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Erfolg Magazin - Best of drei Jahre

ERFOLG Magazin-Verleger Julien Backhaus blickt zurück auf drei Jahre. Interviews mit Bohlen, Klitschko, Katzenberger, Bushido, Messner, Garrett, Pocher, Kollegah, Sido, Geiss, Kaulitz, Glööckler, Thelen uvm.

ERFOLG Magazin-Verleger Julien Backhaus blickt zurück auf drei Jahre. Interviews mit Bohlen, Klitschko, Katzenberger, Bushido, Messner, Garrett, Pocher, Kollegah, Sido, Geiss, Kaulitz, Glööckler, Thelen uvm.

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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top-Interview 4-2018<br />

Geschäftsfelder und es ist viel breiter geworden.<br />

Das klassische Fernsehen an sich<br />

hält immer noch zu sehr an seiner eigenen<br />

Rolle fest und verliert dadurch rasant den<br />

Anschluss.<br />

Aber die merken das doch auch und kaufen<br />

YouTube-Kanäle?<br />

Ja, aber ich bin immer noch sehr erstaunt,<br />

mit welcher Arroganz dem Zuschauer gegenüber<br />

die Fernsehsendungen<br />

im Studio zumindest teilweise<br />

produziert werden. Dass man die<br />

Zuschauer für fünf Stunden mit<br />

einer Flasche Wasser, die es nach<br />

vier Stunden gibt, einfach hinsetzt.<br />

Das funktioniert vielleicht bei Aufzeichnungen<br />

ausserhalb der Metropolen,<br />

weil die Leute froh sind,<br />

dass mal was anderes los ist. Aber<br />

ich frage mich wirklich, wie lange<br />

die Menschen in Köln noch zu Fernsehsendungen<br />

Montags um 16 Uhr rausfahren<br />

werden. Damit das weiter funktioniert<br />

muss den Zuschauern auch etwas geboten<br />

werden, sonst sitzen bald nur noch<br />

Komparsen im Publikum die dafür Geld<br />

bekommen. Im werbefinanzierten Markt<br />

sieht man bei den Privaten, wie der Kuchen<br />

immer kleiner wird und die Quoten<br />

sich auch immer mehr verteilen. Es ist<br />

diese Fragmentierung, die auch in Amerika<br />

extrem zu sehen ist, wo man 60 Sender<br />

hat und jede kleine Randgruppe kann<br />

sich Ihren Kram angucken. Aber es gibt<br />

nicht mehr die Ereignisse, dass sich zehn<br />

Millionen Leute eine Unterhaltungsshow<br />

angucken. Die Zeiten sind vorbei. „Wetten,<br />

dass..?“ ist nicht mehr und es wird auch<br />

keine Unterhaltungsshow mehr geben, die<br />

sich sieben, acht Millionen Leute angucken.<br />

Das Dschungelcamp ist mittlerweile<br />

die größte Unterhaltungsshow und die gibt<br />

es nur einmal im Jahr für 14 Tage.<br />

Könntest du dir vorstellen, dass du über<br />

deinen YouTube-Kanal irgendwann mal<br />

mehr Zuschauer generieren kannst, als<br />

über das Fernsehen?<br />

Ich mache ja beides. Ich bin nicht der<br />

klassische YouTuber, dafür bin ich aus der<br />

Zielgruppe raus. Ich habe am Anfang mal<br />

eine Kooperation mit der ProSiebenSat.1<br />

Media SE gehabt, Q&As und andere Sachen<br />

gemacht und regelmäßig gepostet.<br />

Ich bin da aber raus, weil ich gar keinen<br />

Bock habe, den Leuten zu zeigen: „Hey<br />

Leute huhu, ich bin im Urlaub. Hey, wow,<br />

hier wohne ich und das ist mein Auto und<br />

kommt vorbei“, und dabei Leuten vorzuspielen,<br />

dass man wirklich Interesse hat,<br />

damit die einen über alles lieben und bitte<br />

auch im Idealfall vor der Tür stehen und<br />

klingeln. Das bin ich einfach nicht.<br />

Du hast jetzt dein neues Bühnenprogramm<br />

# pocher # socialmediabitch und<br />

da bist du den Leuten sehr nahe. Magst<br />

du Menschen, suchst du die Nähe und<br />

pflegst du viele Freundschaften?<br />

»Viele Leute sagen: „Das was<br />

der kann, kann ich auch.“<br />

Ich sage dann immer: „Ja bitte,<br />

geh hin und trete auf."«<br />

Ich mag es einfach auf der Bühne zustehen.<br />

Ich bin die klassische Rampensau. Vor wie<br />

vielen Menschen ich dabei stehe ist relativ<br />

nebensächlich. Selbstverständlich mag ich<br />

Menschen, wenn auch nicht alle, das ist<br />

klar (lacht). Ich habe einen recht großen<br />

Bekanntenkreis was in der Branche nicht<br />

ausbleibt und bin grundsätzlich lieber in<br />

Gesellschaft als für mich alleine. Freunde<br />

aus meiner Zeit vor dem Fernsehen habe<br />

ich tatsächlich auch noch, wenn auch nur<br />

sehr wenige. Aber ja, ich bin schon jemand<br />

der in regelmäßigen Abständen bei<br />

meinem Umfeld anruft und mal hört, was<br />

es so neues gibt. Was den direkten Kontakt<br />

zum Publikum angeht bin ich keiner, der<br />

sich gerne anbiedert. Wenn mich jemand<br />

anspricht, bekommt jeder, der normal<br />

fragt, ein Foto. Egal, ob ich gerade nach<br />

dem zehn Stunden Flug aus dem Flieger<br />

steige oder irgendwas anderes.<br />

Wer nett und höflich<br />

ist, bei dem habe ich auch<br />

kein Problem, wenn er mich<br />

anspricht. Ich verstecke<br />

mich nicht oder gehe mit<br />

Securities aus dem Haus.<br />

Andersherum rufe ich aber<br />

auch nicht aktiv zu Autogrammstunden<br />

auf. Ein gesundes Mittelmass<br />

ist da für mich die perfekte Lösung.<br />

Ist deine Unterhaltungsleidenschaft mehr<br />

aus der Perspektive, dass du das gerne<br />

machst oder dass die Leute darauf reagieren?<br />

Also machst du das in erster Linie<br />

eher wegen dir oder wegen anderen?<br />

Beides. Sobald ich Publikum habe und<br />

einer lacht, ziehe ich das auch knallhart<br />

»Ich bin die<br />

klassische<br />

Rampensau«<br />

gagmäßig durch. Manchmal reicht es auch<br />

schon, wenn ich gelacht habe. Von daher<br />

reichen schon zwei Personen im Raum<br />

und ich find’s lustig, dass ich mich über<br />

irgendwas lustig mache. Das ist natürlich<br />

auf der Bühne perfekt, wenn man die Reaktionen<br />

sieht und das Publikum reagiert<br />

und lacht. Da weiß man, dass man auf dem<br />

richtigen Weg ist und dann geht das auch<br />

immer so weiter. Das funktioniert bei mir<br />

eigentlich schon ab dem Aufstehen nach<br />

diesem Prinzip. Ich bin jetzt nicht dieser<br />

rotweinschwenkende, vor dem Kamin sitzende,<br />

latent Depressive, der sich irgendwie<br />

auf diese Bühne schleppt und dann<br />

versucht, da irgendwas aus den Leuten<br />

rauszuholen. Mich dürfen die Sachen die<br />

ich mache selber nicht langweilen, deswegen<br />

gehe ich auch nicht ständig auf Tour.<br />

So 100 Termine im Jahr zu spielen, habe<br />

ich am Anfang gemacht, aber irgendwann<br />

hast du jede Halle vier Mal gesehen und<br />

die Abläufe sind wie bei Filmen oder Serien<br />

genau dasselbe. Wenn es mich persönlich<br />

nicht mehr interessiert oder langweilt,<br />

dann mache ich halt auch mal eine<br />

Sendung nicht mehr. Wenn man alles gemacht<br />

hat, dann macht man halt das nächste.<br />

Wenn es Sachen teilweise nicht mehr<br />

gibt, kommen neue Sachen. Irgendwie<br />

geht es immer weiter.<br />

Hast du so eine grundlegende <strong>Erfolg</strong>sphilosophie,<br />

der du immer versuchst<br />

treu zu bleiben?<br />

Ne, ich habe auch nie ein Lebensmotto<br />

gehabt. Erstmal ist es wichtig, grundsätzlich<br />

das zu machen, was einem Spaß<br />

macht. Ich glaube, das merken die Leute<br />

auch und haben Spaß daran, wenn sie das<br />

auf der Bühne sehen. Ich mache das fast<br />

20 <strong>Jahre</strong> und habe schon<br />

das Gefühl und die Gewissheit,<br />

dass ich es auch noch<br />

die nächsten 20 <strong>Jahre</strong> machen<br />

kann. Auch wenn es<br />

mal ein paar Rückschläge<br />

gibt darf man nicht gleich<br />

nervös werden und alles<br />

und jeden in Frage stellen.<br />

Ich versuche auch in Krisensituationen so<br />

gelassen wie möglich zu bleiben. Ich habe<br />

keine Zukunftsängste, diese gewisse Entspanntheit<br />

hilft mir dabei. Viele sind so<br />

verkrampft und haben Angst, nicht mehr<br />

da zu sein oder nicht mehr stattzufinden.<br />

Damit muss man umgehen können, auch<br />

ich. Es gibt immer Leute, die spielen in<br />

größere Hallen oder spielen erfolgreicher<br />

oder haben mehr Fernsehsendungen. Da<br />

46 www.erfolg-magazin.de . Jubiläumsausgabe 2019 . ERFOLG magazin

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