6 KONZERT Es war noch nie so schön, in den Abgrund zu starren Tod und Teufel Schöngeister mögen sich pikiert von Mantars räudiger Besessenheit abwenden; der Rest der extremen Musikwelt feiert das dämonische Duo nach allen Regeln der schwarzen Kunst. Ein Satz, den man in Verbindung mit Mantar sehr oft hört, geht so: Was, die sind nur zu zweit? Und ob! An Gesang und Gitarre wütet Hanno Klänhardt wie ein entfesseltes Rumpelstilzchen, hinter dem drangsalierten Schlagzeug lässt Erinç Sakarya das Tier aus der Muppetshow wirken wie ein einarmiges Vorschulkind. Die beiden bilden die verschworene Einheit Mantar, ein Kult, der in den letzten Jahren weiter und weiter um sich gegriffen hat. Ohne Bass, dafür mit Hass – für eine derart extreme Rumpelkombo haben es die Bremer weit gebracht: Auf die größten Festivals, auf Welttournee, in den Feuilleton. Zusammenhalt ist für die bösen Buben alles. „Ich vergleiche unser Verhältnis gern mit dem, das ich zu meiner Schwester habe“, eröffnet Klänhardt. „Wenn die Kacke am Dampfen ist, halten wir zusammen. Da passt kein Blatt zwischen uns.“ Zwischen ihren Sound auch nicht. Ihr Raubzug durch kolossalen Doom, klirrenden Black Metal und angesoffenen Punk erlebt auf ihrem dritten Album „The Modern Art Of Setting Ablaze“ einen explosiven Zenit. „Wenn dein erstes Album überraschend gut ankommt, dann machst du bei der zweiten Platte einfach mal eine verfeinerte Version der ersten. Bei der dritten Platte“, so Klänhardt, „kommst du damit aber nicht noch mal durch. Es darf keine keine Black-Metal-Platte und auch keine Crust-Punk- Platte sein; es muss ganz klar eine Mantar-Platte sein.“ Deswegen legten sie sich noch mehr ins Zeug als sonst, als sie das Album schrieben. Und bei einer Band, die selbst mit hohem Fieber oder gebrochenen Rippen auf der Bühne steht, will das wirklich was heißen. „Also wurde irgendwann alles noch mal durch den Zerpunker geschickt, um die Räudigkeit und Simplizität wieder mehr zu feiern. Besseres Songwriting, kein Bullshit. Auch wenn das jetzt vielleicht arrogant klingt: Aus dem Zeug, das wir weggeschmissen und für immer gelöscht haben, hätten andere Bands zwei durchaus gute Platten gemacht.“ Mitnichten hat das mit Arroganz zu tun. Jeder, der schon mal dem Flächenbrand beiwohnen durfte, den das Duo live entfacht, wird dieses Erlebnis nicht mehr vergessen. Und das waren in den letzten Jahren sehr viele. Katharsis, Abriss, totale Hingabe und Wahnsinn wird es auch bei Mantars Tourstopp im KJH Hallschlag geben. Zwei Typen auf der Bühne, die sich blind verstehen und vertrauen, die seit 2012 mehr für diese Band geben, als wahrscheinlich gut für sie ist. Und alles teilen: „Das letzte Hemd, das letzte Bier, das Essen, den Fußboden zum Pennen“, sagt der Sänger. „Ich weiß genau, dass Enriç mehr zu futtern braucht als ich, also kriegt er im Flieger immer die Hälfte von meinem Essen.“ Wie man das jahrelang aushält, ohne umzufallen? Der dürre Schreihals grinst: „Du musst härter sein als alle anderen. Und du musst eine Vision haben. Wir wussten genau, was wir wollten, und wir wussten, dass das verdammt anstrengend wird. Es gab und gibt für uns nichts anderes als die Band. Und irgendwann checkst du nicht mehr, was da passiert. Du funktionierst einfach. Du hast deinen Rucksack, lernst, auf einem Steinboden zu schlafen, tagelang nichts zu essen, wenn es sein muss.“ Also, wenn das nicht Rock‘n‘Roll ist, was dann? jono MANTAR 23.11. | 20 Uhr | KJH Hallschlag | Stuttgart | mantarband.com Foto: Christoph Eisenmenger <strong>November</strong> <strong>2018</strong>
Logo_puls.pdf 2 24.08.<strong>2018</strong> 15:31:09 C M Y CM MY CY CMY K jeden Mittwoch ab 18:15 Uhr DAS KULTUR- MAGAZIN FÜR STUTTGART FRISCH, FRECH & ANDERS Emfang über Kabel, Satellit und im Web unter regio-tv.de <strong>November</strong> <strong>2018</strong>