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recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 4/2015

Es ist schon zur guten Tradition geworden: In der letzten recke:in-Ausgabe des Jahres berichten Menschen, die bei uns leben, arbeiten oder mit uns gemeinsam Ideen und Projekte auf den Weg bringen, von den Dingen, die sich und sie in diesem Jahr bewegt haben. „Mut zu Veränderungen“, so lautet die Überschrift des Heftes über den ganz verschiedenen Geschichten dieser sehr individuellen Menschen.

Es ist schon zur guten Tradition geworden: In der letzten recke:in-Ausgabe des Jahres berichten Menschen, die bei uns leben, arbeiten oder mit uns gemeinsam Ideen und Projekte auf den Weg bringen, von den Dingen, die sich und sie in diesem Jahr bewegt haben. „Mut zu Veränderungen“, so lautet die Überschrift des Heftes über den ganz verschiedenen Geschichten dieser sehr individuellen Menschen.

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20 Erziehung & Bildung<br />

Und manchmal<br />

fließen auch Tränen<br />

Draußen nieselt <strong>der</strong> Regen novembertraurig vor sich h<strong>in</strong>,<br />

dr<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den frisch renovierten Räumen an <strong>der</strong> E<strong>in</strong>brunger<br />

Straße <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer ist die Stimmung bestens. Die<br />

sechs Jugendlichen am Küchentisch albern mit ihren Erziehern<br />

und Pädagogen herum, setzen sich gegenseitig ihre Basecaps<br />

auf und wie<strong>der</strong> ab und machen alle e<strong>in</strong>en mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

fröhlichen E<strong>in</strong>druck. Dabei ist ihre Geschichte alles an<strong>der</strong>e als<br />

unbeschwert: Die 15- bis 17-jährigen Jungen s<strong>in</strong>d gerade erst <strong>in</strong><br />

Deutschland angekommen, unter oft dramatischen Umständen<br />

geflohen aus Afghanistan, alle<strong>in</strong>, ohne Eltern o<strong>der</strong> erwachsene<br />

Begleitpersonen – unbegleitete m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige Flüchtl<strong>in</strong>ge.<br />

Von Roelf Bleeker-Dohmen<br />

Seit Monaten ist die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

von Flüchtl<strong>in</strong>gen aus den Krisenund<br />

Kriegsgebieten e<strong>in</strong> großes Thema<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit, seit Monaten<br />

wächst auch <strong>der</strong> Aufnahmedruck <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe. Die m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen Flüchtl<strong>in</strong>ge,<br />

die ohne Begleitung nach Deutschland<br />

geflohen s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> Jugendhilfemaßnahmen<br />

untergebracht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> schon seit Langem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>gestreuten<br />

Wohngruppenplätzen und Apartments quer<br />

durch alle Angebote. Nun gibt es seit dem<br />

Sommer e<strong>in</strong>e eigens e<strong>in</strong>gerichtete Gruppe<br />

<strong>in</strong> Hilden, e<strong>in</strong> zusätzlich angemietetes Haus<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf und seit Oktober die erste<br />

Aufnahmegruppe. Sie bef<strong>in</strong>det sich auf dem<br />

Campus <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer.<br />

Insgesamt hat die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>in</strong> diesem Jahr schon fast 60 unbegleitete<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige Flüchtl<strong>in</strong>ge, kurz UMF, aufgenommen.<br />

Mit <strong>der</strong> Aufnahmegruppe betritt die <strong>Graf</strong><br />

<strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung Neuland. Die<br />

unbegleiteten m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen Flüchtl<strong>in</strong>ge,<br />

die bisher hierher kamen, hatten das so<br />

genannte Clear<strong>in</strong>g schon durchlaufen. Ihr<br />

Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohngruppe o<strong>der</strong> betreut im<br />

eigenen Apartment ist schon die Anschlussmaßnahme<br />

nach <strong>der</strong> ersten Aufnahme. Nun<br />

hat die <strong>Stiftung</strong> selbst e<strong>in</strong>e Clear<strong>in</strong>gstelle und<br />

e<strong>in</strong>e Aufnahmegruppe für die, die gerade erst<br />

vom Jugendamt <strong>in</strong> Obhut genommen wurden<br />

– Inobhutnahmegruppe wird die Wittlaerer<br />

Konstellation deshalb auch genannt.<br />

»Wir setzen den Fokus hier nicht, wie <strong>in</strong><br />

klassischen Jugendhilfegruppen, auf Erziehung,<br />

son<strong>der</strong>n erfüllen zunächst Grundbedürfnisse«,<br />

erläutert Teamleiter Oliver<br />

Nickel. Wenn die Jugendlichen nach ihrer<br />

oft wochenlangen Flucht mit häufig dramatischen<br />

Erfahrungen ankommen, dann<br />

benötigen sie viel Ruhe, Rückzugsmöglichkeiten,<br />

Schlaf, Essen, Kleidung – und an<strong>der</strong>erseits<br />

auch Tagesstruktur und Beschäftigung.<br />

»<strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong> Spagat, beides zu bieten«,<br />

sagt Nickel. Wie die Angebote angenommen<br />

werden, hängt vom E<strong>in</strong>zelnen ab. Der e<strong>in</strong>e<br />

redet über se<strong>in</strong>e Fluchtgeschichte, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

kaum. Generell sei <strong>der</strong> kulturelle H<strong>in</strong>tergrund<br />

gerade im orientalischen Raum e<strong>in</strong>er<br />

therapeutischen Aufarbeitung manchmal<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 4/<strong>2015</strong>

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