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Erziehung<br />
Porno -<br />
Gift für unsere<br />
Kultur<br />
Wahre Freiheit gibt es nur dort,<br />
wo der Mensch seinem Wesen und<br />
seiner Würde gerecht wird.<br />
Immer wieder mal schicken mir<br />
Freunde über Twitter ein Bild<br />
von einem selbstgekochten<br />
Abendessen unter dem Hashtag pornfood.<br />
Anfänglich habe ich mir nicht viel<br />
dabei gedacht, doch mittlerweile erinnert<br />
mich dieser Vergleich eines fotografierten<br />
Essens mit Pornografie, wie<br />
weit sich letztere in unser Leben eingeschlichen<br />
hat.<br />
Pornografie: Vor einigen Jahrzehnten<br />
noch als schmuddelig und Produkt für<br />
schäbige Kreise belächelt, ist sie seit<br />
Aufkommen der Hochglanzmagazine<br />
(Hustler, Playboy), der 68’er Bewegung<br />
und v.a. durch das Internet in der<br />
Mitte unserer Gesellschaft angekommen.<br />
Sternchen der Popmusik<br />
(Britney Spears mit ihrem Lied „hitmebabyonemore<br />
time, Rihanna,<br />
Beyoncé…), Schauspielerinnen, Fernseh<br />
produktionen („Sex and the city“),<br />
Modelabels, Spielzeugfabrikanten<br />
und Boulevard-Blätter leisten ihren<br />
Beitrag dazu, dass Pornografie nichts<br />
Verabscheuungswürdiges mehr ist,<br />
sondern ein Lebensstil, der Nachahmer<br />
und Konsumenten braucht.<br />
Vielfach stärker ist noch der Einfluss<br />
des World Wide Webs: Rund ein<br />
Viertel aller Suchanfragen im Internet<br />
drehen sich um Pornografie. Daran<br />
verdient die Sex-Industrie geschätzte<br />
fünf Milliarden Dollar pro Jahr.<br />
Kein Wunder, dass sich an so einem<br />
Geschäft auch andere beteiligen wollen.<br />
Es ist kein Geheimnis, dass viele<br />
technische Entwicklungen der letzten<br />
Jahrzehnte ihren Ausgangspunkt in der<br />
Porno-Industrie haben. Die sog. virtuelle<br />
Realität wurde seit Jahren von den<br />
wichtigsten Porno-Produzenten forciert<br />
und hat mittlerweile mit den 3D-Brillen<br />
den Einzug in die Elektronikgeschäfte<br />
gefunden. Die Entwicklung von hochauflösenden<br />
Bildern und Geräten hat<br />
ebenso die Sex-Industrie stark gefördert<br />
– aus ihrem ureigensten Interesse<br />
heraus, noch mehr Kunden zu gewinnen.<br />
Und sie hat Erfolg: Allein die drei<br />
populärsten Pornoseiten im Internet<br />
verzeichnen pro Monat über anderthalb<br />
Milliarden Besucher! Das Gift<br />
der Pornografie infiziert also jeden<br />
siebten Erdenbewohner, könnte man<br />
hochrechnen!<br />
Aufgrund der gesellschaftlichen<br />
Schlag kraft der Pornografie gibt es<br />
in der Zwischenzeit schon zahlreiche<br />
Wissen schaftler, die den Einfluss<br />
und die Wirkung von Pornos auf<br />
das menschliche Verhalten analysieren.<br />
Manche sprechen sogar<br />
schon von einer„Pornifizierung“ der<br />
Gesellschaft. Gail Dines etwa, eine<br />
britische Soziologin, sieht in der<br />
Pornografie DIE Herausforderung unseres<br />
Gesundheitssystems für das digitale<br />
Zeitalter, denn Pornosucht wird<br />
für viele Kliniken zum Alltäglichen.<br />
Weitaus schlimmer jedoch sind die<br />
Verhaltensweisen, die durch Pornos<br />
gefördert werden: All die Bilder und<br />
Szenen, die in Pornos gezeigt werden,<br />
dringen durch die intime Sphäre der<br />
Sexualität ins Unterbewusstsein der<br />
Menschen und bestimmen indirekt<br />
das sexuelle Verhalten in der realen<br />
Welt. Wenn wir nun untersuchen, welche<br />
Inhalte Pornofilme im Jahr 2018<br />
besonders häufig wiedergeben, dann<br />
ergeben Analysen, dass in über 80%<br />
der auf Webseiten gezeigten Sexfilmen<br />
Gewalt an Frauen gezeigt wird. Gewalt<br />
in Form von physischer, verbaler und<br />
subtiler Degradierung der weiblichen<br />
Darstellerinnen. Gail Dines betont zurecht,<br />
dass Pornografie nicht harmlos ist,<br />
sondern wie ein Gift ihre Konsumenten<br />
mit menschenverachtenden Bot schaften<br />
infiziert. Die Auswirkungen – hauptsächlich<br />
auf Männer – sind fatal: Männer,<br />
die ihre Sexualität nur noch in Form<br />
von brutalem Sex ausleben können,<br />
Frauen, die als reine Sexobjekte betrachtet<br />
werden und keine menschliche<br />
Würde mehr besitzen; Jugendliche, die<br />
durch die Allgegenwart der Pornografie<br />
Sexualität als abstoßend empfinden,<br />
Kinder, die durch die Schattenindustrie<br />
der Kinderpornografie zu menschlichen<br />
Wracks gemacht werden…<br />
Es ist höchste Zeit der Pornokultur<br />
die Stirn zu bieten, die Folgen aufzuzeigen<br />
und ihre hässliche Fratze<br />
26 <strong>LEBE</strong> 141/<strong>2019</strong>