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Thermenland_02-2019

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AKTUELLES<br />

dabei sein. Wichtig sind mir auch die vielen Gespräche mit<br />

Künstlern aus aller Welt. Bei mir hat dies manchen Horizont<br />

erweitert und auch die Weltanschauung im positiven beeinflusst.<br />

Sie haben auch andere Bühnen der Region mit Künstlern<br />

beschickt und entwickelten sich so zum Konzertveranstalter<br />

weiter. Ist das Ihr nächster Entwicklungsschritt?<br />

Es ist eine Folge der Arbeit im Club. Der ein oder andere fragte<br />

natürlich, ob es denn nicht möglich sei, auch woanders<br />

mit uns zusammenzuarbeiten. Dabei ist es ja auch spannend,<br />

Orte oder Örtlichkeiten mit musikalischen Themen zu<br />

konfrontieren, die unter Umständen dort nicht häufig<br />

gehört werden. Das ist natürlich ein steiniger Weg. Die Tatsache,<br />

dass schon seit vielen Jahren die Zukunft des Clubs<br />

unsicher war, gehört aber genauso dazu.<br />

Die bevorzugen dann doch eher Drinks oder auch die Auswahl<br />

via Spotify.<br />

„Es ist heute wichtiger zu zeigen, was man hat,<br />

als was man tut“<br />

Wie beurteilen Sie die aktuelle Jugendkulturszene im<br />

Rottal?<br />

Leider sind die Szenen im Rottal die letzten Jahre in meinen<br />

Augen sehr klein geworden. Die wirken alle sehr zufrieden<br />

mit der Situation und man kann kaum erkennen, dass sich<br />

Jugendliche hervortun, die eigene Projekte anpacken wollen.<br />

Wie unterscheidet sich überhaupt ländliche und städtische<br />

Jugendkultur?<br />

Ob es in den Städten soviel anders ist, darf bezweifelt werden.<br />

Ich glaube jedoch, dass in Städten die Menschen offener sind.<br />

Hierzulande haben wir viel zu viele Blasen, die in sich zurückgezogen<br />

bzw. geschlossen sind. Das gilt es aufzubrechen, die<br />

Leute müssen einfach mehr miteinander offen reden.<br />

Kann es sein, dass das eigentliche jugendkulturelle Potential<br />

sich wie in den 70er/80er Jahren auch heute noch versteckt<br />

vor der bürgerlichen Erwachsenenwelt, verborgen zwischen<br />

Hügeln und Tälern in kleinen Hütten und Sacherln entwickelt<br />

und auslebt?<br />

Backstage-Gespräche bringen Menschen zusammen: Reinhard Wimmer mit<br />

Maria Kammermeier, Marketingchefin der Brauerei Aldersbach, und Fabian<br />

Rauecker, Booker von „dicht & ergreifend“ in der Club-Küche. Foto: Aldersbacher<br />

„Wer nur noch an der Spielkonsole hängt,<br />

fehlt in der Szene”<br />

Das Bogaloo war weit und breit der einzige Raum, in dem<br />

auch regionale Bands auftreten, sich ausprobieren konnten.<br />

Wie wichtig sind solche festen Clubs, damit sich eine regionale<br />

Musikszene entwickeln kann?<br />

Das ist in meinen Augen unglaublich wichtig. Es braucht im<br />

ländlichen Raum die Möglichkeiten, dass sich junge Musiker<br />

ausprobieren können und bestenfalls werden sie von einem<br />

Laden auch noch unterstützt. Solche Clubs bringen auch die<br />

Möglichkeit, dass Clubs aus einem weiteren Umkreis auf die<br />

Bands aufmerksam werden können. Die Clubs sind gerade<br />

in Zeiten wie diesen, in denen die Menschen mehr am<br />

Smartphone hängen, als dass sie miteinander reden, ein<br />

wichtiger Austauschort. Wenn über die Entwicklung im<br />

ländlichen Raum gesprochen wird, ist die Politik gefordert,<br />

diese Bereiche mehr zu fördern. Ein lebenswerter Raum entsteht<br />

durch Vielfalt und die kann man in unseren Regionen<br />

durchaus vermissen.<br />

Woran liegt es Ihrer Ansicht nach, dass es nicht mehr Clubs<br />

mit regelmäßigem Liveprogramm in der Region gibt, etwa<br />

in Städten wie Simbach-Braunau und Pocking oder auch<br />

Eholfing und Dietersburg, wo sich ja auch Szeneclubs halten<br />

können?<br />

Die Dichte an Veranstaltungen, unabhängig davon ob kommerziell,<br />

über den Vereinskanal oder privat, ist in meinen<br />

Augen in den letzten Jahren explodiert –dies ist der eine<br />

Punkt. Der zweite Punkt ist, dass zu wenige interessierte junge<br />

Leute nachkommen, die sich Konzerte anschauen wollen.<br />

Das mit Sicherheit. Es soll unglaublich viele Hütten geben…<br />

Was da passiert, kann ich nicht beurteilen. Ich glaube aber,<br />

dass die Jugendlichen zwischen ca. 16 und 20 Jahren ordentlich<br />

feiern und dies aber dann schnell nachlässt. Die Karrieren<br />

und der öffentliche Druck, in der Gesellschaft voranzukommen,<br />

zu zeigen, wer man ist, und der Besitz von<br />

Konsumgütern, wie ein neues Auto mit 18, spielen eine<br />

wesentlich wichtigere Rolle.<br />

„Entweder es ist das Bogaloo oder es ist was<br />

ganz anderes“<br />

Was fehlt dazu, dass die kulturelle Kreativität der Jugend<br />

sich noch besser und eigenständiger entwickelt?<br />

In erster Linie liegt es an den Jugendlichen selbst. Es wird<br />

wohl das meiste so hingenommen, wie es ist. Eltern,<br />

Bekannte, Lehrer und auch die Kommunen sollten aktive<br />

Anstöße geben und man sollte vor allem den Jugendlichen<br />

das Vertrauen und die Freiheit geben, Projekte selbst umzusetzen!<br />

Die junge Klima-Aktivistin Greta Thunberg könnte<br />

den ein oder anderen aus dem Dornröschenschlaf aufwecken!<br />

Das Bogaloo hat nun auf dem Sterbebett die popkulturelle<br />

Seligsprechung des Freistaats erhalten. Wird es ein Bogaloo<br />

2.0 –vielleicht im alten Central Kino am Griesbacher Stadtplatz<br />

–geben oder was steht für Sie jetzt an?<br />

Ist das Kino in Griesbach denn frei? Wir sagen immer, wir<br />

schauen uns alles an. Gegen die 2.0 Version verwehre ich<br />

mich aber. Entweder es ist das Bogaloo oder es ist was ganz<br />

anderes. Ich selbst bin jetzt erstmal froh, wenn nun ein paar<br />

ruhige Wochen ins Land ziehen, um die ganzen Geschehnisse<br />

der letzten 8 bis 10 Wochen richtig reflektieren zu<br />

können.<br />

Martin Semmler<br />

@Info: Bericht über die Preisverleihung unter<br />

https://tinyurl.com/TLM-Bogaloo2018<br />

10 www.thermenland-magazin.de

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