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Deinfaktor10.de - Disziplin

"Disziplin ist die Mutter des Erfolges" heißt es. Doch wo stehen wir eigentlich im Bezug auf Disziplin? Erfahrt aktuelle Perspektiven auf das Thema und wie die Disziplin uns aktuell vom Wachstum abhält. Interessante Impulse

"Disziplin ist die Mutter des Erfolges" heißt es. Doch wo stehen wir eigentlich im Bezug auf Disziplin? Erfahrt aktuelle Perspektiven auf das Thema und wie die Disziplin uns aktuell vom Wachstum abhält. Interessante Impulse

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DISZIPLIN<br />

„Das Ende einer Ära.<br />

Warum wir <strong>Disziplin</strong><br />

neu verstehen müssen.“<br />

Stephan Balzer<br />

DAS WACHSTUMSKONZEPT<br />

„CLOWN” — BRITTA PIEL<br />

90% SCHEITERN DARAN:<br />

DISZIPLIN 4.0 — DIRK OHLMEIER<br />

„GROWTH IS DISCIPLINE“ —<br />

EIN INTERNATIONALER GASTBEITRAG<br />

VON SULE KUTLAY<br />

TÖCHTER & SÖHNE: DISZIPLIN IN DER<br />

NACHFOLGE — ANGELICA EGERTH<br />

MIT DISZIPLIN SCHAFFST DU DEN<br />

NEUANFANG — CLAUDIA MICHALSKI<br />

DISZIPLIN FRISST TALENT ZUM<br />

FRÜHSTÜCK. — SABINE SIPP<br />

DISZIPLIN – DIE UNGENUTZTE<br />

RESSOURCE — JOACHIM LASK<br />

SOLO-IMPROVISATION IST DISZIPLIN<br />

HEUTE — MARTIN A. CIESIELSKI<br />

Faktor<br />

MAGAZIN FÜR UNTERNEHMERISCHES WACHSTUM<br />

Dein


INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

10<br />

Du<br />

10<br />

18<br />

36<br />

Sabine Sipp<br />

<strong>Disziplin</strong> frisst Talent zum Frühstück<br />

Sule Kutlay Gandur<br />

Self-diszipline of Resilience —<br />

Empathy<br />

Martin A. Ciesielski<br />

Die Innen-<strong>Disziplin</strong><br />

14<br />

Angelica Egerth<br />

Muss <strong>Disziplin</strong> neu<br />

definiert werden?<br />

2 4<br />

Dirk Ohlmeier<br />

Warum 90% der Manager<br />

an <strong>Disziplin</strong> im HR scheitern<br />

14<br />

Deine Organisation<br />

42<br />

Dirk Ohlmeier<br />

Interview mit Stephan Balzer<br />

26<br />

28<br />

32<br />

Joachim E. Lask<br />

<strong>Disziplin</strong> — eine<br />

ungenutzte Ressource<br />

Claudia Michalski<br />

<strong>Disziplin</strong> im Job —<br />

um jeden Preis?<br />

Britta Piel<br />

Was Du von einem<br />

Clown lernen kannst.<br />

6<br />

Dein Team<br />

48 Ausblick<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

Dein Faktor 10<br />

42<br />

Dein Markt


4<br />

EDITORIAL EDITORIAL<br />

5<br />

Editorial<br />

Über Dein Faktor 10<br />

Dein Faktor 10 macht Mut, informiert<br />

über Wachstumspotenziale und erleichtert<br />

die Schritte, Wachstum anzupacken.<br />

Wir sind überzeugt das Manager, Macher,<br />

Unternehmer ehrliche Impulse schätzen.<br />

Diese Magazin bietet Dir pragmatische<br />

Ansätze für Wachstum und darüber hinaus<br />

eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten<br />

die sich vernetzen, Erfahrungen austauschen<br />

und Zukunft schaffen.<br />

Nutze diesen qualitativ hochwertigen<br />

Perspektivwechsel, um Dein Wachstum zu<br />

verstärken.<br />

Über Dirk Ohlmeier<br />

Er ist Diplom-Kaufmann (FH), Gründer<br />

und auch Geschäftsführer der Ethos<br />

Human Recruitment GmbH.<br />

Seit 2004 nutzt er die Emotion in der<br />

Kommunikation um Entscheider, Unternehmer<br />

und Macher zu unterstützen.<br />

Die Personalgewinnung ist seine Königs<br />

diziplin. Sein Erfolgsgeheimnis: Ehrlichkeit,<br />

Pragmatismus und sein Macher-Netzwerk.<br />

„<strong>Disziplin</strong>, Achillesferse der Deutschen!“<br />

Dieser Titel hat es nicht auf das Cover geschafft. Die Autoren von Dein Faktor 10<br />

als auch die Gesprächspartner für die Interviews sind geradezu „erschrocken”<br />

als sie den Titel hörten. Es gab mehr als Gegenwind, geradezu eine Revolte im Team.<br />

Die Diskussion der <strong>Disziplin</strong> führt ganz schnell zu sehr hitzigen und Diskussionen<br />

über fundamentale Glaubenssätze und genau deswegen haben wir das Thema beibehalten<br />

und den Titel verändert.<br />

Mit dem Aufhänger der Achillesferse will ich darauf hinweisen, dass des “Deutschen<br />

<strong>Disziplin</strong>” die im Volksmund ja eine “Tugend” von uns ist, meiner Meinung nach, nicht<br />

mehr vorhanden ist, oder ein Update benötigt.<br />

Im Interview mit Stephan Balzer, Unternehmer und TEDx-Initiator in Deutschland,<br />

reden wir über die ganze Bandbreite der <strong>Disziplin</strong> und versuchen den Status quo für<br />

Entscheider und Manager zu fassen.<br />

Wachstum braucht <strong>Disziplin</strong>. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Durchlesen der Artikel.<br />

Auf das Ihr Euch selber hinterfragt, Euch mit dem Thema <strong>Disziplin</strong> neu auseinandersetzt<br />

und wir anfangen grundlegende und Dinge, die als gegeben betrachtet werden zu hinterfragen.<br />

Nicht um es kompliziert zu machen, sondern um zu schauen, ob wir eigentlich<br />

wirklich so diszipliniert sind, um Zukunft zu schaffen.<br />

Euer<br />

Dirk Ohlmeier


UNGENUTZTE RESSOURCE<br />

DEIN TEAM<br />

DEIN TEAM<br />

UNGENUTZTE RESSOURCE<br />

6<br />

7<br />

<strong>Disziplin</strong> —<br />

eine ungenutzte Ressource<br />

„Zuckerbrot und Peitsche“ als Führungs- bzw. Erziehungskonzept<br />

sind schon seit Langem ein „No go“! Wer nur<br />

mit <strong>Disziplin</strong>, Kontrolle und Sanktionen/Strafe ergebnisund<br />

zahlenorientiert führt, verliert den Menschen.<br />

— von Joachim E. Lask<br />

Mit der Hinwendung zu Führungsinstrumenten und<br />

Erziehungsstrategien wie Vertrauen, Partizipation,<br />

Wertschätzung oder Kooperation hat das Pendel der<br />

Führung in das gegenteilige Extrem ausgeschlagen. Mitarbeiterorientierte<br />

Chefs landen schon nach kurzer Zeit<br />

bei Tischkicker und italienischer Espressomaschine in<br />

der Kuschel-Wohlfühl-Ecke und lassen sich von ihren<br />

Mitarbeitern auf der Nase herumtanzen. Gleiches gilt für<br />

Eltern mit ihren Kindern.<br />

Und wenn dann die Ergebnisse – egal ob in Betrieb,<br />

Haushalt oder Erziehung – nicht mehr stimmen, ist<br />

Schluss mit lustig. „Das wird Konsequenzen haben!“,<br />

„Wer nicht hören will, muss fühlen!“ etc. und der Ruf<br />

nach der <strong>Disziplin</strong> wird laut. Das sind dann Reaktionen<br />

mit dem Potential, erneut in das andere Extrem zu<br />

wechseln. So ist die „<strong>Disziplin</strong>“ zwar zwischen die Stühle<br />

der Erziehungs- und Führungsschulen geraten, jedoch gehört<br />

sie zweifellos zur DNA erfolgreicher Führung und<br />

zwar am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Selbstführung.<br />

Ohne <strong>Disziplin</strong> geht es nicht! Doch wie kann<br />

<strong>Disziplin</strong> gelingen?<br />

Die <strong>Disziplin</strong> ist Bindeglied zwischen dem „Respekt<br />

vor dem Menschen“ und „der Härte zum Prozess“. Dies<br />

setzt eine gute Kommunikation voraus und somit eine<br />

tragfähige / belastbare Beziehung. Doch häufig machen<br />

wir es uns zu einfach und gehen der Kommunikationsarbeit<br />

aus dem Weg. Dies geschieht, wenn wir Bestrafen<br />

als Machtmittel oder eine pseudo-positive Beziehung als<br />

Versteck vor Auseinandersetzungen missbrauchen.<br />

Kein Psychotrick nötig<br />

„Was muss ich tun, dass mein Mitarbeiter/ mein Kind<br />

tut, was ich ihm sage?“ ist eine der häufigsten Fragen,<br />

die mir in der Unternehmens- und Elternberatung<br />

gestellt wird. Der Unterton der Frage deutet darauf hin:<br />

„Wertschätzung, Drohungen oder gar nichts sagen‘ …<br />

alles haben wir versucht. Es hilft nichts!“ In der Regel<br />

erwarten die Fragesteller von mir den nächsten genialen<br />

Psychotrick, mit dem Mitarbeiter und Kinder gefügig<br />

gemacht werden sollen, das zu tun, was man ihnen sagt –<br />

wenn möglich dauerhaft.<br />

Also: was meinen wir damit, wenn wir sagen: „Dieser<br />

Mensch ist diszipliniert!“? Interessant: <strong>Disziplin</strong> hat nichts<br />

damit zu tun einen Fehler zu machen oder an etwas zu<br />

Scheitern. Und doch steht <strong>Disziplin</strong> dafür, ein Ziel unbedingt<br />

erreichen zu wollen.<br />

Vor einiger Zeit sagte uns eine Führungskraft: „In meiner<br />

Abteilung darf jeder Mitarbeiter Fehler machen…“<br />

und erweiterte dann diese Aussage mit: „ … damit wir<br />

diesen Fehler nie wieder machen müssen!“ Insbesondere<br />

Fehler sind wertvolle Schatztruhen. In ihnen liegen die<br />

Informationen, wie die Realität tatsächlich tickt und wie<br />

dann diszipliniertes Verhalten tatsächlich zum Ziel führen<br />

kann. Diese Schatztruhe zu öffnen und zu nutzen ist eine<br />

Aufgabe von Führungskräften und Eltern.<br />

Was lernt der Mitarbeiter?<br />

Firma A verkauft seit vielen Jahren Dienstleistungen an<br />

einen guten Kunden C. Bei der Ausformulierung eines<br />

umfangreichen Angebotes sind erhebliche Fehler aufgetreten.<br />

Der potenzielle Kunde hat nicht nur inhaltlich<br />

ein falsches, sondern noch dazu ein völlig überteuertes<br />

Angebot erhalten. Das fachliche, aber auch zwischenmenschliche<br />

Vertrauen stand auf dem Spiel. Als Konsequenz<br />

drohte nicht nur der Verlust des Kunden, sondern auch<br />

der von vier Arbeitsplätzen.<br />

Der Geschäftsführer, den wir damals begleiteten, hielt<br />

zunächst seinen Mitarbeitern eine „mächtige Standpauke“<br />

und klagte mehr <strong>Disziplin</strong> ein. Er übernahm<br />

sofort den gesamten Fall. In Tag- und Nachtarbeit wollte<br />

er nun selbst ein in Form und Inhalt richtiges und dazu<br />

finanziell attraktives Angebot erarbeiten. Wir fragten ihn:<br />

„Deine Mitarbeiter – was lernen sie jetzt?“ Nach und<br />

nach wurde ihm klar, der Mitarbeiter lernt: „Wenn hier<br />

etwas schiefläuft gibt’s Ärger! Wenn ich gute Ausreden<br />

habe, kann ich mich zurücklehnen … den Chef die Arbeit<br />

machen lassen … und alles wird gut!“ Und für die nächste<br />

Angebotserstellung hat sowohl der Mitarbeiter als<br />

auch der Geschäftsführer gelernt: Die schwierige Arbeit<br />

macht hier der Chef!<br />

Wo liegt der Fehler?<br />

Und hier beginnt die <strong>Disziplin</strong> in der Mitarbeiterführung,<br />

in der Elternarbeit oder an der Arbeit an sich Selbst.<br />

Machen wir uns klar: Derjenige muss gefeiert werden,<br />

der den Fehler in der Tiefe entdeckt und gut beschreiben<br />

kann. Denn es genügte in diesem Fall nicht, den Fehler<br />

mit dem Ruf nach mehr <strong>Disziplin</strong> zu beheben. Das Ziel<br />

für das Unternehmen muss doch sein: Dieser Fehler<br />

darf niemals erneut auftreten. So war Firma A herausgefordert,<br />

den Fehler in der Tiefe zu verstehen: Wie konnte<br />

es dazu kommen? Haben Sie den Mut auch als Eltern,<br />

mindestens fünfmal erneut „Warum?“ zu fragen, wenn<br />

Sie den vermeintlichen Fehler gefunden haben.<br />

Die nächste Aufgabe der Führungskraft besteht nun<br />

darin, Möglichkeiten und Ressourcen zur Förderung und<br />

ggf. Weiterbildung bereitzustellen. Für viele Führungskräfte<br />

und Eltern ist an dieser Stelle das Ende der<br />

Führungsaufgabe erreicht im Sinne von: „Ich hab‘ es ihm<br />

jetzt klipp und klar gesagt!“ Sie steigen gerade hier aus<br />

ihrer Führungsverantwortung aus und reagieren erst<br />

wieder dann, wenn der nächste Fehler auftritt.<br />

Joachim E. Lask<br />

Diplom-Psychologe, Gründer und Geschäftsführer<br />

des WorkFamily-Instituts. Seit 2004 forscht er zum Enrichment-<br />

Ansatz, aktuell zur Bewusstseinsbildung und zum Wert<br />

von Familie im Unternehmen. Eine zusammenfassende<br />

Darstellung hat er in „Gute Eltern sind bessere Mitarbeiter“<br />

(Springer-Verlag, 2017) vorgelegt.<br />

Dicht dran bleiben<br />

Gerade jetzt heißt es: „Dicht<br />

am Mitarbeiter dran bleiben!"<br />

Gerade jetzt braucht der<br />

Mitarbeiter diese Unterstützung,<br />

Wertschätzung und<br />

Korrektur, Anleitungen und<br />

Zutrauen! Entscheidend ist<br />

jetzt: Was passiert beim<br />

nächsten Mal? Dabei ist es<br />

wieder simpel und günstig:<br />

Die Führungskraft muss<br />

bei der nächsten Angebotserstellung<br />

lediglich präsent<br />

sein, damit sie erkennen kann,<br />

ob die neuen Lösungen tatsächlich<br />

eingesetzt werden und<br />

ggf. auch Anpassungen nötig sind.<br />

Sicherlich merken Sie: Das ist echte<br />

<strong>Disziplin</strong>-Arbeit. Das macht Mühe.<br />

Es kostet Schweiß. – Ja, das stimmt! Diese<br />

Führungsarbeit kostet Zeit und Geld, die<br />

sich lohnt – für den Mitarbeiter, für die Führungskraft<br />

und für das Unternehmen. Und Sie<br />

merken nun, dass <strong>Disziplin</strong> bei der Mitarbeiterführungpure<br />

Kommunikationsarbeit ist, damit der Mitarbeiter<br />

das Ziel erreicht. Eltern können genau diese Vorgänge<br />

bestens in der Erziehungsarbeit jahrelang und intensiv<br />

üben.<br />

Ziele vereinbaren<br />

Um das Thema zu Ende zu bringen, müssen wir diszipliniert<br />

nochmals ganz an den Anfang zurück. Es geht um<br />

das Herzstück der <strong>Disziplin</strong>.<br />

Denn <strong>Disziplin</strong> hat den einzigen Zweck, ein gestecktes<br />

Ziel zu erreichen. <strong>Disziplin</strong> ist dann nichts anderes als<br />

das konsequente Anwenden von vorhandenem Prozesswissen,<br />

Regeln oder Werten, die das Erreichen von<br />

Zielen wahrscheinlich machen. Ich esse nach 20 Uhr<br />

nichts, damit ich gut Schlafen kann. Ich mache Sport,<br />

damit meine Regenerationsfähigkeit erhalten bleibt. Ich<br />

fördere und fordere meine Mitarbeiter, damit unsere<br />

Produktivität bestmöglich ist. Und wenn ich Ablenkungen<br />

erkenne, die der Zielvorgabe entgegenwirken,<br />

dann sorge ich für deren Überwindung. Ich bleibe dran,<br />

auch wenn sich kurzfristig unbequeme persönliche<br />

Konsequenzen ergeben und ich freue mich schon<br />

jetzt über das Erreichen des gesteckten Ziels. Ich bin<br />

ausgeschlafen. Ich bin stressresistenter. Wir erreichen<br />

unser Unternehmensziel.


UNGENUTZTE RESSOURCE<br />

9<br />

Die Kraft zur <strong>Disziplin</strong><br />

Nochmal, das Herzstück der <strong>Disziplin</strong> ist das Ziel. Aus<br />

ihm beziehen wir die Kraft diszipliniert an einer Arbeit<br />

dranzubleiben (Volition). Nun ist es aber so, dass ein Ziel<br />

vereinbart werden muss, denn sonst wird <strong>Disziplin</strong> zum<br />

blinden Gehorsam oder zu einer blauäugigen Folgsamkeit,<br />

die wir hier alle nicht gebrauchen können. Und genau<br />

hier kracht es so häufig zwischen den Generationen im<br />

Unternehmen. Während Ältere unter uns in <strong>Disziplin</strong><br />

eher die loyale Abarbeitung von Arbeitsaufträgen verstehen,<br />

fragt der Mitarbeiter aus der Generation Y naiv nach<br />

dem Sinn der Arbeit für das Unternehmen: „Warum soll<br />

ich das machen?“ Wozu soll das denn führen – das macht<br />

doch überhaupt keinen Sinn!“ Wenn es dann der Babyboomer-Führungskraft<br />

nicht gelingt das Arbeitsziel in<br />

den Sinn-Zusammenhang mit dem Unternehmensziel zu<br />

stellen, dann ist es in der Tat höchste Zeit, das Ziel neu<br />

zu formulieren oder anzupassen. Alles andere wäre dann<br />

in der Tat „disziplin-los“ und ziellos. Diese Fähigkeit zum<br />

Sensemaking gehört zur DNA jeder Führungskraft (vgl.<br />

Full Range of Leadership Model, Bass & Avolio).<br />

Jedoch ist das „Ziele vereinbaren“ leichter gesagt als<br />

getan. Es genügt nicht, vor sich hin zu sagen „Ich mache<br />

Sport!“, dem Mitarbeiter zu sagen „Mache keine Fehler!“<br />

oder das Kind aufzufordern „Im nächsten Französisch-Vokabeltest<br />

will ich eine ‚1‘ sehen!“ Ein Team kann<br />

diszipliniert an der Erreichung eines Ziels arbeiten, wenn<br />

das Ziel kommuniziert, geteilt, wertgeschätzt und erreichbar<br />

ist. Das gilt ebenso für die Führungskraft gegenüber<br />

seinen Mitarbeitern oder Eltern zu ihren Kindern. Und<br />

letztlich gilt dies für mich selbst. „In den nächsten 14 Tagen<br />

parke ich mein Auto so, dass ich mindestens 20 Minuten<br />

pro Tag zu Fuß gehen muss.“ „Mit dem Mitarbeiter suche<br />

ich nach den Bedingungen des Fehlers in der Angebotserstellung<br />

und fördere bzw. begleite ihn die richtigen<br />

Prozessschritte zu gehen.“ „Für den nächsten Französisch-Vokabeltest<br />

beginne ich vier Tage vor der Prüfung<br />

mit dem Lernen von täglich 10 Vokabeln.“<br />

Fazit<br />

„<strong>Disziplin</strong>iert sein“ ist zielorientiertes Handeln. Es ist die<br />

Fähigkeit, sich an die Vereinbarungen, Regeln, Prozessvorgaben<br />

und Werten zu halten. Fehler und Scheitern<br />

sind die Geschwister der <strong>Disziplin</strong>, zur besseren Erreichung<br />

eines vereinbarten Ziels. Somit ist <strong>Disziplin</strong> das<br />

Bindeglied zwischen der sachlichen Forderung bzw. dem<br />

Ziel und dem Respekt zum Anderen oder zu mir selbst.<br />

<strong>Disziplin</strong> fällt leider nicht vom Himmel und muss wie<br />

ein Muskel täglich trainiert werden. Hierzu gibt es im privaten<br />

und beruflichen Alltag viele Übungsmöglichkeiten.<br />

Eltern haben einen besonderen Vorteil: Sie können ihre<br />

Familie hierzu als Kompetenzcenter täglich nutzen. •


DISZIPLIN UND TALENT<br />

DU<br />

DU<br />

10<br />

DISZIPLIN UND TALENT<br />

11<br />

„Diszplin<br />

frisstTalent<br />

zum Frühstück“<br />

„Es ist so einfach, Erfolg zu haben. Man muss<br />

nur an sich glauben.“ Das hast Du sicherlich<br />

schon zig Male gehört! Aber warum sind<br />

immer noch so viele Menschen erfolglos und<br />

mit sich unzufrieden? — von Sabine Sipp<br />

Nicht nur die Autoren Roy Baumeister und John Tierney<br />

(„Die Macht der <strong>Disziplin</strong>: Wie wir unseren<br />

Willen trainieren können“, Goldmann Verlag) kennen die<br />

Antwort: positives Denken ist nicht der wahre Schlüssel<br />

zum Erfolg, sondern <strong>Disziplin</strong>.<br />

<strong>Disziplin</strong> ist Deine Fähigkeit, Emotionen, Bedürfnisse und<br />

Stimmungen zu kontrollieren und das zu tun, was Du für<br />

richtig hälst. Und das, ohne Dich ablenken zu lassen.<br />

Es scheint so, als wäre die <strong>Disziplin</strong> im Laufe des 20.<br />

Jahrhunderts aus der Mode gekommen. Sie galt bis dahin<br />

als Begleiterscheinung autoritärer Ideologien („Zucht<br />

und Ordnung“) und somit als Hindernis auf dem Weg<br />

zum persönlichen Glück.<br />

Es geht heute sicherlich nicht mehr so viel um die<br />

oben genannte Zucht und Ordnung (= extrinsische<br />

<strong>Disziplin</strong>), sondern viel mehr um die Selbstdisziplin,<br />

Selbstverantwortung, Selbstkontrolle bis hin zur<br />

Selbstführsorge. (Psychologen sprechen daher auch<br />

von intrinsischer <strong>Disziplin</strong>.)<br />

Die gute Nachricht ist: die Selbstdisziplin kann Dir<br />

keiner abnehmen. Oder ist das gar keine gute Nachricht,<br />

sondern eine Hiobsbotschaft!? Denn von außen gibt es<br />

niemanden (mehr), der Dich zur <strong>Disziplin</strong> antreibt. Das<br />

musst du schon selbst übernehmen. Du bist dazu allerdings<br />

auch in der Lage – vertraue Dir!<br />

Natürlich nur, wenn Du Gestalter Deines Wachstums<br />

sein möchtest, anstatt in eine Opferrolle zu rutschen<br />

oder gar darin zu verharren. Dich als Opfer (der anderen<br />

und der Umstände) wahrzunehmen, hält Dich garantiert<br />

von Deinem Glücklichsein und Deinem Wachstum ab!<br />

Wachstum“ kannst Du übrigens auch als „Lernen“,<br />

„Entfaltung“ oder „Entwicklung“: beruflich, privat, finanziell,<br />

familiär, kreativ, spirituell, körperlich, gesellschaftlich,<br />

... usw. definieren.


DISZIPLIN UND TALENT DU<br />

DU<br />

DISZIPLIN UND TALENT<br />

12<br />

13<br />

Du bist nur eine Entscheidung davon entfernt! Du<br />

hast die Freiheit, zu wählen!<br />

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem<br />

Raum hast Du die Freiheit und die Fähigkeit, Deine Reaktion<br />

zu wählen. In diesen Entscheidungen liegen Dein<br />

Wachstum und Dein Glück.“ (nach Viktor E. Frankl)<br />

Du bist nicht Sklave Deiner<br />

Selbstdisziplin, sondern<br />

die Selbstdisziplin ist Dein<br />

Diener!<br />

Mit mehr Selbstdisziplin Du wirst stärker, auch mental.<br />

Also „resilient“. Resilienz ist Widerstandsfähigkeit, gegen<br />

negative Einflüsse, die oft notwendig ist, um diszipliniertes<br />

Verhalten dauernd aufrecht zu erhalten.<br />

Einige lernen es in Ihrer Kindheit und alle Übrigen<br />

können es trainieren.<br />

Unsere Willenskraft funktioniert wie ein Muskel. Sie ist<br />

trainierbar! Durch eine methodische Schritt-für-Schritt-<br />

Vorgehensweise formst Du Dein Verhalten langfristig.<br />

Du wirst bemerken, dass Du durch diese Veränderung<br />

mehr Durchhaltevermögen und Zuversicht erlangen<br />

wirst. Du gewinnst Vertrauen in Deine eigenen Begabungen<br />

und in Deine Stärken.<br />

Deine Veränderung hat auch Effekte auf Dein Umfeld<br />

– primär auf jene Menschen, mit denen Du die meiste<br />

Zeit verbringst. Sie bemerken, dass Du beständig Deinen<br />

eigenen Weg gehst. Das wirkt ansteckend!<br />

Echte Selbstdisziplin besteht nicht ausschließlich aus Antrieb,<br />

sondern aus Vermeidung.<br />

Genau betrachtet sind wir nämlich am diszipliniertesten,<br />

wenn wir alles vermeiden, was uns vom Tun des Wesentlichen<br />

abhält und somit uns nicht zum Ziel führt.<br />

Selbstdisziplin bedeutet<br />

nicht die Abwesenheit von<br />

Spaß und Lebenslust<br />

<strong>Disziplin</strong> ist keine magische Fähigkeit, die nur manchen<br />

Menschen durch Vererbung oder eine Gabe zuteilwird.<br />

Vielmehr ist sie eine Verhaltensweise, die jeder Mensch<br />

erlangen kann.<br />

Sie lässt sich mit einer gesunden Portion Neugierde<br />

und Lebensfreude erlernen.<br />

Deine Vision, <strong>Disziplin</strong>, Leidenschaft und Dein Gewissen<br />

helfen Dir dabei, Deine innere Stimme wirkungsvoll zum<br />

Ausdruck zu bringen:<br />

1. Finde Deine eigene Vision*<br />

Sehe vor Deinem inneren Auge, was in Deinem eigenen<br />

Leben alles möglich ist. Visionen entstehen, wenn unser<br />

Verstand Bedürfnisse mit Chancen verbindet.<br />

2. Mach' die <strong>Disziplin</strong> zu Deinem Freund*<br />

Das bedeutet, es gehört dazu, den Preis dafür zu bezahlen,<br />

Deine Vision wahr werden zu lassen. Es geht darum, sich<br />

den harten, unbequemen Fakten der Realität zu stellen<br />

und das zu tun, was nötig ist, damit die Dinge geschehen.<br />

3. Traue Dich, Deine Leidenschaft zu leben*<br />

Dein inneres Feuer und der feste Wille, alles zu tun, was<br />

für die Verwirklichung Deiner Vision erforderlich ist.<br />

Wenn sich ein Bedürfnis mit Deinem einzigartigen Talent<br />

überschneidet, entsteht Leidenschaft!<br />

4. Nehme Dein Gewissen als Begleiter wahr*<br />

Es ist unser inneres moralisches Empfinden für Recht<br />

und Unrecht. Es ist der Drang nach Sinnhaftigkeit und<br />

eigenen Beiträgen. Zudem ist es die Kraft, die Deine<br />

Vision, <strong>Disziplin</strong> und Leidenschaft leitet.<br />

Sorge dafür, dass Deine<br />

Worte und Deine Taten<br />

nicht getrennt voneinander<br />

agieren!<br />

Mache Dich auf den Weg und finde DEINE Antriebsfaktoren<br />

und DEINE Energiefresser! Die Gefahr eines<br />

„Ausbrennens“ entsteht nur, wenn Du Dich nicht lebst,<br />

sondern von außen gelebt wirst. Wenn Du permanent<br />

gegen Dein Naturell agierst bzw. agieren musst.<br />

Nur Deine individuellen Motive bringen Dich voran!<br />

Mache Dir bewusst, dass Persönlichkeitsveränderung<br />

eher langwierig ist und nur dann stattfinden kann, wenn<br />

die Motive, die eine Veränderung begünstigen, stärker<br />

sind als jene, im derzeitigen Zustand zu verharren.<br />

Alle Motive sind „richtig“ und „gut“! Richtig und gut<br />

sind die polaren Gegenseiten von falsch und schlecht.<br />

Richtig – führt zur Effektivität. Gut führt zu Effizienz.<br />

<strong>Disziplin</strong> beflügelt die einen und liegt als Last auf der<br />

Schulter anderer – magst Du Gestalter oder Opfer<br />

Deiner Umstände sein?!<br />

Ich betone nochmals: Selbstdisziplin ist nicht Dein<br />

Gegner, sondern Dein Freund und Helfer (oben auch<br />

Diener genannt)!<br />

Also was treibt Dich an?<br />

Status? Familie? Unabhängigkeit? Ordnung? Ehre (Zweckorientierung<br />

oder Prinzipien folgend)? Anerkennung?<br />

Idealismus? Neugier (wissbegierig sein)? Macht (etwas<br />

bewirken wollen)? Revanche (kämpferisch oder harmonisierend)?<br />

Oder...? •<br />

Sabine Sipp<br />

ist systemische Beraterin und<br />

prozessorientierte Coach. Sie<br />

arbeitet als Reiss Profile Master<br />

® mit Unternehmen sowie<br />

Einzelpersonen bei Verändersituationen<br />

und bei Change<br />

Prozessen.<br />

Außerdem ist sie Expertin<br />

für neue und für langjährige<br />

Führungskräfte auf ihrem<br />

Weg zu deren Führungsidentität.<br />

Dazu begleitet<br />

sie Unternehmen bei<br />

deren Wachstum<br />

durch Klarheit und<br />

und Motivation.<br />

Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deiner<br />

D.I.S.Z.I.P.L.I.N.<br />

D urchhaltevermögen — Innere Verpflichtung spürend —<br />

Selbstregulation — Zu Opfern bereit sein — Initiative ergreifend —<br />

Profan und pragmatisch — Luxus oder Notwendigkeit abwägend —<br />

Iterativer Prozess — Nachhaltige Veränderung<br />

*Quelle: Vgl. COVEY, Stephen R., (2018): Der 8. Weg, S. 84ff<br />

Und freue mich, Dich auf Deinem Weg zu begleiten!


14 DEFINITION<br />

Muss Diszplin<br />

15<br />

neu definiert werden?<br />

Wie viel <strong>Disziplin</strong> ist heute für erfolgreiche<br />

Nachfolge in Unternehmen erforderlich?<br />

Und wie ticken die Mitarbeiter von morgen?<br />

— von Angelica Egerth<br />

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es für mittelständische<br />

Unternehmen wichtiger denn je, ihre<br />

aktuellen Mitarbeiter an ihr Unternehmen zu binden,<br />

attraktiv zu sein und darüber hinaus neue Talente zu<br />

gewinnen. Studien berichten bereits ausführlich darüber,<br />

dass sich besonders die Anspruchshaltung junger Leute<br />

an ihren Arbeitgeber beeindruckend verändert hat.<br />

Weil jede Unternehmensnachfolge anders ist und genau<br />

hier die emotionalen Komponenten den oftmals brenzligen<br />

Entscheidungspunkt bilden.<br />

Bedenkt man, dass laut Umfrage-Ergebnissen aus<br />

2018 nur noch 45 Prozent der Kinder überhaupt ein<br />

Interesse daran zeigen, das elterliche Unternehmen<br />

weiterzuführen. Sie verfolgen andere Lebensziele und<br />

ihre Lebenseinstellung wird von anderen Werten und<br />

Einstellungen untermauert als die Ihrer Eltern.<br />

Erkennen dann die heutigen Unternehmenslenker<br />

und Nachfolger/innen die anspruchsvollen Hürden nicht,<br />

kann es eng werden.<br />

So strebt die mögliche junge Nachfolge-Generation<br />

vor allem nach einer qualifizierten Work-Life-Balance,<br />

einer angenehmen Arbeitsatmosphäre und Flexibilität.<br />

Familie und Freunde. Freizeit und Lebensqualität haben<br />

neue Stellenwerte bekommen. Die Haltung „Lebenslanges<br />

Lernen, Weiterentwicklung und Förderprogramme”<br />

obliegt eine wichtige Rolle.<br />

Vor allem das Thema ‚Selbstverwirklichung’ hat bei<br />

der jungen Generation einen wichtige Bedeutung. Dazu<br />

bieten sich vielfältige Laufbahnmodelle, Förderung und<br />

Trainings an, die auch für das Unternehmen auf längere<br />

Sicht gute Perspektiven bieten. Die Möglichkeit, von zu<br />

Hause aus zu arbeiten, kommt den Digital Natives der<br />

Generation Z* besonders entgegen, da sie im Schnitt‚<br />

familiärer und traditioneller’ sind als die Generation X*.


DEFINITION<br />

DEINE ORGANISATION<br />

DEINE ORGANISATION<br />

16<br />

DEFINITION<br />

17<br />

Klassische Auswahlkriterien, die vor Jahren noch<br />

im Focus standen, wie finanzielle Stabilität und Arbeitsplatzsicherheit<br />

spielen bei der jüngeren Generation<br />

eine deutlich geringere Rolle als bei der Älteren.<br />

„Gesellschaftspoltische Themen wie Umweltschutz,<br />

soziale Gerechtigkeit und technologische Nachhaltigkeit,<br />

dies sind aktuelle Themen, deren Relevanz sich auch auf<br />

dem Arbeitsmarkt widerspiegelt und Unternehmen beim<br />

Recruiting neuer Mitarbeiter vor neue Herausforderungen<br />

stellt“ so ein erfahrener Personalberater.<br />

Junge Arbeitnehmer haben einen erhöhten Anspruch<br />

zur Wahl des neuen Arbeitgebers. Insbesondere junge<br />

Leute achten zunehmend auf den Ruf des Unternehmens,<br />

interessante Arbeitsinhalte und werden anspruchsvoller.<br />

Es heißt hier zu punkten und die junge Generation für<br />

sich zu gewinnen.<br />

Um zudem in der Wettbewerbsfähigkeit des Marktes<br />

bestehen zu bleiben und selbst immer wieder auch<br />

einmal die Überholspur im unternehmerischen Denken<br />

zu nutzen, braucht es kreative und interessierte junge<br />

Nachfolger/Innen. Lange war man in Deutschland stolz<br />

auf das Selbstbild seiner Bevölkerung. <strong>Disziplin</strong> – das galt<br />

nie als Achillesferse der Deutschen – und heute?<br />

Die Haltung war:<br />

Ohne <strong>Disziplin</strong> - kein Erfolg.<br />

Der Wandel bewegt uns.<br />

Ständig.<br />

Es ist anders geworden, dennoch wirksam,<br />

– oder?<br />

• Doch stimmt das so noch? Was hat sich geändert?<br />

• Was genau ist anders geworden? Oder nennt<br />

es sich nur anders?<br />

• Welche neuen Chancen erwachsen daraus?<br />

Reden wir hier „von neuem Wein in alten<br />

Schläuchen?“<br />

Ist <strong>Disziplin</strong> der Vorgänger überhaupt noch<br />

wichtig für den Erfolg?<br />

Wie diszipliniert sind die Menschen heute im<br />

deutschen Mittelstand?<br />

• Braucht es nicht, gleich- ob familienintern oder<br />

externe Nachfolge im Unternehmen, weiterhin<br />

lebendige und motivierte Unternehmenslenker,<br />

die voller Vision und Mission ihre Ziele am Markt<br />

der Zukunft anstreben? Nur eben einfach anders<br />

als die Generation der Eltern?<br />

Was denken Sie?<br />

• Hat das Verständnis von „<strong>Disziplin</strong>“ heute noch die<br />

Bedeutung von damals?<br />

• Wenn ja – welche? Wenn nein – was kann sich<br />

daraus entwickeln?<br />

• Welches neue Handeln ist gewünscht?<br />

Welche Haltung wird gebraucht?<br />

• Wie attraktiv und umsetzbar ist das?<br />

Selbst wenn Führung neu gedacht – die Verantwortung<br />

neu definiert, Teams in Eigenverantwortung mit Support<br />

gestaltet, sich fortlaufend selbst überprüfen und durch<br />

die weiteren Teams gecheckt werden:<br />

Verlangt der Markt und unsere Mitbewerber nicht<br />

auch hier nach Zusagen, nach Zuverlässigkeit, nach Terminierung<br />

und Produktion im klar definiertem Rahmen?<br />

Ich denke definitiv: JA<br />

Dennoch bin ich der Ansicht, dass es während des laufenden<br />

Prozesses in der Unternehmensnachfolge, der alte<br />

Stellenwert der „klassisch definierten <strong>Disziplin</strong>“ zwar<br />

neu gedacht werden muss. Jedoch verlangt dieser Schritt<br />

als Jung-Unternehmer/in zweifelsohne nach wie vor<br />

Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Weiterbildungsinteresse,<br />

eisernen Willen, Führungsfähigkeiten und Kreativität,<br />

um ein Familienunternehmen zu übernehmen und<br />

weiterzuführen.<br />

Dies ist, meiner Erfahrung und Vorgehensweise nach<br />

als Grundvoraussetzung bereits angelegt in jedem<br />

Menschen:<br />

Seine eigenen Motiv-Strukturen gut zu kennen und<br />

zu verstehen – eine Art Persönlichkeits-DNA – der<br />

Antriebe – hilft der jungen und älteren Generation diese<br />

als Basis zu nutzen. Im anstehenden Generationswechsel<br />

sowie der kommenden Unternehmensnachfolge<br />

fällt es leichter, darauf aufzubauen und die richtigen<br />

Entscheidungen zu treffen.<br />

<strong>Disziplin</strong> definiert und steuert jeder Mensch meiner<br />

Ansicht nach jede Persönlichkeit zunächst für sich selbst,<br />

dann erst im Außen. Damit dies im Wandel der Zeit stets<br />

aktualisiert und ein entsprechendes Update erlebt lassen<br />

Sie sich begleiten!!<br />

Wenn es Ihnen im Unternehmen gelingt, bei der jungen<br />

Generation nach einer Weile folgende Aussage zu hören,<br />

dann sind Sie auf bestem Wege:<br />

Frage an Nicolas Phillipp S. 19 Jahre,<br />

American-Football-Spieler und Student<br />

Was bedeutet für dich <strong>Disziplin</strong>?<br />

• Antwort: „Du gehst zum Training, egal was ist…“<br />

– Warum?“<br />

„Weil du eine Verpflichtung gegenüber dem Team<br />

hast, auch wenn du nicht weißt, ob du selbst an<br />

diesem Tage spielst“.<br />

P.S. Teamstärke American-Football 53 Spieler, jeweils<br />

11 Spieler auf dem Feld<br />

Auf in die Zukunft mit gelebtem Engagement und<br />

Perspektive: Es lohnt sich!<br />

Der neue Energy-Boost?!<br />

<strong>Disziplin</strong> zur Basis erklären<br />

fürs Wollen!<br />

Angelica Egerth<br />

ist Unternehmerin, Unternehmerkind<br />

und Designerin mit eigener<br />

Marke.<br />

Mit ihrer langjährigen Erfahrung<br />

als Unternehmer-Coach begleitet<br />

sie voller Engagement, Herz und<br />

Humor Familienunternehmen in die<br />

nächste Generation – Thema:<br />

Lösungswege, die allen gefallen.<br />

Als Expertin mit sehr viel Fingerspitzengefühl<br />

unterstützt sie das<br />

Feintuning emotionaler Faktoren in<br />

der Unternehmensnachfolge – zur<br />

Wahl bester Wege für wirklich alle<br />

Beteiligten.<br />

*Generationen<br />

• Traditionals bis 1955<br />

• Babyboomer, 1956 – 65 • Generation X, 1966 – 80<br />

• Generation Y, 1981 – 95 • Generation Z ab 1995


EMPATHY<br />

DU<br />

DU<br />

18<br />

EMPATHY<br />

19<br />

Self-discipline of Resilience<br />

Empathy<br />

On June 16th, right after my TEDX talk in<br />

Berlin, I was asked by my wonderful, brilliant<br />

colleague – Dirk Ohlmeier – to share my<br />

“take” on discipline in an article.<br />

On September 23rd, exactly three months<br />

later, I am writing down my thoughts on<br />

discipline. — by Sule Kutlay Gandur<br />

Ihad three months to work on this article. I let time slip<br />

by, and life get in the way. I procrastinated. I waited<br />

for the perfect “moment” and the perfect “muse”. Not<br />

only did this not happen, but also life got very complicated,<br />

with a terminal illness in the family. On the one hand, I<br />

cannot help but think I should be the last person preaching<br />

about discipline. After all, my behavior so far is a<br />

perfect example for lack of it. On the other hand, ironically,<br />

I think I may be the best candidate because this is exactly<br />

what I would like to draw attention to: The constant<br />

push & pull between impulsivity and self-control, when it<br />

comes to discipline.<br />

accomplishment now. We call this<br />

“power of delayed gratification”.<br />

Finally, researchers decided to answer<br />

the question of nature versus<br />

nurture, in self-discipline. Why was<br />

it easier for some children than<br />

others?<br />

So, at the University of Rochester,<br />

they replicated the marshmallow<br />

experiment, but with a twist.<br />

The first group of children were<br />

exposed to a series of unreliable<br />

experiences; they sometimes did<br />

not get what they were promised.<br />

The second group of children<br />

were exposed to reliable experiences;<br />

they always got the reward<br />

they were promised. Those in the<br />

second group, who trained their<br />

brains to view delayed gratification<br />

as positive, delayed gratification<br />

four times longer than the first<br />

group.<br />

The question is: Can we discipline ourselves to behave<br />

in a certain way, even if our natural impulse is against<br />

this behavior? And how?<br />

Science has already proven to us that we can. You may be<br />

familiar with the “Marshmallow Test” at Stanford University,<br />

from 1970s. 4-5 year old kids were lined up, facing<br />

an alluring marshmallow. If they resisted the immediate<br />

impulse to eat it, and waited for fifteen minutes, they<br />

were given two marshmallows instead of one. Some<br />

were tempted by the immediate desire. Others focused<br />

on the long – term goal and waited; they displayed selfcontrol<br />

and delayed gratification.<br />

What is more, the group of kids in the marshmallow test<br />

were followed in their later years. The observation was<br />

that those kids who exercised self-discipline at age 4 or<br />

5 were also more successful later, in school, at work, and<br />

in family life. They had better SAT scores, higher degrees,<br />

accomplished careers, and happy family lives. Simply put,<br />

the ability to delay gratification then was linked to future<br />

In short, some of us are more<br />

prone self-discipline than others.<br />

However, in the right environment,<br />

with the right feedback, we<br />

can just easily train our brains to exercise more selfdiscipline.<br />

And self-discipline, in the form of delayed gratification,<br />

is directly correlated with higher performance.<br />

But, so what? Is performance what we should strive<br />

for? How important is self-discipline and delayed<br />

gratification, after all?<br />

In the book, the Happiness Trap, the author Russ<br />

Harris, takes us through acceptance and commitment<br />

therapy. While doing so, he talks about the impossible<br />

expectation of all of us to be happy and accomplished all<br />

the time. He argues that once we let go of this impossible<br />

expectation, we find ourselves in a different mindset. We<br />

are less goal-oriented and more process oriented. We<br />

search more for competence, and less for performance.<br />

The need for success and accomplishment is replaced<br />

with a new hunger, meaning and purpose in life. Only<br />

then, we are more ready for the sudden changes and<br />

challenges life throws at us. We become resilient.<br />

Resilience is an area of interest and expertise for<br />

me, personally and professionally. I have read hundreds<br />

of books and articles on resilience. I have researched it,<br />

wrote about it, and talked about it countless times, including<br />

at TEDX Berlin. In my humble opinion, resilience, in<br />

a nutshell, boils down to this sentence by Viktor Frankl:<br />

“When we are no longer able to change a situation, we<br />

are challenged to change ourselves”. This is the philosophy<br />

of resilience. To put this philosophy into action, we<br />

need “realistic optimism”– a crude understanding of<br />

our circumstances, but also a hopeful outlook on the<br />

future. And, this takes self-discipline. As developmental<br />

psychologist Emmy Werner’s famous research proves<br />

to us, we are not born as resilient children, but we can<br />

certainly develop into resilient adults. When she studied<br />

about 800 children from birth into midlife, she found<br />

these common denominators among the resilient group.<br />

Werner called them protective factors:<br />

• Personal – ability to solve problems<br />

• Family – strong bond with a care taker<br />

• Community – helping others<br />

• Communication- empathy and connection


EMPATHY<br />

DU<br />

DU<br />

20<br />

EMPATHY<br />

21<br />

While I was looking into the neuroscientific studies<br />

on self-discipline and resilience, I was surprised to find<br />

that “empathy” arises as a key component, not only to<br />

communicate and connect, but also to attain and achieve.<br />

Apparently, there is not one but two CEOs of the<br />

brain, you see. The first one, “prefrontal cortex”, we all<br />

know about. Prefrontal cortex takes all the information<br />

from the senses, and orche trates action to achieve<br />

goals.<br />

The second done, “right temporoparietal junction”,<br />

also referred to as “rTPJ”, is less known. “rTPJ” has long<br />

been linked to empathy and selflessness. But now, it is<br />

also linked to self-control. Those people whose “rTPJ”<br />

is larger behave less selfishly. When the neurons within<br />

“rTPJ” are better connected, people behave more altruistically.<br />

If electric current stimulates this area of the<br />

brain, people become more empathetic.<br />

When we think about it, this makes perfect sense.<br />

Empathy means being able to step into someone else’s<br />

shoes, and appreciate their perspective. Self-control is<br />

essentially the same thing, except that those shoes<br />

belong to our future self as opposed to someone else’s.<br />

When we can exercise self-control and delay gratification,<br />

we show not only restraint but also empathy<br />

for ourselves.<br />

Restraint & Empathy vs.<br />

Impulsivity & Selfishness<br />

She is an international executive coach,<br />

strategic consultant, and keynote speaker,<br />

based in Istanbul and Paris.<br />

Her niche is in “resilience”, to increase<br />

her clients’ agility hence re-define their<br />

lives. She is a graduate of Columbia University’s<br />

master’s level coaching program;<br />

she is also a certified Gestalt coach<br />

and NBI (“Neethling Brain Instrument”)<br />

practitioner.<br />

Sule Kutlay is an active member of<br />

Young Presidents Organization, Columbia<br />

University Learning Association, and the<br />

European Association for Coaching.<br />

Twitter: @sulekutlay<br />

Website: www.sulekutlay.com<br />

Sule Kutlay Gandur<br />

It seems like this is the formula behind self-discipline<br />

and resilience! •


„<strong>Disziplin</strong>“<br />

ist eine Sache des<br />

Machens<br />

nicht des Wollens.


24<br />

DISZIPLIN UND SPASS<br />

Warum 90% der Manager an<br />

<strong>Disziplin</strong> im HR scheitern …<br />

25<br />

Geht über<br />

die Brücke und<br />

habt Spaß dabei.<br />

Die „Deutschen“ seien so diszipliniert hört<br />

man, wenn man sich im Ausland aufhält.<br />

Und ja, ich bin mir sicher, dass sich die<br />

Mehrheit als diszipliniert bezeichnen würde.<br />

Wenn man dann noch Manager fragt,<br />

dann würden sogar noch mehr sagen, dass<br />

<strong>Disziplin</strong> ein Grundpfeiler Ihres Erfolges sei.<br />

So richtig diese Einschätzung – es wird auch<br />

der Grund für das Scheitern der Manager<br />

sein. — von Dirk Ohlmeier<br />

Warum Dein Verständnis von <strong>Disziplin</strong> Dich um<br />

Deinen Job bringen wird.<br />

Bevor ich scharf schieße, wollen wir den Begriff und den<br />

Kontext kurz definieren, damit wir alle vom gleichen<br />

Verständnis des Begriffs ausgehen.<br />

„<strong>Disziplin</strong> ist das konsequente Einordnen (Hingabe) in<br />

systemische Aspekte, um Ziele zu erreichen.“*<br />

Diese traditionelle Definition der <strong>Disziplin</strong> ist bei den<br />

meisten von uns verankert und jeder der sich kontinuierlich<br />

einem nur lächerlichen Ziel hingibt, zählt damit als<br />

diszipliniert.<br />

Konkret am Beispiel: Du bist dabei, ein Team aufzubauen<br />

und versucht gute Leute für Dich zu gewinnen.<br />

Du sprichst mit HR und beauftragst die Besetzung für<br />

Deine Positionen. Wartest auf die Ergebnisse und führst<br />

entsprechende Bewerbungsgespräche durch. Laut Definition<br />

bist Du ein disziplinierter Manager. Aus meiner Sicht,<br />

ein Manager, der undiszipliniert ist.<br />

*Quelle: www.wertesysteme.de/disziplin/


DISZIPLIN UND SPASS<br />

DEINE ORGANISATION<br />

DEINE ORGANISATION<br />

DISZIPLIN UND SPASS<br />

26<br />

27<br />

„Herr Ohlmeier,<br />

das ist doch nicht<br />

mein Problem.“<br />

Dirk Ohlmeier<br />

Er ist Diplom-Kaufmann (FH), Gründer und auch<br />

Geschäftsführer der Ethos Human Recruitment<br />

GmbH.<br />

Seit 2004 nutzt er die Emotion in der Kommunikation<br />

um Entscheider, Unternehmer und Macher<br />

zu unterstützen. Die Personalgewinnung ist seine<br />

Königsdiziplin.<br />

Sein Erfolgsgeheimnis: Ehrlichkeit, Pragmatismus<br />

und sein Macher-Netzwerk.<br />

Mein Verständnis von <strong>Disziplin</strong> am Beispiel: Du bist<br />

dabei, ein Team aufzubauen und versucht gute Leute für<br />

Dich zu gewinnen. Du weißt das der Markt extrem angespannt<br />

ist, Deine HR Dir sicher nicht in der Zeit, die<br />

Qualität an Leuten besorgen kann, die Du haben willst.<br />

Du hinterfragst das System und überlegst, was Du selber<br />

tun kannst, um Dir zu helfen. Dein Ziel ist nicht die<br />

Besetzung einer Position, sondern der Aufbau eines Teams<br />

das „Füreinander“ arbeiten will. Du gestehst Dir ein, das<br />

Du Dich verändern musst, das Du lernen musst und das<br />

Du aktiv werden musst, um Dein Ziel zu erreichen.<br />

Der Unterschied: Es gehört für mich genauso zu<br />

<strong>Disziplin</strong>, sich und sein Geschäftsmodell zu hinterfragen,<br />

neue Wege und Möglichkeiten zu nutzen und sein Denken<br />

und Handeln an den aktuellen Marktverhältnissen<br />

anzupassen. Hier sehe ich ein massives Delta in der<br />

<strong>Disziplin</strong>, wie Sie aktuell verstanden wird (wir machen das,<br />

was wir können) und was wir benötigen, um Zukunftsfähigkeit<br />

herzustellen (Was müssen wir machen, um<br />

Morgen erfolgreich zu sein)?<br />

Wenn Du Dir HR-Prozesse speziell die Personalgewinnung<br />

anschaust, wird Dir das bestimmt auch gleich klar.<br />

Würdest Du Deinen HR-Prozess als diszipliniert<br />

bezeichnen? Wahrscheinlich. Würdest Du diesen aber<br />

auch als zukunftsweisend und marktführend einschätzen?<br />

Sicher nicht.<br />

Nach wie vor werden Positionen „frei“ die dann<br />

schnell „besetzt“ werden müssen und das, obwohl<br />

sich der Markt komplett gedreht hat. Geh mal davon<br />

aus, dass es keine Personen mehr am Markt gibt,<br />

macht der aktuelle HR-Prozess dann noch Sinn? Nein!<br />

Kurz zur Information – es ist wirklich so das es kaum<br />

noch gute Mitarbeiter gibt, die dringend einen Job<br />

benötigen.<br />

Wäre es nicht um Klassen besser, wenn Du anstatt das<br />

Problem am Ende des Prozesses zu bedauern (Du findest<br />

keine Mitarbeiter) am Anfang des Prozesses beginnst?<br />

Der Anfang ist Dein Team im hier und jetzt.<br />

Wenn Du Dich ehrlich fragst, wen Du in Deinem Team<br />

heute noch mal einstellen würdest, was wäre da die Antwort?<br />

Wie diszipliniert gehst Du mit dieser Antwort um?<br />

Was machst Du jetzt, wo Du weißt, das es nicht Dein<br />

Traumteam ist? Die Realität sieht so aus, das ein vollständiges<br />

Team ein ausreichendes Team ist und das man bei<br />

der angespannten Marktlage ja dankbar sein muss, das<br />

man entsprechende Mitarbeiter hat. Ein „OK-Team“ ist<br />

aber nicht das Team, das zukunftsfähig ist. Ein „OK-Team“<br />

ist auch kein Team, das für Dich gerne Arbeiten erledigt<br />

und Deinen Erfolg will. Ein „OK-Team“ ist der Anfang<br />

vom Ende und der Grund dafür ist die fehlende <strong>Disziplin</strong><br />

aus OK – hervorragend zu machen. Weil Du nicht kannst,<br />

willst oder es nicht als Deine Aufgabe siehst!<br />

Es ist eine Frage der Zukunft: Bei meiner Arbeit stelle ich<br />

immer wieder fest, dass es Manager gibt, die anpacken<br />

und wirklich was bewegen und Manager, die so tun als,<br />

wenn Sie was bewegen. Der Unterschied ist ein ehrliches<br />

Interesse an der Zukunft des Unternehmens. Es ist<br />

vollkommen okay an sich zu denken und zu überlegen<br />

was man in Zukunft ggf. alles erreichen möchte. Schlimm<br />

wird es nur, wenn man auf Kosten der Belegschaft<br />

Augenwischerei betreibt um Kennzahlen „schön“ darzustellen<br />

um innerhalb der nächsten drei Jahre den<br />

nächsten Karrieresprung zu machen.<br />

„Herr Ohlmeier, das ist doch nicht mein Problem.“<br />

Originalaussage eines Abteilungsleiters eines größeren<br />

mittelständischen Unternehmen auf die Aussage hin,<br />

dass die Maßnahmen nur kurzlebig und auf Kosten der<br />

Angestellten wirken. Warum? – Weil diese Person kein<br />

ehrliches Interesse an der Zukunft des Unternehmens,<br />

sondern viel mehr Interesse an seiner Zukunft hatte.<br />

Wenn Du um den Faktor 10 wachsen willst, dann<br />

schau Dir bitte an, wie Eure HR-Prozesse laufen und<br />

ob Du ehrlich daran glaubst, das Ihr mit den Prozessen<br />

und „Standards“ heute gewinnen könnt. Wenn nicht,<br />

sei so diszipliniert und informiere Deinen Vorgesetzten<br />

und versuch so viel wie möglich in Deinem Verantwortungskreis<br />

zu verändern.<br />

Konkrete Denkansätze:<br />

• Heute entscheidet sich der Traumkandidat viel<br />

stärker für Dich und Dein Team, als für einen Job.<br />

Wie / wo / wann nehme ich Dich und Dein Team<br />

wahr?<br />

• Top-Kandidaten wollen von Dir lernen. Was kann<br />

ich von Dir lernen?<br />

• Traumkandidaten erkennen Traumchefs, bist Du ein<br />

Traumchef?<br />

• Stell Dir vor Du bist CEO, wirst von einem Investor<br />

über Nacht an die Spitze geholt und musst in<br />

24h ein Team aufbauen, dass für dich Märkte erobert.<br />

Hast Du in Deiner Karriere Manager geformt<br />

und ausgebildet, die für Dich und mit Dir durchs<br />

Feuer gehen und an Dich glauben? •


TRENNUNG<br />

DEIN TEAM DISZIPLIN UM JEDEN PREIS<br />

28<br />

RUBRIK<br />

29<br />

„<strong>Disziplin</strong> im Job —<br />

um jeden Preis?“<br />

Love it. Change it.<br />

Or leave it.<br />

<strong>Disziplin</strong> ist wichtig - so bekommt man es<br />

schon als Kind beigebracht. Sitzen, zuhören,<br />

auswendig lernen, Leistung bringen, immer<br />

pünktlich sein, trotz Party am Vorabend zur<br />

Schule, zur Uni, zur Arbeit gehen. Keine<br />

Ausrede gilt: Wer feiern kann, der kann auch<br />

arbeiten! — von Claudia Michalski<br />

<strong>Disziplin</strong> gilt als deutsche Tugend und in der Tat: Wir<br />

haben alle gelernt, diszipliniert zu sein und leben<br />

dieses Modell, insbesondere in dem beruflichen Kontext.<br />

Weil wir es so gewohnt sind. Menschen sind von Natur<br />

aus nicht affin für Veränderungen.<br />

Change-Management-Experte Klaus Doppler weist<br />

jedem Menschen die fünf Grundbedürfnisse zu: Klarheit,<br />

Ordnung, Sicherheit, Zugehörigkeit und Handlungsfähigkeit.<br />

Diese Bedürfnisse sind bei jedem mehr oder auch<br />

weniger stark ausgeprägt und bewirken in Veränderungsprozessen<br />

naturgemäß Widerstände.<br />

Jeder Change-Prozess im Unternehmen, jede private<br />

nicht selbst gewählte Veränderung führt uns aus der Komfortzone<br />

heraus und damit in den inneren Widerstand<br />

hinein. Das ist das Grundgesetz von Veränderungen<br />

und macht daher Change in Unternehmen zur echten<br />

Herausforderung.


DISZIPLIN UM JEDEN PREIS<br />

DEIN TEAM<br />

DEIN TEAM<br />

30<br />

DISZIPLIN UM JEDEN PREIS<br />

31<br />

<strong>Disziplin</strong> hingegen spricht die Grundbedürfnisse Klarheit<br />

und Ordnung direkt an. Die Regel „Arbeitszeit =<br />

Anwesenheitszeit“ ist klar und hilft vielen Menschen, um<br />

Arbeit und Freizeit eindeutig voneinander zu trennen.<br />

Flexibilisierung, Work-Life-Balance, Mobiles Arbeiten<br />

ist für viele Mitarbeiter und Führungskräfte daher eher<br />

verwirrend – und setzt Vertrauen voraus. In vielen<br />

Unternehmen werden feste Arbeitszeiten (und damit<br />

klare Regeln) durch Vertrauensarbeitszeit ersetzt. Das<br />

macht in digitalen Zeiten, in denen man von überall aus<br />

und zu jeder Zeit Konzepte schreiben, E-Mails beantworten<br />

und Angebote versenden kann, absolut Sinn.<br />

Nicht nur für die viel beschriebenen digitalen Nomaden,<br />

sondern auch für ganz normale Arbeitnehmer mit<br />

festem Wohnsitz.<br />

Vorgesetzte, die ihren Mitarbeitern nur schwer vertrauen<br />

können, tun sich allerdings oft noch schwer mit<br />

Home Office Regelungen und flexiblen Zeiten. Es wäre<br />

ihnen häufig lieber, sie könnten weiterhin Anwesenheitszeit<br />

als Maß für Leistungsbereitschaft nutzen – nicht<br />

wirklich sinnvoll, aber schön klar.<br />

Umgekehrt arbeiten viele Mitarbeiter trotz neu<br />

gewonnener Freiheit weiterhin zu festen Zeiten, auch<br />

wenn sie das gar nicht mehr müssen. <strong>Disziplin</strong> abzulegen<br />

ist also offensichtlich gar nicht so einfach!<br />

Ein Beleg für diese These ist auch die Tatsache, dass viele<br />

Arbeitnehmer in Deutschland unglücklich sind in ihrem<br />

Job – und trotzdem diszipliniert ihrem Arbeitgeber treu<br />

bleiben. Gemäß einer YouGov-Studie (https://yougov.de/<br />

news/2015/07/07/nur-jeder-dritte-ist-gucklich-seinem-beruf/)<br />

ist nur jeder Dritte glücklich in seinem Beruf, 49%<br />

der Befragten würden einen anderen Beruf ergreifen,<br />

wenn Sie noch einmal wählen könnten.<br />

Hier stellt man sich als Karriereberaterin die Frage:<br />

Warum verbleiben so viele Menschen ihr Berufsleben<br />

lang in einer Aufgabe, die ihnen keine Freude macht, die<br />

viele nicht einmal grundsätzlich sinnvoll finden?<br />

Einer der wichtigsten Leitsätze in unserer Beratung ist:<br />

Love it, change it or leave it! Wenn man also einen ungeliebten<br />

Beruf nicht ändern kann, sollte man ihn verlassen.<br />

Freiwillige Jobwechsel sind allerdings im Deutschland<br />

immer noch eher ungewöhnlich. Als ich selbst meine<br />

Position als Geschäftsführerin eines renommierten<br />

Medienhauses zugunsten einer Selbstständigkeit in einem<br />

etablierten Beratungsunternehmen aufgab, wurde das<br />

sehr kritisch gesehen. „Das ist ja nicht sicher!“. Stimmt,<br />

ist es auch nicht, aber eine Position als Angestellte/r ist<br />

es genauso wenig – und dort ist man zusätzlich noch<br />

fremdbestimmt.<br />

Meiner Erfahrung nach halten sich viele Angestellte –<br />

auch und gerade in höheren Management-Positionen –<br />

viel zu lange an angestammten Positionen fest. Auch dann,<br />

wenn Ihnen neben der persönlichen Perspektive der<br />

Sinn fehlt und sie sich jeden Morgen aufs Neue<br />

zur Arbeit quälen.<br />

Solange Buchtitel wie „Montags könnt ich kotzen“ auf<br />

die Bestseller-Listen kommen, identifizieren sich ganz<br />

offensichtlich viele Leser mit diesem Gefühl, nicht<br />

richtig positioniert zu sein im gegenwärtigen Job. Und<br />

doch ziehen nur wenige die Konsequenz und orientieren<br />

sich neu.<br />

„Man muss auch in schwierigen Zeiten durchhalten“, ist<br />

das Credo, mit dem insbesondere die Generation der<br />

Baby-Boomer aufgewachsen ist.<br />

Sicherheitsdenken und eiserne <strong>Disziplin</strong>, man steht<br />

zu seinen Entschlüssen und hält durch, komme was da<br />

wolle! Mit diesem Glaubenssatz im Hinterkopf ist es<br />

besonders schwer, den ungeliebten Job über Bord zu<br />

werfen.<br />

Und trotzdem geht es: In unserer Beratungspraxis<br />

erleben wir zunehmend Manager, die sich ihrerseits<br />

verändern wollen obwohl sie es nicht müssten.<br />

Der derzeit eher entspannte Arbeitsmarkt macht Mut<br />

zur Veränderung und wir begleiten und unterstützen<br />

Menschen in der beruflichen Veränderung sehr gerne, oft<br />

bis zum konkreten Erfolg.<br />

Berufliche Veränderung und erlernte <strong>Disziplin</strong> sind kein<br />

Widerspruch.<br />

Wenn man die Energie, die man aufwendet um sich<br />

jeden Montag wieder neu aufzuraffen, in die Suche einer<br />

sinnvollen und zufriedenstellenden beruflichen Alternative<br />

steckt, hat man den Glaubenssatz „Ich muss durchhalten“<br />

überwunden und nimmt sich als selbstwirksam<br />

und handlungsfähig wahr.<br />

Die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen<br />

und sich nicht hinter der eisernem <strong>Disziplin</strong> zu<br />

verstecken ist eine sehr befriedigende Erfahrung. Zum<br />

Glück lassen sich immer mehr Menschen darauf ein! •<br />

Claudia Michalski<br />

Sie ist Diplom-Volkswirtin und langjährige Geschäftsführerin verschiedener Medienhäuser<br />

(Handelsblatt/Beuth), Expertin für Change- und Trennungsmanagement. Seit 2016 führt sie als<br />

geschäftsführende Gesellschafterin die OMC OpenMind Management Consulting GmbH und<br />

unterstützt Unternehmen in der (digitalen) Transformation sowie Führungskräfte bei persönlicher<br />

Neuausrichtung. Restrukturierungen in der Sache konsequent und gleichzeitig respektvoll<br />

umzusetzen, ist ihre Mission.


CLOWNSDISZIPLIN<br />

DEIN TEAM<br />

DEIN TEAM<br />

32<br />

CLOWNSDISZIPLIN<br />

33<br />

Was Du von einem<br />

Clown<br />

lernen kannst<br />

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ – dieses<br />

Sprichwort kennst Du sicherlich, bist damit<br />

aufgewachsen. Wie sehr prägt es Dich heute<br />

noch? Gestaltest Du Dein Leben nach dieser<br />

Maxime? — von Britta Piel<br />

Wenn Du Dich in Deinem Unternehmen umschaust:<br />

ist es ein Glaubenssatz, der auch Deine Arbeitsweise<br />

beschreibt, die der Kolleginnen und Kollegen? Die<br />

Überzeugung, dass Arbeit und Vergnügen strikt voneinander<br />

zu trennen sind, ist in der Arbeitswelt, gerade in<br />

Unternehmenskulturen deutscher Unternehmen, fest<br />

verankert.<br />

Der Verdacht liegt nahe, dass wer mit Leichtigkeit und<br />

einem Lächeln agiert, offenbar nicht hart genug arbeitet.<br />

Nur wer ernst ist und wem die Last des Jobs ins Gesicht<br />

geschrieben steht, der wird auch ernst genommen. Und<br />

so haben sehr viele Menschen Angst, als albern, lächerlich<br />

oder unseriös zu gelten, wenn sie am Arbeitsplatz<br />

eine andere Haltung als heiligen Ernst an den Tag legen.<br />

Doch wir alle können davon profitieren, wenn wir den<br />

Satz „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ aus unseren<br />

Gedanken streichen.<br />

Den Stress, den der Satz erzeugt, sollten wir ersetzen<br />

durch mehr Spaß an und bei der Arbeit. Humor, Spiel<br />

und Vergnügen sind nicht das Gegenteil zu Ernsthaftigkeit,<br />

Arbeit und <strong>Disziplin</strong>. Vielmehr sind sie integ-raler<br />

Bestandteil unseres Menschseins und helfen, gesünder<br />

und kreativer, ja einfach: besser zu sein. Das gilt für den<br />

Arbeitsplatz genauso wie für unser Leben insgesamt.


CLOWNSDISZIPLIN<br />

DEIN TEAM<br />

DEINE TEAM<br />

34<br />

CLOWNSDISZIPLIN<br />

35<br />

Stell Dir nun die folgende Alltagssituation vor: Aufgaben<br />

türmen sich auf Deinem Schreibtisch, Du weißt<br />

schon morgens nicht mehr, wie Du alle Termine des<br />

Tages auch nur ansatzweise bewältigen sollst.<br />

Entsprechend hoch ist Dein Stresslevel und mit jedem<br />

Telefonklingeln, jeder Zwischenfrage durch den Kollegen,<br />

jeder neu eintreffenden E-Mail verkrampfst Du mehr<br />

und Dein Stresslevel steigt.<br />

Du wirst fahrig, unkonzentriert, blaffst die Kollegen<br />

unwirsch an. Am Ende des Tages hast Du zwar einiges<br />

geschafft, aber natürlich nicht alles, und Du bist unzufrieden<br />

mit Dir selbst, vor allem aber körperlich und<br />

mental erschöpft. Und nun stell Dir vor, Du könntest<br />

den gleichen Tag auf andere Art und Weise verbringen:<br />

die gleiche Arbeitsmenge, aber Du kannst entspannt<br />

bleiben, zwischendurch sogar mit den Kollegen scherzen,<br />

bist auch freundlicher zu Dir selbst. Vermutlich wirst<br />

Du in so einem Zustand nicht nur abends gelassener und<br />

weniger ausgelaugt nach Hause gehen, sondern sogar<br />

mehr geschafft bekommen, weil Du Dich besser konzentrieren<br />

kannst.<br />

Eine entspanntere Grundhaltung nützt uns persönlich,<br />

da wir weniger Stresssymptome zeigen, sie nützt aber<br />

auch unseren Teams, in denen wir mit Leichtigkeit<br />

und Freude an der Arbeit für mehr Kreativität und<br />

Teamzusammenhalt sorgen, und nicht zuletzt ist sie auch<br />

gut für unser Unternehmen, denn eine Arbeitseinheit, in<br />

der Gelassenheit und psychologische Sicherheit herrschen,<br />

erzielt bessere Ergebnisse und ist innovativer.<br />

Doch wie können wir zu mehr Leichtigkeit kommen?<br />

Indem wir uns zu mehr Ernstlosigkeit disziplinieren und<br />

Spiel und Spaß zu ernsthaften und erstrebenswerten<br />

Verhaltensweisen kultivieren.<br />

Als Vorbild können uns dabei dienen: Clowns! Mir<br />

ist bewusst, dass Clowns nicht immer das beste Image<br />

haben und oft mit Albernheit oder aufgesetzter Fröhlichkeit<br />

gleichgesetzt werden.<br />

Doch wenn wir uns anschauen, was Clowns tatsächlich<br />

auszeichnet, dann können wir von Ihnen eine Menge<br />

für das Leben, vor allem für unseren Arbeitsalltag<br />

lernen. Die heilsame Wirkung von Clowns im medizinischen<br />

Bereich ist wissenschaftlichen belegt warum sollte<br />

die nicht auch in anderen Bereichen funktionieren?<br />

Von Clowns für die Arbeit lernen bedeutet dabei<br />

nicht, in übergroßen Schuhen ins Büro zu marschieren<br />

und den Kollegen Farbe über den Kopf zu schütten.<br />

Auch geht es nicht darum, sich als Possenreißer in<br />

Meetings hervorzutun und damit zu beweisen, wie<br />

lustig man ist. Es geht darum mehr Spaß zu HABEN,<br />

nicht Spaß zu MACHEN. Und dies gelingt uns selbstverständlich,<br />

wenn wir die drei Haupteigenschaften von<br />

Clowncharakteren in uns selbst zulassen: Spielfreude,<br />

Offenheit für Neues und Staunen.<br />

Clown ist keine Rolle, die man lernt, sondern eine<br />

Grundhaltung, die man übt. Wenn man dies tut, dann<br />

entstehen ein positiver Humor, befreiendes Lachen<br />

und kreative Ideen von ganz alleine. Wenn wir lachen,<br />

schaffen wir eine Distanz zu den manchmal schmerzhaften<br />

Qualen des Alltags.<br />

Spielfreude ist dabei elementar und nichts anderes<br />

ist Humor ja auch oft: das Spiel mit dem Unerwarteten.<br />

Ein Clown spielt mit allem, was er findet, und jeder noch<br />

so alltägliche Gegenstand oder Tatbestand kann in spielerischer<br />

Weise genutzt werden.<br />

In unserer Gesellschaft wird Spielen oftmals gleichgesetzt<br />

mit Kinderspielen, doch es ist eine essenzielle<br />

menschliche Technik, die notwendig ist, damit wir lernen<br />

und unsere Kreativität und Resilienz erhöhen.<br />

Spiel erfolgt im Miteinander und folgt gewissen Regeln,<br />

ist aber auch gekennzeichnet von Ausprobieren und<br />

unerwarteten Lösungswegen – was in der Regel auch zu<br />

Lachen, Spaß und Entspannung führt.<br />

Wenn wir nicht gleich im Büro die Kollegen mit<br />

Spielen traktieren möchten, fangen wir bei uns selbst,<br />

vielleicht in der Freizeit, an.<br />

Denk an die Spiele Deiner Kindheit. Was hast Du<br />

gerne gemacht? Mit Legosteinen gebaut? Fangen gespielt?<br />

Puzzles gemacht? Such Dir etwas und versuche<br />

dies in den Arbeitsalltag zu übertragen. War „Ich sehe<br />

Britta Piel<br />

was, was Du nicht siehst“ eine große Freude Deiner<br />

Kindheit, dann versuche es am Arbeitsplatz doch auch<br />

mal mit kleinen Rätseln: Die Quartalszahlen werden<br />

nicht mehr mitgeteilt, sondern zum Schätzspiel für alle.<br />

Schon Mary Poppins wusste: in jeder Arbeit versteckt<br />

sich Spaß, ein spielerischeres Element. Wenn wir dieses<br />

finden und uns darauf einlassen, wird uns die Arbeit<br />

viel besser von der Hand gehen. Denn es geht ja nicht<br />

darum, dass Arbeit NICHT gemacht wird, es geht<br />

darum, dass sie leicht fällt.<br />

Was macht ein Clown im Büro? Nein, nicht Faxen,<br />

sondern eine Kette aus Büroklammern, eine kleine<br />

Jonglage mit Aktenordnern, eine kleine Karaokeeinlage<br />

bei der Präsentation.<br />

Und was machst Du demnächst im Büro? Ich jedenfalls<br />

habe immer eine rote Nase griffbereit. Zum einen ist<br />

sie sehr praktisch, wenn man ein unliebsames Telefonat<br />

führen muss, eine schlecht gelaunte Kollegin aufmuntern<br />

möchte oder seine eigene schlechte Laune kurz parodieren<br />

möchte.<br />

Und was für ein schöner Moment, wenn man eigentlich<br />

nur nach dem Tacker sucht, stattdessen aber eine<br />

Clownsnase findet! Probiere es aus – und warte nicht bis<br />

nach der Arbeit, um Dich zu vergnügen! •<br />

Britta Piel arbeitet seit fast 20 Jahren<br />

in der Internationalisierung von Wissenschaftseinrichtungen,<br />

aktuell gerade als<br />

stellvertretende Leiterin des Center for<br />

International Cooperation an der Freien<br />

Universität Berlin.<br />

Nach ihrem Studienabschluss in dem<br />

Fach „American Studies” entwickelte sie<br />

nicht nur ihre Kompetenzen im Bereich<br />

der Arbeits- und Organisationspsychologie<br />

weiter, sondern ließ sich auch zum<br />

Clown ausbilden.<br />

Wie man mit der Lebensweisheit der<br />

Clowns im Büroalltag Führungskompetenz,<br />

Selbstfürsorge und auch Teamkultur<br />

stärken kann ist Gegenstand des von<br />

ihr entwickelten „Rote-Nasen-Prinzips.”<br />

Website: www.rotenasenprinzip.de


INNEN-DISZIPLIN<br />

DU<br />

DU<br />

36<br />

INNEN-DISZIPLIN<br />

37<br />

Die Innen-<strong>Disziplin</strong><br />

Wie uns die Entwicklung unserer inneren<br />

Vielfalt dabei hilft, mit äußerer Vielfalt und<br />

Komplexität besser umzugehen<br />

— von Martin A. Ciesielski<br />

Wenn man an <strong>Disziplin</strong> denkt, denkt man häufig<br />

zuerst an Selbstdisziplin. Sich selbst zu disziplinieren.<br />

Um konzentrierter zu arbeiten. Um mehr zu wissen.<br />

Sich beherrschen und damit professionell auftreten.<br />

<strong>Disziplin</strong>iertes Verhalten soll uns am Ende zu Höchstleistungen<br />

im Arbeits- und Privatleben führen.<br />

Wir wollen und sollen Ergebnisse rechtzeitig in einer<br />

hohen Qualität abliefern. Ein gutes Geschäft abschließen,<br />

dessen Verhandlungen sich über mehrere Wochen oder<br />

Monate ziehen – manchmal vielleicht sogar Jahre. Da<br />

heißt es dran bleiben, sich und das Team disziplinieren.<br />

Aber was genau disziplinieren wir da? Zumeist handelt<br />

es sich um den Einsatz bestimmter, technischer Denkund<br />

Handlungsweisen. Methoden, die uns auf einer<br />

technischen Ebene zum Erfolg führen sollen. Techniken<br />

beinhalten dabei auch Gesprächs- und Verhandlungstechniken,<br />

mit denen wir auf der Beziehungsebene mit<br />

unseren Kolleginnen und Kollegen, mit den Kunden und<br />

Partner arbeiten.<br />

Doch fördern diese Techniken am Ende unser eigenes,<br />

ganz persönliches Wachstum? Wie steht es um die digitale,<br />

hochkomplexe Arbeitswelt, in der wir agieren? Lässt<br />

sie sich noch mit solch einfachen Management-Techniken<br />

handhaben?<br />

In unseren Arbeitsumgebungen hat die Komplexität und<br />

Vielfalt in den letzten Jahren um ein Vielfaches zugenommen.<br />

Der Bildungshintergrund der Menschen, mit denen<br />

wir zusammenarbeiten ist um ein Vielfaches heterogener.<br />

Das Gleiche gilt in vielen Fällen auch für den kulturellen<br />

und fachlichen Hintergrund. Es gibt mehr Fachdisziplinen,<br />

die in Projekten arbeiten müssen, mehr spezielle Rechts-<br />

vorschriften und somit unterschiedlichste Denk- und<br />

Handlungsweisen.<br />

Aufgrund von zunehmend digital vernetzten Arbeitsumgebungen<br />

hat sich auch das Kommunikationsaufkommen<br />

vervielfacht – und damit auch die Rollen, aus denen<br />

heraus wir mit den unterschiedlichsten Menschen<br />

Informationen austauschen. In einem Moment sind wir<br />

der Sohn, der mit seiner Mutter telefoniert, erhalten<br />

parallel dazu eine Kurznachricht von der Kollegin,<br />

bereiten uns mental schon einmal auf die Videokonferenz<br />

mit den Kunden vor und treffen dazwischen noch<br />

den Spezialisten aus der IT-Abteilung.<br />

Ständige Rollen- und Situationswechsel, die ihrerseits<br />

unterschiedliche Arten zu kommunizieren antriggern<br />

und verschiedene Wissensbestände von uns abrufen<br />

können sehr leicht zu Überforderungen führen, wenn<br />

wir nicht diszipliniert an unserer inneren Vielfalt arbeiten,<br />

denn äußerer Vielfalt und Komplexität kann nur durch<br />

innerer Vielfalt und Komplexität begegnet werden.<br />

„Hacks“ und „Simplify“-Strategien helfen vielleicht für<br />

den Moment, lassen aber viele Probleme und Herausforderungen<br />

in der Tiefe ungelöst zurück.<br />

Was genau können wir tun, um diese innere Vielfalt<br />

und Komplexität zu entwickeln? Im Kern geht es<br />

dabei um eine Art „Solo-Improvisation“ mit sich selbst,<br />

um sich und sein Inneres Team, seine inneren Welten<br />

besser kennen zu lernen.<br />

Das gute alte Zwiegespräch mit sich selbst, kennt<br />

wohl jeder. Zumeist werden dabei beim Autofahren oder<br />

beim Spazierengehen die Gedanken hin und her gewälzt<br />

und man macht Gedankenspiele: „Wie sage ich dem<br />

Kollegen, dass ich mit seiner Arbeit nicht zufrieden bin?“,<br />

„Was braucht der Kunde, um final zu unterschreiben?“,<br />

„Wie können wir das technische Problem xyz lösen?“.<br />

Was dabei jedoch häufig völlig unterschätzt wird, ist<br />

die Körperintelligenz. Aus der Kognitionsforschung weiß<br />

man mittlerweile, dass Denken nicht nur im Gehirn<br />

stattfindet, sondern mit Hilfe des gesamten Körpers.


INNEN-DISZIPLIN<br />

DU<br />

DU<br />

38<br />

INNEN-DISZIPLIN<br />

39<br />

Diese sogenannte „Embodied Cognition“ sorgt dafür,<br />

dass wir, sobald wir einen bestimmten Raum betreten<br />

oder eine bestimmte Körperhaltung einnehmen, auch<br />

auf eine bestimmte Art und Weise denken, bzw. ein bestimmtes<br />

Wissen zur Verfügung haben – oder auch<br />

nicht.<br />

Umgekehrt gibt uns unser Körper teilweise vor- und<br />

unterbewusst Signale, wie eine Situation zu bewerten ist,<br />

worauf wir dann zumeist bewusst reagieren und diese<br />

Körpereinschätzung zum Ausdruck bringen – während<br />

wir der festen Überzeugung sind, doch rein rational<br />

auf diesen Gedanken-Impuls gekommen zu sein. Dabei<br />

werden jedoch sogenannte „Somatische Marker“ im Körper<br />

aktiv.<br />

Dieses hochkomplexe Zusammenspiel sorgt ja dafür,<br />

dass wir in Sekundenbruchteilen in die jeweils notwendige<br />

Rolle, die die Situation erfordert, reinschlüpfen.<br />

Um sich dieser Prozesse bewusster zu werden und<br />

sie auch bewusster einsetzen zu können, braucht es<br />

ein diszipliniertes Training, wie es zum Beispiel die<br />

Improvisationstheater-Schauspieler über Jahre hinweg<br />

praktizieren. Mit diversen Übungen und Formaten werden<br />

u.a. Spontanität, das Wahrnehmen innerer Impulse,<br />

Intuition, körperliche Ausdrucksfähigkeit und Präsenz<br />

eingeübt.<br />

Dabei findet die innere Vielfalt Ausdrucksformen in<br />

unterschiedlichen Sprech- und Redeweisen, in der Darstellung<br />

vielfältigster Charaktere und dem Ausprobieren<br />

von unterschiedlichsten Beziehungen – zu und mit sich<br />

selbst und mit den anderen.<br />

Bei der Solo-Improvisation liegt der Fokus darauf zu<br />

lernen, mit sich selbst ins Spiel zu kommen, sein eigenes<br />

Inneres Team kennen zu lernen und darüber hinaus<br />

Figuren, Charaktere und andere persönliche Anteile zu<br />

verkörpern. Erst indem man sie auch körperlich an- und<br />

ausspielt bekommt man einen vollständigeren Eindruck,<br />

was einen innerlich bewegt, welche Themen einen am<br />

Herzen liegen und auf wieviel Intelligenz man zugreifen<br />

kann bzw. wie viele Sichtweisen es womöglich auf die<br />

Lösung eines Problems geben kann.<br />

Dies hilft nicht nur dabei, die eigene Perspektivenvielfalt<br />

zu erweitern, sondern auch die von anderen besser<br />

zu verstehen und in die eigenen Denk- und Handlungsweisen<br />

einzubeziehen.<br />

Die Kunst, die eigene innere Vielfalt und Komplexität<br />

besser kennen zu lernen braucht ein hohes Maß an<br />

diszipliniertem Training und im Idealfall ein begleitendes<br />

Coaching. Dabei geht es allerdings weniger darum, sich<br />

selbst mehr zu disziplinieren, als sich selbst besser<br />

kennen zu lernen und in einen spielerischen Dialog zu<br />

Martin A. Ciesielski arbeitete bereits für<br />

deutsche und amerikanische Banken.<br />

Er hat einen Magister-Abschluss der<br />

Freien Universität Berlin in dem Fach der<br />

Publizistik, Kommunikationswissenschaft,<br />

Medienpsychologie und Management.<br />

2004 gründete er die Beratungs- und<br />

Trainingsfirma medienMOSAIK ® für die<br />

Führungskräfteentwicklung im digitalen<br />

Zeitalter mit Hilfe von künstlerisch-kreativen<br />

Methoden und Interventionen.<br />

Gemeinsam mit Dr. Thomas Schutz<br />

veröffentlichte er zur Digitalen Führung<br />

diverse Artikel und Bücher. Er lebt und<br />

arbeitet hauptsächlich in Berlin.<br />

treten, um persönlich daran zu wachsen. •<br />

Martin A. Ciesielski


Schlau<br />

allein hilft Deiner Organisation nicht,<br />

Schnell<br />

sein müsst Ihr auch.


INTERVIEW<br />

DEIN MARKT<br />

DEIN MARKT<br />

INTERVIEW<br />

42 43


AUTOREN<br />

AUTOREN<br />

44<br />

45<br />

Joachim E. Lask<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

des WorkFamily-Instituts<br />

Britta Piel<br />

Stellvertretende Leiterin<br />

des Center for International<br />

Cooperation und Entwicklerin<br />

des „Rote-Nasen-Prinzips”<br />

Sule Kutlay Gandur<br />

International Executive Coach,<br />

Strategic Consultant und<br />

Keynote Speaker<br />

Stephan Balzer<br />

Berliner Unternehmer, Redner<br />

und Unternehmensberater für<br />

Innovation, Kulturwandel und digitale<br />

Transformation<br />

Dirk Ohlmeier<br />

Gründer und<br />

Geschäftsführer der Ethos<br />

Human Recruitment GmbH<br />

Sabine Sipp<br />

Training & Coaching<br />

als Reiss Profile Master ®<br />

Claudia Michalski<br />

Geschäftsführende Gesellschafterin<br />

der OMC OpenMind Management<br />

Consulting GmbH<br />

Angelica Egerth<br />

Agentur für Familienunternehmen<br />

Martin A. Ciesielski<br />

Gründer der Beratungs- und<br />

Trainingsfirma medienMOSAIK®<br />

Dein Team für Wachstum.<br />

Wenn Du wachsen willst, helfen wir Dir —<br />

pragmatisch, ehrlich und mit einem Netzwerk,<br />

das einzigartig ist. Dein Faktor 10-Team


IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Dein Faktor 10 wird herausgegeben von<br />

der Ethos Human Recruitment GmbH,<br />

Danckelmannstr. 10,<br />

14059 Berlin, Deutschland.<br />

Inhaltlich Verantwortlicher: Dirk Ohlmeier<br />

Chefredaktion: Dirk Ohlmeier<br />

Redaktion: Tobias Müller<br />

Grafik: Janine Onabulu<br />

Titelbild: Fotograf Christian Kielmann<br />

Web: http://www.herr-kielmann.de<br />

Tel. +(49) 170 485 712 5<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Die Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung<br />

des Urhebers urheberrechtswidrig und strafbar.<br />

Dies gilt auch für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung<br />

und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.<br />

Jede gewerbliche Nutzung ist untersagt. Dies gilt auch für<br />

Vervielfältigung und Verbreitung über<br />

elektronische Medien.<br />

Für eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen.<br />

Die Ethos Human Recruitment GmbH übernimmt keinerlei Garantie und<br />

Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der<br />

bereitgestellten Informationen.<br />

Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

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14059 Berlin<br />

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Telefon: +(49) 30 4920 7071<br />

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Registergericht: Amtsgericht Berlin Charlottenburg<br />

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Umsatzsteuer-Identifikationsnummer gem. §27a UStG: DE290 389 580


48<br />

Nächste Ausgabe<br />

RUBRIK<br />

Vision<br />

Die Vision Deutschland<br />

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