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s'Magazin ums Ländle, 11. August 2019

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TIERSCHUTZ<br />

FORTSETZUNG<br />

Haben Sie das Gefühl, dass sich in der<br />

Milchwirtschaft langsameineWende in<br />

Richtung Zweinutzungsrassen einstellt?<br />

esgibtdaeinMilchprojektinTansania,daswäresehrinteressant.<br />

Wasgeschiehtdort?<br />

DasProjektläuftimGebietderMassai,diesehrguteRinderzüchtersind.<br />

EsfehltaberdieTechnikunddieErfahrung,diegewonneneMilchhaltbar<br />

zu machen –inFormvon Joghurt<br />

oder Käse zumBeispiel. Deswegen<br />

wäre es wichtig,dort eineeinfache<br />

Technik,wiewirsiefrüherbeiunsauf<br />

denAlpenangewandthaben,zuetablieren.<br />

Dasheißt,SienutzendiePensionabsolut<br />

nicht,<strong>ums</strong>ich Hobbys oder Zerstreuungenzuwidmen.<br />

IchverfassenachwievorGutachten,<br />

berate undhalte Vorträge.Ich lege<br />

michsichernichtaufdiefauleHaut,<br />

da fühle ich mich wirklich noch zu<br />

jung.<br />

Gehen Ihnen die Tierenicht ein wenig<br />

ab?<br />

Ichhatteauchinmeinembisherigen<br />

JobwenigermitlebendenTierenzu<br />

tun.AlsAmtstierarzthatmanmehr<br />

mit Problemenvon Tierhaltern zu<br />

tun.<br />

UndgehenIhnendieab?<br />

Die„Stammkunden“gehen mir auf<br />

keinenFallab!(lacht)<br />

Sie sagten einmal, dass Sie am Anfang<br />

Ihrer Karriere die Mensch-Tier-Beziehung<br />

in der Gesellschaft verändern<br />

wollten.Was ist gelungen,wowaren<br />

dieWiderstände?<br />

Eshatsichdochsehrvielverändert.<br />

VorKurzemhabeichdasneuePositionspapierdesNaturschutzrateszur<br />

Landwirtschaft gelesen–beeindruckend!<br />

Es hatmichwirklich überrascht,inwelcherOffenheitdaKritik<br />

amLandwirtschaftssystemundander<br />

Politik geäußertwird.Begriffewie<br />

„Tierwohl anstatt Tierschinderei“<br />

werdendaverwendet.DeftigeAusdrücke!EsgibtoffensichtlichtiefeBetroffenheit.<br />

Endlichbeschäftigen sich<br />

auch andere Gesellschaftsschichten<br />

mitdemThemaLandwirtschaft!Endlich<br />

wird deutlich, dass man Tiere<br />

nichtmehralsreinesProduktionsmittelsehendarf,sonderndassesauch<br />

einenempathischenZuganggibt–üb-<br />

Geboren1956inBregenz,StudiumderVeterinärmedizin.1982<br />

STECK EintrittindenLandesdienst,AbteilungsleiterVeterinärabteilung<br />

BRIEF imLandhaus1986bis2012.Tierschutzombudsmannvon2005bis<br />

2012.LebtinGötzis,verheiratet,dreiKinder.<br />

·····································································································································<br />

rigensauchimHinblickaufdieLandwirtschaft,diejaineinemwirtschaftlicherpresserischenSystemgefangen<br />

ist.<br />

Welche Bretter waren denn die dicksten,dieSie<br />

in Ihrer Laufbahn zu bohren<br />

hatten?<br />

JenederInteressensvertretungen,die<br />

oftrücksichtslosagieren.Dagehören<br />

einzelneVertreterderLandwirtschaft<br />

dazu,abergenausowelchederTierärzte.InallenInteressensgruppenfindetmanechteHardliner,dieeineKooperationschwierigmachen.Ichsage<br />

nicht,dassdiese Menschen bewusst<br />

gegendieAnsprüchederTierearbeiten,abersiearbeitengegenpositive<br />

Veränderung–ausschnödemEigeninteresse.InderLandwirtschaftwerdenzumBeispielTierschutzauflagen<br />

oft als Behinderung und nicht als<br />

Chancegesehen.UnddieAufgabevon<br />

Tierärztenistesnunmal,alsAnwalt<br />

der Tiere gegenderen Ausbeutung<br />

aufzutreten.EthischgegenKundeninteressenaufzutreten,istinDienstleistungsberufenschwierig.<br />

Aber es ist<br />

eineAufgabediesesBerufsstandsund<br />

auch alsMitglied der Zivilgesellschaft,Flaggezuzeigen.Nichtnurbei<br />

Sonntagsreden,sondernbeidertäglichenArbeit.<br />

DaverweiseichwiederaufdenNaturschutzrat:<br />

Dieser kritisiertdie EntwicklungzuHochleistungsrassenund<br />

Kraftfuttereinsatzscharf.Dawirdgefordert,<br />

dass aufstandortangepasste<br />

Zweinutzungsrassenumgestelltwird.<br />

DerNaturschutzratisteinAbbildvon<br />

Gesellschaftsinteressen–fürmichein<br />

Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung.Esist<br />

positiv, dass die<br />

Landwirtschaftsdiskussionhinausgetragenwird.DennsolangedieLandwirtschaft<br />

überwiegendKlientelpolitikbetreibt,ändert<br />

sich nichts.Mit<br />

diesemPositionspapier ist aber die<br />

Landwirtschaftzumgesellschaftspolitischen<br />

Entwicklungsprogramm geworden–undkonkreteLösungsansätzewerdenauchnochpräsentiert.<br />

Und die Landwirtschaft wird irgendwannmitziehen?<br />

Siewirdmitziehenmüssen,dennsie<br />

wirdimmerGeldvonderÖffentlichkeitbrauchen.Dieseistauchbereit,<br />

mehrGeldzurVerfügungzustellen,<br />

siewilldannaberauchbestimmen,in<br />

welcheRichtungdieEntwicklunggehensoll.<br />

SindvegetarischerundveganerLebensstileineChance?<br />

NichtnureineChance,sonderneine<br />

Maßzahl,mitdersichzeigenlässt,wie<br />

sichdieMenscheninihremVerhalten<br />

verändern. Aufforderungen,seinen<br />

Lebensstilzuändern,beurteileichals<br />

wenig zielführend. Man kann den<br />

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