o7_Bitburg_Okt18
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Dennoch hätte auch er das Projekt hier in<br />
Oberweiler vor zehn Jahren noch deutlich<br />
günstiger anbieten können. Seither<br />
seien die Kosten für den Rohbau inklusive<br />
der Erdarbeiten um mehr als 20 Prozent<br />
gestiegen. Dach und Zimmerarbeiten seien<br />
jetzt um 18 Prozent teurer und der Innen-<br />
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ausbau inklusive mineralischer Dämmung<br />
koste 25 Prozent mehr als noch 2008.<br />
Wer Fenster mit dreifach-Verglasung und<br />
Rollläden wünscht, müsse jetzt 30 Prozent<br />
mehr berappen. Nach seiner Erfahrung ist<br />
die Industrie der größte Preistreiber. Das<br />
gelte besonders für Produkte, wie etwa<br />
Dämmstoffe, die in der Herstellung energieintensiv<br />
sind. „Die Maut, die gerade auf<br />
die Bundesstraßen ausgeweitet wird, spielt<br />
eine Rolle beim Materialtransport. Und<br />
die Lohnsteigerungen in allen beteiligten<br />
Branchen von bis zu fünf Prozent kommen<br />
hinzu“, so Schumacher.<br />
„Die Industrie ist der größte Preistreiber“, sagt Generalunternehmer<br />
Host Schumacher. Um seine Preise im Zaum<br />
zu halten, setzt er auf Preis-Absprachen mit den Handwerkern.<br />
Dennoch hätte er dieses Haus in Oberweiler vor<br />
zehn Jahren deutlich billiger anbieten können.<br />
Sanierung oder Baukindergeld kommen<br />
hinzu. Und die dauerhaft günstigen Zinsen<br />
für Darlehen tun ihr Übriges. Aus Finks<br />
Sicht ist der Markt völlig überhitzt.<br />
Horst Schumacher ist mit seinem Unternehmen<br />
HS GmbH als Generalunternehmer<br />
50 Kilometer im Umkreis von Salmtal<br />
aktiv. Er betreut Ein- und Mehrfamilienhäuser<br />
sowie Bürogebäude von der Planung bis<br />
zur schlüsselfertigen Umsetzung. Gerade<br />
baut er im Auftrag eines jungen Paares ein<br />
Einfamilienhaus in Oberweiler. Um seine<br />
Preise über die Jahre einigermaßen im<br />
Zaum zu halten, setzt er auf Absprachen:<br />
„Ich habe feste Preise mit meinen handverlesenen<br />
Handwerksbetrieben für alle<br />
Gewerke ausgehandelt. Diesen Vorteil kann<br />
ich an meine Bauherren weitergeben“, sagt<br />
Schumacher. Davon profitieren aus seiner<br />
Sicht am Ende alle beteiligten: die Handwerksbetriebe,<br />
die zuverlässig mit Aufträgen<br />
versorgt werden, der Bauherr, der zwischen<br />
Planungs- und Fertigstellungsphase nicht<br />
mit unvorhergesehenen Preissteigerungen<br />
konfrontiert wird, und er selbst, der stetig<br />
Kundenzuwachs verzeichne.<br />
Absprachen mit Unternehmern machen<br />
Sinn – auch und gerade wegen der steigenden<br />
Lohnkosten. Letztere sieht Dirk Kleis,<br />
Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft<br />
MEHR in Prüm, mit Blick auf die von ihm<br />
in den Landkreisen <strong>Bitburg</strong>-Prüm, Vulkaneifel<br />
und Bernkastel-Wittlich vertretenen<br />
rund 4000 Betriebe, mit gemischten<br />
Gefühlen: „Diese Kosten müssen die<br />
Firmen natürlich irgendwo auch wieder<br />
reinholen“. Natürlich: auch beim privaten<br />
Häuslebauer. Eine Umfrage hat zudem<br />
Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft<br />
MEHR, spricht von einer guten Auftragslage der Betriebe<br />
in der Baubranche. Kein Wunder, dass die Preise dann<br />
steigen.<br />
ergeben, dass Betriebe im MEHR-Bezirk zu<br />
„90 Prozent über eine gute oder zumindest<br />
befriedigende Auftragslage berichten“, so<br />
Kleis. So gut sei die Auslastung, dass 40<br />
Prozent dieser Betriebe sofort Fachkräfte<br />
einstellen würden, wenn es sie denn<br />
geben würde. Zudem fehlten ihnen aktuell<br />
1.500 Auszubildende. Die Konsequenz<br />
Die Nachfrage nach bestehenden Häusern nimmt eher zu,<br />
obwohl auch deren Preise nebst der Sanierungskosten in<br />
die Höhe schnellen: Julia Schwarz, Geschäftsführerin von<br />
X2 Immobilien.<br />
für die Bauherren liegt auf der Hand: Die<br />
Betriebe können für ihre Arbeit höhere<br />
Preise verlangen.<br />
Steigende Baupreise ziehen längst auch<br />
höhere Preise für bestehende Immobilien<br />
nach sich – jedenfalls in begehrten Wohnlagen.<br />
Das weiß Julia Schwarz, Geschäftsführerin<br />
von X2 Immobilien. „Bestands-Immobilien<br />
sind durchweg 20 Prozent teurer<br />
als noch vor fünf Jahren. Aber, dass das<br />
Kunden-Interesse sinkt, erleben wir derzeit<br />
nicht“, sagt Schwarz. Zum Glück seien die<br />
Darlehenszinsen jetzt noch niedrig. Dadurch<br />
halte sich der Schaden für die Kunden<br />
im Rahmen. Dennoch hält auch Julia<br />
Schwarz es für ihre Pflicht, ihre Kunden zu<br />
warnen: „Ich sage allen, die sich für renovierungsbedürftige<br />
Häuser interessieren,<br />
dass die Sanierungskosten derzeit extrem<br />
steigen.“ Gekauft wird trotzdem. So lange<br />
die Nachfrage weit über dem vorhandenen<br />
Angebot liegt, hat jeder Fachmann nur einen<br />
Rat für angehende Eigenheimbesitzer:<br />
Dem Budget klare Grenzen setzen und der<br />
Doppelgarage vielleicht den schlichten<br />
Carport vorziehen. Denn eine Änderung<br />
der Preise ist in dieser Branche in absehbarer<br />
Zeit reine Illusion, aber niemand kann<br />
irgendwann steigende Zinsen ausschließen.<br />
Und dann wirds erst richtig teuer für<br />
alle Bauherrn, deren Finanzierungskonzept<br />
mit heißer Nadel gestrickt wurde.