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2 Bildungsstätte Bad Zwischenahn Fotos: Kay Michalak und <strong>wisoak</strong> Jahresthema: Arbeitsverdichtung Technologischer Fortschritt, digitaler Wandel, permanente Erreichbarkeit – nicht nur unser Leben, auch unsere Arbeit ist immer schneller getaktet und in ihren Abläufen optimiert. Bloß keine Zeit verlieren, jede Minute und Sekunde soll genutzt sein. Zeit ist Geld. Die Folgen erleben wir bereits heute: Arbeitsverdichtung und Leistungsdruck überfordern oft Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Stress und Burn-out nehmen zu. Um so wichtiger also, dass sich die Wirtschafts- und Sozialakademie dem Thema Arbeitsverdichtung breitgefächert in ihrem diesjährigen <strong>Programm</strong> annimmt. Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen, wie die Arbeit von Morgen aussehen wird, welche Berufe oder Tätigkeiten wegfallen und welche neu hinzukommen. Auf Grund des derzeitigen technologischen Wandels ist es aber wahrscheinlich, dass die ›digitale Belastung‹ durch neue Entwicklungen zunehmen wird. Klassische Arbeitsformen werden sich auflösen und die permanente Erreichbarkeit und eine hohe Flexibilität werden erwartet. Zwar ermöglichen diese Veränderungen auch mehr Zeitsouveränität und können dadurch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Sie bergen allerdings auch die Gefahr, dass sich Arbeit und Freizeit zunehmend entgrenzen – und somit auch die Arbeitsverdichtung aus dem Job in das Familien- und Privatleben getragen wird. Ein derart zeitlich verdichteter Tages- und Lebensrhythmus kann negative Folgen für die Gesundheit haben. Der gesetzlich geregelte Arbeitsschutz steht vor der großen Herausforderung, diese zunehmende Arbeitsverdichtung aufzuhalten und zu regulieren. Eine geeignetes – und noch viel zu wenig genutztes Mittel – ist die Gefährdungsbeurteilung, die auch psychische Belastungen im Betrieb mit einbezieht. Betriebs- und Personalräte sind hier besonders gefragt, in ihrem Betrieb psychische Belastungen etwa durch Arbeitsverdichtung zu erkennen und zu reduzieren. Peter Kruse Präsident der Arbeitnehmerkammer Ingo Schierenbeck Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer
M e h r I n f o s , Te r m i n e u n d B u c h u n g a u f w w w. w i s o a k . d e 3 KOMPETENZEN IN DER POLITISCH-KULTURELLEN BILDUNG Sie mögen sich vielleicht fragen (oder früher einmal gefragt haben): Was habe ich eigentlich davon, Bildungsurlaub oder Bildungszeit zu nehmen und Seminare der politischkulturellen Bildung zu besuchen? Was lerne ich dort, welchen Nutzen habe ich davon? Politisch-kulturelle Bildung ist Bildung, die nicht einer wirtschaftlichen Verwertungslogik unterworfen ist. Sie ist integraler Bestandteil der gesetzlich geschützten und staatlich geförderten Weiterbildung. Es sind – neben dem Zugewinn an politischem Sachwissen – vor allem die sogenannten personalen, sozialen und gesellschaftlichen Kompetenzen, die in Seminaren der politisch-kulturellen Bildung ausgebildet, gefestigt und entwickelt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, in Gruppen konstruktiv diskutieren und Arbeitsergebnisse präsentieren zu können. Ebenso die Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche Fragestellungen mit der eigenen Lebenswelt verknüpfen, dann aber auch aus anderen Blickwinkeln betrachten und so zu neuen Einsichten und Handlungsoptionen gelangen zu können. Welche grundlegenden, gesellschaftlich relevanten Dimensionen werden in politischen Bildungszeiten, zumeist als Querschnittsthemen, behandelt und kritisch hinterfragt? ➔ Herrschaft, Macht und Ohnmacht ➔ Gleichheit und Ungleichheit ➔ Recht und Unrecht ➔ Identität und Zugehörigkeit ➔ Ausgrenzung und Benachteiligung ➔ Integration und sozialer Zusammenhalt ➔ Emanzipation und Teilhabe ➔ Gesellschaftsformen und Produktionsweisen ➔ Fortschritt und Menschlichkeit ➔ Konflikte und Interessengegensätze ➔ Gewalt und Gewaltfreiheit ➔ Krieg und Frieden ➔ Umweltverträgliche, ressourcenschonende Entwicklung und Nachhaltigkeit ➔ Erinnerung und Utopie. Oskar Negt (›Der Politische Mensch. Demokratie als Lebensform‹, 2010) nennt sechs gesellschaftlich bedeutsame Schlüsselqualifikationen, die in unserer ›Welt der Umbrüche‹ erworben werden müssen – und die auf der Tagesordnung der Politischen Bildung stehen: ➔ Identitätskompetenz ➔ Technologische Kompetenz ➔ Gerechtigkeitskompetenz ➔ Ökologische Kompetenz ➔ Ökonomische Kompetenz ➔ Historische Kompetenz Natürlich ist die Aufzählung nicht vollständig; mitzudenken ist zum Beispiel ›interkulturelle Kompetenz‹, sie wird immer wichtiger für Gesellschaften, die (auch) durch Flucht und Migration gekennzeichnet sind. Oder Medienkompetenz. Sie ist mehr denn je gefragt in der zunehmend auf Schnelligkeit, Selbstbezogenheit und Sensationen fixierten, digitalen Medienära. Aber im Kern geht es in Seminaren der politisch-kulturellen Bildung vor allem und immer wieder um eine zentrale, gewissermaßen übergeordnete und – im Sinne eines demokratischen, friedfertigen und solidarischen Miteinanders – höchst politische Fähigkeit, nämlich die ›Metakompetenz‹ (Oskar Negt): ➔ Beziehungen zwischen den Menschen und den gesellschaftlichen Verhältnissen, ➔ zwischen dem Besonderen (›das bin ich‹) und dem Allgemeinen (›dem Anderen, dem Fremden, der Welt‹) herzustellen und ➔ orientierende Zusammenhänge zu erschließen. Und das in einer Wirklichkeit, die ja durch eine geradezu ›erdrückende Macht der Einzelinformationen‹ geprägt ist – und durch zunehmende Isolation und Abschottung der unterschiedlichen Lebenswelten im Alltag. Dr. Asmus Nitschke
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