Leseprobe "Kopf-fit" Mai 2019

Akupunktur
Nadeln gegen Trauma
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Akupunktur hilft traumatisierten Menschen, schwerwiegende Erlebnisse zu verarbeiten.
Foto: DÄGfA
Dr. med. Richard Musil, Oberarzt der
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
am Universitätsklinikum München
(LMU).
VON SASKIA FECHTE
Der Tod eines geliebten Menschen
oder einschneidende
Momente in der Kindheit: Ereignisse,
die im Innersten erschüttern,
verlieren ihren Schrecken
selbst nach Jahren nicht. Dr. Richard
Musil, Leiter der Arbeitsgruppe
›Akupunktur in der Psychiatrie‹
am LMU, erklärt: »Der
Körper reagiert auf das Miterleben
von Katastrophen oder Gewalt
mit akuten Belastungsreaktionen,
die unbehandelt in einer
posttraumatischen Belastungsstörung
münden können.« Viele
Betroffene, die ein seelisches
Trauma nicht verarbeiten können,
entwickeln psychiatrische Erkrankungen.
Angst und
Schmerzen
Akute Belastungsreaktionen oder
zeitlich versetzte posttraumatische
Belastungsstörungen äußern
sich häufig in Angstzuständen
und Schlafstörungen. Einige Menschen
spüren körperliche Symptome,
etwa Schmerzen. Dr. Richard
Musil beschreibt: »Viele sind
antriebslos und ziehen sich aus
dem sozialen Leben zurück.« Im
Rahmen eines breit gefächerten
Therapiekonzeptes ergänzt er die
klassische psychotherapeutische
Behandlung um die Methode aus
der Traditionellen Chinesischen
Medizin. Die Nadelreize können
Patienten dabei unterstützen,
Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
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Glückshormone durch Akupunktur
In der Therapie von Suchtkranken
ist Ohrakupunktur bereits
etabliert. Bei der sogenannten
NADA-Methode, benannt nach
der New Yorker Organisation National
Detoxification Association,
werden Akupunkturnadeln an
drei bis fünf speziellen Punkten
auf beiden Seiten eingesetzt. Die
Reize stimulieren eine vermehrte
Hormonausschüttung im Gehirn,
etwa von Serotonin und Endorphin.
Diese Hormone bewirken
eine Schmerzlinderung und erhellen
die Stimmung. »Allgemein
gesprochen wirkt Akupunktur
auf Regionen im Gehirn, die für
die Verarbeitung von Gefühlen
zuständig sind«, berichtet Dr.
Musil. »Dadurch nehmen Beschwerden
wie innere Unruhe,
Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
ab. Die Patienten fühlen
sich entspannt und ausgeruht; sie
sehen sich den Anforderungen
des Lebens wieder besser gewachsen.«
Die Ohrakupunktur ist
einfach und sicher anzuwenden,
von den Patienten gut akzeptiert
und nebenwirkungsarm. Wie oft
sie erfolgt, hängt vom Behandlungsziel
und den Möglichkeiten
des Patienten ab.
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