24.01.2019 Aufrufe

Gazette Wilmersdorf Februar 2019

Gazette für Wilmersdorf, Schmargendorf, Grunewald und Halensee

Gazette für Wilmersdorf, Schmargendorf, Grunewald und Halensee

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | <strong>Februar</strong> <strong>2019</strong> | 13<br />

Ein revolutionäres Leben<br />

Vor 100 Jahren wurde Rosa Luxemburg ermordet<br />

Rosa Luxemburg wurde 1871<br />

als Tochter eines wohlhabenden<br />

Holzhändlers in Polen geboren.<br />

Sie war das jüngste von fünf<br />

Kindern. Durch ein falsch behandeltes<br />

Hüftleiden in der Kindheit<br />

hinkte sie leicht. In ihrem Elternhaus<br />

hatte Bildung einen hohen<br />

Stellenwert. Auch Rosa besuchte<br />

das Gymnasium. Sie sprach<br />

Polnisch, Deutsch und Russisch.<br />

Außerdem hatte sie Unterricht<br />

in Altgriechisch und Latein. Die<br />

Schule schloss sie mit dem Abitur<br />

und Höchstnoten ab. Die dafür<br />

ausgelobte Goldmedaille erhielt<br />

Rosa jedoch nicht, da in der Schule<br />

ihre oppositionelle Haltung zur<br />

damaligen polnischen Regierung<br />

negativ aufgefallen war.<br />

Flucht in die Schweiz<br />

Sie engagierte sich früh in der polnischen<br />

Sozialdemokratie. Für ihre<br />

Mitgliedschaft in der verbotenen<br />

marxistischen Gruppe „Proletariat“<br />

wurde sie verfolgt und floh<br />

in die Schweiz. Sie lebte in Zürich<br />

und studierte Botanik, Zoologie,<br />

Mathematik und Philosophie.<br />

Später wechselte sie zu Rechtsund<br />

Staatswissenschaften. Ihr<br />

politisches Engagement blieb. Zu<br />

dieser Zeit hatten viele Sozialisten<br />

in der Schweiz Zuflucht gefunden<br />

und Rosa konnte viele Kontakte<br />

knüpfen. Die Emigranten gründeten<br />

Vereine, mit dem Ziel, die Regierungen<br />

in den jeweiligen Ländern<br />

zu stürzen. Rosa Luxemburg<br />

gehörte 1893 zu den Gründer/<br />

innen der Partei Sozialdemokratie<br />

des Königreichs Polen (SDKP). Die<br />

Parteimitglieder verstanden sich<br />

als direkte Nachfolger der verbotenen<br />

Gruppe „Proletariat“.<br />

Engagement in Deutschland<br />

1897 zog Rosa nach Deutschland,<br />

um die SPD im deutsch besetzten<br />

Teil Polens für die SDKP zu<br />

gewinnen. Um deutsche Staatsbürgerin<br />

zu werden, heiratete<br />

sie den Schlosser Gustav Lübeck.<br />

Das Ehepaar zog nach Berlin und<br />

wohnte im Hansaviertel. Rosa trat<br />

der SPD bei und wurde dank ihres<br />

rhetorischen Talents schnell zur<br />

gefragten Rednerin und Wortführerin.<br />

Im September 1898<br />

zog Rosa nach Dresden um und<br />

<br />

Foto: Bundesarchiv<br />

übernahm die Chefredaktion der<br />

Sächsischen Arbeiterzeitung. Ihr<br />

Vorgänger Alexander Parvus war<br />

aufgrund unliebsamer Artikel des<br />

Landes verwiesen worden. Nach<br />

internen Streitereien zog sie sich<br />

im November des gleichen Jahres<br />

von dem Posten zurück und zog<br />

zurück nach Berlin. Diesmal wohnte<br />

sie in der Wielandstraße 23 in<br />

Schöneberg. 1902 zog sie in die<br />

Cranachstraße 58 um, die ebenfalls<br />

in Schöneberg liegt.<br />

Gefängnis und Rückzug<br />

von der SPD<br />

Im Jahr 1900 trennte Rosa sich<br />

von ihrem Mann. Von 1903 zog<br />

sie für die SPD in den Wahlkampf<br />

und widersprach in einer Rede<br />

Kaiser Wilhelm II., der für sich in<br />

Anspruch nahm, die Probleme<br />

der deutschen Arbeiter besser zu<br />

kennen als die Sozialdemokraten.<br />

Das brachte sie wegen Majestätsbeleidigung<br />

für sechs Wochen ins<br />

Gefängnis. Bereits 1906 warnte sie<br />

vor einem Krieg der Großmächte.<br />

Das brachte sie erneut ins Gefängnis,<br />

dieses Mal für zwei Monate. Vor<br />

dem Ersten Weltkrieg zog sie sich<br />

von der SPD enttäuscht zurück,<br />

denn diese hatte für die Aufnahme<br />

der ersten Kriegskredite gestimmt.<br />

Sie gründete mit mehreren<br />

Mitstreitern, darunter Wilhelm<br />

Pieck, die „Gruppe Internationale“.<br />

Später stieß Karl Liebknecht hinzu.<br />

Aus der Internationale ging<br />

1916 der Spartakusbund hervor,<br />

am 1. Januar 1919 wurde von<br />

mehreren linken Gruppen in ganz<br />

Deutschland die KPD gegründet,<br />

deren Gründungsprogramm sich<br />

auf das Spartakusprogramm von<br />

Rosa Luxemburg berief.<br />

Mord im Januar<br />

Während der Novemberrevolution<br />

1918 gab sie gemeinsam mit<br />

Karl Liebknecht täglich „Die Rote<br />

Fahne“ heraus. Mit dieser Zeitung<br />

versuchten sie, Einfluss auf das<br />

Geschehen zu nehmen. An die<br />

Novemberrevolution schlossen<br />

sich die Weihnachtskämpfe an,<br />

im Januar 1919 folgte der sogenannte<br />

Spartakusaufstand. Am<br />

15. Januar 1919 wurden Rosa<br />

Luxemburg und Karl Liebknecht<br />

aus einer Wohnung in der Mannheimer<br />

Straße 27 in <strong>Wilmersdorf</strong><br />

verschleppt. Dorthin hatten sie<br />

sich zurückgezogen, weil sie<br />

wussten, dass ihr Leben in Gefahr<br />

war. Die beiden Politiker brachte<br />

man in das Eden-Hotel, das einst<br />

am Kurfürstendamm stand. Dort<br />

befand sich das Hauptquartier<br />

der Division. Rosa Luxemburg und<br />

Karl Liebknecht wurden ermordet.<br />

Die Leiche von Liebknecht wurde<br />

als „unbekannter Toter“ zunächst<br />

in die Rettungswache gebracht,<br />

die sich gegenüber vom Hotel<br />

befand. Ihre Leiche warf man in<br />

den Landwehrkanal. Erst im Mai<br />

1919 fand man im Kanal eine<br />

Frauenleiche, die als Rosa Luxemburg<br />

identifiziert wurde. Die Tote<br />

wurde am 13. Juni neben Karl<br />

Liebknecht bestattet. Ob es sich<br />

tatsächlich um Rosa Luxemburg<br />

handelt, ist umstritten. Der Sarg,<br />

der am 25. Januar symbolisch<br />

neben dem von Karl Liebknecht<br />

bestattet wurde, war leer. Eine<br />

www.ballettschulen-hans-vogl.de<br />

Wasserleiche, die im Fundus der<br />

Charité lag, hielt ein Wissenschaftler<br />

für Rosa Luxemburg. Sie wurde<br />

im Jahr 2007 untersucht, aber es<br />

konnte nicht nachgewiesen werden,<br />

dass es sich um die sterblichen<br />

Überreste der streitbaren<br />

Politikerin handelte.<br />

Eine Skulptur als Mahnung<br />

An der Ecke Bundesallee/Meierottostraße<br />

erinnert eine Skulptur an<br />

die Revolutionärin und erinnert<br />

mahnend an die Schrecken des<br />

Kriegs. Das Kunstwerk mit dem<br />

Titel „Von der Dicken Berta zur<br />

Roten Rosa“ wurde von dem israelischen<br />

Künstler Igael Tumarkin<br />

geschaffen. Die Dicke Berta gehörte<br />

zu den bekanntesten Waffen<br />

im Ersten Weltkrieg. Es war die<br />

Bezeichnung für Geschütze, die<br />

zum Beschuss von Festungsanlagen<br />

eingesetzt wurden. Das Geschütz<br />

auf dem Kunstwerk steht<br />

auf Schienen und zielt auf die<br />

Silhouette des Kopfes von Rosa<br />

Luxemburg. Die Skulptur wurde<br />

2018 im Auftrag des Bezirksamts<br />

Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong> saniert.<br />

Ballett • Jazz • Hip Hop • Pilates<br />

Int. Dance Academy Berlin / Ausbildungsstätte für Bühnentanz Ergänzungsschule nach § 102 / BAFÖG berechtigt<br />

AM MEXIKOPLATZ<br />

Lindenthaler Allee 11<br />

14163 Zehlendorf<br />

Tel. 030-873 88 18<br />

STEGLITZ<br />

Rheinstr. 45-46<br />

12161 Berlin<br />

Tel. 030-873 88 18<br />

Das Kunstwerk „Von der Dicken<br />

Berta zur Roten Rosa“ an der Ecke<br />

Bundesallee/Meierottostraße<br />

erinnert an Rosa Luxemburg.<br />

STAHNSDORF<br />

Ruhlsdorfer Str. 14-16<br />

14532 Stahnsdorf<br />

Tel. 03329/ 645 262

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!