CAMPULS Wintersemester 18/19 Ausgabe 2
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Interview Nico Talenta<br />
DAS SELBSTVERSTÄNDNIS<br />
DER DEUTSCHEN<br />
und der Zusammenhang mit der<br />
Flüchtlingsdebatte<br />
Prof. Dr. Daniel Thym<br />
Prof. Dr. Daniel Thym wurde <strong>19</strong>73<br />
geboren und studierte von <strong>19</strong>94 bis <strong>19</strong>99<br />
Rechtswissenschaften in Regensburg, Paris,<br />
Berlin und London. Von 2000 bis 2009<br />
war er Mitarbeiter des Walter-Hallstein-Instituts<br />
für Europäisches Verfassungsrecht<br />
an der Humboldt-Universität zu Berlin.<br />
2003 promovierte er an der HU Berlin zum<br />
Thema „Ungleichzeitigkeit und europäisches<br />
Verfassungsrecht“. In den Jahren<br />
2005 bis 2009 war Thym der erste Postdoktorand<br />
des DFG-Graduiertenkollegs<br />
„Verfassung jenseits des Staates“ und Assistent<br />
am Berliner Walter Hallenstein-Institut<br />
für Europäisches Verfassungsrecht.<br />
Seit 2010 ist Thym Inhaber der Professur<br />
für Öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht<br />
an der Universität Konstanz und<br />
maßgeblich beteiligter Wissenschaftler<br />
am Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen<br />
der Integration“. Seit dem Jahr 2016<br />
ist er außerdem Mitglied im Sachverständigenrat<br />
deutscher Stiftungen für Integration<br />
und Migration (SVR).<br />
Können Sie uns eingangs kurz erklären, was mit<br />
Verfassungspatriotismus gemeint ist?<br />
Der Begriff wird seit 40 Jahren in der öffentlichen Diskussion<br />
und der wissenschaftlichen Debatte immer wieder verwendet,<br />
um auszudrücken, dass sich das Selbstverständnis der<br />
Deutschen in erster Linie aus der Verfassung herleitet. Der Idee<br />
eines deutschen „Sonderwegs“ wird eine Absage erteilt und die<br />
Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg fest im Westen<br />
verankert. Heute denken die meisten an universelle Werte wie<br />
die Menschenwürde oder den Gleichheitssatz, wenn sie den<br />
Begriff hören. Aber zwingend ist das nicht, wie schon der Wortbestandteil<br />
des „Patriotismus“ zeigt. Es geht immer auch um<br />
eine emotionale Hinwendung zum Gemeinwesen, also um „Verfassungsliebe“.<br />
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POLITIK