03.12.2018 Aufrufe

Dezember 2018 HD

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GASTBEITRAG<br />

verknüpft, aber das Spielen im Film ist noch einmal etwas ganz<br />

Besonderes und vor allem Spannendes.<br />

Viele Prominente, die aus Bremen oder der Umgebung kommen,<br />

wie Sarah Connor, Sven Regener, Ben und Meret Becker<br />

oder Claus Peymann, sind nach Berlin gezogen. Gibt es in der<br />

Hauptstadt so etwas wie einen Bremer Stammtisch?<br />

Leider nein. Das große Drama der Künstlerclique ist, dass wir<br />

uns immer nur auf Plakaten in den jeweiligen Theatern sehen,<br />

in denen wir gerade auftreten. Wir kennen uns natürlich alle, sehen<br />

uns aber viel zu selten. Vielleicht sollte ich damit anfangen,<br />

so etwas wie einen Stammtisch oder eine jährliche Kohlfahrt ins<br />

Leben zu rufen …<br />

Kommen Sie denn noch zu Kohlfahrten nach Bremen?<br />

Nicht nur. Ich komme auch regelmäßig in meine alte Heimat,<br />

um meine Mutter, meinen Bruder Denis und meine entzückende<br />

Nichte zu besuchen. Außerdem lebt hier meine beste Freundin,<br />

die die Mutter meiner wunderbaren Patenkinder ist.<br />

„EXPERIMENT MODERNE“ IM FOCKE MUSEUM<br />

Babylon Bremen?<br />

Vor hundert Jahren ebnete die Novemberrevolution den<br />

Weg in eine neue Zeit. Mit dem Ende des Kaiserreichs<br />

begann ein kultureller Aufbruch sondergleichen. Viele<br />

Neuerungen, die sich bereits vor dem Krieg angekündigt<br />

hatten, brachen sich Bahn. Der Wandel erfasste vor allem das<br />

Leben in den Städten, wo eine neue Freizeit- und Unterhaltungskultur<br />

eine breite Bevölkerung erreichte. Kinos, Varietés,<br />

Kleinkunstbühnen und Nachtclubs schossen aus dem Boden,<br />

Sportstätten für ein Massenpublikum entstanden. Die Lebenswelt<br />

des modernen Großstadtmenschen entwickelte sich.<br />

Foto: Jim Rakete<br />

Sie haben mit 15 Jahren in Bremen erstmals auf der Bühne gestanden<br />

und Chansons gesungen. Wie kommt man als Teenager<br />

in den 80er Jahren dazu, Chansons zu singen?<br />

Das hängt mit meiner norwegischen Großtante zusammen. Sie<br />

besuchte uns immer zu Weihnachten und sang mir neben diversen<br />

Weihnachts- und Küchenliedern auch das Chanson „Lili<br />

Marleen“ in vier Sprachen vor. Dieses Lied hat mich so berührt<br />

und beeindruckt, dass ich im Alter von neun Jahren beschloss,<br />

Chansonnier zu werden.<br />

Wie verbringen Sie in diesem Jahr Weihnachten?<br />

Am liebsten mit der Familie in Bremen.<br />

Sonntag, 9. <strong>Dezember</strong>, Sendesaal Bremen, 18 und 21 Uhr<br />

Emil Fritz mit Willy Birgel und Carl Raddatz im Astoria. <br />

Zentrum dieser Entwicklung war die Hauptstadt Berlin, deren<br />

kulturelle Strahlkraft noch heute das Bild dieser Epoche prägt.<br />

Doch wie sah das „Experiment Moderne“ in Bremen aus? Welchen<br />

Anteil hatte die Hansestadt am kulturellen Aufbruch der<br />

20er Jahre? Um es vorwegzunehmen: Bremen konnte es – was<br />

Extravaganz und Verruchtheit betrifft – zwar kaum mit der<br />

Reichshauptstadt aufnehmen. Dennoch war auch hier der neue<br />

Puls der Zeit zu spüren. Vor allem die Amüsiermeile, die sich<br />

vom Bahnhof über den Herdentorsteinweg bis zur Katharinenstraße<br />

erstreckte, besaß großstädtisches Flair. Glanzpunkt war<br />

das legendäre Varieté Astoria, das der Inhaber Emil Fritz 1929<br />

umfassend modernisierte und erweiterte. Deutschlandweit<br />

bekannte Stars wie Claire Waldoff, Willy Birgel und Heinrich<br />

George traten hier auf und lockten auch viele auswärtige Besucher<br />

in die Stadt. Freunde des neuen Leitmediums der Zeit –<br />

des Films – kamen in Bremen ebenfalls auf ihre Kosten. Maßstäbe<br />

setzte das Metropol-Theater in der Ansgaritorstraße, ein<br />

Großkino mit 800 Plätzen. Hier waren die neuesten UFA-Produktionen<br />

wie der Film „Metropolis“ von Fritz Lang zu sehen,<br />

der Utopien der Moderne eindrucksvoll ins Bild setzte.<br />

Es war jedoch nicht unbedingt erforderlich, vor Ort in Bremen<br />

zu sein, um am Aufbruch der Stadt in die Moderne teilzuhaben.<br />

Seit 1924 sendete die Hamburger NORAG (Norddeutsche<br />

Rundfunk AG) auch von der Weser. Besonders beliebt<br />

waren eigene Produktionen wie die überregional erfolgreichen<br />

Rathaus- und Hafenkonzerte oder Übertragungen aus dem<br />

neu errichteten Weser-Stadion. 1928 konnte die NORAG von<br />

einem international beachteten Großereignis berichten: dem<br />

Empfang der Besatzung der Junkers W 33 „Bremen“ nach ihrem<br />

sensationellen Transatlantikflug.<br />

VON JAN WERQUET, KURATOR DER AUSSTELLUNG<br />

Foto: FR<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!