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UP&<br />
COM<br />
ING<br />
JUNGE<br />
KUNSTSZENE<br />
WIEN<br />
MÜNCHEN<br />
BERLIN<br />
K U N S T M A G A Z I N
EDITORIAL<br />
C O V E R<br />
ENA OPPENHEIMER<br />
EVERYTHING<br />
STARTS<br />
WITH PROTEIN<br />
2015, 50 × 70 CM<br />
ÖL AUF LEINWAND<br />
Foto: Ena Oppenheimer<br />
Mit Up&Coming präsentieren wir unser<br />
erstes PARNASS-Special, das ausschließlich<br />
der jungen Kunstszene gewidmet ist – den<br />
Künstlern, den Galerien und jenen Ausstellungsräumen,<br />
die von Künstlern selbst initiiert<br />
wurden oder von kuratorischen Kollektiven<br />
bespielt werden. Doch auch in den<br />
regulären PARNASS-Magazinen war es uns<br />
stets ein Anliegen, der jungen Kunstszene<br />
eine mediale Plattform zu geben und sie<br />
einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.<br />
Wir werden das auch in Zukunft mit großem<br />
Engagement weiterführen.<br />
Auch wenn nach dem Boom der Gegenwartskunst<br />
auf Messen und Auktionen eine<br />
gewisse Regulierung einsetzte und, wie jüngst<br />
etwa auf der Art Basel zu sehen, die Sammler<br />
verstärkt wieder etablierte Kunst kaufen,<br />
ist die junge Generation an Künstlern und<br />
Künstlerinnen sowie Akteuren der Kunstszene<br />
vielfältig, qualitativ und präsent wie<br />
nie zuvor – daher wollten wir diese mit einer<br />
Spezialausgabe auch einmal in den Mittelpunkt<br />
stellen und Ihnen einen aktuellen Einblick<br />
geben mit der Möglichkeit, Neues zu<br />
entdecken. Mit Sophie Tappeiner und Zeller<br />
van Almsick in Wien, Patrick Ebensperger in<br />
Salzburg und der Dependance koenig2 by_<br />
robbygreif wurden jüngst wieder neue Galerien<br />
eröffnet, die Künstler ihrer Generation<br />
zeigen und nachhaltig fördern wollen. Auch<br />
die Räume der ehemaligen Galerie Kerstin<br />
Engholm werden ab September mit einem<br />
neuen kuratorischen Projekt bespielt. In renommierten<br />
Galerien wie Christine König,<br />
Hubert Winter oder Beck & Eggeling macht<br />
eine Reihe von jungen Direktoren mit professioneller,<br />
engagierter Arbeit auf sich aufmerksam.<br />
Ebenso stellen Formate wie der<br />
Kunstraum Artemons Contemporary in<br />
Hellmonsödt verstärkt junge Positionen vor.<br />
Doch wie sieht es mit der Präsenz junger<br />
Gegenwartskunst am Kunstmarkt aus und<br />
wie hat sich dieser durch die diversen Online-Portale<br />
verändert? Darüber berichten<br />
Eva Komarek und Sabrina Steinek.<br />
Die Künstler und Künstlerinnen, die wir<br />
vorstellen, leben und arbeiten in den Städten<br />
Wien, Berlin und München. Die Auswahl<br />
erfolgte gemeinsam mit unseren Autorinnen<br />
Nina Schedlmayer, Angelika Seebacher und<br />
Sabrina Steinek, der Kuratorin Marlies Wirth<br />
sowie dem Galeristen und Kurator Cornelis<br />
van Almsick. Für die anregenden Diskussionen<br />
bei der Jurysitzung möchte ich mich bedanken,<br />
ebenso bei den Autorinnen für die<br />
profunden Texte und bei meiner Redaktionsassistentin<br />
Paula Watzl.<br />
Unser Art-Direktor Martin Gaal hat,<br />
wie wir finden, ein gelungenes Layout für<br />
Up&Coming entwickelt, in dem sich Bild<br />
und Grafik eindeutig in den Vordergrund<br />
spielen und eine stärkere Präsenz erhalten.<br />
Ebenso konnten wir den jungen Fotokünstler<br />
Paul Schnecker überzeugen, seine analoge<br />
Kamera gegen eine digitale Leica M<br />
(Typ 262) einzutauschen und die Porträtstrecken<br />
zu fotografieren. Die Arbeit an<br />
dieser PARNASS-Special Edition – der ersten<br />
seit längerer Zeit – hat uns viel Freude<br />
gemacht und wir hoffen, Sie finden sie<br />
ebenso interessant und vielfältig wie wir.<br />
SILVIE AIGNER<br />
CHEFREDAKTEURIN<br />
Foto: © christianjungwirth.com<br />
2 UP&<strong>COMING</strong>
INHALT<br />
INHALTFotos | oben links: Kevin Space Wien, Seite 9 | oben rechts: Julian Charrière, Seite 56 | unten links: Anne Pfeifer, Seite 47 | unten rechts: Theresa Eipeldauer, Seite 90<br />
6<br />
ORTE FÜR<br />
JUNGE KUNST<br />
Gianni Manhattan 8<br />
Kevin Space 9<br />
Sophie Tappeiner 10<br />
Zeller van Almsick 11<br />
1 4<br />
KÜNSTLER/INNEN<br />
Mathias Pöschl 14<br />
Andreas Duscha 16<br />
Barbara Kapusta 17<br />
Sebastian Koch 18<br />
Julian Palacz 19<br />
Titania Seidl 20<br />
Sophie Hirsch 21<br />
Ute Müller 22<br />
Linda Berger 23<br />
Philipp Timischl 24<br />
Adrian Buschmann 26<br />
3 0<br />
KUNSTAKADEMIEN<br />
Edek Bartz im Gespräch 30<br />
Klasse Heimo Zobernig 33<br />
3 4<br />
ARTIST-RUN SPACES<br />
hoast 34<br />
Das T/abor 35<br />
MAUVE 36<br />
NEW JÖRG 37<br />
Pina 38<br />
Pferd 39<br />
4 0<br />
JUNGE DIREKTOREN<br />
Natascha Burger<br />
und Melanie Wagner,<br />
Galerie Hubert Winter 40<br />
Robby Greif<br />
Galerie Christine König 42<br />
Katharina Husslein<br />
Beck & Eggeling<br />
International Fine Art 44<br />
4 6<br />
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
Anne Pfeifer 46<br />
Carsten Nolte 48<br />
Neringa Vasiliauskaite 49<br />
Tim Freiwald 50<br />
Ena Oppenheimer 51<br />
Nina Annabelle Märkl 52<br />
54<br />
SPOTLIGHT BERLIN<br />
Lindsay Lawson 54<br />
Julius von Bismarck 55<br />
Julian Charrière 56<br />
Sarah Ancelle Schönfeld 57<br />
Clemens Behr 58<br />
Simon Mullan 59<br />
6 2<br />
SAMMLER<br />
Florian Staudinger &<br />
Paul Hallam 62<br />
Martin Lenikus 64<br />
Elsa König &<br />
Benjamin Parbs 66<br />
Benjamin Ari Kaufmann 68<br />
70<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
Kathleen Ryan<br />
Kunsthistorisches Museum<br />
Theseustempel 70<br />
Adrián Villar Rojas<br />
Kunsthaus Bregenz 72<br />
Alex Da Corte<br />
Secession 74<br />
76<br />
ART & INVESTMENT<br />
Soli Kiani 76<br />
Nubauer 77<br />
HYPO Steiermark 78<br />
8 0<br />
KUNSTMARKT<br />
Online-Kunstmarkt 80<br />
Investieren in junge<br />
Kunst 82<br />
Kunstblogs 84<br />
8 6<br />
ZONE1<br />
VIENNACONTEMPORARY<br />
kuratiert von Marlies Wirth<br />
Kay Walkowiak 86<br />
Sarah Pichlkostner 89<br />
Theresa Eipeldauer 90<br />
Flora Hauser 91<br />
Thilo Jenssen 92<br />
Peter Jellitsch 93<br />
Florian Schmidt 94<br />
Samuel Schaab, Christian<br />
Falsnaes, Maria Anwander<br />
& Ruben Aubrecht 95<br />
IMPRESSUM: Medieninhaber und Verlag: PARNASS Verlag Ges. m. b. H. Geschäftsführer: Georg Pirker. Eigentümerstruktur: 100 % Medecco Holding GmbH mit Sitz in Wien, 100 % Dr. Horst Pirker. Verlags- und Redaktionsadresse:<br />
Loquaiplatz 12 / Top 6, 1060 Wien, Tel. (01) 353 6000-27, E-Mail: office@parnass.at. Chefredakteurin: Dr. Silvie Aigner (SA). Art & Investment/Managing Partner: Gerhard Krispl. Art Director: Martin Gaal.<br />
Lektorat: Mag. Susanne Spreitzer. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Eva Komarek, Dr. Nina Schedlmayr (NS), Dr. Edith Schlocker (ES), Mag. Angelika Seebacher (AS), Sabrina Steinek BA, Paula Watzl MA (PW).<br />
Anzeigenmarketing: Robert Stelzer MAS, robert.stelzer@parnass.at. Development & Communication: Anja Göschl-Bayer MA, anja.goeschl@medecco.at.<br />
www.parnass.at<br />
Gedruckt mit Förderung des<br />
UP&<strong>COMING</strong> 5
KÜNSTLER/INNEN<br />
UP&<strong>COMING</strong>
KÜNSTLER/INNEN<br />
MP<br />
MATHIAS PÖSCHL<br />
Mathias Pöschls vielseitige Arbeiten vereinen verschiedene Medien wie Malerei, Zeichnung,<br />
Druck, Skulptur oder Collage in einem bewussten und komplexen Nebeneinander. Dabei<br />
wirken sie durchwegs reduziert und beziehen sich auf formaler Ebene immer wieder auf<br />
Aspekte der Minimal Art sowie schwarzer US-Kultur. Zwei Formulierungen der Frage, denen<br />
sich Pöschl (*1981 Wien) in seiner Arbeit auf inhaltlicher Ebene anzunähern versucht, lauten:<br />
Was veranlasst einen Menschen, sich anzumaßen, seine Meinung hätte mehr Gewicht als die<br />
eines anderen? Und: Wie viel muss ich wissen, um zu meinen, ich könne anderen die Welt erklären?<br />
„Einer unmöglichen Beantwortung dieser Fragestellung hinterherlaufend, entstehen<br />
meine Arbeiten in einem Bereich zwischen der Recherche historischer Gegebenheiten und<br />
deren Gegenüberstellung sowie Rekombinierung“, so der Künstler. AS<br />
MATHIAS PÖSCHL | Ausstellungsansicht »i’m every woman«, Georg Kargl Box, Wien, 2014 | Foto: Matthias Bildstein<br />
UP&<strong>COMING</strong><br />
15
KÜNSTLER/INNEN<br />
AD<br />
ANDREAS DUSCHA<br />
Andreas Duschas (*1976 Heidenheim a. d. Brenz, Deutschland) Œuvre umfasst viele Medien,<br />
wenngleich eine gewisse Vorliebe für Materialien wie selbst gegossene Spiegel oder zum Medium<br />
Fotografie besteht. Ebenso prägt das Interesse für Architektur und die Auseinandersetzung mit dem<br />
Raum seine Arbeiten. Diesen liegen zumeist historische, politische oder wissenschaftliche Begebenheiten<br />
zugrunde. Es sind Episoden von Geschehnissen, die sich Duscha zu eigen macht. „Er versucht<br />
nicht nachzuweisen, zu bewerten oder zu bezeugen; er dechiffriert, modifiziert, kodiert und<br />
inszeniert nach seinen eigenen Parametern, induziert Subjektivität und Singularität in das scheinbar<br />
Bekannte, Offensichtliche, Banale“, so Kuratorin Marlies Wirth. Das Ergebnis sind vielschichtige<br />
Arbeiten, in denen Duscha mit großer Sensibilität für Sprache und Material dichte und komplexe,<br />
oft brisante politische Fakten in eine „poetisch abstrahierende Bildsprache“ transformiert. SA<br />
ANDREAS DUSCHA | Tresor, 2016, Stahl, Glas, Silber, Fotopapier, 104 × 86 × 46 cm | Foto: Ralf Bodo Kliem, Courtesy Christine König Galerie<br />
16 UP&<strong>COMING</strong>
KÜNSTLER/INNEN<br />
BARBARA KAPUSTA | The Bracket and the O, 2016, Gedicht, Vinyl Buchstaben, Metal, emailliertes Porzellan, Ausstellungsansicht »The Promise of Total Automation«, Kunsthalle Wien, 2016 | Foto © Robert Eder<br />
K<br />
B<br />
BARBARA KAPUSTA<br />
Video, Skulptur, Lyrik, Buchkunst:<br />
Barbara Kapustas (*1983 Lilienfeld)<br />
künstlerische Arbeit stellt sich ziemlich<br />
vielgestaltig dar. Die Künstlerin thematisierte<br />
schon die gegenwärtige Arbeitswelt<br />
– etwa in ihrem 2011 entstandenen<br />
Video „Der vereinbarte Tag“, wo sie<br />
vier Mitglieder einer diffus im künstlerisch-kreativen<br />
Bereich verankerten Arbeitsgruppe<br />
miteinander um Identität,<br />
Kompromissbereitschaft, Gemeinschaftssinn<br />
und ethische Standards ringen<br />
ließ. In jüngerer Zeit befasste sie<br />
sich verstärkt mit Lyrik, die sie mit<br />
Skulptur verknüpft – ein schönes Beispiel<br />
dafür ist ihr wunderbares Gedicht<br />
„The Bracket and the O“. NS<br />
UP&<strong>COMING</strong> 17
KÜNSTLER/INNEN<br />
SK<br />
SEBASTIAN KOCH<br />
Auf der viennacontemporary<br />
2016, wo die Galerie Krobath<br />
Sebastian Koch (*1986 Vorarlberg)<br />
in einer Einzelpräsentation<br />
in der Zone1 vorstellte, galt<br />
er „als eine der bemerkenswertesten<br />
Neuentdeckungen der<br />
Messe“. Der heute in Wien lebende<br />
Künstler ist durch seine<br />
Ausbildung als Cooperate Designer<br />
zur Kunst und Druckgrafik<br />
gekommen. „Was mich letztlich<br />
interessiert hat, war das Bild<br />
an sich, das Kunstwerk. Daher<br />
habe ich mich für das Kunststudium<br />
entschieden“, erzählt er im<br />
Interview mit Ö1. Koch studierte<br />
an der Akademie der bildenden<br />
Künste bei Gunter Damisch.<br />
Aus dem ursprünglichen Fokus<br />
auf druckgrafische Techniken ist<br />
ein vielschichtiges Werk geworden,<br />
das Zeichnung, Grafik, Malerei<br />
und Objektkunst umfasst.<br />
In seinen sparsam-reduktiven<br />
Arbeiten setzt Koch einzelne<br />
Elemente in spannungsvolle Beziehung<br />
zueinander, aus schwarzem<br />
Hintergrund tauchen Halbkreise<br />
auf, aus Stangen entstehen<br />
Raumgebilde, die in prekärer<br />
Balance erscheinen. NS<br />
SEBASTIAN KOCH | O.T., 2017, Holz, Kunstleder, Glas, Tuschezeichnung auf Papier | Courtesy Galerie Krobath<br />
18 UP&<strong>COMING</strong>
KÜNSTLER/INNEN<br />
JP<br />
JULIAN PALACZ<br />
Die jüngeren Arbeiten von Julian Palacz<br />
(*1983 Leoben) erscheinen als konkretabstrakte<br />
Allover-Strukturen – und doch<br />
steckt mehr hinter ihnen als bloß geometrische<br />
Konstruktionen: Denn die Streifen,<br />
die der Künstler in Glasplatten graviert,<br />
entsprechen einer bestimmten Menge von<br />
gespeicherten Daten. Den Künstler, der<br />
an der Wiener Universität für angewandte<br />
Kunst studierte, faszinieren Datenströme<br />
aller Art: Seine Kunst speist sich aus Bewegungsaufzeichnungen<br />
von Menschenmassen,<br />
aus Suchanfragen oder aus Daten von<br />
Google Maps – Spuren, „die wir jeden Tag<br />
unbemerkt in unserer digitalen und analogen<br />
Welt hinterlassen“ ( Julian Palacz). NS<br />
JULIAN PALACZ | Beacon Floor, 2016, 3 Monitorpaneele, generatives Video, Stahl | Foto: Julian Palacz<br />
UP&<strong>COMING</strong> 19
KÜNSTLER/INNEN<br />
T<br />
S<br />
TITANIA SEIDL<br />
Titania Seidl (*1988 Wien) studierte<br />
Malerei, Animationsfilm und<br />
Tapisserie an der Universität für<br />
angewandte Kunst Wien bei Christian<br />
Ludwig Attersee und Judith<br />
Eisler. Ihr Interesse gilt der Malerei<br />
als narratives Medium mit Interpretationspotenzial,<br />
Geschichten,<br />
die über den Titel einer Arbeit angestoßen<br />
werden. In ihren jüngsten<br />
kleinformatigen Gemälden arbeitet<br />
sie mit Handschuhen als Metapher<br />
für einen Hohlraum, der darauf<br />
wartet, ausgefüllt zu werden – von<br />
Fleisch, Lebendigkeit, Bedeutung.<br />
Bewusst legt sie den vielschichtigen<br />
Arbeitsprozess offen und lässt auch<br />
Leerräume zu und thematisiert so<br />
auch ihre Rolle hinter den selbstständigen<br />
Bildwerken. Inspiration<br />
findet Seidl in ihrem eigenen, großzügig<br />
angelegten, mehrere Epochen<br />
überspannenden Bildarchiv. „Was<br />
alle Bilder für mich verbindet, ist<br />
die Suche nach visuellen Strategien<br />
und Ähnlichkeiten über verschiedene<br />
Perioden von Zeit und Raum<br />
hinweg“, so Seidl. PW<br />
TITANIA SEIDL | The painter & the rectangle (Of course I always dreamed about being more desirable, but I’d never actually transform my own body, it’s all I own), 2017, Öl auf Leinwand, 160 × 110 cm | Foto: Titania Seidl<br />
20<br />
UP&<strong>COMING</strong>
KÜNSTLER/INNEN<br />
SOPHIE HIRSCH | Push Through, 2017, Silikon, Stoff, Gips, Graphit, Holz, Aluminum, Sprungfedern, 65 × 189 × 60 cm | Foto: Charlie Rubin<br />
SOPHIE HIRSCH<br />
Sogar die „New York Times“ berichtete,<br />
als Sophie Hirsch (*1986<br />
Wien) 2015 im „Signal“, einem Projektraum<br />
in Brooklyn, ausstellte:<br />
Ihre Skulpturen aus Silikon, PVC<br />
und Beton, teils an der Wand hängend,<br />
teils am Boden stehend, zeigte<br />
sie damals in einer Ausstellung<br />
mit dem Titel „Autokorrekt“. Die<br />
heute in New York lebende Künstlerin<br />
studierte an der Universität<br />
für angewandte Kunst Wien sowie<br />
am Art Institute of Chicago<br />
und drehte auch schon transparente<br />
Plastikfolien zu Zöpfen. Sie arbeitet<br />
darüber hinaus mit Textil,<br />
Metall, Holz und Leder. Ihre Arbeiten<br />
werfen Grundsatzfragen der<br />
Bildhauerei – Spannung und Balance,<br />
Textur und Ober fläche –<br />
neu auf. NS<br />
SH<br />
UP&<strong>COMING</strong><br />
21
KÜNSTLER/INNEN<br />
UTE MÜLLER<br />
UM<br />
Drähte und Metall, Leuchtröhren<br />
und edler Stein: Die Skulpturen<br />
der in Wien lebenden Ute Müller<br />
(*1978 Graz) lassen unterschiedliche<br />
Materialien aufeinanderstoßen.<br />
Die Künstlerin, die an ihr<br />
Studium an der Universität für<br />
angewandte Kunst noch eines am<br />
Royal College in London anhängte<br />
und 2015 den Förderpreis der<br />
Klocker Stiftung erhalten hat, erweitert<br />
ihre malerische Praxis konsequent<br />
in die Bildhauerei. Das<br />
Künstlerhaus Graz, das im Dezember<br />
eine Soloshow der Künstlerin<br />
zeigen wird, schreibt über Ute<br />
Müller: „Geschickt spielt sie mit<br />
Material, Geschichte und Referenz,<br />
ohne Spezifisches im Ringen<br />
um Gestalt, Idee und Präsentation<br />
missen zu lassen.“ NS<br />
UTE MÜLLER | Untitled, 2016, Stahl, Holz, Schaumstoff, Papiermaché, Acrylglas, variable Dimensionen | Foto: Ute Müller<br />
22<br />
UP&<strong>COMING</strong>
KÜNSTLER/INNEN<br />
LINDA BERGER | Stricherraum 03, 2016, Tusche mit Pinsel auf Papier, 430 × 490 × 310 cm, 160 Stunden | Foto: Linda Berger<br />
LINDA BERGER<br />
Filigrane Geflechte. Linda Berger<br />
(*1980 Aalen, Deutschland) beschäftigt<br />
die Suche nach der Darstellung<br />
von Denkprozessen.<br />
Wirklichkeit und Vorstellung,<br />
Innen und Außen, Sein und Vergänglichkeit<br />
sind Motive hinter ihren<br />
intuitiven Tuschezeichnungen,<br />
Radierungen und Rauminterventionen.<br />
Linda Berger studierte<br />
Grafik und Druckgrafik an<br />
der Universität für angewandte<br />
Kunst Wien bei Siegbert Schenk<br />
und Jan Svenungsson. In der Abstraktion<br />
erkennt sie die „Voraussetzung<br />
eines uneingeschränkten,<br />
ungelenkten Blicks“. Abseits<br />
unserer bildhaften Ideen möchte<br />
die Künstlerin vor allem Empfindungen<br />
auslösen, denn in ihnen<br />
scheint ihr die Wirklichkeit am<br />
deutlichsten erlebbar. PW<br />
UP&<strong>COMING</strong> 23
KÜNSTLER/INNEN<br />
PT<br />
PHILIPP TIMISCHL<br />
Philipp Timischl (*1989 Graz) beschäftigt<br />
sich in seinem vielfältigen, medienübergreifenden<br />
Werk mit sozialen<br />
Klassen, „wie man sich gibt“ und „woher<br />
man kommt“. Themen, die ihn vor<br />
allem auch innerhalb der Kunstwelt, mit<br />
ihren Eigenheiten, Kräften und Dynamiken,<br />
reizen. Dabei hinterfragt seine<br />
Kunst auch immer die Kunstproduktion<br />
an sich. Bekannt wurde er durch Videoskulpturen,<br />
die sich unter anderem mit<br />
der Ambivalenz von Bildabfolge und<br />
Standbild beschäftigen. In seine Arbeiten<br />
flicht der Künstler Momente ein, die<br />
es zu entdecken gilt, ein Spiel mit dem<br />
Betrachter. Doch Philipp Timischl arbeitet<br />
über verschiedene Techniken hinweg,<br />
ob digitale Medien, klassische Leinwände,<br />
Stoffe oder zuletzt Glasgravuren.<br />
Sein Zugang ist immer installativ und<br />
vom Objekt ausgehend. „Ich arbeite für<br />
die Erfahrung in der Ausstellung“, meint<br />
Timischl. Die Galerie Emanuel Layr vertritt<br />
den jungen Künstler in seiner Wahlstadt<br />
Wien, international wird Timischl<br />
auch von Neue Alte Brücke, Frankfurt/<br />
Main und Vilma Gold, London vertreten.<br />
Im Herbst 2018 wird er zudem in<br />
der Galerie der Secession ausstellen und<br />
dafür sein Repertoire einmal mehr um<br />
neue Arbeiten erweitern und auch ein<br />
Künstlerbuch gestalten. PW<br />
24 UP&<strong>COMING</strong>
KÜNSTLER/INNEN<br />
PHILIPP TIMISCHL | Problems, 2016, Installationsansicht, Halle für Kunst Lüneburg | Foto: Fred Dott, Hamburg<br />
UP&<strong>COMING</strong> 25
KÜNSTLER/INNEN<br />
ADRIAN<br />
BUSCHMANN<br />
Auf gewisse Weise irrational<br />
und unbewusst anmutend, stehen<br />
der subjektive, emotionale<br />
Aspekt und die präzise Komposition<br />
des Dargestellten bei der<br />
Malerei Adrian Buschmanns in<br />
Kontrast. Je nach Bilderserie arbeitet<br />
Buschmann (*1976 Katowice,<br />
Polen) sowohl konzeptuell<br />
als auch prozessual. Äußere<br />
Einflüsse auf seine Formensprache<br />
(unter anderem polnische<br />
Avantgarde, CoBrA oder abstrakter<br />
Expressionismus) und<br />
der eigene Arbeitsprozess sind<br />
für den Künstler dabei wechselwirksam.<br />
AS<br />
26 UP&<strong>COMING</strong>
KÜNSTLER/INNEN<br />
ADRIAN BUSCHMANN | Ausstellungsansicht »Sentimiento Nuovo«, 2015 | Foto: Iris Ranzinger, Courtesy Gabriele Senn Galerie<br />
UP&<strong>COMING</strong> 27
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
SPOTLIGHT<br />
MÜNCHEN<br />
TEXT: PAULA WATZL<br />
In Münchens Galerieszene keimt eine neue Dynamik.<br />
Die Stadt vereint klassische Ausstellungsorte<br />
und neue Initiativen zu einem vielschichtigen Angebot<br />
für zeitgenössische Kunstproduktion. Junge<br />
Galerien, wie Karin Wimmer Contemporary<br />
Art, Smudajescheck und Jo van de Loo, prägen<br />
die Szene und neue Künstlerinitiativen sowie Projekträume<br />
forcieren einen zunehmend international<br />
ausgerichteten Dialog. Doch auch die traditionellen<br />
Galerien, wie Walter Storms Galerie oder die<br />
Galerie Klüser, nehmen junge Künstler in ihre Programme<br />
auf und erweitern ihre Schwerpunkte in<br />
Richtung der neuen Impulse.<br />
Die Off-Week und die OPEN art (8. bis 10. September<br />
2017) beleben den Kunstdiskurs zusätzlich.<br />
Zum zweiten Mal findet 2017 im Rahmen des<br />
Kulturherbsts auch wieder das Format PLATEAU<br />
münchen statt.<br />
Im laufenden Kunstjahr stellen die Lothringer13<br />
Halle und der Münchner Kunstverein wichtige<br />
Plattformen. Doch auch zahlreiche unkonventionelle<br />
Orte, wie etwa der Linoleum-Club, der Farbenladen<br />
oder die Färberei, bieten jungen Kunstschaffenden<br />
unkomplizierte Präsentationsforen.<br />
Klare Forderung der neuen Generation ist auch<br />
mehr städtische und staatliche Unterstützung.<br />
Die Stadt München unterstützt junge Kunstproduktion<br />
unter anderem mit Atelierräumen, wie<br />
den Otto-Steidle-Ateliers oder dem Atelierhaus<br />
Baumstraße, sowie sechs Kunsträumen, die schwerpunktmäßig<br />
zeitgenössischer Kunst vorbehalten<br />
sind, darunter auch die Kunstarkaden und das MaximiliansForum.<br />
PARNASS stellt einige der Künstler<br />
und Künstlerinnen der Münchner Kunstszene vor.<br />
46 UP&<strong>COMING</strong>
ANNE PFEIFER | DYSPLASIE I., 2016, Sessel, 140 × 116 × 71 cm | © und Courtesy by the artist<br />
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
ANNE PFEIFER<br />
Rhythmische Skulpturen, kinetische Klänge: Anne Pfeifer (*1987<br />
Lindenfels, Deutschland) hebt die Grenzen von Plastiken auf und<br />
erweitert ihre Skulpturen um Bewegung und punktuellen Sound zu<br />
raumgreifenden Klangobjekten, die komplexe Lebensthemen auf<br />
Fragen der Existenz und Vergänglichkeit herabbrechen. In Arbeiten<br />
wie »Dysplasie I und II« unterwandert sie die Wahrnehmung von<br />
Stabilität und Funktionalität anhand bekannter Alltagsgegenstände.<br />
In ihrer Diplomarbeit setzte die diesjährige Absolventin der Meisterklasse<br />
von Jorinde Voigt an der Akademie der Bildenden Künste<br />
München 35 Quader aus schwarzem opaken Acrylglas zu einer<br />
Pyramide zusammen. Ein glattes Designobjekt, das gegen die ihm<br />
auferlegte kühle Starre rebelliert. Die Installation, der mit Hilfe computergesteuerter<br />
Elektromotoren im Inneren ein Herzschlag verliehen<br />
wurde, thematisiert Grundfragen des Lebendigseins. »In meiner Kunst<br />
möchte ich Prozessen des Lebens nachspüren – es sind die physiologischen,<br />
psychologischen sowie sozialen Faktoren unserer Existenz,<br />
die mich besonders interessieren«, so Anne Pfeifer.<br />
N<br />
UP&<strong>COMING</strong> 47
CARSTEN NOLTE<br />
»Meine Arbeit ist grundsätzlich prozesshaft<br />
angelegt. Das bedeutet, dass die eingesetzten<br />
Materialien immer wieder in anderen<br />
Konstellationen und damit Sinnzusammenhängen<br />
auftauchen können. In der Weise,<br />
wie ich die Dinge zueinander in Beziehung<br />
setze, schreibe ich mich als Autor ein.«<br />
Carsten Nolte (*1976 Marsberg, Deutschland)<br />
studierte in Leipzig an der Hochschule<br />
für Grafik und Buchkunst bei Timm<br />
Rautert und Beate Gütschow. Ein Jahr studierte<br />
er bei Heimo Zobernig an der Akademie<br />
der bildenden Künste in Wien. Sein<br />
Werk umfasst Installationen, Objekte, Fotografien<br />
und Filme. Arbeiten, denen stets<br />
eine Kritik der »never ending story des Kapitalismus«<br />
eingeschrieben wird. An den<br />
verwendeten Objekten zeigt Nolte immer<br />
auch, in der Tradition der Minimal Art, die<br />
Spuren der Herstellung und bietet dem Betrachter<br />
und Leser somit nicht nur ein Ergebnis,<br />
sondern eine Geschichte.<br />
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
C<br />
CARSTEN NOLTE | Ausstellungsansicht | Courtesy Karin Wimmer contemporary art | Foto: © GoldenImage www.goldenimage.de Porträt | Foto: Sonja Allgaier<br />
48 UP&<strong>COMING</strong>
NERINGA VASILIAUSKAITE | Installationsansicht »Image is a Space. Space is an Image«, 2016 in der Galerie SMUDAJESCHECK MÜNCHEN | © Neringa Vasiliauskaite und SMUDAJESCHECK<br />
HSPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
NERINGA VASILIAUSKAITE<br />
Ist Licht sichtbar? Welche Farbe hat es? Neringa<br />
Vasiliauskaite (*1984 Vilkaviskis, Litauen), Trägerin<br />
des diesjährigen art KARLSRUHE-Preises, studiert<br />
Glas und Keramik an der Akademie der Bildenden<br />
Künste in München. Vertreten wird die Künstlerin<br />
von der Galerie SMUDAJESCHECK, die Vasiliauskaite<br />
bereits eine Einzelausstellung widmete und sie im<br />
Herbst auf der Kunstmesse im Museum Villa Rot<br />
zeigt. Die Künstlerin inszeniert Glas und Spiegel in einer<br />
prägnanten Formensprache sowohl als Bildkörper<br />
wie auch als raumgreifende Installationen. Ihre zeitlosen<br />
Arbeiten, gleichzeitig Spiegel und monochromes<br />
Farbereignis, werden vom Umraum stark beeinflusst,<br />
während sie umgekehrt durch ihre Reflexionen selbst<br />
den Raum verändern. So thematisiert die Künstlerin<br />
die Grenzen von Fiktion und Realität sowie Materialität<br />
und Immaterialität, während sie Stimmungen des<br />
Moments in abstrakten Farbnebeln bündelt.<br />
UP&<strong>COMING</strong><br />
49
TIM FREIWALD<br />
Prozesshafte Bildfindung und das wandelbare<br />
Potenzial der Destruktion. Tim<br />
Freiwald (*1986 Leisnig, Deutschland)<br />
spielt mit dem objekthaften Einsatz von<br />
Materialien. Mit Hilfsmitteln wie Säge,<br />
Messer oder Feuer dekonstruiert er den<br />
Bildträger erst, um ihn dann raumhaltig<br />
und vielfarbig wieder zu komplexen<br />
Bildgefügen und amorphen Formen zu<br />
kombinieren. Sein Werkprozess, der immer<br />
unterschiedliche Materialien einschließt<br />
und diese zusammenführt, kann<br />
mit intuitivem Wachstum assoziiert werden.<br />
Freiwald studierte an der Akademie<br />
der Bildenden Künste München bei Jerry<br />
Zeniuk und Thomas Scheibitz. Im Rahmen<br />
des 40-jährigen Galeriejubiläums<br />
widmete ihm Walter Storms diesen<br />
Frühling seine erste Einzelausstellung.<br />
EN<br />
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
TIM FREIWALD | Ausstellungsansicht »Die Ersten Jahre der Professionalität«, 2015 | Foto: Tim Freiwald Porträt | Foto: Martin Böck<br />
50 UP&<strong>COMING</strong>
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
ENA OPPENHEIMER | CHANGE OF STATE, 2017, Öl auf Leinwand, 70 × 50 cm | Foto: Ena Oppenheimer Porträt | Foto: Paul Wagner<br />
ENA OPPENHEIMER<br />
Strukturen, Farbkraft und Augenblicke. Ena Oppenheimer (*1972<br />
Waiblingen, Deutschland) befragt in ihren großformatigen, reduzierten<br />
Gemälden unter anderem das Verhältnis von Künstlichkeit und<br />
Natürlichkeit sowie Abstraktion und Stofflichkeit. Die Absolventin der<br />
Kunstakademie Stuttgart hat eine eigenständige poetische Bildsprache<br />
entwickelt, die Momente einfriert und ihrem Kontext enthebt, wie etwa<br />
die Milliardstel Sekunde nach einer Kernexplosion. Klinisch-wissenschaftliche<br />
Ideen erweitert sie zu magischen Bildwelten mit unmittelbarer<br />
Farbkraft. Jede Arbeit ist zugleich Rätsel und Lösung, wenn sie<br />
Prozesse gleichzeitig sichtbar macht und wieder verschleiert. Laut Ena<br />
Oppenheimer ist das Leben ein ewiges Provisorium.<br />
UP&<strong>COMING</strong> 51
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
NINA ANNABELLE MÄRKL<br />
Zeichnung als Instrument der Wahrnehmung.<br />
Nina Annabelle Märkl (*1979<br />
Dachau, Deutschland) studierte bei<br />
Stephan Huber Bildhauerei an der Akademie<br />
der Bildenden Künste München<br />
und lehrt dort seit 2011 Zeichnung.<br />
Auch ihr Werk ist an der Schnittstelle<br />
der beiden Disziplinen anzusiedeln.<br />
Ausgehend von spontanen Tuschezeichnungen<br />
entwickelt sie räumliche<br />
Bezüge zunächst zwischen Figuren<br />
und Objekten auf dem weißen Blatt und<br />
in Folge auch raumgreifend, wenn sie<br />
über den Umweg der Plastik und Hilfsmaterialien<br />
wie Metall dreidimensional<br />
in den Raum zeichnet. Von Gegenständlichkeit<br />
bis zur Abstraktion entdeckt sie<br />
im prozesshaften Arbeiten immer wieder<br />
neue Deutungsmöglichkeiten der<br />
Zwei- und Dreidimensionalität.<br />
Die Wiener Galerie Straihammer<br />
und Seidenschwann präsentiert ab<br />
6. September die Einzel ausstellung der<br />
Künstlerin »Aggregate und Zustände«.<br />
NINA ANNABELLE MÄRKL | Permeable Entities, 2016, Ausstellungsansicht Artothek München | VG Bild-Kunst, Bonn 2017 | Foto: Walter Bayer<br />
52 UP&<strong>COMING</strong>
SPOTLIGHT MÜNCHEN<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
JUNGE KUNST<br />
IN DER GALERIE<br />
DER KÜNSTLER<br />
Die vom Berufsverband Bildender Künstler geführte Galerie<br />
in der Maximilianstraße ist ein Forum für die Münchner Kunstszene.<br />
Mit den Ausstellungsreihen »Debutanten«, »Die Ersten<br />
Jahre der Professionalität« und die »Bayerischen Kunstförderpreise«<br />
werden gezielt junge KünstlerInnen am Anfang<br />
ihrer Karriere gefördert.<br />
GALERIE DER KÜNSTLER<br />
Maximilianstr. 42 | 80538 München<br />
T +49 089 21 99 600 | info@bbk-muc-obb.de<br />
www.bbk-muc-obb.de | facebook.com/galerie.der.kuenstler<br />
Ausstellung »Tacker« 2017 – Vorauswahl der Jury für die Förderreihen »Debutanten«<br />
und »Die Ersten Jahre der Professionalität« – Vordergrund: Ivo Rick, Domino Pyttel,<br />
Hintergrund: Matthias Trager, Lou Jaworski, Fabian Feichter | Foto © Lou Jaworski<br />
SMUDAJESCHECK<br />
MÜNCHEN<br />
SMUDAJESCHECK zeigt das Spannungsfeld abstrakter bis<br />
abstrakt-gegenständlicher Kunst der Gegenwart. Besonderes<br />
Augenmerk liegt auf der Entdeckung und der Förderung<br />
junger Begabungen, wie Neringa Vasiliauskaite, Janina Roider,<br />
Ji In Park, Lev Khesin, Julius Dörner und Seung-il Chung.<br />
Diese Künstler übersetzen unterschied liche Strömungen, wie<br />
DADA, Expressionismus, Farbfeldmalerei, Minimalismus und<br />
Konzeptkunst in unsere Zeit.<br />
SMUDAJESCHECK MÜNCHEN<br />
Schwindstraße 3 | D-80798 München | T +49 173 3110309<br />
art@smudajescheck.com | www.smudajescheck.com<br />
SAVE THE DATE<br />
OPEN art München | 8./9./10. September 2017<br />
Roter Kunstsalon | MUSEUM VILLA ROT<br />
D-88433 Burgrieden – Rot | 12.–15. Oktober 2017<br />
NERINGA VASILIAUSKAITE | »Image is a Space. Space is an Image«<br />
Ausstellungsansicht SMUDAJESCHECK GALERIE 2016 | © Neringa Vasiliauskaite<br />
SAVE THE DATE<br />
PLATEAU münchen<br />
8.-10. Sept.17<br />
Das Kunstwochenende in München<br />
27.-28. Okt.17<br />
Galerien im Kulturherbst<br />
INITIATIVE MÜNCHNER GALERIEN<br />
ZEITGENÖSSISCHER KUNST<br />
www.openart.biz<br />
www.plateau-muenchen.de
SPOTLIGHT BERLIN<br />
SPOT<br />
LIGHT<br />
BERLIN<br />
TEXT: PAULA WATZL<br />
„Berlin“ und „Junge Kunst“ kann man seit<br />
beinahe drei Jahrzehnten synonym einsetzen.<br />
Im Schmelztiegel der Hauptstadt finden viele<br />
Künstler ihre erste Station und das dabei entstandene<br />
Netzwerk wächst und wächst.<br />
Galerien wie alexander levy oder Duve<br />
Berlin bewegen sich bewusst in diesem<br />
fruchtbaren Umfeld der „emerging artists“,<br />
das durch Ausstellungsplattformen, wie<br />
68projects der Galerie Kornfeld an der lebendigen<br />
Fasanenstraße, ergänzt wird. Alternative<br />
Zugänge wie Bernheimer Contemporary –<br />
keine klassische Programmgalerie, sondern<br />
eine Art Agentur, deren Ideengeberin Isabel<br />
Bernheimer sich als „Moderatorin der Künstler“<br />
versteht – regen den Diskurs in neue<br />
Denkrichtungen an, während klassische Häuser<br />
ihre Konzepte weiterdenken. So unterhält<br />
beispielsweise die König Galerie seit 2015 einen<br />
Raum in der ehemaligen St. Agnes Kirche<br />
in Kreuz berg. Die Galerien an und um<br />
die August- und Zimmerstraße sowie entlang<br />
der Pots damer Straße, mit zahlreichen Ateliers<br />
in den Hinterhöfen, bilden einen Cluster<br />
der zur Ent deckung einlädt. Die Berlin Art<br />
Week (13. bis 17. September 2017) und das<br />
Gallery Week end bieten übersichtliche Einstiegsmomente<br />
in das unendliche Angebot.<br />
Wien und Berlin ergänzen sich. Das entdeckten<br />
kürzlich auch Croy Nielsen, die durch<br />
den Galerieumzug nach Wien neue Perspektiven<br />
aufspüren möchten. Die Galerie Crone<br />
hingegen hat sich längst in beiden Städten etabliert.<br />
Auch viele junge Künstler treibt es nach<br />
Berlin, wie Sarah Ancelle Schönfeld bei unserem<br />
Treffen erzählt, und vice versa würde es so<br />
manchen ihrer Künstlerkollegen nach Wien<br />
verschlagen. In Berlin scheint alles möglich,<br />
da es nicht so kulturell vorbelastet ist. In Wien<br />
wiederum birgt genau die jahrhundertelange,<br />
präsente und imposante Kulturgeschichte<br />
eine unendliche Inspirationsquelle, erklärt die<br />
Künstlerin. PARNASS zeigt sie gemeinsam mit<br />
fünf weiteren Künstlern stellvertretend für die<br />
junge Berliner Kunstszene.<br />
LINDSAY LAWSON<br />
Präsenz in virtuellen und physischen<br />
Räumen. Lindsay Lawson<br />
(*1982 Biloxi, Mississippi, USA) untersucht<br />
Räume, die Beziehungen<br />
vermitteln, und die Rolle von Objekten<br />
als Agenten dieser Beziehungen.<br />
Ihre Arbeit umfasst Medien<br />
wie Film, Video, Installation, Fotografie,<br />
Skulptur, Performance, Text<br />
und spezielle vertragliche Vereinbarungen,<br />
sie nennt sie »Arrangements«.<br />
So befasst sich Lawson<br />
beispielsweise über Kanäle wie<br />
eBay mit der bis zur Obsession gehenden<br />
Betörung virtueller Objekte.<br />
Ihre 3D-gedruckten, mit Wasser<br />
und Objekten gefüllten und fälschlich<br />
an Vasen erinnernden Gefäße<br />
sowie ihre Serie von Skulpturen<br />
mit blauem Therapielicht sind bezeichnend<br />
für die klare und wiedererkennbare<br />
Handschrift der amerikanischen<br />
Künstlerin mit Atelier in<br />
Berlin. Die Galerie Lisa Kandl hofer<br />
vertritt Lindsay Lawson in Wien,<br />
in Berlin wird sie durch Gillmeier<br />
Rech präsentiert.<br />
LINDSAY LAWSON | SAD Lamp (Sweatpants), 2016, Stoff, expandierender Schaum, Glühbirnen, 125,5 × 36 × 13 cm | © Frutta Gallery, Rom<br />
54 UP&<strong>COMING</strong>
JULIUS VON BISMARCK | Courtesyby the artist, alexander levy, Berlin und Sies + Höke, Düsseldorf<br />
JULIUS VON BISMARCK<br />
Physik und Physis: Der Multimedia-<br />
Künstler Julius von Bis marck (*1983<br />
Breisach am Rhein, Deutschland)<br />
erforscht in seinen Werken die Gesetze<br />
der Physik, um die Art und<br />
Weise, wie wir es gewohnt sind,<br />
Dinge zu sehen, herauszufordern.<br />
Der Meisterschüler von Olafur<br />
Eliasson am Institut für Raumexperimente<br />
der Universität der Künste<br />
Berlin beschäftigt sich mit wissenschaftlichen<br />
Ideen vom spielerischen<br />
Blick des Künstlers aus gesehen,<br />
ob er sich nun im Rahmen<br />
der Art Basel Unlimited 2015 eine<br />
Woche lang schlafend, essend und<br />
lesend auf einer Zementscheibe um<br />
seine eigene Achse dreht und dabei<br />
Rotationskräfte befragt oder ob er<br />
mit einer Peitsche gegen Naturgewalten<br />
antritt. In aktuellen Arbeiten,<br />
wie unter anderem in der Soloshow<br />
»Talking to Thunder« in der Galerie<br />
Sies + Höke, Düsseldorf, stellte von<br />
Bismarck das Phänomen des Blitzschlags<br />
sowie das menschliche Eingreifen<br />
in die Natur, in Form skulpturaler<br />
Objekte in den Mittelpunkt.
SPOTLIGHT BERLIN<br />
JULIAN CHARRIÈRE<br />
Interventionen an der Grenze von Mystik und Material.<br />
Julian Charrière (*1987 Morges, Schweiz) überbrückt in<br />
seiner forschungsorientierten Praxis Problemstellungen<br />
der Kulturgeschichte und Naturwissenschaften. Sitespezifisch<br />
erforscht er in Orten mit akuten geophysikalischen<br />
Identitäten – wie Vulkanen oder Eisfeldern – die postromantische<br />
Konnotation von Natur und die Zusammenhänge<br />
zwischen menschlicher Aktivität, Ökologie und Zeit.<br />
»Ich betreibe eine Art Archäologie der Gegenwart«, sagt<br />
Charrière, der auch Teil des Kollektivs »Das Numen« ist.<br />
Oft arbeitet er eng mit Julius von Bismarck – beide studierten<br />
bei Olafur Eliasson – zusammen. Gemeinsam entstand<br />
unter anderem die 2017 auf der Art Basel Unlimited<br />
mit großem Erfolg gezeigte Video-Filminstallation »Objects<br />
in mirror might be closer than they appear«. Im Rahmen<br />
der Hauptausstellung der aktuellen 57. Biennale di Venezia<br />
zeigt Charrière die Installation »Future Fossil Spaces«.<br />
L<br />
JULIAN CHARRIÈRE | Tropisme, 2014, Gefrorene Pflanzen, gekühlte Vitrine, 620 × 80 × 186 cm, Installationasansicht Bugada Cargnel, Paris, 2015 | © the artists; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany | Courtesy Dittrich & Schlechtriem, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf<br />
56 UP&<strong>COMING</strong>
SARAH ANCELLE SCHÖNFELD | Alien Linguistic Lab, seit 2015, Linguini di Seppia an die Wand geworfen, Google Translate<br />
SPOTLIGHT BERLIN<br />
SARAH ANCELLE SCHÖNFELD<br />
Technologie und Magie. Sarah Ancelle Schönfeld<br />
(*1981 Berlin, Deutschland) untersucht humorvoll<br />
verschiedene Arten von Wissens- und Wahrheitsproduktion,<br />
die das menschliche »Selbst« in<br />
der Welt konstituieren. Sie erforscht unter anderem<br />
die spirituellen Dimensionen von Technologie<br />
und Kosmologien verschiedener nicht-moderner<br />
Zivilisationen und räumt unterschiedlichen<br />
Disziplinen wie Naturwissenschaft, Religion und<br />
Mythologie den gleichen Wahrheitsgehalt ein. So<br />
hinterfragt sie nicht nur unsere bisherigen Denktraditionen,<br />
sondern auch aktuelle Tendenzen<br />
wie Künstliche Intelligenz. Innerhalb des »Alien<br />
Linguistic Lab« testet sie beispielsweise unsere<br />
»Lingua« (Sprache) und Kommunikationsfähigkeit<br />
mit Aliens und fordert den Ausstellungs besucher<br />
dazu auf, Linguini di Seppia an die Wand zu<br />
werfen und die dabei entstehenden Formen<br />
von Google Translate übersetzen zu lassen. Im<br />
Rahmen der Vienna Biennale im MAK – Österreichisches<br />
Museum für angewandte Kunst /<br />
Gegenwartskunst zeigt sie die Serie »Shamanistic<br />
Travel Equipment/Coats« – Reisemäntel aus<br />
Kuhfell, UV-bedruckt mit Raumfahrt-technologischen<br />
»helfenden Geistern«.<br />
I<br />
UP&<strong>COMING</strong> 57
SPOTLIGHT BERLIN<br />
CLEMENS BEHR Raumgreifende Grafik, rohe Architektur oder malerische Skulptur. Die Arbeiten<br />
von Clemens Behr (*1985 Koblenz, Deutschland) sind schwer einzuordnende ortsspezifische Ereignisse.<br />
2016 eröffnete Nathalie Halgand ihre Wiener Galerie mit der Einzelausstellung »Erst die gute Nachricht, bitte!« des<br />
Berliner Künstlers. Seine collagenartigen und detailreichen Skulpturen, deren Formensprache er auch über ein Grafik-Studium<br />
entwickelte, fertigt Behr prozesshaft. Das Material, alltägliche Fundstücke, wird zerlegt, fragmentiert und dann wieder völlig neu<br />
und im Dialog mit dem Umraum zusammengefügt. So entstehen auch Interventionen im urbanen Raum – Parks, alte Fabrikgebäude,<br />
oder U-Bahn-Stationen werden zu Ausstellungsflächen. »Meine Arbeit ist kompliziert und improvisiert«, so Clemens Behr.<br />
CLEMENS BEHR | Ausstellungsansicht »Erst die gute Nachricht, bitte«, Galerie Nathalie Halgand, 2016 | © by the artist und Galerie Nathalie Halgand<br />
58 UP&<strong>COMING</strong>
SPOTLIGHT BERLIN<br />
SIMON MULLAN<br />
Subjektive Umgebungsforschung.<br />
Der in Wien aufgewachsene Simon<br />
Mullan (*1981 Kiel, Deutschland)<br />
studierte Transmediale Kunst an der<br />
Universität für angewandte Kunst<br />
Wien und Video-Kunst in Stockholm.<br />
Heute lebt der Multimedia-Künstler in<br />
London und Berlin und ist in den Bereichen<br />
Video, Performance, Skulptur<br />
und Malerei tätig. Ihn beschäftigen<br />
die Formen unserer Alltagswelt,<br />
Geometrie und aufgeladene Materie.<br />
In der Alpha-Serie thematisiert<br />
Mullan die emotional besetzte Symbolik<br />
von Bomberjacken, Uniform<br />
der Air-Force-Piloten und Symbol<br />
des Rechtsextremismus. Mullans Installationen<br />
sind leise Kommentare<br />
mit großer Stimmgewalt, die Verantwortung<br />
der Interpretation liegt nach<br />
Mullan in den Bedingungen des Ausstellungsraums<br />
und im Betrachter.<br />
In Wien wird Simon Mullan durch die<br />
Galerie Nathalie Halgand vertreten,<br />
die ihn im Vorjahr mit einer gelungenen<br />
Soloinstallation auf der viennacontemporary<br />
präsentierte.<br />
SIMON MULLAN | Ausstellungsansicht »Der Raum«, Galerie Nathalie Halgand, 2016 | © by the artist und Galerie Nathalie Halgand<br />
UP&<strong>COMING</strong> 59