- und Abendessen.» Dafür<br />
war der Austausch am Esstisch immer spannend – jeder konnte von den<br />
Erfahrungen des anderen profitieren und erhielt eine andere Sichtweise<br />
auf die Branche. «Man muss sich vorstellen», erinnert sich Gaby, «es gab<br />
eine kurze Zeit, da haben wir alle gleichzeitig beim öV gearbeitet – in vier<br />
verschiedenen Unternehmen, wohlgemerkt.»<br />
13
Berninalinie<br />
Zuggeschichte(n) von<br />
der Berninastrecke<br />
14 InfoT(r)ainment: Einloggen und staunen.
Nahmen das neue Bord system<br />
bei der Testfahrt genau unter<br />
die Lupe: Jan Kolar (links) und<br />
Arnoldo Tuena.<br />
Das neue Bordsystem InfoT(r)ainment liefert auf dem Bernina Express<br />
ab sofort alles, was Sie schon immer über die Dörfer, Schlösser,<br />
Berge und Seen entlang der UNESCO Welterbestrecke der RhB wissen<br />
wollten. Und zwar individuell auf Sie zugeschnitten. Früher<br />
war das anders, ganz anders. Rendezvous mit einem der Promotoren<br />
von damals und einem Innovator von heute.<br />
Unterschiedlicher könnten die zwei Männer im Bernina Express fast nicht<br />
sein: Hier das RhB-Urgestein Arnoldo Tuena aus dem Puschlav, da der IT-<br />
Jungunternehmer Jan Kolar aus Prag. Letzterer spricht kein <strong>Deutsch</strong>, ersterer<br />
kaum Englisch. Und doch unterhalten sie sich prächtig, und je länger<br />
die Fahrt dauert, desto mehr sind die beiden Passagiere fasziniert voneinander:<br />
Bahnverrückte halt, alle beide. Und beide auf ihre Art. Tuena<br />
hat in seiner 43-jährigen Bähnler-Laufbahn so ziemlich jede Sparte der<br />
RhB kennengelernt und wird intern als Vater des Bernina Express gehandelt.<br />
«Höchstens der Onkel, wenn überhaupt», wehrt er ab. Kolar hat vor<br />
Kurzem noch als Bub einfache Modelleisenbahnen zu hochkomplexen<br />
IT-Spielzeugen umfunktioniert, und von der RhB hatte der tschechische<br />
Eisenbahnfan bis vor zwei Jahren noch keine Ahnung.<br />
Auf Knopfdruck<br />
Und jetzt also sitzen sie einander gegenüber und Tuena erzählt gerade, wie<br />
die Bernina-Express-Idee anfänglich von vielen belächelt wurde. «Doch<br />
heute ist die Strecke ein Aushängeschild der RhB. Wahrscheinlich gibt es<br />
nicht viele Bahnen, die auf einer vierstündigen Fahrt so viele Highlights<br />
aufweisen können.» Diese Höhepunkte wurden früher live von den Kondukteuren<br />
erklärt, eine Zeitlang übernahmen Hostessen diesen Job, und<br />
auch Tonbänder waren im Einsatz. «Mit mehr oder weniger geübten Stimmen,<br />
mit mehr oder weniger guten Fremdsprachenkenntnissen wurden die<br />
Passagiere mit Informationen versorgt – ob sie nun wollten oder nicht»,<br />
erinnert sich Tuena. Und heute? Heute zücken die Fahrgäste ein Handy oder<br />
das iPad, loggen sich ins InfoT(r)ainment des Bernina Express ein und …<br />
staunen: Ein Film über Chur? Ein Tondokument zum Schloss Rhäzüns?<br />
15
Mit einem Klick erhalten<br />
Passagiere Informationen<br />
zur UNESCO Welterbestrecke –<br />
in acht Sprachen.<br />
Geschichtliches zu Graubünden? Kein Problem. Ein Video zum Landwasserviadukt,<br />
zum Lej Nair / Lago Bianco, Berninagletscher und, und … alles auf<br />
Knopfdruck, alles in acht Sprachen. Alles dann, wann und wie lange man<br />
es will. Und all das ist Jan Kolars Werk.<br />
Zufall stellt die Weiche<br />
«Irgendwann war die Modelleisenbahnzeit vorbei, meine Faszination für<br />
Bahnen aber ist geblieben», sagt der Mann aus Prag. «Es hat darum niemanden<br />
erstaunt, dass ich ein Start-up gründete, welches das Bahnfahren<br />
für die Passagiere noch angenehmer machen wollte.» Und dann stellte der<br />
Zufall die Weichen: «Meine Firma Passengera arbeitete an einem Infotainment-Projekt<br />
für die Tschechische Bahn, ein paar RhB-Mitarbeiter sassen<br />
zufälligerweise im entsprechenden Testzug … und nun bin ich hier.»<br />
Auch Tuena hat zu seiner Zeit oft den Zug genommen und in <strong>Deutsch</strong>land,<br />
der Schweiz und Italien bei Touristikern und Reiseagenturen für «seinen»<br />
Bernina Express geworben. «Aber beim Start hatten wir ja nur einen Tisch,<br />
eine Schreibmaschine sowie die Überzeugung, dass das Produkt gut war.»<br />
In Poschiavo musste Tuena anfänglich ein paar Wirte mühsam dazu überreden,<br />
den Bernina-Express-Passagieren das<br />
Arme-Leute-Gericht Pizzoccheri (Buchweizen,<br />
Käse, Schmalz, Gemüse) anzubieten. Doch der<br />
Erfolg war durchschlagend und heute sind Pizzoccheri<br />
auch wegen Tuena und dem Bernina<br />
Eine der spektakulärsten<br />
Express eine weltbekannte Spezialität.<br />
Alpenüberquerungen<br />
Der Bernina Express von Chur,<br />
Davos oder St. Moritz ins Valposchiavo<br />
und weiter nach Tirano Mit ganz anderen Problemen war Kolar an-<br />
Zwischen Hitze und Kälte<br />
verbindet Sprachregionen und<br />
fänglich konfrontiert. «Die InfoT(r)ainment-<br />
Kulturen – in Schlangenlinien<br />
Anlagen und vor allem die Server sind unter<br />
und ohne Zahnrad. Die Panoramafahrten<br />
durch das UNESCO Welterbe dem Zugdach installiert. Im Winter kann es<br />
RhB sind ein Hochgenuss.<br />
dort gut und gerne unter 30, im Sommer bis<br />
Chur – Tirano ab CHF 91.00<br />
zu 80 Grad werden. Ausserdem ist der Signalempfang<br />
in den oft zerklüfteten Schluchten<br />
(Basis 2. Klasse, retour, mit Halbtaxabo<br />
und Zuschlag für den Bernina Express)<br />
nicht gerade optimal.»<br />
www.rhb.ch/berninaexpress<br />
16<br />
www.rhb.ch/contura
Spektakuläre<br />
Landschaft:<br />
dank InfoT(r)ainment<br />
noch<br />
besser erlebbar.<br />
Doch die Tschechen haben das alles in den Griff bekommen. Und so erzählt<br />
einem das Handy oder der Laptop auch die Geschichte des Bernina Express.<br />
Die beginnt am 3. Juni 1973. «Den Promotoren schwebte eine Verbindung<br />
Ostschweiz – Milano vor», erzählt Tuena. «Aber die Verhandlungen<br />
mit Rom waren …, nun ja, komplex», seufzt er. Das<br />
«Nicht viele<br />
Angebot mit Milano war zudem nicht wirklich gefragt, der<br />
Bahnen können<br />
Bernina Express wurde zu einem touristischen Angebot, an<br />
so viele Highlights dem ständig gearbeitet wird. Stichworte dazu sind: Direktzüge<br />
von Chur ab dem 2. Juni 1985, neue Wagen, grössere<br />
aufweisen.»<br />
Arnoldo Tuena<br />
Fenster, eine direkte Bus-Anschlussverbindung von Tirano<br />
nach Lugano und auch ein Mentalitätswandel bei den RhB-<br />
Angestellten. Kondukteure, vor denen man früher noch fast salutierte,<br />
wurden zu Zugsbegleitern. «Im Vordergrund steht schon lange nicht mehr<br />
die Billett-Kontrolle, sondern die Betreuung der Kunden», so Tuena.<br />
Vertiefte Einblicke<br />
Das InfoT(r)ainment-System lässt keine Wünsche offen und steht ab sofort<br />
in beiden Klassen gratis zur Verfügung. Wer es denn wissen will, kann<br />
auf dem Display ganz genau Geschwindigkeit, Höhenprofil oder Standort<br />
ablesen. Ab sofort ist die Strecke Chur – Tirano mit wirklich spannenden<br />
Geschichten und Videos unterlegt. Nicht als Ersatz für all die Viadukte,<br />
Schlösser, Gletscher, Dörfer und Seen, die man ja live erlebt. Dafür gibt es<br />
sowieso keinen Ersatz! «Nein, unser InfoT(r)ainment soll den Fahrgästen<br />
ein vertieftes Erlebnis und Einblicke in die Kultur und Geschichte entlang<br />
der Strecke bieten», sagt Jan Kolar, während der Bernina Express gerade<br />
in Poschiavo einfährt. Arnoldo Tuena hört zu und seinem Gesicht ist eine<br />
Mischung aus Stolz und Zufriedenheit abzulesen. Eigentlich schaut er genauso<br />
aus wie Väter, die wirklich Freude an ihren Kindern haben …<br />
17
Nächster Halt<br />
Nicht nur für<br />
«Bahnbekloppte»<br />
18<br />
Hotel Grischuna: Essen mit Bahnblick.
19
Die einen kommen sicher wegen der einheimischen Spezialitäten.<br />
Die anderen wegen der familiären Atmosphäre und der Herzlichkeit<br />
der Gastgeberin. Wieder andere schätzen die Ruhe und die zentrale<br />
Lage zwischen dem Engadin und dem Landwassertal. Und dann<br />
gibt es noch jene, die im Hotel Grischuna in Filisur unbedingt Zimmer<br />
Nummer 21, 11 oder 5 wollen.<br />
Klar, die Filisurer Pizokel. Oder das beste Hirschfilet zwischen St. Moritz und<br />
San Francisco. Der feine Duft von Arvenholz in den Räumlichkeiten. Die<br />
Herzlichkeit der Gastgeberin Anna Uffer. Auch die Aussicht auf das Albulatal:<br />
Es gibt Dutzende von Gründen, um im Hotel Grischuna in Filisur Ferien<br />
zu machen. Für Matthias Hauck aus Zwickau (D) oder die Familie Meibohm<br />
aus Kuhstorf (D) zählt das alles natürlich auch. Aber mindestens so wichtig<br />
wie die Schönheiten des Albulatals, die Herzlichkeit der Hotelière oder das<br />
gute Essen im Grischuna sind die Zimmer mit den Nummern 21, 11 und 5.<br />
«Von diesen Schlafgemächern hast du nämlich die beste Sicht auf den<br />
Bahnhof und die Albulastrecke der Rhätischen Bahn», erklärt Hauck, der<br />
ehemalige Lokführer aus der ebenso ehemaligen DDR.<br />
Namenswechsel<br />
Doch alles der Reihe nach. «Entstanden ist unser Haus im Zusammenhang<br />
mit dem Bau der Albulalinie der RhB im Jahr 1903», erzählt Anna Uffer. «Hier<br />
wohnten damals wohl Bahningenieure und sehr schnell auch Kurgäste<br />
aus dem Unterland. Sie stiegen auf dem Weg ins Engadin ab, um sich zu<br />
akklimatisieren, sich an die Höhe zu gewöhnen.» Tempi passati, sollte man<br />
meinen, wer hat heute noch so viel Zeit! Aber<br />
die Gastgeberin widerspricht. «Einen Gast,<br />
eine Dame, habe ich noch, die sich diese Zeit<br />
bewusst nimmt.» Anna Uffer und ihr Mann<br />
Reto haben das Grischuna 1993 übernommen.<br />
Wie die Albulabahn wurde auch das heutige<br />
Hotel Grischuna im Juli 1903 eröffnet.<br />
20<br />
www.rhb.ch/contura
Gute Aussichten:<br />
Das Hotel liegt<br />
direkt neben der<br />
Albulastrecke.<br />
«Früher hiess das Haus ja noch Bahnhof, aber unser Vorgänger hat es auf<br />
den heutigen Namen umgetauft», spinnt die Hotelière den Faden weiter.<br />
«Bahnhof – das tönte wohl zu sehr nach Lärm und er hatte wahrscheinlich<br />
Angst, potenzielle Gäste abzuschrecken.»<br />
«Bahnbekloppte»<br />
Wie man sich doch täuschen kann! «Als vor 15 Jahren die Arbeiter beim<br />
Bahnhofumbau nachts um ein Uhr einen Heidenlärm machten, stürzte ich<br />
mich im Morgenrock ins Freie, um Ruhe zu schaffen – und machte mich<br />
fast zum Gespött der Anwesenden», muss die Gastronomin heute noch<br />
lachen. «Die Hotelgäste hatten eine Riesenfreude, weil sie zu seltenen<br />
Film- und Fotoaufnahmen kamen. Ich zog mich schnell wieder zurück.»<br />
Andere Gäste stehen gerne mal um fünf Uhr auf, fahren mit dem ersten<br />
Zug nach Samedan, fotografieren dort eine ganz bestimmte Zugskomposition<br />
und sind pünktlich zum Frühstück wieder zurück in Filisur. Apropos<br />
Fotografieren: Der ehemalige Lokführer Hauck hat eine der allerletzten<br />
Draisine-Kontrollfahrten auf der Albulastrecke verewigt. Ralf Meibohm ist<br />
mit seiner Kamera stets auf der Jagd nach den schönsten Zugkompositionen.<br />
«Wir sind alles Bahnbekloppte», meint der Schlosser dazu. Kultstatus<br />
hat die am Hotel befestigte Videokamera. Sie ist auf den Bahnhof und die<br />
21
Ganz in der Nähe des Hotels erhebt sich<br />
der eindrückliche Landwasserviadukt,<br />
das Wahrzeichen der UNESCO Welterbestrecke,<br />
über dem Landwassertal.<br />
Bahnlinie gerichtet und wird von einem anderen «Bahnbekloppten» von<br />
München aus gewartet. Die Zahl der Leute, die sich aus der ganzen Welt –<br />
manchmal täglich – auf www.schmalspurbahn.ch/filisur/webcam einloggen,<br />
ist gewaltig. Genauso gewaltig wie die Zahl der Grischuna-Gäste, mit<br />
denen Anna Uffer Kontakt pflegt. «An Weihnachten verschicke ich jeweils<br />
800 Kärtchen – handsigniert.»<br />
Nicht nur für Eisenbahnfans<br />
Vielleicht sind es solche scheinbaren Kleinigkeiten, die dem Hotel eine<br />
Auslastung von gegen 80 Prozent bescheren. Auch ist es bei Weitem nicht<br />
so, dass nur Bahnfans im Grischuna Ferien machen. Wer ein Zimmer auf<br />
der Südwestseite bucht, hat einfach nur Ruhe. Ruhe und einen atemberaubenden<br />
Ausblick aufs Albulatal. Was allen Gästen zugute kommt, ist die<br />
Küche, wo der Chef Reto Uffer seit 25 Jahren an den Pfannen und Töpfen<br />
steht. Viele seiner Produkte stammen aus dem Parc Ela, zu dem Filisur<br />
gehört: etwa die Forellen und das Wild, das Mehl, der Käse und die unvergleichliche<br />
Glace. Was offenbar auch zum Erfolg beiträgt, umschreibt<br />
Bärbel Meibohm so: «Wir kommen nun seit sieben Jahren und sind irgendwie<br />
ein Teil der Grischuna-Familie geworden. Nie, noch gar nie, hätten wir<br />
etwas zu beanstanden gehabt. Die Uffers sind von einer Freundlichkeit, die<br />
man bei uns fast nicht mehr findet.»<br />
Alles nur einen Katzensprung entfernt<br />
Das kleine Filisur, das nur ein paar Hundert Einwohner hat, ist zudem<br />
ein eigentlicher Geheimtipp – so etwas wie der Nabel der Ferienecke der<br />
Schweiz, wie Graubünden früher mal genannt wurde: Davos? Eine halbe<br />
Stunde. Das Engadin? Eine Stunde. Die<br />
Albulalinie<br />
schönste Schlittelbahn der Welt von Preda<br />
Von Thusis aus klettert die RhB durch nach Bergün? Eine halbe Stunde. Die<br />
Kehrtunnels und über Viadukte das längste Natureisbahn Europas oder ein<br />
Albulatal hoch in Richtung St. Moritz.<br />
18-Loch-Golfplatz? Keine halbe Stunde.<br />
Die harmonisch in die Landschaft eingebettete<br />
Linie ist ein Paradestück aus Dazu Wander- und Bikewege à discrétion<br />
der Zeit der Bahnpioniere und gehört und eben der Bahnhof Filisur, auf dem<br />
zum UNESCO Welterbe RhB.<br />
sich zwei Linien kreuzen. Viele Gäste komwww.rhb.ch/albulalinie<br />
22<br />
www.rhb.ch/contura
Perfekte Gastgeber:<br />
Anna und<br />
Reto Uffer servieren<br />
lokale Spezialitäten<br />
mit einer<br />
grossen Prise<br />
Freundlichkeit.<br />
men darum mit der Bahn und lassen das Auto daheim. So auch Matthias<br />
Hauck, der Stammgast aus <strong>Deutsch</strong>land. Gegen 19 Uhr begibt er sich mit<br />
seiner Frau und den anderen Gästen in den Speisesaal – natürlich ein<br />
Fensterplatz mit Blick auf ein UNESCO Welterbe: die Albulalinie der RhB.<br />
«Das ist einmalig», sagen die Meibohms am Tisch nebenan.<br />
«Wo erlebst du schon, dass dir ein Zug quasi<br />
«Wo erlebst du schon,<br />
durchs Wohnzimmer fährt?» Den Saal haben die Uffers<br />
dass dir ein Zug<br />
extra für die «Bahnbekloppten» anbauen lassen. Früher,<br />
im alten Speisesaal, liessen die Fans alles stehen<br />
quasi durchs Wohnzimmer<br />
fährt?»<br />
und liegen, wenn der Zug kam, um sich einen Fensterplatz<br />
zu suchen oder nach draussen zu rennen. Dieser<br />
Ralf Meibohm<br />
Saal steht nun jenen Gästen zur Verfügung, die, nun<br />
ja, nicht so bekloppt sind. Und so sind alle glücklich und zufrieden – und<br />
so könnte es ewig weitergehen. Wird es aber nicht – zumindest nicht mit<br />
der Familie Uffer. «Wir machen das jetzt seit 25 Jahren. Und zwar sehr<br />
gerne», sagt die Gastgeberin. «Aber in diesem Vierteljahrhundert sind wir<br />
älter und auch ein bisschen müde geworden.» Noch wissen viele Gäste<br />
nichts davon – aber die Uffers suchen einen Nachfolger. «Aber es muss<br />
jemand sein mit Liebe zum Tal, zu den Gästen und natürlich zur RhB. Nur<br />
dann kommt es gut.»<br />
Weitere Infos zum Hotel Grischuna direkt an der Albulalinie<br />
gibt es unter www.grischuna-filisur.ch<br />
23
UNESCO Welterbe RhB<br />
Auch ein Erbstück:<br />
die Kalka-Shimla<br />
Railway<br />
24 Fast wie bei der RhB: kühne Kunstbauten in spektakulärer Landschaft.
Seit 115 Jahren führt die Kalka-<br />
Shimla Railway in Indien auf schmaler<br />
Spur und kurvenreicher Strecke in<br />
die Berge hinauf. Wie die Albulaund<br />
Berninalinie wurde auch sie<br />
2008 in die Liste des UNESCO Welterbes<br />
aufgenommen. Doch inwiefern<br />
lassen sich die beiden Gebirgsbahnen<br />
vergleichen? Andreas Bass und<br />
Christian Florin, Vertreter der Rhätischen<br />
Bahn, haben die indische<br />
Welterbestätte besucht.<br />
Die Fahrt ist nichts für Schwindelanfällige.<br />
Über 1400 Meter schraubt sich der<br />
Zug auf seiner 96,6 Kilometer langen<br />
Reise von Kalka nach Shimla im nordindischen<br />
Bundesstaat Himachal Pradesh<br />
in die Höhe. 70 Prozent der Strecke<br />
besteht aus Kurven, die stets neue Blicke<br />
auf die üppigen Wälder und Täler in<br />
den Ausläufern des Himalaya eröffnen.<br />
Nicht zuletzt dank dieser spektakulären<br />
Landschaft wurde die Kalka-Shimla Railway<br />
2008 nach der Darjeeling Himalayan<br />
Railway (1999) und der Nilgiri<br />
Mountain Railway (2005) als<br />
dritte im Bunde der «Mountain<br />
Railways of India» in die UNESCO<br />
Welterbeliste aufgenommen.<br />
25
Welterbestätte Gebirgseisenbahn<br />
Weltweit haben es bis anhin erst drei Bahnen auf die Liste des UNESCO<br />
Weltkulturerbes geschafft: Neben dem Trio der indischen Gebirgseisenbahnen<br />
– von den Einheimischen liebevoll «Toy Trains», Spielzeugeisenbahnen,<br />
genannt – sind auch die Semmeringbahn in Österreich als erste normalspurige<br />
Gebirgsbahn Europas sowie die «Rhätische Bahn in der Landschaft<br />
Albula / Bernina» auf der Liste vertreten. Sie alle stehen bis heute in Betrieb<br />
und führen unter Überwindung grosser Höhendifferenzen von einer Talregion<br />
in oder über ein Gebirge. Alle profitieren sie als Träger des UNESCO<br />
Welterbe-Labels von der globalen Prominenz und den besseren Vermarktungschancen,<br />
die diese Auszeichnung mit sich bringt; doch stehen sie<br />
auch alle vor den Herausforderungen und Kosten, die mit Bewahrung,<br />
Pflege und Unterhalt einer Welterbe-Bahnstrecke und -Naturlandschaft<br />
einhergehen. Die Frage, wie man in Indien mit der «Herausforderung Welterbe»<br />
umgeht, stand auch im Zentrum des Besuchs von Andreas Bass,<br />
Leiter Stab / HR und Site Manager UNESCO Welterbe der RhB, bei der Kalka-<br />
Shimla Railway. Gemeinsam mit Christian Florin, Leiter Infrastruktur der<br />
RhB, hat er sich die indische Welterbestätte genauer angesehen.<br />
«Toy Train» in<br />
Aktion: Die historische<br />
Dampflokomotive<br />
520 KC<br />
rollt nach wie vor<br />
über die Strecke.<br />
26<br />
www.rhb.ch/contura
Koloniales Erbe:<br />
Die Viceregal<br />
Lodge beherbergt<br />
heute das<br />
Indian Institute<br />
of Advanced<br />
Study.<br />
Mit der Bahn in die koloniale Sommerfrische<br />
Der Bau der Kalka-Shimla Railway erfolgte, wie bei den meisten Eisenbahnen,<br />
in erster Linie aus wirtschaftlichen Überlegungen. Ab Beginn des<br />
19. Jahrhunderts nutzte die britische Kolonialregierung die Gebirgsstadt<br />
Shimla als Sommerresidenz, um der drückenden Hitze im indischen Tiefland<br />
zu entfliehen. 1864 wurde Shimla zur offiziellen Sommerhauptstadt<br />
Britisch-Indiens erklärt. Auf etwa 2200 Metern und inmitten grüner Wälder,<br />
fruchtbarer Täler und schneebedeckter Berge gelegen, lockte der Ort<br />
mit angenehmen Temperaturen. Doch die halbjährliche Verlegung des Regierungshauptsitzes<br />
ins Gebirge war bis zur Eröffnung der Schmalspurbahn<br />
im Jahr 1903 eine mühsame Angelegenheit. Der Bau einer Eisenbahnstrecke<br />
im steilen und schwierigen Gelände vereinfachte nicht nur den Güterund<br />
Personentransport für die britischen Regierungsangestellten, er trug<br />
auch massgeblich zur langfristigen Erschliessung und Besiedlung der Region<br />
bei. «Ohne Bahn hätte sich die Stadt wohl kaum zur heutigen Wohnund<br />
Tourismusdestination entwickelt», meint Andreas Bass. «Damit lässt<br />
sich durchaus eine Parallele zur Albulabahn ziehen: 1904 eröffnet, stellte<br />
diese ebenfalls einen wichtigen Faktor in der Entwicklung des Engadins<br />
zur modernen Tourismusdestination dar.»<br />
Manpower statt Technologie<br />
Von der Idee der Engländer, in dem anspruchsvollen und erdrutschanfälligen<br />
Gebiet eine Eisenbahnstrecke zu bauen, profitieren Anwohner<br />
wie auch Touristen bis heute. Die Bahn ist in Indien zentraler<br />
Lebensnerv, und dies gilt auch für den Teil der lokalen Bevölkerung,<br />
der sich die verhältnismässig teure Zugfahrkarte von Kalka<br />
nach Shimla nicht leisten kann – sie nutzen die Bahnstrecke als<br />
27
N<br />
10 km<br />
Lugano ( CH )<br />
270 m ü. M.<br />
Moesa<br />
Landquart<br />
Thusis<br />
Rhein<br />
Reichenau<br />
Albula<br />
Chur<br />
Tiefencastel<br />
10 km<br />
U B Ü<br />
Bergell<br />
Maira<br />
Filisur<br />
UNESCO Welterbe<br />
Albula- / Berninalinie<br />
der Rhätischen Bahn<br />
Andere Strecken der<br />
Rhätischen Bahn<br />
Bergün<br />
Davos<br />
St. Moritz<br />
N D E<br />
Inn<br />
N<br />
Samedan<br />
Pontresina<br />
Berninagruppe<br />
Sondrio (I)<br />
Veltlin ( I )<br />
Adda<br />
Inn<br />
Zernez<br />
Ospizio Bernina<br />
Poschiavo<br />
Scuol<br />
Müstair<br />
Tirano (I)<br />
Viadukte und Brücken<br />
Tu nels<br />
Stützmauern<br />
Galerien<br />
Dammböschungen<br />
Viaducts and bridges<br />
Viadukte und Brücken<br />
Tu nels<br />
Tu nels<br />
Revetment wa ls<br />
Stützmauern<br />
Ga leries<br />
Galerien<br />
Dam embankments<br />
Da mböschungen<br />
Large reception building<br />
Grö seres Aufnahmegebäude<br />
Medium-size reception building<br />
Mi tleres Aufnahmegebäude<br />
Sma l reception building<br />
Kleineres Aufnahmegebäude<br />
Wartehäuschen<br />
Linesman's hut<br />
Wärterbude<br />
Shed<br />
Remise<br />
Workshop<br />
Werkstä te<br />
Covered turntable<br />
Gedeckte Drehscheibe<br />
Turntable<br />
Drehscheibe<br />
Water crane<br />
Wa serkran<br />
Churches and chapels<br />
Kirchen und Kape len<br />
Forts and residential towers<br />
Burgen, Türme, Schlö ser<br />
Aristocratic and u per-cla s houses,<br />
farmhouses, hotels and museums<br />
Häuser, Hotels, Pala zi, Mus en<br />
Locations of archaelogical finds<br />
Archäologische Fundste len<br />
Ore storage sites<br />
Erzlagerstä ten<br />
Therapeutic springs<br />
Heilque len<br />
Reservoirs<br />
Staus en und Staubecken<br />
Control centres, power plants<br />
and converter stations<br />
Zentralen, Werke und Umformerstationen<br />
Wartehäuschen<br />
Remise<br />
Werkstä te<br />
Gedeckte Drehscheibe<br />
Drehscheibe<br />
Wa serkran<br />
Kirchen und Kape len<br />
Erzlagerstä ten<br />
Heilque len<br />
17.4.2 09 17:40:53 Uhr<br />
Viaducts and bridges<br />
Viadukte und Brücken<br />
Tu nels<br />
Tu nels<br />
Revetment wa ls<br />
Stützmauern<br />
Ga leries<br />
Galerien<br />
Dam embankments<br />
Da mböschungen<br />
Large reception building<br />
Grö seres Aufnahmegebäude<br />
Medium-size reception building<br />
Mi tleres Aufnahmegebäude<br />
Sma l reception building<br />
Kleineres Aufnahmegebäude<br />
Linesman's hut<br />
Wartehäuschen<br />
Shed<br />
Remise<br />
Workshop<br />
Werkstä te<br />
Covered turntable<br />
Gedeckte Drehscheibe<br />
Turntable<br />
Drehscheibe<br />
Water crane<br />
Wa serkran<br />
Churches and chapels<br />
Kirchen und Kape len<br />
Forts and residential towers<br />
Burgen, Türme, Schlö ser<br />
Aristocratic and u per-cla s houses,<br />
farmhouses, hotels and museums<br />
Häuser, Hotels, Pala zi, Mus en<br />
Locations of archaelogical finds<br />
Archäologische Fundste len<br />
Ore storage sites<br />
Erzlagerstä ten<br />
Therapeutic springs<br />
Heilque len<br />
Nützliches Welterbe:<br />
Die Gleise<br />
dienen den Einheimischen<br />
auch<br />
als Fussweg.<br />
Fussweg im ansonsten unwegsamen Gelände. Während der Fahrt mit der<br />
Kalka-Shimla Railway sticht zudem die grosse Anzahl von Mitarbeitenden<br />
auf und neben den Schienen ins Auge. Einer der frappantesten Unterschiede<br />
im Vergleich zur RhB besteht für Andreas Bass denn auch im Personalaufwand:<br />
Ob an Signalen, Barrieren, in der Bahnsystemtechnik oder<br />
bei Bau- und Gleisarbeiten, bei der Kalka-Shimla Railway setzt man bei<br />
Prozessen, die bei der RhB längst automatisiert sind oder von Maschinen<br />
erledigt werden, nach wie vor auf Manpower. Der Experte gibt jedoch zu<br />
bedenken: «Zwar ist man bei der RhB betreffend Sicherheit, Automatisierungsgrad<br />
und moderne Technologien um einiges weiter als in Indien,<br />
doch hat die Modernisierung im Gegenzug einen Einfluss auf die Authentizität<br />
der Welterbestätte.»<br />
Substanzerhalt versus Authentizität<br />
Wie die Albula- und Berninalinie verkehrt auch die Kalka-Shimla Railway<br />
seit ihrer Inbetriebnahme 1903 ohne Unterbruch im regulären Linienbetrieb:<br />
fünf bis sieben Züge täglich, fünfeinhalb bis sechseinhalb Stunden<br />
dauert die Fahrt. Doch 115 Jahre Bahnbetrieb gehen an die Substanz.<br />
Viele der über 900 Brücken, Viadukte und Kunstbauten sind heute sanierungsbedürftig.<br />
Im Rahmen der seit 2010 bestehenden Partnerschaft zwischen<br />
der RhB und dem indischen Eisenbahnministerium wurde den Betreibern<br />
der Kalka-Shimla Railway zwar<br />
erklärt, mit welchen modernen Methoden<br />
die RhB ihre Kunstbauten saniert,<br />
UNESCO Welterbe Pass<br />
Der UNESCO Welterbe Pass ermöglicht doch in die Tat umgesetzt wurden diese<br />
noch nicht. Die erfreuliche Kehrseite<br />
freie Fahrt auf der Welterbestrecke der<br />
Rhätischen Bahn. Während zweier Tage<br />
der Zögerlichkeit des indischen Welterbe-Partners<br />
besteht, wie Andreas Bass<br />
fahren Sie beliebig mit den Zügen zwischen<br />
Thusis und Tirano – beispielsweise<br />
ins Bahnmuseum Albula in Bergün, zum berichtet, in einer Ursprünglichkeit, wie<br />
Gletschergarten in Cavaglia oder zum<br />
sie bei der RhB in dieser Form nicht mehr<br />
Mittagshalt nach Poschiavo.<br />
zu finden ist: So stehen ein beträchtlicher<br />
Teil des historischen Rollma terials,<br />
Mit Halbtaxabo bereits<br />
ab CHF 56.00<br />
(nicht gültig im Bernina Express das Signalsystem von 1903, alte Drehscheiben<br />
sowie das von den Briten im<br />
und Glacier Express)<br />
www.rhb.ch/welterbepass<br />
Reiseführer<br />
UNESCO Welterbe<br />
Rhätische Bahn in der Landschaft<br />
Albula/Bernina<br />
Streckenplan<br />
UNESCO Welterbe «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina»<br />
Valle Mesolcina<br />
Hinterrhein<br />
Domleschg<br />
G R A<br />
Oberhalbstein<br />
Landwassertal<br />
Albulatal<br />
Oberengadin<br />
Val Poschiavo<br />
Unterengadin<br />
Piktogramme<br />
Streckenbeschrieb<br />
Grö seres Aufnahmegebäude<br />
Mi tleres Aufnahmegebäude<br />
Kleineres Aufnahmegebäude<br />
Wärterbude / Wärterhäuschen<br />
Burgen, Türme, Schlö ser<br />
Häuser, Hotels, Pala zi, Mus en<br />
Archäologische Fundste len<br />
Staus en und Staubecken<br />
Zentralen, Werke und Umformerstationen<br />
Lago di Como<br />
28<br />
www.rhb.ch/contura
Bahnbetrieb wie<br />
in alten Zeiten:<br />
Auch das britische<br />
Token-System<br />
ist nach wie<br />
vor in Gebrauch<br />
(unten links).<br />
19. Jahrhundert entwickelte Token-System zur Freigabe der eingleisigen<br />
Fahrspur nach wie vor in täglichem Gebrauch; auch eine der original<br />
Dampflokomotiven wird regelmässig für touristische Anlässe ausgefahren.<br />
Während Material und Betrieb bei der RhB weitgehend den modernen Anforderungen<br />
angepasst wurden, fährt es sich bei der Kalka-Shimla Railway<br />
also noch öfter wie in alten Zeiten.<br />
Familiäre Pflege des Erbes<br />
Für die RhB-Verantwortlichen bleibt nach ihrem Besuch die Frage, wie<br />
es der Kalka-Shimla Railway künftig gelingen wird, mit den wachsenden<br />
Herausforderungen im Bereich Substanzerhalt sowie dem Automatisierungs-<br />
und Modernisierungsdruck umzugehen. Denn wie die Albula- und<br />
Berninalinie kann auch die Kalka-Shimla Railway als symbolisches Erbe<br />
einer gesamten Region gesehen werden – und dieses will gepflegt sein.<br />
Als Kolonialbahn zur wirtschaftlichen Erschliessung einer Gebirgsregion<br />
gebaut, veränderte sie auch die Nutzung der umgebenden Landschaft.<br />
Dies gilt ebenso für die RhB, auch wenn bei ihr anstelle des kolonialen<br />
Kontexts dem Tourismus und dem Freizeitverkehr eine deutlich grössere<br />
Bedeutung zukommt. Und es gibt noch eine weitere grosse Gemeinsamkeit,<br />
die Andreas Bass von seiner Reise mit nach Hause nimmt: «Die<br />
Mitarbeitenden der Kalka-Shimla Railway verstehen sich als grosse<br />
‹Eisenbahnerfamilie›, die hinsichtlich Schutz, Pflege und Erhalt der<br />
Bahn und ihrer Umgebung vollen Einsatz zeigt. Eisenbahnkultur<br />
wird hier mit Herzblut gelebt – genau wie bei der RhB.»<br />
29
Fensterplatz<br />
Christian Schmid, 91,<br />
ist pensionierter<br />
SBB-Mitarbeiter und<br />
wohnt in Filisur.<br />
«Das Albulatal ohne RhB ist undenkbar»<br />
Grüezi! Sie steigen gerade aus dem<br />
Zug aus. Dürfen wir fragen, woher Sie<br />
kommen?<br />
Ich war bei Freunden in Davos zum Mittagessen.<br />
Es hat geschmeckt!<br />
Wie wichtig ist die RhB für Sie?<br />
Schauen Sie, ich wohne hier in Filisur im<br />
Albulatal. Also ziemlich abgelegen, und<br />
doch brauche ich kein Auto. Das ist wunderbar.<br />
Das Tal – und viele andere Täler<br />
in Graubünden – wäre ohne die Bahn<br />
arm dran! Denken Sie nur an all die älteren<br />
Leute, die kein Auto haben.<br />
Was schätzen Sie am meisten an der RhB?<br />
Den Stundentakt! Ich bin ja wöchentlich<br />
zwei, drei Mal unterwegs. Früher, also<br />
ganz früher, musste man ja ganze Fahrpläne<br />
auswendig lernen. Heute muss<br />
man sich nur noch eine einzige Zahl<br />
merken, die sich stündlich wiederholt.<br />
Sie haben die Entwick lung der RhB<br />
eins zu eins miterlebt. Was fällt Ihnen<br />
auf Anhieb am meisten auf?<br />
Also der Komfort ist heutzutage gewaltig.<br />
Vor bald 90 Jahren hat mich meine<br />
Mutter zum ersten Mal im Zug mitgenommen.<br />
Damals sind wir noch auf<br />
harten Holzbänken herumgerutscht. Das<br />
ist heute schon anders. Besser. Nur eins<br />
finde ich nicht so gut: Man kann den<br />
Fahrtwind nicht mehr spüren, weil man<br />
die Fenster nicht mehr öffnen kann.<br />
Wenn Sie so oft unterwegs sind,<br />
kennen Sie sicher auch das Zugs per sonal<br />
sehr gut?<br />
Ja, ich kenne viele Zugbegleiter und auch<br />
andere RhB-Mitarbeitende. Dabei fällt<br />
auf, dass unter dem Personal ein freundschaftlicher<br />
Umgang gepflegt wird. Und<br />
auch mit mir gehen die Bähnler sehr zuvorkommend<br />
um.<br />
30<br />
www.rhb.ch/contura
«Die Aussicht ist grandios»<br />
Sie warten mit Skis und Gepäck auf<br />
dem Bahnhof Filisur. Darf ich Sie nach<br />
dem Woher und Wohin fragen?<br />
Ja, klar – wir kommen aus dem Luzernischen<br />
und wollen auf den Zug Richtung<br />
Davos und dann weiter nach Monstein.<br />
Und wie hat Ihnen denn die Fahrt gefallen?<br />
Sehr gut. Das Domleschg sieht man ja<br />
auch vom Auto aus. Aber die Albulastrecke<br />
ist einmalig. Uns machen die Schluchten<br />
und Brücken sehr grossen Eindruck. Die<br />
Aussicht vom Zug aus ist grandios.<br />
Warum gerade Monstein?<br />
Wegen der Ruhe, der Schönheit des Ortes<br />
und weil wir als Skitourenfahrer die<br />
schönsten Routen sozusagen vor der<br />
Haustüre haben.<br />
Sie hätten auch in Landquart direkt<br />
nach Davos umsteigen können …<br />
Ja, schon. Aber wir wollten einfach mal<br />
einen anderen Teil von Graubünden sehen<br />
und durch uns unbekannte Dörfer<br />
fahren.<br />
Fahren Sie oft mit der RhB?<br />
Immer häufiger, seit wir ein Generalabonnement<br />
haben. Wir sind ja oft in<br />
Graubünden in den Ferien und Zugfahrten<br />
geben einem ganz andere Ein- und<br />
Ausblicke auf die Umgebung.<br />
Wie sind Sie – ganz allgemein – mit der<br />
RhB zufrieden?<br />
Sehr! Toll finden wir etwa, dass auf den<br />
Fensterbrettern das ganze Streckennetz<br />
schematisch gezeigt wird. Es erlaubt<br />
eine gute Orientierung. Und dann noch<br />
das: Das Zugpersonal ist sehr freundlich,<br />
nur wird es immer jünger. Aber letzteres<br />
liegt vielleicht auch daran, dass wir älter<br />
werden.<br />
Helen und Ruedi Schneeberger: Die Bibliothekarin,<br />
65, und der IT-Fachmann, 67, aus<br />
Adligenswil (LU) sind auf Entdeckungsreise.<br />
31
Tradition<br />
Lang lebe<br />
das Romanisch<br />
32 Andrea Urech vor dem zweisprachigen Dorfplan: Hier steht das Romanisch an erster Stelle.
Prominent platziert: Reisende<br />
erfahren gleich beim Bahnhof,<br />
wo in Samedan Baselgia oder<br />
Butias zu finden sind.<br />
Die vierte Landessprache der Schweiz hat keinen leichten Stand.<br />
Zwar geniesst das Romanisch einen hohen Sympathiebonus, gesprochen<br />
wird es aber immer weniger. Die Oberengadiner Gemeinde<br />
Samedan setzt dagegen: mit einem Beauftragten für Zweisprachigkeit<br />
– dem Einzigen in ganz Graubünden.<br />
Obwohl nur 0,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung Rätoromanen sind –<br />
ihre Sprache ist beliebt und erobert zunehmend das Unterland. Die grösste<br />
rätoromanische Gemeinde lebt in Zürich und pflegt das Romanische als<br />
identitätsstiftendes Kulturgut sorgfältig. Aber auch Städter, die kein Wort<br />
Romanisch verstehen, nennen ihre Kinder heute Gian, Curdin oder Flurina.<br />
Selbst eine Bank heisst seit Kurzem Cler, was in unserer vierten Landessprache<br />
«klar» und «einfach» bedeutet. Kurz: Romanisch ist im Trend.<br />
«Ausserhalb des Oberengadins mag das stimmen. Hier oben hört man es<br />
viel zu selten», sagt Andrea Urech. Der pensionierte Sekundarlehrer ist seit<br />
2005 Beauftragter für die Zweisprachigkeit in der Oberengadiner Gemeinde<br />
Samedan und kümmert sich offiziell um die Pflege und Förderung des<br />
Romanischen. Der 67-Jährige schreibt zudem Artikel für die Lokalzeitung,<br />
übersetzt und korrigiert Texte für Gemeinde und Schule, gibt Romanisch-<br />
Lektionen oder organisiert mit der Gruppe «Bilinguited» Weiterbildungen<br />
für Lehrpersonen.<br />
Bis vor 200 Jahren war Samedan romanisch<br />
Einer seiner sichtbarsten Erfolge steht gleich am Bahnhof: der zweisprachige<br />
Dorfplan. Baselgia – Kirche ist da zu lesen. Oder Scoula cumünela – Gemeindeschule,<br />
Butias – Geschäfte, Tualetta – Toilette, Föcler – Feuerstelle.<br />
Das Besondere dabei? Die Begriffe stehen zuerst in Romanisch. «Wäre es<br />
umgekehrt, würde sich niemand die Mühe machen, noch den romanischen<br />
Ausdruck zu lesen. Hier können ja alle <strong>Deutsch</strong>.» Noch bis ins 19. Jahrhundert<br />
wurde in Samedan fast ausschliesslich Puter, ein rätoromanisches<br />
Idiom, gesprochen; bereits in den 1970ern gaben jedoch nur noch 31 Prozent<br />
der Einheimischen Romanisch als Hauptsprache an. Heute sind es<br />
33
Die romanische<br />
Bibliothek in<br />
der Chesa Planta<br />
(links) beherbergt<br />
zahlreiche Schätze.<br />
gemäss Urech noch deren 17 Prozent. «Trotzdem spricht rund die Hälfte<br />
der Samedner noch regelmässig Puter.» Viel dazu beigetragen habe die<br />
Gemeindeschule, in der seit 1996 vom Kindergarten bis zur letzten Klasse<br />
zweisprachig unterrichtet wird.<br />
Einfallsreichtum ist gefragt<br />
Andrea Urech setzt alles daran, die Präsenz des Romanischen im Dorf weiter<br />
zu steigern. Zusammen mit einem Grüppchen einheimischer Sprachenthusiasten,<br />
den Multiplicatuors da Samedan, kreiert er immer wieder neue<br />
Ideen, um den Einheimischen den kulturellen Wert ihrer<br />
Sprache in Erinnerung zu rufen. So grüsst er grundsätzlich<br />
immer auf Puter, entwarf schon Pins mit Aufdrucken<br />
«Rund die Hälfte der<br />
Samedner spricht «Eau incleg rumauntsch» (Ich verstehe Romanisch) und<br />
regelmässig Puter.» «Eau discuor rumauntsch» (Ich spreche Romanisch), Postkarten,<br />
Tischsets mit Texten einheimischer Dichter und<br />
Andrea Urech<br />
eine Einkaufstasche mit Ausdrücken in <strong>Deutsch</strong>, Romanisch<br />
und Italienisch. Auch wenn er manchmal das Gefühl hat, es gehe zwei<br />
Schritte vorwärts und einen zurück – aufgeben ist für Urech keine Option.<br />
Der neuste Streich: ein Schirm mit Sprichwörtern in Puter. «Damit das Romanische<br />
nicht im Regen stehen bleibt», sagt er augenzwinkernd.<br />
Das Romanische gliedert sich in fünf regionale Varianten<br />
Vor 1500 Jahren war Rätoromanisch von der oberen Donau bis zur Adria<br />
verbreitet. Heute umfasst das Einzugsgebiet noch den Vorderrhein, Teilgebiete<br />
am Hinterrhein, Oberhalbstein und Albulatal sowie Ober-, Unterengadin<br />
und Münstertal. Wegen der früheren Abgeschiedenheit vieler Täler<br />
des Kantons Graubünden und konfessioneller Unterschiede sind dabei<br />
fünf verschiedene Idiome entstanden, die alle noch gesprochen und geschrieben<br />
werden: Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader. Die<br />
seit 1982 existierende überregional einheitliche Schriftsprache Rumantsch<br />
Grischun ist bei den Bündnern umstritten: Auch wenn der Kanton und der<br />
Bund ihre Drucksachen darin verfassen, werden Lehrmittel wieder in den<br />
verschiedenen Idiomen herausgegeben, was für Andrea Urech eine unerlässliche<br />
Voraussetzung für den Erhalt des Romanischen darstellt.<br />
34<br />
www.rhb.ch/contura
Disentis/Mustér<br />
Disentis/Mustér<br />
Disentis/Mustér<br />
Disentis/Mustér<br />
Obersaxen<br />
Mesocco<br />
Obersaxen<br />
Sinnbild für romanische Kultur – die Chesa Planta<br />
Romanisch ist ein exklusives Kulturgut, das es zu schützen und zu pflegen gilt.<br />
Davon war auch die Familie von Planta überzeugt, die bis zum 2. Weltkrieg<br />
eines der eindrücklichsten Patrizierhäuser in Samedan bewohnte: die Chesa<br />
Planta. Im 16. Jahrhundert als Bauernhaus errichtet und unzählige Male<br />
umgebaut, gilt das typisch aristokratische Engadinerhaus heute als Denkmal<br />
von historischem Wert. Seit 1943 ist hier die Stiftung Fundaziun de<br />
Planta untergebracht und es finden regelmässig kulturelle Veranstaltungen<br />
statt. Ein besonderer Schatz befindet sich im zweiten Stock des Doppelhauses:<br />
die romanische Bibliothek. Sie umfasst eine grosse Sammlung an<br />
Literatur und beherbergt auch Kostbarkeiten wie das Samnaun erste schriftliche<br />
Dokument in Rätoromanisch: Jachiam Bifruns «Nouv Testamaint» von 1560.<br />
Die Stiftung setzt sich jedoch nicht nur für das Bewahren von Vergangenem<br />
ein. Ihre Romanischkurse, organisiert von der Lia Rumantscha, führen Interessierte<br />
aus aller Welt in die Geheimnisse des Idioms Scuol Puter ein (Infos unter<br />
www.chesaplanta.ch). Flims Domleschg Andrea Urech freuts. «Eine Sprache will schliesslich<br />
Andeer<br />
Chur<br />
gesprochen werden. Und ist immer auch Heimat. Wer Scuol eine neue lernt, gewinnt<br />
deshalb auch ein Stück neues<br />
Filisur<br />
Zuhause.»<br />
Obersaxen<br />
Mesocco<br />
Flims<br />
Mesocco<br />
Vals<br />
Mesocco*<br />
Flims<br />
Domleschg<br />
Flims Chur<br />
Domleschg<br />
Andeer<br />
Obersaxen<br />
Domleschg<br />
Andeer<br />
Andeer<br />
Chur<br />
Avers<br />
Chur<br />
St.Moritz<br />
Bivio<br />
Filisur<br />
St.Moritz<br />
Bregaglia Bivio<br />
Bregaglia Bivio<br />
Bregaglia<br />
Filisur<br />
Bivio<br />
Bregaglia*<br />
Filisur<br />
Samedan<br />
St.Moritz<br />
St.Moritz<br />
Poschiavo*<br />
Samnaun<br />
Brusio<br />
Scuol<br />
Brusio<br />
Brusio<br />
Samnaun<br />
Scuol<br />
Samnaun<br />
Sursilvan<br />
Gemeinden<br />
mittelbündnerischer<br />
Mundarten mit<br />
schriftlichem Gebrauch<br />
des Sursilvan<br />
Sutsilvan<br />
Surmiran<br />
Puter<br />
Gemeinden<br />
mittelbündnerischer<br />
Mundarten mit<br />
schriftlichem Gebrauch<br />
des Puter<br />
Vallader<br />
<strong>Deutsch</strong> /* Italienisch<br />
Hörproben der fünf Idiome<br />
unter www.liarumantscha.ch<br />
35
Glacier Express<br />
Exzellenz<br />
nimmt<br />
Form an<br />
36 www.rhb.ch/contura
Noch gibt sie sich bedeckt: die neue Glacier Express Excellence Class.<br />
37
Seit bald schon 90 Jahren bringt der Glacier Express Touristen von<br />
St. Moritz nach Zermatt und retour. Höchste Eisenbahn für ein<br />
zünftiges Upgrade, sagten sich die Verantwortlichen bei RhB und<br />
Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn). Genau das bietet künftig die<br />
neue Excellence Class.<br />
«Ganz ehrlich? Der Glacier Express wurde schlicht überholt. Unsere neuen<br />
Allegra-Triebzüge oder die Alvra-Gliederzüge sind ausstattungsmässig höherwertig<br />
als der heutige Glacier Express – das geht für einen Premium-<br />
Zug natürlich nicht», sagt RhB-Projektleiter David Wiegratz. Noch vor zwölf<br />
Jahren erfreute sich der Glacier Express mit jährlich bis zu 250 000 Gästen<br />
super Frequenzen. Dann kam die Euro- und Dollarkrise – und die Gästezahlen<br />
schrumpften. Aus dieser Situation entstand bei der Glacier Express AG<br />
die Idee einer Excellence Class: «Ein besserer Service, der dafür etwas mehr<br />
kosten darf», so Wiegratz. Das Angebot entspricht einem Marktbedürfnis,<br />
spricht die Gäste individueller an und schafft neue Möglichkeiten, das «Erlebnis<br />
Glacier Express» gemeinsam mit RhB und MGBahn zu inszenieren.<br />
Aus zweiter Klasse wird Excellence<br />
David Wiegratz, Projektleiter im RhB Rollmaterial-Engineering, leitet seit<br />
August 2016 gemeinsam mit seinem Pendant bei der MGBahn, Thomas<br />
Wyer, das Projektteam. Die Herausforderung: eine Excellence Class zu<br />
schaffen, die das gewünschte Service-Level bietet, das Natur- und Bergerlebnis<br />
inszeniert und sich auch im Design von allem Bisherigen abhebt.<br />
«Die Anforderungen und insbesondere der anvisierte Zeitplan waren<br />
tough», meint Wiegratz. Doch innerhalb<br />
eines halben Jahres gaben alle beteiligten<br />
Stakeholder das OK sowohl für das Design<br />
als auch die Finanzierung, und seit April<br />
2017 arbeitet das Engineering-Team unter<br />
Bezugsbereit: Bald schmücken weiche Teppiche<br />
und edle Ledersitze den Wagen.<br />
38<br />
www.rhb.ch/contura
Luxus braucht<br />
Zeit: Das Engineering-Team<br />
arbeitet mit<br />
Hochdruck an<br />
der neuen<br />
Excellence Class.<br />
der Leitung von RhB und MGBahn mit Hochdruck an der Konstruktion der<br />
zwei neuen Excellence-Wagen. Diese werden nicht komplett neu gebaut,<br />
sondern entstehen aus bestehenden Zweitklass-Waggons. Auch die restlichen<br />
Glacier Express-Waggons erhalten ein Redesign. «Wichtig ist uns<br />
dabei vor allem eine grössere Differenzierung der beiden Klassen sowie<br />
ein ansprechendes und modernes Innendesign», erklärt David Wiegratz.<br />
Blattgold und alpiner Chic<br />
Doch zurück zur Excellence Class. Mit dem Design wurde die Firma Nose beauftragt,<br />
die bereits die jüngeren RhB-Züge gestaltet hat. «Unser Ansatz:<br />
alpine Motive und Materialien in höchster Design- und Verarbeitungsqualität.<br />
Inspiration holten wir uns auf einer Glacier Express-Reise nach<br />
Zermatt und in verschiedenen nobleren Berghotels», so Christian Harbeke<br />
von Nose. «Für uns galt es die Frage zu beantworten: Wodurch wird Luxus<br />
erlebbar? Unsere Antwort: Durch die Raumgrösse, eine aufwendige Verarbeitung,<br />
stimmungsvolles Licht und hochwertige Materialien. All dies<br />
haben wir verknüpft mit alpinen Motiven und Materialien.» Die neue Glacier<br />
Express Excellence Class bietet nun unter anderem elegantes dunkles<br />
Nussbaumholz, handgetuftete Teppiche, Ambiente-Beleuchtung mit indirekten<br />
LED-Spots, 20 verstellbare lederne Luxussitze sowie mit Blattgold<br />
beschichtete Spezialleuchten mit «Scherenschnitt»-Friesen, die Berglandschaften<br />
abbilden. Auch die Technik entspricht dem neuesten Stand: «Ein<br />
simpler Kopfhörer, der die Gäste alle paar Kilometer mit Infos beschallt,<br />
reicht heute einfach nicht mehr aus», so Wiegratz. WLAN, Lautsprecher in<br />
39
In der Werkstatt werden die<br />
alten Zweitklass-Waggons mit<br />
neuer Exzellenz versehen.<br />
Edelweiss-Optik, Infobildschirme und – als echter Luxus – für jeden Gast<br />
ein Tablet mit Zugriff auf das bordeigene Infotainment-System gehören zur<br />
neuen Excellence-Ausstattung.<br />
Die Bar weist den Weg nach Norden<br />
Das wahre Bijou der Luxusklasse versteckt sich aber im von einem Concierge<br />
bedienten Barbereich des Excellence-Wagens: Über der aus Rheintaler<br />
Quarzit gefertigten Bar prangt eine riesige Kompass-Kuppel mit einem<br />
Durchmesser von 1,70 Metern. «Mit dieser einmaligen Idee hat Nose für<br />
den gewissen Wow-Effekt bei den Entscheidungsträgern gesorgt», erinnert<br />
sich Wiegratz. Die Kuppel ist eine mit Blattgold ausgekleidete Spezialkonstruktion<br />
und greift mit dem hinterleuchteten «Scherenschnitt»-Fries<br />
auch das Bergmotiv aus dem Sitzabteil wieder auf. «Die Kompassnadel<br />
zeigt den Gästen immer, wo Norden liegt – das ist natürlich vor allem<br />
in den Kehrtunnels spannend», erklärt Harbeke. Informationen über<br />
ihre Reise können die Gäste der Excellence Class auf ihrem Tablet abrufen.<br />
Doch Glacier Express-Reisende möchten natürlich auch tolle Fotos<br />
mit nach Hause nehmen. Dazu David Wiegratz: «Wir wollten entspiegelte<br />
Fenster einbauen, damit die Gäste perfekte Fotos schiessen können.<br />
Doch wir mussten feststellen, dass es schlicht nicht möglich ist, Fenster<br />
komplett zu entspiegeln.» Stattdessen wird es nach dem Umbau in den<br />
Eingangstüren sowie im neu gestalteten Bistro- und Fotoabteil der roten<br />
Servicewagen des Glacier Express Fenster geben, die sich öffnen lassen.<br />
Zeitgleich wird auch das digitale Kundeninformationssystem eingeführt.<br />
Die neuen Erstklasswagen sowie der<br />
Servicewagen sollen ab 2020 über die<br />
Schienen rollen, die Zweitklasswagen<br />
folgen später. Mit dem Upgrade will<br />
Panoramafahrt entlang der Alpen der Glacier Express auf die Erfolgsschiene<br />
zurückkehren: «Unser Ziel ist<br />
Die Panoramafahrt im Glacier Express<br />
durch die Schweizer Alpen prägt sich<br />
die erfolgreiche Neupositionierung des<br />
ein – mit Höhepunkten vom Anfang bis<br />
zum Ende. In St. Moritz grüsst die Welt<br />
Glacier Express als Premiumprodukt»,<br />
der Schönen und Reichen, in Zermatt<br />
so David Wiegratz.<br />
das berühmte Matterhorn.<br />
www.rhb.ch/glacierexpress<br />
40<br />
www.rhb.ch/contura
Hätten Sie das gewusst?<br />
Zahlenzug<br />
Die Rhätische Bahn rüstet auf: Ab Dezember <strong>2019</strong> rollen die ersten neuen Flügeltriebzüge<br />
mit dem Namen «Capricorn» auf dem RhB-Netz durchs Bündnerland, bis im Jahr 2024 sollen<br />
insgesamt 36 Capricorn-Triebzüge in Betrieb sein. Ihre Haupteinsatzgebiete sind das Prättigau,<br />
das Engadin sowie die Surselva. Mit einem Auftragsvolumen von CHF 361 Millionen<br />
ist dies das grösste Rollmaterial-Beschaffungsprojekt in der Geschichte der RhB. Die 76,44<br />
Meter langen Flügeltriebzüge bieten 35 Sitzplätze in der 1. Klasse und 129 Sitzplätze in der<br />
2. Klasse sowie 2 Rollstuhl- und 11 Fahrradplätze. Bei 3 der 4 Einstiege handelt es sich<br />
um Niederflureinstiege, 1 von 2 Toiletten ist behindertengerecht. Eine Capricorn-Zugkomposition<br />
besteht aus 1 Antriebs-, 1 Steuer- und 2 normalen Wagen. Bis zu 4 Kompositionen<br />
können zusammengehängt werden, was eine Zuglänge von stattlichen 300 Metern<br />
ergibt. Die maximale Geschwindigkeit der Meterspur-Fahrzeuge liegt bei 120 km/h, die<br />
maximale Leistung am Rad beträgt 1 600 Kilowatt, die Dauerleistung 1 000 Kilowatt. Dank<br />
der neuen Triebzüge können 144 Fahrzeuge, darunter Lokomotiven und Personenwagen,<br />
ausgemustert werden und das Durchschnittsalter der RhB-Flotte wird von 29 auf 22 Jahre<br />
sinken. Mit dem Bau des Capricorn-Triebzugs begann Stadler Rail im Oktober 2017 und schon<br />
bald – im Frühling <strong>2019</strong> – wird die RhB erste Testfahrten durchführen. Bis zum Fahrplanwechsel<br />
im Dezember <strong>2019</strong> sollen ca. 6 Fahrzeuge in Betrieb sein, dann soll jeden Monat<br />
ein weiterer Zug folgen.<br />
41
Kultur<br />
Ein Festival<br />
wird erwachsen<br />
42 Das kleine, feine Musikfestival begeistert Jazzfreunde auch unter freiem Himmel.
Ist stolz auf sein musikalisches<br />
Wunderkind: Christian Jott<br />
Jenny, Begründer und kreativer<br />
Kopf des Festival da Jazz.<br />
Alle waren sie da und viele kommen wieder: Lee Ritenour etwa,<br />
Herbie Hancock, Franco Ambrosetti oder Paolo Conte. Sie und viele<br />
andere Musiker spielten am Festival da Jazz in St. Moritz, welches<br />
<strong>2018</strong> zum elften Mal stattfindet. Franz Bamert im Gespräch mit<br />
Christian Jott Jenny, dem Vater dieses kleinen, feinen Anlasses.<br />
Unsereiner ist Schreinerin, Bauer oder eben auch Schreiberling. Meist froh<br />
und manchmal heimlich stolz, wenn man es im angestammten Beruf<br />
schafft. Doch dann trifft man auf einen Christian Jott Jenny, eine Art Universalgenie<br />
der U- und E-Musik, Schauspieler, Opernsänger, Unternehmer,<br />
Vorsteher des Amtes für Ideen und auch Begründer des Festival da Jazz in<br />
St. Moritz. Zu letzterem möchte ich ihn befragen und die Nerven flattern<br />
ein bisschen heftiger als sonst vor einem Interview. Ich erwarte eine Mischung<br />
aus unnahbarer Diva und überheblichem Promi-Tubel. Doch dann<br />
sitzt mir ein Mensch gegenüber. Und zwar ein ausnehmend freundlichwitziger<br />
und neugieriger. Umgehend gestehe ich mein Nervenflattern und<br />
meine Vorurteile. Jenny wird zunächst rot, dann schmunzelnd-zurücklehnend-höflich<br />
und meint spontan: «Darf ich Sie zum Essen einladen?!»<br />
Bevor wir ins Interview einsteigen, geht er auf meine Vorurteile ein:<br />
«Unser einer hat ein Leben lang damit kämpfen müssen! Unterdessen bin<br />
ich aber etwas entspannter. Am Ende des Tages bin ich ja letztlich Typus<br />
Künstler, da muss man irgendwo empfindsam und verletzlich bleiben. Aber<br />
ein gewisser Schutz gegen aussen ist einfach unvermeidbar, sonst geht<br />
man zugrunde … Aber eigentlich mag ich das Leben und vor allem: Ich mag<br />
all die komischen Menschen auf Erden. Inklusive Sie.»<br />
Herr Jenny, warum haben Sie gerade St. Moritz als Geburtsort für eines<br />
Ihrer zahlreichen Kinder ausgesucht?<br />
Das ist die Frage vom Huhn und vom Ei: Das Kind hat mich ausgewählt!<br />
Es musste alles so kommen, wie es kam: ein offener Hoteldirektor, eine<br />
atemberaubende Kulisse, eine Ansammlung von Grossartigkeiten, die das<br />
Engadin halt so mit sich bringt. Alle Einzelteile waren vorhanden. Man<br />
musste sie nur noch richtig zusammensetzen.<br />
43
Musikalischer<br />
Auftakt: «The Rad<br />
Trads» begleiteten<br />
den Extrazug<br />
ans Gratiskonzert<br />
von «Earth,<br />
Wind & Fire».<br />
Wie hat sich dieses Kind seit der Geburt verändert?<br />
Es musste laufen lernen und durch den Kindergarten; es musste Fehler<br />
machen dürfen … Heute ist es aber eines meiner Lieblingskinder!<br />
Nun kommt die Teenagerzeit – schwieriges Alter. Macht das Sorgen?<br />
Natürlich: Kinder verfolgen einen Tag und Nacht und eben auch im Traum.<br />
Man freut sich, man fürchtet sich, man hat Angst um sie. Gerade jetzt, falls<br />
es seine erste Freundin nach Hause bringt … Überall Pickel, Drogen, Alkohol<br />
… (Jenny schmunzelt wieder). Vor allem hat unser Kind kein Sozialamt,<br />
das für allfällige Schäden aufkommt. Das Festival muss sich nämlich immer<br />
wieder verdammt gut neu erfinden. Und das kostet viel. Sehr viel. Aber<br />
wir müssen es uns leisten wollen! Denn es lohnt sich, wenn es dann mal<br />
erwachsen wird und aufblüht!<br />
Warum musste das Kind «Jazz» heissen und nicht zum Beispiel<br />
«Schlager»? Helene Fischer etwa würde das halbe Engadin atemlos<br />
machen, nicht nur die doch sehr überschaubare Jazzszene.<br />
Mag sein. Allerdings glaube ich, dass das Engadin eher Helene Fischer<br />
atemlos machen würde. Und dann könnte sie nicht mehr singen vor Staunen.<br />
Sorry und bei aller Vorliebe für grosse Blondinen: Das Engadin, insbesondere<br />
St. Moritz, steht für Individualität, Kreativität, Natur und einen<br />
gewissen Stil. Wenn Helene gewillt ist, sich diesem unterzuordnen, kann<br />
sie gerne mal mit einem Trio im Dracula-Club unplugged ein Konzert geben!<br />
Wie erklären Sie Jazz? Respektive: Was ist der Unterschied von … sagen<br />
wir Peter Zinsli und Chick Corea?<br />
Die sind gar nicht so weit voneinander entfernt! Beides Alt-Grossmeister.<br />
Der grösste Unterschied ist, dass der eine noch lebt. Und vermutlich ist<br />
Chicks Musik auch die etwas freiere, inspirierendere …<br />
44<br />
www.rhb.ch/contura
Schaurig schön: Die Konzerte<br />
im Dracula-Club zeichnen sich<br />
durch eine selten gewordene<br />
Nähe zu den Künstlern aus.<br />
Wie wecken Sie in einem Schlagerfan die Liebe zum Jazz? Oder wäre<br />
das sowieso verlorene Liebesmüh?<br />
Müssen wir das überhaupt? Wenn, dann muss er sich davon wecken lassen!<br />
Sind die Rezeptoren dazu gar nicht vorhanden, ist es in der Tat verlorene<br />
Liebesmüh.<br />
Die Fusion-Band Earth, Wind & Fire spielte 2017 auf einem RhB-Zug.<br />
Wird es so etwas auch in Zukunft wieder geben?<br />
Der Sonderzug der RhB von St. Moritz nach Poschiavo war für mich eines der<br />
Highlights des 10-Jahres-Jubiläums. Auch hier gilt: Wir brauchen Partner,<br />
Sponsoren, Gönner. Sonst gibt es weder ein Open Air noch einen Zug.<br />
Was unterscheidet Ihr Festival von jenem in Montreux?<br />
Wir sind in allererster Linie ein Boutique-Festival, klein und fein. Bei uns<br />
kommt man nicht nur wegen der Stars, sondern wegen des Gesamtpakets:<br />
der weltweit einmaligen Wohnzimmeratmosphäre im Dracula-Club von Rolf<br />
Sachs, des Engadins, der Gastgeber. Wir sind wie eine Familie: Die Hälfte<br />
der Gäste kennt sich. Und jeder ist willkommen, Teil davon zu werden.<br />
Apropos Montreux: Der grosse Claude Nobs war offenbar mit fast all<br />
seinen Stars befreundet. Geht Ihnen das ähnlich?<br />
Ich habe Claude gekannt. Wichtig dabei ist das Wort «fast». Und was<br />
heisst schon befreundet … Ich will gar nicht mit all meinen Künstlerinnen<br />
und Künstlern befreundet sein, sondern nur mit denjenigen, mit<br />
denen ich mich auch auf persönlicher Ebene gut verstehe. Hier kommt<br />
es schon vor, dass man mit der Zeit sehr eng, ja sogar familiär wird.<br />
Man ruft sich zu Weihnachten an, redet über Scheidungen und Hochzeiten,<br />
man hört einander zu. Aber wenn Sie wissen wollen, ob ich die<br />
Handynummer von Herbie Hancock oder Al Jarreau habe: Ja, ich habe sie.<br />
Aber im Himmel nimmt niemand mehr das Telefon ab. (Anm. d. Autors:<br />
Al Jarreau ist 2017 verstorben).<br />
Weitere Informationen zum Festival da Jazz<br />
in St. Moritz unter www.festivaldajazz.ch<br />
Graubünden ist reich an Kunst-,<br />
Kultur- und Naturschätzen:<br />
Entdecken Sie die Bündner Fauna und Flora<br />
sowie Kunst und Historie mit der RhB.<br />
www.rhb.ch/kultur<br />
45
Albulalinie<br />
Parc Ela:<br />
das Herz der Welt<br />
46 Der «Pfad der Pioniere»: Informatives Lustwandeln im Grünen.
Judith Burri, stv. Geschäftsleiterin<br />
Parc Ela, kennt sich auf<br />
den Wegen des grössten Naturparks<br />
der Schweiz bestens aus.<br />
In dieser Geschichte geht es um eine Hexe, die zum Engel wird. Um<br />
Anflugbahnen für Auerhühner oder um alpine Schlaraffenländer. Es<br />
geht auch um Felsen, die aussehen, als stammten sie von Obelix.<br />
Kurz gesagt – es geht um den Parc Ela und seine menschlichen und<br />
tierischen Bewohner.<br />
Bewegungslos, fast wie angenagelt, schwebt ein Raubvogel über dem Albulatal<br />
und späht nach Beute. Unter ihm erstreckt sich eine archaische,<br />
uralte Landschaft, die von den Gletschern geformt wurde. Nach den Gletschern<br />
kamen die Menschen und die Tiere: Auf dem Weg vom oder nach<br />
dem Süden über die Pässe Julier, Albula und Septimer zogen sie alle hier<br />
durch: Kelten und Römer, Heilige und Huren, Heere und Händler, Walser<br />
und Romanen. Und alle hinterliessen sie ihre Spuren: intakte Dörfer wie<br />
Bergün, Burgen wie Belfort oder auch die RhB-Kunstbauten hinauf nach<br />
Preda. All das und noch viel mehr gehört zum Parc Ela, dem grössten Naturpark<br />
der Schweiz.<br />
Lochstein<br />
In diesem Park folgen wir der Parc Ela-Frau Judith Burri auf dem «Pfad der<br />
Pioniere» durch ein Naturwaldreservat direkt zum Crap Furo. Wir – das sind<br />
unter anderem Ben, der Förster, und Rosmarie, die Kräuterhexe.<br />
Liebe Menschen, mit denen man sofort per Du ist. Der<br />
«Der Crap Furo<br />
Pionierweg zeigt exemplarisch, wie die ersten Bauern ihrer<br />
ist der geografische<br />
Mittelpunkt Wald wirklich ausmacht. Vor allem aber führt der Weg zum<br />
Umwelt ein Auskommen abtrotzten, aber auch, was einen<br />
Graubündens.» Zentrum der Welt. Gut – zumindest der Bündner Welt. Der<br />
Judith Burri<br />
«durchbohrte Fels», wie der Crap Furo auf <strong>Deutsch</strong> heisst,<br />
ist nämlich der geografische Mittelpunkt Graubündens. Er<br />
und weitere Felsen seiner Art sehen ein bisschen aus wie die Menhire, die<br />
Obelix damals durch die Gegend schleppte. «Doch die Gallier waren meines<br />
Wissens nie hier», lacht Judith.<br />
47
Hier, hoch über dem Albulatal, hat sich auf den ersten Blick nicht viel<br />
verändert, seit die Gletscher verschwanden. Weiter oben im Parc Ela sind<br />
sogar noch Saurierspuren sichtbar. Doch erste Blicke sind oft trügerisch:<br />
«Vor 200 Jahren waren die Wälder fast völlig abgeholzt, sie wurden bei der<br />
Verhüttung von Erz wortwörtlich verheizt», erklärt Ben, der Förster. Sozusagen<br />
als späte Wiedergutmachung wurden im Parc Ela vier verschiedene<br />
Naturwaldreservate eingerichtet. Dasjenige mit dem Namen Crap Furo ist<br />
120 Hektaren gross. «Es wird seit 50 Jahren sich selber überlassen», erklärt<br />
Ben. Sich selber und all den kleinen und grossen Tieren, die Ruhe und<br />
Totholz brauchen. Überhaupt die Tiere: Der Adler und der Bartgeier sind in<br />
den Parc Ela zurückgekehrt, Wolf und Bär sind zumindest Gäste auf Zeit.<br />
Ben hat immer mal wieder ihre Spuren angetroffen.<br />
Wildkräuterpesto<br />
Während der Förster erzählt, wie er und seine Kollegen Anflugschneisen<br />
für Auerwild schlagen, verschwindet Rosmarie, die Kräuterhexe, immer mal<br />
wieder im Wald. Nein, nicht darum! Sondern darum: Sie sammelt Kräuter<br />
und Blumen für ein Pesto. Mit einer Kräuterschere zerkleinert sie Salbei<br />
und Guten Heinrich, Thymian oder Sauerampfer und ein gutes Dutzend<br />
weiterer Pflanzen, mischt das Ganze mit Olivenöl, weiteren Ingredienzien,<br />
Crap Furo: Der<br />
«durchbohrte<br />
Fels» und geografische<br />
Mittelpunkt<br />
Graubündens<br />
erhebt sich hoch<br />
über dem Albulatal.<br />
48<br />
www.rhb.ch/contura
«Kräuterengel»<br />
Rosmarie<br />
verarbeitet die<br />
gesammelten<br />
Wildkräuter zu<br />
einem schmackhaften<br />
Pesto.<br />
viel Können und noch mehr Liebe zu einem Wildkräuterpesto und streicht<br />
es auf Brotscheiben. Es schmeckt so unglaublich gut, dass wir Rosmarie<br />
sofort umtaufen: von Kräuterhexe zu Kräuterengel. Aber jetzt kommt erst<br />
recht Hunger auf und das Gespräch dreht sich schnell um die Spezialitäten<br />
des Parc Ela: Brot aus Gran-Alpin-Berggetreide, 50 verschiedene Kartoffelsorten,<br />
Forellen aus dem Bach, Bauernhofglace, Hirschwurst, Bergobstsaft<br />
und natürlich die üblichen Verdächtigen: Maluns, Capuns, Salsiz, Bündnerfleisch,<br />
Alpkäse und, und … fast alles in Bio-Qualität. Denn die meisten<br />
Bauern im Parc Ela haben Pestiziden und Kunstdünger schon längst<br />
abgeschworen. Der Hunger zieht uns talwärts. In einen der Gasthöfe, wo<br />
die genannten Produkte serviert werden; oder alternativ in einen Bauernhofladen.<br />
Diese muten an wie alpine Schlaraffenländer. Und dann sind da<br />
noch jene, die direkt auf den Zug müssen. Denen hat der Kräuterengel ein<br />
Gläschen Pesto mitgegeben. Das hilft ganz gut, um die Zeit bis zum nächsten<br />
Besuch im Parc Ela zu überstehen.<br />
Der Parc Ela ist der grösste Naturpark der Schweiz.<br />
Zu den Aufgaben der Naturpärke gehört die Förderung<br />
von Ökologie und Ökonomie der jeweiligen<br />
Region. Mehr Informationen zu Wanderungen,<br />
Natureinsätzen und weiteren Aktivitäten gibt es<br />
auf der Website www.parc-ela.ch.<br />
Via Albula / Bernina<br />
Die Via Albula / Bernina ist einmalig<br />
angelegt – immer wieder kreuzt<br />
der Wanderweg die Bahnlinie. In<br />
zehn Etappen entdecken Sie so die<br />
UNESCO Welterbestrecke Albula /<br />
Bernina zu Fuss. Müde Beine steigen<br />
jederzeit um auf die rote Bahn.<br />
www.rhb.ch/via<br />
49
Platz an der Sonne<br />
Superlative<br />
in Graubünden<br />
Friedrich Nietzsche war es im Engadin «bei Weitem am wohlsten<br />
auf Erden», und auch Hermann Hesse beschrieb die Landschaft des<br />
Bündner Hochtals als «wohl die schönste» seiner vielen Reisen.<br />
Graubünden, ein Ort der Superlative also: Doch wo geht es im<br />
grössten Kanton der Schweiz am höchsten hinaus, am tiefsten ins<br />
Tal, und wo bläst einem der Winterwind am eisigsten um die Ohren?<br />
1<br />
Am höchsten: Piz Bernina<br />
Majestätisch erheben sich die weissen Gipfel der Berninagruppe vor dem<br />
blauen Bündner Himmel. In der Mitte thront der Piz Bernina, mit seinen<br />
4049 m ü. M. nicht nur der höchste Punkt des Kantons Graubünden, sondern<br />
auch der einzige Viertausender der Ostalpen. Bis zu seiner Erstbesteigung<br />
im Jahr 1850 galt der «Mount Everest des Engadins» als unbezwingbar.<br />
Seither lockt die Bergtour jedes Jahr zahlreiche Alpinisten ins<br />
Oberengadin. Gemächlichere Gemüter können das prächtige Panorama<br />
auch bequem vom Zug aus bestaunen – UNESCO Welterbe inklusive.<br />
50<br />
www.rhb.ch/contura
2 3<br />
2<br />
Am tiefsten: Moësa (San Vittore)<br />
Über 1800 Höhenmeter legt die Moësa auf ihrer Reise durch die Kantone<br />
Graubünden und Tessin zurück. Einmal wild und schäumend, dann wieder<br />
ruhig und gemächlich bahnt sich der Fluss seinen Weg vom San-Bernardino-<br />
Pass talwärts, bevor er kurz vor Bellinzona in den Tessin mündet. Sein tiefster<br />
Punkt auf Bündner Boden (ca. 252 m ü. M.) ist zugleich der tiefste Punkt des<br />
Kantons und befindet sich in der Gemeinde San Vittore an der Grenze zum<br />
Tessin. Dies ist allerdings kein Grund, tiefzustapeln: Zerklüftete Schluchten,<br />
rassige Wildwasserpassagen und beschauliche Auenlandschaften lassen die<br />
Herzen von Adrenalin- und Naturfreunden gleichermassen höherschlagen.<br />
1<br />
3<br />
Am kältesten: Samedan<br />
Wer den Winter in Samedan verbringen möchte, sollte sich warm anziehen.<br />
Das Dorf im Herzen des Oberengadins ist im Kampf um den Titel als kältester<br />
Ort der Schweiz regelmässig ganz vorne mit dabei: Temperaturen um die<br />
minus 30 Grad sind im Winter keine Seltenheit. 2017 lag die Jahresmitteltemperatur<br />
bei 2,7 Grad Celsius, kälter war es im Durchschnitt an keinem<br />
anderen – bewohnten – Ort des Landes. Als schöne Kehrseite des Hochgebirgsklimas<br />
kommen Kälteresistente neben wenig Nebel und Niederschlag<br />
auch in den Genuss von überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden.<br />
4<br />
Am wärmsten: Grono<br />
Warm, wärmer, Grono. Mit einer mittleren Jahrestemperatur von 12,4 Grad<br />
Celsius gehört der Ort in Südbünden, gemeinsam mit Locarno-Monti und<br />
Lugano, zu den durchschnittlich wärmsten Orten des Landes. Auch den<br />
Rekord für die höchste Temperatur, die je in der Schweiz registriert wurde,<br />
hält nicht etwa ein Vertreter aus der Tessiner<br />
Sonnenstube, sondern die Gemeinde<br />
im Misox: Am 11. August 2003 kletterte das<br />
Thermometer in Grono auf 41,5 Grad Celsius,<br />
ein Schweizer Hitzerekord, der bis heute<br />
unerreicht blieb.<br />
4<br />
51
Aus der Werkstätte<br />
Spaghetti & Co.<br />
aus der<br />
Valposchiavo<br />
52<br />
www.rhb.ch/contura
Ein gigantischer Genuss: Pasta aus Davide Fislers Molino e Pastificio Poschiavo.<br />
53
Das Puschlav mit seiner alpin-mediterran geprägten Landschaft<br />
am Südrand von Graubünden fasziniert Touristen aus aller Welt.<br />
Eine spezielle Anziehungskraft geht vom Hauptort Poschiavo aus.<br />
Hier werden seit über 100 Jahren Teigwaren hergestellt, die in alle<br />
Herren Länder exportiert werden.<br />
Gourmets zufolge gehören die Spaghetti aus Poschiavo zu den besten der<br />
Welt. Ihre herausragende Qualität – im wahrsten Sinne des Wortes – zeigt<br />
sich bereits bei der Zubereitung. Mit 42 Zentimetern sind sie fast doppelt so<br />
lang wie die der gängigen Marken Barilla & Co. Könnte das für unerfahrene<br />
Köche nicht zu einer pfannentechnischen Herausforderung werden? Davide<br />
Fisler winkt lächelnd ab: «Überhaupt kein Problem – unsere Spaghetti passen<br />
wie alle anderen in einen normal grossen Topf.» Sein Familienbetrieb<br />
Molino e Pastificio Poschiavo ist eines der Aushängeschilder des Puschlavs:<br />
Seit Jahrzehnten sind die in blaues Packpapier mit gelber Retro-Etikette<br />
eingewickelten Teigwaren einer der wichtigsten und bekanntesten Botschafter<br />
des italienischsprachigen Bergtals am Rand der Schweiz.<br />
Pasta für hungrige Bauarbeiter<br />
Seinen Ursprung nahm der Betrieb im Jahr<br />
1911. Damals war Davide Fislers Urgrossvater<br />
Samuele der Müller im Dorf – und ein<br />
Mann mit Visionen. Als in der Region der<br />
Bau der Berninabahn in Angriff genommen<br />
wurde, erkannte er sogleich, was sich damit<br />
für eine einzigartige Chance bot. Die Errichtung<br />
der von St. Moritz über Poschiavo bis<br />
ins italienische Tirano führenden Strecke<br />
brachte Tausende Gastarbeiter aus Italien<br />
ins Tal. Während Jahren würden sie Trassees<br />
Länger als üblich: Ganze zwei Tage werden die<br />
Spaghetti in speziellen Kammern getrocknet.<br />
54<br />
www.rhb.ch/contura
Spaghetti-<br />
Vorhang auf:<br />
Jede Sorte Pasta<br />
benötigt ihre<br />
eigene Spezialmatrize.<br />
und Brücken bauen und entlang der gut 60 Kilometer langen Strecke Tunnels<br />
in die Felsen schlagen. Harte Knochenarbeit, die Tausende hungrige<br />
Mägen produziert, die versorgt werden wollen. Idealerweise mit Pasta –<br />
damit das Heimweh sie nicht so plagt. Und so begann der findige Müller<br />
in seiner Mühle auch Spaghetti und weitere Teigwarensorten zu produzieren<br />
– eine bis heute währende Tradition nahm ihren Anfang.<br />
Matrizen aus Bronze<br />
Heute leitet Davide Fisler den kleinen Familienbetrieb, der neben Spaghetti<br />
längst auch die Pastasorten Vermicelli, Ternetta, Rigatoni, Cornetti, Fusilli,<br />
Ditalini, Anellini und Pizzoccheri herstellt. 2013 wurde die alte Teigmaschine<br />
aus den 1950er-Jahren von einer topmodernen Anlage abgelöst,<br />
die ganz neue Möglichkeiten eröffnet. «Unser Ziel ist es, jedes zweite Jahr<br />
ein neues Produkt einzuführen. Fusilli haben wir kürzlich ins Sortiment<br />
aufgenommen, als Nächstes sind die allseits beliebten Penne geplant»,<br />
sagt der 48-jährige Puschlaver. Jede Pasta brauche eine spezielle Matrize,<br />
durch die der Teig gepresst wird. Wie anno dazumal bestehen diese Formen<br />
auch bei der neuen Maschine noch aus Bronze und müssen in Italien<br />
bestellt und angefertigt werden. Gemäss Fisler erhält die Pasta dadurch<br />
eine aufgeraute Oberfläche, was die Saucen besser daran haften lässt und<br />
somit das Geschmackserlebnis intensiviert.<br />
55
Zwei Zutaten und das Geheimnis der Reifung<br />
Ist es also die raue Oberfläche, welche die Puschlaver Pasta zu etwas Besonderem<br />
macht? Schliesslich besteht auch sie nur aus Wasser und Weizen.<br />
«Es liegt wohl eher an der handverlesenen Qualität der beiden verwendeten<br />
Zutaten», sagt Davide Fisler nicht ohne Stolz.<br />
So stamme der Hartweizen aus Kanada und den USA,<br />
«Die Getreideflocken<br />
weil von dort schlicht der beste komme. Und auch<br />
verleihen unserer Pasta wenn der Weizen von weither importiert wird – das<br />
unvergleichlichen Biss.» Wasser ist quasi hausgemacht, stammt es doch aus<br />
Davide Fisler<br />
einer Quelle, die unweit von Poschiavo im Vartegna-<br />
Gebiet dem Berg entspringt.<br />
Überhaupt könnten die Produktionswege kürzer nicht sein: Dank der hauseigenen<br />
Mühle wird das Getreide für den Teig gleich selbst gemahlen. «Der<br />
Hartweizengriess der bekannten industriellen Pastafabriken dieser Welt ist<br />
viel feiner als unserer», sagt Davide Fisler. Zwar lasse sich der Teig dadurch<br />
leichter und schneller verarbeiten und die Pasta habe eine helle, klare<br />
Struktur. Doch in der Molina e Pastificio Poschiavo stehe das nicht im Vordergrund.<br />
«Bei unserer Pasta sind zwar die Getreideflocken sichtbar, diese<br />
verleihen ihr dafür aber auch den unvergleichlichen Biss.»<br />
Einzigartige<br />
Struktur: Das<br />
Mehl für den<br />
Pastateig stammt<br />
aus der hauseigenen<br />
Mühle.<br />
56<br />
www.rhb.ch/contura
Beste Qualität<br />
der Zutaten und<br />
sorgfältige Herstellung<br />
haben<br />
im Familienbetrieb<br />
oberste<br />
Priorität.<br />
Den alles entscheidenden Schliff erhalten die Spaghetti von Molino e Pastificio<br />
jedoch erst im letzten Produktionsschritt, ist Davide Fisler überzeugt.<br />
Im Gegensatz zur industriellen Massenproduktion, bei der die Pasta in<br />
knapp drei Stunden regelrecht gebacken wird, dauert dieser Prozess in seinem<br />
Betrieb zwei Tage und wird in speziellen Trocknungskammern durchgeführt.<br />
«Bei einer Niedergartemperatur von 55 Grad setzt ein Gärprozess<br />
ein, bei dem unsere Pasta ihren einzigartigen, leicht süss-säuerlichen Eigengeschmack<br />
entwickelt.»<br />
Mundpropaganda im wahrsten Sinne<br />
Kein Wunder, steigt die Nachfrage nach der Pasta aus Poschiavo stetig an.<br />
Ende der Sechzigerjahre produzierte Molino e Pastificio noch rund sieben<br />
Tonnen im Jahr, in den Neunzigerjahren waren es 30 Tonnen und heute sind<br />
es bereits über 100 Tonnen. Verlässliche Abnehmer sind Restaurants und<br />
Hotels im Engadin oder auch Fachgeschäfte wie etwa Globus oder Schwarzenbach<br />
in Zürich. Sogar Delikatessengeschäfte in Frankreich, <strong>Deutsch</strong>land,<br />
den USA oder Singapur zählen zum Kundenstamm. Und das, obwohl die Fislers<br />
noch keinen Franken Geld ins Marketing<br />
investierten. Wieso auch. Wer bei Molino e<br />
Pastificio bestellt, hat diese aussergewöhnliche<br />
Pasta meist erstmals als Feriengast im<br />
Reisen mit Genuss<br />
Seien Sie unser Gast und lassen Sie sich<br />
von uns verwöhnen! Geniessen Sie verschiedene<br />
Menüs auf unterschiedlichen<br />
Engadin serviert bekommen – und nicht<br />
mehr vergessen. Wenn das nicht Mundpropaganda<br />
vom Allerfeinsten ist!<br />
bende Landschaft vorbeiziehen.<br />
Strecken und lassen Sie die atemberau-<br />
www.rhb.ch/kulinarik<br />
57
Natur<br />
Teuflisch schöne<br />
Diavolezza<br />
58 Dem Gletscher so nah: die neue Aussichtsplattform auf der Diavolezza.
Für alle, die hoch hinaus wollen:<br />
Die Luftseilbahn bringt<br />
die Gäste sicher zur Bergstation<br />
auf knapp 3 000 m ü. M.<br />
Den Proviant im Rucksack, das Seehundfell unter den Holzskiern –<br />
so erklommen waghalsige Berggänger vor über hundert Jahren die<br />
Diavolezza und von hier aus die umliegenden Gipfel wie den Piz<br />
Palü oder Piz Bernina. Heute ist das auf knapp 3000 m ü. M. gelegene<br />
Joch bequem per Luftseilbahn erreichbar. Unverändert ist die<br />
beeindruckende Kulisse der sagenumwobenen Bergwelt.<br />
Die Geschichte rund um den Bau der Bergbahn hinauf in die Gletscherwelt<br />
reicht zurück bis in die 1920er-Jahre. Schon damals gab es Projekte, die<br />
Diavolezza per Bahn zu erschliessen. Doch es sollte ganze 30 Jahre dauern,<br />
bis endlich die ersten Gäste hinauf zum ewigen Eis transportiert werden<br />
konnten: 1956 wurde die Pendelbahn mit einer Kabinenkapazität von 50<br />
Personen eröffnet. Die Freude war gross, der Ansturm ebenso. Bis zu zwei<br />
Stunden geduldeten sich die Gäste, um per Bahn auf die Diavolezza zu gelangen<br />
und von dort die Gletscherabfahrt nach Morteratsch zu absolvieren.<br />
Inzwischen können 125 Gäste auf einmal transportiert werden, womit die<br />
langen Wartezeiten der Vergangenheit angehören.<br />
Mythische Bergwelt<br />
Von vergangenen Tagen handeln auch die Erzählungen, die seit rund drei<br />
Jahren während der Gondelbahnfahrt auf die Diavolezza geschildert werden.<br />
In der Audiotour führt der fiktive Bergsteiger Flurin durch die Geschichten<br />
und Sagen dieser Bergwelt. Hier erfahren die Gäste zum Beispiel,<br />
woher das Joch seinen Namen hat: «Der Name Diavolezza ist eine Ableitung<br />
vom ladinischen diavel: Teufel. Diavolezza heisst übersetzt demnach Teufelei:<br />
ein Ort, wo Dämonen lebten – und eine Bergfee, derentwegen manche<br />
Jäger für immer verschwanden. Aber davon hören Sie später, auf dem<br />
Berg», meint Flurin geheimnisvoll. Die Gondel fährt weiter bergwärts. Die<br />
bequeme Sesselbahn ersetzt den einstigen Skilift, den der findige Bergführer<br />
und Skilehrer Paul Nauer 1960 bauen liess, damit Gäste auch oben auf<br />
dem Berg – ohne erneutes Anstehen im Tal – Ski fahren konnten. Seit gut<br />
zehn Jahren wird der Firnschnee übrigens im Sommer mit einer Folie abgedeckt,<br />
um möglichst viel davon in den nächsten Winter zu retten.<br />
59
Ausflug ins ewige<br />
Eis des Persgletschers:<br />
mit der<br />
Bahn, zu Fuss oder<br />
auf den Skiern.<br />
Gipfelstürmer: Gefährliche Faszination<br />
Inzwischen sind die Gäste in Begleitung von Flurins Erzählungen auf 3000 m<br />
ü. M. angekommen: Die Aussicht auf den dreigipfligen Piz Palü und den Piz<br />
Bernina mit seinem markanten Biancograt ist magisch. Beim grossen Eispickel<br />
wirft Flurin einen Blick zurück auf die Bezwingung der beiden Gipfel.<br />
Die Erstbesteigung des bis dahin als unbezwingbar geltenden Piz Bernina<br />
gelang 1850 dem Schweizer Johann Coaz, der dem mit 4049 Metern höchsten<br />
Gipfel der Ostalpen seinen Namen schenkte. Die erste Besteigung des<br />
Piz Palü ist hingegen nicht zweifelsfrei belegt: Es wird vermutet, dass der<br />
Bündner Gian Marchet Colani und seine Seilschaft 1835 nur den Ostgipfel<br />
erreichten. Erst 30 Jahre später erklomm der Engländer Kenelm Edward<br />
Digby mit seinem Führer Peter Jenny und einem Träger den mittleren, 3900<br />
Meter hohen Hauptgipfel. Wie alle Berge, die jedes Jahr unzählige Alpinisten<br />
anlocken, haben auch der Piz Palü und der Piz Bernina ihre gefährlichen<br />
Schattenseiten. Der Absturz von zehn italienischen Bergsteigern im<br />
Jahr 1957 zählt zu den schlimmsten Unglücken am Piz Palü: Nur ein Mann<br />
konnte lebend gerettet werden, eines der Opfer wurde bis heute nicht<br />
gefunden. Und erst im Jahr 2016 kam beim Abstieg vom Piz Bernina der<br />
bekannte Bündner Bergsteiger Norbert Joos ums Leben.<br />
Legenden im ewigen Eis<br />
Ein Glück, dass die faszinierende Gebirgswelt dank Gondelbahn auch gefahrlos<br />
erlebt werden kann: Hoch über dem Persgletscher auf der Diavolezza-Aussichtsplattform<br />
scheinen die umliegenden Gipfel zum Greifen<br />
nah. Daran vorbei führt die Abfahrt vom Pers- über den Morteratschgletscher<br />
bis hinunter zur RhB-Station<br />
Morteratsch – mit zehn Kilometern die<br />
Hoch über dem Gletscher<br />
Reisen Sie auf der UNESCO Welterbestrecke längste Gletscherabfahrt der Schweiz.<br />
der Rhätischen Bahn über spektakuläre Doch wie vielerorts ist auch hier das<br />
Viadukte und Brücken und weiter durch ewige Eis längst vergänglich geworden.<br />
das Engadin bis auf 2000 m ü. M. Die Luftseilbahn<br />
Diavolezza bringt Sie noch näher<br />
Der Persgletscher zog sich im Sommer<br />
zum Piz Bernina, dem höchsten Berg der 2015 so weit zurück, dass die Verbindung<br />
der beiden Gletscherzungen ab-<br />
Ostalpen, und mitten in die eindrückliche<br />
Gletscherwelt hinein.<br />
riss. Der Morteratschgletscher seinerwww.rhb.ch/berninaglaciers<br />
60<br />
www.rhb.ch/contura
seits hat seit den ersten Messungen im Jahr 1878 rund 2,2 Kilometer an<br />
Länge eingebüsst und ist heute noch zirka 6,4 Kilometer lang. Dennoch<br />
bleibt die Faszination bestehen – nicht zuletzt wegen der Geschichten, die<br />
sich um die weisse Bergwelt ranken.<br />
Zum Abschluss der Audiotour lüftet Bergführer Flurin mit der Sage der Diavolezza<br />
noch das Geheimnis um die eingangs erwähnte Bergfee. Diese lebte<br />
in ihrer Felsenburg hoch oben zwischen Chapütschöl und Munt Pers, dem<br />
«verlorenen Berg». Wer einen seltenen Blick auf die Bergfee erhaschte,<br />
wurde ganz vernarrt und unvorsichtig, folgte ihr zu ihrem Felsenschloss –<br />
und verschwand für immer. So erging es auch Aratsch, einem jungen Mann<br />
aus dem Dorf, dessen Schicksal dem Gletscher und der Alp den Namen gab:<br />
«Denn wer sich bis Einbruch der Nacht in der Region des Bernina-Massivs<br />
aufhielt, hörte, vom Winde getragen, die Klagestimme der Diavolezza, die<br />
ausrief: mort ais Aratsch – Aratsch ist tot», erzählt Flurin – bevor er seine<br />
Schilderungen beendet und sich zum Munt Pers zurückzieht, wo auch er<br />
einst spurlos verschwand …<br />
Die Audio-App «Bernina Glaciers», in der Flurin die bewegte<br />
Geschichte der Diavolezza erzählt, kann kostenlos im Apple Store<br />
oder auf Google Play heruntergeladen werden.<br />
Ob Gletscherwelt<br />
oder Italianità:<br />
Die UNESCO<br />
Welterbestrecke<br />
verbindet.<br />
61
Was machen eigentlich …<br />
… Lawinenhunde<br />
im Sommer?<br />
Zwischen den blühenden Krokussen verschwinden die letzten<br />
Schneeflecken und mit ihnen auch die letzten Schneesportler. Doch<br />
obwohl sich der Winter langsam verabschiedet, beginnt für die<br />
Lawinenhunde nicht der eigentlich wohlverdiente Sommerschlaf,<br />
wie Mathias Gerber, Rettungschef der SAC-Sektion Davos, erklärt.<br />
Herr Gerber, wie oft müssen die Hunde trainieren, damit sie in der<br />
schneelosen Zeit ihre Fähigkeiten nicht verlieren?<br />
Das Suchen von Lawinenverschütteten verlernen die Hunde im Sommer<br />
nicht. Wichtig ist, dass sie die Freude an der Arbeit und die Grundkondition<br />
behalten. Regelmässige Bergwanderungen und ein sinnvolles Hundetraining<br />
sind somit eine gute Vorbereitung auf den nächsten Schnee.<br />
Kann man Lawinenhunde auch im Sommer einsetzen?<br />
Für die Personensuche im Sommer gibt es speziell ausgebildete Hunde.<br />
Das Absuchen von Trümmern nach verschütteten Personen, etwa nach<br />
einem Erdbeben, gleicht zwar der Arbeit nach einem Lawinenabgang – in<br />
62<br />
www.rhb.ch/contura
Such das Herrchen: Beim<br />
Üben der Personensuche im<br />
Schnee wird der Schwierigkeitsgrad<br />
sukzessive erhöht.<br />
beiden Fällen wird ein relativ kleiner, wohldefinierter Bereich abgesucht.<br />
Doch für beide Aufgaben müssen die Hunde separat ausgebildet werden.<br />
«Einfach so» kann man einen Lawinenhund nicht zuverlässig für andere<br />
Sucharbeiten einsetzen.<br />
Welche Grundfähigkeiten müssen die Vierbeiner schon vor der Ausbildung<br />
zum Lawinenhund mitbringen?<br />
Suchen können eigentlich alle Hunde. Wichtig ist, dass sie sich gut im<br />
Schnee bewegen können. Da oft auch mit dem Skilift ins Suchgebiet gefahren<br />
wird, sollte man den Hund auf den Schultern tragen können. Der<br />
Hund sollte Freude an der Arbeit haben. Dies ist einfach zu erreichen, wenn<br />
er gerne frisst oder spielt. Etwas vom Wichtigsten ist jedoch die Beharrlichkeit<br />
und Ausdauer, die der Lawinenhund bei der Arbeit zeigt: Er muss<br />
weitersuchen wollen, auch wenn er nicht gleich zum gewünschten Erfolg<br />
und zu seiner Belohnung kommt.<br />
Wie lernt ein Lawinenhund, verschüttete Personen zu finden?<br />
Wir beginnen, indem wir den Hund zuschauen lassen, wie sein Herrchen in<br />
einer Schneehöhle verschwindet. Der Hund weiss, dass er zu seinem Meister<br />
gehört. Folglich wird er ihm in die Höhle nachgehen. Jetzt ist es wichtig,<br />
dass wir dem Hund zeigen, dass er es gut gemacht hat. Je nach Neigung<br />
geben wir ihm Futter oder spielen mit ihm. Wenn er das begriffen hat,<br />
beginnen wir, die Schneehöhle zuzuschaufeln – erst mit wenig Schnee,<br />
sodass der Hund mit leichtem Scharren schnell zum Herrchen kommt und<br />
dort belohnt wird. Sukzessive wird dann der Schwierigkeitsgrad erhöht.<br />
Rettungshundehalter arbeiten – wie alle Bergretter – freiwillig.<br />
Braucht es keine Profis?<br />
Das Ausbilden von Hunden ist zeitintensiv und deshalb teuer, wenn man<br />
es professionalisiert. Um kosteneffizient zu sein, müssten Profi-Hundeteams<br />
sehr grosse Gebiete abdecken. Statt 20 hätte es dann eventuell nur<br />
vier Teams für den ganzen Kanton Graubünden. Die Ortskenntnisse der<br />
lokalen Teams gingen dabei verloren. Die Erfahrung zeigt auch, dass an<br />
bestimmten Tagen – etwa an schönen Wochenenden nach Neuschneeperioden<br />
– beinahe zeitgleich mehrere Lawinenunfälle passieren. An diesen<br />
Lawinentagen wären vier Suchteams zu wenig.<br />
63
Berühmte Namen<br />
Hortensia von Gugelberg<br />
Gelehrte, Feministin, Heilkundige: Hortensia Gugelberg<br />
von Moos gilt als Pionierin der schweizerischen Frauenbewegung.<br />
Bereits im 17. Jahrhundert forderte sie als erste<br />
Schweizerin öffentlich mehr Rechte für Frauen. Heute trägt<br />
der Allegra-Stammnetztriebzug 3103 ihren Namen.<br />
Hortensia von Salis verwitwete Gugelberg von Moos wird 1659 in Maienfeld<br />
in eine der einflussreichsten Bündner Adelsfamilien geboren. Als Tochter<br />
des Stadtvogts und Bundeslandammanns der Drei Bünde geniesst Hortensia<br />
eine für Frauen ihres Standes damals übliche Ausbildung in Lesen,<br />
Schrei ben, Rechnen und Religion. Der Wissensdurst des jungen Mädchens<br />
ist gross, so wird Hortensia zusätzlich von ihrer Grossmutter – einer renommierten<br />
Heilkundigen – unterrichtet.<br />
1682 heiratet Hortensia den Maienfelder Patrizier Rudolf Gugelberg von<br />
Moos. Standesgemäss versorgt, könnte sie nun ein beschauliches Dasein<br />
als «hochadelige Dame» führen. Doch die junge Frau strebt nach Höherem.<br />
Früh verwitwet bildet sie sich autodidaktisch in Theologie, Philosophie,<br />
Botanik, Geologie und Medizin weiter. Nach dem Vorbild ihrer Grossmutter<br />
unterhält sie eine medizinische Praxis und festigt ihren Ruf als profunde<br />
Kennerin der Kräuterheilkunde.<br />
Hortensia korrespondiert auch rege mit den Gelehrten ihrer Zeit und wird<br />
für ihre intelligenten Ausführungen geschätzt. Sie ist die einzige deutschsprachige<br />
Frau in der Schweiz, die im 17. Jahrhundert publiziert, und verteidigt<br />
in ihren Schriften als erste Schweizerin öffentlich das Recht der<br />
Frauen auf theologische und wissenschaftliche Bildung. Gebildet, schön<br />
und sozial engagiert sprengt sie das enge Korsett der Konventionen in<br />
einer männerdominierten Gesellschaft und<br />
bietet ihren Kritikern eloquent Paroli.<br />
Als Gelehrte und Heilkundige weit über die<br />
Grenzen ihrer bündnerischen Heimat hinaus<br />
bekannt, stirbt Hortensia von Salis verw. Gugelberg<br />
von Moos am 29. Juni 1715 hoch angesehen<br />
im Alter von 56 Jahren.<br />
64<br />
www.rhb.ch/contura
Wir stellen vor<br />
Das RhB-Verwaltungsgebäude<br />
Seit über hundert Jahren prägt der mächtige<br />
Hauptsitz der RhB das Churer Stadtbild. Dank<br />
einer sorgfältigen Restaurierung erstrahlt der<br />
denkmalgeschützte Bau nun auch innerlich<br />
wieder in neuem altem Glanz.<br />
Er gilt als ein Leitbau des Bündner Heimatstils, steht unter Denkmalschutz<br />
und ist ein wahrlich prächtiges Kind seiner Zeit: der RhB-Hauptsitz in Chur.<br />
Das zwischen 1907 und 1910 erbaute Verwaltungsgebäude gehört zu den<br />
wegweisenden Bauten einer von wirtschaftlichem Aufschwung geprägten<br />
Belle Époque. Die RhB hatte in den knapp zwanzig Jahren ihrer Existenz<br />
eine beeindruckende Entwicklung auf die Schienen gelegt. Der neue<br />
Hauptsitz sollte der zentralen Stellung des aufstrebenden Verkehrsunternehmens<br />
im Schweizer Tourismus sowie seiner wachsenden Belegschaft<br />
gerecht werden.<br />
Entworfen wurde der aufwendige Repräsentationsbau vom St. Moritzer Architekten<br />
Nicolaus Hartmann und auch im Inneren mit Wandmalereien von<br />
Christian Conradin sowie Plastiken von Otto Weber und Otto Kappeler reich<br />
ausgestattet. Doch 110 Jahre emsiges Treiben hinterliess seine Spuren innerhalb<br />
der soliden Mauern, und auch die Infrastruktur (elektrische Installationen<br />
sowie Heizung, Lüftung und Beleuchtung) entsprach schon länger<br />
nicht mehr den Anforderungen eines Bürobetriebs des 21. Jahrhunderts.<br />
Vor zwei Jahren wurde deshalb<br />
das gesamte Gebäude-Innere in<br />
enger Zusammenarbeit mit der<br />
Denkmalpflege und weiteren Experten<br />
fachgerecht restauriert.<br />
Nun sieht alles aus wie vorher, und<br />
doch moderner, heller, attrakti ver.<br />
Das Kulturgut von natio naler Bedeutung<br />
ist wieder auf der Höhe<br />
der Zeit – mindestens für die<br />
nächs ten 20 Jahre.<br />
65
Powerplay<br />
Schnee<br />
von gestern<br />
66<br />
www.rhb.ch/contura
Snowfarming sei Dank: In Davos gibt es für Langläufer Schnee auf sicher. 67
Langlaufen bereits im November? Seit zehn Jahren kann das die<br />
Wintersportregion Davos garantieren. Am Fusse des Flüelapasses<br />
steht die grösste Snowfarming-Anlage der Schweiz, dank der Jahr<br />
für Jahr eine Loipe aus Kunstschnee gebaut wird. Seither müssen<br />
die Athletinnen und Athleten nicht mehr in den Norden reisen, um<br />
für die Wintersaison zu trainieren.<br />
Wer in den Sommermonaten dem Flüelabach entlang Richtung Äbibrugg<br />
spaziert, kommt nach einigen Wegbiegungen an einem mächtigen Haufen<br />
vorbei. Bis zu 15 Meter hoch, 32 Meter breit, 113 Meter lang und bedeckt<br />
von einer rund 40 Zentimeter dicken Sägemehlschicht lagern hier über<br />
20 000 Kubikmeter Schnee. Die grobkörnige Masse hat eine Konsistenz, die<br />
an feuchtes Salz erinnert: Es ist Kunstschnee. Produziert im letzten Winter,<br />
wird er in diesem Depot aufbewahrt, um im Herbst für die Präparierung<br />
einer vier Kilometer langen Langlaufloipe verwendet werden zu können.<br />
Snowfarming nennt man dieses Verfahren.<br />
Die Werkzeuge: Pistenraupen und Schneeschleudern<br />
Es ist Mitte Oktober. Das Depot hat schon beträchtlich an Volumen verloren.<br />
Kein Wunder. Wie ein Bauer auf seinem Feld Bahn für Bahn die Heuballen<br />
einfährt, befördert hier seit Tagen eine Schneeschleuder die weisse Pracht<br />
in grosse Transportlaster. Die «Ernte» wird anschlies send in den Wald gefahren<br />
und schliesslich mittels einer Pistenraupe zur Loipe planiert. «Wir<br />
sind gut in der Zeit», sagt Norbert Gruber zufrieden. Der Leiter Technische<br />
Die Ernte wird<br />
ausgefahren:<br />
Pistenraupen<br />
planieren den<br />
gesammelten<br />
Kunstschnee<br />
zur Loipe.<br />
68<br />
www.rhb.ch/contura
Der grobkörnige<br />
Kunstschnee<br />
erinnert an die<br />
Konsistenz von<br />
feuchtem Salz.<br />
Betriebe Davos ist vor Ort, um das Fortschreiten der Arbeiten zu überprüfen.<br />
Die Hälfte der Loipe ist bereits eingeschneit. In einer Woche kann die<br />
Strecke für die Sportler geöffnet werden. Das ist enorm wichtig, schliesslich<br />
ist sie Teil des berühmten Weltcup-Rennens Davos Nordic, für das jeweils<br />
im Dezember Langlauf-Athleten aus aller Welt anreisen. Für den Breitensport<br />
ist die Snowfarming-Strecke jeweils am Mittag und Abend geöffnet.<br />
Später, wenn das restliche Loipennetz geöffnet ist, kann auch die Flüelaloipe<br />
jederzeit von allen benutzt werden.<br />
Die Hilfsmittel: Sägemehl oder Gletschervlies?<br />
Zum «Schneefarmer» wurde der 50-jährige Davoser vor zehn Jahren.<br />
Durch einen glücklichen Zufall, wie er sagt. 2008 produzierte er mit seinem<br />
Team künstlichen Schnee für die Loipen. Dank dem damals schneereichen<br />
Winter blieben im Frühling 2500 Kubikmeter Kunstschnee übrig.<br />
«Eine Verschwendung von Energie und Arbeit. Ich brachte es einfach nicht<br />
übers Herz, ihn der Sonne zu überlassen.» Gemeinsam mit dem Institut für<br />
Schnee- und Lawinenforschung, dem SLF in Davos, haben Norbert Gruber<br />
und sein Team nach Wegen gesucht, den Schneehaufen über den Sommer<br />
zu retten. Und so wurden zwei verschiedene Abdeckmethoden ausprobiert:<br />
Die eine Hälfte wurde mit Sägemehl bedeckt, die andere mit Glet-<br />
69
schervlies überzogen. Diese reflektierende Folie wird, wie der Name sagt,<br />
auf Gletschern eingesetzt, wo die Durchschnittstemperaturen über den<br />
Sommer viel tiefer sind als im Tal. Deshalb reicht es, wenn das Sonnenlicht<br />
reflektiert wird, um die Kerntemperatur des Eises zu erhalten. Auf der Höhe<br />
von Davos ist jedoch der Isolationseffekt entscheidend. Und da bringt Sägemehl<br />
die weitaus bessere Leistung: Unter der rund 40 Zentimeter dicken<br />
Sägemehlschicht bleiben zirka 70 bis 80 Prozent des Schneevolumens<br />
erhalten. Das sei auch ökologisch gesehen sinnvoll, erklärt Gruber. «Der<br />
Schnee für das Snowfarming wird in Davos in den kältesten Wintermonaten,<br />
wenn der Energieaufwand am geringsten ist, produziert. Dadurch<br />
kann mit demselben Energieaufwand viel mehr Schnee produziert werden,<br />
als wenn im Herbst bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt<br />
beschneit wird.»<br />
Die Hürden: Auflagen und schmutziger Schnee<br />
Da die Schneefarm-Methode auch wegen der Klimaerwärmung Potenzial<br />
besitzt, wurde in Davos 2014 ein Projekt für den Ausbau der Anlage eingereicht.<br />
Nach einer Einsprache musste das Projekt überarbeitet werden<br />
Unter einer 40<br />
Zentimeter dicken<br />
Sägemehlschicht<br />
übersommert der<br />
Kunstschnee relativ<br />
unbeschadet.<br />
70<br />
www.rhb.ch/contura
Die Qualität der Loipe liegt<br />
in seinen Händen: Norbert<br />
Gruber, Leiter Technische<br />
Betriebe Davos.<br />
und wurde dann im Sommer 2015 mit Auflagen bewilligt. Der Boden der<br />
einige Meter tiefen Schneedepot-Mulde wurde asphaltiert und die Fläche<br />
rund um das Depot sowie der Lagerplatz für die Sägespäne mit Rasengittersteinen<br />
befestigt. «Dies hilft uns, damit der Schnee bei den Arbeiten<br />
nicht verschmutzt wird.» Heute steht auf dem schattigen Areal im Flüelatal<br />
die grösste Snowfarming-Anlage der Schweiz. Gegenüber dem Schneelager<br />
befindet sich das Sägemehldepot. Die 1500 Kubikmeter Sägemehl, die für<br />
die Abdeckung des Schneebergs nötig sind, werden laut Gruber jedes Jahr<br />
wiederverwendet.<br />
Das Ziel: Schneesicherheit und eine blütenweisse Loipe<br />
Bei der Eröffnung der Loipe schlängelt sich zwei Wochen später eine blütenweisse<br />
Langlaufspur durch den ansonsten schneefreien Wald. Die Klimaerwärmung<br />
verschont auch die Bergregionen nicht. «Schneesicherheit<br />
hat in unserer Gemeinde oberste Priorität. Da in Davos das Nationale Leistungszentrum<br />
Langlauf von Swiss Ski beheimatet<br />
ist, können wir nicht warten, bis Frau Holle ihre<br />
«Wir können nicht warten,<br />
Kissen ordentlich schüttelt», sagt Norbert Gruber.<br />
Und so sorgt der Schnee von gestern dafür,<br />
bis Frau Holle ihre Kissen<br />
ordentlich schüttelt.» dass nicht nur Dario Cologna und das Schweizer<br />
Norbert Gruber<br />
Langlaufteam Ende Oktober die Trainingssaison<br />
in heimischen Gefilden starten können. Auch die<br />
Nationalmannschaften aus Frankreich, Italien und <strong>Deutsch</strong>land trainieren<br />
hier. Denn die Strecke mit ihren Steigungen und Abfahrten ist genau das,<br />
was die Spitzenlangläufer kurz vor dem Saisonstart suchen. Dank der gut<br />
vier Kilometer langen Loipe können Jahr für Jahr einige Dutzend Flüge der<br />
Langlauf-Nationalmannschaften in den skandinavischen Winter vermieden<br />
werden. Insofern ist Snowfarming nicht nur ökonomisch, sondern<br />
auch ökologisch und dank den anreisenden Athletenteams auch touristisch<br />
gesehen eine spannende Alternative.<br />
Davos Nordic: Die Weltelite der Langläuferinnen und Langläufer<br />
kämpft am 8. /9. Dezember <strong>2018</strong> auf der einmaligen Flüelaloipe in Davos<br />
um wertvolle Weltcup-Punkte. www.davosnordic.ch<br />
71
Für die «Kurzen»<br />
Mit der RhB zum Brätel-Spass …<br />
Während einer Fahrt mit der RhB gibt es nicht<br />
nur tolle Brücken und Viadukte zu bestaunen.<br />
Man kann neben den Gleisen auch fein grillieren.<br />
An diesen vier Feuerstellen<br />
entlang des RhB-Streckennetzes<br />
schmeckt der Cervelat ganz<br />
besonders gut …<br />
Im Tuss<br />
Wald, Wiese, Weiher, dazu<br />
Kletterturm und schaukeln<br />
auf der Wippe – willkommen<br />
auf dem Waldspielplatz!<br />
Küblis<br />
Guarda<br />
Disentis / Mustér<br />
Fontanivas<br />
«Steimännli»-Wettbauen oder<br />
lieber «Versteckis» im Wald?<br />
Nach dem hitzigen Wettkampf<br />
lockt der kühle See oder eine<br />
feine Glace.<br />
Plan dal Növ<br />
Die schöne Waldlichtung<br />
lädt zum «Fangis»- oder<br />
Fussballspielen ein.<br />
Vielleicht huscht sogar<br />
ein Reh vorbei?<br />
Bernina Diavolezza<br />
Sass Queder<br />
An der höchstgelegenen Feuerstelle<br />
Europas auf 3 066 m ü. M. schmeckt<br />
die Rekord-Wurst besonders gut.<br />
72<br />
www.rhb.ch/contura
In der Nähe welcher Feuerstelle kann man …<br />
Ordne die folgenden Aktivitäten den vier Feuerstellen links zu:<br />
… über den Gletscher<br />
wandern?<br />
Möchtest du gewaltige<br />
Gletscherspalten und<br />
-mühlen mit eigenen<br />
Augen sehen? Oder wissen, wie ewiges<br />
Eis entsteht? Eine Wanderung über den<br />
Pers- und den Morteratschgletscher<br />
macht es möglich – nicht weit von<br />
welcher Feuerstelle?<br />
… auf Schellen-Urslis<br />
Spuren wandeln?<br />
Kennst du den Schellen-<br />
Ursli? Der lustige Bub<br />
mit der Zipfelmütze hat<br />
sogar seinen eigenen Weg mit vielen<br />
spannenden und lustigen Stationen zu<br />
seiner Geschichte. Und er ist ganz in der<br />
Nähe von einer der vier Feuerstellen zu<br />
Hause. Weisst du, wo?<br />
… Gold waschen?<br />
Wusstest du, dass das<br />
grösste Schweizer Goldnugget<br />
im Vorderrhein<br />
im Kanton Graubünden<br />
gefunden wurde? Das Nugget wog 123<br />
Gramm – mehr als eine Tafel Schoggi.<br />
Auch du kannst unter die Goldsucher<br />
gehen. In der Nähe welcher Feuerstelle?<br />
… im Stroh schlafen?<br />
Schlafen im Stroh macht<br />
tierischen Spass! Hasen,<br />
Hühner, Pfauen, Zwergziegen,<br />
Katzen und andere<br />
Hofbewohner sagen dir dort guten<br />
Morgen und gute Nacht. Und das<br />
alles nicht weit von einer Feuerstelle<br />
entfernt. Weisst du, von welcher?<br />
Auf fantastischer Reise mit Clà Ferrovia<br />
Der Kinder-Kondukteur der RhB ist regelmässig<br />
mit seiner Dampf- oder Krokodillok unterwegs.<br />
Lösungen:<br />
Sass Queder: Gletscherwanderungen für Kinder ab 8 Jahren.<br />
Plan dal Növ: Schellen-Ursli kommt aus Guarda, ganz in der Nähe.<br />
Fontanivas: Goldwaschen mit «Gold-Gusti» August Brändle.<br />
Im Tuss: Schlafen im Stroh auf dem Fasmarauserhof.<br />
Seine nächsten Reisen:<br />
Samstag, 8. Dezember <strong>2018</strong>:<br />
Reise ins Bahnland mit Krokodillok.<br />
Samstag / Sonntag, 15./ 16. Dezember <strong>2018</strong>:<br />
Reise ins Lichterland mit Dampflok.<br />
Infos unter www.cla-ferrovia.ch<br />
73
Ve<br />
Streckennetz<br />
Höhepunkte der Rhätischen Bahn<br />
1<br />
Rheinschlucht<br />
N<br />
Basel<br />
Zürich<br />
2<br />
Langwieserviadukt<br />
Bern<br />
SCHWEIZ<br />
Chur<br />
Graubünden<br />
Genève<br />
Zermatt<br />
Lugano<br />
Ilanz<br />
Disentis/<br />
Mustér<br />
Rueun<br />
Waltensburg-Vuorz<br />
Tavanasa-Breil/Brigels<br />
3<br />
Landwasserviadukt<br />
Valendas-Sa<br />
Castrisch<br />
4<br />
Wiesnerviadukt<br />
Oberalppass<br />
Trun<br />
Rabius-Surrein<br />
Sumvitg-Cumpadials<br />
Sedrun<br />
Vorderrhein<br />
S u r s e l v<br />
a<br />
Andermatt<br />
Visp<br />
Zermatt<br />
Vals<br />
5<br />
Albulaviadukte und -kehrtunnels<br />
Lukmanier<br />
Biasca<br />
6<br />
Alp Grüm<br />
SCHWEIZ<br />
SWITZERLAND<br />
SVIZZERA<br />
San Bernardino<br />
7<br />
Kreisviadukt Brusio<br />
Bellinzona<br />
Lugano<br />
Milano<br />
74<br />
www.rhb.ch/contura<br />
ugano
Flims Trin<br />
rsam-Safien<br />
gogn<br />
1<br />
Zürich<br />
St.Gallen<br />
Landquart Ried<br />
Igis<br />
Zizers<br />
Untervaz-Trimmis<br />
Haldenstein<br />
Chur Wiesental<br />
Chur West<br />
Felsberg<br />
Domat/Ems<br />
Ems Werk<br />
Calanda<br />
2806 m<br />
Bonaduz<br />
Rhäzüns<br />
Rothenbrunnen<br />
Rodels-Realta<br />
Cazis<br />
Piz Beverin<br />
2998 m<br />
Chiavenna<br />
Reichenau-<br />
Tamins<br />
Thusis<br />
Hinterrhein<br />
Chiavenna<br />
Lugano<br />
Rhein/Rhine/Reno<br />
Landquart<br />
Chur<br />
Tiefencastel<br />
Plessur<br />
Weisshorn<br />
2653 m<br />
Lenzerheide<br />
Savognin<br />
Malans<br />
Seewis-Pardisla<br />
Grüsch<br />
Schiers<br />
Furna<br />
Jenaz<br />
Fideris<br />
Chur Altstadt<br />
Küblis<br />
Lüen-Castiel<br />
St. Peter-Molinis<br />
Saas<br />
Peist<br />
Klosters Dorf<br />
Langwies<br />
Litzirüti<br />
Arosa<br />
3<br />
P r<br />
Filisur<br />
2<br />
ä t t<br />
Bergün/Bravuogn<br />
Preda<br />
i g a<br />
Landwasser<br />
Landquart<br />
u<br />
Albulatunnel<br />
Samedan<br />
St. Moritz<br />
Cavadürli<br />
Davos Laret<br />
Davos Wolfgang<br />
Davos Dorf<br />
Davos Platz<br />
Davos Frauenkirch<br />
Davos Glaris<br />
Davos Monstein<br />
Davos Wiesen<br />
Piz Ela<br />
3339 m<br />
Piz Nair<br />
3057 m<br />
Maloja<br />
4<br />
5<br />
Spinas<br />
Celerina<br />
Celerina Staz<br />
Punt Muragl Staz<br />
Pontresina<br />
Klosters Platz<br />
Vereinatunnel<br />
O b e r e n g a<br />
Bever<br />
d i n<br />
Zuoz<br />
Madulain<br />
La Punt Chamues-ch<br />
Punt Muragl<br />
Surovas<br />
Morteratsch<br />
Bernina Suot<br />
Piz Bernina<br />
4049 m<br />
Piz Palü<br />
3901 m<br />
Piz Linard<br />
3411 m<br />
Valposchiavo<br />
ÖSTERREICH<br />
AUSTRIA<br />
AUSTRIA<br />
Susch<br />
Poschiavo<br />
U n<br />
Sagliains<br />
Zernez<br />
Cinuos-chel–Brail<br />
S-chanf<br />
Muottas Muragl<br />
2453 m<br />
Berninapass<br />
6<br />
t e r<br />
Ftan<br />
Ardez<br />
Guarda<br />
Lavin<br />
e n g<br />
Na tiona lpa rk<br />
Livigno<br />
Bernina Diavolezza<br />
Bernina Lagalb<br />
Ospizio Bernina<br />
Alp Grüm<br />
Cavaglia<br />
Cadera<br />
7<br />
Li Curt<br />
Le Prese<br />
Miralago<br />
Brusio<br />
Campascio<br />
Campocologno<br />
Tirano<br />
Samnaun<br />
i n<br />
a d<br />
Inn<br />
Scuol-Tarasp<br />
Bormio<br />
Müstair<br />
Landeck<br />
Mals<br />
Meran<br />
Rhätische Bahn<br />
UNESCO Welterbe RhB<br />
Bernina Express Bus<br />
Tirano – Lugano<br />
Lugano<br />
Edolo<br />
Val Camonica<br />
Brescia<br />
ITALIEN<br />
ITALY<br />
ITALIA<br />
75
Wettbewerb<br />
Rätsel: Wie gut haben Sie aufgepasst?<br />
9.<br />
5.<br />
7.<br />
2.<br />
11.<br />
12.<br />
3.<br />
4.<br />
1.<br />
6.<br />
8.<br />
10.<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
Wir verlosen:<br />
3 x 1 grosser Geschenkkorb<br />
«Rhätische Bahn» mit<br />
hofeigenen Bio-Produkten<br />
von der Ranch Farsox<br />
inkl. 1 Tageskarte (2. Klasse),<br />
gültig auf dem gesamten<br />
Streckennetz der RhB.<br />
Senden Sie uns das Lösungswort<br />
mit dem Betreff «Wettbewerb»<br />
per E-Mail an contura@rhb.ch<br />
oder schicken Sie uns eine<br />
Postkarte an Rhätische Bahn AG,<br />
Marketing-Kommunikation<br />
und E-Business, Bahnhofstrasse 25,<br />
CH-7001 Chur.<br />
Einsendeschluss ist der<br />
31. März <strong>2019</strong><br />
Beantworten Sie die zwölf Fragen mit Bezug zur aktuellen <strong>Contura</strong>-Ausgabe:<br />
1. In welchem Unterengadiner Dorf ist Rapper SNOOK aufgewachsen?<br />
2. Welches Joch heisst wie eine teuflisch schöne Bergfee?<br />
3. Wie heisst der höchste Punkt im Kanton Graubünden?<br />
4. Wie heisst der Zwickauer Stammgast im Hotel Grischuna mit Nachnamen?<br />
5. Welcher Musikanlass wurde von Christian Jott Jenny ins Leben gerufen?<br />
6. In welchem Gebiet entspringt das für die Puschlaver Pasta verwendete Quellwasser?<br />
7. Aus welchem Ort stammte der Architekt des RhB-Verwaltungsgebäudes?<br />
8. Welches romanische Idiom sprechen rund die Hälfte der Samedner noch heute?<br />
9. Wie heisst das neue Bordsystem im Bernina Express?<br />
10. Welche Firma ist für das Design der neuen Glacier Express Excellence Class verantwortlich?<br />
11. Über welchen Gletscher führt die längste Gletscherabfahrt der Schweiz?<br />
12. Wie heisst die Endstation der von Andreas Bass besuchten indischen Gebirgseisenbahn?<br />
Die Teilnahme ist gratis und unverbindlich. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Eine Barauszahlung der<br />
Preise ist nicht möglich. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Die persönlichen Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.<br />
76<br />
www.rhb.ch/contura
Für Ihre Agenda<br />
Auf einen Blick: die Erlebnisfahrten <strong>2018</strong> /<strong>2019</strong><br />
Clà Ferrovia<br />
Abenteuer mit dem Kinder-Kondukteur<br />
08.12.* Reise ins Bahnland<br />
15./16.12.* Reise ins Lichterland<br />
* Fahrten <strong>2018</strong>. Daten für <strong>2019</strong> unter<br />
www.cla-ferrovia.ch<br />
Dampffahrten<br />
Bahnfahrten mit Schall und Rauch<br />
03.02. Engadin: Samedan Scuol-T.<br />
17.02. Surselva: Landquart Disentis<br />
12.05. Davoser Rundfahrt:<br />
Muttertagsfahrt<br />
æ æ æ<br />
æ<br />
03.08. Davoser Rundfahrt<br />
14.09. Surselva: Landquart Sumvitg<br />
13.10. Engadin: Samedan Scuol-T.<br />
Vollmondfahrten<br />
Mystische Fahrt durchs Gebirge<br />
21.12.<strong>2018</strong> Poschiavo Alp Grüm<br />
18./19.01. St. Moritz Alp Grüm<br />
18./19.02. St. Moritz Alp Grüm<br />
20./21.03. St. Moritz Alp Grüm<br />
æ æ æ æ<br />
Historische Fahrten<br />
Täglich Davos Platz – Filisur<br />
11.05. – 27.10. Davos Platz Filisur<br />
Dampfschneeschleuderfahrten<br />
Schnee räumen wie anno dazumal<br />
24.02. Pontresina Alp Grüm<br />
æ<br />
æ<br />
Glacier Pullman Express<br />
Zwei Tage einfach luxuriös reisen<br />
21./22.06. St. Moritz – Zermatt<br />
23./24.06. Zermatt – St. Moritz<br />
19./20.07. St. Moritz – Zermatt<br />
21./22.07. Zermatt – St. Moritz<br />
30./31.08 St. Moritz – Zermatt<br />
01./ 02.09. Zermatt – St. Moritz<br />
Kulinarische Genussreisen<br />
Geniessen im rollenden Restaurant<br />
jeden Freitag Arosa Genussexpress<br />
Chur Arosa<br />
27.10.* Bündner Wein- &<br />
Gourmetfahrten<br />
Chur St. Moritz<br />
10./17.11.* Buurametzgeta<br />
Chur St. Moritz<br />
01.12.* Fondueplausch<br />
in der Stiva Retica<br />
Bahnhof Chur<br />
31.12.*<br />
æ æ æ æ<br />
Bündner<br />
Silvesterrundfahrt<br />
Chur St. Moritz<br />
* Fahrten <strong>2018</strong>. Daten für <strong>2019</strong><br />
unter www.rhb.ch/kulinarik<br />
Änderungen bleiben vorbehalten.<br />
Infos unter www.rhb.ch/bahnerlebnisse und www.rhb.ch/kulinarik<br />
77
Meran<br />
Mals<br />
Scuol-Tarasp<br />
1286 m<br />
4<br />
Venezia<br />
Valchava<br />
Sta. Maria<br />
Tschierv<br />
Müstair<br />
UNESCO Welterbe<br />
Kloster St. Johann<br />
Müstair<br />
12<br />
Ftan Baraigla<br />
Motta Naluns<br />
Ardez<br />
Tirano-Thusis<br />
1 2,3 km UNESCO<br />
Welterbe RhB<br />
UNESCO Biosfera<br />
Val Müstair<br />
Parc Naziunal<br />
Schweizerischer<br />
Nationalpark<br />
Inn<br />
/ En<br />
Guarda<br />
Piz Buin<br />
Lugano<br />
Tirano<br />
429 m<br />
Ova Spin<br />
Ofenpass<br />
13<br />
Morteratsch<br />
Surovas<br />
Celerina-<br />
Staz<br />
Punt Muragl<br />
Celerina<br />
Samedan<br />
Bever<br />
Spinas<br />
Preda<br />
Campascio<br />
Campocologno<br />
Sagliains<br />
Lavin<br />
Piz Linard<br />
7<br />
Kreisviadukt<br />
Brusio<br />
Le Prese Li Curt<br />
Miralago<br />
Lago di Livigno<br />
Susch<br />
Madrisa<br />
Brusio<br />
Albulatunnel<br />
Autoverlad<br />
Vereina<br />
Selfranga<br />
Klosters Platz<br />
Klosters Dorf<br />
Zernez<br />
Poschiavo<br />
Livigno<br />
14<br />
17<br />
Schwarzsee<br />
Cavaglia<br />
Cadera<br />
Privilasco<br />
Schweizerischer<br />
Nationalpark<br />
Davos Platz<br />
Davos Dorf<br />
1560 m<br />
Davos Wolfgang<br />
Davos Laret<br />
Davosers e<br />
Gotschnagrat<br />
Cavadürli<br />
S as<br />
Küblis<br />
7<br />
3<br />
9<br />
Alp Grüm<br />
Lago Bianco<br />
Lej Nair<br />
Piz Lagalb<br />
S-chanf<br />
Cinuos-chel-Brail<br />
Schatzalp<br />
Wei sfluhjoch<br />
Ospizio<br />
Bernina<br />
253 m<br />
Bernina<br />
Lagalb<br />
Bernina<br />
Diavole za<br />
Muottas Muragl<br />
Bernina<br />
Suot<br />
Davos<br />
Davos<br />
Monstein<br />
Glaris<br />
Davos<br />
Frauenkirch<br />
Davos<br />
Wiesen<br />
Langwies<br />
Fideris<br />
Jenaz<br />
Furna<br />
Schiers<br />
Lago<br />
Bianco<br />
La Punt<br />
Chamues-ch<br />
Zuoz Madulain<br />
Peist<br />
Litzirüti<br />
6<br />
Piz Kesch<br />
Piz Palü<br />
Diavolezza<br />
Morteratsch-Gletscher<br />
Pontresina<br />
Arosa<br />
1739m<br />
Landwa serviadukt<br />
Wiesnerviadukt<br />
Langwieserviadukt<br />
Plessur<br />
1<br />
Rhäzüns<br />
Bonaduz<br />
Reichenau-<br />
Tamins<br />
Domat/Ems<br />
Ems Werk<br />
Chur<br />
Chur West<br />
Stadt<br />
Felsberg<br />
Chur<br />
Wiesental<br />
Untervaz-Trimmis<br />
Landquart<br />
8<br />
5<br />
Filisur<br />
Haldenstein<br />
Hörnli<br />
Wei shorn<br />
Lej da San Murezzan<br />
Chur<br />
585 m<br />
Piz Bernina<br />
4049 m Piz Roseg<br />
Bergün/<br />
Bravuogn<br />
Alvaneu Bad<br />
Surava<br />
4<br />
18<br />
10<br />
Albulaviadukte und<br />
-Kehrtu nels<br />
Bahnmuseum<br />
Albula<br />
St.Moritz<br />
1 75 m<br />
Tiefencastel<br />
Parpaner<br />
Rothorn<br />
Lenzerheide<br />
Calanda<br />
Tschingelhörner<br />
Solisviadukt<br />
Corviglia<br />
Feldis<br />
Brambrüesch<br />
Piz Corvatsch<br />
Piz Ela<br />
Parc Ela<br />
Lej da Silvaplauna<br />
Piz Nair<br />
Zizers<br />
Igis<br />
Landquart Ried<br />
Grüsch<br />
S ewis-<br />
Malans<br />
Valzeina<br />
11<br />
16<br />
13<br />
Savognin<br />
Cazis<br />
Rodels-Realta<br />
Rothenbru nen<br />
Lej da Segl<br />
Thusis<br />
Maloja<br />
Thusis-Tirano<br />
1 2,3 km UNESCO<br />
Welterbe RhB<br />
Trin<br />
Piz Beverin<br />
2<br />
Vals<br />
Flimserstein<br />
Versam-Safien<br />
Rheinque le<br />
Valendas-Sagogn<br />
Crestasee<br />
Ca sonsgrat<br />
10<br />
Castrisch<br />
15<br />
Ilanz<br />
Oberal pa s<br />
Caumas e<br />
Gornergrat<br />
Flims<br />
2<br />
Disentis/<br />
Mustér<br />
Rabius-Su rein<br />
Trun<br />
Rueun<br />
Falera<br />
L axersee<br />
UNESCO<br />
Welterbe<br />
Tektonikarena<br />
Sardona<br />
Brig<br />
Matterhorn<br />
Oberalpstock<br />
Tödi<br />
Sumvitg-Cumpadials<br />
Tavanasa-Breil/Brigels<br />
Waltensburg/Vuorz<br />
L ax<br />
Crap Sogn Gion<br />
Martinsloch<br />
Zerma t<br />
Visp<br />
Anderma t<br />
Vorab<br />
Erö fnung erste Strecke<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
1<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
Alp Grüm<br />
Bahnmuseum Albula<br />
Dampf- & Nostalgiefahrten<br />
Erlebniszug Albula<br />
www.rhb.ch/kulinarik<br />
www.rhb.ch/schli telwelt<br />
www.rhb.ch/schlosstarasp<br />
Via Albula / Bernina<br />
Nationalparkzentrum Zernez<br />
Rheinschlucht / Ruinaulta<br />
Albula Panorama Winter<br />
Bernina Panorama Winter<br />
Infoarena Albulatu nel<br />
RhB handlich<br />
Erlebniskarte und Broschüren<br />
Unsere Erlebniskarte und Broschüren – am<br />
RhB-Bahnhof mitnehmen oder bequem downloaden:<br />
www.rhb.ch/broschueren<br />
Erlebniskarte der Rhätischen Bahn<br />
Tourist map of the Rhaetian Railway<br />
Cartine per le avventure della Ferrovia retica<br />
www.rhb.ch<br />
Reschenpa s<br />
Vereinatu nel<br />
Landquart<br />
Inn<br />
/ En<br />
Albula<br />
Roseg<br />
Val<br />
St.Peter-Molinis Lüen-Castiel<br />
Rhein<br />
Hinterrhein<br />
Sedrun Göschenen<br />
Ruinaulta / Rheinschlucht<br />
Vorderrhein<br />
Graubünden<br />
Graubünden | Grigioni<br />
Bilderbuch-Erlebnisse im grössten Kanton der Schweiz.<br />
Wie ein roter Faden zieht sich die Rhätische Bahn durch Graubünden.<br />
Reisen Sie mit uns über imposante Brücken, durch tiefe Täler, vorbei<br />
an hohen Felsen und wilden Wa sern: Erleben Sie magische Momente<br />
am laufenden Band!<br />
Picturesque experiences in Switzerland’s largest canton.<br />
The Rhaetian Railway wends its way through Graubünden like a red<br />
thread. Come with us over imposing bridges, through d ep valleys and<br />
past st ep rock faces and wild mountain streams: a su ce sion of magic<br />
moments!<br />
Esperienze da libro illustrato nel maggior Cantone della Svi zera.<br />
La Fe rovia retica si snoda come un filo rosso attraverso i Grigioni. Viaggiate<br />
co noi su ponti imponenti, valli profonde, pa sando vicino ad<br />
alte pareti ro ciose e acque spume gianti: godetevi un momento magico<br />
dopo lʼaltro!<br />
Die Rhätische Bahn in Zahlen<br />
The Rhaetian Railway in figures | La Fe rovia retica in cifre<br />
Firs track opened | Inaugurazione de la prima tra ta:<br />
1 89 (Landquart– Davos)<br />
Streckenlänge | Track length | Lunghe za complessiva: 384000 m<br />
Spurweite | Gauge | Scartamento: 1000 mm<br />
Mitarbeiter | Employ es | Co laboratori: 15 0<br />
Anzahl Brücken | Number of bridges | Numero di ponti: 606<br />
Längste Brücke | Longest bridge | Ponte più lungo:<br />
285 m (Langwieserviadukt | Langwieser Viaduct | viado to di Langwiesen)<br />
Höchste Brücke | Highest bridge | Ponte più alto:<br />
89 m (Wiesnerviadukt | Wiesner Viaduct | viadotto di Wiesner)<br />
Anzahl Tu nels | Number of tu nels | Numero di ga lerie: 15<br />
Grösste Steigung | St epest gradient | Pendenza massima:<br />
70 ‰ (Bernina Linie | Bernina Line | linea del Bernina)<br />
Höchster Punkt | Highest point | Punto più elevato:<br />
2253 m ü. M. | m a.s.l. | m s.l.m. (Ospizio Bernina)<br />
Tiefster Punkt | Lowest point | Punto più basso:<br />
429 m ü. M. | m a.s.l. | m s.l.m. (Tirano)<br />
Personenbeförderungen | Passenger volume<br />
Persone trasportate: 10 00000 jährlich | per year | allʼa no<br />
Die Höhepunkte<br />
The highlights | Gli highlight<br />
Bernina Expre s www.rhb.ch/bex<br />
Glacier Express www.rhb.ch/gex<br />
Bade-Kombi Engadin Bad Scuol / Bad Alvaneu<br />
Spa package | Treno e terme<br />
www.rhb.ch/badalvaneu / www.rhb.ch/badscuol<br />
Albula Railway Museum | Museo fe roviario de lʼAlbula<br />
www.rhb.ch/bahnmuseum<br />
Clà Fe rovia der Kinder-Kondukteur<br />
Childrenʼs conductor | Il contro lore per i bambini<br />
www.rhb.ch/cla<br />
Steam- & nostalgic rides | Viaggi su treni a vapore e nostalgici<br />
www.rhb.ch/damp fahrten<br />
Albula Adventure Train | Treno a ventura dellʼAlbula<br />
www.rhb.ch/erlebniszug<br />
Führerstandsfahrten<br />
F otplate rides | Ma chinisti per un giorno<br />
www.rhb.ch/fuehrerstandsfahrten<br />
Kulinarische Genu sreisen<br />
Culinary trips | Viaggi gastronomici<br />
Schlittelwelt Preda / Darlux – Bergün<br />
Sledging | Il paradiso de lo sli tino<br />
Schloss Tarasp<br />
The castle of Tarasp | Caste lo di Tarasp<br />
National Park Centre Zernez | Centro del Parco Nazionale Zernez<br />
www.rhb.ch/nationalpark<br />
Rhine Gorge / Ruinaulta | Gola del Reno / Ruinaulta<br />
www.rhb.ch/ruinaulta<br />
Albula Panorama Winter | Albula Panorama Inverno<br />
www.rhb.ch/albulapanorama<br />
Bernina Panorama Winter | Bernina Panorama Inverno<br />
www.rhb.ch/berninapanorama<br />
Albula Tu nel Infoarena | Infoarena del tu nel de lʼAlbula<br />
www.rhb.ch/infoarena<br />
«Panorama»-Erlebniskarte<br />
Die Erlebniskarte zeigt auf bildhafte<br />
Weise die Höhepunkte auf<br />
dem RhB-Netz. Lassen Sie sich von<br />
unseren Ausflugs- und Erlebnistipps<br />
inspirieren!<br />
www.berninaexpress.ch<br />
Bernina Express<br />
Chur / Davos / St. Moritz — Tirano — Lugano<br />
de | en | it | fr<br />
Bernina Express – von den Gletschern zu den Palmen<br />
Erleben Sie eine der spektakulärsten Alpenüberquerungen:<br />
die Albula- und Berninalinie der Rhätischen<br />
Bahn. Ein besonderer Hochgenuss ist die Panoramafahrt<br />
im Bernina Express – vorbei an Gletschern bis<br />
hinunter zu den Palmen.<br />
www.rhb.ch<br />
Rhätische Bahn AG<br />
Bahnhofstra se 25<br />
CH-7001 Chur<br />
Tel +41 (0)81 2886565<br />
Fax +41 (0)81 2886105<br />
railservice@rhb.ch<br />
<strong>2019</strong><br />
Bahnerlebnisse & Ausflüge<br />
Railway experiences & excursions<br />
Avventure in treno & escursioni<br />
de | en | it<br />
Welcome, benvenuti<br />
Willkommen!<br />
Bahnerlebnisse und Ausflüge<br />
Die Freizeitangebote und Bahnerlebnisse der RhB bieten<br />
Abwechslung pur: Entdecken Sie Graubünden in all<br />
seinen Facetten – im Zug, zu Fuss und mit dem Velo,<br />
Faszinierend<br />
A fascinatingly di ferent<br />
Muoviamoc in modo<br />
anders unterwegs<br />
travel experience<br />
a vincente e alternativo<br />
Die Freizeitangebote und<br />
The RhB’s leisure travel o fers La Fe rovia retica vi propone<br />
Bahnerlebni se der RhB bieten and railway experiences provide varie offerte per il tempo libero<br />
Abwechslung pur: Entdecken plenty of variety: discover the e a venture in treno: scoprite<br />
Sie Graubünden in a len<br />
many faces of the Swi s canton i Grigioni in tu te le sue sfaccettature<br />
– in treno, a piedi<br />
Face ten – im Zug, zu Fu s und of Graubünden – by train, on<br />
mit dem Velo, gemütlich und f ot and by bike, leisurely o in bicicletta, in tranqui lità o<br />
rasant, a lein und in der Gruppe. or sporty, alone or in a group. con adrenalina, da solo oppure<br />
Hier finden Sie alles auf einen You can find everything here at in gruppo. Date un’o chiata e<br />
Blick – la sen Sie sich inspirieren! a glance – let us inspire you! lasciatev ispirare!<br />
gemütlich oder rasant. Hier finden Sie alles auf einen<br />
Blick – lassen Sie sich inspirieren!<br />
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www.rhb.ch/contura
Souvenirs & Geschenke<br />
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Geschenkartikeln und Erinnerungsstücken:<br />
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Clà Ferrovia als Durstlöscher<br />
Die handliche SIGG-Trinkflasche mit<br />
Clà-Motiv und «Kids Bottle»-Verschluss<br />
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Kehlen. Leicht, stabil und frei von Weichmachern<br />
– für den puren Trinkgenuss.<br />
Modelleisenbahn<br />
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«Bernina Express» mit<br />
USB-Anschluss sorgt<br />
dafür, dass Ihnen der<br />
Saft nie ausgeht.<br />
Vielseitiger Blickfang<br />
Der schicke «Big Bag RhB» geht immer praktisch<br />
zur Hand. Aus hochwertigem Material gefertigt<br />
bietet die Tasche Platz für alles, was Sie auf Ihren<br />
Reisen zu Berg, Tal oder Viadukt benötigen.<br />
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www.rhb.ch<br />
Rhätische Bahn AG<br />
Bahnhofstrasse 25<br />
CH-7001 Chur<br />
Tel +41 (0)81 288 65 65<br />
Fax +41 (0)81 288 61 05<br />
railservice@rhb.ch<br />
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