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TITEL<br />
„Es geht mir um<br />
Rock‘n’Roll als<br />
Kunstform“<br />
Thees Uhlmann bringt sein drittes<br />
Album heraus und kommt ins Pier 2<br />
12<br />
in Hemmoor bei Cuxhaven<br />
1974 geboren, mischte Thees Uhlmann<br />
zunächst mit Tomte die deutschsprachige<br />
Musikszene auf, ehe er ab 2011 seine<br />
Solokarriere vorantrieb. Einst eher im Indie-Rock<br />
unterwegs, hat sich der Musiker<br />
mittlerweile dem klassischen Rock verschrieben<br />
und wurde schon als deutscher<br />
Bruce Springsteen betitelt. Immer wieder<br />
findet der Norden, das Land und die Leute<br />
in seinen Texten Einzug. Dabei erzählt er<br />
Geschichten von einfachen Leuten – beispielsweise<br />
einer Supermarktkassiererin<br />
oder einem Chauffeur. Er hat mit Grand<br />
Hotel van Cleef sein eigenes Label gegründet<br />
und ganz nebenbei hat der heute<br />
45-Jährige 2015 mit „Sophia, der Tod und<br />
ich“ seinen ersten Roman veröffentlicht,<br />
der sich mehr als 100.000 Mal verkaufte.<br />
Im Interview spricht Thees Uhlmann darüber,<br />
wie seine Songs entstehen, über seinen<br />
Bezug zur Heimat und warum <strong>Bremen</strong> ein<br />
Stück seiner Jugend ist.<br />
„Fünf Jahre nicht gesungen“ heißt ein Titel<br />
auf Ihrem neuen Album „Junkies und<br />
Scientologen“. Warum hat es so lange mit<br />
Ihrem dritten Werk gedauert?<br />
Eigentlich hat es sogar sechs Jahre gedauert,<br />
wir haben nur vor fünf Jahren die letzten<br />
Konzerte gespielt. Daher auch der Titel<br />
„Fünf Jahre nicht gesungen“. Vor vier Jahren<br />
habe ich dann aber das Buch „Sophia, der Tod<br />
und ich“ herausgebracht und anschließend<br />
noch etwa 100 Lesungen gehabt. Erst danach<br />
fing ich mit dem neuen Album an, war<br />
auch schon ziemlich weit. Und dann fiel mir<br />
auf, dass das, was ich geschrieben hatte, mir<br />
überhaupt nicht mehr gefiel.<br />
Was war damit nicht in Ordnung?<br />
Ich fand die Texte blöd, indifferent und in<br />
sich gekehrt. Es kam mir so vor, als ob ich<br />
versuchen würde, mich selbst als tollen<br />
Denker zu präsentieren. Das fand ich doof<br />
und peinlich, habe das Ganze dann abgebrochen<br />
und noch einmal, am Übergang<br />
von 2017 zu 2018, von vorne angefangen.<br />
Deshalb hat es am Ende so lange gedauert,<br />
war aber nur ehrlich.<br />
Wie entsteht Ihre Musik?<br />
Die Songs entstehen bei mir eigentlich immer<br />
aus einer Punchline, also einem Satz,<br />
den ich gut finde und bei dem ich denke, dass<br />
das Thema interessant sein könnte. Einer<br />
der ersten Songs des neuen Albums war beispielsweise<br />
„Ich bin der Fahrer, der die Frauen<br />
nach Hip-Hop-Videodrehs nach Hause<br />
fährt“. Ich saß im ICE kurz vor Bielefeld und<br />
mitten in einem Gedankenstrom kam dieser<br />
Satz und ich dachte sofort: Daraus kann man<br />
einen Song machen. Da ich fast ständig auf<br />
meiner Gitarre herumklimpere, entstehen<br />
so nebenbei viele Ideen für Melodien. Ich<br />
kann dann sozusagen in meinem Fundus<br />
gucken, ob etwas zur Textzeile passt, und so<br />
haben wir einen Anfang. Der Rest ist dann<br />
bodenständige Arbeit im Team.<br />
Denken Sie über jedes Wort nach, das in<br />
Ihren Texten vorkommt?<br />
Ja, aber nicht nur ich alleine. Wir sind ein<br />
Team, drehen Wörter und Sätze hin und her<br />
bis es passt. Ich lehne mich mal aus dem<br />
Fenster: Jetzt, mit über 40 und dem Gefühl,<br />
durch mein erstes Buch, bin ich, was meine<br />
Texte angeht, vielleicht noch ein bisschen<br />
selbstbewusster darüber geworden, dass die<br />
Leute mögen, was ich schreibe, selbst wenn<br />
eine größere Ernsthaftigkeit oder Kunstfertigkeit<br />
dahintersteckt. Es geht mir bei meiner<br />
Musik nicht in erster Linie um Entertainment,<br />
sondern um Rock’n’Roll als Kunstform.<br />
Wie wichtig ist Ihnen dabei der Erfolg?<br />
Natürlich ist es super, im Schlachthof oder