WeltBlick 3/2018
70 Jahre Menschenrechtserklärung
70 Jahre Menschenrechtserklärung
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PALÄSTINA<br />
Links: »Der Schulweg<br />
ist nicht lang, aber<br />
viele palästinensische<br />
Kinder sind verunsichert.«<br />
Rechts: Einer von Dutzenden<br />
Checkpoints in<br />
Hebron.<br />
TEXT UND FOTOS: SARAH MILENA JOCHWED<br />
Wie jeden Morgen sind wir – eine Gruppe<br />
Ökumenischer BegleiterInnen – unterwegs<br />
zum Checkpoint 56, dem Eingang<br />
zum israelisch kontrollierten Teil von Hebron,<br />
genannt H2. Als wir durch das Drehkreuz gehen<br />
wollen, läuft ein kleines Mädchen schnell an uns<br />
vorbei und in den Checkpoint hinein. Wir rufen ihm<br />
«Guten Morgen» auf Arabisch hinterher und folgen<br />
ihm. Das Mädchen ist vier oder fünf Jahre alt und<br />
wohnt in einem Teil von H2, in dem vier israelische<br />
Siedlungen liegen und der seit mehreren Jahren<br />
militärisches Sperrgebiet ist. Hier dürfen sich nur<br />
PalästinenserInnen aufhalten, die beim israelischen<br />
Militär entsprechend registriert sind, als AnwohnerInnen<br />
oder z.B. als Personal der ansässigen Bildungseinrichtungen.<br />
Das Mädchen war zuvor in einem kleinen Laden<br />
außerhalb des Checkpoints, um Snacks für die<br />
Schule zu kaufen. Ganz selbstverständlich geht es<br />
nun auf die Soldaten zu, die in voller Ausrüstung<br />
einschließlich Maschinengewehr hinter Sicherheitsglas<br />
im Checkpoint stehen. Routiniert stellt sich die<br />
Kleine vor die Glasscheibe und streckt die Hände in<br />
die Luft, um den Soldaten zu zeigen, dass sie nichts<br />
Gefährliches dabei hat. Danach rennt sie mit ihrem<br />
viel zu großen Rucksack weiter – durch den Checkpoint<br />
und durch das letzte Drehkreuz hindurch.<br />
Auf der anderen Seite des Checkpoints liegt die<br />
Shuhada Street. Auf der schmalen Straße, über die<br />
das Mädchen zur Kita und andere Kinder zur Schule<br />
laufen, sind nur Fahrzeuge des israelischen Militärs<br />
und der SiedlerInnen unterwegs. Palästinensische<br />
Fahrzeuge sind dort nicht erlaubt. Eine Gruppe von<br />
schwer bewaffneten SoldatInnen kommt dem Mädchen<br />
entgegen. Es springt zur Seite, um Militärfahrzeugen<br />
Platz zu machen und läuft weiter zum<br />
nächsten Checkpoint vor der Siedlung Beit Hadassah.<br />
Genau gegenüber befindet sich die palästinensische<br />
Cordoba-Schule und der Al-Shuhada-Kindergarten.<br />
An diesem Checkpoint sind immer zwei<br />
SoldatInnen positioniert, die sicherstellen müssen,<br />
dass PalästinenserInnen diesen Punkt nicht überschreiten,<br />
denn für sie ist das Betreten der übrigen<br />
Shuhada Straße verboten.<br />
Das Mädchen geht an den zwei Soldaten vorbei<br />
und die steile, unebene Steintreppe hinauf zum Kindergarten.<br />
Dieser wurde erst vor sechs Jahren von<br />
PalästinenserInnen aus der Shuhada Street und dem<br />
Stadtteil Tel Rumeida eröffnet, um den palästinensischen<br />
Familien in der Militärzone einen Ort zur Kindertagesbetreuung<br />
zu bieten. Diese Initiative soll<br />
den Menschen dabei helfen, in ihrem Stadtviertel<br />
wohnen zu bleiben. Denn aufgrund der massiven<br />
Einschränkungen im Alltag ziehen die Menschen<br />
70 JAHRE Menschenrechtserklärung<br />
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