Scheunentor19-2
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Kreuz und quer<br />
Gottesdienstliche Erneuerungsbewegungen<br />
forderten auch für Evangelische die<br />
Möglichkeit der Rückkehr zur weißen<br />
Albe. In Schweden wurde das alte Meßgewand<br />
nie abgeschafft. Die lutherischen<br />
Kirchen Nordamerikas haben es in den<br />
letzten Jahrzehnten wieder eingeführt.<br />
Dienst ...<br />
Unverkennbar evangelisch: Schwarzer Talar<br />
und weißes Beffchen. Foto: Archie Veith<br />
ckelt: ein weißer Kragen, der das Gewand<br />
vor Schmutz und Puder schützte. Als mit<br />
dem Wandel der Haarmode die Schutzfunktion<br />
überflüssig wurde, schrumpfte<br />
der Kragen zum „Beffchen“, das bei<br />
Lutheranern gespalten, bei Reformierten<br />
ganz und bei unierten Pfarrern nur halb<br />
zusammengenäht ist.<br />
Friedrich Wilhelm III. hatte wohl<br />
den Geschmack der Zeit getroffen.<br />
Schwarz als festliche Farbe war gerade<br />
im Kommen. Das einheitliche Gewand<br />
wurde als würdig und angemessen<br />
erachtet und verbreitete sich schnell<br />
auch über Preußens Grenzen hinaus.<br />
Doch das modische Empfinden<br />
hat es so an sich, sich zu wandeln. Im<br />
20. Jahrhundert kam Kritik am schwarzen<br />
Talar auf. Die Farbe, die einmal als<br />
feierlich galt, wurde nun als freudlos<br />
empfunden. Der Talar galt als Symbol<br />
von Obrigkeitsdenken und Beamtenstaat.<br />
Talar und Beffchen, eine Marke der<br />
Evangelischen Kirche<br />
Auch in der Evangelischen Kirche in<br />
Hessen und Nassau (EKHN) ist (wie in<br />
anderen Landeskirchen) das helle<br />
Gewand bei besonderen Anlässen wieder<br />
erlaubt. Dazu gehört dann eine Stola in<br />
der kirchenjahreszeitlichen Farbe. Und<br />
auch überm Talar darf inzwischen die<br />
Stola getragen werden. Eine farbenprächtige<br />
Vielfalt hat sich verbreitet. Nur<br />
bei Konfirmationen, Taufen, Trauungen<br />
und Beerdigungen sowie bei ökumenischen<br />
Gottesdiensten ist die Kleiderordnung<br />
der EKHN von 2002 wieder sehr<br />
streng. Außer Talar und Beffchen lässt<br />
sie nichts gelten. Hatte doch schon 1995<br />
die Unternehmensberatung McKinsey den<br />
Evangelischen ins Stammbuch geschrieben:<br />
Der schwarze Talar mit Beffchen ist<br />
ein bekanntes Markenzeichen der<br />
evangelischen Kirche, auf das sie nicht<br />
ohne Not verzichten sollte.<br />
Andreas Höfeld, Pfarrer in Erbach<br />
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