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kiddies 2019

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Erziehung<br />

Teilen will gelernt<br />

sein. Kleinkinder<br />

lernen Sozialverhalten<br />

erst nach<br />

und nach<br />

wenn es angezogen wird. Dann loben die Eltern, weil sie denken,<br />

dass es helfen will – und prompt macht es ein bisschen<br />

mit. „So lernen sie nach einer Weile nicht nur, sich anzuziehen,<br />

sie lernen auch: Meine Eltern freut es, wenn ich helfe.“<br />

Paulus’ Labor sieht aus wie ein großes Spielzimmer. In der<br />

Mitte ein Tisch, rundherum Kuscheltiere, Legosteine, Bilderbücher.<br />

Hier teilen Kinder verschiedener Altersgruppen Spielzeuge<br />

miteinander oder helfen beim Klötzchenbau – unter<br />

wissenschaftlicher Beobachtung.<br />

In ihren ersten zwei Lebensjahren streiten Kinder mit anderen<br />

Kindern viel mehr, als dass sie miteinander spielen. Aber das<br />

verbessert sich peu à peu. Denn Kinder beobachten genau,<br />

wie die Erwachsenen auf die Streitereien reagieren – und passen<br />

sich dann den vorgegebenen Normen wie Fairness und<br />

Hilfsbereitschaft an.<br />

Weil diese Entwicklung überall auf der Welt in vergleichbaren<br />

Stufen verläuft, steckt dahinter wohl ein angeborenes Programm,<br />

das sich zwar an der Umwelt orientiert, aber erst einmal<br />

naturgegeben ist.<br />

Wenn in der Kita einem Kind das Kuscheltier herunterfällt,<br />

dann kommen die Größeren und heben es auf. Die Kleinen<br />

nehmen es – um es selbst zu behalten. Dem anderen Kind<br />

uneigennützig beim Aufheben zu helfen, so etwas machen die<br />

meisten Kinder etwa mit 14 Monaten zum ersten Mal. Warum?<br />

Wahrscheinlich nur, weil sie das schon einmal bei anderen<br />

gesehen haben.<br />

Empathie, die Fähigkeit, sich in andere und ihre Bedürfnisse<br />

hineinzuversetzen und mit gutem Grund zu helfen, scheint<br />

erst mit etwa 18 Monaten zu entstehen. Das ist derselbe Zeitpunkt,<br />

zu dem Kinder vor ihrem eigenen Spiegelbild realisieren<br />

können, dass sie selbst es sind. Das Ich bekommt jetzt<br />

klare Grenzen. Während Kinder vorher lauthals mitschreien,<br />

sobald ein anderes Kind weint, schauen sie jetzt bedauernd –<br />

und versuchen zu helfen.<br />

„Einjährige geraten durch die Situation in Stress. Später können<br />

sie besser zwischen sich und anderen unterscheiden. Sie<br />

wissen dann, das passiert jemand anderem, und ich kann ihm<br />

helfen“, erläutert Paulus.<br />

Sind Mädchen mit alldem früher dran als Jungs und vielleicht<br />

auch noch besser darin? „Nein, überhaupt nicht“, sagt der<br />

Professor und muss lachen. „Das ist ziemlich gemein. Wenn<br />

wir das so genannte prosoziale Verhalten – Helfen, Trösten,<br />

FOTOS: Getty Images/Jill Lehmann Photography (1)/Image Source (1)<br />

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