Dormagazin Juni 2019
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Das Stadt-Magazin<br />
Klimawandel in Dormagen:<br />
Wen interessiert’s?<br />
Foto: NGK<br />
Jede Woche überschlagen sich die Schlagzeilen: „Großes Artensterben“, „Plastikmüll in den Weltmeeren“,<br />
„Verdopplung der Naturkatastrophen“. Schuld ist der Mensch, da sind sich die Wissenschaftler einig.<br />
Schüler organisieren daher weltweit<br />
„Fridays for future-Demonstrationen“,<br />
Greta Thumberg aus Schweden<br />
sei Dank. Auch in Köln gibt es<br />
fragt. Fazit: Irgendwie kein Thema.<br />
Außer beim Norbert-Gymnasium in<br />
Knechtsteden. Dort hat ein junges<br />
Mädchen den Klimaschutz<br />
die 16-jährige Leonie Pissowotzki, die<br />
zurzeit die zehnte Klasse besucht.<br />
Mitte Januar denkt sich die Schülerin,<br />
jetzt reicht es, ich muss etwas tun.<br />
tik verzichtet. „Ich nutze jetzt Mehrwegbecher<br />
und verwende keine Plastiktüten<br />
mehr“, so die 16-Jährige, der<br />
die Umweltproblematik schon Sorgen<br />
Diese NGK-Schüler wollen sich für interne Aktionen zum Thema „Klimawandel“ stark machen. Ihr Lehrer Ben von Berg hat sich in der hinteren Reihe versteckt.<br />
solche Veranstaltungen.<br />
sehr wohl auf dem<br />
„Über Social Media habe ich einiges<br />
bereitet. „Ich finde, der Klimawandel<br />
Doch wen interessiert<br />
Schirm und dafür<br />
über das Thema erfahren und gesehen,<br />
geht ziemlich rasant von statten. Ein<br />
Gruppe möchte am liebsten noch vor<br />
der Vermittler“, zeigt sich von Berg<br />
es aus Dormagen?<br />
Das<br />
<strong>Dormagazin</strong><br />
gesorgt, dass das<br />
Thema nun auch<br />
was andere gegen den Klimawandel<br />
unternehmen. Greta Thumberg ist da<br />
Beispiel sind für mich die extremen<br />
Wetterlagen bei uns. Der vergangene<br />
den Ferien eine große Aktion in Dormagen<br />
starten, ähnlich einer Demons-<br />
stolz. Eine, die sich genauso darüber<br />
freut, dass endlich etwas geschieht, ist<br />
Klimaschutzkonzept der Stadt Dormagen<br />
hat bei diversen<br />
pädagogisch<br />
ein gutes Beispiel“, so die NGK-Schü-<br />
Sommer war extrem heiß und dieses<br />
tration. Mit ins Boot geholt werden<br />
Leonie Pissowotzki, die Greta Thum-<br />
2007 wurden vor Ort rund 421.000 Tonnen CO2 emittiert. Dies ent-<br />
Schulen<br />
vor<br />
umgesetzt<br />
lerin. Auch sie möchte aktiv werden,<br />
Jahr soll es ja nicht besser werden“,<br />
sollen neben anderen Schulen, auch<br />
berg von Dormagen. „Ich glaube , wir<br />
spricht einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Emission von 6,6 Tonnen<br />
Ort<br />
nachge-<br />
wird. Es ist<br />
gründet auf WhatsApp eine Gruppe,<br />
sagt sie. „Die Fridays for Future-De-<br />
die Mitglieder des Dormagener Stadt-<br />
setzen ein gutes Zeichen. Wir bleiben<br />
CO2 für jeden Dormagener Bürger. Inklusive Chempark betragen die<br />
lädt ihre Mitschülerinnen ein, mit ihr<br />
monstrationen rücken das Thema in<br />
rates und natürlich der Bürgermeister.<br />
weiter dran, denn es ist unsere Zu-<br />
Emissionen circa 746.000 Tonnen CO2 (11,7 Tonnen CO2 je Einwoh-<br />
am 18. Januar auf eine größere De-<br />
den Fokus. Aber es wird immer noch<br />
„Ich bin happy, dass unsere Schüler die<br />
kunft und unsere Erde“, gibt sie sich<br />
ner). Der Bundesdurchschnitt zu diesem Zeitpunkt lag bei elf Tonnen<br />
monstration zu gehen. „Natürlich habe<br />
nicht genug wahrgenommen, meiner<br />
so wichtigen Themen für die Zukunft<br />
kämpferisch. <br />
CO2 je Einwohner. <br />
Quelle: Stadt Dormagen<br />
ich mich im Vorfeld schlau gemacht,<br />
Meinung nach. Erwachsene sollten<br />
aktiv angehen. Dabei bin ich aber nur<br />
<br />
–Andrea Lemke<br />
wie wir das bewerkstelligen, ohne blau<br />
sich schon mehr oder besser gesagt<br />
zu machen“, lacht die Teenagerin. Die<br />
Eltern müssen einwilligen, dass<br />
ihre Kinder zur Demo fahren,<br />
schriftlich. „Ich habe<br />
endlich mit engagieren und nicht nur<br />
wir Jugendliche“, kritisiert sie. Zwar sei<br />
nicht alles nur Schuld der vorherigen<br />
Generationen, denn jeder trage sei-<br />
- Anzeige -<br />
Feste feiern – Abfall vermeiden<br />
dann unseren Lehrer für<br />
Sozialwissenschaften angesprochen.“<br />
Ben von<br />
Berg ist direkt Feuer und<br />
Flamme und unterstützt<br />
die Jugendlichen. Am<br />
Ende fahren 15 Schüler<br />
samt Lehrer nach<br />
Köln und demonstrieren<br />
für den Klimawandel.<br />
„Das war<br />
richtig<br />
Zunächst<br />
spannend.<br />
standen<br />
wir als kleine<br />
Gruppe irgendwie<br />
am Rande, aber<br />
die Leute waren<br />
total nett und<br />
hilfsbereit,<br />
so<br />
nen Teil dazu bei, daher müsse aber<br />
auch jeder jetzt umdenken, so die junge<br />
Frau. An ihrer Schule findet sie das<br />
Thema gut aufgehoben: „Seit Januar<br />
hat sich echt viel bewegt, das finde<br />
ich super.“ Ben von Berg hat jedenfalls<br />
auf Initiative der Schüler einen Projektkursus<br />
gestartet. „Da haben direkt erfreulich<br />
viele Schüler mitgemacht. Wir<br />
sind jetzt rund 40 Leute“, freut sich<br />
der Lehrer. „Auch für Johannes Gillrath,<br />
unseren Schulleiter ist das Thema<br />
wichtig. Als christliche Schule möchten<br />
wir natürlich auch die entsprechenden<br />
Werte vermitteln, dazu gehören<br />
für uns, der achtsame Umgang mit<br />
unseren Ressourcen, der respektvolle<br />
Umgang mit Menschen, aber auch<br />
Tieren“, so von Berg. Eine erste Akti-<br />
Ob Schützentreffen, Kirmes, Grillabend, Hochzeit oder Kellerfete – Anlässe, ein fröhliches<br />
Fest zu feiern gibt es genug. Dabei hat die Umwelt allerdings oft nichts zu<br />
lachen. Nach der Veranstaltung türmen sich Abfälle und Einweggeschirr und das leider<br />
auch manchmal auf den Straßen, Parkplätzen oder in Grünanlagen. Es geht aber auch<br />
anders:<br />
Erfrischungsgetränke, Bier oder Mineralwasser sollten immer in Mehrwegflaschen<br />
oder Fässern gekauft werden. Die Einwegflaschen z. B. von Wein, Sekt oder Hochprozentigem<br />
werden an der Ausgabestelle gesammelt und später nach Glasfarben<br />
getrennt in die Glassammelbehälter geworfen.<br />
So schön die bunt beschichteten Pappteller und Plastikbecher auch aussehen, bei<br />
der umweltfreundlichen Feier sollte auf Einweggeschirr ganz verzichtet werden. Es<br />
gibt viele Alternativen: Getränkehändler und Brauereien verleihen teilweise kostenlos<br />
verschiedene Gläser. Auch in Gaststätten, Vereinsheimen und Gemeindehäusern kann<br />
man Gläser, Geschirr und Besteck ausleihen. Außerdem findet man im Branchenbuch<br />
professionelle Partydienste mit Geschirrverleih. Für große Veranstaltungen bietet sich<br />
ein Geschirr- bzw. Spülmobil an, das von caritativen Organisationen oder Naturschutzverbänden<br />
betrieben wird. Ansprechpartner und Adressen erhalten Sie zum Beispiel<br />
bei der Umweltberatung Ihrer Stadtverwaltung.<br />
dass es nicht<br />
lange<br />
dauerte<br />
und wir waren<br />
alle mitten<br />
drin“,<br />
erklärt<br />
on gab es bereits im Mai. Gleich zwei<br />
Arbeitsgemeinschaften haben sich<br />
gebildet. „Die eine kümmert sich um<br />
interne Schulaktionen, die andere um<br />
externe“, erklärt von Berg. Die Schüler<br />
Egal ob Kaffeetafel oder Grillfest: Kleine Portionsverpackungen sollten möglichst<br />
nicht mitfeiern. Zucker, Büchsenmilch, Senf, Mayonnaise oder Ketchup können besser<br />
in Gläsern oder Schalen angeboten werden. Jeder kann sich dann direkt an der<br />
Essensausgabe damit bedienen und die Menge an gebrauchten Verpackungen wird<br />
merklich reduziert.<br />
Leonie Pissowotzki<br />
lässt der Klimawandel<br />
nicht kalt.<br />
Foto: Andrea Lemke<br />
Leonie. Bis heute<br />
beschäftigt<br />
sie das Thema.<br />
Ein Resultat daraus<br />
ist, dass<br />
sie soweit es ihr<br />
gelingt, auf Plas-<br />
haben ganz viele Ideen. So wollen sie<br />
zum Beispiel einen „Veggie-Day“ in der<br />
Cafeteria einrichten, das Heizverhalten<br />
in der Schule in den Fokus rücken und<br />
sich der Plastikmüllproblematik annehmen.<br />
„Die sprühen geradezu vor Ideen“,<br />
freut sich von Berg. Die externe<br />
Schließlich sollte man auch bei der Dekoration und den Tischdecken auf Abfallvermeidung<br />
achten. Stofftischdecken oder für größere Tafeln umsäumte Stoffbahnen<br />
lassen sich waschen und immer wieder verwenden. Gleiches gilt auch für robustere<br />
Girlanden, die im Keller verwahrt auch ohne Probleme mehrere Feste durchhalten.<br />
Tipp: Zum Dekorieren auf Naturmaterialien wie Blumenschmuck, Efeugirlanden oder<br />
Papierrosen zurückgreifen.<br />
4 Wir alle sind Dormagen!<br />
Wir alle sind Dormagen! 5