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Deinfaktor10.de - Disziplin

"Disziplin ist die Mutter des Erfolges" heißt es. Doch wo stehen wir eigentlich im Bezug auf Disziplin? Erfahrt aktuelle Perspektiven auf das Thema und wie die Disziplin uns aktuell vom Wachstum abhält. Interessante Impulse

"Disziplin ist die Mutter des Erfolges" heißt es. Doch wo stehen wir eigentlich im Bezug auf Disziplin? Erfahrt aktuelle Perspektiven auf das Thema und wie die Disziplin uns aktuell vom Wachstum abhält. Interessante Impulse

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DISZIPLIN UM JEDEN PREIS<br />

DEIN TEAM<br />

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DISZIPLIN UM JEDEN PREIS<br />

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<strong>Disziplin</strong> hingegen spricht die Grundbedürfnisse Klarheit<br />

und Ordnung direkt an. Die Regel „Arbeitszeit =<br />

Anwesenheitszeit“ ist klar und hilft vielen Menschen, um<br />

Arbeit und Freizeit eindeutig voneinander zu trennen.<br />

Flexibilisierung, Work-Life-Balance, Mobiles Arbeiten<br />

ist für viele Mitarbeiter und Führungskräfte daher eher<br />

verwirrend – und setzt Vertrauen voraus. In vielen<br />

Unternehmen werden feste Arbeitszeiten (und damit<br />

klare Regeln) durch Vertrauensarbeitszeit ersetzt. Das<br />

macht in digitalen Zeiten, in denen man von überall aus<br />

und zu jeder Zeit Konzepte schreiben, E-Mails beantworten<br />

und Angebote versenden kann, absolut Sinn.<br />

Nicht nur für die viel beschriebenen digitalen Nomaden,<br />

sondern auch für ganz normale Arbeitnehmer mit<br />

festem Wohnsitz.<br />

Vorgesetzte, die ihren Mitarbeitern nur schwer vertrauen<br />

können, tun sich allerdings oft noch schwer mit<br />

Home Office Regelungen und flexiblen Zeiten. Es wäre<br />

ihnen häufig lieber, sie könnten weiterhin Anwesenheitszeit<br />

als Maß für Leistungsbereitschaft nutzen – nicht<br />

wirklich sinnvoll, aber schön klar.<br />

Umgekehrt arbeiten viele Mitarbeiter trotz neu<br />

gewonnener Freiheit weiterhin zu festen Zeiten, auch<br />

wenn sie das gar nicht mehr müssen. <strong>Disziplin</strong> abzulegen<br />

ist also offensichtlich gar nicht so einfach!<br />

Ein Beleg für diese These ist auch die Tatsache, dass viele<br />

Arbeitnehmer in Deutschland unglücklich sind in ihrem<br />

Job – und trotzdem diszipliniert ihrem Arbeitgeber treu<br />

bleiben. Gemäß einer YouGov-Studie (https://yougov.de/<br />

news/2015/07/07/nur-jeder-dritte-ist-gucklich-seinem-beruf/)<br />

ist nur jeder Dritte glücklich in seinem Beruf, 49%<br />

der Befragten würden einen anderen Beruf ergreifen,<br />

wenn Sie noch einmal wählen könnten.<br />

Hier stellt man sich als Karriereberaterin die Frage:<br />

Warum verbleiben so viele Menschen ihr Berufsleben<br />

lang in einer Aufgabe, die ihnen keine Freude macht, die<br />

viele nicht einmal grundsätzlich sinnvoll finden?<br />

Einer der wichtigsten Leitsätze in unserer Beratung ist:<br />

Love it, change it or leave it! Wenn man also einen ungeliebten<br />

Beruf nicht ändern kann, sollte man ihn verlassen.<br />

Freiwillige Jobwechsel sind allerdings im Deutschland<br />

immer noch eher ungewöhnlich. Als ich selbst meine<br />

Position als Geschäftsführerin eines renommierten<br />

Medienhauses zugunsten einer Selbstständigkeit in einem<br />

etablierten Beratungsunternehmen aufgab, wurde das<br />

sehr kritisch gesehen. „Das ist ja nicht sicher!“. Stimmt,<br />

ist es auch nicht, aber eine Position als Angestellte/r ist<br />

es genauso wenig – und dort ist man zusätzlich noch<br />

fremdbestimmt.<br />

Meiner Erfahrung nach halten sich viele Angestellte –<br />

auch und gerade in höheren Management-Positionen –<br />

viel zu lange an angestammten Positionen fest. Auch dann,<br />

wenn Ihnen neben der persönlichen Perspektive der<br />

Sinn fehlt und sie sich jeden Morgen aufs Neue<br />

zur Arbeit quälen.<br />

Solange Buchtitel wie „Montags könnt ich kotzen“ auf<br />

die Bestseller-Listen kommen, identifizieren sich ganz<br />

offensichtlich viele Leser mit diesem Gefühl, nicht<br />

richtig positioniert zu sein im gegenwärtigen Job. Und<br />

doch ziehen nur wenige die Konsequenz und orientieren<br />

sich neu.<br />

„Man muss auch in schwierigen Zeiten durchhalten“, ist<br />

das Credo, mit dem insbesondere die Generation der<br />

Baby-Boomer aufgewachsen ist.<br />

Sicherheitsdenken und eiserne <strong>Disziplin</strong>, man steht<br />

zu seinen Entschlüssen und hält durch, komme was da<br />

wolle! Mit diesem Glaubenssatz im Hinterkopf ist es<br />

besonders schwer, den ungeliebten Job über Bord zu<br />

werfen.<br />

Und trotzdem geht es: In unserer Beratungspraxis<br />

erleben wir zunehmend Manager, die sich ihrerseits<br />

verändern wollen obwohl sie es nicht müssten.<br />

Der derzeit eher entspannte Arbeitsmarkt macht Mut<br />

zur Veränderung und wir begleiten und unterstützen<br />

Menschen in der beruflichen Veränderung sehr gerne, oft<br />

bis zum konkreten Erfolg.<br />

Berufliche Veränderung und erlernte <strong>Disziplin</strong> sind kein<br />

Widerspruch.<br />

Wenn man die Energie, die man aufwendet um sich<br />

jeden Montag wieder neu aufzuraffen, in die Suche einer<br />

sinnvollen und zufriedenstellenden beruflichen Alternative<br />

steckt, hat man den Glaubenssatz „Ich muss durchhalten“<br />

überwunden und nimmt sich als selbstwirksam<br />

und handlungsfähig wahr.<br />

Die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen<br />

und sich nicht hinter der eisernem <strong>Disziplin</strong> zu<br />

verstecken ist eine sehr befriedigende Erfahrung. Zum<br />

Glück lassen sich immer mehr Menschen darauf ein! •<br />

Claudia Michalski<br />

Sie ist Diplom-Volkswirtin und langjährige Geschäftsführerin verschiedener Medienhäuser<br />

(Handelsblatt/Beuth), Expertin für Change- und Trennungsmanagement. Seit 2016 führt sie als<br />

geschäftsführende Gesellschafterin die OMC OpenMind Management Consulting GmbH und<br />

unterstützt Unternehmen in der (digitalen) Transformation sowie Führungskräfte bei persönlicher<br />

Neuausrichtung. Restrukturierungen in der Sache konsequent und gleichzeitig respektvoll<br />

umzusetzen, ist ihre Mission.

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