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Erfolg Magazin - Best of drei Jahre

ERFOLG Magazin-Verleger Julien Backhaus blickt zurück auf drei Jahre. Interviews mit Bohlen, Klitschko, Katzenberger, Bushido, Messner, Garrett, Pocher, Kollegah, Sido, Geiss, Kaulitz, Glööckler, Thelen uvm.

ERFOLG Magazin-Verleger Julien Backhaus blickt zurück auf drei Jahre. Interviews mit Bohlen, Klitschko, Katzenberger, Bushido, Messner, Garrett, Pocher, Kollegah, Sido, Geiss, Kaulitz, Glööckler, Thelen uvm.

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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top-Interview 2-2018<br />

»FRÜHER WAR ICH<br />

AUSSENSEITER«<br />

Bülent Ceylan im Interview über Talent,<br />

<strong>Erfolg</strong> und Sicherheitsdenken<br />

Am Anfang, als du noch kein<br />

Komiker warst und noch<br />

nicht die Entscheidung hattest,<br />

wie sah dein Plan aus?<br />

Erinnerst du dich noch daran,<br />

was du eigentlich vorhattest?<br />

Mein Abi habe ich noch gemacht, aber das<br />

Politik- und Philosophie-Studium habe<br />

ich abgebrochen. Eigentlich wollte ich in<br />

die Medien gehen. Ganz früher, in der<br />

Schulzeit, wollte ich noch Sonderpädagoge<br />

werden oder Psychologie studieren. In<br />

meinem Fall war es vielleicht besser, dass<br />

ich auf der Bühne gelandet bin und nicht<br />

in der Anstalt.<br />

Wann kam die Entscheidung zur Comedy?<br />

Hast du schon immer die Leidenschaft<br />

gehabt, andere zu unterhalten?<br />

Das kam später in der Oberstufe. Vorher<br />

war ich eher der Außenseiter - sehr zurückhaltend.<br />

Mein erster Fan war wahrscheinlich<br />

meine Mutter, die habe ich<br />

als Kind schon zum Lachen gebracht.<br />

Und dann später, auf dem Schulfest in<br />

der elften Klasse, habe ich Boris Becker<br />

imitiert. Becker oder Helmut Kohl zu<br />

imitieren, war damals total in. Das kam<br />

auch ziemlich gut an bei den Lehrern und<br />

den Schülern. Alle meinten, dass ich dazu<br />

Talent habe und mehr machen sollte. So<br />

kam ich zum Radio und habe hier und da<br />

mal ein Praktikum gemacht. Dort konnte<br />

ich dann Stimmen imitieren. Mit 23 <strong>Jahre</strong>n<br />

ging es für mich zum ersten Mal auf<br />

die Bühne. Ich hatte zwar noch kein Soloprogramm,<br />

aber fast.<br />

Du hast gerade gesagt, dass du dein Studium<br />

abgebrochen hast. Ich höre <strong>of</strong>t von<br />

Studenten, die mitten im Studium merken,<br />

dass es doch nichts für sie ist, sich<br />

aber nicht trauen, abzubrechen. Was<br />

sagst du solchen Leuten? Zieh durch und<br />

bleib vorsichtig oder brich ab und mach<br />

dein Ding?<br />

Das kommt darauf an. Eigentlich bin ich<br />

als Steinbock ein Sicherheitsmensch. Ich<br />

habe zwar an das geglaubt, was ich mache,<br />

aber es hat trotzdem zehn <strong>Jahre</strong> gedauert,<br />

um den Durchbruch zu schaffen. Der Weg<br />

war lang und ich musste viel Geduld haben.<br />

Ich habe das aber immer gespürt, dass<br />

es das richtige ist. Wenn ich aber die Leute<br />

bei DSDS oder dergleichen sehe, die denken,<br />

sie könnten singen und jahrelang fest<br />

daran glauben, dann ist das etwas anderes.<br />

Man braucht ein gutes Umfeld, das einem<br />

»In meinem Fall<br />

war es vielleicht besser,<br />

dass ich auf der Bühne<br />

gelandet bin und<br />

nicht in der Anstalt.«<br />

nicht nur sagt: „Ja ja, du bist gut.“ Sondern<br />

auch wirkliche Freunde, die einem ein ehrliches<br />

Feedback geben. Selbst dann muss<br />

man abwägen, wenn es zum Beispiel mal<br />

finanziell nicht so läuft. Man braucht zumindest<br />

eine sichere Sache. Wenn es doch<br />

klappt, ist es schön. Manchmal denke ich<br />

mir: „Hättest du dein Studium doch mal<br />

durchgezogen.“ Im Nachhinein bin ich natürlich<br />

froh, dass alles gut gelaufen ist. In<br />

den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n gab es aber auch<br />

Zeiten, wo es nicht vorwärts ging und ich<br />

nur vor 20 oder 30 Leuten gespielt habe.<br />

Dann muss man gucken, wie man das<br />

überlebt. Die Momente gab es, in denen<br />

ich mich gefragt habe, ob es die richtige<br />

Entscheidung war oder nicht. In den allermeisten<br />

Fällen ist es besser, erstmal etwas<br />

Sicheres zu haben - ob das eine Ausbildung<br />

ist oder ein Studium. Es wäre fatal von mir<br />

zu sagen, dass alle abbrechen müssen, nur<br />

weil ich es geschafft habe. Guck dir mal an,<br />

wie viel Prozent es wirklich schaffen. Ich<br />

habe das große Glück gehabt. Ich will gar<br />

nicht sagen, dass es nur an meinem Talent<br />

lag, es gab auch die richtigen Leute um<br />

mich herum. Es gibt viele Komponenten,<br />

die da mitspielen. Man muss realistisch<br />

bleiben. Ich habe es geschafft. Glaube daran,<br />

wenn du das Talent hast. Aber ich<br />

denke immer noch, dass die gewisse Sicherheit<br />

wichtig ist. Deswegen kann ich<br />

nur raten, wenn einer studiert, dann soll<br />

er studieren und es durchziehen.<br />

Viele sagen, für <strong>Erfolg</strong> braucht man<br />

eine unbedingte Leidenschaft - von der<br />

man nachts sogar träumt. Bist du eher<br />

ein Pr<strong>of</strong>essional, der sein Handwerk<br />

gut beherrscht oder könntest du ohne<br />

Comedy nicht leben?<br />

Ich liebe das, was ich mache. Ob ich ohne<br />

das nicht leben könnte, ist eine schwierige<br />

Frage. Auch deswegen, weil ich Familienvater<br />

bin. Ich würde erstmal sagen, ohne<br />

meine Familie könnte ich nicht leben.<br />

Mein Beruf erfüllt mich, er gleicht mich<br />

aus und gibt mir gute Laune. Ich habe<br />

auch eine Stiftung für Kinder gegründet.<br />

Wenn ich nicht mehr auf der Bühne stehen<br />

könnte, würde ich mich da noch mehr<br />

engagieren, wobei das natürlich ehrenamtlich<br />

ist. Aber das mache ich sehr gerne und<br />

investiere gerne meine Zeit. Kinder sind<br />

Bild: Gaudenz Danuser<br />

34 www.erfolg-magazin.de . Jubiläumsausgabe 2019 . ERFOLG magazin

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