Pharmaceutical Tribune 05/2019
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2 AKTUELL | POLITIK | WIRTSCHAFT<br />
<strong>Pharmaceutical</strong> <strong>Tribune</strong> | Nr. 5 | 20. März <strong>2019</strong><br />
KURZ GEMELDET<br />
SV-Reform: Top-<br />
Jobs sind vergeben<br />
Die durch die Reform der Sozialversicherungsträger<br />
notwendigen Personalentscheidungen<br />
sind gefallen.<br />
Neuer Obmann der Österrei chischen<br />
Gesundheitskasse (ÖGK)<br />
wird Matthias Krenn (FPÖ). Sein<br />
Stellvertreter auf Arbeitnehmerseite<br />
wird der bisherige SGKK-Obmann<br />
Andreas Huss, MBA. Auch andere<br />
SV-Träger haben ihre Vorsitzenden<br />
nominiert: die Sozialversicherung<br />
der Selbständigen wird von Peter<br />
Lehner geleitet, die Beamten soll<br />
Dr. Norbert Schnedl führen. Der<br />
neue Obmann der PVA wird Peter<br />
Schleinbach, der sich mit dem Arbeitgebervertreter<br />
Andreas Herz,<br />
MSc, abwechseln wird. Die AUVA<br />
wird künftig von Mag. Bernhard<br />
Achitz geleitet, von den Arbeitgebern<br />
wird DI Mario Watz entsandt.<br />
In den Überleitungsausschuss wurden<br />
von Arbeitnehmerseite weiters<br />
Barbara Treiber, Dr. David Mum, DI<br />
Franz Binderlehner und Mag. Manuela<br />
Majeranowski nominiert. Für<br />
die ÖVP-Arbeitnehmer soll Mag.<br />
Martin Schaffenrath einziehen. Die<br />
sechs Arbeitgebervertreter werden<br />
neben Krenn die vom Wirtschaftsbund<br />
entsandten Mag. Peter Genser,<br />
Dr. Christian Moser, Ursula<br />
Krepp, Dr. Helwig Aubauer und<br />
Mag. Martin Puaschitz sein. APA<br />
Don’t smoke:<br />
Hoffen auf VfGH<br />
Der Verfassungsgerichtshof (VfGH)<br />
soll im Zuge seiner März-Session<br />
über die Raucher-Regelung der Regierung<br />
entscheiden. Eigentlich<br />
hätte die Entscheidung über die<br />
Aufhebung des Rauchverbots in der<br />
Gastronomie schon im Dezember<br />
fallen sollen, das wurde aber verschoben.<br />
Die Stadt Wien, zwei Gastronomiebetriebe<br />
und zwei Nichtraucher<br />
(Vater und Tochter) hatten<br />
sich an das Höchstgericht gewandt.<br />
Sie wollen erreichen, dass die Aufhebung<br />
des Rauchverbots in der<br />
Gastronomie durch die türkis-blaue<br />
Regierung gekippt wird. APA<br />
Digitalisierung kostet Geld: Verband will<br />
WIRTSCHAFTSBERICHT ■ Die Margen sinken, gleichzeitig muss in die geforderte Digitalisierung<br />
fordert daher finanzielle Unterstützung von der öffentlichen Hand bzw. der Sozialversicherung.<br />
MAG. HARALD FERCHER<br />
E-Medikation, Umsetzung der<br />
EU-Fälschungsrichtlinie und demnächst<br />
das E-Rezept – die Digitalisierungswelle<br />
hält Österreichs<br />
Apotheken auf Trab. Und sie sorgt<br />
für Mehraufwand und zusätzliche<br />
Kosten, wie Mag. Jürgen Rehak,<br />
Präsident des Österreichischen<br />
Apothekerverbandes, betont.<br />
Gleichzeitig schwinden die Margen<br />
in Form der durchschnittlichen<br />
Krankenkassenspannen. Rehak fordert<br />
deshalb von der öffentlichen<br />
Hand bzw. den Sozialversicherungsträgern<br />
finanzielle Unterstützung,<br />
um die Investitionen im Zusammenhang<br />
mit der Digitalisierung<br />
abfedern zu können.<br />
Rehak:<br />
„Wir sehen uns<br />
angesichts der<br />
Entwicklung<br />
im Markt nicht<br />
in der Lage,<br />
diese Kosten<br />
zu stemmen.“<br />
Kostenfalle Digitalisierung<br />
Das Tempo, mit der die Digitalisierung<br />
die Apotheken vorantreibt,<br />
hat es in sich: Im Februar<br />
2018 wurde mit dem Ausrollen der<br />
E-Medikation begonnen, diese soll<br />
Ende des Jahres abgeschlossen<br />
sein. Um die E-Medikation einführen<br />
zu können, mussten die<br />
Apotheken in die Software investieren.<br />
Es gab zwar einen Zuschuss<br />
vom Gesundheitsministerium<br />
und der Sozialversicherung<br />
für die Einführung der Software,<br />
für den Betrieb selbst allerdings<br />
nicht, hält Rehak fest.<br />
Am 9. Februar dieses Jahres,<br />
knapp ein Jahr später, wurde die<br />
sogenannte EU-Fälschungsrichtlinie<br />
umgesetzt, die wiederum Kosten<br />
bei der Software-Einführung<br />
nach sich zieht. Die ersten praktischen<br />
Erfahrungen zeigen, dass es<br />
immer wieder zu Problemen mit<br />
Entwicklung Umsatz vs. Kosten vs.<br />
Vergütung (Krankenkasse)<br />
Indexdarstellung: Jahr 2013 = 100%<br />
125%<br />
123%<br />
120%<br />
120%<br />
Umsatz<br />
115%<br />
115%<br />
112% Kosten<br />
112%<br />
110%<br />
109%<br />
107%<br />
106%<br />
1<strong>05</strong>%<br />
Vergütung<br />
1<strong>05</strong>%<br />
103%<br />
1<strong>05</strong>,4% 1<strong>05</strong>,2%<br />
104,2%<br />
100%<br />
103,2%<br />
100% 102,19%<br />
2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
Jahr<br />
Quelle: Österreichischer Apothekerverband nach ÖAK bzw. eigenen Berechnungen<br />
unvollständigen Daten kommt. Rehak<br />
schildert: „Am 9. Februar sind<br />
wir gestartet und in der ersten<br />
Stunde hatten wir 400 Fehlermeldungen.<br />
Von diesen 400 Meldungen<br />
waren zwei auf die Apothekensoftware<br />
zurückzuführen und die<br />
anderen zu nahezu 100 Prozent auf<br />
fehlerhafte Daten der Industrie.“<br />
Der nächste Digitalisierungsschritt<br />
steht bereits im Jahr 2020 an. Dann<br />
soll das E-Rezept in einem Pilotversuch<br />
starten und bis 2022 über<br />
ganz Österreich ausgerollt werden,<br />
was wiederum Kosten nach sich<br />
ziehen wird. „Wir sehen uns angesichts<br />
der Entwicklung im Markt<br />
nicht in der Lage, diese Kosten zu<br />
stemmen“, meint der Präsident des<br />
Apothekerverbandes.<br />
Spannen auf Rekordtief<br />
Wie stark die Erträge, aus denen<br />
die Kosten für Personal, Mieten,<br />
Versicherungen getragen werden<br />
müssen, zurückgegangen sind,<br />
schildert Mag. Wolfgang Trattner<br />
von der Wirtschaftsabteilung des<br />
Apothekerverbandes. Die Margen<br />
in Form der durchschnittlichen<br />
Krankenkassenspannen lagen 2014<br />
noch bei 16,36 Prozent, 2018 sind<br />
sie auf den historischen Tiefstand<br />
von 14,54 Prozent gefallen. Zwar<br />
stieg der Krankenkassenumsatz<br />
2018 um 2,9 Prozent auf 2,876 Milliarden<br />
Euro, weil aber die Krankenkassenspanne<br />
zurückgegangen<br />
ist, blieb den Apotheken am Ende<br />
weniger Geld in der Kasse. Das<br />
zeigt eine einfache Rechnung: Bei<br />
FOTOS: ANDREAS UHER; GETTYIMAGES/GPOINTSTUDIO