Neue Szene Augsburg 2018-11
Stadtmagazin für Augsburg
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8<br />
5 FRAGEN<br />
5 FRAGEN an Dirk von Lowtzow<br />
Sänger der Band Tocotronic<br />
01.<br />
Am 13.<strong>11</strong>. kommen Tocotronic wieder mal nach <strong>Augsburg</strong>. Endlich! Wir können in dieser Nacht in der Kantine natürlich inbrünstig<br />
5<br />
mitsingen, weil „Die Unendlichkeit“ heuer der absolut heißeste Scheiß in der <strong>Neue</strong> <strong>Szene</strong>-Redaktion war und noch immer in der<br />
„Heavy Redaktions-Rotation“ läuft. Als sich Frontmann Dirk von Lowtzow bereit erklärte, unsere 5 Fragen zu beantworten, haben<br />
wir den Lautstärkeregler gleich noch mal ordentlich nach oben gedreht. Von Markus Krapf<br />
Dein Satz: „Ich möchte niemanden mit meinem Privatleben<br />
belästigen, ich halte das für unappetitlich“, wurde bei „Die<br />
Unendlichkeit“ ziemlich außer Kraft gesetzt. Wie kam es zu den teilweise<br />
sehr persönlichen Lyrics?<br />
Jetzt hast du mich schon mit der ersten Frage drangekriegt. Man soll sich<br />
nie apodiktisch äußern, hinterher schmeißt man sowieso alles wieder über<br />
den Haufen. Stichwort: Sag niemals nie. Ende 2015 hatte ich plötzlich große<br />
Lust, zurückzublicken und in der eigenen Vergangenheit zu wühlen. Jan, Arne<br />
und Rick fanden diesen Prozess von Anfang an spannend und so haben wir<br />
uns gemeinsam ans Werk gemacht. Dass man dabei das Belästigende, allzu<br />
Persönliche und Ranschmeisserische zu Gunsten einer Allgemeingültigkeit<br />
im Sinne von Popmusik versuchte zu vermeiden, war sicherlich Teil der Aufgabe.<br />
Ob es uns gelungen ist, musst du entscheiden.<br />
02.<br />
Das letzte Album, übrigens unsere Platte des Monats Januar<br />
<strong>2018</strong>, ist ein chronologisch aufgebautes Album von der Kindheit<br />
bis zum Heute. Wie kommst Du damit klar, nicht mehr 25 zu<br />
sein?<br />
Damit habe ich eigentlich keine Probleme. Erstens, weil ich es sowieso<br />
nicht ändern kann und zweitens, weil ich sehr gerne im Hier und Jetzt lebe.<br />
03.<br />
Du hast auch die Filmmusik für das Kino-Drama „Styx“<br />
geschrieben. Eine Seglerin trifft in einem bewegenden Film auf<br />
ein Flüchtlingsboot. Und Du bist Mitglied bei ProAsyl. Machst Du Dir<br />
Sorgen um die Zukunft unseres Landes?<br />
Ich bin eigentlich kein sonderlich sorgenvoller Mensch und das allgegenwärtig<br />
Apokalytische verfängt sich bei mir nicht so sehr. Aber es bereitet<br />
mir Sorgen, dass viele Menschen - wohl auch aus Zukunftsangst- ein<br />
Wähler*innenverhalten an den Tag legen, das mir dann tatsächlich Angst vor<br />
der Zukunft macht. Aber Abschottung, Nationalismus, Kulturessentialismus<br />
und Paranoia sind keine Alternativen und eine solche Politik muss strengstens<br />
bekämpft werden. Dabei sollte man, wie bei so vielem, bei sich selbst beginnen<br />
und sich fragen: Wie ressentimenthaft, verpanzert und beschränkt denke<br />
ich eigentlich?<br />
04.<br />
Der Humor spielt in deinen Texten oft eine große Rolle. An welcher<br />
Art des Lustigseins hast Du denn selbst die größte Freude?<br />
Oh, schwere Frage. Ich blödele ziemlich gerne kindisch herum und bin<br />
leider auch offen für kleine Gehässigkeiten<br />
05.<br />
Hörst Du <strong>Augsburg</strong>, dann denkst Du an...? Und welche <strong>Augsburg</strong>er<br />
Bands sind Dir ein Begriff?<br />
Ich muss bei <strong>Augsburg</strong> eigentlich immer an Thomas Bernhard denken,<br />
der die Stadt einmal als eine „Lechkloake“ beschimpft hat und damit einen<br />
mittleren Skandal in der ehrwürdigen Brecht-Stadt ausgelöst hat. Stimmt<br />
natürlich nicht, ist aber im Sinne des oben gesagten ziemlich lustig, oder?<br />
Ich finde jetzt habe ich schon ein ziemliches <strong>Augsburg</strong>-Wissen demonstriert.<br />
Bands fallen mir spontan keine ein, sorry.