immobilia 2019/02 - SVIT
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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
DETAILHANDEL<br />
RETAIL 2.0:<br />
ALLES MIT NEUEN<br />
VORZEICHEN<br />
Trotz guter Konjunkturlage stimmen<br />
die aktuellen Umsatzzahlen im Detailhandel<br />
nachdenklich. Der boomende<br />
Online-Handel und etliche weitere<br />
Faktoren verlangen nach Anpassungen.<br />
So ist auch die Immobilienbranche<br />
gefordert. TEXT—JÜRG ZULLIGER*<br />
Beschäftigungsdichte<br />
und Passantenfrequenzen<br />
sind Erfolgsfaktoren<br />
für Detailhandelsumsätze.<br />
Am Bahnhof Bern<br />
kommen zum Beispiel<br />
täglich rund 270 000<br />
Passanten vorbei.<br />
BILD: COPYRIGHT SBB IMMOBILIEN<br />
TEILWEISE SINKENDE UMSÄTZE<br />
Das gute Weihnachtsgeschäft und die Rabatt- und<br />
Umsatzschlacht am «Black Friday» können nicht darüber<br />
hinwegtäuschen – viele klassische Schweizer<br />
Shoppingcenter und der Detailhandel im Allgemeinen<br />
kommen unter Druck. Braucht es auch in Zukunft die<br />
vielen ähnlichen Zentren mit dem üblichen Mix (Lebensmittel,<br />
Güter des alltäglichen Bedarfs, Gastronomie,<br />
Schuhe, Krawatten und Bekleidung aller Art,<br />
Haushalt, Elektronik und ergänzend Dienstleistungen)?<br />
Je nach Lage, Ladenmix und Positionierung sind<br />
die Probleme kaum zu übersehen. Das schlägt sich in<br />
teils sinkenden Umsätzen, fallenden Marktmieten und<br />
häufigeren Mieterwechseln nieder. Viele Experten und<br />
Marktbeobachter stellen fest: Kürzere Vertragslaufzeiten,<br />
flexiblere Mietpreismodelle und Verhandlungen<br />
über Mieten kommen öfters vor. Selbst während<br />
der vereinbarten Mietdauer melden sich die Betreiber<br />
der Läden beim Eigentümer oder Center-Management<br />
und versuchen, Mietreduk tionen zu erwirken. «Es versteht<br />
sich von selbst, dass der Umsatz und die finanziell<br />
tragbaren Mieten in einem gewissen Verhältnis<br />
stehen», sagt Marcel Stoffel von der Beratungsfirma<br />
stoffelzurich.<br />
WIR INVESTIE-<br />
REN VERMEHRT<br />
IN KONJUNK-<br />
TUR-UNABHÄN-<br />
GIGE NUTZUN-<br />
GEN, ETWA<br />
WOHNEN,<br />
BILDUNG UND<br />
GESUNDHEIT.<br />
ALEXIS LEUTHOLD, LEITER<br />
BEWIRTSCHAFTUNG SBB<br />
IMMOBILIEN<br />
ONLINE: ÜBERTRIFFT ALLE<br />
ERWARTUNGEN<br />
Die stark wachsenden Online-Händler wie Digitec,<br />
Zalando, Amazon etc. setzen in der Schweiz jährlich<br />
bereits etwa neun Milliarden Franken um. Tendenziell<br />
rückläufig sind die Umsätze stationärer Händler<br />
im Non-Food-Bereich, etwa bei Spielwaren, Büchern,<br />
Tonträgern und Medien oder Schuhen. Doch auch Parfümerien<br />
und vor allem letztes Jahr die ganze Sparte<br />
Bekleidung stehen unter Druck. In Studien und Umfragen<br />
geben viele Schweizer Händler an, dass ihnen inzwischen<br />
auch die zunehmende Konkurrenz aus China<br />
Sorgen bereitet. In direkter Folge von Digitalisierung<br />
und E-Commerce verschwimmen in der Retail-Branche<br />
die Landesgrenzen, und die Reichweite von Anbietern<br />
hat sich deutlich erhöht.<br />
So wie die Trends je nach Art der Produkte recht<br />
unterschiedlich verlaufen, wäre es zu pauschal, flächendeckend<br />
von einer Krise zu sprechen. Gemäss<br />
dem «Immo-Monitoring» des Beratungsunternehmens<br />
Wüest Partner sind etliche Grossregionen wie<br />
der Raum Zürich, Bern, Mittelland und Teile der Romandie<br />
immer noch im Plus. Eher rückläufig sind die<br />
Umsätze in manchen Regionen der Ostschweiz und<br />
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IMMOBILIA / Februar <strong>2019</strong>