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recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 4/2015

Es ist schon zur guten Tradition geworden: In der letzten recke:in-Ausgabe des Jahres berichten Menschen, die bei uns leben, arbeiten oder mit uns gemeinsam Ideen und Projekte auf den Weg bringen, von den Dingen, die sich und sie in diesem Jahr bewegt haben. „Mut zu Veränderungen“, so lautet die Überschrift des Heftes über den ganz verschiedenen Geschichten dieser sehr individuellen Menschen.

Es ist schon zur guten Tradition geworden: In der letzten recke:in-Ausgabe des Jahres berichten Menschen, die bei uns leben, arbeiten oder mit uns gemeinsam Ideen und Projekte auf den Weg bringen, von den Dingen, die sich und sie in diesem Jahr bewegt haben. „Mut zu Veränderungen“, so lautet die Überschrift des Heftes über den ganz verschiedenen Geschichten dieser sehr individuellen Menschen.

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24 Wohnen & Pflege<br />

Gerne sitzt Re<strong>in</strong>hard Pantke vorm »Köhof« und raucht se<strong>in</strong>e Zigarette. Wer will’s ihm verbieten? »Wir haben hier<br />

e<strong>in</strong>en Betreuungs-, ke<strong>in</strong>en Erziehungsauftrag«, sagt Pflegedienstleitung Izabela Otten (Foto unten rechts).<br />

An den Sturz kann sich Re<strong>in</strong>hard<br />

Pantke nicht ganz er<strong>in</strong>nern. Aber<br />

er war heftig: Hüfte und Leiste<br />

waren gebrochen – Krankenhaus,<br />

Operation. Nach <strong>der</strong> Entlassung aus dem<br />

Krankenhaus konnte Re<strong>in</strong>hard Pantke nicht<br />

zurück <strong>in</strong>s Wohnhaus, <strong>in</strong> dem er seit fast 30<br />

Jahren lebte.<br />

<strong>Das</strong> Wohnhaus an <strong>der</strong> Humboldtstraße<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf gehört zum Sozialpsychiatrischen<br />

Verbund <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>. Und<br />

die hatte dann auch das passende Angebot<br />

für ihn: E<strong>in</strong> Kurzzeitpflegeplatz fand sich<br />

im Seniorenzentrum Zum Königshof. <strong>Das</strong><br />

gehört zum Geschäftsbereich Wohnen &<br />

Pflege <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>. Und dort<br />

gefiel es Re<strong>in</strong>hard Pantke so gut, dass er<br />

gleich blieb, als e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelzimmer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Langzeitpflege frei wurde. Im Juli zog er<br />

dort e<strong>in</strong>.<br />

Damals saß er noch im Rollstuhl. Inzwischen<br />

läuft er wie<strong>der</strong> ganz gut, benötigt nur<br />

noch den Rollator. »Herr Pantke gestaltet<br />

se<strong>in</strong>en Tagesablauf weitgehend selbstständig«,<br />

berichtet Pflegedienstleitung Izabela<br />

Otten. Er streift durchs Haus, geht zum<br />

benachbarten Büdchen, nimmt an zahlreichen<br />

Veranstaltungen im Haus teil: »Sitzgymnastik<br />

mit’m Peter, Mittwoch Spiele,<br />

S<strong>in</strong>ggruppe o<strong>der</strong> Nagelstübchen«, berichtet<br />

er. Nagelstübchen? Tatsächlich geht Re<strong>in</strong>hard<br />

Pantke als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wenigen Männer<br />

im Haus zur Maniküre, berichtet Izabela<br />

Otten. »Aber färben lasse ich mir die Nägel<br />

nicht!«, betont Re<strong>in</strong>hard Pantke. Und zwischendurch<br />

raucht er gern und viel se<strong>in</strong>e<br />

Zigaretten.<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Sucht hat Re<strong>in</strong>hard Pantke<br />

<strong>in</strong> den Griff bekommen – den Alkoholismus.<br />

Der hat ihn ziemlich aus <strong>der</strong> Bahn geworfen,<br />

nachdem er doch nicht lange zuvor <strong>in</strong> die<br />

Spur gefunden zu haben schien. Denn leicht<br />

hatte es Pantke <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben nie.<br />

Geboren wurde Re<strong>in</strong>hard Pantke 1954<br />

im ostdeutschen Bitterfeld. Drei Jahre später<br />

floh se<strong>in</strong>e Mutter mit ihm nach Westfalen.<br />

Se<strong>in</strong> Vater kam nach, starb aber kurze Zeit<br />

später <strong>in</strong> Westdeutschland. In <strong>der</strong> Schule<br />

war Re<strong>in</strong>hard Pantke nicht gern, schwänzte,<br />

machte Uns<strong>in</strong>n. So landete er erst im Internat,<br />

dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pflegefamilie. Als Re<strong>in</strong>hard<br />

Pantke e<strong>in</strong>en Job bei <strong>der</strong> Düsseldorfer<br />

Straßenre<strong>in</strong>igung fand, zog er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sozialwohnung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em »Haus für Menschen, die<br />

nicht alle<strong>in</strong>e wohnen konnten«, so nennt<br />

Re<strong>in</strong>hard Pantke es.<br />

Dennoch hatte er e<strong>in</strong> gewisses Maß an<br />

Selbstständigkeit erreicht: eigene Wohnung,<br />

e<strong>in</strong> Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. Doch<br />

e<strong>in</strong>es Tages g<strong>in</strong>g er nicht mehr zur Arbeit.<br />

<strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 4/<strong>2015</strong>

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