Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BREMER KÖPFE<br />
„Etwas Frisches<br />
präsentieren“<br />
Bremer Köpfe: Tim Fischer gibt<br />
Doppelkonzert im Sendesaal<br />
Tim Fischer besucht häufig seine alte Heimat und freut sich auf zwei Konzerte im Sendesaal. <br />
Foto: Katharina John<br />
16<br />
VON MARTIN MÄRTENS<br />
in Delmenhorst geboren, zog<br />
1973 es Tim Fischer schnell auf die<br />
Bühnen der Republik. Geprägt von seiner<br />
Großtante wurde er zu einem der wichtigsten<br />
Chansonniers des Landes. Im Interview<br />
spricht der 45-Jährige über sein aktuelles<br />
Programm „Die alten schönen Lieder“, darüber,<br />
wie er in die Fernsehserie „Babylon<br />
Berlin“ gekommen ist, sowie die Idee, eine<br />
Kohlfahrt in Berlin zu veranstalten.<br />
Sie kommen mit „Die alten schönen Lieder“<br />
in den Sendesaal. Ist der Titel sozusagen<br />
Programm?<br />
Tim Fischer: Das kann man durchaus so<br />
sehen. Nach 15 Jahren haben mein Pianist<br />
Thomas Dörschel und ich uns dazu entschlossen,<br />
eine Rolle rückwärts zu machen<br />
und aus den Liedern, die wir früher gespielt<br />
haben, ein neues Programm zusammenzustellen.<br />
Es sind im Übrigen sehr viele Lieder<br />
dabei, mit denen wir damals in Bremen<br />
angefangen haben. Ein sehr buntes Programm.<br />
Also so eine Art „Best-of“ der alten Stücke?<br />
Ja und nein. Wir sind noch einmal komplett<br />
in die Materie der Lieder eingetaucht, haben<br />
sie neu beleuchtet und die Geschichten<br />
noch klarer herauskristallisiert. Natürlich<br />
haben wir heute auf einige Themen einen<br />
ganz anderen Blick und interpretieren sie<br />
entsprechend anders. Das ist ja auch das<br />
Reizvolle – wir wollen nicht das Alte aufwärmen,<br />
sondern unserem Publikum etwas<br />
ganz Frisches präsentieren.<br />
Gibt es Stücke, die Sie durch das aktuelle<br />
Programm auf besondere Weise wiederentdeckt<br />
haben?<br />
Ja, zum Beispiel die „Lieder eines armen<br />
Mädchens“ von Friedrich Hollaender, die<br />
unheimlich berührend sind. Im Prinzip<br />
sind das kleine, alltägliche Geschichten, die<br />
wie durch eine Lupe betrachtet hochgezogen<br />
werden. Plötzlich stellt man Parallelen<br />
zu den existenziellen Themen her, die uns<br />
heute noch genauso betreffen wie damals.<br />
Es sind Geschichten, die einem direkt ans<br />
Herz gehen. Doch geht es hier bei Weitem<br />
nicht nur dramatisch zu, sondern auch sehr<br />
humorvoll.In diesem Konzert finden die<br />
unterschiedlichsten Stimmungen und Farben<br />
Platz.<br />
Sie haben auch eine persönliche Beziehung<br />
zum Auftrittsort Alter Sendesaal.<br />
Das stimmt! An diesem schönen Ort haben<br />
wir bereits in den frühen 90er Jahren,<br />
gemeinsam mit Peter Schulze, unsere ersten<br />
CD-Aufnahmen machen dürfen. Ich<br />
bin sehr glücklich, dass der Alte Sendesaal<br />
noch heute existiert. Der Raum hat<br />
eine fabelhafte Akustik, ein wunderbares<br />
50er-Jahre-Flair und eine sehr intime Atmosphäre.<br />
Ich kann mir für meine Bremer<br />
Konzerte keinen idealeren Auftrittsort vorstellen.<br />
Das scheint mein Publikum auch<br />
so zu sehen. Nachdem das erste Konzert<br />
am 9. <strong>Dezember</strong> ruckzuck ausverkauft war<br />
geben wir nun an diesem Tag noch eine<br />
zweite Vorstellung. Wir wollen die Bremer<br />
ja schließlich anständig bedienen!<br />
Sie waren gerade im Serien-Hit „Babylon<br />
Berlin“ zu sehen …<br />
Ach, Sie haben mich erkannt? Das ist ja toll!<br />
Ich habe mich für diese Rolle ja äußerlich<br />
ziemlich stark verändert und mich dann<br />
selbst fast nicht wiedererkannt – so mit<br />
großem Fächer auf dem Kopf und komplett<br />
auf 20er Jahre gestylt (lacht …)<br />
Wie war das Mitwirken an der Serie für<br />
Sie?<br />
Für mich ist es absolut traumhaft in „Babylon<br />
Berlin“ mitspielen zu dürfen. Wenn man<br />
mich fragen würde, in welche Zeit ich gerne<br />
zurückgebeamt werden möchte, dann hätte<br />
ich immer die 20er Jahre in Berlin gewählt.<br />
Durch das Mitwirken in dieser großartigen<br />
Serie ist mir das praktisch ermöglicht worden.<br />
Da alle Beteiligten dieser Produktion<br />
sehr detailgenau arbeiten, fühlt man sich<br />
am Set völlig aus der realen Zeit geholt.<br />
Geht es für Sie mit „Babylon Berlin“ weiter?<br />
Ja, ich bin in der dritten Staffel, die gerade<br />
gedreht wird, wieder dabei. Mit dem Komponisten<br />
und Musiker Oliver Potratz arbeite<br />
ich gerade an einem neuen Song, den wir<br />
in der Serie zum Besten geben werden. Es<br />
macht uns großen Spaß, für „Babylon Berlin“<br />
kreativ zu sein.<br />
Wie sind Sie zur Serie gekommen?<br />
Über eine direkte Anfrage der Produktionsfirma.<br />
Die Regisseure Tom Tykwer, Achim<br />
von Borries und Henk Handloegten haben<br />
mich wohl gleich vor ihrem inneren Auge in<br />
der Rolle des Ilja Tretschkow gesehen und<br />
wollten mich unbedingt haben.<br />
Würden Sie insgesamt gerne mehr schauspielern?<br />
Ja, durchaus. Die Schauspielerei ist ja ohnehin<br />
schon eng mit meiner Bühnentätigkeit