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Heimat-Rundblick Nr. 128, Frühjahr 2019

Heimatmagazin für Nordwestdeutschland

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Originalkopf Rolands im Fockemuseum<br />

Böhmen den Bildhauer Meister Johannes<br />

erkennen, verbunden durch eine Efeuranke<br />

mit seiner Ehefrau. Die schon erwähnte<br />

Ähnlichkeit mit dem Antlitz des Rolands<br />

ist ein weiterer Hinweis auf diese Theorie.<br />

– Unter ihm brachte Lüder von Bentheim<br />

während der Jahre von 1609 bis 1612<br />

(Umbau des Rathauses) eine Sandsteinverzierung<br />

ein, versehen mit einem Schriftzug.<br />

Rolf Gramatzki: „Fest steht, dass er kein<br />

Bremer Bildhauer ist.“ – Victor Curt Habicht,<br />

deutscher Kunsthistoriker, vermutet,<br />

dass ein Mitglied der Familie Parler in<br />

Meister Johannes zu suchen ist. Vater Peter<br />

Parler hat mit seinen Söhnen Wenzel und<br />

Johann der Bau- und Bildhauerkunst ein<br />

völlig neues Gesicht gegeben: Eines der<br />

Markenzeichen ihres Wirkens waren allein<br />

schon die Konsolfiguren! Die Begriffe „Weicher<br />

Stil“ und „Schöne Madonna“ in der<br />

Kunstgeschichte gehen auf diese drei Mitglieder<br />

der Familie Parler zurück!<br />

In mehreren Quellen wird Johann Hemeling<br />

als Fälscher bezeichnet: „Als Fälscher<br />

lässt sich Johann Hemeling ermitteln, …“<br />

(Autorität Freidank: … Ines Heiser, 2012);<br />

Kopf Johannes an der Bremer Rathausfassade<br />

„… ging der Bremer Dombaumeister Johann<br />

Hemeling daran, die Freiheit der<br />

Stadt Bremen“, „Urkundenfälschungen<br />

und entsprechende Interpolationen in die<br />

Stadtchronik …“ (Fälschungen im Mittelalter,<br />

1988) – Diese und weitere Beispiele<br />

zeigen an, welche Wege Johann Hemeling<br />

ging, um Bremen in der Hanse in einem<br />

besonderen Licht erscheinen zu lassen.<br />

Um 1400 intensivierten die norddeutschen<br />

Hansestädte ihre Handelsbeziehungen<br />

und erweiterten die Macht ihres Rates<br />

im Umkreis ihrer Städte … (Lieselotte Klink,<br />

Johann Hemeling, † 1428).<br />

„Item 8 sware schillinge unde 3 gr, do he<br />

den anderen breef sende tho hus, de synen<br />

wyve ward by Clawese.“<br />

Zum Vergleich: „Item Hermann dem lopere<br />

(dem Läufer) 10 grote 2 sware , do he<br />

Rodewolde den breef brachte tho Hannovere.“<br />

[1 Bremer Mark = 160 sware = 32<br />

grote]<br />

Der andere (zweite) Brief musste einen<br />

langen Weg zurücklegen. Nicht, wie angenommen,<br />

an Brede, seine Hausfrau in<br />

Bremen, war das Schreiben gerichtet. Seine<br />

Ehefrau in der Ferne sollte aus der Hand<br />

von Clawes (Zeelsleghere) den Brief persönlich<br />

empfangen, denn der wusste, wo<br />

er Meister Johannes und seinen Sohn Paul<br />

gemeinsam mit Jacob Olde abgeholt hatte.<br />

Um einen anderen Clawes kann es sich<br />

kaum handeln. – Für Johann Parler wird<br />

als Todesjahr ein Zeitraum zwischen 1405<br />

oder 1406 angegeben.<br />

„Item Hanse (Meister Johannes), Westvale<br />

unde zinen Knechte 10 gr myn 2 sware,<br />

dat se de schilde thozamende setten myt<br />

stro unde for dat stro.“ – Diese Notiz im<br />

Rechnungsbuch, sagt sie auch zusätzlich<br />

etwas aus? Westval musste ebenfalls ein<br />

ausgezeichneter Bildhauer sein, vermutlich<br />

handelte es sich um den Bruder Johann<br />

Parler.<br />

„Item Hanse ...“ Dieser Name für Meister<br />

Johannes wird zum Schluss des Rechnungsbuches<br />

benutzt. Ist das etwa der Hinweis<br />

darauf, dass dieser außergewöhnliche Bildhauer<br />

noch Jahrzehnte als Johannes Junge in<br />

der Hansestadt Lübeck, Roskilde, Vadstena,<br />

Stralsund nachgewiesen werden kann? …<br />

Es ist mehr als ein Verdacht, wir folgen der<br />

Spur in einem der nächsten Hefte.<br />

Mit der letzten Zahlung an Meister Johannes,<br />

zum Schluss nur noch Hanse genannt,<br />

ist dieser spurlos verschwunden.<br />

Wie auch Westval und sein Sohn Paul.<br />

Doch wie aus dem Nichts taucht in der<br />

Hansestadt Lübeck der Bildhauer Johannes<br />

Junge auf, im selben Stil schuf er dort und<br />

später unter diesem Namen in Roskilde<br />

(Dänemark), Kloster Vadstena (Schweden)<br />

und in Stralsund (Junge-Altar) im identischen<br />

Kunststil des Meisters Johannes seine<br />

Werke. In Schweden findet man eine ganze<br />

Reihe von Bildhauerarbeiten, die dem Stil<br />

der Arbeiten des Meisters Johannes nicht<br />

nur ähneln. Sie entstammen einer Werkstatt,<br />

eher einer Hand!<br />

Text und Fotos:<br />

Harald Steinmann<br />

6 RUNDBLICK <strong>Frühjahr</strong> <strong>2019</strong>

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