TSG-Journal - 1/2019

MEHR ALS LAUFEN, SPRINGEN UND WERFEN
Die KiSS-
Profilgruppen
Ab der A3 (9/10 Jahre) wählen die Kinder
in der KiSS eine Profilgruppe, in
der A4 (10-12 Jahre) zwei. Sportartspezifisch
tauchen die Kinder hier in die
Welt der Individual- oder Mannschaftssportarten.
Den Anfang der Vorstellung
der Profilgruppen hat im letzten
Journal Zirkus gemacht, Leichtathletik
und Ballsport folgen nun.
PG LEICHTATHLETIK
Die Ausrichtung der PG Leichtathletik
orientiert sich am Kinderleichtathletik-Konzept
des Deutschen-Leichtathletik-Verbandes.
Die Inhalte schulen
die grundlegende Motorik der Kinder,
bieten Abwechslung, decken die ganze
Bandbreite leichtathletischer Bewegungen
ab, fördern die psychische
und kognitive Entwicklung und initiieren
Lernfortschritte und Freude an der
Bewegung. Darüber hinaus wird immer
wieder „über den Tellerrand geschaut“.
Elemente aus der Sportspielvermittlung,
dem Gerätturnen oder dem Trampolin
werden aufgegriffen und im Unterricht
altersgemäß eingebaut. Durch „sich
messen mit anderen“ in altersgemäßen
Spiel- und Wetteiferformen, als auch
durch die Bewusstmachung individueller
Lernfortschritte, lernen die Kinder ihre
eigene Leistung einzuschätzen und positiv
zu bewerten. Die Ausrichtung der
Leichtathletik bietet daneben auch für
viele andere Sportarten eine hervorragende
Grundausbildung.
PG BALLSPORT
In der Profilgruppe
Ball werden Fähigkeiten
wie Fangen,
Werfen und
Schießen mit dem
Ball geschult und
erlernt. Dies wird
durch eine Reihe
von Spielen und
verschiedenen Aufgaben
bewältigt. Es
gilt, den Umgang
mit dem Ball mit viel Spaß zu gestalten.
Dafür werden verschiedene Spiele
verwendet, die vor allem den Fokus
auf Fangen, Werfen und Laufen legen.
Im sportartspezifischen Teil der Stunden
werden die Kinder näher an die
Ballsportarten herangeführt. Diese
Sportarten sind oft die traditionellen
Sportarten wie Fußball, Handball und
Basketball. Jedoch werden auch neue
Sportarten wie z.b Cricket integriert.
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„WARUM FRÜHKINDLICHE REFLEXE BEIM LERNEN UND BEI
SPORTLICHEN AKTIVITÄTEN STÖREN KÖNNEN“
Wenn Kinder nicht stillsitzen können, wenn sie
sprach-, lern- und verhaltensauffällig sind, oder
Schwierigkeiten bei sportlicher Betätigung
(z.B. beim Ballspielen, Klettern, Schwimmen,
Radfahren…) haben, kann das an den noch
aktiven, frühkindlichen Reflexen liegen. Sagt
Andrea Schmiedel-Lehnert. Sie arbeitet als Reflexintegrations-Trainerin,
Kinder-, Jugend- und
Erwachsenencoach in Weinheim.
FRAU SCHMIEDEL-LEHNERT, WAS GE-
NAU SIND „FRÜHKINDLICHE“ REFLEXE?
Andrea Schmiedel-Lehnert: Reflexe sind durch
unser Stammhirn gesteuerte, biologisch festgelegte
unwillkürliche Muskelreaktionen, die
durch einen Stimulus ausgelöst werden. Das
Wort „unwillkürlich“ drückt es schon aus – auf
diese Muskelreaktionen kann der Mensch/das
Kind keinen willentlichen Einfluss nehmen. Es
ist, als ob sich in einem Flugzeug der Autopilot
einschaltet und der Pilot keine Kontrolle mehr
über das Flugzeug hat. Im Mutterleib, während
der Geburt und im ersten Lebensjahr haben diese
unwillkürlichen Muskelreaktionen, die frühkindlichen
Reflexe also, eine enorm wichtige
Bedeutung für den Muskelaufbau, die Koordination
und die Gehirnreife des Kindes. Ist die
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Aufgabe der frühkindlichen Reflexe in den jeweiligen
Entwicklungsphasen erfüllt, müssen sie
wieder verschwinden (sich integrieren). So kann
sich das Baby, körperlich und geistig wunderbar
entwickeln. Ursachen für nicht integrierte Reflexe
können beispielsweise Stress, schwierige
Schwangerschafts- und/oder Geburtsverläufe
sein. Bleibt ein Reflex noch bestehen, können
Probleme/Symptome auftreten, besonders in
Kita und Schule, wo Kinder auf eine bestimmte
Art funktionieren müssen.
WELCHE PROBLEME/SYMPTOME KÖN-
NEN DAS SEIN?
Andrea Schmiedel-Lehnert: Sie reichen von
Unruhe, verkrampfter Stifthaltung, verdrehen
von Zahlen und Buchstaben, fehlender Impulskontrolle,
leichter Ablenkbarkeit, Lese-, Rechtschreib-
und Rechenschwäche über, Konzentrationsprobleme,
auf den Füßen sitzen, bis hin
zu Schwierigkeiten bei bestimmten sportlichen
Aktivitäten. Betroffene Kinder müssen ständig
gegen diese unwillkürliche reflexartige Muskelbewegung
ankämpfen.
SIE ARBEITEN MIT DIESEN KINDERN UND
IHREN FAMILIEN NACH EINEM BESTIMM-
TEN SYSTEM.
Andrea Schmiedel-Lehnert: Es ist ein effektives
Bewegungstraining, das sich „Reflexintegration“
nennt. Ich hemme damit langfristig den
Reflex. Zusätzlich wird es durch bilaterale Stimulation
unterstützt. Das Training beschleunigt
den Aufbau stabiler Nervenbahnen zwischen
den Funktionsbereichen im Gehirn. Es verbessert
die Symptome ganz ohne Medikamente
oder Therapien. Die Trainingsstunden finden alle
vier Wochen über mindestens ein halbes Jahr
statt, dazu gehört auch ein tägliches kurzes
Übungsprogramm zu Hause.