StadtHochDrei – Berlin Mitte
ISBN 978-3-86859-529-1 https://www.jovis.de/de/buecher/product/stadthochdrei-berlin-mitte.html
ISBN 978-3-86859-529-1
https://www.jovis.de/de/buecher/product/stadthochdrei-berlin-mitte.html
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Konzeption eines durch neue Stadtquartiere belebten<br />
»Stadtrings« führen muss), ist die Herausforderung,<br />
in Bereichen der Innenstadt aus dem Blockkonzept<br />
heraus Modelle der punktuellen Verdichtung<br />
und stadträumlichen Belebung in funktionaler und<br />
gestalterischer Hinsicht zu entwickeln. Diese wirken<br />
in drei Richtungen gleichzeitig: erstens gegen eine<br />
zunehmende Schematisierung und Langeweile (teilweise<br />
überspielt durch oberflächliche Design-Attitüden)<br />
im Architektonischen; zweitens gegen eine<br />
typologische und funktionale Eintönigkeit; und drittens<br />
gegen die Eindimensionalität im Stadtpanorama,<br />
die in unserer Betrachtung aber kein »Hochhaus-Punkt-Konzept«<br />
verändern soll, sondern eine<br />
gezielte und lokal differenzierte dreidimensionale<br />
Aktivierung des <strong>Berlin</strong>er Blocks in die Höhe. Alle hier<br />
gezeigten Projekte zu <strong>Berlin</strong> <strong>Mitte</strong> basieren auf dem<br />
Grundkonzept des sich in die Höhe (den Turm)<br />
entwickelnden <strong>Berlin</strong>er Baublocks mit aktivierter<br />
Dachzone.<br />
Stadtleben<br />
Die These, die hier (in allen Projekten) zum Ausdruck<br />
kommt, ist, dass eine lebendige Stadt von der physischen<br />
Bewegtheit und thematischen Vielfalt ihrer Architektur<br />
geprägt wird und ebendiese Bewegtheit und<br />
Vielfalt in mehr oder weniger extremer Form ein starkes<br />
Qualitätsmerkmal aus Sicht der Bewohner und<br />
Passanten darstellt. Schon die klassische Architekturtheorie<br />
(der eigentliche Beginn des modernen Rationalismus)<br />
zeigt in den Bildern von Serlio, Giotto und<br />
den Gebrüdern Lorenzetti symbolisch ein Bild von<br />
Stadt in diesem Sinne: Dynamik und Bewegung, die<br />
ausgeht vom städtischen Haus als ebenso sichtbares<br />
wie aktives Element im Spiel der Kräfte. Alberti nennt<br />
dieses Spiel und dessen Wirkung auf den Betrachter<br />
den »Gefallen« oder den »Geschmack« an der Stadt 4<br />
<strong>–</strong> man könnte auch sagen, die »Liebe zur Stadt«, wobei<br />
allerdings die Grundlage jeder Stadtbetrachtung aus<br />
dem Stadtraum heraus die Straße ist: ohne Straße kein<br />
Gefallen! Das Bild einer pompejanischen Ruinenstraße<br />
zeigt auch in ihrem extrem ruinösen Zustand den Zauber<br />
der Straße als dreidimensionalen Lebensraum und<br />
Existenzgrundlage für das, was wir mit Stadt HochDrei<br />
meinen. Die Stadt als ein »lebendiges Tableau« (nach<br />
Foucault) oder ein, wie Peter Stephan sagt, »begehbares<br />
Bild, das durch diejenigen, die sich in ihm aufhalten,<br />
verändert wird, um im Gegenzug jene zu verändern,<br />
die es begehen«. 5<br />
Georg Simmel (ein weiterer Vertreter einer ebenso<br />
aufgeklärten wie intellektuell anregenden Stadt-<br />
Ambrogio Lorenzetti: Auswirkungen der guten Regierung in der Stadt, um 1338<br />
9