LEBE_74
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Er war bescheiden, zurückhaltend und immer da,<br />
wenn man ihn brauchte. Viele Worte hat er nicht<br />
gemacht. Aber zuhören konnte er. Großzügig<br />
war er und pflichtbewusst. Sein Gehorsam<br />
beeindruckt noch heute. Gott vertraute<br />
er blind, und seine Frau und ihr<br />
Kind liebte er über alles.<br />
Wir wissen wenig über ihn. Aus dem<br />
Geschlecht Davids stammte er. So<br />
berichten es die Evangelisten Lukas und<br />
Matthäus. Der Mann Marias erscheint<br />
im Neuen Testament fast ausschliesslich<br />
in der Kindheitsgeschichte.<br />
Als seinen Wohnort nennen Matthäus<br />
wie Lukas den damals völlig unbedeutenden<br />
Ort Nazaret. Zimmermann war<br />
sein Beruf, und Jesus, sein Pflegesohn,<br />
trat zunächst in seine Fußstapfen.<br />
Gerecht und gehorsam<br />
Matthäus beschreibt Josef als gerechten<br />
Mann: Als er bemerkte, dass seine<br />
Verlobte ein Kind erwartete, wollte er sie<br />
auf möglichst schonende Weise aus dem<br />
Ehevertrag entlassen. Und als ein Engel<br />
Gottes ihm im Traum bedeutete, dass<br />
Maria dem Sohn Gottes das Leben<br />
schenken werde, verschloss er sich der<br />
göttlichen Führung nicht. Er nahm seine<br />
Aufgabe als Nährvater Jesu und Ehemann<br />
Mariens an und war Gott bis zu<br />
seinem Tod bedingungslos gehorsam.<br />
Wann er gestorben ist, wissen wir nicht.<br />
Da er aber im öffentlichen Leben Jesu<br />
nicht mehr erwähnt wird, können wir<br />
davon ausgehen, dass er zu dieser Zeit<br />
bereits tot war. Zusammen mit Maria war<br />
Josef der erste Hüter des göttlichen<br />
Geheimnisses, und er war auch der<br />
erste, der am Glauben der Gottesmutter<br />
teilhatte und sie dadurch im Glauben an<br />
die göttliche Verkündigung unterstützte<br />
(Enzyklika Redemptoris Custos II 5).<br />
Zeichnet das Neue Testament ein eher<br />
blasses Bild von Josef, so wird sein<br />
Leben in den apokryphen Evangelien, in<br />
der Kindheitsgeschichte des Thomas<br />
und im Pseudo-Matthäusevangelium<br />
ausgemalt. Besonders phantasievoll ist<br />
die um 400 in Ägypten verfasste<br />
„Geschichte von Joseph dem Zimmermann“.<br />
Die Verehrung des Heiligen Josef<br />
In der Frömmigkeitsgeschichte wurde<br />
Josef erst im 15. Jahrhundert bedeutsam.<br />
Es war Bernhard von Clairvaux<br />
(+ 1153), der den heiligen Josef in seinen<br />
Predigten als wichtige Gestalt entdeckte.<br />
In den vorhergehenden tausend Jahren<br />
der Kirchengeschichte hatte man Josef<br />
als Randfigur betrachtet. Bedeutende<br />
mittelalterliche Gelehrte folgten dem<br />
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Hl. Josef<br />
- ein Mann zum Verlieben,<br />
wie Frauen ihn sich wünschen, auch heute.<br />
Beispiel des heiligen Bernhard und beschäftigten<br />
sich eingehend mit dem Nährvater Jesu. Sie<br />
schufen die Grundlage für die Verehrung des<br />
Das folgende Gebet zum heiligen Josef wurde von Papst Leo XII<br />
und erneut von Papst Johannes Paul II. in Redemptoris Custos<br />
(Apostolisches Schreiben über die Gestalt und Sendung des heiligen<br />
Josef im Leben Christi und der Kirche, 1989) empfohlen:<br />
NIMM UNS UNTER DEINEN SCHUTZ<br />
Bei dir, heiliger Josef, suchen wir Zuflucht. Wir haben deine Heiligste<br />
Braut um Hilfe angefleht und bitten nun vertrauensvoll<br />
um deinen väterlichen Schutz.<br />
Um der Liebe willen, die dich mit der Unbefleckten Jungfrau<br />
und Gottesmutter verbindet, um der väterlichen Liebe willen,<br />
mit der du das Jesuskind umfangen hast, bitten wir dich flehentlich:<br />
Schau gütig herab auf die Kirche, die Jesus Christus durch sein<br />
Blut sich erworben hat, und komm unseren Nöten durch deine<br />
Macht zu Hilfe.<br />
Du hast in treuer Sorge gewacht über die heilige Familie; schütze<br />
nun auch die auserwählten Kinder Jesu Christi.<br />
Liebreicher Vater, halte fern von uns jede Ansteckung durch Irrtum<br />
und Verderbnis. Du starker Beschützer, steh uns vom Himmel<br />
gnädig bei in unserem Kampf gegen die Mächte der Finsternis.<br />
Wie du einst das Jesuskind aus höchster Lebensgefahr gerettet<br />
hast, so verteidige jetzt die Heilige Kirche Gottes gegen alle<br />
Nachstellungen ihrer Feinde und gegen jede Widerwärtigkeit.<br />
Jeden von uns aber nimm unter deinen beständigen Schutz,<br />
damit wir nach deinem Beispiel und mit deiner Hilfe heilig<br />
leben, gut sterben und die ewige Glückseligkeit im Himmel<br />
erlangen. Amen<br />
von Judith Rosen<br />
heiligen Josefs, dem die Kirche erst im 15. Jahrhundert<br />
ein eigenes Fest widmete. Dies geht vor<br />
allem auf die Bemühungen der Franziskaner<br />
zurück. Sie begeisterten das Volk für die<br />
Verehrung des heiligen Josef. Seit der<br />
Barockzeit wird der Heilige als Patron<br />
einer guten –Sterbestunde angerufen.<br />
Papst Pius IX. erklärte Josef zum „Schutzpatron<br />
der katholischen Kirche.“ Und 1962<br />
fügte Papst Johannes XXIII., der eine tiefe<br />
Verehrung für den heiligen Josef empfand,<br />
dessen Namen in das erste Hochgebet der<br />
Messe ein.<br />
Mit dem Herzen glauben<br />
Josef war ein Mann des Traumes und der<br />
Intuition. Ihn auf eine stille Rolle im Hintergrund<br />
zu reduzieren, täte ihm unrecht.<br />
Gegen seinen Verstand glaubte er an die<br />
Vernunft des Herzens. Er zweifelte keinen<br />
Augenblick an der Erklärung des Engels für<br />
die Schwangerschaft seiner Verlobten.<br />
Was für ein Urvertrauen! Nicht nur auf<br />
Gott, sondern auch auf die Frau, die er liebte.<br />
Seine bedingungslose Liebe, die frei von<br />
Selbstsucht war, schuf den irdischen<br />
Grund, auf dem sich Maria und Jesus ihrer<br />
Berufung gemäß entfalten und ihren Weg<br />
gehen konnten.<br />
Begabungen fördern.<br />
Josef war nach heutigem Verständnis ein<br />
moderner Mann, ein Partner, wie Frauen<br />
ihn sich wünschen. Vor 2000 Jahren hat er<br />
die Eigenschaften gelebt, die auch heute<br />
von einem guten Ehemann erwartet werden.<br />
Er hat Maßstäbe für die christliche<br />
Ehe gesetzt.<br />
Wer wie er wirklich liebt, freut sich nicht<br />
nur am geliebten Menschen, sondern<br />
erkennt auch seine Begabungen und fördert<br />
sie. Das Erfolgsrezept einer gelungenen<br />
Ehe besteht nicht allein darin, dass die<br />
Partner gelernt haben, Fehler und Schwächen<br />
des anderen anzunehmen und den<br />
Alltag harmonisch zu gestalten. Zwar ist<br />
das schon sehr viel, denn die Schwächen<br />
des Partners sind schnell erkannt. Aber<br />
wie steht es mit seinen Begabungen, zumal<br />
mit denen, die nicht schreiend nach Entdeckung<br />
rufen, die der Förderung bedürfen<br />
und Zeit beanspruchen? Frauen tun sich da<br />
traditionell leichter. Nicht von ungefähr<br />
heißt es: „Hinter einem erfolgreichen<br />
Mann steht eine kluge Frau“.<br />
In seiner Fürsorge, Rücksichtnahme und<br />
seinem Einfühlungsvermögen ist Josef Vorbild<br />
eines guten Ehepartners. Und Maria?<br />
Sie ist eine kluge Frau. Denn bevor die<br />
Geschichte mit dem Kind, dem Engel und<br />
den Hirten ihren Anfang nahm, hat sie „Ja“<br />
zu Josef gesagt. Und genau da beginnt<br />
wahre Emanzipation.<br />
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