11.03.2019 Aufrufe

LEBE Januar-März 2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Erziehung<br />

Porno -<br />

Gift für unsere<br />

Kultur<br />

Wahre Freiheit gibt es nur dort,<br />

wo der Mensch seinem Wesen und<br />

seiner Würde gerecht wird.<br />

Immer wieder mal schicken mir<br />

Freunde über Twitter ein Bild<br />

von einem selbstgekochten<br />

Abendessen unter dem Hashtag pornfood.<br />

Anfänglich habe ich mir nicht viel<br />

dabei gedacht, doch mittlerweile erinnert<br />

mich dieser Vergleich eines fotografierten<br />

Essens mit Pornografie, wie<br />

weit sich letztere in unser Leben eingeschlichen<br />

hat.<br />

Pornografie: Vor einigen Jahrzehnten<br />

noch als schmuddelig und Produkt für<br />

schäbige Kreise belächelt, ist sie seit<br />

Aufkommen der Hochglanzmagazine<br />

(Hustler, Playboy), der 68’er Bewegung<br />

und v.a. durch das Internet in der<br />

Mitte unserer Gesellschaft angekommen.<br />

Sternchen der Popmusik<br />

(Britney Spears mit ihrem Lied „hitmebabyonemore<br />

time, Rihanna,<br />

Beyoncé…), Schauspielerinnen, Fernseh<br />

produktionen („Sex and the city“),<br />

Modelabels, Spielzeugfabrikanten<br />

und Boulevard-Blätter leisten ihren<br />

Beitrag dazu, dass Pornografie nichts<br />

Verabscheuungswürdiges mehr ist,<br />

sondern ein Lebensstil, der Nachahmer<br />

und Konsumenten braucht.<br />

Vielfach stärker ist noch der Einfluss<br />

des World Wide Webs: Rund ein<br />

Viertel aller Suchanfragen im Internet<br />

drehen sich um Pornografie. Daran<br />

verdient die Sex-Industrie geschätzte<br />

fünf Milliarden Dollar pro Jahr.<br />

Kein Wunder, dass sich an so einem<br />

Geschäft auch andere beteiligen wollen.<br />

Es ist kein Geheimnis, dass viele<br />

technische Entwicklungen der letzten<br />

Jahrzehnte ihren Ausgangspunkt in der<br />

Porno-Industrie haben. Die sog. virtuelle<br />

Realität wurde seit Jahren von den<br />

wichtigsten Porno-Produzenten forciert<br />

und hat mittlerweile mit den 3D-Brillen<br />

den Einzug in die Elektronikgeschäfte<br />

gefunden. Die Entwicklung von hochauflösenden<br />

Bildern und Geräten hat<br />

ebenso die Sex-Industrie stark gefördert<br />

– aus ihrem ureigensten Interesse<br />

heraus, noch mehr Kunden zu gewinnen.<br />

Und sie hat Erfolg: Allein die drei<br />

populärsten Pornoseiten im Internet<br />

verzeichnen pro Monat über anderthalb<br />

Milliarden Besucher! Das Gift<br />

der Pornografie infiziert also jeden<br />

siebten Erdenbewohner, könnte man<br />

hochrechnen!<br />

Aufgrund der gesellschaftlichen<br />

Schlag kraft der Pornografie gibt es<br />

in der Zwischenzeit schon zahlreiche<br />

Wissen schaftler, die den Einfluss<br />

und die Wirkung von Pornos auf<br />

das menschliche Verhalten analysieren.<br />

Manche sprechen sogar<br />

schon von einer„Pornifizierung“ der<br />

Gesellschaft. Gail Dines etwa, eine<br />

britische Soziologin, sieht in der<br />

Pornografie DIE Herausforderung unseres<br />

Gesundheitssystems für das digitale<br />

Zeitalter, denn Pornosucht wird<br />

für viele Kliniken zum Alltäglichen.<br />

Weitaus schlimmer jedoch sind die<br />

Verhaltensweisen, die durch Pornos<br />

gefördert werden: All die Bilder und<br />

Szenen, die in Pornos gezeigt werden,<br />

dringen durch die intime Sphäre der<br />

Sexualität ins Unterbewusstsein der<br />

Menschen und bestimmen indirekt<br />

das sexuelle Verhalten in der realen<br />

Welt. Wenn wir nun untersuchen, welche<br />

Inhalte Pornofilme im Jahr 2018<br />

besonders häufig wiedergeben, dann<br />

ergeben Analysen, dass in über 80%<br />

der auf Webseiten gezeigten Sexfilmen<br />

Gewalt an Frauen gezeigt wird. Gewalt<br />

in Form von physischer, verbaler und<br />

subtiler Degradierung der weiblichen<br />

Darstellerinnen. Gail Dines betont zurecht,<br />

dass Pornografie nicht harmlos ist,<br />

sondern wie ein Gift ihre Konsumenten<br />

mit menschenverachtenden Bot schaften<br />

infiziert. Die Auswirkungen – hauptsächlich<br />

auf Männer – sind fatal: Männer,<br />

die ihre Sexualität nur noch in Form<br />

von brutalem Sex ausleben können,<br />

Frauen, die als reine Sexobjekte betrachtet<br />

werden und keine menschliche<br />

Würde mehr besitzen; Jugendliche, die<br />

durch die Allgegenwart der Pornografie<br />

Sexualität als abstoßend empfinden,<br />

Kinder, die durch die Schattenindustrie<br />

der Kinderpornografie zu menschlichen<br />

Wracks gemacht werden…<br />

Es ist höchste Zeit der Pornokultur<br />

die Stirn zu bieten, die Folgen aufzuzeigen<br />

und ihre hässliche Fratze<br />

26 <strong>LEBE</strong> 141/<strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!