29.05.2019 Aufrufe

Alpsommer und Viehscheid 2019

Es ist wieder soweit: Das Vieh ist »droben «, der Bergsommer hat begonnen. Rund einhundert Tage lang werden die Hirten und ihr Vieh am Berg verbringen. Das umfangreiche Sonderheft beinhaltet zahlreiche Hintergrundinformationen zum Viehscheid im Allgäu, dem Tannheimer Tal, in Reutte und Außerfern. Außerdem erwarten Sie zahlreiche Veranstaltungs- und Freizeittipps.

Es ist wieder soweit: Das Vieh ist »droben «, der Bergsommer hat begonnen. Rund einhundert Tage lang werden die Hirten und ihr Vieh am Berg verbringen. Das umfangreiche Sonderheft beinhaltet zahlreiche Hintergrundinformationen zum Viehscheid im Allgäu, dem Tannheimer Tal, in Reutte und Außerfern. Außerdem erwarten Sie zahlreiche Veranstaltungs- und Freizeittipps.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.edition-allgaeu.com<br />

ALPSOMMER<br />

& <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong><br />

Allgäuer Lebensart,<br />

Tradition <strong>und</strong> Freizeit<br />

Kuhle Geschichten<br />

Menschen,<br />

Tiere, Traditionen<br />

4,– EURO


Im Herzen des schönen Allgäus brauen wir seit<br />

150 Jahren die Schäffler Bierspezialitäten.<br />

Klein aber fein <strong>und</strong> traditionsbewusst –<br />

dafür steht der gute Name Schäffler Bräu.<br />

Unser Brauwasser aus eigener Quelle wird belebt nach Johann Grander<br />

Brauerei Schäffl er · Hanspeter Graßl KG · Hauptstr. 17 · 87547 Missen · Tel. 08320 920-0 · www.schaeffl er-braeu.de · facebook.com/schaeffl erbraeu


ZURÜCK<br />

IM STALL<br />

Kaum endet sie, die Sommerzeit,<br />

macht sich der Senn auch schon bereit:<br />

Die Hütte fegen, s’Häß anlegen,<br />

wär’s schon vorbei, das wär’ ein Segen!<br />

Auch Elsa ahnt, heut ist’s soweit.<br />

Im Allgäu herrscht die <strong>Viehscheid</strong>zeit.<br />

Vom Berg herunter geht es heute,<br />

da warten eine Menge Leute.<br />

Einen Kranz, den soll sie tragen,<br />

hörte sie die Hirten sagen,<br />

denn sie sei sie schönste Kuh!<br />

Elsa stimmt dem freilich zu.<br />

Der Senn setzt ihr die Krone auf,<br />

Kreuz <strong>und</strong> Spiegel obendrauf.<br />

Nun geht es gleich ins Tal hinab,<br />

Elsa ganz vorn, in schnellem Trab!<br />

Da steh’n die Menschen voller Staunen,<br />

durch die Menge geht ein Raunen,<br />

als die Herden zieh‘n vorbei,<br />

die Kühe sind nun nicht mehr frei.<br />

Am Scheidplatz werden sie geschieden,<br />

<strong>und</strong> dann heim zum Stall getrieben.<br />

Die Menschen bleiben, feiern laut,<br />

bis der Abend den Himmel graut.<br />

Elsa, die steht traurig im Stall,<br />

das Leben am Berg war doch eher ihr Fall!<br />

Sie findet einfach keine Ruh‘,<br />

da ertönt neben ihr ein neckisches »Muh!«<br />

Sie blickt nach links, da steht ein Stier,<br />

ein kräftiger Kerl, die Hörner eine Zier.<br />

Da denkt sich Elsa insgeheim:<br />

»Vielleicht ist’s doch nicht so schlecht daheim!«<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 3


INHALT<br />

30 58<br />

78 32<br />

54<br />

VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

14 Im Wandel<br />

<strong>Viehscheid</strong> früher <strong>und</strong> heute<br />

20 Da geht’s bergab<br />

<strong>Viehscheid</strong>-Termine im Allgäu <strong>und</strong> Umgebung<br />

68 Das ist doch keine Kuh!<br />

Wer sonst noch ins Tal kommt<br />

78 Der krönende Schluss<br />

Kranzbinden auf der Alpe Schattwald<br />

NATUR<br />

26 König im wilden Klettergarten<br />

Der Steinbock<br />

30 Kraftquelle Allgäu<br />

Im Westallgäu entschleunigen<br />

38 Heu(te) entspannt<br />

Wellness von der Bergwiese<br />

96 Die Falten der Erde<br />

Wie entstanden die Alpen?<br />

ALPE SPEZIAL<br />

32 »Ebbas Bsonders«<br />

Am Grünten gibt es jetzt eine Bier Alpe<br />

54 »Guter Käs’ fängt bei der Kuh an«<br />

Zu Gast auf der Bio-Alpe Hompessen<br />

72 Vier auf einen Streich<br />

Wanderung zu einem himmlischen Hüttenquartett<br />

HISTORIE<br />

62 Schachern um das schönste Vieh<br />

Unsere Holzstich-Historie<br />

84 Die Edelweißdiebe an der Höfats<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert tobte der »Edelweißkrieg«<br />

HANDWERK<br />

42 Der perfekte Ton<br />

... kommt aus der Allgäuer Keramikmanufaktur<br />

50 »Drei Hände sollte man haben«<br />

Ein selten gewordenes Handwerk ist die Sattlerei<br />

58 Kleine Käsek<strong>und</strong>e<br />

Wer stinkt denn hier?<br />

60<br />

4<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


EDITORIAL<br />

PORTRAIT<br />

84<br />

64 Kühe im Wohnzimmer<br />

Zu Besuch bei einer tierlieben Malerin<br />

90 Kurze Kälberwege<br />

In der Naturpark-Metzgerei (mit Rezept!)<br />

FAMILIE<br />

60 Wie die Kuh den Bauernhof fand<br />

Tierisches Abenteuer aus der Feder von Iris Dollansky<br />

88 Ausflugstipp<br />

Der malerische Elbsee<br />

98 Es spukt auf Neuhuhnstein<br />

Allgäuer Lesegeschichte<br />

102 Tafeln <strong>und</strong> Tatzen<br />

Im Dorfschulmuseum Daxberg<br />

FREIZEIT<br />

6 Sommer im Allgäu<br />

Hier kann man was erleben<br />

36 Rezept: Marinierter Bergkäs’<br />

mit Löwenzahnsalat<br />

48 … <strong>und</strong> wenn es regnet?<br />

Schlechtwettertipps<br />

106 Zeit zum Schmökern<br />

Unsere Medientipps für den <strong>Alpsommer</strong><br />

Fotos: Tourist-Info Wertach, Ramona Klein, Landkreis Lindau (Bodensee)/David Knipping, Susanne Lang, Familie Herz, Edelweißräuber am Rappenköpfle-Foto: ÖAV-Archiv, Laternbildsammlung; Illustration: Iris Dollansky<br />

WILLKOMMEN AUF DEN SCHÖNSTEN<br />

SEITEN DES ALPSOMMERS!<br />

Es ist wieder soweit: Das Vieh ist »droben«,<br />

der Bergsommer hat begonnen.<br />

R<strong>und</strong> einh<strong>und</strong>ert Tage lang werden die<br />

Hirten <strong>und</strong> ihr Vieh am Berg verbringen.<br />

Für das Rindvieh ein willkommener Urlaub:<br />

Es kann sich auf der Weide frei bewegen<br />

<strong>und</strong> toben, saftige Bergkräuter<br />

fressen <strong>und</strong> sich beim Wiederkäuen die<br />

Sonne auf den Pelz brennen lassen. Und für die Hirten? Ein Knochenjob,<br />

der früh beginnt <strong>und</strong> spät endet. Das Vieh will wohl versorgt<br />

sein, die Weide gepflegt, die Alphütte in Schuss gehalten <strong>und</strong><br />

dazwischen in der Regel noch zahlreiche Wanderer mit einer herzhaften<br />

Brotzeit bedient werden. Im Gegenzug »schafft« der Hirt‘<br />

am wohl schönsten Arbeitsplatz der Welt.<br />

Im September neigt sich der Bergsommer dann dem Ende zu –<br />

<strong>und</strong> auf der Alphütte wird es nochmal richtig hektisch, denn die<br />

muss rechtzeitig winterfest gemacht werden. Dann sind da noch<br />

die unmittelbaren Vorbereitungen für den <strong>Viehscheid</strong>. Die Zugschellen<br />

werden ge- <strong>und</strong> das Vieh herausgeputzt. Falls der Sommer<br />

unfallfrei für Mensch <strong>und</strong> Tier verlaufen ist, wird das hübscheste<br />

Vieh mit einem prächtigen Kopfschmuck ins Tal vorangeführt –<br />

dem Kranz. Er enthält in der Regel ein Kreuz für den göttlichen<br />

Beistand <strong>und</strong> einen Spiegel, um das Böse fernzuhalten – <strong>und</strong> wird<br />

noch per Hand geflochten. Mehrere Helferinnen kommen dafür<br />

zusammen, pflücken Bergblumen, besprechen das »Design« <strong>und</strong><br />

biegen Drahtgestelle zurecht. Woher wir das so genau wissen? Wir<br />

waren dabei <strong>und</strong> haben den Kranzbinderinnen auf der Alpe<br />

Schattwald auf die Finger geschaut. Die Geschichte finden Sie auf<br />

den Seiten 78 bis 83.<br />

Das ist einer der urtümlichen Aspekte des Allgäuer <strong>Viehscheid</strong>es<br />

– andere wurden modernisiert. Wo früher der »Scheid« dazu genutzt<br />

wurde, Vieh zu handeln <strong>und</strong> vielleicht das ein oder andere<br />

Zubehör für Bauern zu verkaufen, stehen heute Bierzelte <strong>und</strong><br />

Fahrgeschäfte. Zu den Alphirten <strong>und</strong> Bauern gesellen sich mittlerweile<br />

tausende Besucher, die das Brauchtum »live« erleben wollen.<br />

Das Vieh kann dem Trubel, der um seinen Abtrieb gemacht<br />

wird, nur noch staunend beiwohnen, ehe es zurück in den heimischen<br />

Stall geschickt wird. Über den <strong>Viehscheid</strong> im Wandel der<br />

Zeit sinnen wir auf den Seiten 14 bis 18 nach. Dabei sind die Rinder<br />

gar nicht die einzigen Vierbeiner, die die Alphirten vom Berg<br />

begleiten. Wer da sonst noch runterkommt, das erfährt man auf<br />

den Seiten 68 bis 71.<br />

Nun könnte ich lange weiterschreiben, welche Entdeckungen Sie<br />

r<strong>und</strong> um den Bergsommer machen können, was Sie sich nicht entgehen<br />

lassen <strong>und</strong> mit wem Sie unbedingt ins Gespräch kommen<br />

sollten – aber dann hätten Sie kein Magazin, sondern ein kiloschweres<br />

Lexikon in der Hand. Wir können Ihnen nur Einblicke<br />

verschaffen, ausgewählte »Allgäuperlen« vorstellen <strong>und</strong> ein bisschen<br />

Hintergr<strong>und</strong>wissen vermitteln – den Rest der ganzen Vielfalt<br />

müssen Sie schon selber erk<strong>und</strong>en.<br />

Also, Rucksack nauf <strong>und</strong> ab gohts in den <strong>Alpsommer</strong> <strong>2019</strong>!<br />

Ihre<br />

Viola Elgaß<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 5


FREIZEIT<br />

SOMMER IM ALLGÄU<br />

HIER KANN MAN WAS ERLEBEN<br />

145 JAHRE WEISSLACKER<br />

REZEPT: KÄSSPATZEN<br />

MIT WEISSLACKER<br />

Zutaten:<br />

400 g Mehl, 8 Eier, Salz/Pfeffer, 30 g Butter,<br />

175 g Allgäuer Hof-Milch-Kässpatzenmischung<br />

mit Weißlacker<br />

Für die Röstzwiebeln: 2 rote Zwiebeln,<br />

500 ml Rapsöl zum Frittieren<br />

Zubereitung Käsespätzle<br />

Die Eier mit dem Mehl zusammen schlagen, bis der<br />

Teig Blasen wirft. Den Teig mithilfe eines Spätzle -<br />

hobels in kochendes Salzwasser hobeln. Wenn die<br />

Spätzle oben schwimmen, mit einem Schaumlöffel<br />

abschöpfen. In eine Pfanne geben <strong>und</strong> etwas Käse<br />

darauf verteilen. Den Prozess solange durchführen,<br />

bis der Teig verbraucht ist, dann den Rest der<br />

Käsemischung <strong>und</strong> die Butter zugeben. Alles in der<br />

Pfanne schwenken, bis der Käse Fäden zieht. Die<br />

Spätzle nach Geschmack mit frischem Schnittlauch<br />

<strong>und</strong> Röstzwiebeln garnieren.<br />

Zubereitung Röstzwiebeln<br />

Das Öl auf 180 °C erhitzen. Zwiebeln aufschneiden<br />

<strong>und</strong> mit Mehl bestäuben, anschließend in das heiße<br />

Öl geben (Tipp: einen großen Topf verwenden, da<br />

das Fett aufsprudelt). Sobald sie goldbraun sind, mit<br />

einem Schaumlöffel entnehmen <strong>und</strong> auf Küchen krepp<br />

abtupfen. Die Röstzwiebeln direkt etwas salzen.<br />

Der Aristokrat unter den Stinkkäsen feiert Geburtstag<br />

<strong>und</strong> das muss gefeiert werden. Sein<br />

wahres Duftw<strong>und</strong>er erleben kann man beim Hof-<br />

Fest der »Allgäuer Hof-Milch«-Molkerei. Am 22.<br />

Juni von 10 bis 18 Uhr dreht sich am Weißlackerplatz<br />

1 in Wertach alles um den Allgäuer Käse:<br />

So kann man Einblicke in seine Herstellung beim<br />

Live-Käsen in der Wertacher Sennerei gewinnen.<br />

Dazu gibt es einen Genussmarkt mit allerlei Gaumenfreuden,<br />

ein Bühnen- <strong>und</strong> ein buntes Kinderprogramm<br />

mit Hüpfburg, Streichelzoo, Bobbycar-<br />

Rennen <strong>und</strong> Bastelecke. Koch Constantin Kiehne<br />

vom Restaurant »freistil.« in Ofterschwang kreiert<br />

vor Ort leckere Gerichte mit dem Geburtstagskind<br />

»Allgäuer Weißlacker«.<br />

Schon Hunger bekommen? Dann gibt es an dieser<br />

Stelle gleich noch einen Rezepttipp mit der<br />

neuen Kässpatzenmischung mit Weißlacker von<br />

der Allgäuer Hof-Milch. Weitere Infos <strong>und</strong> alle<br />

Verkaufsorte der Allgäuer Hof-Milch-Produkte<br />

gibt es unter:<br />

www.hof-milch.de<br />

Fotos: Allgäuer Hof-Milch GmbH, Rezept: Constantin Kiehne, freistil.<br />

EIN MUSS FÜR KLETTERMAXE<br />

Foto: Alpsee Immenstadt Tourismus GmbH<br />

Seine Grenzen ausloten, ohne sich dabei in Gefahr<br />

begeben – das kann man am Großen Alpsee<br />

in Immenstadt. Direkt neben dem Eingangsportal<br />

zum Naturpark Nagelfluhkette, dem Alpseehaus,<br />

reizt ein Himmelspfad, der »Skytrail«,<br />

Groß <strong>und</strong> Klein, die eigene Trittsicherheit <strong>und</strong><br />

Schwindelfreiheit auszuprobieren. Auf drei<br />

Stockwerken bis hinauf in einer Höhe von elf<br />

Metern gibt es über 40 verschiedene Möglich-<br />

keiten, sich auf Seilen, wackeligen Trittstufen,<br />

Schwebebalken, Flachleitern <strong>und</strong> in Netzen fortzubewegen.<br />

In Verbindung mit dem großen Skytrail<br />

gibt es auch eine kleine Anlage speziell für<br />

die kürzeren Klettermaxe: Hier können Eltern neben<br />

ihren Sprösslingen hergehen. So kann sich<br />

die ganze Familie spielend auf kommende Bergtouren<br />

vorbereiten.<br />

www.alpseeskytrail.de<br />

6<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


EIN TIERISCH GUTES MUSEUM<br />

Foto: Tanja Kutter/Bauernhofmuseum<br />

Fast drei Dutzend Gebäude aus vier Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

lassen im Schwäbischen Bauernhofmuseum<br />

Illerbeuren Vergangenes wieder lebendig werden.<br />

Auf dem weitläufigen Museumsgelände können<br />

Besucher viel Interessantes zur ländlichen Kulturgeschichte<br />

zwischen Allgäu <strong>und</strong> Ries entdecken.<br />

Die eingerichteten Werkstätten vermitteln den<br />

Besuchern zudem Wissen über frühere Handwerke<br />

wie der Wagnerei, Küferei, Schuhmacherei <strong>und</strong><br />

Bürstenbinderei. Bei den beliebten Handwerkertagen<br />

am 7. <strong>und</strong> 8. September darf man auch<br />

selbst Hand anlegen. Wenn man schon einmal da<br />

ist, können auch gleich die alten Haustierrassen<br />

bew<strong>und</strong>ert werden, die auf der Außenanlage des<br />

Museums leben. Die Schafe, Pferde, Schweine,<br />

Kühe, Hühner <strong>und</strong> Gänse freuen sich über die<br />

kleinen <strong>und</strong> großen Besucher <strong>und</strong> kommen oft<br />

ganz nah heran.<br />

www.bauernhofmuseum.de<br />

ZERBRECHLICHE KUNST<br />

Das historische Glasmacherdorf Schmidsfelden ist einer der interessantesten<br />

Anziehungspunkte im Allgäu. Bis zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts prägte die<br />

Glasmacherei das Leben der Menschen in der Adelegg. Die Glashütte <strong>und</strong> einige<br />

Nebengebäude sind in Schmidsfelden ebenso wie viele Arbeiterhäuschen erhalten<br />

geblieben. Diese werden von einer bunten Dorfgemeinschaft bewohnt. In der imposanten<br />

Glashütte zeigt Glasmacher Stefan Michaelis seine Kunst. Auch einen<br />

Glasladen, in dem die Kunstwerke gekauft werden können, eine Naturschutzstation<br />

<strong>und</strong> ein Bistro gibt es hier. Ein stimmungsvoller Höhepunkt ist alljährlich das<br />

Glashüttenfest, das in diesem Jahr am Sonntag, 6. Oktober, gefeiert wird.<br />

www.glas-schmidsfelden.de<br />

Foto: Roland Rasemann<br />

Anzeige<br />

SENNALPE OBERBERG<br />

Die Alpe Oberberg ist ein beliebtes Ausflugs- <strong>und</strong> Wanderziel für Groß <strong>und</strong> Klein.<br />

Beim Verzehr unserer herzhaften Brotzeiten aus eigener Herstellung <strong>und</strong> Tierhaltung<br />

können Sie Ihren Blick über den Hauptkamm der Allgäuer Alpen schweifen lassen<br />

Neben der herrlichen Aussicht gibt es bei uns...<br />

- Sennereibesichtigung - hausgemachte Kuchen<br />

- Käseverkauf & Käseprobe - Kinderspielplatz<br />

- Kässpatzenessen<br />

- Trio-Musik immer sonntags ab 12:00 Uhr –<br />

(ab mind. 8 Personen auf Vorbestellung) bei jeder Witterung<br />

- deftige Brotzeiten<br />

- Themenwanderweg ab Mitte Mai <strong>2019</strong><br />

Naturbegeisterte können auf unserem neuen Themenwanderweg allerhand spannendes<br />

über den Naturpark Nagelfluhkette <strong>und</strong> die Alpwirtschaft entdecken. Nichts wie los…<br />

www.alpe-oberberg.de<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch, Ihre Familie Beck<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 7


FREIZEIT<br />

SOMMERLICHER GENUSS IM TAL<br />

Das Gunzesrieder Tal liegt im Herzen des Naturparks<br />

Nagelfluhkette. Beim Käse-Kräuter-Sommer<br />

vom 1. Juni bis 30. September dreht sich dort alles<br />

r<strong>und</strong> um die Themen Käse, Kräuter <strong>und</strong> Natur<br />

– Gaumenfreuden inklusive! Mitmach-Angebote,<br />

geführte Wanderungen, Koch- <strong>und</strong> Kreativworkshops,<br />

Wellnessangebote <strong>und</strong> vieles mehr locken<br />

die Besucher in diesen Wochen ins »Schatzkästchen<br />

Gunzesrieder Kräutertal«.<br />

www.blaichach.de<br />

Foto: Christel Pickl<br />

SONTHOFEN DREHT AM RAD<br />

Foto: Kristina Müller<br />

Bis zum 3. November geht es im Heimathaus<br />

Sonthofen ums Rad: Die Sonderausstellung »Das<br />

Fahrrad: Von der Laufmaschine zum E-Bike – eine<br />

Erfolgsgeschichte über drei Jahrh<strong>und</strong>erte« nimmt<br />

einen mit auf eine Zeitreise, die 1817 mit dem<br />

Bau der Laufmaschine beginnt. Die Exponate verdeutlichen<br />

die Entwicklung von dem Fahrzeug<br />

ohne Pedale über die Hoch- <strong>und</strong> Dreiräder bis hin<br />

zum heutigen E-Bike. Zahlreiche Informationen,<br />

etwa zu den Themen »Rennsport« <strong>und</strong> »Frau <strong>und</strong><br />

Fahrrad«, ergänzen die Ausstellung. Begleitend<br />

wird in den Sommerferien ein abwechslungsreiches<br />

Rahmenprogramm angeboten. Kinder von<br />

4 bis 13 Jahren können r<strong>und</strong> um das Thema Fahrrad<br />

basteln, malen, kochen oder schreiben.<br />

www.heimathaus-sonthofen.de<br />

Anzeige<br />

8<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


SPANNUNG IN<br />

BOLSTERLANG<br />

Im Hörnerdorf Bolsterlang im Allgäu kann man<br />

sich im Sommer wie Robin Hood fühlen – hier<br />

wird zwar nicht auf den Sheriff geschossen, dafür<br />

geht es um Konzentration, Spaß <strong>und</strong> Naturerlebnis.<br />

Anfängern sei der Gr<strong>und</strong>kurs auf dem<br />

überdachten Übungsplatz empfohlen. Sind die<br />

ersten Zieltreffer absolviert, geht es in den<br />

»Sherwood Forest«, einen Talparcours mit zehn<br />

3D-Schaumstoffzielen. Wer es anspruchsvoller<br />

mag, sollte sich auf den 1. Allgäuer Alpenparcours<br />

am Bolsterlanger Horn begeben. Auf diesem<br />

wird eine Bergtour mit Bogenschießen verb<strong>und</strong>en.<br />

Wenn man neben Abenteuerlust auch<br />

Foto: Tourismus Hörnerdörfer GmbH/ProVisionMedia<br />

etwas Kondition <strong>und</strong> festes Schuhwerk mitbringt,<br />

wird der Alpenparcours – im wahrsten Sinne des<br />

Wortes – zu einem spannenden Erlebnis.<br />

www.hoernerdoerfer.de<br />

HIER GEHT’S NICHT AUF, SONDERN UNTER DEN BERG<br />

Einen Berg von innen sehen: Das ist in der Erzgruben-Erlebniswelt<br />

am Grünten in Burgberg<br />

möglich. Bevor es in den Wächter des Allgäus hineingeht,<br />

lernen die Besucher im Museumsdorf<br />

mehr über die Geologie, den Eisenerz-Bergbau,<br />

die Verhüttung <strong>und</strong> die althergebrachte Schmiedekunst,<br />

die man in der Schauschmiede hautnah<br />

erleben kann. Dann ist es Zeit, dem Grünten auf<br />

den Gr<strong>und</strong> zu gehen: Bei einer zweistündigen<br />

R<strong>und</strong>wanderung gibt es Wissenswertes über den<br />

Andreas-Tagebau, die Theresien-Grube <strong>und</strong> die<br />

Anna-Grube. Für letztere sollten Besucher schwindelfrei<br />

sein, denn am Ende wartet nicht der Grubengr<strong>und</strong>,<br />

sondern ein Podest mit einem über<br />

zehn Meter tiefen Abgr<strong>und</strong>. Um den Rückweg,<br />

oder auch Hinweg, zu genießen, fährt das »Erzgrubenbähnle«<br />

vom Parkplatz Steinbruch über<br />

den Dorfplatz zum Museumsdorf <strong>und</strong> zur Erzgrubenerlebniswelt<br />

– natürlich auch wieder zurück.<br />

www.erzgruben.de<br />

Foto: Gabriele Fischer<br />

Anzeige<br />

Ob Kurzurlaub, eine längere Auszeit, Familienferien oder ein Gruppenaufenthalt –<br />

bei uns sind Sie bestens aufgehoben <strong>und</strong> finden alles für Ihren perfekten Urlaub. Genießen Sie<br />

aktive Erholung in der Natur genauso wie das vielfältige kulturelle Angebot der Region.<br />

Seestraße 3 · 87509 Bühl am Alpsee · Tel: +49 (0) 8323 / 987189 · info@hierlhof.de · www.hierlhof.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 9


FREIZEIT<br />

MUSEUMSNACHT UND ESELTREFFEN<br />

Ganz in der Nähe vom Bodensee, im Landkreis<br />

Ravensburg, befindet sich das Bauernhaus-Museum<br />

Wolfegg. Wer jetzt denkt: Okay, da steht<br />

ein Bauernhaus, das zu einem Museum umgebaut<br />

wurde, der irrt sich. Insgesamt 30 historische<br />

Gebäude, aus den verschiedensten Ecken des Allgäus<br />

zusammengetragen, bilden das museale Ensemble.<br />

Hier erfahren die Besucher mehr über die<br />

ländliche Kulturgeschichte <strong>und</strong> können nachvollziehen,<br />

wie die Landleute früher lebten <strong>und</strong> arbeiteten.<br />

Zudem finden zahlreiche Veranstaltun-<br />

gen auf dem Gelände statt – wie das Museumsfest.<br />

Vom 31. August bis zum 2. September führen<br />

zahlreiche Handwerker wie Korbmacher, Bürstenmacher,<br />

Perlensticker <strong>und</strong> Zimmerer ihre Gewerke<br />

<strong>und</strong> die Vielfalt ihres Geschicks vor. Und<br />

am 21. <strong>und</strong> 22. September findet das 8. Eseltreffen<br />

auf den Museumswiesen statt. Abger<strong>und</strong>et<br />

wird die Veranstaltung durch ein großes Begleitprogramm<br />

sowie einen Bauernmarkt, der an beiden<br />

Tagen stattfinden wird.<br />

www.bauernhausmuseum-wolfegg.de<br />

Foto: Bär Leder & Tracht GmbH<br />

WO’S HANDWERK NO LEBT<br />

Foto: Bauernhaus-Museum Wolfegg/Gottfried Brauchle<br />

Der Geheimtipp für alle, die Wert auf echte baye -<br />

rische Handarbeit legen, ist das Geschäft Bär Leder<br />

& Tracht im kleinen Örtchen Leeder bei Landsberg<br />

am Lech. Hier hat sich Manfred Bär auf die Maß -<br />

anfertigung von Sämisch-Hirschlederhosen <strong>und</strong><br />

individuelle Stickereien auf eben diesen Hosen,<br />

Westen, Hemden oder Hosen träger spezialisiert. Ob<br />

die Lederhose hand- oder maschi nen bestickt sein<br />

soll, wählt der K<strong>und</strong>e selbst – auch die klassischen<br />

<strong>und</strong> »sauberen« Hosen sind hier erhältlich. Ganz neu<br />

im Geschäft sind individuell gelaserte beziehungs -<br />

weise gestickte Träger <strong>und</strong> Gürtelschnallen.<br />

www.leder-trachten.com<br />

FLÜSSIGES GOLD AUS DEN BERGEN<br />

Wer denkt, alles Gold aus dem Allgäu ist Käse,<br />

der irrt sich. Viel süßer, aber genauso schmackhaft<br />

ist der Honig, den die Alpenimkerei Jörg seit<br />

über 50 Jahren gewinnt. Die Imkerfamilie aus<br />

Kranzegg bewirtschaftet 20 Bienenvölker an zwei<br />

Standorten zwischen 800 <strong>und</strong> 1200 Höhenmetern.<br />

Jede Jahreszeit im Bienenjahr hat ihren eigenen<br />

Geschmack. Das zeigen die drei Honigsorten:<br />

der helle Alpenhonig »Blüte« aus dem Frühjahr<br />

ist ganz anders als die kräftige Sorte »Wald«<br />

aus dem Spätsommer. Gleiches gilt für den Alpenhonig<br />

»Sommer« aus den Monaten Juni <strong>und</strong><br />

Juli. Die Honiggläser (9,90 Euro, je 260 Gramm)<br />

kann man online bei der Alpenimkerei bestellen<br />

oder auf der Grüntenhütte sowie bei der »Käs<br />

Buind« in Kranzegg kaufen.<br />

www.alpenimkerei.de<br />

Foto: Alpenimkerei Jörg<br />

10<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

MITMACHEN UND<br />

GEWINNEN!<br />

Von Trinkflaschen über Reisetagebücher bis zu<br />

Outdoor-Kerzen: Praktische Begleiter für Wanderer,<br />

Bergsteiger, Camper <strong>und</strong> Outdoor-Abenteurer<br />

gibt es bei »Roadtyping«. Besonders beliebt<br />

ist das »Gipfelstürmer«-Set, bestehend aus einem<br />

Emaille-Becher mit einem Viertelliter Trinkvolumen<br />

<strong>und</strong> einer isolierten Edelstahl-Flasche:<br />

Der Becher ist die perfekte Ergänzung für jede<br />

Outdoor-Küche. Ob beim Camping oder für den<br />

Kaffee im Büro, er erinnert immer an draußen.<br />

Die Gipfelstürmer-Trinkflasche hält derweil alle<br />

Getränke warm oder kalt – <strong>und</strong> lässt sich dank<br />

des praktischen Bügelgriffs gut am Rucksack befestigen.<br />

Neugierig geworden? Dann machen Sie mit bei<br />

unserem Gewinnspiel – mit etwas Glück können<br />

Sie das Set bald Ihr Eigen nennen.<br />

Wie das geht? Einfach die Homepage von<br />

»Road typing« besuchen <strong>und</strong> über untenstehenden<br />

Link herausfinden, wie die süße Labradorhündin<br />

heißt, die das »Roadtyping«-Team auf jeder<br />

Tour begleitet. Im Anschluss verraten Sie den<br />

Namen unserer Redaktion:<br />

Per Postkarte an EDITION ALLGÄU, Lachener Weg<br />

2, 87509 Immenstadt-Werdenstein oder Mail an:<br />

carolin.mathes@heimat-allgaeu.info. Einsendeschluss<br />

ist der 30. September <strong>2019</strong>. Viel Glück!<br />

Wie heißt die »Roadtyping«-<br />

Hündin?<br />

Die Antwort verbirgt sich hier:<br />

roadtyping.de/de/ueber-roadtyping<br />

© Büro Janner <strong>2019</strong><br />

Sennalpe<br />

Sennalpe<br />

Sonnhalde<br />

Sonnhalde<br />

DEMETER-Alpe seit 1989<br />

Foto: Roadtyping<br />

... ein<br />

guter Platz<br />

für fröhliche<br />

Einkehr ...<br />

Telefon Alpe: 08386 962 418 | Info-Telefon: 0151 513 68515<br />

www.alpe-sonnhalde.de | E-Mail: buero@alpenbogen.eu<br />

© Büro Janner 2018<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 11


FREIZEIT<br />

Anzeige<br />

EIN DUFTES FEST<br />

Das traditionelle Sommer-Highlight beim Aromatherapie-, Bio- & Naturkosmetik-<br />

Hersteller Primavera in Oy-Mittelberg findet am Wochenende des 29. <strong>und</strong> 30. Juni statt<br />

<strong>und</strong> steht im Zeichen der Königin aller Blumen: der Rose. Der weitläufige Rosen- <strong>und</strong><br />

Heilkräutergarten verwandelt sich in ein blühendes <strong>und</strong> duftendes Erlebnis für alle Sinne.<br />

Firmen- <strong>und</strong> Gartenführungen, Workshops, Vorträge <strong>und</strong> ein buntes Kinderprogramm<br />

werden große <strong>und</strong> kleine Naturliebhaber begeistern. Mitreißendes Improvisationstheater<br />

vom Feinsten mit den »WendeJacken« aus Kempten wird am Samstag, 29. Juni, ab 20<br />

Uhr geboten. Der Eintritt zum Rosenfest ist frei.<br />

www.primaveralife.com<br />

Foto: Primavera Life GmbH<br />

GUT VERPACKT<br />

AM BERG<br />

UND IM TAL<br />

SAGENHAFTE<br />

STURMANNSHÖHLE<br />

Foto: Tourismus Hörnerdörfer/F. Kjer<br />

Die abenteuerliche Reise den Drachenrachen<br />

hinab, wie die 180 Stufen in der Spalthöhle genannt<br />

werden, liegt am Ende des Sagenweges.<br />

Auf dem Weg durch den Wald werden auf<br />

Schautafeln verschiedene Sagen <strong>und</strong> Mythen<br />

r<strong>und</strong> um Obermaiselstein erzählt <strong>und</strong> dargestellt.<br />

Ist man schließlich in der Sturmannshöhle angelangt,<br />

erwarten einen kühle vier bis acht Grad<br />

Celsius <strong>und</strong> verschiedene Fledermausarten, die<br />

den Tag an den Wänden der Höhle verschlafen.<br />

Im Rahmen einer Führung können die Besucher<br />

die einzig begehbare Spalthöhle des Allgäus erk<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> wer weiß: Vielleicht finden Sie ja den<br />

sagenumwobenen Schatz der Sturmannshöhle.<br />

www.hoernerdoerfer.de<br />

Foto: Schongauer Märchenwald<br />

UND SIE LEBTEN GLÜCKLICH …<br />

Seit 1956 begeistert der Schongauer Märchenwald<br />

Urlauber <strong>und</strong> heimische Gäste mit seiner familiären<br />

Atmosphäre. Besucher erleben hier eine enorme Vielfalt<br />

auf einem kompakten Areal: Spielplätze wechseln sich<br />

ab mit Gehegen für Ziegen, Hasen oder Vögel, liebevoll<br />

gestaltete Märchenhäuser gehen über in einen Erlebnis -<br />

wald <strong>und</strong> die Kinder können von den Fahrten mit der<br />

Miniatureisenbahn oder dem Pony-Reiten gar nicht<br />

genug bekommen. Wer dann einen kleinen oder auch<br />

größeren Hunger verspürt, wird im Gasthaus mit<br />

Gerichten der bayerischen Küche verwöhnt. Während -<br />

dessen schließen die Kinder in der Spielecke Fre<strong>und</strong> -<br />

schaften <strong>und</strong> am Ende des Tages fährt jeder selig heim.<br />

www.schongauer-maerchenwald.de<br />

Egal ob zum Wandern, Radeln oder abends<br />

gemütlich draußen sitzen – im Funktionshoodie<br />

RIDER von Alptraum ist jeder gut eingepackt.<br />

Der Hoodie besticht durch sein angenehmes<br />

<strong>und</strong> schnelltrocknendes Material, das<br />

außen glatt <strong>und</strong> innen weich angeraut ist. So<br />

bleibt sein Träger bei jedem Wetter warm <strong>und</strong><br />

trocken. Dazu hat er an der Brust eine praktische<br />

Zippertasche, in der sich Handy, Sonnenbrille<br />

<strong>und</strong> Energieriegel griffbereit verstauen<br />

lassen – auch mit Klettergurt. Zu kaufen gibt´s<br />

das Schmuckstück bei Alptraum in Oberstdorf<br />

in der Kirchstraße 6 oder im Online-Shop.<br />

www.alptraum.net<br />

Foto: Alptraum Oberstdorf<br />

12<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

WANDERN<br />

UND GENIESSEN<br />

Im Oberallgäuer Bergdorf Ofterschwang verschmelzen<br />

Gegensätze zu einer harmonischen<br />

Einheit. Die ursprüng liche Natur <strong>und</strong> die Landwirtschaft<br />

prägen den Landstrich. Die Gemeinde<br />

liegt mit ihren zehn Ortsteilen in Terrassenlage<br />

über dem Illertal, eingebettet in Alpweiden <strong>und</strong><br />

Bergwälder am Fuße des Ofterschwanger Horns.<br />

Mit 93 Kilometern Wanderwegen, attraktiven<br />

Radl-Strecken <strong>und</strong> dem Sessellift »Weltcup-Express«<br />

sowie dem Tiefenberger Moor ist der Ort<br />

idealer Ausgangspunkt für aktiven Bergsport,<br />

aber auch für gemütliche Spaziergänge. In direkter<br />

Nachbarschaft findet sich das Fünf-Sterne-Resort<br />

Sonnenalp für einen Luxusurlaub mit Golf -<br />

zentrum vor traumhafter Bergkulisse. Auch die<br />

Gourmets kommen nicht zu kurz: Unter der Marke<br />

»Gutes vom Dorf« genießen Gäste Qualitätsprodukte<br />

aus der Region, vom Bergkäse bis zum<br />

Eis aus Ofterschwanger Milch.<br />

www.hoernerdoerfer.de/ofterschwang<br />

Foto: Tourismus Hörnerdörfer GmbH_Ofterschwang-Ort@Pro-Vision-Media<br />

INTERNATIONALE KÜCHE<br />

Unmittelbar neben der Kartause finden Sie bei uns<br />

jugoslawische, italienische <strong>und</strong> deutsche Spezialitäten.<br />

Busse sind herzlich Willkommen!<br />

Parkmöglichkeiten stehen vor dem Haus zur Verfügung.<br />

Wir bitten fre<strong>und</strong>lich um vorherige Anmeldung.<br />

Unsere Öffnungszeiten:<br />

täglich von 11.30-14.00 Uhr <strong>und</strong> 17.00-22.00 Uhr<br />

Mittwoch Ruhetag<br />

An der Kartause 2 | 87740 Buxheim | Tel. 0 83 31 / 72 69 0<br />

www.gasthaus-sonne.net<br />

Foto: Käsküche Isny GmbH & Co. KG<br />

DEM KÄSER ÜBER DIE<br />

SCHULTER GUCKEN<br />

Die Käsküche Isny ist eine handwerkliche Biosennerei,<br />

die ausschließlich Milch von Bioland- <strong>und</strong><br />

Demeterbetrieben aus der Region verarbeitet. Zu<br />

ihren Spezialitäten gehören die Käsesorten Adelegger,<br />

Isnyer Ur-Bergkäs, Schlanker Isnyer <strong>und</strong><br />

Sternschnuppe. Doch wie wird aus guter Milch<br />

überhaupt guter Käse? Das lässt sich am besten<br />

bei einer kostenlosen Führung durch die Käsküche<br />

herausfinden: immer freitags um 10.30 Uhr<br />

<strong>und</strong> in den Monaten Juli <strong>und</strong> August zusätzlich<br />

am Dienstag um 10.30 Uhr gewährt der Senn<br />

detaillierte Einblicke <strong>und</strong> beantwortet Fragen<br />

r<strong>und</strong> um die Käseherstellung. Eine Verkostung<br />

darf selbstverständlich nicht fehlen. Die Teilnahme<br />

ist kostenfrei.<br />

www.kaeskueche-isny.de<br />

Besterhaltenes ehemaliges Kartäuserkloster<br />

Deutschlands, drei barocke Kirchen der Gebrüder<br />

Zimmermann, weltberühmtes hochbarockes<br />

Chorgestühl, neu gestaltetes Kartausenmuseum<br />

<strong>und</strong> Sakralmuseum<br />

Öffnungszeiten:<br />

1. April - 1. November:<br />

täglich 10 - 17 Uhr,<br />

Jeden Sonntag 14 Uhr<br />

Gästeführung<br />

2. November - 31. März<br />

geschlossen<br />

Führungen nach Vereinbarung<br />

immer möglich<br />

KARTAUSE BUXHEIM <strong>und</strong><br />

DEUTSCHES KARTAUSEN-<br />

MUSEUM<br />

87740 BUXHEIM BEI MEMMINGEN<br />

Kontakt:<br />

Heimatdienst Buxheim e.V.<br />

87740 Buxheim<br />

Tel: 08331/ 61804<br />

Fax: 08331/963429<br />

E-Mail: info@<br />

heimatdienst-buxheim.de<br />

www.kartausebuxheim.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 13


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

Fotos: Lala Aufsberg (Archiv des Heimatb<strong>und</strong>es Allgäu e.V.), Archiv EDITION ALLGÄU, Volker Wille, Ramona Klein<br />

14<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


IM WANDEL<br />

VIEHSCHEID FRÜHER<br />

UND HEUTE<br />

Am Ende des Bergsommers gibt es den <strong>Viehscheid</strong>. Für die Einheimischen<br />

mit Blasmusik, Tracht <strong>und</strong> »Hoigarte«. Für die Gäste<br />

auch mit Rock, Gaudi, Bier <strong>und</strong> Volksfesttrubel. Und für die vierbeinigen<br />

Akteure? Das Ende der Freiheit am Berg, Marsch durch<br />

ungewohnten Rummel im Tal <strong>und</strong> ab in den heimischen Stall.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 15


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

War früher das liebe Vieh<br />

vom Berg herunten,<br />

folgte oft ein Viehmarkt<br />

im Tal. Heute sieht das<br />

Mitbringsel vom Scheid<br />

etwas anders aus<br />

Für die einen ist es das Ende eines arbeitsreichen<br />

Sommers auf dem Berg,<br />

für die anderen die fünfte Jahreszeit<br />

in den Alptälern. Über die Jahrh<strong>und</strong>erte hat<br />

der <strong>Viehscheid</strong> mindestens genauso viele<br />

Wandlungen durchgemacht wie die Alpwirtschaft<br />

selbst. Schon vor Christi Geburt<br />

wurde Vieh (nicht nur Rindvieh) im späten<br />

Frühjahr auf die Bergweiden getrieben <strong>und</strong><br />

im Herbst wieder heruntergeführt. Da es im<br />

Allgäu in früheren Zeiten so gut wie keine<br />

Großbauern gab, taten sich die Landwirte<br />

schon vor Jahrh<strong>und</strong>erten zusammen, beschickten<br />

gemeinsam die Alpen <strong>und</strong> mussten<br />

im Herbst die Tiere wieder »scheiden« –<br />

nach Eigentümern auseinander sortieren. So<br />

waren meist die Alpgenossenschaften auch<br />

für den <strong>Viehscheid</strong> verantwortlich.<br />

HÜTEN AM HANG<br />

Logischerweise konnten die Bauern aus dem<br />

Tal ihre Tiere nicht alle selber auf den Bergen<br />

betreuen – auf den Höfen in den Tälern<br />

gab es im Sommer jede Menge zu tun. Darum<br />

gab man das Vieh in die Obhut des Alpmeisters<br />

<strong>und</strong> des Alphirten. Meist waren das<br />

in früheren Zeiten Zweitgeborene, die keinen<br />

Bauernhof erbten oder Handwerker aus<br />

den Dörfern, die die drei Sommermonate<br />

auf dem Berg verbrachten <strong>und</strong> im Rest vom<br />

Jahr anderen handwerklichen Beschäftigungen<br />

nachgingen. Nicht selten halfen ihnen<br />

dabei ein oder zwei Junghirten.<br />

Sie lebten den Sommer ziemlich allein mit<br />

dem Vieh am Berg. Erst ab September, wenn<br />

die Vorbereitungen zum Alpabtrieb begannen,<br />

veränderte sich der lange Tagesablauf.<br />

Das Vieh wurde in tiefere Lagen getrieben,<br />

die Hütten allmählich winterfest gemacht<br />

<strong>und</strong> mit den kürzer werdenden Tagen rückte<br />

die Wanderung ins Tal heran. Die Familien<br />

der Bauern trafen auf der Alpe ein <strong>und</strong> hal-<br />

16<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Gehört auch seit jeher<br />

zum <strong>Viehscheid</strong> – gutes<br />

Bier, mit dem die Hirten<br />

auf das Ende des<br />

arbeitsreichen Sommers<br />

anstoßen konnten<br />

fen, die Herden sicher ins Tal zu bringen –<br />

zum »<strong>Viehscheid</strong>«.<br />

HANDEL MIT UND UM DAS VIEH<br />

In früheren Jahren war der <strong>Viehscheid</strong>, der<br />

übrigens in einigen Gemeinde des Ostallgäus<br />

»die« Scheid genannt wird, auch ein<br />

Viehmarkt.<br />

Ein Holzstich aus dem Jahr 1851 zeigt eine<br />

Szene des Viehmarktes in Sonthofen (siehe<br />

auch Seite 62/63) – damals einer der größten<br />

Märkte im gesamten Voralpenraum. Dort<br />

wurde nicht nur Jungvieh gehandelt <strong>und</strong> bis<br />

ins »Welschland« (nach Italien) verkauft, wie<br />

die damals bekannte »Illustrierte Zeitung«<br />

berichtete. Mit dem Auf <strong>und</strong> Ab der Milchwirtschaft<br />

in den beiden vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

wandelten sich auch die jeweiligen<br />

<strong>Viehscheid</strong>e. Schon sehr bald entwickelte<br />

sich in den Talorten im Allgäu am Scheidtag<br />

ein bäuerlicher Markt. Eine nachvollziehbare<br />

Entwicklung – selten kamen die<br />

Bauern familien <strong>und</strong> Älpler in so großer Zahl<br />

an einem Fleck zusammen. An einfachen<br />

Ständen wurde von fliegenden Händlern alles<br />

feilgeboten, was man fürs liebe Vieh, für<br />

den Hof <strong>und</strong> für den Haushalt brauchte. Und<br />

dass nach der langen <strong>und</strong> eher kargen, arbeitsreichen<br />

Zeit auf dem Berg auch eine<br />

Maß Bier den Scheidtag der Alphirten beendete,<br />

war verständlich. Auch die Bauern begossen<br />

die Tatsache, das Vieh wieder heil zurückbekommen<br />

zu haben, mit einem<br />

Schluck auf das Wohl der Hirten.<br />

Was für die meisten Landwirte <strong>und</strong> Älpler an<br />

ein, zwei Tagen über die Bühne geht, bedeutet<br />

für die fliegenden Händler mindestens<br />

drei Wochen echten Stress. Sie ziehen von<br />

<strong>Viehscheid</strong> zu <strong>Viehscheid</strong>. Am frühen Morgen<br />

Standaufbau, am Spätabend Standabbau,<br />

Fahrten in der Nacht, Standaufbau am nächs -<br />

ten Morgen – bei jedem Wetter! <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 17


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

Auch früher schon<br />

kamen viele Besucher zum<br />

Scheid. Mit der verstärkten<br />

Anwesenheit der<br />

»Sommergäscht« nahm<br />

der Rummel am Scheidplatz<br />

zu. Und wenn das<br />

Vieh längst weg ist,<br />

herrscht noch Trubel im<br />

Festzelt – die glückliche<br />

Heimkehr von Mensch<br />

<strong>und</strong> Vieh wird gefeiert<br />

SEHENSWERTE TRADITION<br />

Zu Zeiten des Notwenders Carl Hirnbein<br />

(1807 bis 1871) kamen die ersten Sommergäste<br />

ins Allgäu. Hirnbein revolutionierte<br />

nicht nur die Käseherstellung im Allgäu,<br />

sondern baute mit dem Grüntenhaus die erste<br />

Unterkunft in Bergeshöh am Grünten. Er<br />

hatte erkannt, dass betuchte Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger Erholung in den Alpen suchten.<br />

Dieses anfangs noch recht zarte Pflänzchen<br />

Tourismus entwickelte sich mit den Jahren.<br />

Und das Interesse an den <strong>Viehscheid</strong>en entwickelte<br />

sich parallel. Je mehr Menschen die<br />

<strong>Viehscheid</strong>e besuchten, desto mehr entwi -<br />

ckelte sich der Abtrieb des Viehs zum allgemeinen<br />

Rummel.<br />

Auf Fotos der Allgäu-Fotografin Lala Aufsberg<br />

erkennt man, dass schon in den 1930er<strong>und</strong><br />

1940er-Jahren die »Nebengewerbe« auf<br />

den <strong>Viehscheid</strong>en größer <strong>und</strong> unübersichtlicher<br />

wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

tauchten die ersten Festzelte beim <strong>Viehscheid</strong><br />

auf. Denn auch wenn der Herbst im<br />

Allgäu die Jahreszeit mit stabilen Schönwetterperioden<br />

ist – es kann auch einmal Bindfäden<br />

regnen <strong>und</strong> die Zaungäste wollen ja<br />

nicht unbedingt nass werden. Der <strong>Viehscheid</strong><br />

findet immer statt, egal wie das Wetter<br />

ist. Viel zu viele Dinge sind zu koordinieren,<br />

da gibt es keine Möglichkeit den Scheid<br />

einfach wegen »Schlechtwetter« zu verlegen.<br />

Über 30 <strong>Viehscheid</strong>e gibt es derzeit im Allgäu<br />

<strong>und</strong> den angrenzenden Gebieten. Vom<br />

11. September (Bad Hindelang) bis 3. Oktober<br />

(Memhölz) herrscht rege Betriebsamkeit.<br />

Schon wegen dieser terminlichen Enge<br />

sind Verschiebungen nicht machbar. Es gibt<br />

aber auch andere Gründe, die dagegen sprechen.<br />

Musikkapellen sind langfristig gebucht<br />

<strong>und</strong> Busunternehmen aus ganz Bayern haben<br />

die Fahrten zum <strong>Viehscheid</strong> bereits viele<br />

Monate im Voraus in ihre Programme aufgenommen.<br />

DEM VIEH IST DER RUMMEL EGAL<br />

Bei den Bauern <strong>und</strong> Älplern schlagen heutzutage<br />

zwei Herzen in der Brust. Auf der einen<br />

Seite genießen sie die Aufmerksamkeit<br />

für ihre Arbeit <strong>und</strong> Traditionen, auf der anderen<br />

Seite sind für viele der Rummel <strong>und</strong><br />

das Gedränge eine Belastung. Immer wieder<br />

kocht in den letzten Jahren die Diskussion<br />

auf, den <strong>Viehscheid</strong> in aller Ruhe abseits des<br />

Rummels zu organisieren. In einem Ort ist<br />

der <strong>Viehscheid</strong>platz nur noch »Durchgangsstation«,<br />

die Herden mit den großen Schellen<br />

<strong>und</strong> dem Kranzrind machen nur kurz<br />

am Scheidplatz Halt <strong>und</strong> werden dann ein<br />

paar Kilometer weiter den Bauern übergeben.<br />

Wo das ist, wird nicht verraten.<br />

Die Vorzeichen des <strong>Viehscheid</strong>es sind oft<br />

bereits Festzelt-Partys am Vorabend. Zünftige<br />

Allgäuer Blasmusiker, aber auch Rockmusiker<br />

heizen dem Publikum tüchtig ein.<br />

Dirndl <strong>und</strong> Lederhosen überwiegen im Publikum.<br />

Neben dem traditionellen Gewand<br />

ist auch der Münchner Oktoberfest-Look zu<br />

sehen. Der althergebrachte Zweck des <strong>Viehscheid</strong>es<br />

ist mancherorts nicht mehr ganz<br />

leicht zu erkennen. Dem Jungvieh, das am<br />

nächsten Vormittag eintrifft, ist es gleich.<br />

Denn die Tiere interessieren sich erst einmal<br />

nur für das frische Gras, das im Tal noch üppig<br />

sprießt – am Berg war’s zuletzt schon etwas<br />

spärlich.<br />

Peter Elgaß<br />

18<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 19


5<br />

26<br />

2<br />

18<br />

13<br />

6 28<br />

1<br />

21<br />

20<br />

11<br />

10<br />

27<br />

7<br />

8<br />

17<br />

31<br />

15<br />

23<br />

14<br />

33<br />

12<br />

32<br />

20<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

19<br />

VIEHSCHEIDORTE<br />

UND TERMINE<br />

1 BAD HINDELANG 11. SEPTEMBER<br />

2 OBERSTDORF-SCHÖLLANG 12. SEPTEMBER<br />

3 BALDERSCHWANG 13. SEPTEMBER<br />

3<br />

4 OBERSTAUFEN 13. SEPTEMBER<br />

5 OBERSTDORF 13. SEPTEMBER<br />

6 GRÄN-HALDENSEE 14. SEPTEMBER<br />

7 JUNGHOLZ IN TIROL 14. SEPTEMBER<br />

16<br />

8 KRANZEGG 14. SEPTEMBER<br />

24<br />

22<br />

4<br />

9 MAIERHÖFEN 14. SEPTEMBER<br />

10 PFRONTEN-HEITLERN 14. SEPTEMBER<br />

11 SCHWANGAU 14. SEPTEMBER<br />

25<br />

12 SEEG 14. SEPTEMBER<br />

13 NESSELWÄNGLE 15. SEPTEMBER<br />

14 BUCHING 16. SEPTEMBER<br />

9<br />

15 NESSELWANG 16. SEPTEMBER<br />

16 GUNZESRIED 17. SEPTEMBER<br />

17 WERTACH 18. SEPTEMBER<br />

29<br />

18 BOLSTERLANG 19. SEPTEMBER<br />

19 RIEZLERN IM KLEINWALSERTAL 19. SEPTEMBER<br />

20 UNTERJOCH 20. SEPTEMBER<br />

21 SCHATTWALD 20. SEPTEMBER<br />

22 THALKIRCHDORF 20. SEPTEMBER<br />

23 HASLACH AM GRÜNTENSEE 21. SEPTEMBER<br />

24 IMMENSTADT 21. SEPTEMBER<br />

25 MISSEN 21. SEPTEMBER<br />

26 OBERMAISELSTEIN 21. SEPTEMBER<br />

27 PFRONTEN-RÖFLEUTEN 21. SEPTEMBER<br />

28 TANNHEIM 21. SEPTEMBER<br />

29 WEITNAU/WENGEN 21. SEPTEMBER<br />

31 ZELL (EISENBERG) 21. SEPTEMBER<br />

32 HALDENWANG 28. SEPTEMBER<br />

33 MEMHÖLZ 3. OKTOBER<br />

Änderungen möglich, alle Angaben ohne Gewähr<br />

ALPSOMMER<br />

& <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong><br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 21


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

DA GEHT’S BERGAB<br />

VIEHSCHEIDTERMINE<br />

Wenn die Zugschellen bimmeln <strong>und</strong> die Kühe den Berg wieder<br />

herunterkommen, dann ist es Herbst im Allgäu, oder besser gesagt:<br />

<strong>Viehscheid</strong>zeit. Von Ort zu Ort läuft der Alpabtrieb anders ab <strong>und</strong> hat seinen<br />

eigenen Charme. Damit Sie nicht den Überblick verlieren <strong>und</strong> wissen, wann<br />

Sie wo sein müssen, haben wir eine Übersicht der Termine zusammengestellt.<br />

22<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


MITTWOCH, 11. SEPTEMBER<br />

BAD HINDELANG<br />

8.30 Uhr, <strong>Viehscheid</strong>platz auf der Aach<br />

(nahe der Hornbahn), ca. 700 Tiere<br />

- der Tag des <strong>Viehscheid</strong>s gilt in<br />

Bad Hindelang als Feiertag –<br />

sogar die Schulen haben frei<br />

- die Alpen Hasenegg, Stierbach,<br />

Kühbach, Erzberg <strong>und</strong> Platte treiben<br />

ihr Vieh ins Tal<br />

- großer Krämermarkt mit 122 Ständen,<br />

sowie Fahrgeschäfte <strong>und</strong> Festzelt<br />

DONNERSTAG, 12. SEPTEMBER<br />

OBERSTDORF-SCHÖLLANG<br />

9 Uhr, südlicher Ortseingang von<br />

Schöllang, ca. 700 Tiere<br />

- die Entschenalpe, die Hintere Seealpe,<br />

die Gutenalpe <strong>und</strong> der Käseralpe treiben<br />

ihr Vieh vom Berg<br />

- im Festzelt sorgt die Musikkapelle<br />

Schöllang für Unterhaltung<br />

- ab 8 Uhr Pendelbusse zwischen<br />

Fischen <strong>und</strong> Schöllang<br />

FREITAG, 13. SEPTEMBER<br />

BALDERSCHWANG<br />

10 Uhr, <strong>Viehscheid</strong>platz in der Ortmitte,<br />

ca. 100-150 Tiere<br />

- jede St<strong>und</strong>e trifft eine<br />

der drei Alpen ein<br />

- Live-Musik im Festzelt <strong>und</strong> für das<br />

leibliche Wohl sorgt die Freiwillige<br />

Feuerwehr<br />

- ab ca. 15.30 Uhr Schellenverlosung für<br />

Älper <strong>und</strong> Gäste <strong>und</strong> Älplerabschied<br />

OBERSTDORF<br />

9.30 Uhr, Scheidplatz im Ried (Renksteg),<br />

ca. 1000 Tiere<br />

- Herden von den Galtalpen Bierenwang,<br />

Taufersberg, Haldenwang, Rappenalpe<br />

<strong>und</strong> Biberalpe<br />

- bis zu 20.000 Besucher<br />

- im Festzelt wird für das leibliche Wohl<br />

<strong>und</strong> Stimmung gesorgt<br />

- ab 8 Uhr Pendelbusse vom Oberstdorf<br />

Bahnhof zum Renksteg, ab ca. 9 Uhr<br />

Kutschenfahrten vom Megèver Platz<br />

zum Renksteg<br />

SAMSTAG, 14. SEPTEMBER<br />

GRÄN-HALDENSEE IM TANNHEIMER TAL<br />

11 Uhr, am Liftparkplatz Schachenlift,<br />

ca. 190 Tiere<br />

JUNGHOLZ<br />

10 Uhr, Dorfplatz beim Feuerwehrhaus,<br />

ca. 100 Tiere<br />

KRANZEGG<br />

9 Uhr, Viescheidplatz, ca. 270 Tiere<br />

- einziger <strong>Viehscheid</strong> mit drei Kuhherden<br />

<strong>und</strong> einer Schafherde<br />

- Krämermarkt vom Viehscheiplatz ins Dorf<br />

- ca. 14.30 Uhr: Schellenübergabe an die<br />

Hirten durch Spender, große<br />

Schellenverlosung an die Besucher<br />

- ca. 17.30 Uhr: Zünftige Musik mit »Isch<br />

gli« im Festzelt<br />

<br />

Foto: Dominik Ultes; Illustrationen: Ramona Klein<br />

OBERSTAUFEN<br />

8.30 Uhr, Scheidplatz in Höfen<br />

(Abzweigung nach Steibis),<br />

ca. 100 Tiere<br />

- mehr als 160 Alpen bilden um<br />

Oberstaufen auf 3823 Hektar das größte<br />

zusammenhängende Alpgebiet Bayerns<br />

- ab 14 Uhr Bergsommerausklang mit<br />

Schellenverlosung<br />

- ab 20 Uhr spielt im Festzelt eine Live<br />

Band <strong>und</strong> sorgt für Stimmung<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 23


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

MAIERHÖFEN<br />

11.30 Uhr, Festplatz am Sportplatzgelände,<br />

ca. 250 Tiere<br />

- hier gibt es mit fast 30 Kilometern die<br />

längste Treiberstrecke Deutschlands<br />

- Tiere von sechs Alpen der<br />

Weidegenossenschaft am Hochgrat<br />

kommen ins Tal<br />

- <strong>Viehscheid</strong>-Wochenende vom 13. bis<br />

zum 15. September mit buntem<br />

Rahmenprogramm in <strong>und</strong> ums Festzelt<br />

PFRONTEN - HEITLERN<br />

9 Uhr, Zentralschulweg 2-4 in Pfronten, ca.<br />

400 Tiere<br />

- sieben Pfrontener Alpen treiben ihr<br />

Vieh nach 100 Tagen Bergsommer ins Tal,<br />

mit dabei sind etwa 15 Kranzkühe<br />

- Festumzug mit über 1000 Teilnehmern<br />

am Freitagabend läutet das <strong>Viehscheid</strong>-<br />

Wochenende ein<br />

- großer Krämermarkt <strong>und</strong> Festzelt<br />

SCHWANGAU<br />

12.30 Uhr, Schwangau - OT<br />

Hohenschwangau, ca. 210 Tiere<br />

- Jungvieh von der Alpe Jägerhütte <strong>und</strong> der<br />

Altenberger Alm<br />

- traditioneller <strong>Viehscheid</strong> ohne<br />

Krämermarkt <strong>und</strong> Festzelt<br />

- die Bauern feiern die Heimkehrer ihres<br />

Vieh ganz gemütlich mit einer Brotzeit<br />

<strong>und</strong> einem kühlen Bier am Bauhof beim<br />

Schwanseepark<br />

SEEG<br />

13 Uhr, Festzeltplatz, ca. 60-80 Tiere<br />

- ab 11 Uhr Bewirtung im Festzelt mit<br />

Unterhaltungsmusik<br />

- ab 13 Uhr trifft das Alpvieh von der Alpe<br />

Beichelstein ein, anschließend<br />

Kuhglockenverlosung <strong>und</strong> Abholung der<br />

Jungtiere durch die Eigentümer<br />

- bis 17 Uhr spielt die Harmoniemusik Seeg<br />

im Zelt<br />

SONNTAG, 15. SEPTEMBER<br />

NESSELWÄNGLE IM TANNHEIMER TAL<br />

14 Uhr, Feuerwehrhalle beim<br />

Gemeindehaus, ca. 100 Tiere<br />

- ab 11.30 Uhr Frühschoppen<br />

MONTAG, 16. SEPTEMBER<br />

BUCHING<br />

9.30 Uhr, Festplatz in Buching, ca. 30 Tiere<br />

- Einzug des geschmückten Alpviehs mit<br />

der Musikkapelle, Reitern <strong>und</strong> dem<br />

Festwagen des Allgäuer Brauhauses<br />

- anschließend traditioneller Viehhandel<br />

auf dem Marktplatz (kein <strong>Viehscheid</strong>)<br />

- den ganzen Tag über Krämermarkt<br />

- ab 11 Uhr Stimmungsmusik mit der<br />

Musikkapelle »Alpengruß Buching«<br />

NESSELWANG<br />

10 Uhr, Parkplatz Alpspitzbahn,<br />

ca. 100 Tiere<br />

- nach dem Eintreffen des Viehs spielt die<br />

Harmoniemusik Nesselwang im Festzelt,<br />

ab 19 Uhr Tanz & Unterhaltung beim<br />

<strong>Viehscheid</strong>-Hoigarte mit der<br />

Stimmungsband »Allgäuer<br />

Bergvagab<strong>und</strong>en«<br />

- Umrahmung durch das Nesselwanger<br />

Herbstfest am 14. <strong>und</strong> 15. September mit<br />

Umzug, Bieranstich <strong>und</strong><br />

Brauchtumsabend<br />

DIENSTAG, 17. SEPTEMBER<br />

GUNZESRIED<br />

9 Uhr, Scheidplatz, ca. 1700 Tiere<br />

- das Vieh kommt von insgesamt 19 Alpen<br />

zurück ins Tal – der <strong>Viehscheid</strong> ist einer<br />

der größten Alpabtriebe der Region<br />

- Essen, Trinken, musikalische<br />

Unterhaltung <strong>und</strong> Schellenverlosung im<br />

großen Festzelt<br />

- Krämermarkt mit regionalen Produkten<br />

r<strong>und</strong> um das Festzelt<br />

MITTWOCH, 18. SEPTEMBER<br />

WERTACH<br />

9 Uhr, Scheidplatz, ca. 650 Tiere<br />

- einer der ältesten <strong>und</strong> traditionsreichsten<br />

<strong>Viehscheid</strong>e der Region<br />

- Rinder von den Alpen Sorg I <strong>und</strong> II,<br />

Untere Reuterwanne, Untere Bichler-<br />

Alpe, Schnitzlertalalp, Vordere Köllealp<br />

- Umrahmung durch Herbstfest mit<br />

Krämermarkt, Alphornblasen <strong>und</strong><br />

Maibaumversteigerung, sowie Ausstellung<br />

»Wertacher Alpen« in der Tourist-Info<br />

Wertach (am <strong>Viehscheid</strong>tag von 8-17 Uhr<br />

geöffnet)<br />

DONNERSTAG, 19. SEPTEMBER<br />

BOLSTERLANG<br />

9 Uhr, Dorflift-Parkplatz, ca. 500 Tiere<br />

- kleines Festzelt mit musikalischer<br />

Unterhaltung sowie Speis <strong>und</strong> Trank<br />

- Vieh der drei Bolsterlanger Galtalpen:<br />

die Alpe Hinteregg, die Alpe Zunkleiten<br />

<strong>und</strong> die Alpe Bolgen<br />

RIEZLERN IM KLEINWALSERTAL (A)<br />

8.15 Uhr, Scheidplatz bei der<br />

Breitachbrücke, ca. 700 Tiere<br />

- Rinder von der Alpe Innerduura-Stierhof,<br />

der Alpe Bärgunt, der Zwerenalpe-<br />

Ausserkuhgehren <strong>und</strong> der Alpe Galtöde-<br />

Schwarzwasser<br />

- kleiner Bauern- <strong>und</strong> Krämermarkt<br />

mit landwirtschaftlichen Artikeln <strong>und</strong><br />

zünftiger Live-Musik<br />

FREITAG, 20. SEPTEMBER<br />

UNTERJOCH<br />

10 Uhr, Ortseingang/Busparkpatz<br />

Unterjoch, ca. 50 Tiere<br />

SCHATTWALD<br />

13 Uhr, Feuerwehrhalle Dorfmitte, ca. 80-<br />

100 Tiere<br />

24<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


THALKIRCHDORF<br />

9 Uhr, Festplatz Thalkirchdorf, ca. 600<br />

Tiere<br />

SAMSTAG, 21. SEPTEMBER<br />

HASLACH / GRÜNTENSEE<br />

11 Uhr, Feuerwehrhaus Haslach, ca. 100<br />

Tiere<br />

- hier werden die Schumpen durchs Zelt<br />

getrieben<br />

- dazu gibt’s Essen, Trinken <strong>und</strong><br />

musikalische Unterhaltung<br />

IMMENSTADT<br />

9 Uhr, Viehmarktplatz, ca. 900 Tiere<br />

- einziger städtischer <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />

- Unterhaltung auf dem Scheidplatz <strong>und</strong><br />

Festzelt mit Musik, Krämermarkt <strong>und</strong><br />

dem Scheidschellenwürfeln am<br />

Nachmittag<br />

MISSEN<br />

9.30 Uhr, am Feststadel, ca. 400 Tiere<br />

- im Feststadel sorgt die Musikkapelle<br />

Missen-Wilhalms mit einem<br />

stimmungsvollen Programm<br />

für gute Laune<br />

- ab 14 Uhr werden unter den Hirten<br />

die neuen Schellen ausgewürfelt<br />

- ab 19 Uhr Gaudi im Feststadel<br />

OBERMAISELSTEIN<br />

Ab 9 Uhr, Ortsmitte Obermaiselstein,<br />

ca. 1200 Tiere<br />

- einer der größten <strong>und</strong> bekanntesten<br />

<strong>Viehscheid</strong>e im Allgäu – Rinder<br />

von elf Alpen<br />

- ab 10 Uhr Blasmusik im Festzelt<br />

- ab 20 Uhr Scheidball im Festzelt mit Live-<br />

Musik sowie große Schellenverlosung<br />

PFRONTEN - RÖFLEUTEN<br />

Ab 10 Uhr, beim Forsthaus an der Peter-<br />

Heel-Straße, ca. 50-80 Tiere<br />

- findet immer eine Woche nach dem<br />

»großen« Pfrontner <strong>Viehscheid</strong> statt<br />

- Rinder von der Röfleuter Alpe<br />

- immer am dritten Samstag im September<br />

- ab 10 Uhr Bauernmarkt<br />

- Musikkapelle Wengen sorgt für<br />

Stimmung <strong>und</strong> die örtlichen Vereine für<br />

das leibliche Wohl<br />

ZELL (EISENBERG)<br />

ab 10.15 Uhr, in Zell, ca. 80 Tiere<br />

- Almabtrieb von der Schlossbergalm<br />

nach Zell<br />

- Empfang des Viehs mit Musik<br />

- Unterhaltung mit Musikkapelle <strong>und</strong><br />

Alphornbläsern<br />

SAMSTAG, 28. SEPTEMBER<br />

HALDENWANG<br />

10 Uhr, Scheidplatz am südlichen<br />

Ortseingang, ca. 110 Tiere<br />

- die Rinder kommen von der einzigen<br />

Alpe in Haldenwang – der Alpe Berg<br />

- der traditionelle Abtrieb <strong>und</strong> <strong>Viehscheid</strong><br />

erfolgt nur bei schönem Wetter<br />

- örtliche Vereine sorgen für Bewirtung<br />

<strong>und</strong> Versorgung<br />

DONNERSTAG, 3. OKTOBER<br />

MEMHÖLZ<br />

11 Uhr, in Hupprechts am<br />

Niedersonthofener See, ca. 40 Tiere<br />

- immer am 3. Oktober <strong>und</strong> damit der<br />

letzte <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />

- neben dem Jungvieh ziehen<br />

von der Wachters Alpe auch Ziegen<br />

<strong>und</strong> Ponys mit ins Tal<br />

- Musikkapelle Memhölz <strong>und</strong><br />

Alphornbläser sorgen für die Bewirtung<br />

<strong>und</strong> musikalische Unterhaltung<br />

Änderungen möglich, alle Angaben ohne Gewähr<br />

der sonne<br />

ganz nah!<br />

GENUSSREICHE HÖHENFLÜGE<br />

MIT TRAUMHAFTEN AUSSICHTEN<br />

Unser familiengeführtes Berghotel Sonnenklause<br />

auf 1.100 m Höhe besticht durch eine<br />

herrlich ruhige Atmosphäre. Entspannen Sie in<br />

unserer Wohlfühloase <strong>und</strong> genießen Sie Ihren<br />

Urlaub inmitten traumhafter Naturidylle.<br />

WILDE KRÄUTERKÜCHE<br />

Unzählige Kräuter aus unserem Kräutergarten<br />

<strong>und</strong> Wildkräuter aus der Natur r<strong>und</strong> ums<br />

Haus finden auf feinste Art den Weg auf Ihren<br />

Teller. Regionale Produkte bilden die Basis<br />

für all unsere kulinarischen Köstlichkeiten.<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Täglich von 10:00 bis 22:00 Uhr<br />

Mittwoch – Ruhetag<br />

Küche von 11:30 bis 14:00 Uhr<br />

<strong>und</strong> 17:30 bis 19:15 Uhr<br />

nachmittags Kaffee, hausgemachte<br />

Kuchen <strong>und</strong> herzhafte Brotzeiten<br />

natur<br />

pur.<br />

TANNHEIM<br />

ab 12.30 Uhr, Liftparkplatz, ca. 650 Tiere<br />

- Rinder von sechs Alpen<br />

- ab 11 Uhr Frühschoppen<br />

WEITNAU / WENGEN<br />

Ab 12.30 Uhr, Dorfhalle in Wengen, ca.<br />

120-140 Tiere<br />

- Rinder von der Alpe Wenger Egg<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 25<br />

Hinang 48 | 87527 Sonthofen | GERMANY<br />

T. +49 (0) 83 21–36 14 | M. info@sonnenklause.de<br />

SONNENKLAUSE.DE


NATUR<br />

KÖNIG<br />

IM WILDEN KLETTERGARTEN<br />

Der Alpensteinbock gilt als edles Symboltier der Berge.<br />

So edel <strong>und</strong> mystisch, dass die Menschen ihn zu Beginn des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts fast ausrotteten. Doch der König kehrte zurück –<br />

wenn auch nicht ganz freiwillig.<br />

26<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Schon in den Jagdbüchern Kaiser<br />

Maximilians I., der von 1459 bis<br />

1519 lebte, wird von der Hatz nach<br />

dem Steinbock auf der Gutenalpe bei<br />

Oberstdorf berichtet. Damals war das Steinwild<br />

noch im ganzen Alpenraum verbreitet.<br />

Menschen bew<strong>und</strong>erten den gehuften Kletterkünstler<br />

dafür, wie er an steilen Felswänden<br />

entlangtrabte <strong>und</strong> scheinbar mühelos<br />

die höchsten Gipfel erreichte. Die Faszination,<br />

die das Tier mit den prächtigen Hörnern<br />

auf die Menschen ausübte, wurde ihm<br />

allzu bald zum Verhängnis.<br />

Laut der Zedler‘schen Enzyklopädie, dem<br />

wichtigsten naturwissenschaftlichen Lexikon<br />

des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, galt der Steinbock<br />

bald als »wandelnde Apotheke«. Sein Fleisch,<br />

mit Kräutern gebrüht, verzehrte man bei<br />

»unterschiedlichen Schwachheiten des Leibes«,<br />

Steinbockblut trank man bei Durchfall.<br />

Haarkleid <strong>und</strong> Knochenmark stillten als<br />

Pflaster <strong>und</strong> Salbe blutende W<strong>und</strong>en. Der<br />

beliebteste »magische« Artikel vom Steinbock<br />

war natürlich das Horn: Als Talisman<br />

getragen sollte es vor Hexereien schützen.<br />

Fotos: Pixabay, Stefan Arendt_Fotolia<br />

DER KÖNIG ERLAG DER JAGDLUST<br />

»Diese starke Mystifizierung führte dazu,<br />

dass der Steinbock zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

im gesamten Alpenraum nahezu<br />

ausgerottet war«, beschreibt Henning Werth<br />

den Niedergang der edlen Tiere. Der Biologe<br />

ist Schutzgebietsbetreuer der Allgäuer Hochalpen<br />

beim Landesb<strong>und</strong> für Vogelschutz in<br />

Bayern. Auf seinen Touren bekommt Werth<br />

oft Steinwild zu Gesicht. Dass die Tiere mittlerweile<br />

wieder in wachsender Zahl den Alpenraum<br />

bevölkern, ist ironischerweise einem<br />

Akt der Wilderei zu verdanken.<br />

Nachdem alle denkbaren Zipperlein mit<br />

Steinbockhufen »geheilt« <strong>und</strong> mit den Hörnern<br />

zahlreiche fürstliche Jagdhütten <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 27


NATUR<br />

Sieht ernst aus, ist aber<br />

meist nur Show – mit<br />

ihren Rangkämpfen wollen<br />

Böcke vor allem die<br />

Weibchen beeinrucken<br />

geschmückt worden waren, blieben die Berge<br />

irgendwann leer – das Steinwild war letztendlich<br />

von der Jagdlust der Zeit dahingerafft<br />

worden. Und mit dem allmählich »in<br />

Mode« kommenden Naturschutzgedanken<br />

dämmerte die Tatsache, was den Menschen<br />

verloren gegangen war – ein Symboltier der<br />

Alpen, wenn nicht gar ihr König.<br />

DIE ENTFÜHRUNG<br />

Die letzten ihrer Art überlebten am Fuße eines<br />

der größten Berge Europas – dem Gran<br />

Paradiso. Vom italienischen König Vittorio<br />

Emanuele II. 1856 unter Schutz gestellt, konnte<br />

sich diese Steinbockpopulation ein wenig<br />

erholen. Sehr zum Neid der angrenzenden<br />

Länder gab der König jedoch nicht ein einziges<br />

Tier ab – die Steinböcke sollten nur seinem<br />

persönlichen Jagdvergnügen dienen.<br />

Obwohl wiederholt Gesuche für die Tiere gestellt<br />

wurden, blieb ihr Export untersagt.<br />

Die Schweizer waren es schließlich, die Nägel<br />

mit Köpfen machten <strong>und</strong> im Jahr 1905 ausgerechnet<br />

den berüchtigten Wilderer Joseph<br />

Berard beauftragten, den König zu entführen<br />

– nicht den italienischen, sondern den mit<br />

Hörnern, inklusive einer jungen Königin. Der<br />

Coup gelang, im Jahr 1906 wurden zwei<br />

Jungtiere in die Schweiz geschmuggelt <strong>und</strong><br />

im Wildpark Peter <strong>und</strong> Paul in St. Gallen gezüchtet<br />

– mit Erfolg. Insgesamt 140 Tiere<br />

setzte man bis 1938 an verschiedenen Stellen<br />

aus. »Da natürliche Feinde wie Bär, Luchs<br />

<strong>und</strong> Wolf ja ebenfalls ausgerottet worden<br />

waren, erholte sich der Bestand schnell«, erklärt<br />

Henning Werth. Das Wiederansiedlungsprojekt<br />

wurde zum Großerfolg: Heute<br />

bevölkern wieder r<strong>und</strong> 45.000 Steinböcke<br />

den Alpenraum, die meisten in der Schweiz<br />

<strong>und</strong> in Italien. Im Juli 2015 wurden im Landkreis<br />

Oberallgäu 441 Stück Steinwild gezählt<br />

– ein paar einzelne kann man auch im<br />

Ostallgäu finden. Dass sie alle von wenigen<br />

Kitzen abstammen, die einst aus Italien geschmuggelt<br />

wurden, weiß kaum jemand.<br />

BESTE BERGSCHUHE: STEINBOCKHUFE<br />

Der Alpensteinbock wird etwa so groß wie<br />

eine Ziege, ist aber viel kräftiger gebaut. Die<br />

Hinterbeine der Tiere sind länger als die<br />

Vorderbeine, das erleichtert das Laufen an<br />

steilen Hängen. Wie bei allen Ziegenartigen<br />

sind die Pupillen für eine bessere R<strong>und</strong>umsicht<br />

horizontal geschlitzt. Das ist bei Fluchttieren<br />

überlebenswichtig.<br />

Böcke wie Geißen klettern mit Leichtigkeit<br />

Steilhänge <strong>und</strong> Wände hinauf. Dies verdanken<br />

sie ihren Hufen: Die beiden Hufhälften<br />

mit weichen Innenflächen können sich stark<br />

gegeneinander verschieben <strong>und</strong> schmiegen<br />

sich an den Untergr<strong>und</strong>. Rutscht der Steinbock<br />

doch einmal aus, verhakt sich sein harter<br />

Hufrand bei der nächsten winzigen Unebenheit<br />

im Fels. Diese Hufbeschaffenheit<br />

macht den Steinbock zum perfekten Bergsteiger.<br />

Beide Geschlechter tragen Hörner, die der<br />

Körperpflege, der Verteidigung <strong>und</strong> beim<br />

Männchen dem Imponieren der Weibchen<br />

<strong>und</strong> der Festlegung der Rangordnung dienen.<br />

Im Gegensatz zu den Böcken, deren gebogene<br />

Hörner eine Länge von bis zu einem<br />

Meter erreichen können, ist das Horn der<br />

Steingeißen kürzer <strong>und</strong> gerader. Es wächst<br />

ein Leben lang. Nur während des Winters<br />

wird das Hornwachstum aufgr<strong>und</strong> der Nahrungsumstellung<br />

unterbrochen. Durch diese<br />

Unterbrechung entstehen am Horn Rillen,<br />

28<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

die »Jahresringe« genannt werden <strong>und</strong> anhand<br />

deren Anzahl das Alter eines Tieres bestimmt<br />

werden kann.<br />

»HUNDE MÖGEN SIE NICHT«<br />

Die mächtigen Hörner des Alpensteinbocks<br />

können einschüchternd wirken. Eine Gefahr<br />

für Bergwanderer stellen sie allerdings nicht<br />

dar, meint Werth, dazu seien die Tiere zu<br />

gutmütig. »H<strong>und</strong>e mögen sie allerdings<br />

nicht«, lenkt er ein. »Da kann es schon passieren,<br />

dass sie Steine lostreten, um sie zu<br />

vertreiben.« Ein direkter Angriff sei aber<br />

eher nicht zu befürchten. Natürlich sollte<br />

man dennoch gebührenden Abstand halten,<br />

um die Tiere nicht zu einer kräftezehrenden<br />

Flucht zu zwingen.<br />

Gefährdet ist der Alpensteinbock im Allgäu<br />

nicht mehr. Glücklicherweise unterstützen<br />

die meisten Gemeinden <strong>und</strong> Behörden die<br />

Wiederansiedlung der Steinböcke, denn die<br />

gehörnten Bergsteiger haben eine große touristische<br />

Anziehungskraft. Die meisten Menschen<br />

jagen die Tiere heute nur noch mit der<br />

Kamera. Verständlich – er ist schon prachtvoll,<br />

der König der Berge. Viola Elgaß<br />

Von oben nach unten: Ein<br />

junges Steinkitz macht<br />

seine ersten Schritte. Sein<br />

Alter wird man später anhand<br />

der »Jahresringe«<br />

am Horn erkennen können.<br />

Steinböcke sind ein<br />

beliebtes Fotomodell am<br />

Berg – aber bitte seien<br />

Sie nicht so aufdringlich<br />

wie der Fotograf oben<br />

Wenn‘s was<br />

G‘scheids sei soll!<br />

#handg‘macht<br />

#regional<br />

#biologisch<br />

<strong>und</strong> boarisch ollawei!<br />

Bär, Leder & Tracht GmbH<br />

Wegäcker 1 86925 Fuchstal/Leeder 08243 961081<br />

leder-trachten.com<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 29


NATUR<br />

KRAFTQUELLE ALLGÄU<br />

IM WESTEN ENTSCHLEUNIGEN<br />

Körper <strong>und</strong> Geist mit neuer Energie <strong>und</strong> Lebensfreude zu versorgen,<br />

fällt im West- <strong>und</strong> im württembergischen Allgäu besonders leicht.<br />

In der Kraftquelle Allgäu mit zahlreichen Pilger- <strong>und</strong> Kräuterangeboten<br />

finden sich Anreize für ein Leben im Einklang mit der Natur.<br />

Das neue Programm hat bereits begonnen:<br />

Workshops, Kurse sowie<br />

Wanderungen mit Kräuterexperten,<br />

Wegbegleitern mit Pilgererfahrung oder<br />

Seelsorgern, lassen einen die Kraft aus der<br />

Natur <strong>und</strong> seit Jahrh<strong>und</strong>erten überlieferte<br />

Bräuche wiederentdecken <strong>und</strong> zeigen den<br />

Weg zum seelischen <strong>und</strong> körperlichen<br />

Wohlbefinden.<br />

Die Programmhefte der Kraftquelle Allgäu<br />

(»Kräuter« <strong>und</strong> »Samstagspilgern«) wurden<br />

von den dreizehn Gemeinden des Verb<strong>und</strong>s<br />

Westallgäu Tourismus e.V. <strong>und</strong> dem Zweckverband<br />

Tourismus Württembergisches Allgäu<br />

zusammengestellt. »Die Zahl unserer<br />

Gäste, die privat oder beruflich neue Wege<br />

beschreiten wollen, hat in den vergangenen<br />

Jahren stetig zugenommen. In den Heften<br />

zur Kraftquelle Allgäu erfahren Gäste <strong>und</strong><br />

Einheimische im Detail, warum Kräuter <strong>und</strong><br />

Pilgern auf Geist, Leib <strong>und</strong> Seele wie Balsam<br />

wirken können. Bei den Workshops bekommt<br />

man das Handwerkszeug, den Alltag<br />

zu entschleunigen«, sagt Elena Kirchmann<br />

vom Gästeamt in Oberreute.<br />

IN DER KRÄUTERKÜCHE<br />

»Der Weg zur Ges<strong>und</strong>heit führt durch die<br />

Küche, nicht durch die Apotheke«, wusste<br />

schon der bekannte Naturheilk<strong>und</strong>ler <strong>und</strong><br />

Namensgeber der Kneipp-Medizin, Sebastian<br />

Kneipp. Der Weg hinein in die Westallgäuer<br />

Küche führt vor allem durch die einzigartige<br />

Natur. Auf dieser Entdeckungstour<br />

bestaunen, riechen <strong>und</strong> schmecken Teilnehmer<br />

die vielfältige Pracht der heimischen<br />

Kräuter <strong>und</strong> Heilpflanzen.<br />

Allgäuer Wildkräuterfrauen lehren zum Beispiel,<br />

welche Kräuter Energie, Würze <strong>und</strong><br />

Lebensfreude in Küche <strong>und</strong> Alltag bringen,<br />

warum Schafgarbe bei tiefen W<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Brennnessel gegen Wassereinlagerungen<br />

helfen <strong>und</strong> Rotklee als Lebenselixier im Alter<br />

gilt. Sie klären auf, welche medizinischen<br />

<strong>und</strong> kulinarischen Verwendungsmöglichkeiten<br />

Ringelblume, Zinnkraut, Löwenzahn<br />

oder andere Kräuter, Blüten <strong>und</strong> Früchte haben.<br />

Zugleich informieren die Kräuterexperten<br />

darüber, welches vermeintliche Glückskraut<br />

Wanderer am Wegesrand besser stehen<br />

lassen sollten.<br />

30<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeige<br />

Bis Ende November wird im Rahmen der<br />

Kraftquelle Allgäu quer durchs Westallgäu<br />

gewandert, Kräuter gesammelt, gekocht <strong>und</strong><br />

geräuchert. Häufig führen die Wege in die<br />

Kräutergärten »Artemisia«, »Himmelszipfele«<br />

<strong>und</strong> »Zellers«, die Orte der Begegnung<br />

<strong>und</strong> Inspiration zwischen Menschen <strong>und</strong><br />

den Heilpflanzen des Westallgäus sind.<br />

Fotos: Landratsamt Lindau/Frederick Sams<br />

In der Kraftquelle Allgäu<br />

finden Einheimische <strong>und</strong><br />

Gäste Anreize für ein<br />

Leben im Einklang mit<br />

der Schöpfung. Workshops<br />

lehren, was es<br />

beim Kochen mit Kräutern<br />

zu beachten gibt<br />

Düfte erleben<br />

im PRIMAVERA Duft- &<br />

Naturkosmetikshop<br />

Entdecken Sie unser ErlebnisProgramm<br />

mit Workshops, duftenden Veranstaltungen,<br />

Firmen- & Gartenführungen.<br />

Infos unter www.primaveralife.com<br />

ROSENFEST 29. & 30. Juni<br />

PILGERN: EINFACH AUSPROBIEREN<br />

»Auf diesem Weg treffe ich eigentlich immer<br />

wieder nur auf eins: auf mich!«, sagte der bekannte<br />

Komiker <strong>und</strong> Autor »Hape« Kerkeling<br />

in seinem 2006 veröffentlichten Buch<br />

»Ich bin dann mal weg«, in dem er Erlebnisse<br />

<strong>und</strong> Eindrücke seiner Pilgerreise auf dem<br />

Jakobsweg beschrieb. Für wen das Pilgern<br />

neu ist <strong>und</strong> wer es einmal in einer Gruppe<br />

ausprobieren möchte, dem bietet die Kraftquelle<br />

Allgäu mit dem »Samstagspilgern« einen<br />

guten Einstieg.<br />

Wegbegleiter mit Pilgererfahrung wissen<br />

verlässlich, dass bereits wenige Tage oder<br />

St<strong>und</strong>en helfen können, den Alltag hinter<br />

sich zu lassen <strong>und</strong> den Kopf frei zu bekommen.<br />

»Insofern ist unser Samstagspilgern ein<br />

w<strong>und</strong>erbarer Beginn oder erster Versuch auf<br />

dem Weg zur eigenen Zufriedenheit <strong>und</strong><br />

Ausgeglichenheit, die beide so elementar<br />

wichtig sind für unsere Ges<strong>und</strong>heit«, sagt<br />

Elena Kirchmann vom Gästeamt Oberreute.<br />

INFO:<br />

Alle Programmhefte können kostenlos<br />

beim Verein Westallgäu Tourismus e.V.<br />

angefordert werden <strong>und</strong> liegen in den<br />

Tourist-Informationen sowie den<br />

Gästeämtern der Region aus.<br />

Westallgäu Tourismus e.V.<br />

Museumsplatz 1, 88161 Lindenberg<br />

Tel. +49 8382 270-433<br />

info@westallgaeu.de<br />

www.westallgaeu.de<br />

Do It Yourself<br />

wir zeigen wie<br />

einfach es ist<br />

jeden Dienstag<br />

16 & 17 Uhr<br />

PRIMAVERA Duft- & Naturkosmetikshop<br />

Naturparadies 1 • 87466 Oy-Mittelberg<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo – Fr 9 – 18 Uhr & Sa 10 – 18 Uhr<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 31


ALPE SPEZIAL<br />

Obwohl sie gerade erst<br />

gebaut wurde, herrscht in<br />

der Bier Alp eine urige<br />

Atmosphäre – hier kehrt<br />

man doch gerne ein<br />

»EBBAS BSONDERS«<br />

DIE BIER ALP<br />

Am Fuße des Grüntens liegt nicht nur die höchste Privatbrauerei<br />

Deutschlands in einer ehemaligen Seilbahnstation, sondern seit Beginn<br />

des Sommers steht in direkter Nachbarschaft der Braumanufaktur<br />

die Bier Alp. Hier kann man einkehren, eine Brotzeit essen<br />

<strong>und</strong> das leckere Bier von Braumeister Berni Göhl genießen.<br />

32<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Wenn man von Rettenberg aus<br />

den Grünten besteigen möchte,<br />

kommt man unweigerlich an<br />

ihr vorbei – der Bier Alp von BernardiBräu.<br />

Wie es der Name schon vermuten lässt,<br />

handelt es sich dabei nicht um eine Alpe im<br />

herkömmlichen Sinne <strong>und</strong> friedlich grasende<br />

Rinder sucht man dort auch vergebens.<br />

Das ist aber kein Gr<strong>und</strong> einfach an ihr<br />

vorbeizugehen. Vielmehr sollte man sich<br />

die Zeit nehmen – sei es nun auf dem Hinoder<br />

Rückweg – <strong>und</strong> der Bier Alp einen<br />

Besuch abstatten.<br />

Bei gutem Wetter lädt die Terrasse zum Verweilen<br />

ein, aber auch von innen kann sich<br />

der Holzbau sehen lassen. In der gemütlichen<br />

Atmosphäre schmeckt die Brotzeit<br />

gleich doppelt so gut <strong>und</strong> das kühle Bier<br />

dazu ist etwas ganz Besonderes, oder um es<br />

mit den Worten von Berni Göhl zu sagen:<br />

»ebbas Bsonders.«<br />

EIN GUTES BIER BRAUCHT ZEIT<br />

Der 42-Jährige ist Braumeister aus Leidenschaft<br />

<strong>und</strong> kreiert seine goldenen Köstlichkeiten<br />

direkt neben der Bier Alp in Deutschlands<br />

höchstgelegener Privatbrauerei – BernardiBräu<br />

–, welche sich in einer ehemaligen<br />

Seilbahnstation befindet. Doch nicht<br />

nur der Ort der Herstellung macht die Biere<br />

von Berni Göhl zu etwas Besonderem. Vielmehr<br />

ist es der Wunsch des gebürtigen Allgäuers,<br />

ihnen Charakter zu verleihen. »Ich<br />

will keine total abgefahrenen Biere machen,<br />

die man fast nicht mehr trinken kann. Sondern<br />

ich will ein genussvolles, hochwertiges<br />

Handwerksprodukt schaffen«, so der Chef<br />

von BernardiBräu. Dieses Ziel erreicht er<br />

zum einen durch die Zutaten, die er verwen-<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 33


ALPE SPEZIAL<br />

Will man von Rettenberg auf den<br />

Grünten, kommt man der Bier Alp<br />

nicht vorbei. Im weißen Gebäude<br />

dahinter befindet sich die Brauerei<br />

Das Bier von BernardiBräu ist zum Genießen da.<br />

Es eignet sich auch gut als Geschenk<br />

det: So stammt das Wasser direkt vom<br />

Grünten <strong>und</strong> auch die anderen Komponenten<br />

kommen aus dem bayerischen <strong>und</strong> baden-württembergischen<br />

Raum. Zudem gibt<br />

er seinen Bieren Zeit. Wie viel genau wird<br />

deutlich, wenn man es mit anderen vergleicht.<br />

So vergehen bei Oettinger von der<br />

Rohstoffanlieferung bis zum fertigen Produkt<br />

knapp zehn Tage. »Wir brauchen mindestens<br />

fünf bis sechs Wochen – nach klassischer<br />

Brauart dauert es halt«, so der 42-<br />

Jährige.<br />

Fotos: Susanne Lang, Claudia Schöwe<br />

WENN FREUND ZUFALL HILFT<br />

Und diese hat er von der Pike auf gelernt.<br />

Mit 16 Jahren begann er seine Lehre als<br />

Bierbrauer, direkt danach ging es zum Studium<br />

des Brauwesens nach Weihenstephan.<br />

Als er seinen Abschluss in der Tasche hatte,<br />

kehrte er in seinen Lehrbetrieb als Brau -<br />

meis ter beziehungsweise Betriebsleiter zurück.<br />

»Da hab<br />

ich einen Saudusel<br />

gehabt, das<br />

kann man nicht anders<br />

ausdrü cken«,<br />

sagt er lachend, als er<br />

von seinem Werdegang erzählt.<br />

Doch anscheinend reichte<br />

ihm das immer noch nicht <strong>und</strong> so studierte<br />

er nebenbei Betriebswirtschaft. Nach<br />

einen kleinen Ausflug seinerseits weg vom<br />

Bier, hin zum Mineralwasser, machte sich<br />

Berni Göhl 2003 selbstständig <strong>und</strong> plante<br />

Brauereianlagen für andere Brauereien.<br />

Doch das reichte ihm nicht, denn schon länger<br />

reizte es ihn sein eigenes Bier herzustellen.<br />

Lange Zeit blieb es allerdings bei dem<br />

Wunsch, denn solch ein Vorhaben kostet<br />

vor allem eines: Geld. Aber dann half<br />

Fre<strong>und</strong> Zufall <strong>und</strong> Berni Göhl bekam die<br />

Möglichkeit eine Brauereianlage aus einer<br />

Insolvenz zu übernehmen. Er schlug zu,<br />

DAS BRAUEREIDORF<br />

Rettenberg ist nicht nur Ausgangspunkt für eine<br />

Wanderung auf den Grünten oder zu BernardiBräu.<br />

Vielmehr ist es auch als Brauereidorf bekannt, denn<br />

gleich drei Biermanufakturen haben hier ihren Sitz.<br />

Und jede von ihnen ist einzigartig.<br />

Während BernardiBräu die höchste Privatbrauerei<br />

Deutschlands ist, so stellt Engelbräu das himmlischste<br />

Bier her. Dafür sorgen drei Jahrh<strong>und</strong>erte Brautradition<br />

wenn auch zunächst<br />

mit dem<br />

Hintergedanken,<br />

die Anlage weiterzuverkaufen.<br />

Wie<br />

man heute allerdings<br />

sieht <strong>und</strong> schmeckt, hat er<br />

es nicht getan. Das war auch<br />

gut so, denn mittlerweile gibt es die Privatbrauerei<br />

seit fünf Jahren <strong>und</strong> die goldenen<br />

Kreationen des Allgäuers sind weithin<br />

bekannt.<br />

DIE BRAUEREI IST NICHT GENUG<br />

So verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass sich sommers<br />

wie winters die Leute – Einheimische wie<br />

Touristen – zu BernardiBräu aufmachten,<br />

um sich vor Ort die Köstlichkeiten schmekken<br />

zu lassen. Aber es gab ein Problem, genauer<br />

gesagt ein Platzproblem. »Mich hat<br />

das brutal aufgeregt, dass die Leute sich gemütlich<br />

hinsetzen, ein Bier trinken <strong>und</strong> eine<br />

<strong>und</strong> ein Name, den man nicht vergisst. Die dritte im<br />

B<strong>und</strong>e ist die Privat-Brauerei Zötler. Sie wurde vor<br />

über 550 Jahren gegründet <strong>und</strong> ist damit das älteste<br />

Familienunternehmen im deutschsprachigen Raum.<br />

Übrigens bieten sowohl Engelbräu als auch Zötler<br />

ebenfalls Brauereiführungen an. Wer also nicht genug<br />

bekommt von dem flüssigen Gold, der sollte sich<br />

unbedingt nach Rettenberg aufmachen.<br />

34<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

Brotzeit machen wollten <strong>und</strong> ich konnte denen<br />

das nicht bieten«, erinnert sich der Allgäuer<br />

Bierbrauer. Deshalb musste er die<br />

Leute immer zu einem der Gastronomiebetriebe<br />

im Umkreis wegschicken. Doch zusehends<br />

merkte er, dass das von den Bierfre<strong>und</strong>en<br />

nicht gewollte war. »Die wollten<br />

hier vor Ort unser Bier probieren <strong>und</strong> hier<br />

vor Ort eine Brotzeit machen«, so der 42-<br />

Jährige.<br />

Und so entstand seit Anfang des Jahres wieder<br />

ebbas Bsonders am Fuße des Grünten –<br />

die Bier Alp. Nun muss Berni Göhl die Liebhaber<br />

seines Bieres nicht mehr wegschicken,<br />

sondern kann sie bewirten. Neben dem flüssigen<br />

Gold <strong>und</strong> der allseits beliebten <strong>und</strong> geforderten<br />

Brotzeit, stehen auch regionale<br />

Gerichte auf der Karte <strong>und</strong> samstags lockt<br />

das Weißwurstfrühstück.<br />

Wer dieser Alpe keinen Besuch abstattet,<br />

der verpasst wirklich etwas, <strong>und</strong> zwar ebbas<br />

Bsonders.<br />

Claudia Schöwe<br />

Wer die köstlichen<br />

Kreationen kaufen<br />

möchte, kann das<br />

neben der Bier Alp tun<br />

Links: Berni Göhl ist Braumeister<br />

aus Leidenschaft.<br />

Das schmeckt man<br />

DIE ALPENIMKEREI JÖRG<br />

Feinster Honig aus dem Allgäu<br />

www.alpenimkerei.de<br />

BRAUEREIFÜHRUNG<br />

Wenn man sich nicht entscheiden kann, wann man<br />

nun zur Bier Alp gehen soll, hier ein kleiner Tipp:<br />

Immer freitags gibt es Brauereiführungen – um<br />

14.30 Uhr <strong>und</strong> 16 Uhr.<br />

Anmeldungen für die Führung unter<br />

Tel. +49 8327 93261-80. Weitere Informationen<br />

zur Brauerei unter www.bernardibraeu.de<br />

<strong>und</strong> zur Bier Alp unter www.bieralp.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 35


FREIZEIT<br />

MARINIERTER BERGKÄS’<br />

MIT LÖWENZAHNSALAT<br />

Unser Rezept ist ein ges<strong>und</strong>es Einstiegsgericht in den <strong>Alpsommer</strong>:<br />

Denn der leuchtend gelbe Löwenzahn blüht bereits <strong>und</strong> schmückt<br />

zahlreiche Allgäuer Wiesen. Wem die Pflanze zu bitter ist,<br />

kann das Gericht auch mit milderen Salatsorten zubereiten.<br />

ZUTATENLISTE<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

100 g Kartoffeln<br />

1 kleine Zwiebel<br />

1 TL Butter<br />

200 g Allgäuer Bergkäse<br />

1/2 unbehandelte Zitrone<br />

1 rote Zwiebel<br />

100 ml Brühe<br />

2 EL Weißweinessig<br />

40 ml Olivenöl<br />

3 B<strong>und</strong> gelber Löwenzahn<br />

1/2 B<strong>und</strong> Koriander<br />

1/2 B<strong>und</strong> Petersilie<br />

getrockneter Majoran<br />

Muskat<br />

Salz, Pfeffer<br />

ZEITANGABEN<br />

Zubereitungszeit:<br />

Garzeit:<br />

35 Minuten<br />

20 Minuten<br />

Foto <strong>und</strong> Quelle: Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft<br />

AUSWERTUNG PRO PORTION<br />

Kcal 416<br />

Kj 1743<br />

Eiweiß 22,5<br />

Fett 29,8<br />

Kohlenhydrate 13,5<br />

ZUBEREITUNG:<br />

1. Die Kartoffeln waschen, schälen <strong>und</strong> in<br />

Salzwasser 20 Minuten weich kochen.<br />

Währenddessen die Zwiebel schälen <strong>und</strong><br />

in feine Würfel schneiden, in Butter glasig<br />

dünsten <strong>und</strong> beiseite stellen.<br />

2. Den Bergkäse von der Rinde befreien<br />

<strong>und</strong> in dünne Scheiben schneiden. Zitrone<br />

heiß waschen <strong>und</strong> abtrocknen, die<br />

Schale fein abreiben, den Saft auspressen.<br />

Rote Zwiebel schälen, in feine Ringe<br />

schneiden, mit Zitronenschale <strong>und</strong> Saft<br />

mischen <strong>und</strong> mit Salz, Pfeffer <strong>und</strong> einer<br />

Prise Majoran würzen. Ziehen lassen.<br />

3. Gekochte Kartoffeln abgießen, kurz ausdampfen<br />

lassen <strong>und</strong> in eine Schüssel<br />

passieren. Die Brühe aufkochen <strong>und</strong> mit<br />

Essig, Olivenöl <strong>und</strong> den gedünsteten<br />

Zwiebeln unter die Kartoffeln rühren.<br />

Mit Salz, Pfeffer <strong>und</strong> etwas Muskat abschmecken.<br />

Die Konsistenz soll cremig,<br />

fast flüssig sein.<br />

4. Löwenzahn putzen, waschen <strong>und</strong> dann<br />

trockenschleudern. Die Kräuter waschen,<br />

trockenschütteln <strong>und</strong> grob ha -<br />

cken. Käsescheiben mit den marinierten<br />

Zwiebeln auf den Tellern verteilen <strong>und</strong><br />

mit Löwenzahn, Kräutern <strong>und</strong> Kartoffelvinaigrette<br />

anrichten.<br />

Tipp: Dazu passen geröstete Brotstreifen<br />

mit etwas Butter <strong>und</strong> Waldhonig.<br />

36<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 37


NATUR<br />

HEU(TE) ENTSPANNT<br />

WELLNESS VON DER WIESE<br />

Wer sagt, dass Heu nur Kühen gut tut? Die Bergbauern schätzten<br />

dessen heilende Wirkung schon vor Jahrh<strong>und</strong>erten. Im Allgäu blühen<br />

auch heute zahlreiche Wellnessangebote r<strong>und</strong> ums Heu auf: Von der<br />

Kräuterstempelmassage über Wiesenbäder bis zum »Kochen mit Heu«.<br />

38<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Fotos: Allgäu GmbH, Pfronten Tourismus/Erwin Reiter<br />

Seit jeher pflegen die Allgäuer den<br />

Umgang mit der Natur <strong>und</strong> ihrer<br />

Heilkraft. Deshalb hat sich hier eine<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte gewachsene <strong>und</strong> gelebte<br />

Heiltradition herauskristallisiert. So schnell<br />

die medizinische Forschung mit ihrem technologischen<br />

Fortschritt auch voranschreitet<br />

– oft sind es einfache <strong>und</strong> über Generationen<br />

überlieferte Dinge, die große Wirkung auf<br />

das Wohlbefinden haben.<br />

Das Allgäu verfügt dabei über ideale Voraussetzungen.<br />

Direkt vor der Haustür findet<br />

sich ein reicher Schatz an Heilmitteln <strong>und</strong><br />

traditionsreichen Therapien. Zu den Anwendungen,<br />

die Einheimischen <strong>und</strong> Gästen<br />

helfen, zählen Bäder oder Packungen mit<br />

Heu <strong>und</strong> Moor, der therapeutische Einsatz<br />

von Wasser sowie die moderne Interpretation<br />

der Lehren von Pfarrer Sebastian Kneipp<br />

oder Johann Schroth.<br />

ALLGÄUER ALPENWELLNESS<br />

Mit den Wirkstoffen der Alpenkräuter von<br />

den Allgäuer Bergwiesen lassen sich besonders<br />

wohltuende Behandlungsergebnisse erzielen.<br />

Nach getaner Arbeit setzten sich die<br />

Linke Seite: Die Allgäuer<br />

Bergwiesenkräuter dienen<br />

als Basis für das<br />

Therapiemittel Heu –<br />

beliebte Anwendungen,<br />

die im Rahmen der<br />

»Alpenwellness Allgäu«<br />

angeboten werden, sind<br />

das Heubad (oben) <strong>und</strong><br />

die wohltuende Heu -<br />

stempelmassage (links)<br />

Bauern bereits in früheren Zeiten zur Erholung<br />

vor eine Heukraxe (zu deutsch »Heutrage«)<br />

an den Ofen <strong>und</strong> ließen sich durch<br />

die heiße, duftende Luft des Heus ihre Glieder<br />

wärmen. Die ätherischen Öle im würzigen<br />

Kräuterdampf lindern nicht nur Gelenkschmerzen<br />

<strong>und</strong> Muskelkater, sie regen auch<br />

den Stoffwechsel <strong>und</strong> das Immunsystem an<br />

<strong>und</strong> erleichtern Atemwegsprobleme.<br />

Die Urlaubsregion bietet unter dem Namen<br />

»Alpenwellness Allgäu« zahlreiche Angebote,<br />

die die Kraft der alpinen Natur mit alt -<br />

bewährten heimischen Heilmethoden kombinieren.<br />

Bei den Partnern des Zusammenschlusses<br />

finden Erholungssuchende eine<br />

Palette an Angeboten, um sich mit Heu etwas<br />

Gutes zu tun.<br />

So hat sich zum Beispiel Pfronten, ein Partnerort<br />

der »Alpenwellness Allgäu«, ganz der<br />

heilenden Wirkung der Bergkräuter verschrieben.<br />

Auf 900 bis 1000 Höhenmetern<br />

ernten die Bauern hier einmal jährlich das<br />

Bergwiesenheu auf Hängen, die weder beweidet<br />

noch gedüngt werden. Es besteht aus<br />

etwa 70 verschiedenen Kräutern, Gräsern<br />

<strong>und</strong> Heilpflanzen.<br />

VON DEN HOINZEN IN DEN HEUWICKEL<br />

Unter der Marke »HeuVital« vereint die<br />

Ostallgäuer Gemeinde unterschiedlich- <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 39


NATUR<br />

ste Aktivitäten r<strong>und</strong> um die wirkstoffreichen<br />

Pflanzen. Das reicht von der klassischen<br />

Heukur mit Massagen, Wickeln <strong>und</strong> Bädern<br />

über eine romantische Nacht im Heu bis zur<br />

lehrreichen Wanderung auf dem »Pfrontener<br />

Bergwiesenpfad«: Dort kann man dem<br />

Geheimnis des Heus besonders gut auf die<br />

Spur kommen. Er führt vorbei an Breit -<br />

wegerich, Sauerampfer, Johanniskraut <strong>und</strong><br />

vielen anderen Heilkräutern.<br />

Im nahegelegenen »Pfrontener Wiesheu -<br />

stadel« ist ein kleines Museum eingerichtet.<br />

Mit zahlreichen alten Fotografien kann man<br />

sich ein Bild von der mühsamen Arbeit der<br />

Bergbauern machen sowie die Handwerkskunst<br />

<strong>und</strong> raffinierte Technik der alten<br />

Ernte geräte bew<strong>und</strong>ern. R<strong>und</strong> um den<br />

Wiesheustadel gibt es ebenfalls einiges zu<br />

entde cken. Zum Beispiel die für das Allgäu<br />

so typischen »Hoinzen«, über die das Gras<br />

zum Trocknen gebreitet wurde. Sie waren in<br />

ganz Bayern unter dem Namen »Allgäuer<br />

Schwingen« bekannt.<br />

IN BERGWIESEN BADEN<br />

Eingewickelt in Naturleinen für Stempelmassagen<br />

<strong>und</strong> Wickel oder über dem Kraxenofen<br />

können Gäste die Heilkraft des<br />

Heus in zahlreichen Betrieben der Alpenwellness<br />

Allgäu auf sich wirken lassen. Oder<br />

bei einem heilenden »Heubad«: Dazu wird<br />

Heu in Tücher eingenäht <strong>und</strong> in spezielle<br />

Dampfsolen gehängt, denn um seine Wirkstoffe<br />

voll zu entfalten, braucht es eine hohe<br />

Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> viel Wärme. 53 Grad<br />

muss das Thermometer zeigen, damit das<br />

Heu sein ganzes Spektrum an ätherischen<br />

Ölen freisetzen kann.<br />

Oben: Für Heuwickel werden Leinensäcke<br />

mit frischem Heu befüllt.<br />

Darunter: Im Burghotel auf dem<br />

Falkenstein in Pfronten können sich<br />

Gäste in der Heusauna entspannen<br />

Anzeige<br />

Wir sind dann mal draußen!<br />

Das Lesepaket exklusiv für alle Outdoor-Begeisterten<br />

7 Outdoor-Zeitschriften im Paket für nur € 16,50 / Monat.<br />

Sie sparen 45% gegenüber dem Einzelkauf am Kiosk.<br />

GRATIS-PRÄMIE: Fitness-Armband<br />

von POLLIX mit integrierter Pulsuhr<br />

Im Engelfeld 16 – 87509 Immenstadt<br />

Direkt online bestellen auf www.stafette-lesezirkel.de/aktiv oder telefonisch: +49 (0)8323 6068<br />

40<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Kochen mit Heu ist eine Kunst<br />

– <strong>und</strong> Christian Berwanger im<br />

Hotel Berwanger Hof in Obermaiselstein<br />

beherrscht sie<br />

tigen Genüsse« bietet ein Heuschnaps der<br />

Allgäu-Brennerei als Absacker nach dem Essen<br />

Abwechslung im Glas.<br />

Wenn der Heuwickel dann auf erträgliche 41<br />

Grad abgekühlt ist, wird man in diese duftende<br />

»Steppdecke« eingepackt <strong>und</strong> zum Ruhen<br />

gebettet. So können die Wirkstoffe am<br />

besten in den Körper eindringen. Ein unbeschreibliches<br />

Wohlgefühl stellt sich ein – gerade<br />

nach einer längeren Bergtour oder einer<br />

R<strong>und</strong>e Nordic-Walking, wenn die Muskeln<br />

hart <strong>und</strong> angespannt sind.<br />

Übrigens: Eine Heuanwendung eignet sich<br />

auch für Heuschnupfengeplagte, denn das<br />

Bergwiesenheu enthält keine Pollen. Und<br />

jenseits aller körperlichen Beschwerden tut<br />

die Ruhezeit in wohliger Wärme der Seele<br />

einfach gut.<br />

DAS SCHMECKT NICHT NUR KÜHEN<br />

Die Allgäuer haben jedoch noch weit mehr<br />

Anwendungsgebiete fürs Heu gef<strong>und</strong>en, als<br />

dieses nur bei Ges<strong>und</strong>heitsbehandlungen<br />

einzusetzen. Schließlich gehört gutes Essen<br />

<strong>und</strong> Trinken genauso zum Wohlbefinden.<br />

Dank einfallsreicher Küchenchefs wird Heu<br />

sogar zum Gaumenschmaus – zumindest als<br />

Zutat. Die würzigen Aromen veredeln viele<br />

Speisen <strong>und</strong> regionale Lebensmittel – wie<br />

zum Beispiel die Heusuppe mit Champagner<br />

<strong>und</strong> Blüten, Gemüse im Heusud oder die<br />

fruchtig-würzigen Nachspeisekreationen aus<br />

den Töpfen von Christian Berwanger vom<br />

Hotel Berwanger Hof in Obermaiselstein.<br />

Wer Heu in flüssiger Form probieren möchte:<br />

Die Brauerei Zötler in Rettenberg bietet<br />

mit der Berg-Limonade »Heugäuer« eine<br />

Leckerei in mehreren Geschmacksrichtungen,<br />

die mit einem Extrakt aus Allgäuer<br />

Bergwiesenheu verfeinert ist <strong>und</strong> so seine eigene<br />

Note erhält. Und für Fre<strong>und</strong>e der »geis -<br />

VON KNEIPP BIS KRÄUTER<br />

Inzwischen haben sich zahlreiche Betriebe<br />

dem Programm »Alpenwellness Allgäu« angeschlossen.<br />

Darunter befinden sich Hotels,<br />

Allgäuer Alpenwellnesshöfe, Kur- <strong>und</strong> Heilbäder.<br />

Die Betriebe in naturverb<strong>und</strong>ener<br />

Lage haben ihre Räumlichkeiten mit regionstypischen<br />

Materialien wie Holz, Stein<br />

oder Kristall gestaltet. Kulinarisch werden<br />

die Gäste zum Beispiel mit Allgäuer Milchprodukten<br />

<strong>und</strong> weiteren Spezialitäten aus<br />

der Umgebung verwöhnt.<br />

Wer nun neugierig geworden ist <strong>und</strong> eine<br />

der Anwendungen von der Bergwiese einmal<br />

selbst ausprobieren möchte, kann sich<br />

bei der Allgäu GmbH unter »www.alpenwellness.de«<br />

über die Angebote informieren.<br />

Über das wohltuende Heu hinaus steht noch<br />

ein ganzes Portfolio an Wellnessanwendungen<br />

zur Verfügung: Kräuterkuren oder<br />

Moorbäder rücken traditionelle Behandlungsmethoden<br />

von Kneipp bis Schroth<br />

durch das Einbinden von alpinen Produkten<br />

in den Mittelpunkt. Als weiterer Baustein<br />

dient die Bewegung der Natur. Die Region<br />

bietet Möglichkeiten für Spaziergänge im<br />

Naturschutzgebiet, Wanderungen in den Alpen,<br />

Radtouren über die Hügellandschaften<br />

sowie entlang idyllischer Flüsse <strong>und</strong> Seen.<br />

Und im Herbst wartet dann natürlich ein<br />

kultureller Genuss auf seine Besucher – der<br />

Allgäuer <strong>Viehscheid</strong>. Dessen vierbeinige<br />

Teilnehmer könnten ebenfalls so einiges<br />

über die wohltuende Wirkung der Bergwiesen<br />

berichten. Marius Lechler/Viola Elgaß<br />

MISSNER VIEHSCHEID<br />

Missen-Wilhams | Samstag, 21. September <strong>2019</strong><br />

Anzeigen<br />

... natürlich genießen über dem Hopfensee<br />

Garten-SPA-Bereich: · Panorama-Terrasse<br />

innen & außen zum Relaxen · morgens Bio-Frühstück<br />

mit Zirben-Salz-Sauna · mittags Salate & Vitalgericht<br />

<strong>und</strong> Natur-Schwimm-Pool · Bio-Brunch-Buffet am Sonntag<br />

„Day SPA”- Wellnesstag · abends Genießer-Menü/Buffet<br />

inkl. Behandlung p.P. 98,- € auch LowCarb & vegetarisch!<br />

Tisch-Reservierung <strong>und</strong> Gutscheine:<br />

NEU<br />

Biohotel Eggensberger ★★★★ · EGGENSBERGER OHG · Enzensbergstr. 5<br />

87629 Füssen / Hopfen am See · Q0 8362 / 91030 · www.eggensberger.de<br />

9.30 Uhr – Eintreffen der Alpen, anschließend Stimmung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

mit der Musikkapelle Missen-Wilhams im Feststadel.<br />

Für das leibliche Wohl ist mit heimischen Produkten bestens gesorgt.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 41


HANDWERK<br />

DER PERFEKTE TON<br />

EIN GESCHIRR FÜR ALLE FÄLLE<br />

Wer nicht weiß, wo er suchen muss, der findet es nicht: Gut versteckt am Rand<br />

von Altstädten befindet sich eine der bekanntesten Keramikmanufakturen<br />

Deutschlands. In liebevoller Handarbeit entstehen hier kostbare Schätze<br />

aus Ton. Wir haben ein Blick hinter die Kulissen geworfen <strong>und</strong> den<br />

Mitarbeiterinnen über die Schulter, pardon, auf die Hände geschaut.<br />

42<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 43


HANDWERK<br />

Im Verkaufsraum der<br />

Allgäuer Keramik gibt es<br />

neben Kissen, Decken<br />

<strong>und</strong> Deko vor allem Geschirr<br />

in Hülle <strong>und</strong> Fülle<br />

<strong>und</strong> jedem Dekor<br />

Fotos: Ramona Klein<br />

Es ist ein heißer Sommertag, die<br />

Sonne brennt erbarmungslos vom<br />

Himmel <strong>und</strong> in der Luft liegt der<br />

Geruch von Diesel, denn gerade ist eine Lok<br />

vorbeigefahren. Doch das tut der Schönheit<br />

des Ortes keinen Abbruch, es verleiht ihm<br />

eher sogar noch mehr Charme. Ich bin eben<br />

auf dem Hof der Allgäuer Keramik angekommen<br />

<strong>und</strong> blicke mich erstaunt um.<br />

Schon hier draußen befinden sich überall<br />

bunte Keramikarbeiten. Doch da es so warm<br />

ist, suche ich schnell den Weg nach drinnen.<br />

Hier wartet nicht nur die ersehnte Abkühlung<br />

auf mich, sondern auch Ruth Rebstock.<br />

Sie leitet die Manufaktur in dritter Generation<br />

mit Herz <strong>und</strong> Leidenschaft <strong>und</strong> ermöglicht<br />

mir heute den Blick hinter die Kulissen.<br />

PER HAND UND MIT HERZBLUT<br />

Doch bevor es soweit ist, darf ich mich erst<br />

einmal im Verkaufsraum umschauen <strong>und</strong><br />

ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hingucken<br />

soll: Ich sehe Stühle, Decken, Kissen, Deko,<br />

aber vor allem Geschirr aus Keramik –<br />

handgefertigt, mit Liebe <strong>und</strong> Geduld bemalt.<br />

Es ist gefühlt überall <strong>und</strong> die Auswahl ist<br />

enorm. Ruth Rebstock zeigt mir einige Stü -<br />

cke genauer <strong>und</strong> erklärt mir die einzelnen<br />

Dekore. Die ältesten heißen Herz, Dreipunkt<br />

<strong>und</strong> Zenzi, die filigran Teller, Tassen <strong>und</strong><br />

Kässpatzenschüsseln verschönern. »Oft waren<br />

es die Malerinnen, die die Ideen für Dekore<br />

hatten. Manche heißen dann auch nach<br />

derjenigen oder wir benennen es nach einem<br />

Fre<strong>und</strong> oder einer Begebenheit«, so die<br />

Chefin der Manufaktur.<br />

Doch egal welches Dekor – jedes wird nach<br />

wie vor von Hand aufgebracht. »Das bringt<br />

dem Stück Seele <strong>und</strong> ein Eigenleben. Jedes<br />

ist so oft durch unsere Hände gegangen. Da<br />

hängt viel Herzblut dran«, erzählt mir Ruth<br />

Rebstock. Das glaube ich ihr sofort <strong>und</strong> werde<br />

immer neugieriger. Ich will wissen, wie<br />

die filigranen Malereien denn nun auf die<br />

Keramiken kommen.<br />

44<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


In einer Vitrine wird die<br />

Geschichte der Manufaktur<br />

von den Anfängen bis<br />

heute gezeigt. Hier findet<br />

sich auch eine der ersten<br />

Spatzenschüsseln (links),<br />

die sich optisch kaum von<br />

der heutigen (rechts)<br />

unterscheidet<br />

EINE KLEINE ZEITREISE<br />

Also machen wir uns auf in Richtung Werkstatt<br />

<strong>und</strong> kommen auf dem Weg dahin an einer<br />

langen Vitrine vorbei, in der die Geschichte<br />

der Allgäuer Keramik Manufaktur<br />

gezeigt wird. Zahlreiche Stücke nehmen einen<br />

mit in die Vergangenheit: Es beginnt im<br />

Gründungsjahr 1923, geht weiter bis zur<br />

Übernahme des Unternehmens durch Hans<br />

Rebstock im Jahr 1936, hin zu den ersten<br />

Versuchen der bekannten Kässpatzenschüssel,<br />

die heute nicht viel anders aussieht als<br />

vor über 50 Jahren. Daneben finden sich<br />

zahlreiche andere Stücke, wie Bierkrüge, Vasen<br />

mit griechischen Dekoren, Teller mit<br />

Sprüchen drauf – die hatte ihr Großvater besonders<br />

gerne, wie mir Ruth Rebtsock verrät<br />

– <strong>und</strong> vieles mehr. Als wir am Ende der Vitrine<br />

angekommen sind <strong>und</strong> somit in der<br />

Gegenwart, erhasche ich einen ersten Blick<br />

in die Werkstatt. Nun ist es soweit: Endlich<br />

darf ich den Malerinnen auf die Finger<br />

schauen.<br />

AUF IN DIE WERKSTATT<br />

Doch bevor diese den Pinsel schwingen,<br />

müssen die einzelnen Stücke erst aus Ton geformt<br />

werden. Wobei geformt das falsche<br />

Wort ist, denn hier sitzt niemand <strong>und</strong> modelliert<br />

aus einem Klumpen Ton eine Kässpatzenschüssel<br />

oder Tasse. Letztere besteht<br />

bekanntlich aus zwei Teilen, die einzeln gefertigt<br />

<strong>und</strong> dann zusammengefügt werden.<br />

Während der Tassenkörper in einer Gipsform<br />

eingedreht wird, wird der Henkel gegossen.<br />

Und dann werden beide bei einer bestimmten<br />

Konsistenz des Tons vereint, erklärt<br />

die Chefin der Manufaktur.<br />

Die Tassen, die auf einem Brett neben der<br />

Malerin stehen, haben sogar schon den ers -<br />

ten Brand hinter sich <strong>und</strong> warten nun auf<br />

ihre Bemalung. Da lässt die Malerin sich<br />

nicht lange bitten. Sie nimmt sich eine, stellt<br />

sie auf einen kleinen, drehbaren Teller vor<br />

sich <strong>und</strong> zückt erst einmal den Bleistift. <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 45


HANDWERK<br />

Kässpatzenschüsseln<br />

soweit das Auge reicht –<br />

Ruth Rebtsock zeigt die<br />

Rohlinge, die noch eine<br />

Weile trocknen müssen<br />

Mit diesem zeichnet sie zwei feine Linien.<br />

Eine oben, eine unten. An diesen richtet sie<br />

dann das Dekor aus – heute ist Toni dran.<br />

JETZT KOMMT FARBE INS SPIEL<br />

Also auf den Pinsel, fertig, los: Mit ruhigen<br />

Händen, die verraten, dass sie das nicht das<br />

erste Mal macht, trägt die Malerin das Dekor<br />

auf – einen großen Punkt in der Mitte mit<br />

einem Pinsel <strong>und</strong> mit einem Malbällchen<br />

sechs kleine außenherum. Ich stelle mir<br />

beim Zusehen zwei Fragen. Erstens: Wie<br />

kann man so ruhige Hände haben? (Jeder,<br />

der mich kennt, weiß, dass ich gefühlt immer<br />

zittrige Finger habe.) Aber viel wichtiger:<br />

Warum sind die sechs kleinen Punkte<br />

hellgrau? Vorhin habe ich Tassen mit dem<br />

Dekor gesehen <strong>und</strong> bin mir sicher, dass die<br />

Punkte da blau waren. Doch ich habe Glück<br />

– meine Sinne trügen mich nicht. »Die Farbe<br />

entwickelt sich durch die Glasur <strong>und</strong> den<br />

zweiten Brand bei 1100 Grad Celsius«, beruhigt<br />

mich Ruth Rebstock.<br />

Bevor diese Arbeitsschritte dran sind, muss<br />

die Tasse zuerst zu Ende bemalt werden. Das<br />

bedeutet, nach den Punkten kommen noch<br />

die blauen Ränder oben <strong>und</strong> unten. Die Beschriftung<br />

auf dem Tassenboden inklusive<br />

Runenzeichen erfolgte schon zu Beginn. Das<br />

stammt von Hans Rebstock <strong>und</strong> zeigt seine<br />

Initialen sowie ein Dreieck, das für Feuer<br />

<strong>und</strong> einen Kreis, der für die Erde steht.<br />

EINE TASSE AUF TAUCHGANG<br />

Hat die Malerin ihr Werk vollendet <strong>und</strong><br />

schon das nächste Stück auf der Ränderscheibe,<br />

geht es für die bemalte Tasse weiter<br />

zur Glasiererin <strong>und</strong> ich folge ihr auffällig unauffällig,<br />

während ich gleichzeitig aufpasse,<br />

dass ich nichts umwerfe. Was der Elefant im<br />

Porzellanladen ist, bin ich in der Keramikmanufaktur.<br />

Doch die Tasse <strong>und</strong> ich schaffen<br />

es unbeschadet zu unserem Zwischenziel.<br />

Und während ich kurz verschnaufen kann,<br />

geht das Trinkgefäß auf Tauchgang. Mit einer<br />

Zange wird es gegriffen <strong>und</strong> dann in die<br />

Glasur getunkt. Als sie wieder herausgezogen<br />

wird, glänzt die Tasse. Nun heißt es Obacht<br />

geben, wie Ruth Rebtsock sagt. Denn<br />

solange es glänzt, darf man das Stück nicht<br />

berühren – sonst hat man lauter Fingerabdrücke<br />

auf der Tasse. Doch lange muss man<br />

nicht warten, denn die Glasur trocknet<br />

ziemlich schnell <strong>und</strong> wird matt. Aber das ist<br />

nicht das einzige, was mich staunen lässt.<br />

Die Farbe ist weg. Es ist nix mehr zu sehen<br />

vom Dekor. Nur wenn man ganz genau hinsieht,<br />

erkennt man das Muster an den Erhebungen.<br />

Aber dank Ruth Rebstock weiß ich ja, dass<br />

ich mir keine Sorgen machen muss – die<br />

Farbe wird durch den zweiten Brand wiederkommen.<br />

Doch bevor die Tasse in den Ofen<br />

kommt, zückt die Glasiererin das Messer<br />

<strong>und</strong> entfernt die Flüssigkeitsnasen sowie die<br />

Glasur vom Fuß der Tasse. Vor allem letzteres<br />

ist wichtig, da sich die Glasur bei hohen<br />

Temperaturen wie flüssiges Glas verhält <strong>und</strong><br />

die Tassen sonst nach dem Brand bei 1100<br />

Grad auf ihrer Unterlage festkleben würden.<br />

HIER GEHT’S HEISS HER<br />

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – die Tasse<br />

kann ihre letzte Reise antreten. Es geht in die<br />

»heiligen Hallen«, wie die Chefin so schön<br />

sagt. Gemeint ist damit der Raum mit den<br />

Öfen <strong>und</strong> während mir der Gedanke daran<br />

schon Schweißperlen auf die Stirn treibt – es<br />

ist schließlich Sommer –, bin ich angenehm<br />

überrascht. Es ist nicht so heiß wie gedacht.<br />

Das liegt allerdings daran, dass der Ofen<br />

46<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

w w w . g u n z e s r i e d e r - b e r g k a e s e . d e<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag - Sonntag<br />

09.00 - 12.00 Uhr<br />

15.00 - 18.00 Uhr<br />

!! NEU auf<br />

unserem Parkplatz<br />

ein 24-St<strong>und</strong>en-<br />

Automat !!<br />

• Gunzesrieder Berg<strong>und</strong><br />

Schnittkäse<br />

• Anerkannt GVO frei<br />

• Aus dem Naturpark<br />

Nagelfluhkette<br />

• Bester Käse aus bester<br />

Heumilch (Silagefrei)<br />

• Hergestellt mit<br />

Grander Wasser<br />

• Kuchen & Brotzeit in<br />

unserer Stube<br />

• Onlineshop<br />

Sennerei Gunzesried | Talstraße 32 | 87544 Blaichach/Gunzesried | Tel.: 08321/84109<br />

nicht an ist. Denn der wird nicht für jedes<br />

Stück einzeln angeworfen. Vielmehr werden<br />

alle Stücke gesammelt, die gebrannt werden<br />

müssen <strong>und</strong> dann auf einem Herdwagen gestapelt.<br />

Das kann man sich wie Tetris vorstellen<br />

oder wie Ruth Rebstock sagt: »Man muss<br />

gerne puzzeln, wenn man das macht.«<br />

Denn die Tassen, Spatzenschüsseln <strong>und</strong><br />

mehr dürfen sich nicht berühren. Ist alles arrangiert,<br />

geht’s heiß her – der Ofen wartet.<br />

Und ist der Herdwagen drin, müssen alle anderen<br />

Geduld beweisen. »Das Warten, ob es<br />

gut geworden ist, ist das Schlimmste«, so die<br />

Chefin. Der Brand an sich dauert nur eine<br />

Nacht, die Ofentür darf allerdings erst nach<br />

einigen Tagen geöffnet werden – sonst kriegen<br />

die Stücke einen Thermoschock <strong>und</strong><br />

können reißen.<br />

Doch die Geduld <strong>und</strong> liebevolle Handarbeit<br />

zahlen sich aus: Am Ende glänzen die Keramiken<br />

um die Wette <strong>und</strong> die Dekore zeigen<br />

sich in ihrer ganzen Pracht. Hat man so ein<br />

Stück nach ein bis zwei Wochen Arbeit in<br />

der Hand, versteht man, was Ruth Rebstock<br />

meinte, als sie sagte, dass die Stücke eine Seele<br />

haben. Nun warten sie auf Liebhaber, die<br />

ihnen ein Zuhause geben. Claudia Schöwe<br />

Bevor das Dekor auf die<br />

Tasse kommt, zeichnet<br />

die Malerin Hilfslinien per<br />

Bleistift. Dann kommt<br />

Farbe ins Spiel, die durch<br />

das Glasieren zunächst<br />

verschwindet. Doch durch<br />

den zweiten Brand im<br />

Ofen wird sie wieder<br />

sichtbar <strong>und</strong> das Dekor<br />

zeigt sich in voller Pracht<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 47


FREIZEIT<br />

… UND WENN ES REGNET?<br />

SCHLECHTWETTERZIELE<br />

Der Himmel wolkenverhangen, es tröpfelt – die Ausflugsplanung<br />

fällt ins Wasser. Zum Glück kann man im Allgäu auch viel<br />

unternehmen, ohne nass zu werden. Hier gibt es eine Auswahl<br />

an Ausflugszielen, die sich bei jedem Wetter lohnen!<br />

KEMPTEN, OBERALLGÄU<br />

FORUM ALLGÄU<br />

Wenn das Wetter nicht mitspielt, ist das zumindest<br />

die Gelegenheit für einen Einkaufsbummel.<br />

Das Forum Allgäu in Kempten ist ein beliebter<br />

Treffpunkt inmitten der Allgäu-Metropole. Das<br />

Einkaufszentrum bietet in r<strong>und</strong> 90 Ladengeschäften<br />

vielfältige Einkaufsmöglichkeiten. Bars, Restaurants,<br />

Eisdielen <strong>und</strong> mehr sorgen für Kurzweil.<br />

Ganzjährig finden hier auch Sonderveranstaltungen<br />

wie Musikvorführungen <strong>und</strong> Automobilausstellungen<br />

statt.<br />

www.forum-allgaeu.de<br />

BUXHEIM, UNTERALLGÄU<br />

KARTAUSENMUSEUM<br />

Wo einst die Mönche wandelten – die an der<br />

Oberschwäbischen Barockstraße gelegene ehemalige<br />

Reichskartause Buxheim, die besterhaltene<br />

Kartausenanlage im deutschsprachigen Raum,<br />

bietet Kunstwerke internationalen Ranges. Im<br />

Kartausenmuseum erfährt man ganz genau, wie<br />

sich das Leben der Kartäusermönche abgespielt<br />

hat. Und wenn man schon da ist, sollte man sich<br />

den Blick auf das weltberühmte Chorgestühl von<br />

Ignaz Waibl nicht entgehen lassen.<br />

www.kartause-buxheim.de<br />

Foto: Archiv<br />

FÜSSEN, OSTALLGÄU<br />

REPTILIENZOO<br />

Beim Ausflug in den Reptilienzoo begeben sich<br />

die Besucher auf eine exotische Reise. Die faszinierende<br />

Welt der verschiedensten Urwald- <strong>und</strong><br />

Wüstenbewohner in ihren naturnah gestalteten<br />

Lebensräumen kann man hier erleben. Auf einer<br />

»Expedition« können Kinder Schlangen, Echsen,<br />

Schildkröten, Frösche, Vogelspinnen <strong>und</strong> viele<br />

weitere Tiere entdecken. Mancher Meister der<br />

Tarnung ist dabei gar nicht leicht zu finden.<br />

www.reptilienzoo-allgaeu.de<br />

Foto: Pixabay<br />

PFRONTEN, OSTALLGÄU<br />

SCHMETTERLINGS-<br />

ERLEBNISWELT<br />

Gerade an Schlechtwettertagen bietet sich ein<br />

Besuch des »Schmetterlingsgartens« der Gärtnerei<br />

Blumen Hartmann in Pfronten-Weißbach an.<br />

Zahlreiche Schmetterlinge aus aller Welt begeistern<br />

nicht nur Kinder, sondern faszinieren alle Altersklassen.<br />

Bei angenehmen 25°C kann man die<br />

Schmetterlinge hautnah beim Futtern, Paaren<br />

<strong>und</strong> Fliegen erleben.<br />

www.schmetterling-erlebniswelt.de<br />

Foto: Pixabay<br />

Foto: Volker Wille<br />

48<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Übernachten auf der Hü te<br />

Süße Versuchungen A lgäuer Schokokünstler<br />

Burgen zum Entdecken <strong>und</strong> Hinwandern<br />

4 , – Euro<br />

4 , – Euro<br />

Nordisches gehen für Jedermann<br />

inklusive<br />

zum Nachwandern<br />

inklusive<br />

wandern<br />

wandern<br />

W W W. E D I T I O N - A L L G A E U . C O M<br />

& genießen<br />

W W W. E D I T I O N - A L L G A E U . C O M<br />

& genießen<br />

M A G A Z I N Z U M A L G Ä U E R W A N D E R S O M M E R 2 0 1 9<br />

M A G A Z I N Z U M A L L G Ä U E R W A N D E R S O M M E R 2 0 1 9<br />

Schlafen in Himmelshäusern<br />

Schlafen in Himmelshäusern<br />

Übernachten auf der Hü te<br />

Schleckermäuler aufgepasst<br />

Auf den Spuren der Ritter<br />

Schleckermäuler aufgepasst<br />

Süße Versuchungen A lgäuer Schokokünstler<br />

Auf den Spuren der Ritter<br />

Burgen zum Entdecken <strong>und</strong> Hinwandern<br />

Anzeigen<br />

Flott mit Stock<br />

Flott mit Stock<br />

Nordisches gehen für Jedermann<br />

8 KARTEN<br />

TOUREN-<br />

TOUREN-<br />

Ab sofort haben Sie das aktuelle Magazin<br />

zum Allgäuer Wandersommer immer dabei!<br />

Hier geht’s zum E-Paper!<br />

8 KARTEN<br />

zum Nachwandern<br />

Gebirgskellerei ◆ Stadtverführungen ◆ Goldwaschen ◆ Bergdorf Hinterstein<br />

Erwin Hymer Museum ◆ Hü tentour ◆ Rafting ◆ Grenzgänger-Weg ◆ Schifffahrt<br />

Gebirgske lerei ◆ Stadtverführungen ◆ Goldwaschen ◆ Bergdorf Hinterstein<br />

Erwin Hymer Museum ◆ Hüttentour ◆ Rafting ◆ Grenzgänger-Weg ◆ Schifffahrt<br />

Foto: Aquaria Erlebnisbad<br />

„Hittisauer Bergkäse“–<br />

Käse aus dem Bregenzerwald<br />

www.sennerei‐hisau.at<br />

OBERSTAUFEN, OBERALLGÄU<br />

AQUARIA<br />

Für alle, die nur etwas gegen Regen, aber nicht<br />

gegen Wasser im Generellen haben, ist das Aquaria<br />

eine herrliche Schlechtwetteradresse: Das Erlebnisbad<br />

ist eines der schönsten Bäder im süddeutschen<br />

Raum <strong>und</strong> hat für kleine <strong>und</strong> große<br />

Wasserratten etwas zu bieten. Hier gibt es ein 25<br />

Meter langes Sportbecken, ein Außenbecken,<br />

Sprungtürme, einen Wildwasserkreisel <strong>und</strong> ein<br />

Solebecken. Wer es lieber entspannt angehen lassen<br />

will, der ist in einer der acht verschiedenen<br />

Saunen bestens aufgehoben.<br />

www.aquaria.de<br />

Sennerei Hisau<br />

Platz 190, A‐6952 Hisau<br />

Tel. +43 (0)5513 / 27 86<br />

www.sennerei‐hisau.at<br />

Ladenöffnungszeiten:<br />

Montag ‐ Samstag:<br />

Donnerstag u. Freitag:<br />

Samstag:<br />

08.00 ‐ 12.00 Uhr<br />

14.30 ‐ 18.00 Uhr<br />

14.00 ‐ 17.00 Uhr<br />

In unserem Verkaufsladen<br />

finden Sie ein vielfälges Sorment<br />

an regionalen Köstlichkeiten!<br />

Käse‐Automat:<br />

Käse & Buer r<strong>und</strong> um die Uhr<br />

Besuchen Sie uns!<br />

Foto: Dominik Berchtold_Allgäu GmbH<br />

www.prillwitz.eu<br />

LINDENBERG, WESTALLGÄU<br />

DEUTSCHES HUTMUSEUM<br />

Was haben Pferdehändler mit Strohhüten zu tun?<br />

Diese Frage wird im Hutmuseum beantwortet –<br />

entweder auf eigene Faust oder in einer etwa<br />

70-minütigen Führung. Im Museum werden 300<br />

Jahre Hutmode erlebbar, darunter die Geschichte<br />

der Hutstadt Lindenberg, die früher Klein-Paris<br />

genannt wurde.<br />

www.deutsches-hutmuseum.de<br />

Dießener Straße 6 . 86956 Schongau . Tel. 0 8861/7527<br />

www.schongauer-maerchenwald.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 49


HANDWERK<br />

VON BERUF SATTLERIN<br />

»DREI HÄNDE SOLLTE MAN HABEN«<br />

Für Marlies Bek waren die Handwerksburschen auf Wanderschaft ein Stück<br />

vom Traum zur großen, weiten Welt. Auf die Walz gehen – das wäre etwas für<br />

sie gewesen. Doch wie das Leben so spielt, machte ihr Schicksal einen Umweg.<br />

50<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Auf einem Bauernhof in Unterlandholz,<br />

einem kleinen Weiler im Unterallgäu,<br />

kam Marlies Bek zur Welt.<br />

Das junge Mädchen wuchs mit Pferden auf.<br />

Ihr Vater war Bauer <strong>und</strong> hielt die Rösser als<br />

Ausgleich zur täglichen, harten Arbeit. Marlies<br />

Bek erinnert sich an viele Tage, an denen<br />

sie auf dem Pony zur Schule ritt. Schon damals<br />

träumte sie vom Auszug in die große,<br />

weite Welt.<br />

Ihre erste berufliche Entscheidung hatte damit<br />

jedoch erst einmal nichts zu tun: Eine<br />

Ausbildung sollte es sein, zum späteren Broterwerb.<br />

Also schloss die junge Frau ihre Ausbildung<br />

als Hauswirtschafterin mit dem Meistertitel<br />

ab <strong>und</strong> arbeitete bei einer Stiftung für<br />

behinderte Menschen in Lautrach. Recht<br />

glücklich wurde sie dabei aber nicht. Ihre<br />

Aufgaben spielten sich hauptsächlich hinter<br />

den Kulissen ab, im Büro, die stets unruhigen<br />

Hände auf der Tastatur – das war nicht ihr<br />

Leben. Also kündigte sie ihren Job. Den<br />

Traum von der Walz hatte die Allgäuerin da<br />

immer noch im Sinn. Diese hätte jedoch eine<br />

Ausbildung im Handwerk vorausgesetzt. So<br />

machte sich Marlies Bek auf die Suche nach<br />

ihrem Traumberuf.<br />

UMS ECK ZUM TRAUMBERUF<br />

Schon immer hatte sie, wenn nötig, das<br />

Zaumzeug von Vaters Pferden geflickt, einen<br />

Sattel repariert oder kleinere Sattlerarbeiten<br />

im Fre<strong>und</strong>eskreis ausgeführt. Dank ihrer<br />

Ausbildung zur Hauswirtschafterin war sie<br />

auch gut im Nähen, was ihr zu Gute kam, als<br />

sie beschloss, das Handwerk zur Sattlerin zu<br />

erlernen. Ausbildungsplätze zu diesem alten<br />

Lederhandwerk sind heute rar. So war die geschickte<br />

junge Frau froh, eine Lehrstelle bei<br />

Max Benz, einem Münchner Reitsportfachgeschäft<br />

mit eigener Sattlerei, zu ergattern.<br />

Das Traditionshaus, ein »kleiner Bruder« von<br />

Rolf Benz, dem luxuriösen Möbelbauer, besteht<br />

seit 1884 <strong>und</strong> fertigt Reitsättel <strong>und</strong> Lederwaren<br />

aller Art nach Maß. In diesem Beruf<br />

fühlte sich die frühere Hauswirtschafterin<br />

nun richtig wohl.<br />

Nach der Ausbildung bei Benz kehrte die<br />

frischgebackene Sattlerin zurück nach Legau<br />

<strong>und</strong> richtete sich im ehemaligen Elternhaus<br />

eine Werkstatt ein. Auf dem Land, wo viele<br />

Reparaturen anfallen <strong>und</strong> durch ihren Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

gewann sie bald einen treuen K<strong>und</strong>enstamm.<br />

»Ich hatte Glück im Unglück«, erinnert<br />

sich Marlies Bek, »denn als Sattlerin<br />

arbeiten zu können, ist für mich heute Erfüllung<br />

meines Traumberufs!« In ihm geht die<br />

Allgäuerin völlig auf.<br />

UND DIE WALZ?<br />

Doch wieso eigentlich Unglück? Nun, aus<br />

dem Traum von der Walz wurde leider nichts:<br />

»Nach der Ausbildung zur Sattlerin, der Heirat<br />

<strong>und</strong> der Geburt meines Sohns, habe ich<br />

zwar das Kriterium einer abgeschlossenen<br />

Lehre erfüllt – aber mittlerweile hatte ich eine<br />

andere Bedingung überschritten, die Altersgrenze<br />

bis 30 Jahre. Doch immerhin mache<br />

ich heute die Riemen, mit denen die Handwerkburschen<br />

ihr Gepäck schnüren«, erklärt<br />

die Sattlerin. So geht zumindest ein Teil von<br />

ihr mit auf Wanderschaft.<br />

<br />

Sattler nähen nicht nur<br />

mit Nadel <strong>und</strong> Faden –<br />

sie punktieren das dicke<br />

Material mit einer »Ahle«<br />

Anzeige<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 51


HANDWERK<br />

Für filigrane Verzierungen<br />

arbeitet Marlies Bek<br />

mit einer Klosterstickerin<br />

zusammen<br />

Ein erfülltes Berufsleben ist ja auch etwas:<br />

Die begeisterte Motorradfahrerin einer Yamaha<br />

Chopper – deren Sitz sie selber neu bezogen<br />

<strong>und</strong> gestaltet hat – erledigt heute vielfältige<br />

Auftragsarbeiten.<br />

Unter anderem entstehen in ihrer »Ein-<br />

Frau-Fabrik« verschiedenste Reitsättel, Pferdegeschirr,<br />

Motorrad- <strong>und</strong> Hirschlederhosen,<br />

Kuhglockenriemen, Buch einbände <strong>und</strong><br />

»alles, was mit Leder zu tun hat«, beschreibt<br />

die Legauerin. Ihre neueste Schöpfung sind<br />

winzige Fellschuhe für Babys.<br />

DREI FÜR ZWEI<br />

»Drei Hände sollte man haben, wenn man effektiv<br />

arbeiten will«, seufzt Marlies Bek, wenn<br />

sie an ihrem Nähross sitzt <strong>und</strong> Lederstücke<br />

mit einer Naht zusammenfügt. Inzwischen ist<br />

sie jedoch so geschickt, dass sie mit einer<br />

Hand eine Ahle (ein Stechwerkzeug für Löcher)<br />

<strong>und</strong> zwei Nadeln halten kann. Dabei arbeitet<br />

sie mit der einen Nadel vor <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

mit der anderen<br />

zurück. So entstehen unter anderem die<br />

Nähte für eine der vielen Taschen, die sie in<br />

diversen Größen herstellt. Für Applikationen<br />

darauf, wenn es etwas Besonderes sein soll,<br />

steht ihr Rita Fink zur Seite, eine Fre<strong>und</strong>in<br />

aus Ungerhausen. Diese beherrscht ebenfalls<br />

ein altes Handwerk: alte Klosterstickerei, eine<br />

Kunst mit Ursprüngen aus dem Mittelalter.<br />

Sie verziert Beks Taschen auf Wunsch mit<br />

Motiven, die zu einem Dirndl oder festlicher<br />

Kleidung passen.<br />

NICHTS VON DER STANGE<br />

»Alles, was man aus Leder fertigen kann, aber<br />

nicht unbedingt übers Internet bekommt«,<br />

produziert die Handwerkerin ganz individuell.<br />

Das war so bei einem Leibgurt für Andreas<br />

Hofer bei den Altusrieder Festspielen <strong>und</strong><br />

bei speziellen Reitsätteln für die Landshuter<br />

Hochzeit. Stolz präsentiert Marlies Bek einen<br />

Köcher für einen »Sauspieß«, eine alte Waffe,<br />

mit der früher<br />

Wildschweine erlegt wurden. Auf diesen hat<br />

sie thematisch passend das Motiv eines Wildschweins<br />

»gepunzt«, also geprägt.<br />

Dabei ist der liebevoll verzierte Köcher nur<br />

eines von vielen Liebhaberstücken, die man<br />

in Marlies Beks Werkstatt entdecken kann.<br />

Blickt man sich genau um, braucht es nicht<br />

viel, um zu erkennen, dass die Sattlerin mit<br />

viel Leidenschaft ihr Handwerk ausübt. Es ist<br />

ihr aus diesem Gr<strong>und</strong> auch wichtig, ihr Wissen<br />

um die kreative Gestaltung mit Leder<br />

weiterzugeben. Im Haus des historischen<br />

Handwerks in Kempten zeigt sie zum Beispiel<br />

Kindern in Kursen, wie sich Leder zu<br />

einer kleinen Börse verarbeiten lässt. Dabei<br />

verblüfft sie die Kinder mit den verschiedenen<br />

Proben mit Leder vom Ochsenmaulfrosch,<br />

einem Hühnerbein oder Fisch. Alte<br />

Handwerke haben eben oft mehr Facetten,<br />

als man zunächst denkt.<br />

Thomas Niehörster/Viola Elgaß<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

Vom Trachtenzubehör bis zum »Sauspießköcher« produziert Marlies Bek alles von Hand ...<br />

... <strong>und</strong> beweist dabei Liebe zum Detail, wie das geprägte Motiv zeigt<br />

52<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

Allgäuer<br />

Bier<br />

MARKTTERMINE <strong>2019</strong><br />

01.09. Missener Kirbe<br />

13.09. <strong>Viehscheid</strong> Oberstaufen/Steibis<br />

14.09. <strong>Viehscheid</strong> Maierhöfen<br />

18.09. <strong>Viehscheid</strong> Wertach<br />

DIE HOLZSCHUHMANUFAKTUR<br />

Der perfekte Alleskönner!<br />

ORIGINAL HOLZSCHUHE<br />

MIT FELL UND LEDER<br />

Allgäuer Tradition <strong>und</strong> handwerkliche Qualität:<br />

Alpenländische Schuhmode für Stadt <strong>und</strong> Land<br />

Ortsstr. 21 | 87538 Bolsterlang Kierwang<br />

Tel: 08326 7550 | Fax: 08326 7305<br />

kontakt@keller-schuh.de | www.keller-schuh.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 53


ALPE SPEZIAL<br />

»GUTER KÄS‘<br />

FÄNGT BEI DER KUH AN«<br />

Man könnte sie als »heile Welt« bezeichnen: die Alpe Hompessen<br />

über Oberstaufen. Die Familie Herz wirkt hier<br />

nach den uralten Prinzipien der biologischen Landwirtschaft.<br />

54<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Fotos: Familie Herz, Markus Noichl<br />

Im Mai wurden die Kühe,<br />

die bei Familie Herz noch<br />

Namen tragen, zur Alpe<br />

aufgetrieben. Hier lagert<br />

auch der köstliche Käse,<br />

den man direkt vor Ort<br />

erwerben kann<br />

R<strong>und</strong> 25 Kühe werden jedes Frühjahr<br />

aus dem Bauernhof in Kalzhofen<br />

hinaufgetrieben, alle tragen<br />

sie stolz ihre Hörner. Auf dieser Sennalpe<br />

werden sie täglich gemolken. Die Bio-Milch<br />

wird zu Käse verarbeitet. Außer den traditionellen<br />

Bergkäsesorten entstehen auch<br />

neue Kreationen, etwa mit Bärlauch, Kümmel<br />

oder Bockshornklee.<br />

Als Xaver Herz 1989 den Hof übernahm, riss<br />

er das Steuer herum. Statt Menge wollte er<br />

Qualität produzieren, stellte um auf »bio«.<br />

Das Ergebnis überzeugte auch den zunächst<br />

skeptischen Vater. Seit 1996 wird auf der 250<br />

Meter über dem Hof gelegenen Alpe wieder<br />

gekäst. 350 Liter Milch haben Platz in dem<br />

bauchigen Kupferkessel, unter dem, wie in<br />

alten Zeiten, ein würziges Feuer aus Fichten-<br />

holz brennt. Dieses unter Zugabe kleiner<br />

Scheite genau auf der richtigen Temperatur<br />

zu halten, gehört mit zur Senn-Kunst von<br />

Thomas Herz, Xavers Bruder.<br />

TRADITIONELLE RINDERRASSEN<br />

»Der gute Käs‘ fängt bei der Kuh an«, erzählen<br />

die Herz-Brüder. Sie setzen auf traditionelle<br />

Rassen wie das Allgäuer Braun- <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 55


ALPE SPEZIAL<br />

ZUR ALPE HOMPESSEN<br />

Höhenlage: 1050 Meter<br />

Gemeinde: Oberstaufen-Kalzhofen<br />

Kontakt: Familie Herz, Kalzhofen 10,<br />

87534 Oberstaufen, Tel. +49 8386 4735<br />

Öffnungszeiten: Von Ende Mai bis Anfang Oktober.<br />

Direktverkauf von Milch <strong>und</strong> Käseprodukten.<br />

vieh oder das Tiroler Grauvieh. Das gute<br />

Alp-Gras mit seinen Kräutern, frisch oder<br />

als Heu getrocknet, ist der nächste entscheidende<br />

Baustein. Die zarten Triebe im Frühjahr,<br />

die würzigen Blüten im Sommer, die festen<br />

Stängel im Herbst – all das gibt dem<br />

Käs‘ Charakter.<br />

Auch, wenn es so mehr Arbeit macht: Silage<br />

steht bei Herz nicht zur Debatte. Hier ist naturnahes,<br />

nachhaltiges Wirtschaften angesagt.<br />

Ursprünglich, direkt <strong>und</strong> herzlich geht<br />

es auch im Hofladen des Bauernhofes zu,<br />

dem Reich von Annemarie Herz. Egal ob der<br />

gepflegte Bauerngarten im Tal mit Blumen<br />

<strong>und</strong> Gemüse oder die Alpe mit ihrer Käs -<br />

küche <strong>und</strong> dem Lagerkeller oder die holz -<br />

getäfelten Stuben der Höfe: die Liebe steckt<br />

in 1000 Details.<br />

JEDE KUH HAT EINEN NAMEN<br />

Wechselnde Helfer unterstützen die Alpwirtschaft<br />

<strong>und</strong> genießen den königlichen Platz<br />

auf 1050 Meter Höhe mit Blick auf die Kette<br />

des Hochgrats gegenüber. Heuer ist es die<br />

31-Jährige Anna Lena aus der Pfalz. Ihren<br />

Job in der Modebranche hat sie gekündigt.<br />

Sie war es leid, den ganzen Tag vor dem Bildschirm<br />

zu sitzen. Nun genießt sie die kräftige<br />

Arbeit in archaischer Kulisse, mit den Tieren<br />

in der Natur, die »ehrliche Arbeit«, wie sie es<br />

formuliert. Beeindruckend, welche Intuition,<br />

welches Gespür für die Arbeit mit den Kühen<br />

erforderlich ist.<br />

Jede hat ihren Namen, ihren eigenen Charakter,<br />

will ihre »Ansprache«, ihre Zuwendung<br />

<strong>und</strong> fordert das auch ein oder bringt es<br />

zum Ausdruck, wenn sie nicht zufrieden ist.<br />

Natürlich wird heutzutage auch auf der Alpe<br />

Hompessen über eine Maschine gemolken.<br />

Aber kalt <strong>und</strong> mechanisch oder gar mit<br />

Stress »anstöpseln«, das lassen sich die Kühe<br />

nicht gefallen, da gibt es schon mal einen<br />

Tritt mit dem Hinterfuß. Sie wollen liebevoll<br />

<strong>und</strong> »menschlich« behandelt werden. Und<br />

wie ist es mit den Kuhglocken?<br />

Stören diese die Kühe nicht? »Von wegen,<br />

genau das Gegenteil«, lacht Xaver. »Die wollen<br />

sich die Glocken gar nicht abnehmen lassen«,<br />

erzählt er. Und berichtet von »Königinnen«,<br />

die stolz mit ihren großen Zugschellen<br />

posieren, die sie beim Auf- <strong>und</strong> Abtrieb tragen<br />

dürfen.<br />

Die Molke, die in großen Mengen anfällt bei<br />

der Käs-Produktion, wird übrigens, ebenfalls<br />

56<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Die Aussicht von der<br />

idyllischen Bio-Alpe<br />

reicht bis zum Säntis.<br />

Hier fühlen sich nicht nur<br />

Alpschweine »sauwohl«,<br />

sondern auch die Menschen.<br />

Im rechten Bild<br />

sind Xaver Herz (re.) <strong>und</strong><br />

sein Bruder Thomas Herz<br />

zu sehen. Letzterer ist für<br />

das Käsen zuständig<br />

nachhaltig, an Schweine verfüttert. Auch<br />

Bio-Fleisch <strong>und</strong> -wurst ist erhältlich.<br />

NÄCHSTES PROJEKT: »A2«<br />

Die nächste Vision, das nächste Projekt hat<br />

Xaver Herz schon vor Augen: Er möchte seine<br />

Herde ganz auf sogenannte A2-Kühe umstellen.<br />

Das sind diejenigen, die das Milcheiweiß<br />

in einer besonders verträglichen<br />

Form spenden, die auch viele Menschen genießen<br />

können, welche herkömmliche Milch<br />

nicht vertragen. Viele andere Länder wie<br />

Holland, England oder Neuseeland <strong>und</strong> Australien<br />

seien hier schon viel weiter, erzählt<br />

Xaver. Aber in Deutschland sei dieses wichtige,<br />

interessante Thema noch nicht richtig<br />

angekommen. Nachhaltige Alpwirtschaft –<br />

ein unerschöpfliches Thema, dass die ganze<br />

Familie Herz mit ihren vier erwachsenen<br />

Töchtern nachhaltig beschäftigt. »Unser Planet<br />

hat eine bestimmte Größe <strong>und</strong> es funktioniert<br />

nicht, wenn jeder immer mehr will«,<br />

sagt Xaver Herz. »Heimat heißt, zufrieden<br />

sein.«<br />

Markus Noichl<br />

Anzeige<br />

Daniel Bensmann<br />

Atelier<br />

Galerie<br />

www.hautmalerei.de<br />

Klaus Bensmann<br />

Maßwerkstatt<br />

Manufaktur<br />

www.kb-leder.de<br />

Ostrachstr. 38 · 87541 Bad Hindelang<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 57


HANDWERK<br />

VON MILD BIS STINKIG<br />

KLEINE KÄSEKUNDE<br />

Im Allgäu schmeckt das beliebteste Milcherzeugnis noch nach<br />

duftenden Bergwiesen. Doch Käse ist nicht gleich Käse! Ein kleines<br />

Lexikon für alle, die bei der nächsten Brotzeit glänzen wollen.<br />

WEISSLACKER<br />

Er wird auch »Bayerns Geheimwaffe« <strong>und</strong><br />

»Aristokrat unter den Stinkkäsen« genannt:<br />

Allein sein Geruch hätte im Jahre 1866 wohl<br />

die Preußen zurückgedrängt. Mit dem<br />

Weißlacker im Rucksack hat man auch in<br />

überfüllten Zügen das Abteil in kürzester<br />

Zeit ganz für sich allein. Der halbfeste<br />

Schnittkäse mit hohem Salzgehalt reift für 12<br />

bis 15 Monate <strong>und</strong> verdankt seinen Namen<br />

einer weißen, lackartigen Schmiere auf der<br />

Oberfläche. Er wird nur noch von der Allgäuer<br />

Hof-Milch im Oberallgäu produziert.<br />

SCHNITTKÄSE<br />

Fast jede Sennerei hat ihre eigenen Schnittkäse-Spezialitäten.<br />

Es gibt sie in unterschiedlichen<br />

Sorten, wie zum Beispiel Butterkäse,<br />

Bärlauchkäse oder Wildblütenkäse. Schnittkäse<br />

ist weicher als Hartkäse, was an seinem<br />

höheren Wassergehalt liegt <strong>und</strong> ihn cremig<br />

werden lässt. Er hat mit vier bis sechs Wochen<br />

eine wesentlich kürzere Reifezeit als der<br />

Hartkäse.<br />

ALLGÄUER<br />

EMMENTALER<br />

Als eine der bekanntesten Sorten aus der Gegend<br />

besticht dieser mindestens drei Monate<br />

gereifte Käse, der nur im Allgäu <strong>und</strong> aus silofreier<br />

Rohmilch hergestellt werden darf,<br />

durch mildes, leicht süßes <strong>und</strong> nussiges Aroma.<br />

Seine großen Löcher machen ihn unverwechselbar.<br />

Er ist häufig Bestandteil der Allgäuer<br />

Kässpatzen.<br />

LIMBURGER UND ROMADUR<br />

Beide Sorten sind Rotschmierkäse. Rotschmiere<br />

ist eine während Herstellung <strong>und</strong><br />

Reifung angewandte Methode der Oberflächenbehandlung.<br />

Der Käselaib wird regelmäßig<br />

mit diversen Flüssigkeiten wie Salzlake,<br />

Wein, Bier oder anderen alkoholhaltigen<br />

Flüssigkeiten besprüht, gewaschen oder geschmiert.<br />

Sie enthalten die sogenannten Rotschmierebakterien,<br />

um die Käseoberfläche<br />

zu besiedeln. Die Rotschmiere verleiht ihr<br />

eine orange-gelbe Farbe <strong>und</strong> lässt den Käse<br />

ein kräftiges Aroma entwickeln. Beide Käse<br />

werden meist in Stangen- oder Backsteinform<br />

produziert, daher der Name »Backsteinkäse«<br />

für den Limburger.<br />

ALLGÄUER<br />

BERG- UND ALPKÄSE<br />

Die Laibe bei dieser regionalen Rohmilch-<br />

Spezialität sind kleiner als beim Allgäuer<br />

Emmentaler, der Geschmack nussiger <strong>und</strong><br />

würziger <strong>und</strong> sie haben weniger <strong>und</strong> kleinere<br />

Löcher. Entstehen darf er nur in den<br />

Allgäuer Alpen. Auch die gesamte Milch<br />

für die Herstellung muss von dort stammen.<br />

Allgäuer Bergkäse, der teils bis zu einem<br />

Jahr gelagert wird <strong>und</strong> in gute Allgäuer<br />

Kässpatzen gehört, ist eine »geschützte<br />

Ursprungsbezeichnung«. Geschmacklich<br />

noch etwas intensiver ist der Alpkäse:<br />

Milchproduktion <strong>und</strong> Herstellung des<br />

Alpkäses finden direkt auf der Alp statt,<br />

wohingegen Bergkäse ganzjährig <strong>und</strong> auch<br />

im Tal produziert werden kann.<br />

WEICHKÄSE<br />

Bekannteste Weichkäse-Vertreter sind<br />

Käse nach Art des Camemberts oder des<br />

Bries, aber auch Spezialitäten wie Walnusskäse<br />

oder Blauschimmelkäse werden<br />

auf der Allgäuer Käsestraße hergestellt.<br />

Weichkäse besitzt aufgr<strong>und</strong> seines hohen<br />

Wasseranteils von mehr als 67 Prozent<br />

eine sehr cremige Konsistenz <strong>und</strong> durch<br />

Edelschimmel meist<br />

eine weiße Rinde.<br />

Fotos: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten, Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft e.V., Fotolia, www.weltgenusserbe.de<br />

58<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


50. ViEhschEid<br />

MaiErhöfEN<br />

mit der längsten alpabtriebsstrecke im allgäu<br />

13.09.-15.09.<strong>2019</strong><br />

am freitag, 13.09.19<br />

- ab 19.00 Uhr spielt der „Böhmische Alptraum"<br />

- ab 20.00 Uhr auftakt zum <strong>Viehscheid</strong><br />

mit der bekannten Wasenband „Lederrebellen”<br />

am samstag, 14.09.19<br />

- um ca. 11.30 Uhr Eintreffen des alpzuges<br />

(ca. 200 Tiere) auf dem Scheidplatz,<br />

musikalische Untermalung<br />

- ab 9.00 Uhr großer regionalmarkt<br />

r<strong>und</strong> um das Festzelt<br />

- ab 10.00 Uhr festzeltbetrieb<br />

mit der Musikkapelle Maierhöfen<br />

- um 20.00 Uhr allgäuer heimatabend<br />

mit dem Trachtenverein „D’Ibergler“,<br />

„Goißenschnalzern“ <strong>und</strong> den Alphornbläsern<br />

aus Maierhöfen, danach tanz- <strong>und</strong> stimmungsmusik<br />

mit den „Allgäu-Feagern“<br />

am sonntag, 15.09.19<br />

- ab 10.00 Uhr Zeltgottesdienst mit den<br />

„Staufer Jodlern“, anschließend frühschoppen<br />

mit der Musikkapelle Maierhöfen<br />

- 12.30 Uhr: Kinderfest mit Wettspielen auf dem Festplatz<br />

- 12.00 - 15.00 Uhr Schellenwürfeln<br />

- 14.00 Uhr: stimmungsmusik<br />

fEriENcLuB MaiErhöfEN – ViEhschEidtagE <strong>2019</strong><br />

Erleben Sie das jährliche Highlight im Ferienclub Maierhöfen mit einem umfangreichen Rahmenprogramm<br />

gepaart mit gelebter Tradition <strong>und</strong> Brauchtum in Mitten einer w<strong>und</strong>ervollen Natur.<br />

Enthaltene Leistungen:<br />

2 x Übernachtung im Bungalow<br />

2 x reichhaltiges Frühstück vom Buffet<br />

1 x Allgäuer Abendbuffet mit regionalen Gerichten<br />

am Anreisetag mit einem Heuschnaps<br />

Tägliche Nutzung des Erlebnisbades <strong>und</strong> GEW-Spielparadies<br />

Nebenkosten <strong>und</strong> Endreinigung inklusive<br />

• Preis im Bungalow „Löwenzahn“ (2 Pers.): € 74,00/Nacht<br />

• Preis im Bungalow „Edelweiß“ (bis 4 Pers.): € 87,00/Nacht<br />

Stockach 1 | 88167 Maierhöfen | Tel. 08383/9 22 00 | Fax 08383/9 22 0307<br />

www.ferienclub-maierhoefen.de | info@ferienclub-maierhoefen.de


FAMILIE<br />

Zeichnungnen: Iris Dollansky<br />

AB AUF DEN BAUERNHOF<br />

NEUE ABENTEUER DER ALLGÄUER KUH<br />

Einen Bestseller – nicht nur für Kinder – schrieb Iris Dollansky aus<br />

Ermengerst mit dem Büchlein »Wie die Kuh das Allgäu suchte«.<br />

Jetzt hat sie in der EDITION ALLGÄU eine Fortsetzung gezeichnet <strong>und</strong><br />

getextet. »Wie die Kuh den Bauernhof fand« ist druckfrisch erschienen.<br />

Im ersten Büchlein (noch lieferbar) erlebte<br />

die Kuh fast eine komplette Weltreise.<br />

Aber nirgendwo fand sie einen<br />

Platz, wo sie gerne auf Dauer bleiben wollte<br />

oder konnte. Erst ganz am Schluss entdeckte<br />

sie das Allgäu – <strong>und</strong> dort war sie endlich<br />

richtig.<br />

Hier beginnt der zweite Teil: Auch im Allgäu<br />

gibt es viel zu entdecken. So erforschte die<br />

Kuh den Wald <strong>und</strong> traf den Hasen <strong>und</strong> den<br />

Fuchs. So richtig wohlfühlen konnte sie sich<br />

bei den beiden im Wald aber nicht. Deshalb<br />

wanderte sie weiter, erlebte eine große Stadt<br />

namens Kempten, traf dort den H<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

andere nette Tiere auf einem Allgäuer<br />

Schloss. Auch diese beiden Orte waren aber<br />

keine richtige Heimat für eine Kuh. Wie sie<br />

letztlich doch einen Stall für immer fand,<br />

wird nicht verraten. »Selber lesen – oder vorlesen<br />

lassen«, rät die Autorin allen Fre<strong>und</strong>innen<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en der Kuh.<br />

LIEBEVOLL ILLUSTRIERT<br />

Iris Dollansky erfindet nicht nur die Abenteuer<br />

mit der Kuh mit dem braunen Fell <strong>und</strong><br />

den markanten Hörnern, sie zeichnet auch<br />

60<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

Bolgenstr. 9 & 16 | 87538 Bolsterlang<br />

Tel. +49 (0) 83 26 / 76 77 | Fax +49 (0) 83 26 / 13 77<br />

info@landhaus-exquisit.de | www.landhaus-exquisit.de<br />

die vielen Abenteuer in w<strong>und</strong>erschönen,<br />

kindgerechten Aquarell-Bildern. Die Autorin<br />

hat glänzende Augen <strong>und</strong> einen quicklebendigen<br />

Erzählstil, wenn sie bei Lesungen<br />

in Büchereien, Schulen <strong>und</strong> Kindergärten<br />

ihre kleinen <strong>und</strong> größeren Zuhörer verzaubert.<br />

Sie hat dazu das »Bilderbuch-Kino« erf<strong>und</strong>en.<br />

Dollansky liest dann nicht nur vor,<br />

sie beamt ihre Bilder aus dem Buch gleichzeitig<br />

auf die Leinwand.<br />

Ganz besonders gefreut hat sich die Autorin,<br />

als die Geschichte des ersten Bandes auch als<br />

Theaterstück auf die Bühne gebracht wurde.<br />

Nicht in einem großen Theater, sondern im<br />

Kindergarten Wiggensbach – dargestellt <strong>und</strong><br />

gespielt von den ganz Kleinen.<br />

»STRAHLENDE KINDERAUGEN«<br />

»Es freut mich von ganzem Herzen, wenn es<br />

mir gelingt, den Kindern eine Freude zu bereiten.<br />

Es gibt nichts Schöneres als die strahlenden<br />

Augen <strong>und</strong> gespannten Gesichter der<br />

kleinen Zuhörer, wenn die Kuh von einem<br />

Abenteuer in das andere stolpert«, schwärmt<br />

Iris Dollansky <strong>und</strong> ist schon gespannt, ob ihr<br />

das auch mit dem zweiten Band wieder gelingt.<br />

Mehr über die Autorin <strong>und</strong> ihre Kuhgeschichten<br />

kann man unter www.allgaeu-kinderbuch.de<br />

erfahren. Peter Elgaß<br />

ZUM BUCH<br />

Wie die Kuh den Bauernhof fand,<br />

von Iris Dollansky, 52 Seiten mit 50<br />

farbigen Zeichnungen, Preis: 9,80 Euro; Best.-Nr.<br />

103, EDITION ALLGÄU, ISBN 978-3-95805-058-7<br />

wildfang-design.net<br />

Käsereiführungen • Kässtüble<br />

Ladenverkauf • Käseversand<br />

Steibinger Eis<br />

Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad,<br />

die Alpe Unteregg ist genau das<br />

richtige Ausflugziel, um für ein<br />

paar St<strong>und</strong>en den hektischen Alltag<br />

hinter sich zu lassen.<br />

Wir freuen uns, Sie als Gast begrüßen zu dürfen,<br />

Agnes & Julian<br />

Montag–Donnerstag:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

16.00 – 19.00 Uhr<br />

Freitag–Samstag:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

1 5 . 0 0 – 1 9 . 0 0 U h r<br />

Sonntag, Feiertage:<br />

1 5 . 0 0 – 1 9 . 0 0 U h r<br />

2. Nov.-23. Dez.:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

1 7 . 0 0 – 1 9 . 0 0 U h r<br />

Im Dorf 12 87534<br />

Oberstaufen-Steibis<br />

•<br />

Tel. 08386-8156<br />

berg-kaese.de<br />

www.alpe-unteregg.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 61


HISTORIE<br />

SCHACHERN<br />

UM DAS SCHÖNSTE VIEH<br />

Wenn das Vieh nach dem <strong>Alpsommer</strong> ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> wohlgenährt<br />

ins Tal zurückkehrte, wurde es oft direkt weiter zum Marktplatz getrieben.<br />

Dort wurde mitunter lautstark um die stattlichsten Tiere gefeilscht.<br />

62<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Seit wann es die <strong>Viehscheid</strong>e im Allgäu<br />

gibt, weiß niemand so genau.<br />

Dass der Alpabtrieb aber zu ganz<br />

bestimmten Terminen meist im September<br />

stattfindet, hängt wohl mit dem historischen<br />

Mangenmarkt in Sonthofen zusammen,<br />

seinerzeit der größte Viehumschlagsplatz im<br />

bayerisch-schwäbischen Raum. Er fand<br />

nachweislich bereits im Jahr 1429 statt.<br />

Wer Vieh verkaufen wollte, kam um Sonthofen<br />

nicht herum. Ursprünglich war der Tag<br />

des Mangenmarktes der 6. September, am<br />

Geburtstag des Heiligen Magnus – nach der<br />

Kalenderreform im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde<br />

er auf den 14. September verlegt.<br />

Das Bergvieh musste möglichst zeitnah vor<br />

den Märkten ins Tal getrieben werden, um<br />

es vor dem kargen Winter gewinnbringend<br />

zu verkaufen: Der Oberstdorfer <strong>Viehscheid</strong><br />

fand immer einen Tag vor dem Mangenmarkt<br />

statt. Heute gibt es den Markt nicht<br />

mehr. Wer die Stimmung, das Feilschen <strong>und</strong><br />

Vertragsabschlüsse per Handschlag von damals<br />

erleben will, sollte zum Herbstfest nach<br />

Buching im Ostallgäu reisen. Hier findet am<br />

16. September noch in ganz althergebrachter<br />

Weise ein Viehmarkt statt.<br />

Holzstich: Archiv EDITION ALLGÄU<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 63


PORTRAIT<br />

»Der Zug der Kühe«, ein besonders prägnantes<br />

Gemälde aus der »Kuh-Phase«von Dorothea Schrade<br />

KÜHE IM WOHNZIMMER<br />

ZU GAST BEI EINER TIERLIEBEN MALERIN<br />

Dorothea Schrade malt gern Kühe. Am liebsten Allgäuer Braunvieh, hell<strong>und</strong><br />

dunkelbraun, mal auf drei Metern Leinwand, mal auf einem Stück Papier.<br />

Aber immer mit Hörnern. Die gehören einfach dazu, findet die Künstlerin.<br />

Die größte Herde Allgäuer Kühe<br />

steht in Diepoldshofen – in Öl<br />

<strong>und</strong> auf Leinwand«, schrieb die<br />

Zeitung einst über eine Ausstellung mit Dorothea<br />

Schrades Bildern von Kühen. Viele<br />

der dort gezeigten Bilder hat sie inzwischen<br />

verkauft, doch das prägnanteste, den »Zug<br />

der Kühe« auf über zwei Metern, hat sie behalten.<br />

»Es zeigt die Flucht der Rinder. Aus<br />

der Zivilisation«, beschreibt die Künstlerin<br />

ihren Gedankengang zu dem auffallenden<br />

Werk. »Unsere Lebensart haben Kühe überhaupt<br />

erst möglich gemacht, indem sie den<br />

Menschen mit Milch <strong>und</strong> Leder versorgt<br />

haben – wodurch dieser sesshaft werden<br />

konnte.«<br />

KUNST UND TIERE<br />

Dorothea Schrade wurde 1943 in Reutlingen<br />

geboren. Dass die Vorhersehung ihren<br />

Lebensweg als Malerin bestimmte, davon ist<br />

die beherzte Frau überzeugt. Meilensteine<br />

ihres Lebenswegs waren immer wieder Tiere.<br />

Begonnen hat das mit den vierbeinigen<br />

Bewohnern auf dem Bauernhof, die sie als<br />

Kind schon ungewöhnlich gut zeichnen<br />

konnte: vor allem Pferde <strong>und</strong> Kühe. Mit 16<br />

begann Dorothea Schrade eine künstlerische<br />

Ausbildung an der Akademie für bildende<br />

Künste in Stuttgart. Von dem Studiengeld<br />

kaufte sie ihr erstes eigenes Pferd.<br />

Später fand die junge Frau eine Anstellung<br />

auf dem Hofgut der Malerin <strong>und</strong> Kunst -<br />

64<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Die 76-Jährige lebt <strong>und</strong> arbeitet wahrlich malerisch im alten Pfarrhaus in Diepoldshofen. Direkt gegenüber ...<br />

... liegt das von ihr liebevoll bestückte »Pferdlesmuseum«<br />

pädagogin Gudrun Trieb in Missen-Leupolz.<br />

Diese erkannte schnell das Talent ihrer<br />

Angestellten <strong>und</strong> förderte diese auf ihrem<br />

künstlerischen Weg.<br />

BABETTE UND IHR KALB<br />

Tierische Inspiration hatte sie genug: Mittlerweile<br />

gehörten ihr ein zweites Pferd, ein<br />

Esel <strong>und</strong> die Jersey-Kuh Babette mit ihrem<br />

Kalb. Das Bild, das sie von den beiden malte,<br />

besitzt sie nicht mehr, es wird ihr aber nie<br />

aus dem Kopf gehen. Dass sie später eine<br />

ganze Serie von Kühen malen würde, war<br />

ihr damals noch nicht bewusst. Gemocht<br />

hat sie die gehörnten Vierbeiner aber schon<br />

immer: »Rinder sind erstaunlich intelligent«,<br />

führt sie an <strong>und</strong> erzählt die Geschichte<br />

von der Kuh auf dem Hof, welche ihren<br />

Fre<strong>und</strong> – einen Esel – immer wieder aus seiner<br />

Stallpflicht befreite, indem sie mit einem<br />

Horn den Türriegel aufschob.<br />

Apropos Horn – da bleibt die Künstlerin<br />

konsequent: »Sonst ist das für mich keine<br />

Kuh.« Als ihr ein Gemälde mit einem hornlosen<br />

Vieh darauf geschenkt wurde, griff sie<br />

zum Pinsel <strong>und</strong> schenkte dem Tier nachträglich<br />

ein prächtiges Paar Hörner.<br />

DER ROTE FADEN<br />

Trotz ihrer tiefen Verb<strong>und</strong>enheit zu den<br />

Vierbeinern: »Eine reine Tiermalerin bin<br />

ich nicht geworden«, schmunzelt Schrade.<br />

Neben Landschaften <strong>und</strong> Stillleben <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 65


PORTRAIT<br />

Ein weiteres Sujet ist der<br />

rote Klatschmohn<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

zieht sich ein weiteres Leitmotiv buchstäblich<br />

wie ein roter Faden durch ihre Werkreihe:<br />

der Klatschmohn. »Für mich ist der<br />

Mohn ein Zeichen der Hoffnung. Er wächst<br />

auf der ganzen Welt, blüht auf den Schlachtfeldern<br />

in Flandern wie auf den Kornfeldern<br />

in der Provence oder Italien. Ich bew<strong>und</strong>ere<br />

diese zarte Pflanze. Sie gedeiht sogar auf<br />

Schuttplätzen <strong>und</strong> steht nach einem Unwetter<br />

wieder aufrecht.«<br />

Heute lebt <strong>und</strong> malt die 76-Jährige im alten<br />

Pfarrhaus von Diepoldshofen, einem w<strong>und</strong>erschönen,<br />

barocken Haus, welches neben<br />

dem Atelier auch eine Galerie mit wechselnden<br />

Ausstellungen zeitgenössischer Kunst<br />

beherbergt. Vor dem Gebäude liegt ein wilder<br />

Garten, den einst Abbé Franz Joseph<br />

Bullinger, ein enger Fre<strong>und</strong> der Familie Mozart,<br />

anlegte. Gleich gegenüber steht das ehemalige<br />

Diepoldshofener Schulhaus – in diesem<br />

hat die fast lebenslange Pferdebesitzerin<br />

eine charmante Sammlung an Spielzeug,<br />

Nippes <strong>und</strong> Kunst r<strong>und</strong> um das Thema<br />

Pferd zusammengetragen. Das sogenannte<br />

»Pferdlesmuseum« <strong>und</strong> die Galerie im Pfarrhaus<br />

ergeben ein herrliches Ensemble, in<br />

dem man – bei Kaffee <strong>und</strong> Kuchen im Kräutergarten<br />

– auch gut einen Nachmittag verbringen<br />

kann. Gäste sind Dorothea Schrade<br />

stets willkommen. Thomas Niehörster<br />

Links: »An der Stange«<br />

Oben: »Die Kuh«<br />

GALERIE & PFERDLES-<br />

MUSEUM<br />

Pfarrer-Lamprecht-Straße 1<br />

88299 Leutkirch-Diepoldshofen<br />

Tel. +49 7561 984154<br />

www.dorothea-schrade.de<br />

Öffnungszeiten am Wochenende von 14 bis 17 Uhr<br />

sowie nach Vereinbarung.<br />

66<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

Tradition<br />

erleben,<br />

Neues genießen.<br />

BIERVIEL F ALT<br />

AUS D E M A LLGÄU.<br />

W W W . H I R S C H B R A E U . D E<br />

Holen Sie sich das Allgäu nach Hause<br />

Allgäu 2020<br />

Der klassische Allgäuer<br />

Bildkalender.<br />

ISBN 978-3-95805-054-9<br />

Bestell-Nr. 014<br />

Kuh-Kalender 2020<br />

Die schönsten<br />

»Braunviecher«<br />

auf Allgäuer Weiden.<br />

ISBN 978-3-95805-055-6<br />

Bestell-Nr. 015<br />

Allgäuer Holzstiche<br />

Kalender<br />

Das Allgäu früher. Der<br />

zeitlose Jahresbegleiter<br />

ISBN 978-3-95805-042-6<br />

Bestell-Nr. 094<br />

Panorama-Kalender<br />

Allgäuer Ansichten 2020<br />

Mit Aufnahmen von<br />

Siegfried Bruckmeier.<br />

ISBN 978-3-95805-053-2<br />

Bestell-Nr. 018<br />

15,80 € 15,80 € 14,80€ 29,80 € 14,80 €<br />

Hopfen <strong>und</strong> Malz –<br />

Gott erhalt's<br />

Zeitloser Jahresbegleiter:<br />

Der Allgäuer Bier-Kalender.<br />

ISBN 978-3-95805-016-7<br />

Bestell-Nr. 070<br />

Diese <strong>und</strong> viele weitere Artikel finden Sie in unserem Online-Shop unter<br />

www.edition-allgaeu.com<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 67


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

DAS IST DOCH KEINE KUH!<br />

WER SONST NOCH INS TAL KOMMT<br />

Man sollte meinen, beim Allgäuer <strong>Viehscheid</strong> dreht sich alles<br />

ums Braunvieh. Neben vielen anderen Rinderrassen haben aber noch<br />

zahlreiche weitere Vierbeiner den Sommer auf der Alp verbracht.<br />

68<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Fotos: Konrad Zobl, Archiv<br />

Die Bergweide, also die Alpwirtschaft,<br />

existiert bereits seit vielen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten. Während die Tiere<br />

im Sommer auf den Alpflächen weiden <strong>und</strong><br />

dabei besonders nahrhafte Bergkräuter zu<br />

sich nehmen, können die Allgäuer Bäuerinnen<br />

<strong>und</strong> Bauern das Gras im Tal mähen <strong>und</strong><br />

als Viehfutter für den Winter einlagern.<br />

Auf den Allgäuer Alpen weiden entweder<br />

Rinder für die Fleischgewinnung oder<br />

Milchkühe, die bereits ein oder mehrere Kälber<br />

geboren haben. Letztere müssen natürlich<br />

gemolken werden: Dies geschieht durch<br />

den Senn oder die Sennerin, welche die<br />

Milch auf ihrer Alpe – der Sennalpe – zu<br />

schmackhaftem Käse verarbeiten, für den<br />

das Allgäu weltweit bekannt ist (eine kleines<br />

Käselexikon finden Sie auf Seite 58).<br />

DIE HEILKRAFT DER BERGE<br />

Kühe sind jedoch längst nicht die<br />

einzigen Nutztiere, die auf<br />

Bauernhöfen leben – oft<br />

gibt es dort auch Pferde,<br />

Ziegen, Schafe<br />

<strong>und</strong> Schweine. Seit<br />

es die Alpwirtschaft<br />

gibt, werden daher<br />

neben den Rindern<br />

auch diese Tiere<br />

zum »Sömmern«<br />

auf die Alp geschickt.<br />

Die freie Bewegung im<br />

weitläufigen Gelände, das<br />

Trainieren der Trittsicherheit,<br />

das Finden der natürlichen<br />

Rangordnung innerhalb der Herde <strong>und</strong> die<br />

bereits erwähnten nährstoffreichen Bergkräuter<br />

haben einen überaus positiven Einfluss<br />

auf die Vierbeiner. Manche Tierärzte<br />

berichten sogar von heilenden Effekten, die<br />

der <strong>Alpsommer</strong> auf manche Tiere haben soll<br />

– wieso auch nicht? Viele Gäste des Allgäus<br />

zieht es schließlich auch einer Kur wegen<br />

hierher.<br />

DIE RASENMÄHER<br />

Besonders »gute Kumpel« am Berg sind<br />

Kühe <strong>und</strong> Pferde – nicht selten sieht man<br />

Braunvieh <strong>und</strong> Haflinger kurze Zeit nacheinander<br />

auf derselben Weide grasen. Ja,<br />

nacheinander. Denn Pferde werden oft für<br />

die sogenannte »Nachweide« auf die Bergwiesen<br />

geschickt. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass<br />

sie weniger heikel sind <strong>und</strong> das fressen, was<br />

die mäkeligen Milchkühe stehen lassen.<br />

Zum Ende des <strong>Alpsommer</strong>s ziehen die Rösser<br />

dann – bunte Blumen in Mähne <strong>und</strong><br />

Schweif – an der Seite von Rindvieh <strong>und</strong><br />

Hirten zurück ins Tal.<br />

Früher hatte die Anwesenheit von Pferden<br />

am Berg übrigens noch einen weiteren, sehr<br />

wichtigen Gr<strong>und</strong> – den Transport von<br />

schweren Gütern aus dem Tal bis zur Hütte<br />

<strong>und</strong> zurück. Das war insbesondere auf den<br />

Alpen der Fall, die zwar Milchkühe, doch<br />

keine Sennküche besaßen. Also wurden täglich<br />

ein paar Rösser mit Milchkannen beladen<br />

ins Tal zur nächsten Sennerei geschickt.<br />

Heute ist ein Großteil der Alpen über Zufahrtsstraßen<br />

<strong>und</strong> Seilbahnen erreichbar –<br />

Pferde als reine Lastentiere sind selten geworden.<br />

MIT 2 PS AUF DEN BERG<br />

Doch es gibt sie noch: zum Beispiel auf der<br />

Willersalpe bei Bad Hindelang. Die urige<br />

Berghütte thront auf einer Höhe von 1456<br />

Metern über dem Ostrachtal. Das<br />

Transportwesen haben die<br />

drei Brüder Bentele, die<br />

die Alpe seit über<br />

zwanzig Jahren bewirtschaften,<br />

äußerst<br />

umweltgerecht<br />

organisiert.<br />

Zwei bis drei St<strong>und</strong>en<br />

brauchen die<br />

beladenen Haflinger<br />

Elli <strong>und</strong> Wanga für<br />

den Weg vom Tal herauf.<br />

Essen auf Hufen, sozusagen.<br />

Bei all dieser Pferdestärke<br />

darf man aber Esel Sandro<br />

nicht vergessen. Auch er trägt seinen Teil<br />

– <strong>und</strong> ist der heimliche Boss des Dreiergespanns,<br />

wenn Stefan Bentele gerade nicht<br />

hinschaut.<br />

SCHLAU UND STÖRRISCH<br />

Das ist ja auch nachvollziehbar: Esel begleiten<br />

den Menschen schließlich r<strong>und</strong> 3000<br />

Jahre länger als das Pferd. Sie zählen zu den<br />

ältesten Nutztieren <strong>und</strong> werden in unterschiedlichen<br />

Kulturen seit Jahrtausenden als<br />

Reit-, Arbeits- <strong>und</strong> Tragtiere eingesetzt. Mindestens<br />

genauso lange sind sie für eine gewisse<br />

Bockigkeit bekannt. Böse Zungen behaupten,<br />

dass sie deshalb mit dem von Natur aus<br />

etwas dickköpfigem Allgäuer besonders gut<br />

auskommen. Beim Alpabtrieb sieht man sie<br />

jedenfalls fast genauso oft wie Pferde.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den meckernden<br />

Ziegen, die auch recht häufig in den Bergen<br />

anzutreffen sind. Zahlreiche althergebrachte<br />

Ziegenrassen sind heute leider selten ge- <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 69


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

worden. Doch auch ihre Alpung hat Tradition.<br />

Die Nutzung der Ziege zur Milchproduktion,<br />

gepaart mit ihrem Fressverhalten, wussten<br />

die Bergbauern schon lange zu nutzen.<br />

Viele Bergflächen wurden erst durch die<br />

»Pionierleistung« von Ziegen für andere Weidetiere<br />

nutzbar gemacht. Sie knabbern gern<br />

an Gehölzen <strong>und</strong> Sträuchern <strong>und</strong> »entbuschten«<br />

so zahlreiche Hochweiden. Im Gegensatz<br />

zur Schweiz, wo zum Beispiel in Graubünden<br />

noch eigene Ziegenalpen bewirtschaftet werden,<br />

trifft man die Allgäuer Ziegen eher als<br />

»Begleittiere« – auch bei vielen <strong>Viehscheid</strong>en.<br />

Dann laufen sie, meist geführt von jungen<br />

Hütebuben, mit kleinem Kopfschmuck zwischen<br />

den Hörnern <strong>und</strong> dem eigentlichen<br />

Alpzug voran ins Tal hinunter.<br />

»MÄH« STATT »MUH«<br />

Dann gibt es noch einige Tiere, die zwar nicht<br />

bei jedem Allgäuer <strong>Viehscheid</strong>, aber auf zahlreichen<br />

Alphütten zu finden sind: Flauschige<br />

Lieblinge aller Hüttengäste sind die Schafe. Sie<br />

sind ideal dazu geeignet, steile <strong>und</strong> hoch gelegene<br />

Alpflächen zu beweiden. Vor allem im<br />

benachbarten Österreich gibt es noch reine<br />

Schafalmen (beachte: in Österreich spricht<br />

man von der »Alm« statt der Allgäuer »Alp«).<br />

Im Vorarlberger Montafon verbringen r<strong>und</strong><br />

1000 Schafe auf etwa 2500 Metern Seehöhe<br />

den Sommer. In einigen Gemeinden wie<br />

Höfen im Tiroler Bezirk Reutte gibt es sogar<br />

einen Schafscheid. Bevor es für die Schafe<br />

Anzeige<br />

Schaid isch<br />

11. September <strong>2019</strong> in Bad Hindelang<br />

Ab 08.30 Uhr auf der Aach<br />

an der Hornbahn Hindelang<br />

Bad Hindelang Tourismus • Unterer Buigenweg 2 • 87541 Bad Hindelang<br />

Telefon +49 8324 8920 • info@badhindelang.de • www.badhindelang.de<br />

Bad Hindelang • Bad Oberdorf • Hinterstein • Vorderhindelang • Oberjoch • Unterjoch<br />

70<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


SCHICK ZUM SCHEID!<br />

Anzeige<br />

Mit der Jacke ALPABTRIEB von Alptraum macht man<br />

immer eine gute Figur – nicht nur zum <strong>Viehscheid</strong>. Die<br />

Vier-Jahreszeiten-Funktionsjacke für Damen überzeugt<br />

auch im sportlichen Einsatz: Ob zum Radeln, Klettern,<br />

Tourengehen, Wintersporteln oder zum »Hoigarte«, wie<br />

der Allgäuer zum gemütlichen Beisammensein sagt. Das<br />

Material ist innen angerauht, schnelltrocknend <strong>und</strong> trägt<br />

sich angenehm leicht.<br />

Zu kaufen gibt es sie bei Alptraum in Oberstdorf<br />

in der Kirchstraße 6 oder im Online-Shop.<br />

www.alptraum.net<br />

<strong>und</strong> Lämmer dort zurück in den heimischen<br />

Stall geht, wird noch die weiße Wollpracht,<br />

die auf der Alm vor Wind <strong>und</strong> Wetter<br />

geschützt hat, live abgeschoren. Wer einen<br />

Abstecher wagen möchte: Diese besondere<br />

Bergrückkehr findet heuer am 21. September<br />

statt. R<strong>und</strong> 600 Schafe werden erwartet:<br />

Ein Meer aus Wolle! Aber auch im Allgäu<br />

kehrt eine reine Schafherde aus den Bergen<br />

ins Tal zurück – nämlich in Kranzegg, dieses<br />

Jahr am 14. September.<br />

DIE MOLKEVERNICHTER<br />

Auch Schweine werden vielerorts auf Alpen,<br />

zum Beispiel auf der Sennalpe Oberberg<br />

am Mittag gehalten. Sie sind keine<br />

klassischen Weidetiere, doch auch sie erfüllen<br />

einen wichtigen Zweck für die Bergbauern.<br />

Sie fressen nämlich die Molke, die bei<br />

der Käseherstellung anfällt. Der Verkauf<br />

von dem »Restprodukt« wäre vor allem für<br />

kleinere <strong>und</strong> mittlere Sennereien aufgr<strong>und</strong><br />

des geringen Marktwertes <strong>und</strong> der hohen<br />

Transportkosten unrentabel. Den Schweinen<br />

bekommt sie dagegen gut: Molke enthält<br />

wasserlösliche Vitamine, viele Mineralstoffe<br />

<strong>und</strong> ist äußerst fettarm.<br />

Dank dieser wertvollen <strong>und</strong> natürlichen<br />

Nahrung in Verbindung mit der täglichen<br />

Bewegung wachsen die Alpschweine zu<br />

kräftigen Tieren mit besonders zartem<br />

Fleisch heran. Tja, <strong>und</strong> das freut wiederrum<br />

den Metzger im Tal. Es ist halt ein ewiger<br />

Kreislauf am Berg.<br />

Viola Elgaß<br />

Anzeige<br />

Berauschender Wandergenuss<br />

Gegensätze verschmelzen im Oberallgäuer Bergdorf Ofterschwang zur<br />

harmonischen Einheit. Die ursprüngliche Natur <strong>und</strong> die Landwirtschaft prägen<br />

den Landstrich. Die Gemeinde liegt mit ihren 10 Ortsteilen in Terrassenlage über<br />

dem Illertal, eingebettet in Bergwiesen <strong>und</strong> kleine Bergwaldparzellen am Fuße des<br />

Ofterschwanger Horns. Mit 93 Kilometern Wanderwegen, attraktiven Radl-Strecken<br />

<strong>und</strong> dem Sessellift „Weltcup-Express“ sowie dem Tiefenberger Moor ist der Ort idealer<br />

Ausgangspunkt für aktiven Bergsport wie auch gemütliche Spaziergänge.<br />

In direkter Nachbarschaft findet sich das Fünf-Sterne-Resort Sonnenalp für einen Luxusurlaub mit Golfzentrum<br />

vor traumhafter Bergkulisse.<br />

Auch die Gourmets kommen nicht zu kurz. Unter der Marke „Gutes vom Dorf“ genießen Gäste Qualitätsprodukte<br />

aus der Region, vom Bergkäse bis zum Eis aus Ofterschwanger Milch.<br />

www.hoernerdoerfer.de/ofterschwang<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 71


ALPE SPEZIAL<br />

Unsere Wanderung beginnt am<br />

Parkplatz gleich hinter dem<br />

Strandbad Hauser. Obwohl es ein<br />

wolkenverhangener Tag ist, sind wir nicht<br />

die ersten, die diesen Ausgangspunkt für<br />

eine Tour nutzen. Ein paar Motorradler aus<br />

Ravensburg ziehen sich gerade die Wanderschuhe<br />

an <strong>und</strong> grüßen fre<strong>und</strong>lich, als wir an<br />

ihnen vorbeischlendern. Der Wegweiser<br />

»Zaumberg-Siedelalpe« schickt uns ohne<br />

weitere Umwege auf die Viehweide.<br />

ÜBER ZAUMBERG ZUR SIEDELALPE<br />

Dort grast etwa ein Dutzend Rinder gänzlich<br />

unbeeindruckt von uns, während wir feststellen,<br />

dass dieses erste (kurze) Teilstück des<br />

Weges ganz schön knackig bergan führt. Lediglich<br />

eine der vierbeinigen Damen hebt interessiert<br />

den Kopf – <strong>und</strong> wandert prompt<br />

ein Stück mit, als wir sie passieren. Leider<br />

haben wir keinen Leckerbissen dabei, der<br />

uns ihre Gesellschaft sicher längerfristig garantiert<br />

hätte. Nach ein paar Metern wendet<br />

sie sich wieder ihrem Gras <strong>und</strong> wir uns dem<br />

weiteren Weg zu.<br />

Nach ein paar Minuten erreichen wir das<br />

Dorf Zaumberg. Bis hierhin wäre man übrigens<br />

auch mit dem Auto gekommen – wer<br />

sich den Anstieg vom Großen Alpsee sparen<br />

möchte, kommt auch von hier aus gut zur<br />

Siedelalpe. Wir haben uns das erste Radler<br />

jedenfalls bereits verdient, finden wir, also<br />

folgen wir der Beschilderung durch den Ort.<br />

Die nächsten zwei Kilometer geht es <br />

72<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


VIER AUF EINEN STREICH<br />

HIMMLISCHES HÜTTENQUARTETT<br />

Für unseren Wandertipp haben wir uns viel vorgenommen. Vier Alpen<br />

hoch über dem Großen Alpsee bei Immenstadt wollen wir erwandern:<br />

Alle mit herrlichem Ausblick, alle bewirtschaftet <strong>und</strong> alle kinderfre<strong>und</strong>lich<br />

mit Spielplatz. Theoretisch wären sie alle auch einzeln erreichbar –<br />

aber wo bliebe da die Herausforderung?<br />

2<br />

3<br />

Trieblings<br />

1<br />

4<br />

Großer Alpsee<br />

Zaumberg<br />

Start<br />

TOURDATEN<br />

Wegstrecke: 12,3km; Höhenmeter: 360m<br />

bergauf; Dauer: ca 4 Std.<br />

Eine digitale Karte für die Navigation per Smartphone<br />

haben wir unter www.bit.ly/edition-allgaeu-wandern<br />

unter dem Tournamen »Hüttenquartett überm<br />

Großen Alpsee« zur Verfügung gestellt.<br />

1 Siedelalpe, 2 Jugetalpe, 3 Pfarralpe,<br />

4 Alpe Schönesreuth<br />

Bühl am Alpsee<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 73


ALPE SPEZIAL<br />

Fotos: Viola Elgaß; Karte: © OpenStreetMap contributors<br />

Die Siedelalpe (links) ist<br />

von Zaumberg aus schnell<br />

erreicht. Ein Abstecher<br />

übers »Köpfle« (oben),<br />

dann ist man auch schon<br />

fast an der Juget-Alpe<br />

(rechts) angelangt<br />

stets leicht bergan, doch die Anstrengung<br />

hält sich in Grenzen. Viel zu ablenkend sind<br />

die kurzen Blicke auf den Alpsee, die man<br />

immer wieder erhascht.<br />

TERRASSE MIT SEEBLICK<br />

Etwa eine St<strong>und</strong>e nach dem Losgehen haben<br />

wir das erste Ziel auch schon erreicht: Die<br />

Siedelalpe liegt knapp über 1000 Höhenmetern<br />

<strong>und</strong> bietet – selbst an bewölkten Tagen<br />

wie heute – einen grandiosen Terrassenblick<br />

auf Immenstadt <strong>und</strong> die dahinter liegenden<br />

Berge <strong>und</strong> Täler r<strong>und</strong> um den Mittag.<br />

Von Mitte Mai bis Oktober versorgen Michl<br />

Jäckle <strong>und</strong> seine Frau Christine hier r<strong>und</strong> 80<br />

Stück Jungvieh – <strong>und</strong> hungrige Wanderer.<br />

Außer am Ruhetag Mittwoch. Da möchte<br />

das Paar den herrlichen Ausblick von seiner<br />

Galtalpe auch mal selber genießen, falls der<br />

arbeitsreiche Älpler-Alltag es zulässt. Apropos<br />

genießen – nirgends schmeckt ein Radler<br />

so gut wie auf der Alpe, die man selbst erwandert<br />

hat! Und doch müssen wir jetzt weiterziehen<br />

– schließlich liegen noch drei weitere<br />

Alpen vor uns.<br />

ÜBERS KÖPFLE ZUR JUGET-ALPE<br />

Die nächste ist nur einen Katzensprung entfernt<br />

– keine 500 Meter trennen die Siedel<strong>und</strong><br />

die Juget-Alpe. Wir beschließen, bei der<br />

Gelegenheit noch einen Gipfel zu stürmen<br />

<strong>und</strong> erklimmen das »Köpfle« zwischen den<br />

beiden Hütten. Na gut, so wagemutig ist es<br />

gar nicht – das Gipfelkreuz liegt nämlich nur<br />

ein paar Meter (auf 1026 Metern, um genau<br />

zu sein) oberhalb der Juget-Alpe. Aber dieses<br />

bisschen Extrahöhe reicht aus, um noch<br />

einmal eine ganz neue Aussicht zu genießen:<br />

Nur ein paar Baumwipfel trennen uns noch<br />

von der kompletten Sicht auf den Alpsee.<br />

Den Jugendlichen, die sich nach ein paar<br />

Minuten zu uns gesellen, ist das egal. Sie<br />

knipsen fleißig Selfies. Uns ist das zu viel<br />

Trubel <strong>und</strong> wir steigen wieder hinab zur Juget-Alpe.<br />

Nach einem Brand vor acht Jahren<br />

hat man sie komplett wiederaufgebaut. An<br />

diesem Samstag ist sie gut besucht – zahlreiche<br />

E-Bikes lehnen am Zaun <strong>und</strong> auf dem<br />

Spielplatz wird getobt.<br />

SCHÖN IST’S,<br />

DURCH DEN WALD ZU GEHEN<br />

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, auf<br />

jeder der vier Alpen einzukehren, <strong>und</strong> wenn<br />

es für eine Apfelschorle ist. Doch auf einem<br />

halben Kilometer ist uns ein Liter Flüssigkeit<br />

doch zu viel – also begnügen wir uns mit einem<br />

fre<strong>und</strong>lichen »Grüß Gott« <strong>und</strong> wandern<br />

weiter. Später wurde mir gesagt, dass uns die<br />

beste Brotzeitplatte im Oberallgäu entgangen<br />

sei. Ein Gr<strong>und</strong> wiederzukommen!<br />

Ein oft empfohlener R<strong>und</strong>weg würde uns<br />

nun hinab zur Alpe Schönesreuth führen –<br />

Anzeige<br />

Familienrafting auf der Iller ab € 25,-<br />

Di, Do, Fr, So um 14:00 Uhr<br />

Familiencanyoning ab € 49,-<br />

Mo, Mi um 14:00 Uhr<br />

Familien Flying Fox Park ab € 25,-<br />

Do um 13:00 Uhr<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

74<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Rechts: Eine Brotzeitplatte<br />

<strong>und</strong> ein kühles Bier,<br />

hier auf der Pfarralpe –<br />

danach geht’s beschwingt<br />

weiter zum »Alpseeblick«<br />

doch wir wollen uns die w<strong>und</strong>erschöne Pfarralpe<br />

nicht entgehen lassen <strong>und</strong> außerdem<br />

noch den berühmten »Alpseeblick« genießen.<br />

Also nehmen wir den Abstecher (r<strong>und</strong><br />

vier Kilometer hin <strong>und</strong> zurück) in Kauf <strong>und</strong><br />

wandern über Bergweiden ein Stück bergab<br />

<strong>und</strong> in einen idyllischen Bergwald hinein.<br />

Spätestens hier hat sich der Abstecher schon<br />

gelohnt. Es geht wieder leicht bergan, der<br />

Wald lichtet sich <strong>und</strong> die Pfarralpe kommt<br />

in Sicht. Uns knurrt der Magen, wir legen einen<br />

Zahn zu.<br />

HERZHAFT VESPERN<br />

AUF DER PFARRALPE<br />

Die Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts am Nordhang<br />

der Thaler Höhe erbaute Pfarralp liegt<br />

malerisch auf einem Hügel. Sie bietet ihren<br />

Gästen von den frühen Morgenst<strong>und</strong>en bis<br />

zur Abenddämmerung unter einem großen,<br />

alten Baumbestand ein gemütliches Plätzchen<br />

zum Verweilen. Robert Müller <strong>und</strong><br />

Lisa Mikschl bewirtschaften die Jungviehalpe<br />

gemeinsam. Hier wohnen sie mit 60 Stück<br />

Jungvieh, drei Ziegen, zwei Schweinen, ein<br />

paar Hasen <strong>und</strong> Hühnern <strong>und</strong> Kuh Elvi – die<br />

ist heute leider unpässlich, denn sonst ist sie<br />

die erste, die die Gäste begrüßt. Übrigens<br />

kann die Pfarralpe von Missen aus über eine<br />

geteerte, kaum befahrene Mautstraße sogar<br />

mit dem Kinderwagen erreicht werden.<br />

An einem Biertisch in einer besonders schönen<br />

Ecke lassen wir uns nieder. Hier gibt es<br />

(für mich) noch ein Radler <strong>und</strong> vor allem:<br />

eine deftige Brotzeitplatte, die keine Wünsche<br />

offen lässt. Naja, vielleicht vegetarische.<br />

Dafür kann man sich immerhin sicher sein,<br />

dass Schinken <strong>und</strong> Wurst auf diesem Teller<br />

nicht von irgendwoher kommen. Denn als<br />

Partneralpe von »Allgäuer Alpgenuss« hat<br />

sich die Pfarralpe (wie die Juget- <strong>und</strong> die Siedelalpe)<br />

der Regionalität verpflichtet. <br />

ALLGÄUER<br />

ALPGENUSS<br />

Die Partneralpen des<br />

Vereins »Allgäuer<br />

Alpgenuss« haben sich verpflichtet, ausschließlich<br />

regionale Produkte anzubieten. So soll die Wert -<br />

schätzung für heimische Waren, Ehrlichkeit <strong>und</strong><br />

Ursprünglichkeit gefördert werden. Der Gast hat das<br />

selbstverständliche Recht zu erfahren, woher Wurst,<br />

Butter <strong>und</strong> Käse auf seinem Teller kommen –<br />

idealerweise direkt von der (Senn-)Alpe, auf der er<br />

gerade einkehrt. Mittlerweile haben sich 66<br />

Partneralpen dem »Allgäuer Alpgenuss« verpflichtet.<br />

www.alpgenuss.de<br />

Anzeige<br />

Käsküche Isny GmbH & Co. KG<br />

Maierhöfenerstraße 78 | 88316 Isny im Allgäu<br />

Tel. 07562/912700 | Fax 07562/912701<br />

post@kaeskueche-isny.de | www.kaeskueche-isny.de<br />

Biokäse aus Heumilch – g. t. S.<br />

Unser Highlight:<br />

Urberger Bio – Bergkäse<br />

mind. 12 Monate gereift<br />

Öffnungszeiten: Mo bis Do 09.00-12.30 Uhr<br />

14.00-18.30 Uhr<br />

Fr 09.00-18.30 Uhr<br />

Sa 09.00-14.00 Uhr<br />

So 14.00-18.00 Uhr<br />

Käsereiführung mit Käseverkostung<br />

Jeden Freitag 10.30 Uhr<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 75


ALPE SPEZIAL<br />

Der Aussichtspunkt »Alpseeblick«<br />

macht seinem<br />

Namen alle Ehre. Von hier<br />

aus geht es weiter zur<br />

Alpe Schönesreuth, der<br />

Immenstädter Stadtalpe<br />

INFOS UND ÖFFNUNGSZEITEN<br />

www.siedelalpe.de<br />

www.juget-alpe.de<br />

www.pfarralpe.de<br />

www.alpsee-grünten.de<br />

(Suche: Alpe Schönesreuth)<br />

AM AUSSICHTSPUNKT »ALPSEEBLICK«<br />

Von der Spezi bis zu den Zutaten für den<br />

selbstgemachten Kuchen – alles kommt aus<br />

der Region. Das gute Schäfflerbier hatte eine<br />

besonders kurze Anfahrt. Die familiengeführte<br />

Brauerei liegt in Missen, den Ort können<br />

wir von hier aus sogar sehen.<br />

Nachdem die Brotzeit restlos verputzt ist,<br />

kostet es etwas Überwindung, jetzt noch den<br />

Abstecher zum Aussichtspunkt am östlichen<br />

Ende des Höhenzugs der Thaler Höhe in<br />

Angriff zu nehmen. Aber der versprochene<br />

Alpseeblick ist eine zu große Verlockung, außerdem<br />

liegt er ja nur zehn Minuten von der<br />

Pfarralpe entfernt.<br />

Gleich hinter einem Hügel <strong>und</strong> ein Stück die<br />

Wiese hinab wird klar, dass uns nicht zu viel<br />

versprochen wurde. Uns eröffnet sich eine<br />

traumhafte Kulisse: vorne der größte Natursee<br />

der Region, der Große Alpsee, dahinter<br />

als »Wächter des Allgäus« der Grünten sowie<br />

Teile der Daumengruppe <strong>und</strong> der Nagelfluhkette.<br />

Am Aussichtspunkt ist man selten<br />

allein – doch wir haben Glück <strong>und</strong> können<br />

den Blick eine ganze Weile ungestört genießen,<br />

ehe wir weiterziehen. Der Rückweg<br />

durch den Bergwald erwartet uns, wenn wir<br />

heute noch unsere letzte Hütte, die Alpe<br />

Schönesreuth erreichen wollen.<br />

ÜBER SCHÖNESREUTH BERGAB<br />

Auf dem Weg dahin müssen wir über eine<br />

Bullenweide absteigen – doch keine Angst,<br />

die anwesenden Herren sind genauso friedfertig<br />

wie die Damen, wenn man ruhig an<br />

ihnen vorbeizieht. Lediglich H<strong>und</strong>e sollte<br />

man auf jeder Bergweide lieber anleinen.<br />

Bald erreichen wir unsere letzte Einkehrstätte<br />

– die Alpe Schönesreuth liegt auf r<strong>und</strong><br />

800 Metern an einem Hang oberhalb des<br />

Alpsees. Hier genießen wir nun noch unser<br />

Dessert: der selbstgemachte Aprikosen-<br />

Nusskuchen war die zehn Kilometer, die wir<br />

mittlerweile zurückgelegt haben, wahrhaft<br />

wert. Das bestätigt auch die Gruppe junger<br />

Frauen am Nachbartisch. Eine von ihnen,<br />

Jessica, feiert heute ihren Junggesellinnenabschied<br />

– mit einer Wanderung. Sie ziehen<br />

jetzt gleich weiter dorthin, wo wir hergekommen<br />

sind: »Bergauf <strong>und</strong> dann mal<br />

schauen!« Wir gratulieren <strong>und</strong> verabschieden<br />

uns ebenfalls – bergab.<br />

ALTE BEKANNTE AM ALPSEE<br />

Ein Tobelweg führt von der Alpe fast bis ans<br />

Ufer des Alpsees. Mit Plattfüßen, aber doch<br />

beeindruckt von dem schönen Uferweg,<br />

marschieren wir die letzten beiden Kilometer<br />

auf ebener Strecke zurück zum Parkplatz<br />

– wo uns prompt das Jungvieh von vorhin<br />

entgegen muht. Naja, zumindest glauben wir<br />

das. Die Damen sehen sich im Großen <strong>und</strong><br />

Ganzen doch recht ähnlich.<br />

Müde <strong>und</strong> pappsatt sind wir – <strong>und</strong> auch zufrieden,<br />

dass das Wetter gehalten hat <strong>und</strong> wir<br />

den Besuch auf allen vier Alpen uneingeschränkt<br />

empfehlen können – selbst, wenn<br />

man nicht alle vier auf einmal in Angriff<br />

nimmt. Viola Elgaß/Matthias Peinecke<br />

76<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

Entspannt, unkompliziert, naturnah:<br />

Urlaub auf dem Bauernhof<br />

Zauberpflanzen, Hexenkräuter <strong>und</strong> allerlei geheimnisvolle Gewächse...<br />

Ein Fest für die Sinne ist der Kräutergarten, der bei jedem „Mir Allgäuer“-Bauernhof/Landhof<br />

mit Ausbildung zum Kräuterlandhof mit mindestens 30 verschiedenen Kräutern bepflanzt ist.<br />

Frisch zwischen den Fingern verriebene Minze duet einfach unvergleichlich. Entdecken Sie<br />

die Geschmacksvielfalt der Alpenkräuter!<br />

<strong>2019</strong> 2020<br />

www.mir-a lgaeuer.de<br />

Westalgäu Ostalgäu Oberallgäu Unteralgäu<br />

Westalgäu Ostalgäu Oberalgäu Unteralgäu<br />

Graskatalog<br />

www.mir-allgaeuer.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 77


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

DER KRÖNENDE SCHLUSS<br />

KRANZBINDEN AUF DER ALPE SCHATTWALD<br />

Der <strong>Viehscheid</strong> ist der Höhepunkt des <strong>Alpsommer</strong>s: Nach Monaten<br />

auf der Alpe ziehen Mensch <strong>und</strong> Tier zurück ins Tal <strong>und</strong> bieten dabei einen<br />

spektakulären Anblick. Unter den vielen Zwei- <strong>und</strong> Vierbeinern stechen die<br />

gekrönten Häupter besonders hervor. Doch bis aus einem Rind ein stolzes<br />

Kranzrind wird, braucht es viel Vorbereitung. Wir waren dabei!<br />

78<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Mit Bindedraht <strong>und</strong> guter<br />

Laune befestigt Annelies<br />

Hartl die Zweige, Blumen<br />

<strong>und</strong> Beeren am Gestell<br />

<strong>und</strong> kreiert so die Krone<br />

für das Kranzrind<br />

Fotos: Ramona Klein, Volker Wille<br />

Es herrscht geschäftiges Treiben auf<br />

der Sennalpe Schattwald, im Rohrmoostal<br />

bei Oberstdorf. Während<br />

draußen die Gäste in der Sonne sitzen <strong>und</strong><br />

bei einem kühlen Getränk sowie leckerem<br />

hausgemachten Käse die Aussicht auf die<br />

Berge genießen, ist drinnen Trubel angesagt:<br />

Der <strong>Viehscheid</strong> ist in zwei Tagen <strong>und</strong> der<br />

Kranz muss fertig werden.<br />

Nachdem meine Kollegin Ramona <strong>und</strong> ich<br />

die Alpe betreten haben, geht’s nach rechts<br />

in die kleine Gaststube <strong>und</strong> schon sind wir<br />

mitten im Geschehen. Gefühlt überall im<br />

Raum liegen Zweige von Weißtanne, Wacholder,<br />

Latsche <strong>und</strong> Buchsbaum. Daneben<br />

Alpenrosenblätter, Erika, Fette Henne, Blauer<br />

Enzian, Vogelbeeren sowie Gold- <strong>und</strong> Silberdisteln.<br />

Aus all diesen Sachen entstehen<br />

der Kranz <strong>und</strong> die Krone – an der Annelies<br />

Hartl, die Frau des Älplers, schon fleißig arbeitet.<br />

Zwei Bögen hat sie bereits fertig. An<br />

den beiden noch nackten Bögen lässt sich<br />

gut das Gestell der Krone erkennen. Es besteht<br />

aus Bindedraht, der von ihr so fest in<br />

Form einer Krone gewickelt wurde, dass er<br />

sich nicht mehr verbiegen lässt. So ist das<br />

Konstrukt stabil <strong>und</strong> leicht zugleich.<br />

GUT DING WILL WEILE HABEN<br />

Schwerer wird es nur durch das zahlreiche<br />

Grünzeug <strong>und</strong> die Blumen, die die Älplerin<br />

mit flinken Fingern <strong>und</strong> Bindedraht um das<br />

Gestell wickelt. Während Annelies sich dem<br />

dritten Bogen der Krone widmet, erklärt sie<br />

uns, dass sie <strong>und</strong> ihre Helferinnen fast alle<br />

Materialien selber gesammelt, gepflückt <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 79


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

Während die Chefin des<br />

Hauses mit ihren zwei<br />

Schwiegertöchtern Jule<br />

<strong>und</strong> Agnes in der Alpe<br />

werkelt, muss Fre<strong>und</strong>in<br />

Birgit nochmal los<br />

Nachschub pflücken<br />

<strong>und</strong> geschnitten haben – man könne ja<br />

schlecht ganze Äste in den Kranz einbinden,<br />

meint sie trocken. Nur der Blaue Enzian<br />

musste in einer Gärtnerei gekauft werden,<br />

denn der blüht in der Natur Ende September<br />

nicht mehr. So wurden allein für die Vorbereitungen<br />

mehrere St<strong>und</strong>en Zeit investiert.<br />

Dazu kommen weitere fürs Binden. Gut vier<br />

bis fünf St<strong>und</strong>en braucht die Älplerin, bis der<br />

Kronenkranz komplett fertig ist. Und damit<br />

ist sie fix. Da mag man kaum dran denken,<br />

wie lange jemand Ungeübtes – bewaffnet mit<br />

Grünzeug <strong>und</strong> Draht – daran sitzen würde.<br />

»Wenn du einen Adventskranz binden<br />

kannst, dann kannst du auch das«, sagt sie<br />

nur dazu. Ich kann das leider nicht, zwei linke<br />

Hände <strong>und</strong> so, doch anscheinend konnte<br />

Annelies das, bevor sie mit dem Kranzbinden<br />

angefangen hat. Diese Fertigkeit hat sie<br />

ein bisschen von ihrer Mutter gelernt <strong>und</strong><br />

sich ansonsten alles selbst beigebracht. Mittlerweile<br />

kann sie auf viel Erfahrung zurückblicken.<br />

»Wir sind seit 30 Jahren auf der<br />

Alpe. Als meine Kinder noch klein waren,<br />

haben meine Mutter <strong>und</strong> Schwiegermutter<br />

den Kranz gemacht <strong>und</strong> irgendwann hab ich<br />

selber damit angefangen. Jetzt mach ich das<br />

seit ungefähr 15 Jahren.«<br />

VIELE HÄNDE, SCHNELLES ENDE<br />

Doch genug der Reise in die Vergangenheit<br />

– der Kranz muss fertig werden <strong>und</strong> nicht<br />

nur der. Denn in der gemütlichen Gaststube<br />

wird an allen Ecken <strong>und</strong> Enden gewerkelt.<br />

Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen<br />

soll <strong>und</strong> Ramona springt von einem<br />

zum anderen, damit sie auch ja alles auf Bild<br />

hat. Während ich also Annelies zugucke, ist<br />

meine rasende Fotografin bei Renate, der<br />

Mutter des Hirtenbuben. Diese ist gerade<br />

dabei kleine Täfelchen zu verschönern, die<br />

die Milchkühe später auf der Stirn tragen<br />

werden. Da ihr das an Arbeit anscheinend<br />

nicht reicht, bindet sich auch noch »Hornstrîßle«,<br />

kleine Sträußchen für die Hörner.<br />

Kaum hat sie alles im Kasten, ist Ramona<br />

schon auf dem Weg zur nächsten Helferin:<br />

Birgit. Die Fre<strong>und</strong>in der Familie ist nicht<br />

80<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeige<br />

SENNALPE SCHATTWALD<br />

- erstmals erwähnt wurde die Alpe 1498<br />

- erreichbar ist die Sennalpe über einen R<strong>und</strong> -<br />

wanderweg von Tiefenbach (bei Oberstdorf) aus –<br />

in etwas über einer St<strong>und</strong>e hat man es geschafft<br />

- sie hat eine Fläche von 150 Hektar auf<br />

denen circa 250 Stück Jungvieh <strong>und</strong> knapp<br />

zehn Milchkühe den <strong>Alpsommer</strong> genießen<br />

- seit 1988 wird sie von Annelies <strong>und</strong><br />

Bernhard Hartl bewirtschaftet<br />

- auf der Alpe werden Käse <strong>und</strong> Milchprodukte, sowie<br />

Schinkenspeck in eigener Herstellung produziert<br />

- sie ist Partner des Vereins »Allgäuer Alpgenuss e.V.«,<br />

d.h. es werden nur Produkte aus der Region angeboten<br />

- im Sommer können Besucher an jedem zweiten<br />

Mittwoch im Monat an einer Alpsennereibesichtigung<br />

teilehmen – hier wird Käsen am offenen Feuer vor -<br />

geführt (Informationen dazu in den Gästeinfor mationen<br />

der Hörnerdörfer Fischen im Allgäu, Ofterschwang,<br />

Obermaiselstein, Bolsterlang <strong>und</strong> Balderschwang)<br />

genieße<br />

deinen alpsommer.<br />

Lass es dir gutgehen mit unseren feinen<br />

Allgäuer Heumilch- <strong>und</strong> Käsespezialitäten.<br />

zum ersten Mal bei den <strong>Viehscheid</strong>vorbereitungen<br />

dabei, trotzdem erfüllt es sie jedes<br />

Mal aufs Neue mit Stolz. Dieses Jahr bindet<br />

sie einen Kälberbauchgurt. Direkt neben ihr<br />

arbeiten die beiden Schwiegertöchter von<br />

Annelies, Jule <strong>und</strong> Agnes, ebenso emsig.<br />

Beide fertigen ebenfalls Bauchgurte – die<br />

eine einen weiteren für ein Kälbchen <strong>und</strong> die<br />

andere einen für das Kranzrind.<br />

Mir wird langsam bewusst, wie viel Zeit <strong>und</strong><br />

Aufwand in so einem geschmückten Rind<br />

steckt – <strong>und</strong> ich dachte, ich bräuchte morgens<br />

lange im Bad. Als ich Annelies erzähle,<br />

dass ich anfangs dachte, dass nur eine Person<br />

das machen würde, entgegnet sie tro cken:<br />

»Da sitzt du aber lange.« Und Recht hat <br />

JETZT NEU: Der Original Spätzle-Käs’<br />

mit Weißlacker! Fix <strong>und</strong> fertig<br />

im 175 g - Beutel für deine echten<br />

Allgäuer Kässpatzen.<br />

Infos unter<br />

hof-milch.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 81


VIEHSCHEID SPEZIAL<br />

Ist der Kranz fertig geb<strong>und</strong>en,<br />

fehlt nur noch der<br />

Spiegel – den anzubringen,<br />

ist echte Fummelarbeit<br />

sie. Außerdem wäre es allein auch bei weitem<br />

nicht so lustig, ergänzt die Älplerin.<br />

Denn auch wenn es viel Arbeit ist, all die Sachen<br />

anzufertigen, so machen es die Kranzbinderin<br />

<strong>und</strong> ihre Helferinnen gerne.<br />

Schließlich sitzt man nett zusammen,<br />

schwatzt <strong>und</strong> lacht <strong>und</strong> ein Gläschen Sekt<br />

gibt es auch noch – Belohnung muss sein.<br />

EINE FRAU, EIN KRANZ<br />

Während Ramona <strong>und</strong> ich uns das süße<br />

Blubberwasser schmecken lassen <strong>und</strong> dem<br />

geschäftigen Treiben zugucken, höre ich auf<br />

einmal aus dem Hintergr<strong>und</strong>: »Das passt<br />

nicht.« Annelies ist schon wieder zurück<br />

beim Wesentlichen <strong>und</strong> widmet sich mittlerweile<br />

ihrem Kranz <strong>und</strong> ganz offensichtlich<br />

ist sie nicht glücklich mit ihrer Arbeit. Doch<br />

ein bisschen Grünzeug <strong>und</strong> ein paar Blümchen<br />

später ist sie zufrieden, aber nicht fertig.<br />

Noch blitzt das Gestell aus Metall hervor,<br />

dass extra für den Kranz geschweißt wurde.<br />

Dieses ist rechteckig <strong>und</strong> hat oben zwei Haken<br />

– mit denen wird der Kranz am Ende in<br />

die Krone eingehängt. Damit man später<br />

keinen Unterschied zwischen den beiden<br />

Teilen sieht, verwendet die Älplerin die gleichen<br />

Materialien.<br />

Es scheint als wäre Annelies richtig warmgelaufen,<br />

so schnell bewegen sich ihre Finger<br />

über den Tisch, greifen nach Weißtanne, Vogelbeere,<br />

Gold- <strong>und</strong> Silberdisteln <strong>und</strong> vielem<br />

mehr <strong>und</strong> binden es fix wie nichts mit Draht<br />

an dem Gestell fest. Die Frau weiß, was sie<br />

tut <strong>und</strong> was sie will. Sie will Farben. »Es ist<br />

doch schön, wenn es bunt ist. So bunt wie<br />

möglich«, sagt sie begeistert zu uns, als wir<br />

ihr entgeistert zugucken, wie schnell sie den<br />

Kranz bindet. Als sie nach gefühlt kürzester<br />

Zeit ihr Werk vollendet hat, fehlt nur noch<br />

eines – der Spiegel. Dieser wird auf eine kleine<br />

Holzplatte geklebt, die an allen vier Ecken<br />

kleine Löcher hat. Durch die werden Kabelbinder<br />

geführt, mit denen der Spiegel dann<br />

am Kranz befestigt wird. Hierfür braucht es<br />

wieder etwas Fingerspitzengefühl, es ist doch<br />

eine ganz schöne Fummelei. Doch am Ende<br />

gelingt es. Es ist vollbracht!<br />

WAS DANACH GESCHAH<br />

Damit sich der Kranz bis zu seinem großen<br />

Auftritt beim <strong>Viehscheid</strong> hält, kommt er in<br />

den kühlen Keller. Und dann, zwei Tage später,<br />

ist es soweit. Um Viertel nach Fünf klingelt<br />

der Wecker – doch kein Gr<strong>und</strong> zu klagen,<br />

denn frühes Aufstehen ist man auf der<br />

Alpe gewohnt. Und es ist notwendig, denn<br />

bevor sich Mensch <strong>und</strong> Tier auf den Weg ins<br />

Tal machen, steht Arbeit an. Die Kühe müssen<br />

gemolken <strong>und</strong> Käse gemacht werden.<br />

Erst danach dürfen sich Mensch <strong>und</strong> Tier<br />

herausputzen.<br />

Und so werden die Bauchgurte, Hornstrîßle<br />

<strong>und</strong> natürlich der Kranz geholt <strong>und</strong> es beginnt<br />

das große Schmücken. Damit das ausgewählte<br />

Rind seinen Kopfschmuck nicht<br />

82<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

WAS MIT DEM KRANZ PASSIERT<br />

Nach dem <strong>Viehscheid</strong> müssen sich Älpler <strong>und</strong> Kuh<br />

auf Wiedersehen sagen <strong>und</strong> auch Annelies muss sich<br />

von ihrem Kranz verabschieden. Denn der gehört dem<br />

Bauern, dessen Rind ihn getragen hat. Und da es eine<br />

besondere Ehre ist, wenn das eigene Stück Vieh<br />

auserwählt wird den Kranz zu tragen, nimmt er ihn<br />

stolz mit nach Hause <strong>und</strong> hängt ihn dort auf.<br />

sofort wieder abwirft, wurde vorher mit ihm<br />

geübt. Dafür bekam es ein Halfter um <strong>und</strong><br />

einen Ast auf den Kopf – so konnte es sich<br />

schon mal daran gewöhnen, etwas auf seinem<br />

Haupt zu haben. »Wenn man das nicht<br />

macht, dann kann es sein, dass es beim Weg<br />

ins Tal spinnt«, erklärt Annelies. Doch die<br />

unorthodox wirkende Methode hat ihre Berechtigung.<br />

Schließlich möchte sich niemand<br />

mit einem spinnenden Stück Vieh anlegen,<br />

denn die braunen Damen haben einiges<br />

an Schwungmasse.<br />

Aber alles geht gut: Die Auserwählte lässt<br />

sich krönen <strong>und</strong> kriegt einen schicken Gurt<br />

um die Taille. Auch die Kälber <strong>und</strong> anderen<br />

Milchkühe lassen sich ohne Murren, pardon<br />

Muhen, schmücken. Und so verlassen die<br />

Zwei- <strong>und</strong> Vierbeiner gemeinsam die Alpe<br />

<strong>und</strong> begeben sich fein herausgeputzt zum<br />

<strong>Viehscheid</strong>platz <strong>und</strong> werden dort unter Applaus<br />

begrüßt. Welch krönender Abschluss<br />

für den <strong>Alpsommer</strong>. Claudia Schöwe<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 83


HISTORIE<br />

DIE EDELWEISSDIEBE<br />

AN DER HÖFATS<br />

Klammheimlich waren sie unterwegs, kraxelten die Steilhänge der<br />

Grasberge hinauf <strong>und</strong> hielten Ausschau nach dem »Alpenjuwel«:<br />

dem Edelweiß. Nicht, um es ihrer Liebsten im Tal zu schenken,<br />

sondern um es zu verkaufen. Zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts hätten<br />

die Edelweißräuber die kostbare Bergblume um ein Haar ausgerottet.<br />

84<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Fotos: Archiv, Pixabay<br />

Seit jeher rankt sich um das Edelweiß<br />

der Mythos, dass es nur besonders<br />

Verwegenen gelingt, eines zu pflü -<br />

cken <strong>und</strong> seiner Liebsten zu schenken. Weil<br />

es Werte wie Mut <strong>und</strong> Treue verkörpert,<br />

wurde es in Massen gepflückt. Insbesondere<br />

an der Höfats: Der Grasberg nahe Oberstdorf<br />

ist für seine Pflanzenvielfalt weit über<br />

das Allgäu hinaus bekannt.<br />

Viele Blumen haben an der Höfats ihren einzigen<br />

Wuchsort in den Allgäuer Alpen. Neben<br />

Enzian, Aurikel <strong>und</strong> Anemone wachsen<br />

hier auch die seltene Edelraute, das merkwürdige<br />

Federgras <strong>und</strong> nicht zuletzt das<br />

Edelweiß, was früh zu einer enormen Bekanntheit<br />

des Berges führte. Hier wüteten<br />

die gedankenlosen Blumensammler ganz<br />

besonders.<br />

BÜSCHELWEISE AUSGERISSEN<br />

Nicht nur Bergsteiger <strong>und</strong> Pseudo-Botaniker<br />

sammelten das Edelweiß, auch Einheimische<br />

stiegen die Höfats hinauf, pflückten büschelweise<br />

die streng geschützte Gebirgsblume,<br />

verkauften sie an Sommergäste <strong>und</strong> verdienten<br />

sich so ein Taschengeld. Nicht selten sah<br />

man am Oberstdorfer Bahnhof Touristen<br />

mit ganzen Edelweiß-Sträußen in den Zug<br />

steigen. Dadurch reduzierte sich der Edelweißbestand<br />

an der Höfats drastisch – bis<br />

Mitte der 1920er-Jahre betrug er nur noch<br />

zehn Prozent der Pflanzen, die um 1900 gezählt<br />

worden waren. Dazu kam der äußerst<br />

tückische Aufstieg zur Höfats – immer häufiger<br />

fand die Bergwacht abgestürzte Kletterer<br />

am Hang, das Edelweiß noch in der<br />

Hand. Bald kamen die Bergretter zu dem<br />

Schluss, dass etwas gegen die räuberische<br />

Entwicklung unternommen werden musste.<br />

So begann 1927 der sogenannte »Oberstdorfer<br />

Edelweißkrieg«. Einmal riegelte die Bergwacht<br />

mithilfe der Polizei das Höfatsgebiet<br />

ab <strong>und</strong> kontrollierte jeden Bergsteiger. Zahlreiche,<br />

überwiegend uneinsichtige Edelweißdiebe<br />

wurden festgenommen, worüber<br />

sich die einheimische Bevölkerung furchtbar<br />

empörte. »Niemand darf uns verbieten, unser<br />

Edelweiß zu pflücken!«, fanden viele Allgäuer.<br />

Die Gemüter beruhigten sich zwar<br />

bald wieder, aber der Kampf gegen den Edelweißdiebstahl<br />

wurde fester Bestandteil der<br />

hiesigen Bergwacht.<br />

Die Höfats ist als Grasberg<br />

Heimat vieler<br />

seltener Alpenpflanzen<br />

VON EINEM DER AUSZOG,<br />

DAS EDELWEISS ZU RETTEN<br />

In der 2004 veröffentlichten Chronik »Die<br />

Bergrettung in Bayern«, Band 1, wird beschrieben,<br />

wie sich der Schutz der Alpenpflanze<br />

in den Folgejahren entwickelte: »Als<br />

sich herausstellte, dass der Überwachungsdienst<br />

der Bergwacht an Sonn- <strong>und</strong> Feiertagen<br />

nicht mehr ausreichte, um einen der<br />

letzte Standorte des Edelweiß in den Bayerischen<br />

Bergen zu erhalten, zog Toni Hiller an<br />

einem Augustmorgen des Jahres 1935 mit<br />

seinem dreieckigen Bergwachtzelt hinauf<br />

zur Höfats. Etwa zwei St<strong>und</strong>en von der letzten<br />

Alm entfernt schlug er es auf, richtete<br />

sich, so gut es ging, häuslich ein <strong>und</strong> blieb<br />

fünf Wochen lang mutterseelenallein in dem<br />

Lebensgebiet des Edelweiß – ein einziger<br />

Idealist, der aus Liebe zu seiner Bergheimat<br />

ohne Bedenken den Aberh<strong>und</strong>erten der <br />

Anzeigen<br />

Für die schönsten Wochen des Jahres –<br />

Überall in Oberstdorf <strong>und</strong> Tiefenbach.<br />

Zentrumsnah oder am grünen Ortsrand<br />

können Sie aus einer Vielzahl von<br />

Ferienwohnungen wählen. 1 – 3 Zimmer<br />

Ferien wohnungen oder Ferienhäuser von<br />

€ 35,00 - € 206,00. Auch klassifizierte<br />

Wohnungen mit 3 – 5 Sternen,<br />

oder Bergbahnen Inklusive.<br />

Bachstr. 3 87561 Oberstdorf Tel. 08322-8448 Fax 08322-8434<br />

E-Mail: info@oberstdorf-buchen.de www.oberstdorf-buchen.de<br />

HERZLICH WILLKOMMEN BEI UNS<br />

Wir bieten klassifizierte, komfortable Ferienhäuser<br />

<strong>und</strong> Ferienwohnungen von 3 bis 5 Sternen an.<br />

• Persönliche Betreuung <strong>und</strong> ein -liches Willkommen<br />

• Grenzenlos Bergbahnfahren so oft Sie möchten… KOSTENLOS<br />

am Anreisetag zubuchbar vom 11. Mai bis 03. November <strong>2019</strong><br />

• Nebenkosten, Bettwäsche <strong>und</strong> Handtücher sind bei uns inklusive<br />

• Brötchenservice über Semmeldienst Allgäu<br />

• Alle Wohnungen mit Balkon oder Terrasse<br />

100% Entspannung <strong>und</strong> Erholungsurlaub für das ganze Jahr<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

Bergwelt FeWo | Pfarrstraße 4 | 87561 Oberstdorf<br />

Tel. 08322 7172 | info@bergwelt-ferienwohnungen.de<br />

www.oberstdorfer-bergwelt.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 85


HISTORIE<br />

86<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Reger »Edelweiß-Tourismus«<br />

herrschte zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

im Allgäu. Ein gefährlicher<br />

Trend für Mensch <strong>und</strong> Edelweiß<br />

Egoisten entgegentrat, denen die Berge nur<br />

Mittel zum Verdienen, zum Genuss sind.<br />

Toni Hiller blieb nicht allein. Sein Beispiel,<br />

sein Idealismus fand Nachahmer. Seit dem<br />

ersten ‚ständigen Posten‘ auf der Höfats ist<br />

kein Sommer mehr vergangen, ohne dass auf<br />

dem schmalen Grat das Zelt der Edelweißwächter<br />

im August aufgerichtet wurde.«<br />

WACHPOSTEN AN DER BERGFLANKE<br />

So kam es, dass die Edelweißposten der<br />

Bergwacht Sommer für Sommer die steilen<br />

Flanken der Höfats bewachten, um den Räubern<br />

nachzustellen <strong>und</strong> ihnen das Handwerk<br />

zu legen. Das Zelten am steilen Hang war jedoch<br />

vor allem bei Regen, Gewitter oder<br />

spontanen sommerlichen Schneefällen eher<br />

unangenehm bis gefährlich. Im Jahr 1969<br />

schließlich transportierte ein Helikopter eine<br />

nur sechs Quadratmeter große, aber wetterfeste<br />

Biwakschachtel – eine Schutzhütte in<br />

Fertigbauweise – auf die Höfats, welche ab<br />

dann stetig besetzt war.<br />

Dank der Bergwacht konnte nicht nur das<br />

Edelweiß – <strong>und</strong> womöglich eine ganze Reihe<br />

anderer Alpenpflanzen – vor der Ausrottung<br />

bewahrt werden, auch die Zahl der tödlichen<br />

Abstürze an der Höfats ging rapide zurück.<br />

Mittlerweile haben sich die Edelweißbestände<br />

wieder gut erholt <strong>und</strong> eine permanente<br />

Überwachung des Gebietes ist nicht mehr<br />

notwendig. Der Naturschutzgedanke <strong>und</strong><br />

das Wissen um die vergängliche Bergwelt<br />

tragen glücklicherweise bei vielen Gipfelstürmern<br />

Früchte. Seit dem Jahr 2007 ist die<br />

Biwakschachtel nicht mehr besetzt. Sie steht<br />

aber immer noch auf der Höfats <strong>und</strong> dient<br />

als Notunterkunft für Alpinisten, die in ein<br />

Unwetter geraten.<br />

Hilfreich für die Rettung der Bergwelt ist<br />

sicherlich auch, dass heutzutage fast alle<br />

Bergbesucher ein Smartphone besitzen. So<br />

kann jeder das Alpenjuwel mit nach Hause<br />

nehmen – auf einem Foto. Im Gegensatz zur<br />

Blume, die stirbt, wenn man sie pflückt, hält<br />

das für die Ewigkeit.<br />

Viola Elgaß<br />

DIE LEGENDE<br />

VOM EDELWEISS<br />

Die Pflanze, die symbolisch so stark mit den Alpen<br />

verknüpft ist, ist eigentlich ein Zuwanderer aus den<br />

Steppen Zentralasiens. In die Alpen kam sie nach der<br />

letzten Eiszeit. Ihr botanischer Name »Leontopodium«<br />

bedeutet »Löwenfüßchen«. Zahlreiche Bergmythen<br />

beruhen auf der schönen Blume.<br />

Die wohl bekannteste ist die der Eisjungfer: Durch<br />

Liebeskummer war das Herz einer schönen Maid einst<br />

zu Eis erstarrt. Nun war sie verflucht dazu, auf den<br />

Bergspitzen zu hocken <strong>und</strong> mit ihrem feenhaften<br />

Gesang <strong>und</strong> durch ihre Schönheit unvorsichtige<br />

Männer anzulocken. Diese erreichten sie<br />

jedoch niemals, sondern stürzten an<br />

den Steilhängen zu Tode, <strong>und</strong> ob<br />

dieses Unglücks vergoss die<br />

Eisjungfer für jeden dieser<br />

Männer eine<br />

Träne auf die<br />

Felsen, aus welchen<br />

anschließend ein Edelweiß<br />

entsprang.<br />

Anzeige<br />

www.holzmann-druck.de<br />

ETIKETTEN UND BANDEROLEN<br />

<br />

<br />

<br />

FACH- UND PR-ZEITSCHRIFTEN<br />

GESCHÄFTS- UND WERBEDRUCK<br />

BÜCHER UND BROSCHÜ REN<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 87


FAMILIE<br />

DER ELBSEE<br />

UND WIE MAN UM IHN HERUM KOMMT<br />

Wie eine glänzende Perle liegt der Elbsee mit seinen ausgedehnten<br />

Schilfufern in einer wilden Moorlandschaft. Um ihn herum verläuft<br />

ein traumhaft schöner <strong>und</strong> für Familien gut geeigneter R<strong>und</strong>weg mitten<br />

durch die Natur. Gut rasten lässt sich an der nahegelegenen Seealpe.<br />

Etwa fünf Kilometer nordwestlich von<br />

Marktoberdorf, eingebettet zwischen<br />

den kleinen Gemeinden Ruderatshofen<br />

<strong>und</strong> Aitrang im Ostallgäu, glitzert ein Relikt<br />

aus der letzten Eiszeit: der malerische<br />

Elbsee. Hier laben sich zur warmen Jahreszeit<br />

Schmetterlinge am Nektar der Wiesenblumen.<br />

Grillen zirpen. Und wer in der Dämmerung<br />

genau hinschaut, kann die Biber beim<br />

Baden beobachten.<br />

Etwa vor drei Jahren wurde am Elbsee der<br />

letzte Baustein der sechs »Allgäuer Moorwelten«<br />

in Form eines besonders schönen R<strong>und</strong>wegs<br />

eröffnet. Mit diesen rückt die Allgäuer<br />

Moorallianz das wertvolle Moorgebiet r<strong>und</strong><br />

um den See in den Fokus. Der Elbseer<strong>und</strong>weg<br />

ist r<strong>und</strong> sieben Kilometer lang, bietet etwa<br />

zweieinhalb St<strong>und</strong>en Spaziervergnügen <strong>und</strong><br />

führt gut ausgeschildert an acht Moor-Erlebnisstationen<br />

vorbei. Am besten lässt sich ein<br />

Ausflug dorthin am Wanderparkplatz nahe<br />

Aitrang beginnen.<br />

»HOIGARTE« AUF DER SEEALPE<br />

Ein Infopavillon in der Nähe berichtet vom<br />

Leben der Familie Biber im Elbsee, erzählt<br />

von der heimlich im Schilf lebenden Rohrammer<br />

<strong>und</strong> stellt die Sibirische Schwertlilie<br />

vor, die Schönheitskönigin der Streuwiesen.<br />

Besonders blütenreich <strong>und</strong><br />

farbenprächtig<br />

sind diese<br />

Wiesen im Frühsommer.<br />

Entlang<br />

wogender Gräser<br />

führt der Weg<br />

Richtung Süden in<br />

ein kleines Wäldchen.<br />

Kurz darauf weist ein Hinweisschild<br />

zur Seealpe. Diese wird mit viel Herz – dazu<br />

zählen auch die legendären, durchaus herzhaften<br />

Brotzeitbretter – von Roswitha Rager<br />

bewirtschaftet.<br />

Sie hat sie von ihrer Mutter, der »Rosa«<br />

übernommen, die hier vor mehr als 40 Jahren<br />

als Viehhirtin <strong>und</strong> Hüttenwirtin eine<br />

kleine, aber feine Existenz aufbaute. Aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer unbändigen Energie bis ins<br />

hohe Alter hat sich die Vieh-<br />

Alpe im Laufe der Jahre zu einem<br />

beliebten Ausflugslokal<br />

entwickelt. Hier kann man Brotzeit<br />

machen, man »hoigartet«<br />

(sagt der Allgäuer zu einem gemütlichen<br />

Beisammensein) in<br />

der Sonne <strong>und</strong> genießt Käsebrote,<br />

sauren Presssack, Würstl oder<br />

88<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Fotos: Volker Wille, Thomas Niehörster, Thomas Gretler/Allgäuer Moorallianz<br />

Sehr idyllisch führt ein Holzbohlenweg über artenreiche<br />

Streuwiesen. Die Allgäuer Moorallianz hat den R<strong>und</strong>weg<br />

mit Erlebnisstationen r<strong>und</strong> ums Moor ergänzt<br />

Fast mystisch schimmert das heilsame Moorwasser:<br />

Nicht umsonst gilt der Elbsee als kleines Paradies mitten<br />

im Landschaftsschutzgebiet Seemoos<br />

selbst gebackenen Kuchen. Bei schlechtem<br />

Wetter sitzt man in der urgemütlichen<br />

Wirtsstube. Geöffnet ist die Seealpe ganzjährig<br />

am Mittwoch, freitags <strong>und</strong> am Wochenende<br />

von 11 bis 18 Uhr. Hier liegt außerdem<br />

ein Traktorspielplatz als landwirtschaftliche<br />

Erlebnisstation des R<strong>und</strong>wegs.<br />

WANDERN ENTLANG DER MOORPERLEN<br />

Nur ein Stück hinter der Seealpe beginnt der<br />

herrlichste Teil des Moorweges: Ein Holzbohlensteg<br />

windet sich durch fast mannshohes<br />

Schilfgras an einer Biberburg vorbei. Leider<br />

ist der Pfad nicht für Kinderwägen geeignet,<br />

da der Weg ziemlich holprig ist <strong>und</strong><br />

auf ihm manchmal Wasser steht. Innerhalb<br />

einer halben St<strong>und</strong>e wandert man idyllisch<br />

über Streuweisen auf das Seeufer zu <strong>und</strong> erreicht<br />

bald die zweite Einkehrmöglichkeit<br />

entlang des Weges, das Elbsee-Restaurant<br />

mit Kinderspielplatz. Hier lädt der Moorsee<br />

auch zum Baden, Bootsfahren <strong>und</strong> Stand Up<br />

Paddling ein. Das Wasser des Elbsees ist<br />

zwar braun gefärbt, aber durch die Filterwirkung<br />

des Moors sehr sauber.<br />

Etwa ab Mai beginnt hier die Seerosenblüte,<br />

die man vom Boot aus mit einigem Abstand<br />

bew<strong>und</strong>ern darf. Achtung: Außerhalb des<br />

Naturbades ist das Schwimmen im Elbsee<br />

zum Schutz des wertvollen Seeufers <strong>und</strong> der<br />

geschützten Vegetation <strong>und</strong> Tierwelt verboten.<br />

Die Öffnungszeiten des Bades kann man<br />

bei zweifelhaftem Wetter bei der Gästeinformation<br />

(Tel. +49 8343 389) erfragen.<br />

Wenn man sich an der reichen Natur um<br />

den Elbsee endlich sattgesehen hat, kann<br />

man den Rückweg zum Parkplatz antreten.<br />

Thomas Niehörster/Viola Elgaß<br />

SAGENHAFTER SEE<br />

In einem Wald nahe des Elbsees, wo es »Im<br />

Hauren« heißt, erzählt eine Sage vom sogenannten<br />

»Haurewaser«, der einst hier spukte. Dieser<br />

Bösewicht führte besonders gerne Leute nahe<br />

des Moors in die Irre <strong>und</strong> warf ihnen Tannenzapfen<br />

nach. Oder er sprang ihnen gar auf den Rücken,<br />

so dass sie sich an ihm fast zu Tode schleppen<br />

mussten. Manchmal ließ er sich durch wildes<br />

Jauchzen, Johlen oder Schreien hören <strong>und</strong> zuweilen<br />

sah man Lichter hin- <strong>und</strong> herschweben oder ein<br />

großes Feuer brennen. Wenn man aber an der<br />

Stelle nachsah, konnte man nie Brandspuren,<br />

Asche oder Kohle entdecken, <strong>und</strong> so ist laut<br />

den Geschichten alles nur Blendwerk gewesen.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 89


PORTRAIT<br />

KURZE KÄLBERWEGE<br />

EIN BESUCH IN DER NATURPARK-METZGEREI<br />

Immer mehr Menschen wünschen sich hochwertiges Fleisch aus der Region.<br />

Meldungen über qualvolle Tiertransporte <strong>und</strong> Massentierhaltung verderben vielen den<br />

Appetit. Als »Bollwerk gegen Billigfleisch« ist in Vorarlberg eine Metzgerei entstanden,<br />

die Regionalität, Qualität <strong>und</strong> stressfreie Schlachtung als Gr<strong>und</strong>pfeiler hat.<br />

Bei einer herrlichen Wanderung in<br />

ländlicher Idylle mit Bergpanorama<br />

<strong>und</strong> bimmelnden Kuhschellen<br />

schiebt man allzu gern den Gedanken<br />

beiseite, dass die Rinder, die dort drüben<br />

friedlich auf der Bergwiese weiden, möglicherweise<br />

eines Tages auf dem Teller landen<br />

werden. Leider handhaben es viele Menschen<br />

beim Einkaufen genauso: Das günstigste<br />

Fleisch, angenehm anonym verpackt, landet<br />

bei ihnen im Einkaufswagen.<br />

Nein, dieser Bericht soll nicht zum Fleischverzicht<br />

aufrufen – doch hin <strong>und</strong> wieder<br />

schadet es nicht, darüber nachzudenken, wo<br />

das günstige Schnitzel aus dem Supermarkt<br />

eigentlich herkommt. Die Antwort wird den<br />

meisten nicht gefallen: In der Regel von weit,<br />

weit weg. Irrwitzig lange Fahrten auf <strong>und</strong>urchsichtigen<br />

Tiertransporten, Lebensmittelskandale<br />

– das wollen viele Leute nicht<br />

mehr hinnehmen. Sie sind potenziell bereit,<br />

mehr für Fleisch aus der Region zu zahlen,<br />

doch es gibt einfach keine Metzgereien mehr<br />

in erreichbarer Ferne. So war es auch in Doren<br />

im grenzüberschreitenden Naturpark<br />

Nagelfluhkette, wenige Kilometer hinter der<br />

deutsch-österreichischen Grenze.<br />

»KLEINE METZGEREIEN STERBEN«<br />

Nachdem es im großen Umkreis des Tausend-Seelen-Ortes<br />

fast keine Metzgereien<br />

mehr gab, eröffnete hier im November 2017<br />

die »Fleischveredelung Moosmann« – als<br />

Partnerbetrieb des Naturparks, der seinen<br />

Hauptsitz in Immenstadt im Allgäu hat.<br />

Hausherr ist Rainer Moosmann. Der gelernte<br />

Metzgermeister <strong>und</strong> Vater von drei Kindern<br />

stammt aus Schwarzenberg, wo er auch<br />

seine Ausbildung machte.<br />

»Die kleinen Metzgereien werden von großen<br />

Konzernen durch den Preisdruck tot gemacht«,<br />

ist seine Beobachtung. Er selbst<br />

musste über einen längeren Zeitraum hinweg<br />

in einem berufsfremden Feld arbeiten –<br />

dabei hatte er jedoch stets den Gedanken im<br />

Hinterkopf, sich eines Tages als Fleischer<br />

selbständig zu machen.<br />

Nun sorgt er als Naturpark-Metzger dafür,<br />

dass Vorderwälder Kälber auch im Vorderwald<br />

bleiben können, wenn sie ihren letzten<br />

Gang antreten. Zu Beginn des Jahres sind die<br />

ersten zwei Naturpark-Vollmilchkälber aus<br />

dem benachbarten Lingenau geschlachtet<br />

worden.<br />

DAS TIERWOHL IM AUGE<br />

Doch wie kam es eigentlich dazu? Die »Wurst<br />

ins Rollen« brachten drei Bürgermeis ter im<br />

Jahr 2015: Als Ulrich Schmelzenbach (Riefensberg),<br />

Gerhard Beer (Hittisau) <strong>und</strong> Martin<br />

Bereuter (Sibratsgfäll) nach der Wahl zusammensaßen,<br />

um gemeinsame Herausforderungen<br />

in der ländlichen Region zu be-<br />

90<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


sprechen, kamen sie auch auf den Stand der<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> fehlende Schlachtmöglichkeiten<br />

zu sprechen. Alle drei Ortschefs<br />

haben in ihren Brotberufen selbst mit Tieren<br />

<strong>und</strong> Landwirtschaft zu tun – allen ist die Billigproduktion<br />

von »Massenfleisch« ein Dorn<br />

im Auge.<br />

Doch statt nur darüber zu reden, nahmen<br />

die drei Männer das Problem in die Hand.<br />

Auf eigene Kosten <strong>und</strong> mit dem Wohl der<br />

(teils eigenen) Tiere im Auge planten sie eine<br />

Genossenschaft nach dem Vorbild der Sennereien.<br />

Die Genossenschaft sollte Schlachtmöglichkeiten<br />

bieten <strong>und</strong> durch die Vermarktung<br />

des hochwertigen, regionalen<br />

Fleischs dafür sorgen, dass die Landwirte fair<br />

entlohnt werden. Dazu brauchten sie natürlich<br />

einen Metzger, der in Person von Rainer<br />

Moosmann schnell für die Idee gewonnen<br />

war <strong>und</strong> sogleich als überzeugtes Mitglied<br />

der Genossenschaft beitrat. Hinzu kamen<br />

Je wohler sich ein Tier fühlt <strong>und</strong> je gesünder es ist, desto besser ist sein Fleisch. Die Naturpark-Vollmilchkälber<br />

verbringen ihr ganzes Leben im Naturpark. Lange, stressige <strong>und</strong> zum Teil qualvolle Tiertransporte bleiben ihnen erspart<br />

Jürgen Hirschbühl, Gastwirt des Adlers in<br />

Krumbach, <strong>und</strong> Carina Niedermair als Vertreterin<br />

für den Naturpark Nagelfluhkette.<br />

STICHWORT »ENKELTAUGLICHKEIT«<br />

Mit diesen Partnern wurde im September<br />

2017 die »Genossenschaft Metzgerei Naturpark<br />

Nagelfluhkette« gegründet: Mit Regionalität,<br />

Qualität <strong>und</strong> stressfreier Schlachtung<br />

als Unternehmensphilosophie. »Der Naturpark<br />

möchte eine Modellregion für enkeltaugliche<br />

Entwicklung sein. Da ist es wichtig,<br />

in der Gründlandwirtschaft den Kreislauf<br />

aus Milch- <strong>und</strong> Fleischproduktion wieder zu<br />

fördern. Außerdem möchten wir jene Landwirte<br />

<strong>und</strong> Landwirtinnen unterstützen, die<br />

durch die Form ihrer Bewirtschaftung einen<br />

wichtigen Beitrag zum Erhalt der kleinstrukturierten<br />

Kulturlandschaft leisten«, begründet<br />

Carina Niedermair die Kooperation.<br />

»Jeder Gastronom, aber auch Privatpersonen<br />

können Mitglied der Genossenschaft werden«,<br />

merkt Rainer Moosmann an. Ein wesentlicher<br />

Schritt zum Start des Betriebes sei<br />

der Kauf eines leerstehenden Metzgereigebäudes<br />

mit Schlachthaus in Doren <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 91


PORTRAIT<br />

gewesen. Hier werden, so Moosmann, Rinder,<br />

Schweine, Schafe <strong>und</strong> Ziegen geschlachtet.<br />

Und natürlich nun auch die Kälber aus<br />

dem Naturpark Nagelfluhkette.<br />

QUALITÄTSFLEISCH<br />

AUS DEM NATURPARK<br />

Wo gibt’s das? Naturpark-Metzgerei<br />

Nagelfluhkette, Grötzern 300, A-6933 Doren<br />

Tel. +43 664 1838114<br />

obmann@naturparkmetzgerei.at<br />

www.naturparkmetzgerei.at<br />

Wie schmeckt’s? Für einen Rezepttipp mit<br />

Naturparkfleisch – einfach umblättern!<br />

Metzgermeister Rainer<br />

Moosmann sorgt dafür,<br />

dass Vorderwälder Kälber<br />

zur Schlachtung im Vorderwald<br />

bleiben können<br />

Fotos: Thomas Niehörster, Moritz Sonntag, Pixabay<br />

KURZE WEGE, WENIGER STRESS<br />

Die Tiere kommen von Naturpark-Partnerlandwirten,<br />

welche ihren Betrieb nach dem<br />

Agrar-Umweltprogramm ÖPUL führen,<br />

dem österreichischen Programm für umweltgerechte<br />

Landwirtschaft. Eine wichtige<br />

Vorgabe daraus ist der vollständige Verzicht<br />

auf Kunstdünger. Die Kälber erhalten nur<br />

Heumilch <strong>und</strong> Raufutter wie Heu <strong>und</strong> Stroh<br />

– <strong>und</strong> keine prophylaktischen Antibiotika.<br />

Durch die Fütterung seitens der Bauern haben<br />

sie einen Bezug zu Menschen, sind daher<br />

nicht so scheu <strong>und</strong> können somit vergleichsweise<br />

stressfrei in die Metzgerei gebracht<br />

werden.<br />

Gemäß der Philosophie der Genossenschaft<br />

dauere der Transport der Tiere vom Stall<br />

oder der Weide nach Doren nicht länger als<br />

30 Minuten, erzählt Rainer Moosmann: »So<br />

vermeiden wir stressige Tiertransporte.« Der<br />

40-Jährige schlachtet die Vollmilchkälber<br />

<strong>und</strong> sorgt für deren Vertrieb über den Laden<br />

in Doren, der einmal die Woche freitags geöffnet<br />

hat. Auch liefert er das Fleisch, das<br />

mindestens 14 Tage in speziellen Boxen unter<br />

Luftausschluss gereift ist, an die Gastronomie.<br />

Zusätzlich verarbeitet er in der<br />

»Moosmann Fleischveredelung« als Lohnschlachter<br />

Fleisch aus der Region Bregenzerwald<br />

<strong>und</strong> bietet dieses als eigene Produktlinie<br />

an, welche ebenfalls freitags in Doren sowie<br />

an ausgesuchten Orten wie dem AlpSee-<br />

Haus bei Immenstadt erhältlich ist. Seit September<br />

2018 bildet der Metzgermeister außerdem<br />

einen Lehrling aus.<br />

EIN LEBEN IM NATURPARK<br />

Die Kälber, die in Doren geschlachtet <strong>und</strong><br />

verarbeitet werden, sind sämtlich im Naturpark<br />

Nagelfluhkette geboren <strong>und</strong> verbringen<br />

ihr Leben hier. Über ihre Aufzucht weiß der<br />

Metzger: »Sie bekommen gentechnik- <strong>und</strong><br />

silofreie Vollmilch <strong>und</strong> kein Milchpulver<br />

<strong>und</strong> werden einen Monat länger aufgezogen<br />

als gewöhnlich.«<br />

Ein Vollmilchkalb trinkt in seinem Leben<br />

r<strong>und</strong> 1200 Liter Vollmilch. Bei den aktuellen<br />

Preisen bedeutet das nicht unerhebliche<br />

Mehrkosten für den Bauern. Verständlich,<br />

dass sich das in den Fleischpreisen niederschlägt.<br />

Die Fleischpakete zu dreieinhalb<br />

oder fünf Kilo kosten 25 Euro das Kilo (brutto).<br />

Ein Preis, den die interessierten K<strong>und</strong>en<br />

allerdings gerne zahlen, wenn sie von den<br />

Lebensbedingungen der Naturpark-Kälber<br />

hören. Der Käufer erwirbt nicht nur ein ges<strong>und</strong>es,<br />

regionales Qualitätsfleisch, er unterstützt<br />

zugleich den Verbleib von Kälbern in<br />

ihrer Heimat <strong>und</strong> leistet einen Beitrag zum<br />

Erhalt der vielfältigen Kulturlandschaft. Bald<br />

soll das auch für Rinder <strong>und</strong> Schweine aus<br />

dem Naturpark gelten.<br />

Ab diesem Sommer soll das Fleisch aus der<br />

Genossenschaft in einem weiteren Laden,<br />

direkt im Zentrum von Hittisau, in den Verkauf<br />

kommen.<br />

Auch die Allgäuer sind nicht untätig geblieben:<br />

Derzeit laufen die Vorbereitungen für<br />

die Eröffnung einer weiteren Naturpark-<br />

Metzgerei im Allgäu nach dem Vorderwälder<br />

Vorbild. Dafür bildet sich gerade eine<br />

Projektgruppe <strong>und</strong> ein Metzger beziehungsweise<br />

eine Metzgerin wird gesucht. Carina<br />

Niedermair ist erwartungsvoll, wie sich das<br />

entwickeln wird: »Wie das Beispiel aus Doren<br />

zeigt: Alles steht <strong>und</strong> fällt mit dem Metzger.«<br />

Thomas Niehörster/Viola Elgaß<br />

92<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

WIR MACHEN KÄSE.<br />

Und zwar guten!<br />

Ofterschwang<br />

Käsereiführung:<br />

Jeden Dienstag, 10.30 Uhr<br />

oder nach Vereinbarung.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo–Do von 8 bis 11.30 Uhr<br />

<strong>und</strong> von 17.30 bis 19 Uhr<br />

Fr/Sa von 8 bis 11.30 Uhr<br />

<strong>und</strong> von 16 bis 19 Uhr<br />

So/Feiertag: 16 bis 19 Uhr<br />

SENNEREI SCHWEINEBERG<br />

Schweineberg 18<br />

D-87527 Ofterschwang<br />

Tel. (08321) 3363<br />

Fax 676165<br />

So erreichen Sie uns:<br />

An der B 19 von Sonthofen Richtung Oberstdorf biegen Sie am „Alten Berg“ rechts ab nach Tiefenberg<br />

<strong>und</strong> erreichen nach ca. 2 km Schweineberg.<br />

www.allgaeuer-bergkaese.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 93


FREIZEIT<br />

GEFÜLLTE KALBSBRUST<br />

MIT ARTISCHOCKEN<br />

ZUTATENLISTE<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

Foto <strong>und</strong> Quelle: Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft<br />

600 g Kürbis<br />

50 g Allgäuer Emmentaler<br />

100 g Butterkäse<br />

1/2 B<strong>und</strong> Thymian<br />

1/2 B<strong>und</strong> Petersilie<br />

1/4 B<strong>und</strong> Liebstöckel<br />

60 g Semmelbrösel<br />

2 Eier<br />

Salz, Pfeffer, Muskat<br />

500 g Naturpark-Kalbsbrust ohne Knochen<br />

2-3 EL Olivenöl<br />

1 Zwiebel<br />

1 Möhre<br />

1 Petersilienwurzel (80 g)<br />

1/2 Stange Lauch<br />

2 kleine Knoblauchzehen<br />

300 ml Weißwein<br />

800 ml Brühe/Fond<br />

4 große Artischocken<br />

4 Schalotten<br />

150 g geschälte Esskastanien (TK)<br />

50 g Butter<br />

ZUBEREITUNG:<br />

1. Ofen auf 200 °C (180 °C Umluft) vorheizen.<br />

Kürbis schälen, entkernen <strong>und</strong> in Spalten<br />

schneiden. Die Spalten auf ein mit Backpapier<br />

belegtes Blech legen <strong>und</strong> ca. 40 Min.<br />

im Ofen garen. Kürbisspalten durch eine<br />

Kartoffelpresse passieren <strong>und</strong> auf Zimmertemperatur<br />

abkühlen lassen. Die beiden<br />

Käse reiben, die Blätter der Kräuter abzupfen<br />

<strong>und</strong> hacken. Die Hälfte vom Thymian beiseite<br />

stellen. Käse, Kräuter, Semmelbrösel<br />

<strong>und</strong> Eier mit dem Kürbispüree vermischen<br />

<strong>und</strong> mit Salz, Pfeffer <strong>und</strong> Muskat würzen.<br />

2. In die Kalbsbrust eine Tasche schneiden,<br />

mit der Kürbismasse füllen. Die Öffnung mit<br />

Bratenschnur zunähen. Einen schweren Bräter<br />

mit 1-2 EL Öl 10 Min. im Ofen vorheizen.<br />

Kalbsbrust mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer würzen<br />

<strong>und</strong> 10 Min. auf jeder Seite anbraten. Wurzelgemüse<br />

schälen, Lauch putzen <strong>und</strong> alles<br />

in Stücke schneiden. Eine Knoblauchzehe<br />

schälen <strong>und</strong> quetschen. Gemüse <strong>und</strong> Knoblauch<br />

zur Kalbsbrust geben <strong>und</strong> 10 Min. braten.<br />

Mit 100 ml Weißwein ablöschen, Weißwein<br />

vollständig einkochen <strong>und</strong> den Vorgang<br />

wiederholen. Den Bräter mit Brühe<br />

auffüllen <strong>und</strong> das Fleisch ca. 1,5 St<strong>und</strong>en bei<br />

180 °C (160 °C Umluft) schmoren.<br />

3. Den Stiel <strong>und</strong> die vordere Hälfte der Artischocken<br />

abschneiden <strong>und</strong> die äußeren<br />

grünen Blätter entfernen. Das „Heu“ mit einem<br />

Teelöffel oder Parisienne entfernen. Die<br />

Artischockenböden in Achtel schneiden <strong>und</strong><br />

bis zur Zubereitung in gesäuertes Wasser legen,<br />

damit sie nicht braun werden. Die verbliebene<br />

Knoblauchzehe schälen <strong>und</strong> ha -<br />

cken. Restliches Öl in einer beschichteten<br />

Pfanne erhitzen <strong>und</strong> die Artischockenachtel<br />

5 Min. braten. Mit Weißwein ablöschen,<br />

Knoblauch <strong>und</strong> restlichen Thymian zugeben<br />

<strong>und</strong> 5 Min. dünsten.<br />

4. Die Kalbsbrust aus dem Ofen nehmen<br />

<strong>und</strong> den Bratenfond durch ein Sieb passieren.<br />

Ofentemperatur auf 100 °C (80 °C Umluft)<br />

zurückstellen <strong>und</strong> die Kalbsbrust wieder<br />

in den Ofen schieben. Schalotten schälen<br />

<strong>und</strong> fein würfeln. Esskastanien grob hacken.<br />

Beides mit 1 EL Butter 5 Min. in einem Topf<br />

braten. Den Schmorfond zugeben <strong>und</strong> ca. 15<br />

Min. bei größter Hitze einkochen. Die Sauce<br />

mit der restlichen Butter binden.<br />

5. Kalbsbrust aus dem Ofen nehmen, in<br />

Scheiben schneiden <strong>und</strong> mit Artischocken<br />

<strong>und</strong> der Schalottensauce anrichten.<br />

94<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Krieg den<br />

Dreh raus!<br />

Auf Dauer spart nur<br />

Schwaben-Power!<br />

erdgas-schwaben.de


NATUR<br />

DIE FALTEN DER ERDE<br />

WIE ENTSTANDEN DIE ALPEN?<br />

Die Alpen – urzeitlich <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erschön – prägen die Landschaft <strong>und</strong> das<br />

Klima in Europa. Sie beeinflussten die Geschichte der Erdbewohner maßgeblich.<br />

Doch das höchste Gebirge Europas ist lange nicht so alt wie die Erde selbst.<br />

Wann <strong>und</strong> vor allem wie entstanden die Alpen überhaupt?<br />

Aus geografischer Sicht liegt ein großer<br />

Teil des Allgäus im Voralpengebiet.<br />

Doch auch hier wurde die<br />

Landschaft maßgeblich von dem großen Gebirge<br />

geprägt. Es schuf Lebensraum für<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier <strong>und</strong> beeinflusste unsere<br />

Geschichte wesentlich. Zu den nördlichen<br />

Kalkalpen zählen unter anderem die Allgäuer<br />

Alpen: Diese Gebirgsgruppe besitzt<br />

eine Ausdehnung von ungefähr 75 Kilometern<br />

Länge <strong>und</strong> 50 Kilometern Breite. Im<br />

Süden grenzen die Allgäuer- an die Lechtaler<br />

Alpen. Im Osten liegen die Ammergauer<br />

Alpen. Westlich ist das Bregenzerwald -<br />

gebirge vorgelagert. Im Norden beginnt das<br />

Alpenvorland.<br />

GEBIRGE IM WACHSTUM<br />

Jedes Jahr kommen sich München <strong>und</strong> Venedig<br />

einen halben Zentimeter näher. Das ist<br />

wenig, aber es ist messbar. Dass die deutsche<br />

<strong>und</strong> die italienische Stadt ganz allmählich<br />

zusammenrücken, hat mit der Entstehung<br />

der Alpen zu tun. Diese sind verglichen mit<br />

anderen Gebirgen relativ jung. Ihre Geschichte<br />

begann »erst« vor r<strong>und</strong> 250 Millionen<br />

Jahren, als sich zwischen den Kontinenten<br />

Eurasien <strong>und</strong> Afrika ein flaches Meer bildete.<br />

Damals war das Gewässer namenlos,<br />

heute nennen wir es Tethys, nach einer altgriechischen<br />

Meeresgöttin.<br />

Alles, was in diesem Meer schwamm <strong>und</strong><br />

starb, lagerte sich am Boden ab. Gesteinsschutt<br />

<strong>und</strong> die Reste der Lebewesen setzten<br />

sich über einen langen Zeitraum auf dem<br />

Meeresboden ab <strong>und</strong> wurden zu Kalkstein.<br />

96<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

Eurasische tauchte, stieg schließlich sogar<br />

Magma auf. Das Gestein wurde im Erdinneren<br />

aufgeschmolzen <strong>und</strong> drang nach oben,<br />

erkaltete allerdings noch unter der Erdoberfläche.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> bestehen die Zentralalpen<br />

unter anderem aus dem magmatischen<br />

Gestein Granit – im Gegensatz zum<br />

abgelagerten Kalkstein der nördlichen <strong>und</strong><br />

südlichen Alpen.<br />

Foto: Pixabay<br />

BERGE AUS DEM MEER<br />

Das gefaltete Gebilde hob sich schließlich irgendwann<br />

über den Meeresspiegel hinaus.<br />

Zunächst erschienen die Bergrücken noch<br />

als längliche, eher niedrige Inseln im Meer –<br />

doch sie wurden immer weiter herausgedrückt<br />

<strong>und</strong> türmten sich allmählich zu einem<br />

Hochgebirge, in das die Flüsse tiefe Täler<br />

einschnitten. Große Mengen an Schutt<br />

wurden ins Alpenvorland gespült. Während<br />

der Eiszeiten schürften gewaltige Gletscher<br />

tiefe Täler <strong>und</strong> steile Flanken in das Gestein.<br />

Erst jetzt bildete sich die typische Hochgebirgslandschaft<br />

der Alpen, die uns im Sommer<br />

zum Klettern <strong>und</strong> Wandern <strong>und</strong> im<br />

Winter zum Skifahren lockt.<br />

Und bis heute driftet die afrikanische Platte<br />

nach Norden. Darum werden die Alpen<br />

noch immer kräftig angehoben <strong>und</strong> zusammengestaucht.<br />

Dieses Zusammenstauchen<br />

ist der Gr<strong>und</strong> dafür, dass Venedig <strong>und</strong> das<br />

gesamte Gebiet jenseits der Alpen jedes Jahr<br />

ein winziges Stückchen näher rücken.<br />

Thomas Niehörster/Viola Elgaß<br />

DIE REISE EINES KONTINENTS<br />

Vor etwa 100 Millionen Jahren begab sich<br />

die afrikanische Platte auf die Reise: Sie driftete<br />

gen Norden <strong>und</strong> drückte dabei gegen<br />

den eurasischen Kontinent. Durch den langsamen,<br />

doch stetigen Druck wurde das Gestein<br />

gestaucht.<br />

Es faltete sich wellenförmig auf. Man kann<br />

sich das in etwa so vorstellen: Man sitzt am<br />

Frühstückstisch. Da dieser noch nicht gedeckt<br />

ist, schiebt man die Tischdecke vor<br />

sich her. Was vorher frisch gebügelt war,<br />

wirft Falten auf, die bei einer bestimmten<br />

Höhe mit der Schubbewegung einfach nach<br />

vorne wegkippen.<br />

Die einzelnen Falten variierten in unserem<br />

Fall zwischen hauchdünn <strong>und</strong> H<strong>und</strong>erten<br />

von Metern. An einigen Stellen schoben sich<br />

Schichten wie Dachziegel übereinander <strong>und</strong><br />

bildeten Gesteinsdecken. In jenem Moment,<br />

in dem die Afrikanische Platte unter die<br />

DAS SIND DIE HÖCHSTEN<br />

Die höchsten Berge <strong>und</strong> Gipfel des Allgäus befinden<br />

sich fast alle in Österreich oder auf der deutschösterreichischen<br />

Grenze. Das sind die »Top Ten«<br />

der Allgäuer Alpen:<br />

1. Großer Krottenkopf (A): 2657 Meter<br />

2. Hohes Licht (A): 2652 Meter<br />

3. Hochfrottspitze (D/A): 2649 Meter<br />

4. Mädelegabel (D/A): 2644 Meter<br />

5. Urbeleskarspitze (A): 2632 Meter<br />

6. Steinschartenkopf (A): 2615 Meter<br />

7. Marchspitze (A): 2610 Meter<br />

8. Bretterspitze (A): 2609 Meter<br />

9. Bockkarkopf (D/A): 2609 Meter<br />

10. Biberkopf (D/A): 2599 Meter<br />

Allgäuer G'schirr<br />

B19 Ausfahrt Sonthofen Süd<br />

Töpferweg 16<br />

87527 Altstädten bei Sonthofen<br />

www.allgaeuer-keramik.de<br />

facebook.com/allgaeuer.keramik<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 97


FAMILIE<br />

ES SPUKT<br />

AUF NEUHUHNSTEIN<br />

Der kleine Schlossgeist Fridurich hat großen Kummer.<br />

Er ist zwar ein passabler Kettenrassler <strong>und</strong> Durch-die-<br />

Wände-Geher, aber das unheimliche Heulen will ihm einfach<br />

nicht gelingen. Da schwebt unerwartet Hilfe herbei.<br />

Besorgt durchstreifte Fridurich den<br />

Wald um Schloss Neuhuhnstein.<br />

Es war nicht einmal Mitternacht,<br />

doch er war schon lange wach. Er hatte nicht<br />

schlafen können. Morgen, schon morgen<br />

Nacht war das große Schulfest der kleinen<br />

Geister – eigentlich ein Anlass zur Freude,<br />

doch dieses Mal sollte ein Heulwettbewerb<br />

stattfinden. Und im Heulen war Fridurich<br />

unbegabt. Er bekam den richtigen, schaurigschönen<br />

Ton, der allen Lebenden die Haare<br />

zu Berge stehen ließ, einfach nicht hin. Es<br />

klang immer wie »Hiiiuaah«. Dabei hatte er<br />

beste Erbanlagen: Seine Mama Spinnesuse<br />

war Sängerin im Geisterchor. Papa Ludwig,<br />

dessen Gattin ihn immer liebevoll »Kini«<br />

nannte (Fridurich verstand aber nicht,<br />

warum), war Rekordhalter im Sprintschweben<br />

– darauf war er stolz, denn im Gegensatz<br />

zu seiner Frau <strong>und</strong> Sohn Fridurich war er<br />

nicht als Geist auf die Welt gekommen. Früher<br />

war er ein Mensch gewesen – ein ziemlich<br />

wichtiger sogar, wie Spinnesuse einst<br />

verraten hatte. Wie er zum Schlossgeist<br />

wurde, wusste keiner genau, <strong>und</strong> Papa<br />

sprach nicht gerne darüber. Bei den internationalen<br />

Schwebmeisterschaften hatte Ludwig<br />

seine spätere Geistergattin bei ihrem Gesangsauftritt<br />

beobachtet <strong>und</strong> sich sofort in<br />

ihr hinreißendes »Huuuuu« verliebt. Ihre<br />

Hochzeit war eine furchtbar fürchterliche<br />

Feierlichkeit gewesen:<br />

Gespenster, Hexen <strong>und</strong> Monster aus aller<br />

Welt waren zu Gast. Damals gab es Fridurich<br />

noch nicht, aber manchmal blätterte er in<br />

den Familienchroniken <strong>und</strong> guckte sich die<br />

Bilder an. Mamas Trauzeugin Nessie war damals<br />

extra aus Schottland angereist <strong>und</strong><br />

schwärmt bis heute von dem blubbernden<br />

Käfersekt.<br />

Dass seine Eltern derart berühmt <strong>und</strong> in den<br />

Gespensterdisziplinen so erfolgreich waren,<br />

machte es nicht leichter für Fridurich. Deswegen<br />

traute er sich nicht, seine Schwäche<br />

zuzugeben. »Ach, ich armer Schlossgeist«,<br />

jammerte er <strong>und</strong> wurde ganz durchsichtig<br />

vor Kummer. »Ich werde mich blamieren<br />

<strong>und</strong> meine Eltern werden sich für mich<br />

schämen.« Er schwebte auf einen Ast <strong>und</strong><br />

schmollte. Da ertönte auf einmal ein<br />

schreckliches Geräusch hinter ihm. »Hu-huhuuuuu«,<br />

tönte es aus dem Schatten der Bäu-<br />

me. Und dann, tief <strong>und</strong> langgezogen, noch<br />

einmal: »Hu-uhuuu!« Dem kleinen Schlossgeist<br />

wurde ganz bange. Nicht einmal Mama<br />

unter der Dusche klang so schauderhaft! Er<br />

nahm seinen Mut zusammen <strong>und</strong> fragte:<br />

»Wer ist da?« Stille.<br />

Er lauschte angespannt. »Huhuuu!«, machte<br />

es hinter ihm. Fridurich hätte sich vor<br />

Schreck fast den Kopf an einem Ast angeschlagen,<br />

wenn sein Geisterschädel nicht wie<br />

Butter hindurchgeglitten wäre. »Rostige Rasselkette!«,<br />

entfuhr es ihm, als er sich umdrehte<br />

<strong>und</strong> einen riesigen Vogel erblickte. Er<br />

hatte braunschwarzes Gefieder, einen kleinen<br />

Schnabel <strong>und</strong> gefährlich aussehende,<br />

lange Fußkrallen. Das Unheimlichste jedoch<br />

waren seine großen, r<strong>und</strong>en Augen. Sie waren<br />

ganz orange <strong>und</strong> schienen im Dunkeln<br />

zu leuchten. »Du siehst ja gruselig aus«, rief<br />

Fridurich bew<strong>und</strong>ernd. Der Vogel plusterte<br />

sich empört auf. »Wie bitte? DU bist gruselig!«<br />

»Oh, Dankeschön!«, strahlte der kleine<br />

Geist. Der Vogel blinzelte verwirrt. »Sag<br />

mal«, fuhr Fridurich fort, »wie kommt es,<br />

dass du so unheimliche Geräusche machen<br />

kannst?« »Ich bin ein Uhu. So klingen wir<br />

Illustration: Ramona Klein; Fotos: Pixabay<br />

98<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeigen<br />

Das Freilichtmuseum<br />

für Schwaben <strong>und</strong> das Allgäu<br />

www.bauernhofmuseum.de<br />

Museumstraße 8 | 87758 Kronburg-Illerbeuren | Tel. (0 83 94) 14 55<br />

KLETTERSPASS FÜR<br />

DIE GANZE FAMILIE<br />

AM GROSSEN ALPSEE<br />

Seestraße 10| 87509 Immenstadt<br />

www.alpseeskytrail.de<br />

Täglich 10 - 18 Uhr geöffnet<br />

Nebensaison Mittwoch Ruhetag<br />

nun mal«, antwortete der Vogel noch etwas<br />

eingeschnappt. »Wow. So würde ich auch<br />

gerne klingen«, schwärmte der Schlossgeist<br />

<strong>und</strong> probierte es gleich aus: »Ho-hoioho!«<br />

Dem Uhu sträubten sich die Federn. »Was<br />

soll das denn sein? Das klingt kein bisschen<br />

wie ich!« »Oh …« Fridurich guckte so traurig<br />

drein, dass der Nachtvogel Mitleid bekam.<br />

»Wieso möchtest du denn so klingen?«,<br />

fragte er. Also erzählte Fridurich von<br />

dem Wettbewerb <strong>und</strong> seinem Dilemma mit<br />

dem Heulen. Ganz fahl <strong>und</strong> traurig flimmerte<br />

sein kleiner Geisterkörper dabei. Am<br />

Ende seufzte der Uhu, der auf den ersten<br />

Blick furchteinflößend aussah, in Wahrheit<br />

aber ein ganz mitfühlender Zeitgenosse war.<br />

»Wenn du willst, bringe ich dir das Huhen<br />

bei«, schlug er vor. Fridurich strahlte. »Aber<br />

nur«, fügte der Uhu hinzu, »wenn du mir im<br />

Gegenzug versprichst, einmal die Woche<br />

auch hier im Wald zu spuken. Hier wimmelt<br />

es an manchen Tagen nur so von Menschen.<br />

Sie machen Lärm <strong>und</strong> Müll. Wenn ich demnächst<br />

Eier lege, brauche ich Ruhe. Da könnte<br />

ein Gespenst nicht schaden.« »Sicher<br />

doch!«, stimmte der kleine Schloss-, äh <br />

Urlaubsziel<br />

Bogenschießen in Bolsterlang<br />

• Bogenkurse für Anfänger <strong>und</strong> Fortgeschrittene<br />

• Bogenübungsplatz im Dorf mit Zielscheiben <strong>und</strong><br />

überdachtem Abschuss<br />

• 3-D-Parcours im Tal mit 10 Stationen<br />

• 3-D-Parcours am Berg mit 32 Stationen<br />

Gästeinformation Bolsterlang<br />

Rathausweg 4 I 87538 Bolsterlang I Tel. 08326 8314<br />

bolsterlang@hoernerdoerfer.de I www.bolsterlang.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 99


FAMILIE<br />

Waldgeist zu. »Aber sag mal, legen nicht nur<br />

Weibchen Eier?« Der Uhu verdrehte die Augen.<br />

»Ja, klar. Ich BIN ja auch ein Weibchen.<br />

Ich heiße G<strong>und</strong>ula.« Das war Fridurich nun<br />

doch etwas peinlich <strong>und</strong> er schimmerte<br />

sacht rosa. »Das passiert vielen«, seufzte<br />

G<strong>und</strong>ula. »Jetzt bringen wir dir das Huhen<br />

bei. Das wichtigste ist die Atemtechnik …«<br />

Sie übten die ganze Nacht. G<strong>und</strong>ula war eine<br />

strenge, aber gute Lehrerin. Zur Morgendämmerung<br />

hatte Fridurich endlich, endlich,<br />

den richtigen Ton gef<strong>und</strong>en. »Hu-huhuuu!«,<br />

rief er in die Morgendämmerung<br />

<strong>und</strong> es klang so furchtbar, dass sogar der<br />

Uhudame mulmig wurde. »Das klingt schon<br />

sehr gut«, lobte sie. »Morgen üben wir noch<br />

einmal vor deinem Auftritt – das wäre ja gelacht,<br />

wenn du mit diesem Huuu keinen Eindruck<br />

machst. He, nicht so hell!« Das Gespenst<br />

leuchtete so sehr vor Freude, dass<br />

G<strong>und</strong>ula die Augen zukneifen musste.<br />

»Husch, zurück nach Neuhuhnstein mit dir!<br />

Ich muss noch ein paar Mäuse fangen, ehe<br />

ich schlafen gehe.« »Hab Dank, liebe G<strong>und</strong>ula.<br />

Du musst unbedingt zu meinem Auftritt<br />

kommen«, rief Fridurich <strong>und</strong> schwebte<br />

erst von dannen, als sie zugestimmt hatte.<br />

»Bis morgen!«, winkte er ihr noch zu <strong>und</strong><br />

glitt durch die Baumstämme hindurch auf<br />

die Schlossmauern zu. Er hatte nicht nur das<br />

Heulen, oder »Huhen«, gelernt – sondern<br />

auch eine neue Fre<strong>und</strong>in gef<strong>und</strong>en. Wenn<br />

das kein Geisterglück ist. Viola Elgaß<br />

SCHU-<br />

SCHUUH<br />

Eule oder Uhu? Was<br />

huht da im Wald?<br />

Viele Menschen glauben, der Uhu sei der Mann der<br />

Eule. Das ist aber ein Irrtum. Tatsächlich sind Uhus<br />

eine Unterart der Eulen. Davon gibt es viele –<br />

insgesamt 13 in Europa. Manche sind nur so groß<br />

wie eine Amsel. Der Uhu ist am größten: Wenn er<br />

seine Flügel ausbreitet, erreicht er eine Spannweite<br />

von 1,80 Metern! Vor 40 Jahren hätte der Mensch<br />

Uhus fast ausgerottet, weil sie als »Schädling«<br />

galten. Zum Glück setzten sich Vogelschützer<br />

gerade noch rechtzeitig für ihren Schutz ein.<br />

Inzwischen ist der Uhu bei uns wieder heimisch.<br />

Foto: Pixabay<br />

SCHLÖSSER<br />

IM ALLGÄU<br />

Das Allgäu ist eine Region der Schlösser <strong>und</strong> Burgen.<br />

Viele davon sind noch sehr gut erhalten <strong>und</strong> vor allem<br />

für Kinder ein spannendes Ausflugsziel.<br />

DAS MÄRCHENSCHLOSS<br />

Das Schloss Neuschwanstein von König Ludwig<br />

II. ist eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten<br />

der Welt. Hoch oben auf einem Felsen<br />

thront es, umgeben von Bergen <strong>und</strong> Seen. Wegen<br />

seiner Schönheit wird es auch das Märchenschloss<br />

genannt. Bevor ihr euch aber mit<br />

euren Eltern nun auf den Weg dorthin macht,<br />

solltet ihr euch vorab ein Ticket reservieren,<br />

denn die Warteschlangen vor dem Schloss sind<br />

meist ziemlich lang.<br />

www.neuschwanstein.de<br />

DAS HOHE SCHLOSS<br />

DIE WALDBURG<br />

Die Waldburg ist strenggenommen kein Schloss<br />

– aber der Übergang ist fließend, denn viele<br />

Burgen wurden zu Schlössern umgebaut. Sie<br />

hat einiges für ihre Besucher zu bieten: Man erk<strong>und</strong>et<br />

sie in Begleitung eines »echten« Ritters,<br />

der manche Anekdote auf Lager hat. Hier gibt<br />

es außerdem Themen- <strong>und</strong> Theaterführungen,<br />

Kunstausstellungen, Ritteressen im Burgkeller,<br />

Kinderprogramme <strong>und</strong> sogar einen Raum für<br />

Fotoshootings in mittelalterlichen Gewändern.<br />

www.schlosswaldburg.de<br />

Foto: Axel Mehmel<br />

Foto: Pixabay<br />

Foto: Max Haller<br />

Das Hohe Schloss ist das Wahrzeichen von Bad<br />

Grönenbach. Es thront auf einer hohen <strong>und</strong><br />

steilen Bergnase. Es ist eine umgebaute Burg<br />

mit einer wechselhaften <strong>und</strong> spannenden Geschichte.<br />

Sein Inneres kann man nur im Rahmen<br />

einer Führung besichtigen. Die Stadt hat<br />

viele verschiedene »Zeitreisen« im Angebot:<br />

mal mit Musik, mal nur für junge Ritter <strong>und</strong><br />

Burgfräulein oder auch in Begleitung des unheimlichen<br />

Nachtwächters.<br />

www.bad-groenenbach.de<br />

100<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Anzeige<br />

Bauernhaus-Museum in Wolfegg bietet Veranstaltungsprogramm zum Mitmachen<br />

Zirben hobeln oder Esel bew<strong>und</strong>ern?<br />

Während der Sommerferien bietet das Bauernhaus-Museum Wolfegg beim Ferienprogramm jeweils<br />

dienstags <strong>und</strong> donnerstags spannende Thementage für die kleinen Gäste an. Gleich zwei der größten<br />

Veranstaltungen gibt es im September: Am 31. August <strong>und</strong> 1. September feiern die Wolfegger mit ihren<br />

Gästen das Museumsfest <strong>und</strong> am 21. <strong>und</strong> 22. September findet das 8. Eseltreffen auf den Museums -<br />

wiesen statt, gleichzeitig ein großer Bauernmarkt mit regionalen Produkten.<br />

Selbst mit anpacken: Kinder-Ferienprogramm<br />

Wie immer haben sich die Wolfegger Pädagogen einiges einfallen<br />

lassen, was einen Besuch im Bauernhaus-Museum zum eindrücklichen<br />

Erlebnis macht: Vom 30. Juli bis zum 10. September gibt es jeweils<br />

dienstags, mittwochs <strong>und</strong> donnerstags ein ganz besonderes Ferienprogramm<br />

zum Mitmachen: An spannenden Thementagen wie dem<br />

„Erntetag“, „Märchentag“ oder dem beliebten „Wildtiertag“ dürfen die<br />

Kinder mit Kopf, Hand <strong>und</strong> Herz in verschiedene Welten eintauchen –<br />

stets mit guter Anleitung <strong>und</strong> viel Platz für die eigene Fantasie.<br />

Traditionen erleben <strong>und</strong> spüren: Museumsfest<br />

Der Wagner, die Perlenstickerin <strong>und</strong> der Harfenbauer sind mit vielen<br />

weiteren Kollegen dabei: Teilweise fast ausgestorbene Handwerkskünste<br />

sind am 31. August <strong>und</strong> 1. September beim traditionellen<br />

Museumsfest zu sehen. Verteilt über das sorgsam gepflegte Museumsgelände,<br />

werden die historischen Häuser belebt <strong>und</strong> schaffen einen<br />

schönen Rahmen für das bunte Treiben. Im großen Veranstaltungs -<br />

kalender des Museums ist das Museumsfest das älteste Fest, bei dem<br />

sowohl die Wolfegger als auch viele auswärtige Gäste zusammen feiern.<br />

Gesellige Gefährten: 8. Eseltreffen<br />

Wer schon einmal beim Eseltreffen im Bauernhaus-Museum Wolfegg<br />

war, weiß um das vielfältige Programm r<strong>und</strong> um die lustigen Gesellen:<br />

über 100 Esel <strong>und</strong> Mulis präsentieren sie sich auf den Wiesen, zeigen<br />

ihr Können beim Gespannfahren <strong>und</strong> beim Hindernislauf. Der Liebling<br />

unter den Fohlen wird vom Publikum prämiert. Auf dem Gelände gibt<br />

es großes Begleitprogramm <strong>und</strong> an beiden Tagen findet ein Bauernmarkt<br />

im Museumsdorf statt. Am 21. <strong>und</strong> 22. September (jeweils von<br />

10 – 17 Uhr) gibt es wieder die Gelegenheit, bei der fröhlichen Veranstaltung<br />

mit dabei zu sein.<br />

Museumssaison: 07.04.<strong>2019</strong> – 03.11.<strong>2019</strong><br />

Öffnungszeiten: Mai-September täglich 10-18 Uhr,<br />

im März, April, Oktober, November:<br />

täglich (außer montags) 10-17 Uhr


FAMILIE<br />

So sah ein Klassenzimmer im Jahr 1948 aus.<br />

Die Heimatpfleger haben es im Original erhalten<br />

TAFELN UND TATZEN<br />

IM DORFSCHULMUSEUM<br />

»Tatzesteacke <strong>und</strong> Hosenspanner« waren bis in die 1960er-Jahre<br />

probate Mittel, um ungezogene Schulkinder zur Räson zu bringen.<br />

Wie sollte man sich auch anders als Lehrer durchsetzen – in einer Klasse<br />

mit 40 Kindern aus acht Jahrgängen? Im Dorfschulmuseum<br />

in Daxberg werden die alten Zeiten wieder gegenwärtig.<br />

102<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Frechheiten dem Lehrer gegenüber<br />

hat man sich seinerzeit zweimal<br />

überlegt: Schläge, die bissen, mit<br />

dem Rohrstock auf die flache Hand oder<br />

auf den gespannten Hosenboden, waren<br />

nur allzu gern gewählte Erziehungsmaßnahmen<br />

im Klassenzimmer. Die schlimmste<br />

Strafe war, während der gesamten<br />

Schulst<strong>und</strong>e auf einem kantigen Holzscheit<br />

knien zu müssen. Und nicht immer hatte<br />

sich die Sache damit erledigt.<br />

Erfuhren die Eltern von den schulischen<br />

Vergehen ihrer Sprösslinge, gab es oft daheim<br />

auch noch eine Maulschelle dazu.<br />

Nicht selten hatten es die strengen Zeitgenossen<br />

hinterm Pult aber auch nicht leicht:<br />

Da nicht alle ausgebildete Pädagogen waren,<br />

wurden sie vom Schulamt meist genauestens<br />

<strong>und</strong> mehrfach unter die Lupe genommen.<br />

Lehrer wurden eher schlecht entlohnt,<br />

sie hatten auch kein besonderes Ansehen<br />

im Dorf. Dafür war es auf der anderen<br />

Seite gang <strong>und</strong> gäbe, eine schlechte<br />

Note mit einem Korb Eier oder einer Gans<br />

»positiv zu beeinflussen«.<br />

WIE IM »GRUSELKABINETT«<br />

Heutigen Schülern des digitalen Zeitalters,<br />

die das Schwäbische Dorfschulmuseum im<br />

Unterallgäu besuchen <strong>und</strong> an einem »Probeunterricht«<br />

teilnehmen, erscheinen die<br />

Lernmethoden <strong>und</strong> das Lehrmaterial der<br />

Vorväter »wie Geschichten aus dem dunkelsten<br />

Mittelalter«, lacht Sieglinde Singer.<br />

Die erste Vorsitzende der Heimatpflege<br />

Markt Erkheim wacht über die alten Schätze<br />

des Museums, welches von ihrem Vater<br />

Georg Wolf (1926 bis 1994) mitbegründet<br />

<strong>und</strong> sorgsam aufgebaut wurde.<br />

Auf dem erhöhten Lehrerpult, den ehemals<br />

gefürchteten Tatzenstock in der Hand, weist<br />

Frau Singer auf die w<strong>und</strong>erbaren, heute<br />

nostalgisch anmutenden Wandbilder, mit<br />

denen Sachk<strong>und</strong>e erteilt wurde. Der original<br />

erhaltene Schulsaal in der ehema- <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 103


FAMILIE<br />

Noch nichts zu sehen von Hello Kitty <strong>und</strong> Batman:<br />

Schulranzen sahen bis in die 1970er-Jahre fast einheitlich aus<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

Sieglinde Singer mit dem gefürchteten »Tatzesteacke«, einem Rohrstock,<br />

der auf manchem Hosenboden niedersauste<br />

Schön schaurig: Die Lehrmittelsammlung umfasste unter anderem<br />

konservierte Schlangen <strong>und</strong> Ottern<br />

ligen Daxberger Schule versetzt den Besucher<br />

in das Schuljahr 1948/49 zurück.<br />

Fast wie ein Gruselkabinett wirkt dagegen<br />

der angrenzende Lehrmittelraum mit einer<br />

Sammlung von Käfern <strong>und</strong> – in Alkohol<br />

konserviert – einer Sammlung von Schlangen<br />

<strong>und</strong> Ottern. »Taifun: unzerstörbare<br />

Deutsche Tinte« ziert die Etiketten einer<br />

Reihe von Flaschen mit langlebiger Schultinte.<br />

BIS ZU 60 KINDER IM RAUM<br />

»Wahrscheinlich können sich nur noch<br />

Großeltern an die klappbaren Schulbänke<br />

erinnern«, weist die Museumsführerin auf<br />

besagte Bänke hin, die neben einem Pult<br />

ein Fach für die Schiefertafel hatten. Mit einem<br />

Griffel auf eine Schiefertafel das ABC<br />

in alter deutscher Schrift zu schreiben, mag<br />

den Schülern als ein Relikt aus der Urzeit<br />

erscheinen. Viel mussten auch die damaligen<br />

ledernen Schulranzen aushalten, deren<br />

»Gebrauchsspuren« von manchem Wurf in<br />

die Ecke oder einem kurzzeitigen Nutzen<br />

als Schild bei einer Keilerei zeugen.<br />

Im Winter spendete ein Kachelofen die notwendige<br />

Wärme. »Holz <strong>und</strong> Kieferzapfen<br />

mussten die Schüler selbst mitbringen«, so<br />

die Heimatpflegerin. Als man nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs im Klassenzimmer<br />

mehr Platz für die Flüchtlingskinder<br />

benötigte, wurde der Kachelofen in der<br />

Daxberger Schule demontiert, jedoch zum<br />

Glück in seinen Einzelteilen aufgehoben.<br />

Geheizt wurde in dieser Zeit aus dem Lehrmittelzimmer<br />

nebenan mit einem Kanonenofen.<br />

»Nach dem Krieg waren bis zu 60<br />

Kinder in diesem Klassenzimmer versammelt«,<br />

erzählt Frau Singer.<br />

KRAKELSCHRIFT IM DACHGESCHOSS<br />

Aus »pädagogisch-historischer« Sicht bietet<br />

das geräumige Dachgeschoss eine wahre<br />

F<strong>und</strong>grube an Schätzen, die man sonst nur<br />

selten in Heimatmuseen vorfindet. Da ist<br />

104<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


eine nicht alltägliche Sammlung von Handschriften,<br />

die von einzelnen Schülern Jahr<br />

für Jahr neu angelegt wurde, um deren<br />

Fortschritt (oder Schluderei?) in Schönschrift<br />

zu dokumentieren. Alte Zeugnisse<br />

zeigen, welche Fächer im Laufe der Jahrzehnte<br />

benotet wurden: Längst aus dem<br />

Lehrplan aussortierte Bewertungen von<br />

»Sittlichem Betragen«, »Fleiß« oder »Gedächtnisübungen«<br />

sind darunter. Eine weitere<br />

Sammlung zeigt Griffelkästen, die aus<br />

finanzieller Not oft von den Vätern zusammengezimmert<br />

wurden.<br />

Anfassen, wird die Vergangenheit nicht<br />

verklärt. »Hier soll Heimat- <strong>und</strong> Schulgeschichte<br />

im besten Sinn bewahrt werden.<br />

Für Zeiten, in der die Handschrift keine<br />

Rolle mehr spielen wird«, beschreibt Sieglinde<br />

Singer das Anliegen ihres Heimatvereins<br />

– <strong>und</strong> wohl auch ein Stück weit die<br />

Zukunft.<br />

Thomas Niehörster<br />

1. ALLGÄU-SCHWÄBISCHES<br />

DORFMUSEUM<br />

Ortsstraße 17, 87746 Erkheim-Daxberg,<br />

Tel. +49 8336 7760<br />

Öffnungszeiten: bis 27. Oktober jeweils an<br />

Sonn- <strong>und</strong> Feiertagen von 14 bis 17 Uhr<br />

DISPLAY STATT STIFT?<br />

Umfangreich ist auch die Bibliothek von<br />

Schulbüchern zu allen Unterrichtsarten,<br />

daneben auch Lehrbücher für den angehenden<br />

Pädagogen. Gehäkelte Handarbeiten<br />

<strong>und</strong> Poesiealben gehören vielleicht auch<br />

heutzutage hin <strong>und</strong> wieder noch zum<br />

Schulalltag. Ob letztere noch so sorgsam<br />

geführt <strong>und</strong> beschriftet wurden wie damals,<br />

steht auf einem anderen Blatt.<br />

Im Schwäbischen Dorfschulmuseum in<br />

Daxberg bei Erkheim, einem Museum zum<br />

Das Dorfschulmuseum liegt im Erkheimer Ortsteil Daxberg im Unterallgäu<br />

Anzeige<br />

Wohnmobilstellplatz Oberstdorf<br />

Besuchen Sie Deutschlands südlichsten Stellplatz!<br />

Durch die zentrale <strong>und</strong> trotzdem ruhige Lage ist der Wohnmobilstellplatz in Oberstdorf ein idealer<br />

Ausgangspunkt für Wanderungen, Radtouren <strong>und</strong> viele weitere Aktivitäten. In nur wenigen Minuten<br />

gelangen Sie zu Fuß ins Ortszentrum sowie zur Bergbahn. Unser preisgünstiger Wohnmobilstellplatz<br />

ist mit allen Service leistungen ganzjährig für Sie geöffnet.<br />

www.wohnmobilstellplatz-oberstdorf.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong> 105


FREIZEIT<br />

ALPSOMMER<br />

ZEIT ZUM SCHMÖKERN<br />

Ein Genussführer <strong>und</strong> ein Allgäukrimi, ein Tourenbuch<br />

für Kinder <strong>und</strong> ein tierisch guter Kalender –<br />

das sind unsere Medientipps für den Sommer.<br />

MIT KINDERWAGEN<br />

AUF DEN BERG?<br />

Wo finden Eltern kinderwagentaugliche<br />

Wanderungen<br />

durch das Allgäu,<br />

die zu einer traumhaften<br />

Alphütte, einem malerisch<br />

gelegenen See oder<br />

auf Erlebniswege führen?<br />

In diesem Wanderführer<br />

sind 42 Touren<br />

für <strong>und</strong> mit dem Nachwuchs zusammengestellt:<br />

Gut erschlossene Wege, die<br />

ganz entspannt mit dem Kinderwagen (<strong>und</strong> auch<br />

mit dem Laufrad) begehbar sind.<br />

Wanderungen mit dem Kinderwagen<br />

im Allgäu, von Rosemarie Stöffel,<br />

128 Seiten; 15,99 Euro; J. Berg Verlag,<br />

ISBN: 9783862460533<br />

ALLGÄUER<br />

SCHÖNHEITSGALERIE<br />

Die schönsten Damen von Berg <strong>und</strong> Wiesen sind<br />

alljährlich im Original Allgäuer Kuh-Kalender versammelt.<br />

Wie gewohnt zeigt er idyllische, naturnahe<br />

<strong>und</strong> amüsante Aufnahmen des im Allgäu<br />

typischen Braunviehs. Ein Stück Allgäuer Heimat<br />

– zum Aufhängen an der Wohnzimmerwand.<br />

Kuh-Kalender 2020 mit Allgäuer Braunvieh,<br />

14 Seiten; 15,90 Euro, Best.-Nr. 015, Edition<br />

Allgäu, ISBN: 978-3958050402<br />

KLUFTINGER<br />

KEHRT ZURÜCK<br />

Das Autorenduo Volker Klüpfel<br />

<strong>und</strong> Michael Kobr hat mit<br />

»Kluftinger« einen Jubiläums-<br />

Bestseller abgeliefert, in dem<br />

endlich das Geheimnis um Kommissar<br />

Kluftingers Vornamen gelüftet<br />

wird. Der wird zu Beginn<br />

des Krimis endlich Opa. Doch die<br />

Freude wird schnell getrübt: Auf<br />

dem Friedhof entdeckt der Kommissar<br />

eine Menschentraube um ein frisch aufgehäuftes<br />

Grab – darauf ein Holzkreuz mit seinem<br />

Namen. Dem folgt eine Todesanzeige in der Zeitung.<br />

Bald sind nicht mehr nur die Kollegen alarmiert:<br />

Um dem Täter zuvorzukommen, muss der<br />

Kommissar tief in seine eigene Vergangenheit<br />

eintauchen. Doch die Zeit ist knapp …<br />

Kluftinger, aus der Reihe »Kluftinger-Krimis«<br />

(Band 10) von Volker Klüpfel <strong>und</strong><br />

Michael Kobr, 480 Seiten, 22 Euro,<br />

Ullstein Buchverlage, ISBN: 9783550081798<br />

ZUM ALPGENUSS<br />

WANDERN<br />

Ideale Ausflugsziele für die ganze Familie<br />

– das sind die 66 Alpen des »Allgäuer<br />

Alpgenusses«. Hier gibt es keine Discounterware,<br />

sondern ausschließlich<br />

Waren vom örtlichen Bäcker oder Metzger,<br />

Milchprodukte, entweder selbst<br />

hergestellt oder von den vielen Allgäuer<br />

Sennereien. In dem handlichen Führer<br />

stellen sich die Alpen mit Tourentipps<br />

vor. Der Verein »Allgäuer Alpgenuss«<br />

engagiert sich seit Jahren für die Vermarktung<br />

von Lebensmitteln aus der Region. Schwerpunkt<br />

sind die Angebote auf den Alpen.<br />

Alpgenuss-Wanderungen im Allgäu,<br />

192 Seiten; 9,90 Euro; AVA-Verlag,<br />

ISBN: 9783944321356<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG & HERSTELLUNG:<br />

Verlag HEPHAISTOS<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2<br />

87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. 08379/728016<br />

Fax 08379/728018<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

www.edition-allgaeu.com<br />

REDAKTION:<br />

Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Claudia<br />

Schöwe, Thomas Niehörster<br />

Tel. 08379/728016,<br />

viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />

Gekennzeichnete Beiträge stellen<br />

die Meinung des Ver fassers,<br />

nicht aber des Verlages dar.<br />

LAYOUT:<br />

Ramona Klein, Bianca Elgaß,<br />

Joshua Riedisser<br />

TITELFOTOGRAF:<br />

Dominik Ultes<br />

ANZEIGEN:<br />

Carolin Mathes,<br />

carolin.mathes@heimat-allgaeu.info<br />

Christian Vu,<br />

christian.vu@heimat-allgaeu.info<br />

Tel. 08379/728016;<br />

gültige Anzeigenpreisliste: 1/<strong>2019</strong><br />

BANKVERBINDUNG<br />

VERLAG:<br />

Raiffeisenbank<br />

Kempten-Oberallgäu eG,<br />

IBAN: DE97733699200007126999,<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

DRUCK:<br />

HOLZMANN DRUCK GmbH & Co. KG<br />

Gewerbestraße 2<br />

D-86825 Bad Wörishofen<br />

FOLGEN SIE UNS<br />

AUF FACEBOOK:<br />

www.facebook.com<br />

/edition.allgaeu<br />

106<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2019</strong>


Höchste Allgäuer Genusskultur ...<br />

... entsteht mit Hingabe, Sorgfalt, Handwerk <strong>und</strong> Muße.<br />

Und aus diesen vier Zutaten brauen wir nicht einfach ein<br />

Bier, sondern ein Meckatzer: Ein Bier wie seine Heimat.<br />

Von uns. Für Genießer.<br />

Ihr<br />

www.meckatzer.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!