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Dennoch hätte auch er das Projekt hier in<br />

Oberweiler vor zehn Jahren noch deutlich<br />

günstiger anbieten können. Seither<br />

seien die Kosten für den Rohbau inklusive<br />

der Erdarbeiten um mehr als 20 Prozent<br />

gestiegen. Dach und Zimmerarbeiten seien<br />

jetzt um 18 Prozent teurer und der Innen-<br />

26<br />

ausbau inklusive mineralischer Dämmung<br />

koste 25 Prozent mehr als noch 2008.<br />

Wer Fenster mit dreifach-Verglasung und<br />

Rollläden wünscht, müsse jetzt 30 Prozent<br />

mehr berappen. Nach seiner Erfahrung ist<br />

die Industrie der größte Preistreiber. Das<br />

gelte besonders für Produkte, wie etwa<br />

Dämmstoffe, die in der Herstellung energieintensiv<br />

sind. „Die Maut, die gerade auf<br />

die Bundesstraßen ausgeweitet wird, spielt<br />

eine Rolle beim Materialtransport. Und<br />

die Lohnsteigerungen in allen beteiligten<br />

Branchen von bis zu fünf Prozent kommen<br />

hinzu“, so Schumacher.<br />

„Die Industrie ist der größte Preistreiber“, sagt Generalunternehmer<br />

Host Schumacher. Um seine Preise im Zaum<br />

zu halten, setzt er auf Preis-Absprachen mit den Handwerkern.<br />

Dennoch hätte er dieses Haus in Oberweiler vor<br />

zehn Jahren deutlich billiger anbieten können.<br />

Sanierung oder Baukindergeld kommen<br />

hinzu. Und die dauerhaft günstigen Zinsen<br />

für Darlehen tun ihr Übriges. Aus Finks<br />

Sicht ist der Markt völlig überhitzt.<br />

Horst Schumacher ist mit seinem Unternehmen<br />

HS GmbH als Generalunternehmer<br />

50 Kilometer im Umkreis von Salmtal<br />

aktiv. Er betreut Ein- und Mehrfamilienhäuser<br />

sowie Bürogebäude von der Planung bis<br />

zur schlüsselfertigen Umsetzung. Gerade<br />

baut er im Auftrag eines jungen Paares ein<br />

Einfamilienhaus in Oberweiler. Um seine<br />

Preise über die Jahre einigermaßen im<br />

Zaum zu halten, setzt er auf Absprachen:<br />

„Ich habe feste Preise mit meinen handverlesenen<br />

Handwerksbetrieben für alle<br />

Gewerke ausgehandelt. Diesen Vorteil kann<br />

ich an meine Bauherren weitergeben“, sagt<br />

Schumacher. Davon profitieren aus seiner<br />

Sicht am Ende alle beteiligten: die Handwerksbetriebe,<br />

die zuverlässig mit Aufträgen<br />

versorgt werden, der Bauherr, der zwischen<br />

Planungs- und Fertigstellungsphase nicht<br />

mit unvorhergesehenen Preissteigerungen<br />

konfrontiert wird, und er selbst, der stetig<br />

Kundenzuwachs verzeichne.<br />

Absprachen mit Unternehmern machen<br />

Sinn – auch und gerade wegen der steigenden<br />

Lohnkosten. Letztere sieht Dirk Kleis,<br />

Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft<br />

MEHR in Prüm, mit Blick auf die von ihm<br />

in den Landkreisen <strong>Bitburg</strong>-Prüm, Vulkaneifel<br />

und Bernkastel-Wittlich vertretenen<br />

rund 4000 Betriebe, mit gemischten<br />

Gefühlen: „Diese Kosten müssen die<br />

Firmen natürlich irgendwo auch wieder<br />

reinholen“. Natürlich: auch beim privaten<br />

Häuslebauer. Eine Umfrage hat zudem<br />

Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft<br />

MEHR, spricht von einer guten Auftragslage der Betriebe<br />

in der Baubranche. Kein Wunder, dass die Preise dann<br />

steigen.<br />

ergeben, dass Betriebe im MEHR-Bezirk zu<br />

„90 Prozent über eine gute oder zumindest<br />

befriedigende Auftragslage berichten“, so<br />

Kleis. So gut sei die Auslastung, dass 40<br />

Prozent dieser Betriebe sofort Fachkräfte<br />

einstellen würden, wenn es sie denn<br />

geben würde. Zudem fehlten ihnen aktuell<br />

1.500 Auszubildende. Die Konsequenz<br />

Die Nachfrage nach bestehenden Häusern nimmt eher zu,<br />

obwohl auch deren Preise nebst der Sanierungskosten in<br />

die Höhe schnellen: Julia Schwarz, Geschäftsführerin von<br />

X2 Immobilien.<br />

für die Bauherren liegt auf der Hand: Die<br />

Betriebe können für ihre Arbeit höhere<br />

Preise verlangen.<br />

Steigende Baupreise ziehen längst auch<br />

höhere Preise für bestehende Immobilien<br />

nach sich – jedenfalls in begehrten Wohnlagen.<br />

Das weiß Julia Schwarz, Geschäftsführerin<br />

von X2 Immobilien. „Bestands-Immobilien<br />

sind durchweg 20 Prozent teurer<br />

als noch vor fünf Jahren. Aber, dass das<br />

Kunden-Interesse sinkt, erleben wir derzeit<br />

nicht“, sagt Schwarz. Zum Glück seien die<br />

Darlehenszinsen jetzt noch niedrig. Dadurch<br />

halte sich der Schaden für die Kunden<br />

im Rahmen. Dennoch hält auch Julia<br />

Schwarz es für ihre Pflicht, ihre Kunden zu<br />

warnen: „Ich sage allen, die sich für renovierungsbedürftige<br />

Häuser interessieren,<br />

dass die Sanierungskosten derzeit extrem<br />

steigen.“ Gekauft wird trotzdem. So lange<br />

die Nachfrage weit über dem vorhandenen<br />

Angebot liegt, hat jeder Fachmann nur einen<br />

Rat für angehende Eigenheimbesitzer:<br />

Dem Budget klare Grenzen setzen und der<br />

Doppelgarage vielleicht den schlichten<br />

Carport vorziehen. Denn eine Änderung<br />

der Preise ist in dieser Branche in absehbarer<br />

Zeit reine Illusion, aber niemand kann<br />

irgendwann steigende Zinsen ausschließen.<br />

Und dann wirds erst richtig teuer für<br />

alle Bauherrn, deren Finanzierungskonzept<br />

mit heißer Nadel gestrickt wurde.

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