4_2019 Leseprobe
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BIOGAS JOURNAL | 4_<strong>2019</strong><br />
INTERNATIONAL<br />
Biogasanlage<br />
im Nachbardorf<br />
oder außerhalb?<br />
FOTOS: MARTINA BRÄSEL<br />
Die Anlage in Scherwiller besitzt, im Vergleich zu einer deutschen Biogasanlage, gleich mehrere Besonderheiten:<br />
Sie wird ausschließlich mit Reststoffen gefüttert, dazu gehört auch Maisstroh. Das entstehende<br />
Biogas wird zum größten Teil in Biomethan umgewandelt.<br />
„Maisstroh wird hier<br />
im Elsass gerne als<br />
Substrat genutzt“<br />
Dr. Simone Besgen<br />
wird die Biomethaneinspeisung momentan<br />
besonders stark unterstützt. Anders als<br />
in Deutschland ist dafür ein eigenes Vergütungsmodell<br />
geschaffen worden. Biomethanprojekte<br />
erhalten momentan eine<br />
feste Einspeisevergütung für 15 Jahre. Die<br />
Höhe hängt von der Größe des Projekts und<br />
dem verwendeten Substratmix ab. „Anlagen,<br />
die mindestens 100 Kubikmeter Biomethan<br />
pro Stunde produzieren, rechnen<br />
sich schon“, weiß die Fachfrau.<br />
Im Elsass gibt es 19 Biogasanlagen. Eine<br />
von ihnen realisierte die Firma Rytec im<br />
Mai 2018 in Scherwiller. „Wir haben sie<br />
schlüsselfertig für die Gesellschaft ‚SAS<br />
Méthaniseur de deux Vallées‘ geliefert“,<br />
sagt Projektleiterin Besgen. Die Gesellschaft<br />
setzt sich vor allem aus Landwirten<br />
und den Straßburger Stadtwerken (R-GDS)<br />
zusammen. Präsident Bernhard Winterhalter<br />
nennt die Gründe, warum ein deutsches<br />
Unternehmen den Auftrag erhielt: „Wir<br />
waren von dem Anlagenkonzept begeistert<br />
und hatten ein sehr gutes Gefühl“, sagt er.<br />
Das Vertrauen sei nicht enttäuscht worden:<br />
„Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit<br />
und auch mit der Anlagentechnik.“<br />
Die Anlage in Schwerwiller besitzt im Vergleich<br />
zu einer deutschen Biogasanlage<br />
gleich mehrere Besonderheiten: Sie wird<br />
ausschließlich mit Reststoffen gefüttert,<br />
dazu gehört auch Maisstroh. Anders als<br />
in Deutschland werden hier in Scherwiller<br />
weder Strom noch Wärme verkauft. Das<br />
entstehende Rohbiogas wird zum größten<br />
Teil zu Biomethan aufbereitet. Dieses wird<br />
fast ausschließlich für die Einspeisung in<br />
das Erdgasnetz verwendet. „Da eine zusätzliche<br />
Holzfeuerung verboten ist, wird<br />
ein kleiner Teil des Rohgases zur Beheizung<br />
der Anlage genutzt“, erklärt die Projektleiterin.<br />
Durch die solide Sandwichbauweise der<br />
Behälter von Drössler, die mit einer zusätzlichen<br />
Isolierung von 15 Zentimeter<br />
ausgestattet ist, sei dieser Anteil gering:<br />
„Lediglich 3,5 Prozent des Biogases werden<br />
im Jahresmittel für die Beheizung<br />
verbraucht“, so die Agraringenieurin. Die<br />
Aufreinigung des Rohbiogases geschieht<br />
mittels Druckwechseladsorption, und auch<br />
das ist unüblich: „Von den französischen<br />
Biomethananlagen verwenden fast alle<br />
Membrantechnik zur Aufbereitung“, weiß<br />
die Projektleiterin.<br />
„Unsere Biogasanlage verwertet pro Jahr<br />
rund 11.000 Tonnen landwirtschaftliche<br />
Reststoffe“, erklärt Winterhalter. Vergoren<br />
werden Maisstroh, Traubentrester und<br />
Mist, aber auch überlagerte Zwiebeln, Karotten<br />
und Ähnliches. Die Anlage wird mit<br />
allen organischen Restoffen gefüttert, die<br />
regional anfallen. „Maisstroh wird hier im<br />
Elsass gerne als Substrat genutzt“, verdeutlicht<br />
Besgen. Der Nachteil ist, dass die<br />
strukturreichen Substrate einen Zerkleinerer<br />
und eine aufwendigere Einbringtechnik<br />
erforderlich machen. Mit einer Leistung<br />
von 55 Kilowatt (kW) fällt der Zerkleinerer<br />
relativ groß aus.<br />
65<br />
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