Bayreuth Evangelisch Juli-Aug-Sept 2019
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Thema: Träume<br />
„Ich habe einen Traum“<br />
Wovon Menschen träumen<br />
Seine Worte haben sich ins<br />
Gedächtnis der Menschheit<br />
eingebrannt: „I have a<br />
dream“ – ich habe einen Traum.<br />
Es ist der 28. <strong>Aug</strong>ust 1963, als<br />
der Baptistenpfarrer Martin<br />
Luther King vor dem Lincoln-<br />
Memorial in Washington D.C.<br />
steht, vor ihm 250 000 Menschen.<br />
Es ist die Hochphase der<br />
Bürgerrechtsbewegung, und<br />
eigentlich hat King gar nicht<br />
vor, hier und heute von seinem<br />
Traum zu erzählen, aber hinter<br />
ihm steht die Sängerin Mahalia<br />
Jackson und drängt ihn: „Erzähl<br />
ihnen von dem Traum!“ Und<br />
Martin Luther King setzt an: I<br />
have a dream: „Ich habe einen<br />
Traum, dass eines Tages auf den<br />
roten Hügeln von Georgia die<br />
Söhne früherer Sklaven und die<br />
Söhne früherer Sklavenhalter<br />
miteinander am Tisch der Brüderlichkeit<br />
sitzen können. Ich<br />
habe einen Traum, dass meine<br />
vier kleinen Kinder eines Tages<br />
in einer Nation leben werden,<br />
in der man sie nicht nach ihrer<br />
Hautfarbe, sondern nach ihrem<br />
Charakter beurteilt.“<br />
Träume:<br />
Ein facettenreiches Thema<br />
Martin Luther Kings Rede, die<br />
viele biblische Bezüge aufweist,<br />
steht für die Träume, die<br />
hindrängen auf eine andere,<br />
bessere Welt, Träume, die sich<br />
dem entgegenstellen, was uns<br />
die Spätnachrichten jeden Tag<br />
präsentieren. Träume, die sich<br />
nicht abfinden mit dem, was<br />
ist, sondern aufs Ganze gehen,<br />
weil die Sprache der Träume<br />
und Hoffnungen weiterreicht<br />
als das, was wir sehen und erleben.<br />
Und Ihre Träume?<br />
Welche Träume bewegen Sie?<br />
Sind es auch zuallererst Träume,<br />
die Sie mit Hoffnungen<br />
und Wünschen verbinden? Für<br />
Ihr eigenes Leben, für das Ihrer<br />
Familie, für die Menschheit?<br />
Oder verorten Sie den Begriff<br />
eher in der Nacht: Träume, die<br />
uns wie Vorahnungen erreichen,<br />
was geschehen wird in<br />
unserem Leben, Träume, bei denen<br />
wir ahnen, dass sie uns etwas<br />
sagen wollen, auch, wenn<br />
es rätselhaft bleibt. Schöne<br />
Träume – oder manchmal auch:<br />
Albträume?<br />
Träume als<br />
Botschaften Gottes<br />
In der Bibel kommen Träume<br />
in den unterschiedlichsten Gewändern<br />
daher. Als Botschaften<br />
Gottes verstanden, sind sie<br />
zum Teil entscheidende Wegmarken<br />
in der Geschichte Gottes<br />
mit den Menschen, dann<br />
wieder wird auch vor ihnen<br />
gewarnt. Da gibt es die Träume,<br />
die Visionen einer neuen,<br />
einer kommenden Welt bergen,<br />
so, wie sie bei den Propheten<br />
erklingen, wenn sie von einer<br />
Zukunft erzählen, in der weder<br />
Leid ist noch Schmerz, und in<br />
der alle Tränen getrocknet werden.<br />
Da gibt es die nächtlichen<br />
Träume, so, wie sie im Buch<br />
Hiob beschrieben werden: „Im<br />
Traum, wenn der Schlaf auf die<br />
Menschen fällt, da öffnet Gott<br />
das Ohr der Menschen“. Darunter<br />
fallen erschreckende Träume<br />
ebenso wie die hoffnungsfrohen<br />
Träume der biblischen<br />
Urväter, umstrittene Visionen<br />
ebenso wie die Vorahnungen<br />
des alttestamentarischen Josef.<br />
Die Weihnachtsgeschichte<br />
übrigens ist eine der traumreichsten<br />
Passagen der Bibel<br />
– was hier geträumt wird, wird<br />
schließlich dem neugeborenen<br />
Gottessohn das Leben retten.<br />
Träume sind vieldeutig<br />
Was uns neben den vielen Facetten<br />
biblischer Träume auch<br />
mit den Träumenden in der<br />
Heiligen Schrift verbindet: Ein<br />
Träumer zu sein, ist zunächst<br />
nicht immer unbedingt positiv<br />
besetzt – kann es nicht<br />
auch eine Weltflucht sein, gar<br />
blauäugig und naiv, von einer<br />
anderen Welt zu träumen? In<br />
manchen Fällen mögen diese<br />
Anfragen ihre Berechtigung<br />
haben. Auf der anderen Seite<br />
zeigt der Blick in die Geschichte<br />
damals wie heute und auch<br />
in persönliche Lebensgeschichten:<br />
Wendepunkten geht nicht<br />
selten eine Vision, ein Traum<br />
von einem anderen Leben, einer<br />
anderen Welt voraus – so<br />
war es in den 1960er Jahren<br />
in den USA, so war es auch im<br />
Herbst 1989 in Ostdeutschland,<br />
als vielen die Hoffnung auf ein<br />
vereintes Deutschland wie eine<br />
Utopie erschien.<br />
Träume können<br />
etwas verändern<br />
Träume und Hoffnungen, laut<br />
ausgesprochen, können bereits<br />
ein erster Schritt sein, die<br />
Welt in Richtung des Traums<br />
zu verändern – oder, wie es<br />
der frühere Bundespräsident<br />
Richard von Weizsäcker gesagt<br />
hat: „Man kann in dieser Welt,<br />
wie sie ist, nur dann weiterleben,<br />
wenn man zutiefst glaubt,<br />
daß sie nicht so bleibt, sondern<br />
werden wird, wie sie sein soll.“<br />
Angela Hager<br />
„Ein Traum verändert die Welt“: So lautet der Titel des Chormusicals<br />
Martin Luther King, das am 14. und 15. März 2020 in der<br />
Oberfrankenhalle aufgeführt wird. Das Musical nimmt die Zuhörer<br />
mit in die Geschichte des Baptistenpfarrers und Bürgerrechtlers<br />
Martin Luther King, der sich mit den Mitteln des gewaltlosen<br />
Widerstands für Gerechtigkeit, Toleranz und Freiheit einsetzte.<br />
Die Musicalaufführungen und das vielfältige Begleitprogramm<br />
zeigen, wie wichtig Martin Luther King uns bis heute ist.<br />
Nähere Informationen zum Stück und zum Vorverkauf unter<br />
www.musical-king.de/bayreuth<br />
Veranstaltungen im Begleitprogramm zum<br />
Chormusical finden Sie über den Link<br />
https://evangelische-termine.<br />
de/veranstaltungen?cha=849&<br />
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Bild: Judith Machacek (Ausschnitt)<br />
<strong>Bayreuth</strong> <strong>Evangelisch</strong> | <strong>Juli</strong> - <strong>Sept</strong>ember <strong>2019</strong> 5