Pharmaceutical Tribune 05/2019
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14 PHARMAZIE | TARA | MEDIZIN<br />
PHARMAZEUTISCHE FRAGE<br />
<strong>Pharmaceutical</strong> <strong>Tribune</strong> | Nr. 5 | 20. März <strong>2019</strong><br />
Sanfte Alternativen<br />
ATOPISCHES EKZEM ■ Sie verbieten Süßigkeiten, verzichten<br />
steht bei atopischem Ekzem an erster Stelle, denn Mama und<br />
Frage eines Apothekers: Unser Kinderarzt empfiehlt, Kinder mit hohem<br />
Fieber standardmäßig mit 3x täglich Paracetamol und 3x täglich<br />
Ibuprofen – jeweils in altersgerechter Dosierung – alternierend<br />
zu behandeln. Ich weiß, dass das eine gängige Praxis ist. Viele Eltern<br />
sind jedoch verunsichert, haben Bedenken und fragen, ob zwei<br />
Arzneimittel nicht zu viel sind.<br />
Die wissenschaftliche Datenlage für eine alternierende bzw. auch kombinierte<br />
Gabe dieser Antipyretika muss insgesamt als sehr dürftig angesehen<br />
werden, obwohl sich einige Arbeitsgruppen mit diesem Thema<br />
auseinandergesetzt haben. Auch Cochrane gibt keine abschließende<br />
Empfehlung.<br />
Die PITCH-Studie verglich 2008 die fiebersenkende Wirkung von<br />
Paracetamol mit Ibuprofen bzw. der Kombination beider Arzneistoffe.<br />
Hier zeigte sich, dass Ibuprofen das Fieber schneller und die Kombination<br />
Paracetamol und Ibuprofen das Fieber länger senkt. Die Autoren<br />
empfahlen dennoch, bei Fieber zunächst mit Ibuprofen zu behandeln.<br />
Wenn diese Antipyrese nicht ausreichend ist, könnte der Einsatz beider<br />
Substanzen in Betracht gezogen werden – natürlich unter Abwägung<br />
von Nutzen und Risiko.<br />
Manche Untersucher weisen darauf hin, dass die alternierende bzw.<br />
kombinierte Anwendung von Paracetamol und Ibuprofen bei Eltern zu<br />
Dosierungsfehlern mit dem Risiko von Überdosierungen führen kann.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass derzeit (noch) keine guten<br />
Daten verfügbar sind. Viele Kinderärzte praktizieren die alternierende<br />
Gabe dieser Antipyretika. Die Studien fanden eine gute Verträglichkeit<br />
der Wirkstoffe, auch in Kombination. Fieber ist ein Teil der Infektionsabwehr;<br />
die Fieberursache muss daher ausfindig gemacht werden. Wichtig<br />
ist es auf alle Fälle, die Eltern von fiebernden Kindern auf eine ausreichende<br />
Flüssigkeitszufuhr hinzuweisen.<br />
In Kooperation mit der Pharmazeutischen Abteilung der Österreichischen<br />
Apothekerkammmer. Sie erreichen das Team der Pharmazeutischen<br />
Abteilung unter: Tel. 01/404 14-500, Mo–Fr: 08.00 bis 18.00 Uhr.<br />
KURZ GEMELDET<br />
Hormone besser als Pflaster geben<br />
Das Risiko für Thromboembolien unter Hormonersatztherapie scheint<br />
von der Darreichungsform der Östrogene und Gestagene abzuhängen:<br />
Während bei oraler Einnahme das Erkrankungsrisiko um 58 % steigt, erleiden<br />
Anwenderinnen transdermaler Präparate nicht häufiger Thrombosen<br />
oder Embolien als Nichtanwenderinnen. Zu diesem Schluss<br />
kommen die Forscher nach Auswertung der Daten von 80.396 peri- und<br />
postmenopausalen Patientinnen, die während eines Zeitfensters von<br />
20 Jahren erstmals eine Venenthrombose oder Embolie erlitten hatten.<br />
7,2 % dieser Frauen und 5,5 % der insgesamt 391.494 Kontrollen hatten in<br />
den 90 Tagen vor dem Indexdatum Hormonpräparate angewendet – in<br />
der überwiegenden Zahl der Fälle in Tablettenform.<br />
Vinogradova Y et al., BMJ <strong>2019</strong>; 364: k4810<br />
DR. BARBARA KREUTZKAMP<br />
Bei kaum einer anderen Erkrankung<br />
ist mit sich so hartnäckig<br />
haltenden Mythen und obskuren<br />
Therapieansätzen zu kämpfen<br />
wie beim kindlichen atopischen<br />
Ekzem, stellt Prof. Dr. Peter H.<br />
Höger vom Katholischen Kinderkrankenhaus<br />
Wilhelmsstift in<br />
Hamburg fest. Im bes ten Fall<br />
schaden die „alternativen“ diagnostischen<br />
und therapeutischen<br />
Verfahren nicht. Schwierig wird<br />
die Sache aber, wenn den Kindern<br />
dadurch von Eltern die wirksame<br />
Therapie vorenthalten wird, so der<br />
Pädiater und Dermatologe. Ausführliche<br />
Beratung und Elternschulung<br />
sind daher die wichtigsten<br />
Maßnahmen, den Kindern<br />
wirksam zu helfen.<br />
Baden je nach Verlauf<br />
Falsche Vorstellungen herrschen<br />
bereits beim Waschen und Baden.<br />
Tatsächlich trocknen zu häufige<br />
Bäder die Haut aus, weshalb sich<br />
im chronischen Stadium eine gewisse<br />
Zurückhaltung vor allem bei<br />
hartem Wasser empfiehlt. Anders<br />
dagegen im akuten Schub, in dem<br />
die Vorteile überwiegen: Die Haut<br />
wird rasch hydratisiert, Sekret und<br />
Keime werden entfernt und das<br />
nach dem Bad auf der Haut verdunstende<br />
Wasser lindert den quälenden<br />
Juckreiz.<br />
Die Empfehlung: Im akuten<br />
Schub 2–3 Vollbäder mit warmem<br />
(35–38 o C) Wasser täglich über 3–5<br />
Tage, dazu „fett-feuchte“ Verbände<br />
mit regelmäßigem Wechsel alle<br />
4–6 Stunden. Kontraindiziert sind<br />
diese „wet wraps“ allerdings bei<br />
floriden bakteriellen oder viralen<br />
Superinfektionen. Bei generalisiertem<br />
Befall sollten zur Vermeidung<br />
von Hypothermie Stamm und Extremitäten<br />
abwechselnd behandelt<br />
werden.<br />
Rückfettende Badezusätze sind<br />
dagegen nicht notwendig, wenn<br />
anschließend gut gecremt wird.<br />
Auch antiseptische Badezusätze<br />
Topische Cortisontherapie: Genaue<br />
zur Reduktion der überdurchschnittlich<br />
hohen Staphylokokken-Kolonisation<br />
sind laut einer<br />
Metaanalyse überflüssig. Am besten<br />
reduziert noch die konsequente<br />
antiinflammatorische Therapie<br />
mit Corticoid-Topika die<br />
Keimzahl, erklärt der Spezialist.<br />
Regeln gegen Cortisonangst<br />
Allerdings braucht es immer noch<br />
viel Geduld, den Eltern ihre Angst<br />
vor topischen Corticoiden zu nehmen.<br />
Werden aber wichtige<br />
Grundregeln beherzigt, lassen sich<br />
vielleicht doch einige Eltern von<br />
Wirksamkeit und Sicherheit der<br />
Corticoid-Topika überzeugen. Högers<br />
Empfehlungen zur topischen<br />
Corticoidtherapie bei Kindern:<br />
▶ nur Methylprednisolon und<br />
Prednicarbat (Wirkstärke II)<br />
oder Mometason (Wirkstärke<br />
III) verschreiben,<br />
▶ nicht im Gesicht und intertriginösen<br />
Bereichen verwenden,<br />
▶ im akuten Schub für 1–2 Wochen<br />
einmal täglich auftragen,<br />
danach 2 Wochen alle 2 Tage<br />
und dann 3–6 Wochen zweimal<br />
pro Woche,<br />
FOTOS: GETTYIMAGES/NIC01AY; MARCOROCO