Stadt-Magazin Siegburg, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid - Dezember 2018
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<strong>Stadt</strong>magazin 12 / <strong>2018</strong><br />
Olga Weirich,<br />
Leiterin der Neurologie<br />
in der Sieg Reha ist Fachärztin<br />
für Neurologie,<br />
Fachärztin für Physikalische<br />
und Rehabilitative Medizin<br />
Indikator des Befindens<br />
Sehr viele Menschen leiden unter Schlafstörungen. Allein in Deutschland<br />
sind es sechs bis zehn Prozent der Bevölkerung. Frauen sind doppelt so<br />
häufig betroffen wie Männer. Schlafstörungen zählen neben Kopfschmerzen<br />
zu den häufigsten Beschwerden. Seit 2010 steigen Schlafstörungen<br />
deutlich an. Unser Wohlbefinden und unsere Aktivitäten während des Tages<br />
hängen maßgebend vom Erholungswert unseres Schlafes ab.<br />
Schlaf ist kein passiver Ruhezustand, wie man denkt. Er ist eine aktive Leistung<br />
des Organismus, die einem Rhythmus unterliegt, welcher durch biologische<br />
Uhren gesteuert wird. Sie folgt einem sogenannten zirkadianen,<br />
etwa 24stündigen Rhythmus. Der gesunde Schlafverlauf eines Menschen<br />
zeichnet sich durch das mehrfach wiederholte Auftreten von verschiedenen<br />
Phasen oder Schlafstadien aus. Man unterscheidet zwei verschiedene<br />
Arten von Schlaf:<br />
• Schlaf mit Beobachtung rascher Augenbewegungen (REM-Schlaf): In<br />
dieser Phase wird lebhaft geträumt. Von Schlafforschern wird vermutet,<br />
dass die Augen sich so rasch bewegen, weil sie schnell wechselnden Traumbildern<br />
folgen. Dieses Stadium beträgt ca. 25 Prozent des Nachtschlafes.<br />
• Schlaf nur mit weniger oder keinen Augenbewegungen (Non-REM-<br />
Schlaf): Diese Art von Schlaf wird in vier Stadien mit zunehmender Schlaftiefe<br />
unterteilt (Einschlafstadium, Leichtschlaf, Mitteltiefer Schlaf, Tiefschlaf).<br />
Schlafphasen<br />
Schlaf während 8 Stunden<br />
• Ein Säugling verbringt im Schlaf ca. 2/3 des Tages<br />
• Ein Kleinkind benötigt ca. 12 Stunden Schlaf<br />
• Ein Erwachsener braucht ca. 7-9 Stunden Schlaf<br />
• Ein älterer Mensch benötigt ca. 6 Stunden Schlaf<br />
Im Alter gehen die Anteile des Tiefschlafs drastisch zurück. Dafür nimmt<br />
die Zeit im Leichtschlaf- und Einschlafstadium deutlich zu. Besonders diese<br />
Schlafstadien sind störanfällig für Reize unterschiedlichster Art wie ungelöste<br />
seelische Probleme, unbewältigte Konflikte, unbewusste Ängste,<br />
seelische und körperliche Erkrankungen und auch fehlende erholsame<br />
Umgebung.<br />
Es kann häufig zu einer Unterbrechung des Schlafablaufs mit vielen Wachzeiten<br />
kommen. Dieser oberflächliche und zerstückelte Schlaf führt nicht<br />
selten zu Tagesmüdigkeit, erhöhter Reizbarkeit, schlechter Stimmung, Abgespanntheit,<br />
Konzentrationsschwierigkeiten und eingeschränkter Leistungsfähigkeit.<br />
Jeder dritte Verkehrsunfall ist auf Übermüdung und Sekundenschlaf<br />
zurückzuführen. Experten zufolge sind ungefähr 25 Prozent der Unfälle<br />
auf deutschen Straßen auf plötzlichen Schlaf zurückzuführen. Schlafstörung<br />
geht nicht nur mit erhöhtem Unfallrisiko einher, sondern es gibt<br />
tatsächlich klare Zusammenhänge zwischen Schlafmangel und Übergewicht,<br />
Diabetes, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Depressionen,<br />
geschwächter Immunabwehr sowie erhöhter Sterblichkeit. Bei<br />
Schlafproblemen greifen viele Betroffene zur Selbstmedikation. Jeder<br />
zweite von ihnen kauft Schlafmittel ohne Rezept in der Apotheke oder<br />
Drogerie. Es gibt kein Patentrezept für gesunden Schlaf. Die folgenden<br />
Tipps können jedoch hilfreich sein:<br />
• Vermeiden anstrengender körperlicher und geistiger Arbeit, Stress,<br />
zu viel abendliche TV- und Computer-Nutzung vor dem Zubettgehen.<br />
Kein Leistungssport am Abend<br />
• regelmäßig zur gleichen Zeit ins Bett gehen und aufstehen (morgens<br />
eventuell 1 Stunde früher), auch im Urlaub und am Wochenende.<br />
• Verzicht auf Nickerchen tagsüber. Sollte es nicht möglich sein – dann<br />
vor 14 Uhr und nicht länger als 1 Stunde<br />
• Schlafrituale entwickeln und regelmäßig einhalten<br />
• Überprüfen von Trink-und Essgewohnheiten: Meiden am Abend von<br />
Nikotin, Kaffee und Alkohol. Alkohol lässt zwar leichter einschlafen,<br />
führt jedoch zu Durchschlafstörungen. Achten auf leichtes Abendessen.<br />
Schlaffördernd sind Milch und Milchprodukte, Ananas,<br />
Bananen. Schlafstörend dagegen sind Eier, Fisch, Erbsen, Avocado<br />
und Bohnen<br />
Den einzelnen Schlafphasen kommt eine unterschiedliche Bedeutung zu.<br />
In den Tiefschlafphasen (mitteltiefer Schlaf und Tiefschlaf) werden größere<br />
Mengen des Wachstumshormons aus der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet,<br />
welches neben dem Wachstum auch für die Regeneration der<br />
Körperzellen und die Erholung des Organismus verantwortlich ist. Der<br />
REM-Schlaf (Traumschlaf) dient vorwiegend der Informationsverarbeitung.<br />
Beide Phasen des Schlafes sind wichtig und lebensnotwendig. Das<br />
Schlafbedürfnis ist individuell sehr unterschiedlich und wird in großem<br />
Maße genetisch mitbestimmt. Die durchschnittliche Schlafdauer beträgt<br />
etwa 7-9 Stunden täglich. Sowohl Schlafbedarf als auch Schlafdauer sind<br />
altersabhängig, beide nehmen bis ins hohe Alter hinein ab.<br />
• Überprüfung der Schlafumgebung : ausreichende Lärmschutz und<br />
Verdunkelung, Funktionalität des Bettzeugs, angenehme Raumtemperatur<br />
• Überprüfung von Medikamenten: einige davon können Schlafstörung<br />
provozieren wie z.B. Appetitzügler, Entwässerungsmittel<br />
• Ängste vor Schlaflosigkeit und falsche Vorstellungen abbauen<br />
Hält aber eine Schlafstörung länger als 1-2 Monate an, tritt mehrfach in der<br />
Woche ein und verursacht tagsüber Beschwerden, sollte man zur weiteren<br />
Abklärung einen Arzt konsultieren.<br />
Informationen über diagnostische und therapeutische Möglichkeiten sowie<br />
einige Schlafstörungsarten erscheinen in der nächsten Ausgabe des<br />
<strong>Stadt</strong>magazins.<br />
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