März 2019 / West
Das HEV-Magazin geht adressiert per Post an die Mitglieder des HEV (Hauseigentümer) im Kanton Solothurn, an Immobilientreuhänder, Verwaltungen, Banken, Versicherungen, Architekten, Unternehmen des Baugewerbes, Amtsstellen. Das HEV-Magazin des Kantons Solothurn erscheint 4x im Jahr in drei Regionen.
Das HEV-Magazin geht adressiert per Post an die Mitglieder des HEV (Hauseigentümer) im Kanton Solothurn, an Immobilientreuhänder, Verwaltungen, Banken, Versicherungen, Architekten, Unternehmen des Baugewerbes, Amtsstellen. Das HEV-Magazin des Kantons Solothurn erscheint 4x im Jahr in drei Regionen.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Diego Ochsner, Amt für Militär und Bevölkerungsschutz<br />
Schutzraum? Naturgefahren nehmen zu!<br />
Der Zivilschutz ist überholt und der Schutzraum verkommt bisweilen zum gut assortierten Weinkeller oder<br />
zum «Messie-Museum», wie das Boulevardblatt Blick einst titelte. Allen Unkenrufen zum Trotz gehört der Zivilschutz<br />
zu einem überaus wichtigen Pfeiler des Systems Bevölkerungsschutz in unserem Land.<br />
Das HEV-Magazin hat mit Oberst i Gst<br />
Diego Ochsner, dem kantonalen<br />
Chef Amt für Militär und Bevölkerungsschutz<br />
(AMB) über den Zivilschutz<br />
allgemein und den Schutzraum im<br />
eigenen Wohnheim ganz speziell gesprochen.<br />
Herr Ochsner, Sie sind Chef des AMB<br />
(Amt für Militär und Bevölkerungsschutz)<br />
und des KFS (Kantonaler Führungsstab).<br />
Wie lassen sich Ihre Funktion<br />
und vor allem auch ihre Befugnisse<br />
umschreiben?<br />
Meine Funktion umfasst drei zentrale Bereiche:<br />
Ich bin verantwortlich für die Militärverwaltung,<br />
den Bezug des Wehrpflichtersatzes<br />
sowie für die Ausbildung<br />
und Verwaltung des Zivilschutzes und der<br />
Katastrophenvorsorge. Zudem bin ich<br />
Delegierter des Regierungsrates für die<br />
wirtschaftliche Landesversorgung.<br />
Was heisst das konkret?<br />
Bei der wirtschaftlichen Landesversorgung<br />
stellt sich primär eine Planungsund<br />
Vorsorgeaufgabe. Als Chef des Kantonalen<br />
Führungsstabes (KFS) bin ich in<br />
ausserordentlichen Situationen Bindeglied<br />
und Koordinator des Bevölkerungsschutzes<br />
(Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst,<br />
Zivilschutz, Technische Betriebe<br />
und notfalls auch Armee). In dieser Funktion<br />
als Chef KFS unterstehe ich direkt<br />
dem Regierungsrat des Kantons Solothurn.<br />
Wenig beliebt, so scheint es allenthalben,<br />
ist die Schutzraumpflicht bei<br />
einem Einfamilienhaus. Sie verursacht<br />
zusätzliche Kosten. Sind Schutzräume<br />
subventioniert?<br />
Subventionen gibt es dafür weder vom<br />
Bund noch von den Kantonen.<br />
Und trotzdem muss ich einen Schutzraum<br />
im eigenen Haus haben?<br />
Nicht in jedem Fall. Die Schutzraumpflicht<br />
ist grundsätzlich im Bundesgesetz<br />
verankert. Die Schutzraumpflicht wurde<br />
aber 2012 gelockert. Nur wer als Bauherr<br />
mehr als 37 Zimmer innerhalb einer<br />
Liegenschaft baut, muss auch entsprechenden<br />
Schutzraum miteinplanen. Die<br />
Pflicht gilt also nur noch für Mehrfamilienhäuser<br />
oder Siedlungen. Ausnahmen<br />
gibt es für kleinere Dörfer mit weniger als<br />
1000 Einwohnern. Wer kleinere Objekte<br />
baut, kann sich von der Baupflicht mit<br />
einem Gesuch befreien lassen. Anstelle<br />
der Mehrkosten für einen Schutzraum bezahlt<br />
er einen Ersatzbeitrag von 800 Franken<br />
pro Schutzplatz.<br />
Oberst i Gst Diego<br />
Ochsner, Chef Amt für<br />
Militär und Bevölkerungsschutz<br />
des<br />
Kantons Solothurn.<br />
Mit welchen Kosten muss man in einem<br />
Einfamilienhaus für eine Zivilschutzanlage<br />
rechnen?<br />
Ein Beispiel: Bei einem Einfamilienhaus<br />
mit sechs Zimmern müsste ein Schutzraum<br />
mit vier Schutzplätzen gebaut wer-<br />
den. Die Mehrkosten für einen Teil des<br />
Kellers als Schutzraum zu gestalten belaufen<br />
sich in diesem Fall auf rund 6000<br />
Franken. Wird eine Befreiung der Schutzraumbaupflicht<br />
beantragt, muss für das<br />
gleiche Einfamilienhaus ein einmaliger<br />
Ersatzbeitrag von 3200 Franken bezahlt<br />
werden. Mit der Bezahlung des Ersatzbeitrages<br />
ist die Gemeinde in der Pflicht,<br />
entsprechende Schutzplätze zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Wie sehen die Bauvorschriften aus von<br />
Schutzräumen für Private?<br />
Die Bauvorschriften sind vom Bund in den<br />
Technischen Weisungen für den Pflichtschutzraumbau<br />
(TWP 84) und in den<br />
Technischen Weisungen für die Konstruktion<br />
und Bemessung von Schutzraumbauten<br />
2017 (TWK 2017) beschrieben. Es<br />
geht dabei um drei Bereiche. Für Schutzräume<br />
wird eine Mindestdicke der Wände<br />
und Decken von 30 Zentimeter (statt<br />
25 Zentimeter) verlangt. Die Armierung ist<br />
ebenfalls massiver und im Detail für alle<br />
möglichen Konstruktionen vorgeschrieben.<br />
Damit die Schutzräume luftdicht<br />
abgeschlossen werden können, sind<br />
Panzertüren und -deckel zwingend vorgeschrieben.<br />
Letztere verschliessen die<br />
Fenster, welche zum Notausstieg führen.<br />
Im Weiteren sind ein Überdruckventil und<br />
ein Spirorohr (Luftfassung) einzubauen.<br />
Letzter Punkt ist ein Ventilationsaggregat<br />
mit Filter. Es sorgt mit dem Aktivkohlenfilter<br />
für frische Luft und Sauerstoffzufuhr.<br />
Was ist bei der Planung eines Schutzraumes<br />
vor allem zu beachten?<br />
Der Keller sollte im Bereich des Schutzraumes<br />
im Erdreich verbaut sein. Wenn<br />
der Schutzraum mit den Aussenwänden<br />
nicht unterirdisch ist, werden noch dickere<br />
Wände verlangt, was sehr aufwändig<br />
ist. Das Lüftungsaggregat muss zwingend<br />
der Pflichtgrösse entsprechen. Oft<br />
entsprechen die Armierungspläne den<br />
Vorgaben und Dimensionen der TWP 84<br />
und TWK 2017 nicht.<br />
Das sind die baulichen Vorschriften.<br />
Gibt es Gegenstände und Hilfsmittel,<br />
die man ständig im Schutzraum lagern<br />
sollte?<br />
30