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NEUMANN November 2018

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42<br />

Bücher<br />

UNTERHALTUNG<br />

Atemberaubender Erstling<br />

Geschichte eines Lebenskünstlers<br />

Das Berlin, Hauptstadt der Neuen<br />

Preußischen Republik, in welches<br />

Josua Brenner 1978 geboren wird, leidet<br />

noch unter den Nachwirkungen<br />

des letzten Krieges, liegt zur Hälfte in<br />

Trümmern und ist ein Paradies für<br />

Halunken und Schwarzmarkthändler.<br />

Ein Metier, in das Brenner nach dem<br />

Verschwinden seines Vaters, den die<br />

Partei verhaften lässt, schon mit jungen<br />

Jahren eintaucht, um seinen Teil<br />

zum Überleben seiner Familie beizutragen.<br />

Und auch wenn er sich dabei<br />

als äußerst talentiert erweist, bleibt<br />

doch immer der Wunsch nach einem<br />

besseren, einfacheren Leben – einem<br />

Leben im Süden, in der afrikanischen<br />

Republik, wo Reichtum und Wohlstand<br />

herrschen. Doch der Weg dahin ist<br />

kein einfacher. Mit „Der Platz an der<br />

Sonne“ legt Christian Torkler, der lange<br />

Jahre in Tansania lebte, nicht nur<br />

ein Debüt von erstaunlicher Klasse vor,<br />

sondern eine packende Utopie, die das<br />

gängige Weltbild kurzerhand auf den<br />

Kopf stellt. Das gelingt Torkler auf beeindruckend<br />

logische und schlüssige<br />

Art und Weise, nicht zuletzt dank seiner<br />

glaubhaften Charaktere. pa <br />

CHRISTIAN TORKLER<br />

Der Platz an der Sonne<br />

Klett-Cotta | 592 Seiten<br />

NEIL GAIMAN Anansi Boys<br />

Mit dem 2001 veröffentlichten „American Gods“ schuf Neil Gaimann („Sandman“)<br />

durch die Vermischung vom urbaner Fantasy und historischer wie<br />

moderner Mythologie einen Klassiker der fiktiven Literatur. 2015 erfuhr das<br />

Werk im Eichborn Verlag eine Wiederveröffentlichung<br />

in ungekürzter Form. Nun ist<br />

auch der Nachfolger „Anansi Boys“ – 2005<br />

erstmals erschienen – wieder erhältlich. Die<br />

Geschichte eines ungleichen Brüderpaars mit<br />

göttlichen Vorfahren, das nichtsdestotrotz<br />

mit den alltäglichen familiären Schwierigkeiten<br />

zu kämpfen hat, nimmt zwar erneut<br />

die Grundidee von „American Gods“ auf, lässt<br />

sich aber völlig unabhängig davon lesen. Das<br />

Motiv des Aufeinanderprallens der modernen<br />

Menschenwelt mit der der Götter wird<br />

jedoch auf äußerst charmante Art und Weise<br />

variiert. Eichborn<br />

CHARLOTTE LINK Die Suche<br />

Als eine der wenigen deutschsprachigen<br />

Autorinnen gelingt es der Frankfurterin<br />

Charlotte Link, mit ihren Kriminalromanen<br />

sowohl hierzulande als auch im Ausland Erfolge<br />

zu feiern, die ansonsten eher englischsprachigen<br />

und skandinavischen Schriftstellern<br />

vorbehalten sind. In ihrem aktuellen<br />

Werk schickt sie das Ermittlerteam Kate<br />

Linville und Caleb Hale in die Hochmoore<br />

Nordenglands, wo die Leiche eines lange<br />

vermissten Mädchens gefunden wird. Das<br />

Verschwinden weiterer Teenager weckt die<br />

Befürchtung, dass hierfür ein Serientäter<br />

verantwortlich sein könnte. Atmosphärisch<br />

dicht, clever in Szene gesetzt und mit einem packenden Spannungsbogen<br />

versehen, wartet „Die Suche“ mit hochklassiger Krimiunterhaltung auf, die<br />

süchtig macht. Blanvalet<br />

kompakt<br />

GERD FRIEDERICH Verlorene Jahre<br />

Zwei Menschen<br />

aus völlig unterschiedlichen<br />

Welten,<br />

deren Wege<br />

sich in Stuttgart<br />

kreuzen: Während<br />

die Designerin<br />

Simone Freitag<br />

versucht, ihre liebliche<br />

Mutter zu<br />

finden, will der irische Anwalt Conor O’Kelly<br />

mit den dunklen Schatten seiner Vergangenheit<br />

aufräumen. In der Schwabenmetropole<br />

laufen sich die beiden eher zufällig<br />

über den Weg – und haben doch eine ganz<br />

besondere Verbindung. Bis sich diese entspinnt,<br />

gilt für beide, sich ihrer eigenen<br />

Geschichte zu stellen – so schmerzhaft dies<br />

auch sein mag. Silberburg Verlag<br />

ANNE MEREDITH<br />

Das Geheimnis der Grays<br />

Alljährlich zu Weihnachten lädt Adrian<br />

Gray seine sechs Kinder samt Anhang in<br />

sein Landhaus. Wenngleich keiner seiner<br />

Nachkommen gut auf das geizige Familienoberhaupt<br />

zu sprechen ist, hoffen doch alle,<br />

im Testament des alten Herren bedacht<br />

zu werden. Doch in diesem Jahr wird der<br />

Hausherr am Weihnachtsfeiertag ermordet<br />

aufgefunden. 1933 im englischen Original<br />

erschienen, liegt<br />

„Das Geheimnis<br />

der Grays“<br />

nun erstmals auf<br />

Deutsch vor – und<br />

unterhält bestens<br />

mit klassischer<br />

englischer Krimikunst.<br />

Klett-Cotta<br />

DIDIER DECOIN<br />

Das Ministerium der Gärten und Teiche<br />

Stattliche zwölf Jahre<br />

hat Goncourt-Preisträger<br />

Didier Decoin,<br />

an seinem jüngsten<br />

Roman „Das<br />

Ministerium der<br />

Gärten und Teiche“<br />

gearbeitet, was sich<br />

weniger in dessen<br />

Umfang, denn in seiner beeindruckenden<br />

Tiefe niederschlägt. Miyuki, junge Frau des<br />

verstorbenen Karpfenfischers Katsuro, tritt<br />

in dessen Fußstapfen, um den fernen Kaiserhof<br />

weiterhin mit wertvollen Fischen zu<br />

versorgen. Eine ebenso sinnliche wie abenteuerliche<br />

Geschichte, perfekt eingerahmt<br />

von einer wahren Pracht an schillernden<br />

Bildern und Szenerien. Klett-Cotta<br />

GEORGES SIMENON HÖRBUCH<br />

Maigrets Nacht an der Kreuzung<br />

Im vergangenen Jahr mit Rowan Atkinson<br />

in der Hauptolle verfilmt, zählt „Maigrets<br />

Nacht an der Kreuzung“ zu den fesselndsten<br />

Erzählungen um den pfeiferauchenden<br />

Pariser Kommissar. Dem Schauspieler Walter<br />

Kreye, unter anderem am Stuttgarter<br />

Staatstheater tätig und seit Jahren Spezialist<br />

für die „Maigret“-Romane, ist eine brillante<br />

Lesung gelungen, die, untypisch für Simenon,<br />

fast schon actionreich daherkommt.<br />

Nicht zuletzt lebt die Erzählung von der<br />

besonderen Atmosphäre des Mordschauplatzes,<br />

einer<br />

spärlich besiedelten<br />

Kreuzung<br />

im Nirgendwo<br />

des ländlichen<br />

Frankreichs. DAV<br />

<strong>November</strong> <strong>2018</strong>

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