Sampler / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 74 (1/2019),
Was bedeutete die urbane Frage für 1968? Welche Auswirkung hat die neue Wiener Bauordnung auf Grundstückspreise und Mieten, welche auf den Klimawandel? Welche Rolle spielte die Rätebewegung in der österreichischen Arbeiterbewegung ? Wie reagieren Menschen auf Symbole von Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum? Wie eng war Roland Rainers Verhältnis zum Nationalsozialismus? Was meint Paul Virilio mit rasendem Stillstand? Was macht Denise Scott Brown in Downtown? Wozu gibt und gab es Poller? Wer bin ich im Bezug auf das, was mich umgibt? Antworten darauf und auf vieles mehr gibt es in der aktuellen Ausgabe von dérive. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-74 bestellt werden.
Was bedeutete die urbane Frage für 1968? Welche Auswirkung hat die neue Wiener Bauordnung auf Grundstückspreise und Mieten, welche auf den Klimawandel? Welche Rolle spielte die Rätebewegung in der österreichischen Arbeiterbewegung ? Wie reagieren Menschen auf Symbole von Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum? Wie eng war Roland Rainers Verhältnis zum Nationalsozialismus? Was meint Paul Virilio mit rasendem Stillstand? Was macht Denise Scott Brown in Downtown? Wozu gibt und gab es Poller? Wer bin ich im Bezug auf das, was mich umgibt? Antworten darauf und auf vieles mehr gibt es in der aktuellen Ausgabe von dérive. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-74 bestellt werden.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jan — März 2019
N o 74
Zeitschrift für Stadtforschung
dérive
dérive
SAMPLER
1968, Rätebewegung,
Mehrsprachigkeit,
Bauordnung Wien, Paul Virilio,
Poller, Sabarmati Riverfront,
Roland Rainer
ISSN 1608-8131
9 euro
dérive
Editorial
Das neue Jahr bringt tatsächlich Neues: Nach Zeitschrift,
Festival und Radio steigen wir mit Cinema dérive 2019 auch
noch ins Filmbusiness ein. In Kooperation mit dem Wiener
Filmcasino starten wir die Architektur-bis-Stadt Sonntags-
Matinee »Stadt Streifen«. Das Frühjahrsprogramm von Stadt
Streifen widmet sich mit vier Filmen der Wohnungsfrage. Wenn
dieses Heft erscheint, wird die Premiere von Stadt Streifen
mit Last Days in Shibati bereits Geschichte sein. Doch bereits
am 17. Februar gibt es die nächste Gelegenheit mit dem chilenischen
Film 74m2, der 150 marginalisierte Familien auf ihrem
Weg in gesicherte Wohnverhältnisse begleitet, und Alejandro
Aravenas architektonisches Konzept des halben Hauses einem
Reality Check unterzieht. Im Anschluss laden wir zum Filmgespräch
mit Az W-Direktorin Angelika Fitz. Am 31. März folgt
Dispossession – The Great Social Housing Swindle zu den
Auswirkungen der neoliberalen Wohnbaupolitik in UK plus
Filmgespräch mit Regisseur Paul Sng und Architekturforscher
Andreas Rumpfhuber. Den Abschluss macht am 28. April
schließlich eine Preview-Vorstellung von PUSH von Fredrik
Gertten über die Folgen der Finanzialisierung der Wohnungsmärkte:
»Housing is the new gold. But housing is a human
right, gold isn’t.« Schauen Sie sich das an!
Neu ist auch – manche werden es schon bemerkt haben
– unsere Website. Wir haben uns die Sache gut überlegt, weswegen
es ein wenig gedauert hat, aber nun ist sie da. Die erste
dérive-Website hatte fast 18 Jahre lang allen technischen Änderungen
zum Trotz einwandfrei funktioniert. Doch all die Veränderungen,
die sich bei dérive seit der Gründung ereignet haben,
konnten nicht mehr adäquat abgebildet werden. Ein großes
Danke geht an Christian Klettner, Matthias Tarasiewicz und
Nils Gabriel (Artistic Bokeh), Robert Wildling und Simon Repp.
Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einem großartigen
Artikel zu 1968 und die urbane Frage von Klaus Ronneberger,
der überzeugend darlegt, dass es notwendig ist, sich nicht nur
das Jahr 1968 anzusehen, sondern ein ganzes Jahrzehnt. Sein
Beitrag spannt einen Bogen von den Schwabinger Krawallen
im München des Jahres 1962 über Henri Lefebvre und die
Situationistische Internationale bis zu den Provos, Spontis oder
Lotta Continua und lässt auch Günter Brus’ Wiener Spaziergang
nicht unerwähnt.
Im Interview mit Christoph Chorherr, dem Planungssprecher
der Wiener Grünen, steht die Novellierung der Wiener
Bauordnung im Zentrum. Von den Koalitionspartnerinnen
der Wiener Stadtregierung, Grüne und SPÖ, im letzten
November beschlossen, bringt sie vielversprechende, teils einschneidende
Neuerungen, was Strategien gegen die Preissteigerungen
bei Grundstücken und Mieten und Maßnahmen
gegen den Klimawandel anbelangt.
Rund um all die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag
der Republik Österreich im vergangenen Jahr war am Rande
manchmal auch von der österreichischen Rätebewegung die
Rede. Wirklich erfahren hat man über dieses unterbelichtete
Kapitel der österreichischen Geschichte jedoch wenig. Deswegen
haben wir Peter Haumer gebeten, für dérive einen Blick
auf die österreichische Rätebewegung, ihre Rolle im Jahr 1918,
ihre Strukturen und ihre Position in der ArbeiterInnenbewegung
zu werfen.
Ganz in der Gegenwart verankert ist eine Untersuchung
über Einstellungen zu Symbolen von Mehrsprachigkeit im
öffentlichen Raum von Banu Çıtlak, Sebastian Kurtenbach und
Hacı-Halil Uslucan. Sie stellen darin fest, dass es im beforschten
Ruhrgebiet grundsätzlich große Zustimmung zu visueller
Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum gibt, das Ausmaß an
Akzeptanz oder Ablehnung jedoch von individuellen Merkmalen
abhängt.
Robin Klengel hat das Aufwertungsprojekt Sabarmati
Riverfront in der indischen Metropole Ahmedabad, der Heimatstadt
von Premierminister Narenda Modi, beforscht, ein
weiteres Beispiel für Imagepolitik, das zu Verdrängung und
Vertreibung von SlumbewohnerInnen geführt hat. Die
Sabarmati Riverfront ist Resultat einer Ordnungsvision, die als
eine Art Vorschau auf ein neues Indien angepriesen wird,
das möglichst wenig mit der als unordentlich und unsauber
empfundenen Gegenwart zu tun haben soll.
In europäischen Stadtzentren haben der zunehmende
Terror und die Angst davor ein unscheinbares und doch
weit verbreitetes Mobiliar, den Poller, ins Zentrum der Aufmerksamkeit
gerückt. Seine wachsende Verbreitung unterstreicht
die politische Ohnmacht in der aktuellen Situation.
Peter Payer, Stadtforscher und -historiker, durchleuchtet
Geschichte und Gegenwart des Pollers von Wien-Margareten
bis Berlin-Kreuzberg.
Dem Werk des letzten Herbst verstorbenen Architekten
und Philosophen Paul Virilio widmet Manfred Russo einen
Beitrag in diesem Heft, in dem er auch auf die unbekannteren
architektonischen Anfänge Virilios eingeht. Eine Ausstellung
im Wiener Architekturzentrum wiederum war Anlass für uns,
Michael Zinganel zu bitten, einen Artikel zur Person Roland
Rainers und den Lücken und Brüchen in seiner Biografie in
Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus zu schreiben.
Das Insert stammt diesmal von der Wiener Künstlerin
Almut Rink, die sich in einem Forschungsprojekt mit der Frage
»Wer bin ich in Bezug auf das, was mich umgibt?« beschäftigt
hat. Zur Titelseite hat uns Klaus Ronnebergers Artikel über
1968 angeregt. Es handelt sich um ein Bild aus dem 1968 in
Berlin gedrehten Film Farbtest Rote Fahne von Gerd Conradt.
Iris Meder
8. Juni 1965 – 5. November 2018
Iris Meder, Architekturforscherin, Autorin und Lektorin von
dérive, ist am 5. November 2018 nach langer, schwerer
Krankheit verstorben. Sie war fast von Anbeginn Teil der
dérive-Redaktion, hat seit 2002 zahlreiche Besprechungen
verfasst und war als äußerst gewissenhafte und kenntnisreiche
Lektorin für dérive tätig. Mit Iris Meder verlieren
wir nicht nur ein wertvolles Redaktionsmitglied, sondern auch
eine gute Freundin.
Redaktion dérive
01
»dérive forscht
mit der Stadt und
nicht über sie.«
Angelika Fitz – Direktorin des Architekturzentrums Wien
KEIN HEFT VERSÄUMEN,
JETZT DÉRIVE ABONNIEREN!
JAHRESABONNEMENT
4 x dérive direkt in den Briefkasten
um nur 28 Euro (ermäßigt 24 Euro)
Auslandsabos jeweils
plus 8 Euro Versandkosten.
Paris 1968, (c) Atelier Populaire.
Bestellungen an: bestellungen@derive.at
oder im Kiosk auf www.derive.at
dérive
Zeitschrift für Stadtforschung
www.derive.at
Inhalt
01
Editorial
CHRISTOPH LAIMER
04—10
1968 und die URBANE FRAGE
KLAUS RONNEBERGER
11—17
Aktuelle liegenschafts- und
wohnpolitische Maßnahmen in Wien
CHRISTOPH CHORHERR
18—23
Im Windschatten der Ordnungsvision
ROBIN KLENGEL
24—31
Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum
BANU ÇITLAK,
SEBASTIAN KURTENBACH,
HACI-HALIL USLUCAN
Kunstinsert
47—52
PAUL VIRILIO
Prophet der NEGATIVEN KINETIK
MANFRED RUSSO
53—55
ROLAND RAINER – Indizien zur politischen
Re-Kontextualisierung eines Helden der Moderne
MICHAEL ZINGANEL
Besprechungen
56—61
Mean Street hat fast immer Recht S.56
Urban Emancipation Now! S.58
S. 59
Verbotenes Terrain
Bildnis einer vergletscherten Gesellschaft
Individuelle Adaption als natürliche
S. 60
Form des Stadtwachstums
S. 61
Kino des Lebens – Die Stadt als Alibi
68
IMPRESSUM
S. 59
32—36
Almut Rink
On Orientation
37—42
Der SOZIALREVOLUTIONÄRE Impuls der
österreichischen REVOLUTION 1918/19
und die Föderation revolutionärer Sozialisten
»Internationale«
PETER HAUMER
43—46
ERRICHTET POLLER!
PETER PAYER
–
dérive – Radio für Stadtforschung
Jeden 1. Dienstag im Monat von
17.30 bis 18 Uhr in Wien auf ORANGE 94.0
oder als Webstream http://o94.at/live.
Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235
KLAUS RONNEBERGER
1968 und die
URBANE FRAGE
1968, Situationistische Internationale, Hausbesetzungen,
Universität, Alltagsleben, Fabrik, Stadtutopien, öffentlicher Raum, Provos, Spontis, Lotta Continua,
öffentlicher Verkehr, Henri Lefebvre, Constant, Manuel Castells
Erstaunlicherweise fanden die urbanen Wurzeln der 68er-Bewegung bei den Retrospektiven
des fünfzigjährigen Jubiläums kaum Beachtung. Dabei spielten damals Proteste
gegen Fahrpreiserhöhungen, Kampagnen gegen die kapitalistische Sanierungspolitik
und die weit verbreitete Praxis der Hausbesetzungen eine wichtige Rolle. Der Kampf für
eine andere Stadt war zentraler Bestandteil der sozialen Auseinandersetzungen.
Wenn in der wissenschaftlichen Literatur die urbane Dimension von 1968 verhandelt
wird, geht es vornehmlich um die krisenhaften Symptome des fordistischen Vergesellschaftungsmodells
und den damit verbundenen Stadtkonzepten. Indes hat die Kritik am
modernen Urbanismus eine lange Vorgeschichte. Man denke nur an die Architektur-
Polemik der Situationisten, die als wichtige StichwortgeberInnen der späteren Protestbewegung
gelten. Doch erst im Gefolge der 68er-Revolte kann sich der Diskurs über die
»urbane Frage« (Manuel Castells) gesellschaftlich verbreitern. Auf jeden Fall ist es
unzulässig, 1968 auf ein einziges Jahr zu begrenzen, das angeblich alles verändert
hat. Vielmehr muss man von einem lang anhaltenden Jahrzehnt der Revolte sprechen.
04
dérive N o 74 — SAMPLER
CHRISTOPH CHORHERR
»Man ist nur
dann OHNMÄCHTIG,
wenn man glaubt es zu sein.«
Aktuelle liegenschafts- und wohnpolitische Maßnahmen in Wien
Sozialer Wohnbau, Liegenschaftspolitik, Bauordnung,
Mietrecht, Baurecht, Mietkauf, städtebauliche Verträge, Klimawandel,
Gemeinnützigkeit, Genossenschaften, Baugruppen
Christoph Chorherr, langjähriger Planungssprecher der Wiener Grünen,
spricht im Interview mit dérive über die Novelle der Wiener Bauordnung und
damit über die Möglichkeiten kommunaler Politik zur Regulierung des Bodenmarktes
und Maßnahmen für den sozialen Wohnbau. Gemeinsam mit
der SPÖ haben die Grünen als Koalitionspartner in Wien diese Novelle Ende
November 2018 beschlossen. Das Gespräch führten Robert Temel und
Christoph Laimer.
Die Novelle der Bauordnung betrifft mehrere Punkte, darunter als besonders wichtige
Aspekte Maßnahmen gegen den Klimawandel und für leistbares Wohnen. Was sind die Gründe,
die eine Änderung der Widmungsbestimmung in Zusammenhang mit dem geförderten Wohnbau
notwendig machten?
Wichtig ist mir, dass die Novellierung einerseits den sozialen Aspekt mit der Widmungskategorie
geförderter Wohnbau aufgreift, aber auch andere wesentliche Themen zum Ziel hat.
Während wir das Interview führen, findet in Polen die UN-Klimakonferenz statt. Mit der neuen
Bauordnung haben wir wirklich einschneidende Maßnahmen gesetzt. Wir sorgen zwar nicht
zu 100 % aber weitestgehend dafür, dass bei Neubauten fossile Energieträger im Regelfall nicht
mehr zur Anwendung kommen. Es sind nun nicht nur Ölheizungen verboten und auch bei
Sanierungen untersagt, sondern vor allem auch Gasetagenheizungen. Mit Energieraumplänen
können wir nun sicherstellen, dass in weiten Teilen der Stadt Abwärmenutzung und vor allem
erneuerbare Energieträger in der Wärme- und in der Warmwasserversorgung eingesetzt werden.
Es ist bezeichnend für die aktuelle Politik, dass darüber überhaupt nicht geredet wird.
Der Wärmebereich verbraucht mehr Energie als der Verkehrssektor, wenn er auch weniger
CO2 produziert. Unsere Maßnahme ist so einschneidend als ob wir sagen würden, ab 2019 werden
keine Autos mit Verbrennungsmotoren – mit Ausnahme von Feuerwehr, Rettung und noch
ein paar Transportfahrzueugen – mehr zugelassen. Man stelle sich das vor – genau das machen
wir im Gebäudesektor.
Weiters haben wir Maßnahmen gegen die Flächenverschwendung erlassen, die erreichen
sollen, dass die Errichtung von einstöckigen Einkaufszentren in Betriebsgebieten erschwert
wird, indem die Begrenzung, ab der eine Widmung als Einkaufszentrum notwendig ist, von
2.500 auf 1.000 m 2 herabgesetzt wird.
Nun zum Kern der Novelle, dem sozialen Wohnbau. Boden ist bekanntlich keine vermehrbare
Ressource. Die verstärkte Nachfrage nach Wohnraum und damit nach Boden hat vor
allem in den letzten Jahren zu einem dramatischen Preisanstieg der Bodenpreise geführt, die
eins zu eins auf die Wohnungen überwälzt werden. Das hatte zur Folge, dass der Anteil
des geförderten Wohnbaus in den letzten 10-15 Jahren von ca. 2/3-3/4 auf unter ein Drittel
zurückgegangen ist. Es wird derzeit insgesamt zwar genug gebaut, aber nicht annähernd genug
im Mietpreissegment des geförderten Wohnbaus. Wien hat einen starken Überhang an Eigentumswohnungen
in der Kategorie von 4.000-7.000 EUR/m 2 .
Christoph Chorherr — »Man ist nur dann OHNMÄCHTIG, wenn man glaubt es zu sein.«
11
ROBIN KLENGEL
Im Windschatten
der Ordnungsvision
Emanzipation und Verzweiflung am Ufer des Sabarmati
Verdrängung, Ordnung, Sauberkeit, Umsiedlung, Aneignung,
Ahmedabad, Riverfront, Megaprojekt, Indien
Sabarmati Riverfront 2015;
Foto: Robin Klengel
18
dérive N o 74 — SAMPLER
BANU ÇITLAK, SEBASTIAN KURTENBACH UND HACI-HALIL USLUCAN
Mehrsprachigkeit
im öffentlichen Raum
Eine UNTERSUCHUNG am Beispiel des RUHRGEBIETES
Mehrsprachigkeit, Vorurteile, Deprivation,
Migration, Ruhrgebiet, öffentliche Räume
Alle Fotos: Ziegler, Evelyn, et al. (2018): Metropolenzeichen.
Universitätsverlag Rhein-Ruhr.
24
dérive N o 74 — SAMPLER
Kunstinsert
Almut Rink
On Orientation
Wer in Österreich die »Kunst am Bau«-Projekte der BIG (Bundesimmobiliengesellschaft)
verfolgt, dem wird das prägnante Projekt I’M WE, WE’RE ME von Almut Rink am Gymnasium
Zehnergasse in Wiener Neustadt (Architektur: Gabu Heindl) aufgefallen sein. Hier steht ein
fassadenfüllendes, vertikales ME-Relief einem ebenso großen horizontalen WE als Plattform
gegenüber. Durch die körpergroßen Senken werden die SchülerInnen zur kollektiven
Aneignung angeregt.
Doch nicht nur in I’M WE, WE’RE ME befasst sich die Künstlerin intensiv mit dem
Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft. Für das Kunstinsert dieser Ausgabe wählte Almut
Rink On Orientation, das sie im Rahmen eines zweijährigen künstlerischen Forschungsprojekts
realisierte. »Wer bin ich in Bezug auf das, was mich umgibt?« war hier die zentrale Frage Rinks.
Ziel des Projekts war die Untersuchung des Begriffs Orientierung im Kontext einer nachhaltigen,
konfigurativen Aktivität (Gardening) mit künstlerischen Mitteln. Der Ausgangspunkt, Orientierung
in seiner wörtlichen Bedeutung – Ausrichtung nach Osten – zu verwenden, rückte Japan
auch in gestalterischer Hinsicht in den Fokus der Arbeit. Als Erkundungswerkzeug und Untersuchungsobjekt
entwickelte Almut Rink acht Assemblage-Boards als Bühne, Rahmen und
Plattform sowie als Skulpturen. Inspiriert wurde sie dafür sowohl von der aus der chinesischen
Malerei stammenden künstlerischen Strategie der Acht Ansichten als auch von japanischen
Präsentationsregalen (Shohin) für Bonsai. Die Assemblage-Boards wurden für On Orientation
zum Ausgangspunkt eines anderen Blicks auf die Welt, zu einer Infragestellung der Dichotomie
von Subjekt und Objekt und dem Versuch, die anthropozentrische Perspektive zu verlassen.
Jedes der acht Boards wurde für die Präsentationsorte im öffentlichen Raum von Tokio,
London und Wien in Kooperation mit Ursula Reisenberger modifiziert und angepasst, um sich
als Werkzeuge in maximaler Präsenz mit der Umgebung zu verbinden.
Dadurch wurden sie selbst zu Subjekten ihrer eigenen Geschichte, die auf ihre Umgebung
reagieren und riefen durch diese Transformation auch eine Veränderung der Reaktion des
Publikums hervor. Während dem japanischen Publikum eine nicht-anthropozentrische Sichtweise
aus traditionell-religiösen Gründen nahe lag, war ein Transfer dieser Erfahrung nach King’s
Cross im europäischen London weitaus schwieriger.
In Wien standen die acht Assemblage-Boards in Dialog mit acht künstlerischen Positionen
aus Japan, Großbritannien, Singapur und Österreich, die den Fokus auf Orientierung und
Kultivierung, Fürsorge und Beziehung sowie Autonomie und Abhängigkeit legten, darauf wie wir
uns in unserer gemeinsamen Welt nachhaltig positionieren können.
Die in Erfurt geborene Künstlerin lebt und arbeitet – seit ihrem Kunststudium an der Akademie
der bildenden Künste – in Wien. Eine ausführliche Publikation über On Orientation erscheint
demnächst im Verlag für Moderne Kunst.
Websites: www.orientationasgardening.net, almutrink.net
Barbara Holub / Paul Rajakovics
Nebenseite:
precisely on crest
Board 4:
Youkobo Art Space,
Tokyo, 2016
Mittelseite rechts:
fruits fall
Board 7:
Zenpukuji Park,
Tokyo, 2016
Mittelseite links:
transmitted
CCTV Room, Central
St Martins,
University of the
Arts, London, 2017
Rückseite:
river and sky
Korea Kulturhaus,
Donaupark, Wien, 2017
Ein Projekt von Almut Rink
Kooperation:
Ursula Reisenberger
Teil 1 mit Carola Platzek
Teil 3 kokuratiert von
Anne Eggebert
Realisierung Boards:
Gerald Freimuth
Architektonische Mitarbeit:
Burak Genc
Entstanden im Rahmen des
künstlerischen Forschungsprojektes
»Orientation
as Gardening« PEEK (AR 00325),
konzipiert von Carola
Platzek und Almut Rink
gefördert vom Wissenschaftsfonds
Österreich
durchgeführt an der
Akademie der bildenden
Künste Wien
32
dérive N o 74 — SAMPLER
PETER HAUMER
Der SOZIAL-
REVOLUTIONÄRE
Impuls der österreichischen
REVOLUTION 1918/19 und
die Föderation revolutionärer
Sozialisten »Internationale«
In Österreichs Nachbarländern Bayern und Ungarn wurden in der Phase nach dem
Ende des Ersten Weltkrieges, wenn auch nur für kurze Zeit, Räterepubliken erkämpft.
Weniger bekannt ist, dass es auch in Österreich und hier vor allem in Wien und
Umgebung, eine starke Rätebewegung gab. Der folgende Artikel nimmt die Feiern
des 100. Jahrestages der österreichischen Republik zum Anlass, einen Blick auf
diese revolutionäre Bewegung zu werfen. Er schildert ihre Entstehungsgeschichte, ihre
Strukturen und ihr Selbstverständnis, ihr Verhältnis zu Sozialdemokratie und Parteikommunismus,
ihren Aufstieg ebenso wie den Niedergang der sozialrevolutionären
Bewegung. Nicht zuletzt fragt er, welche Bedeutung selbstorganisierte, autonome
Bewegungen für eine Demokratisierung unserer gegenwärtigen Gesellschaften einnehmen
bzw. spielen könnten.
Rätebewegung, F.R.S.I., Erster Weltkrieg, Revolution, Sozialdemokratie,
ArbeiterInnenbewegung, Wien, KPDÖ, Habsburgermonarchie, Streik
Peter Haumer — Der SOZIALREVOLUTIONÄRE Impuls der österreichischen REVOLUTION
37
ERRICHTET
POLLER!
Zur Politisierung eines Stadtmöbels
PETER PAYER
Fortifizierung, Terrorabwehr, Sicherheitsgefühl, autogerechte
Stadt, Barrikaden, Technokratie, Entsolidarisierung
Poller vor dem Bundeskanzleramt und der Präsidentschaftskanzlei,
Ballhausplatz Wien; Foto: Peter Payer
Wir alle merken es: In Europa herrscht latente Kriegsstimmung,
genauer gesagt in den europäischen Städten. Angriffe
mit Kraftfahrzeugen als Waffen, fundamental-islamistisch
motiviert, haben unseren Kontinent in den vergangenen Jahren
verändert: Nizza (Juli 2016), Berlin (Dezember 2016),
Stockholm (April 2017), Paris (Juni/August 2017), Barcelona
(August 2017).
Was 9/11 für die USA war, sind diese Anschläge für
Europa. Nur wirkten sie nicht als einmaliger großer Schock,
sondern – zeitlich und räumlich gestreut – als zunehmend
präsente Grundgefahr. Der Kontinent, der sich rühmt mit der
EU ein noch nie da gewesenes Friedensprojekt initiiert zu
haben, musste ernüchtert feststellen, dass er angegriffen wird,
so gezielt und unberechenbar wie niemals zuvor. Der Schrecken
sitzt tief. Und das Ziel sind in der Mehrzahl der Fälle die
dicht bevölkerten Ballungszentren.
»Er liebt die Herausforderung / Strotzt vor Kraft / Gibt
alles.« (Hirschl 2017, S. 86; vgl. Kratzer 2016) Mit diesen
Attributen der Stärke bedachte der deutsche Lyriker Friedrich
Hirschl ein unscheinbares und doch weit verbreitetes Mobiliar
unserer Städte. Lange Zeit stand es im Abseits, ehe es nunmehr
– ungewollt und mehr denn je – ins Zentrum der Aufmerksamkeit
gerückt ist: der Sperrpfosten, genannt Poller. Schon
das Wort klingt nach Widerstand. Distanz halten, Grenzen
ziehen, klar und unbeirrt – derartige Assoziationen tauchen
sogleich auf. Und das sollen sie auch, im Sinne der Sicherheit.
Peter Payer — ERRICHTET POLLER!
43
MANFRED RUSSO
PAUL VIRILIO
Prophet der
NEGATIVEN KINETIK
Kirche Sainte Bernadette du Banlay in Nevers von Claude Parent
und Paul Virilio, gebaut 1966; Foto: Inconnu, Flickr
Im Herbst des vergangenen Jahres, am 10. September 2018, ist Paul
Virilio verstorben. Er war über mehrere Jahrzehnte einer der aktivsten
Kritiker des modernen Urbanismus, indem er als Architekt, Künstler,
Urbanist und zuletzt auch immer mehr als Medientheoretiker die
Beschleunigung des modernen Kapitalismus als einen Weg in die
Katastrophe beschrieb. Der Großteil seiner theoretischen Schriften
wurde im vergangenen Jahrhundert verfasst und er war sicherlich an
der Genese jener apokalyptischen Stimmung beteiligt, die sich vor
dem Jahrtausendwechsel insbesondere in Frankreich in zahlreichen
Texten ausdrückte. Danach wurde es ruhiger um ihn, obwohl er
regelmäßig als Publizist tätig war und seine Thesen weiter verbreitete.
Es war wohl der Reiz einer Synthese aus einer Vielfalt von
Ansätzen, die die Rezeption seines Werkes bestimmte, auch wenn
der hyperbolische Charakter mancher Texte verwirrend sein konnte.
Geschwindigkeit, Mobilität, Raum/Zeit, Beschleunigung, Moderne, Transparenz,
Brutalismus, Virtualität, Morphologie, Fassade, Stadtutopien, Realzeit
Manfred Russo — PAUL VIRILIO, Prophet der NEGATIVEN KINETIK
47
MICHAEL ZINGANEL
ROLAND
RAINER
Indizien zur politischen Re-Kontextualisierung
eines Helden der Moderne
Der Architekt und Stadtplaner Roland Rainer (1910–2004) gilt als
eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Architekturszene
der Nachkriegsmoderne: von 1955 bis 1980 leitete er die Meisterklasse
für Architektur an der Akademie der Bildenden Künste, von
1960 bis 1962 war er deren Rektor. Von 1958 bis Ende 1962 erarbeitete
er als leitender Stadtplaner ein Planungskonzept für Wien,
trat dann aber aus Protest gegen die Widerstände der BürokratInnen
im Amt von seiner Stelle zurück.
Nachkriegsmoderne, Nationalsozialismus, Architekten-Biografie,
Wien, Gartenstadt, Wohnbau, Antiurbanismus, Ausstellung
Rainer hat architektonische Ikonen für das moderne Selbstverständnis
der zweiten Republik in Wien geschaffen, Freizeitpaläste
wie die Wiener Stadthalle (1958) und das Stadthallenbad
(1973–1974), oder das Flaggschiff des staatlichen Fernsehens,
das ORF-Zentrum am Küniglberg (1968–1974). Als Meisterwerk
in Kreisen von WohnbauexpertInnen gilt die – allerdings
nicht in Wien errichtete – Wohnanlage Puchenau (1963–2000),
die in gestapelten Formationen verdichteten Flachbaus Rainers
Theorien zum menschengerechten Wohnen, die er in der 1957
erschienenen Publikation Die gegliederte und aufgelockerte
Stadt präsentierte, ein Denkmal setzte.
Für viele ArchitektInnen, aber auch KünstlerInnen und
Intellektuelle, die an die treibende Kraft der Utopie in der
Moderne glauben wollten, zumindest aber an den Beitrag der
modernen und spätmodernen ArchitektInnen zum Aufbau
eines sozialen Wohlfahrtsstaats war Roland Rainer ein Idol.
Seine Stühle aus der Stadthalle wurden als Original (oder als
Replika auf Initiative der Designer Eichinger oder Knechtl
wieder aufgelegt) zum österreichischen Beitrag des Mid Century
Revival, das in keinem design-affinen Wiener Haushalt
fehlen durfte. Und KünstlerInnen(Gruppen) wie gangart arbeiteten
sich (1991) performativ an seinen Architekturprojekten ab.
Roland Rainer war, als Hitler 1933 in Deutschland die
Macht ergriffen hatte, 23 Jahre alt. Er übersiedelte 1936 mit 26
Jahren nach Berlin. Er hat den Nationalsozialismus von Beginn
an als junger Erwachsener miterlebt. In seiner bislang bekannten
Autobiografie hat er jedoch kaum ein Wort darüber verloren,
bis auf die Tatsache, dass er 1939 in die Wehrmacht eintrat.
Ihm zufolge begann seine tatsächliche berufliche Karriere erst
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Präsentation
seiner visionären Publikationen zum Städtebau. Er galt seitdem
als sozial und demokratisch par excellence, mehr noch jedoch
als moderner Architekt mit unbeugsamer Haltung – die er sich
im Gegensatz zu vielen anderen ArchitektInnen durch seine
Professur an der Akademie aber auch leisten konnte.
Seit den späten 1980er-Jahren kursierten auch in Wien
Gerüchte, dass Rainer an städtebaulichen Entwürfen für das
Besiedlungsprogramm der NationalsozialistInnen für die Ostgebiete
mitgearbeitet hätte. In Wien bestand jedoch noch kein
Bedarf, diesem Verdacht nachzugehen. Die Belege hatten deutsche
Architektur-Historiker gesammelt (Geist & Küvers 1984;
Durth 1986), die Rainer – als österreichischem Architekten –
keine so große Aufmerksamkeit widmeten wie seinem damaligen
Vorgesetzten Johannes Göderitz und seinem Kollegen, dem
ehemaligen Bauhaus-Schüler und Mitarbeiter Hubert Hoffmann.
Wer wollte, hätte es jedoch seit damals wissen können.
Als 2009 an der Akademie eine Stiftungsprofessur der Stadt
Wien nach Roland Rainer benannt wurde, hatte der erste Stiftungsprofessor
Peter Trummer in einem Vortrag auf Rainers
Rolle im Nationalsozialismus hingewiesen – allerdings ohne im
Michael Zinganel — ROLAND RAINER
53
Besprechungen
Mean Street hat
fast immer Recht
Jochen Becker
»Is not Main Street almost alright?« – ist die
Hauptstraße nicht fast immer in Ordnung,
lautet ein vielzitierter Satz des kürzlich
in Philadelphia verstorbenen Architekten
Robert Venturi, aufgeschrieben in seinem
1966 erschienenen Buch Komplexität und
Widerspruch in der Architektur. Doch erst
mit der Untersuchung des Casino-Strips in
Las Vegas erlangte der Satz seine Radikalität:
Millionen BesucherInnen können nicht
ganz falsch liegen.
Die 1966 begonnene und 1972
erstmals publizierte Studie Lernen von Las
Vegas wurde von Venturis Frau Denise
Scott Brown maßgeblich initiiert und dem
Mitarbeiter Steven Izenour sowie ungenannten
Studierenden der Yale University
erarbeitet. Das bis heute vielgelesene Buch
über die zeitgenössische Stadt markiert in
seiner nun wiederaufgelegten Originalausgabe
mit goldgeprägtem Titel, transparentem
Umschlag und zahlreichen
Kartierungen, Fotos und Skizzen einen
Paradigmenwechsel in Architektur und
Urbanismus, wobei das AutorInnen-Team
mit Pracht neue Kategorien des Gewöhnlichen
und des Hässlichen in die damalige
Debatte einführte. In der Beachtung von
banal wirkenden urbanen Erscheinungsformen
bei gleichzeitigem Aufschub der
Be- oder Verurteilung weitete sich das
Feld des Architektonischen auf den real
existierenden Alltag und seine ökonomischen
Bedingungen aus: »Der Las Vegas
Strip ist keine chaotische Zersiedelung,
sondern eine Reihe von Aktivitäten, deren
Muster wie in anderen Städten von
der Technologie der Bewegung und dem
wirtschaftlichen Wert des Landes
abhängt.« Automobilität und Spekulation
treiben die Stadtentwicklung bis heute
vor sich her.
Das heroische Original wird zweitausendmal
gedruckt und heutzutage teuer
gehandelt. Die über Jahrzehnte von den
AutorInnen vehement bekämpfte Verbreitung
der Erstausgabe ist – mit einem
neuen Vorwort versehen – nun doch noch
möglich. Zum schieren Entsetzen der
AutorInnen hatte die legendäre MIT-Press-
Grafikerin Muriel Cooper damals das Buch
mit allen Mitteln einer Grafikkunst der
späten und längst weichgespülten Moderne
ausgestattet. Um die zahlreichen Bilder
auszubreiten, musste der Text mit viel
Durchschuss gestreckt werden. »Das Buch
war groß, schwer, kaum auf einem
Bibliothekstisch handhabbar und unmöglich
im Bus zu lesen oder in der Jeanstasche
zu tragen«, grantelt Denise Scott
Brown im Vorwort noch heute.
Was macht Learning From Las Vegas
bis heute so haltbar? Das vielfach
übersetzte Buch prägte die Wahrnehmung
der modernen, kommerzialisierten Stadt
und beeinflusst mit seinen innovativen
Methoden bis heute urbanistische Forschungsprojekte
sowie deren Kommunikation:
OMA/AMO von Rem Koolhaas ist
ohne die damals erprobte Bildkraft aus
Karten, Referenzen und Collagen kaum
denkbar. Learning from Las Vegas gilt
als Schlüssel der reflexiven Postmoderne
und ist zugleich ein 68er-Projekt. Entwickelt
hatten die ArchitektInnen Robert Venturi
und Denise Scott Brown mit Steven Izenour
ihre Bildsprache durch die Gründung
des legendären Learning from Las Vegas
Research Studio an der Yale University.
Sie brachen gemeinsam mit den Studierenden
Richtung Westküste auf, um das
Phänomen des Urban Sprawl am Beispiel
der Wüsten- und Spielerstadt Las Vegas
zu studieren: »Wir bezeichnen es als
Zersiedelung, weil es ein neues Muster ist,
das wir noch nicht verstanden haben.«
Ihr Studio ist nicht nur Ort für Lehrveranstaltungen
und Wissensvermittlung,
sondern formuliert sich als Bild-Produktionsstätte
für ein neues Stadtverständnis.
Das in Folge vielfach übernommene
Learning-from-Prinzip überträgt Erkenntnisse
aus dem einen Feld auf ein anderes
im Sinne struktureller Ähnlichkeiten. Das
Team bediente sich dabei vor allem beim
methodischen und darstellerischen Arsenal
der zeitgenössischen Künste wie auch der
aufkommenden Urban Studies.
Das von Scott Brown konzipierte,
von Venturi architekturhistorisch unterfütterte
und von Izenour grafisch begleitete
Studioprogamm für dreizehn Studierende
arbeitete auf der Basis von fünftausend
56
dérive N o 74 — SAMPLER
BACKISSUES
Bestellungen via Bestellformular auf www.derive.at
oder an bestellung(at)derive.at.
Alle Inhaltsverzeichnisse und zahlreiche Texte sind auf der dérive-Website nachzulesen.
dérive Nr. 1 (01/2000)
Schwerpunkte: Gürtelsanierung: Sicherheitsdiskurs,
Konzept – und Umsetzungskritik, Transparenzbegriff;
Institutionalisierter Rassismus am Beispiel der
»Operation Spring«
dérive Nr. 2 (02/2000)
Schwerpunkte: Wohnsituation von MigrantInnen und
Kritik des Integrationsbegriffes; Reclaim the Streets/
Politik und Straße
dérive Nr. 3 (01/2001)
Schwerpunkt: Spektaktelgesellschaft
dérive Nr. 4 (02/2001)
Schwerpunkte: Gentrification, Stadtökologie
dérive Nr. 5 (03/2001)
Sampler: Salzburger Speckgürtel, Museumsquartier,
räumen und gendern, Kulturwissenschaften und
Stadtforschung, Virtual Landscapes, Petrzalka,
Juden/Jüdinnen in Bratislava
dérive Nr. 6 (04/2001)
Schwerpunkt: Argument Kultur
dérive Nr. 7 (01/2002)
Sampler: Ökonomie der Aufmerksamkeit,
Plattenbauten, Feministische Stadtplanung,
Manchester, Augarten/Hakoah
dérive Nr. 8 (02/2002)
Sampler: Trznica Arizona, Dresden, Ottakring,
Tokio, Antwerpen, Graffiti
dérive Nr. 9 (03/2002)
Schwerpunkt in Kooperation mit dem
Tanzquartier Wien: Wien umgehen
dérive Nr. 10 (04/2002)
Schwerpunkt: Produkt Wohnen
dérive Nr. 11 (01/2003)
Schwerpunkt: Adressierung
dérive Nr. 12 (02/2003)
Schwerpunkt: Angst
dérive Nr. 13 (03/2003)
Sampler: Nikepark, Mumbai,
Radfahren, Belfast
dérive Nr. 14 (04/2003)
Schwerpunkt: Temporäre Nutzungen
dérive Nr. 15 (01/2004)
Schwerpunkt: Frauenöffentlichkeiten
dérive Nr. 16 (02/2004)
Sampler: Frankfurt am Arsch, Ghetto Realness,
Hier entsteht, (Un)Sicherheit, Reverse Imagineering,
Ein Ort des Gegen
dérive Nr. 17 (03/2004)
Schwerpunkt: Stadterneuerung
dérive Nr. 18 (01/2005)
Sampler: Elektronische Stadt, Erdgeschoßzonen,
Kathmandu, Architektur in Bratislava
dérive Nr. 19 (02/2005)
Schwerpunkt: Wiederaufbau des Wiederaufbaus
dérive Nr. 20 (03/2005)
Schwerpunkt: Candidates and Hosts
dérive Nr. 21/22 (01-02/2006)
Schwerpunkt: Urbane Räume – öffentliche Kunst
dérive Nr. 23 (03/2006)
Schwerpunkt: Visuelle Identität
dérive Nr. 24 (04/2006)
Schwerpunkt: Sicherheit: Ideologie und Ware
dérive Nr. 25 (05/2006)
Schwerpunkt: Stadt mobil
dérive Nr. 26 (01/2007)
Sampler: Stadtaußenpolitik, Sofia, Frank Lloyd Wright,
Banlieus, Kreative Milieus, Reflexionen der
phantastischen Stadt, Spatial Practices as a Blueprint
for Human Rights Violations
dérive Nr. 27 (02/2007)
Schwerpunkt: Stadt hören
dérive Nr. 28 (03/2007)
Sampler: Total Living Industry Tokyo, Neoliberale
Technokratie und Stadtpolitik, Planung in der
Stadtlandschaft, Entzivilisierung und Dämonisierung,
Stadt-Beschreibung, Die Unversöhnten
dérive Nr. 29 (04/2007)
Schwerpunkt: Transformation der Produktion
dérive Nr. 30 (01/2008)
Schwerpunkt: Cinematic Cities – Stadt im Film
dérive Nr. 31 (02/2008)
Schwerpunkt: Gouvernementalität
dérive Nr. 32 (03/2008)
Schwerpunkt: Die Stadt als Stadion
dérive Nr. 33 (04/2008)
Sampler: Quito, Identität und Kultur des Neuen
Kapitalismus, Pavillonprojekte, Hochschullehre,
Altern, Pliensauvorstadt, Istanbul, privater Städtebau,
Keller, James Ballard
dérive Nr. 34 (01/2009)
Schwerpunkt: Arbeit Leben
dérive Nr. 35 (02/2009)
Schwerpunkt: Stadt und Comic
dérive Nr. 36 (03/2009)
Schwerpunkt: Aufwertung
dérive Nr. 37 (04/2009)
Schwerpunkt: Urbanität durch Migration
dérive Nr. 38 (01/2010)
Schwerpunkt: Rekonstruktion
und Dekonstruktion
dérive Nr. 39 (02/2010)
Schwerpunkt: Kunst und urbane Entwicklung
dérive Nr. 40/41 (03+04/2010)
Schwerpunkt: Understanding Stadtforschung
dérive Nr. 42 (01/2011) Sampler
dérive Nr. 43 (02/2011) Sampler
dérive Nr. 44 (03/2011)
Schwerpunkt: Urban Nightscapes
dérive Nr. 45 (04/2011)
Schwerpunkt: Urbane Vergnügungen
dérive Nr. 46 (01/2012)
Das Modell Wiener Wohnbau
dérive Nr. 47 (02/2012)
Ex-Zentrische Normalität:
Zwischenstädtische Lebensräume
dérive Nr. 48 (03/2012)
Stadt Klima Wandel
dérive Nr. 49 (04/2012)
Stadt selber machen
dérive Nr. 50 (01/2013)
Schwerpunkt Straße
dérive Nr. 51 (02/2013)
Schwerpunkt: Verstädterung der Arten
dérive Nr. 52 (03/2013) Sampler
dérive Nr. 53 (04/2013)
Citopia Now
dérive Nr. 54 (01/2014)
Public Spaces. Resilience & Rhythm
dérive Nr. 55 (02/2014)
Scarcity: Austerity Urbanism
dérive Nr. 56 (03/2014)
Smart Cities
dérive Nr. 57 (04/2014)
Safe City
dérive Nr. 58 (01/2015)
Urbanes Labor Ruhr
dérive Nr. 59 (02/2015) Sampler
dérive Nr. 60 (03/2015)
Schwerpunkt: Henri Levebvre und das Recht aus Stadt
dérive Nr. 61 (04/2015)
Perspektiven eines kooperativen Urbanismus
dérive Nr. 62 (01/2016) Sampler
dérive Nr. 63 (02/2016)
Korridore der Mobilität
dérive Nr. 64 (03/2016)
Ausgrenzung, Stigmatisierung, Exotisierung
dérive Nr. 65 (04/2016)
Housing the many Stadt der Vielen
dérive Nr. 66 (01/2017)
Judentum und Urbanität
dérive Nr. 67 (02/2017)
Nahrungsraum Stadt
dérive Nr. 68 (03/2017) Sampler
dérive Nr. 69 (04/2017) Demokratie
dérive Nr. 70 (01/2018) Detroit
dérive Nr. 71 (02/2018) Bidonvilles & Bretteldörfer
dérive Nr. 72 (03/2018) Warsaw
dérive Nr. 73 (04/2018) Nachbarschaft
Impressum
dérive – Zeitschrift für Stadtforschung
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber / Publisher:
dérive – Verein für Stadtforschung
Mayergasse 5/12, 1020 Wien
Vorstand / Board: Christoph Laimer, Elke Rauth
ISSN 1608-8131
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz
Zweck des Vereines ist die Ermöglichung und Durchführung
von Forschungen und wissenschaftlichen Tätigkeiten zu den
Themen Stadt und Urbanität und allen damit zusammenhängenden
Fragen. Besondere Berücksichtigung finden dabei
inter- und transdisziplinäre Ansätze.
Grundlegende Richtung
dérive – Zeitschrift für Stadtforschung versteht sich als
interdisziplinäre Plattform zum Thema Stadtforschung.
Redaktion
Mayergasse 5/12, 1020 Wien
Tel.: +43 (01) 946 35 21
E-Mail: mail@derive.at
www.derive.at
www.urbanize.at,
www.facebook.com/derivemagazin
twitter.com/derivemagazin
www.instagram.com/derive_urbanize
www.vimeo.com/derivestadtforschung
dérive – Radio für Stadtforschung
Jeden 1. Dienstag im Monat von 17.30 bis 18 Uhr
in Wien live auf ORANGE 94.0
oder als Webstream http://o94.at/live.
Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235
Chefredaktion: Christoph Laimer
Redaktion: Thomas Ballhausen, Andreas Fogarasi, Barbara
Holub, Michael Klein, Andre Krammer, Silvester Kreil, Karin
Lederer, Erik Meinharter, Sabina Prudic-Hartl, Paul Rajakovics,
Elke Rauth, Manfred Russo
AutorInnen, InterviewpartnerInnen und KünstlerInnen dieser Ausgabe:
Thomas Ballhausen, Jochen Becker, Christoph Chorherr, Banu Çıtlak,
Peter Haumer, Barbara Holub, Nicole Kirchberger, Robin Klengel,
Silvester Kreil, Sebastian Kurtenbach, Christoph Laimer, Peter Payer,
Ursula Probst, Paul Rajakovics, Almut Rink, Klaus Ronneberger,
Manfred Russo, Robert Temel, Hacı-Halil Uslucan Michael Zinganel
Anzeigenleitung & Medienkooperationen:
Helga Kusolitsch, anzeigen@derive.at
Website: Artistic Bokeh, Simon Repp
Grafische Konzeption & Gestaltung:
Atelier Liska Wesle — Wien / Berlin
& Sebastian Koeck
Lithografie: Branko Bily
Coverfoto: Einzelbild aus Farbtest Rote Fahne (Berlin 1968),
Regie: Gerd Conradt; Archiv der Deutschen Film- und
Fernsehakademie Berlin (dffb)
Hersteller: Resch Druck, 1150 Wien
Kontoverbindung
Empfänger: dérive — Verein für Stadtforschung
Bank: Hypo Oberösterreich
IBAN AT53 54000 0000 0418749, BIC OBLAAT2L
Abonnement
Standard: 28 Euro (inkl. Versandspesen Inland)
Ermäßigt: 24 Euro (inkl. Versandspesen Inland)
Förder- und Institutionenabo: 50 Euro
Ausland jeweils plus 8 Euro Versandspesen
Abonnements laufen ein Jahr (vier Hefte). Bestellungen an:
bestellung@derive.at oder per Bestellformular auf www.derive.at
Wir danken für die Unterstützung:
Bundeskanzleramt – Kunstsektion,
MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung
Mitgliedschaften, Netzwerke:
Eurozine – Verein zur Vernetzung von Kulturmedien,
IG Kultur, INURA – International Network for Urban
Research and Action, Recht auf Stadt – Wien.
Die Veröffentlichung von Artikeln aus dérive ist nur mit
Genehmigung des Herausgebers gestattet.
68
dérive N o 74 — SAMPLER
»Sie hängen auf
öffentlichen Plätzen
und in Parks ab
und leben dem städtischen
Publikum provokativ
ihre Faulheit vor.«
Klaus Ronneberger, S. 6
Protestbewegung, Stadtutopien, Alltagsleben,
Sozialer Wohnbau, Liegenschaftspolitik, Gemeinnützigkeit, F.R.S.I.,
Revolution, Sozialdemokratie, Terrorabwehr, Umsiedlung,
Hausbesetzungen, öffentlicher Verkehr, Deprivation, Simulation