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Die Transnamib-Skiexpedition 2009<br />
V<br />
or vierzehn Jahren machte Werner<br />
Niebel seine ersten Schwünge mit Ski<br />
an den Sanddünen der Wüste Namib.<br />
2009 kehrte er für eine Durchquerung des<br />
Sandmeeres zurück.<br />
Die Faszination des Skifahrens auf Sand.<br />
Aus der erleuchteten Unterkunft dringen afrikanische<br />
Rhythmen, während ich im Dämmerlicht<br />
der hereinbrechenden Nacht auf<br />
den Ranger des viel besuchten Wüstencamps<br />
Sesriem in Namibia warte. Es taucht<br />
ein junger, braun gebrannter, blonder Mann<br />
mit untersetzter Figur auf, der sich als Jaques<br />
Erasmus vorstellt. Er bringt mich zu einem<br />
Lothar & Klaus Roerkohl<br />
Postfach 525 Windhoek,<br />
Tel/Fax: 061-223500,<br />
Cell: 081-2616731 or<br />
081-2684240,<br />
E-mail: roerkohl@lycos.com,<br />
Internet: roerkohl.com<br />
Ihr freundlicher<br />
Briefmarken- und<br />
Münzhändler im<br />
Herzen<br />
Windhoeks,<br />
in der Post Street<br />
Mall, nahe des<br />
Glockenturms.<br />
offenen Geländewagen und zeigt auf die<br />
Pritsche. Mindestens zehn Paar Langlaufski<br />
liegen darauf. Ganz unten erspähe ich aber<br />
ein Paar graue Abfahrtski mit Sicherheitsbindung<br />
und tatsächlich auch Plastikabfahrtskischuhe<br />
in meiner Größe. Wir sind uns<br />
schnell einig über die Leihgebühr für den<br />
nächsten Tag.<br />
Morgens, es ist noch dunkel, warte ich in<br />
der Schlange mit anderen Fahrzeugen vor<br />
dem Tor des Campausganges, welches von<br />
einem Posten nur bei Vorzeigen eines Permits<br />
geöffnet wird. Kurz darauf ist der Weg<br />
frei in den Namib-Naukluft-Park, wie das<br />
große Sandmeer der Wüste Namib offiziell<br />
bezeichnet wird, das auch ein Naturschutzgebiet<br />
ist. Von hier streben<br />
fast alle Besucher ins 80 km entfernt<br />
liegende, berühmte Sossusvlei, um<br />
das Licht-Schattenspiel, welches die<br />
Sonne auf den umsäumenden Dünen<br />
zaubert, zu erleben. Diese zählen<br />
zu den höchsten der Erde.<br />
Ich fiebere aber einem anderen Ziel<br />
entgegen. Es ist die „Düne 45“ mit<br />
ihren steilen Sandflanken, die ich<br />
tags zuvor als ideales Terrain für<br />
meine ersten Ski- Gleitversuche auf<br />
Sand ausgewählt habe. Dort angekommen,<br />
presse ich ungeduldig<br />
meine Füße in die Skischuhe, schultere<br />
die Latten und stapfe die Düne<br />
am Grat im weichen Sand mühselig<br />
hoch, immer wieder gibt mein<br />
Tritt im weichen Sand Kraft raubend<br />
nach. Doch mit Anstrengung erreiche<br />
den höchsten Punkt und ziehe<br />
voller Erwartung die Ski an. Ich<br />
fahre vorsichtig schräg in den Hang,<br />
setze den Schwung an… aber oje,<br />
nichts geht; viel zu langsam und zu<br />
weit ausholend gefahren, ich bleibe<br />
stecken. Aber erneut steige ich hoch,<br />
die steilere Ostseite der Düne ins Visier<br />
nehmend. Oben angekom-<br />
6<br />
men bringe ich allen Mut auf und stoße direkt<br />
in den Hang hinunter. Als ich eine gewisse<br />
Geschwindigkeit erreicht habe, reihe<br />
ich kurze Schwünge aneinander. Ich komme<br />
mit Wedeln in einen Abfahrtsrausch wie<br />
im Schnee. Als ich ohne Sturz unten zum<br />
Halt komme, stoße ich einen Schrei der Begeisterung<br />
aus. „Ski nur im Schnee ist eine<br />
fixe Idee“, kommt mir in den Sinn. Es ist<br />
ein zwar nur wenige Sekunden dauernder<br />
Ablauf, aber für Skifahrer zweifellos eine<br />
umso interessantere Erfahrung. Vielleicht<br />
sogar auch ein Muss für jeden Skifahrer,<br />
der sich auf einer Reise durch Namibia befindet.<br />
Das war im März 1995, sieben Jahre<br />
bevor der professionell betriebene Dünenskilauf<br />
in Namibia begann.<br />
„Transnamib Skiexpedition 2009“<br />
Vierzehn Jahre später, am 15. März 2009,<br />
komme ich mit sechs gut trainierten, und<br />
von ihrem Vorhaben überzeugten Menschen,<br />
zurück. Wir sind zwei Frauen und vier<br />
Männer. Dieses Mal will ich aber nicht einfach<br />
nur eine Düne runter fahren, sondern<br />
das 36 000 km² großen Sandmeer der Wüste<br />
Namib, der ältesten Wüste der Erde, zusammen<br />
mit meiner Gruppe durchqueren.<br />
Meine seit 2004 jährlich betriebenen Studien<br />
der Verhältnisse und die gesammelten<br />
Erfahrungen in der Namib, waren unabdingbar.<br />
Sie sollen jetzt bei dieser Expedition zur<br />
Anwendung kommen. Dass dies notwendig<br />
Info zur Skiexpedition<br />
Um nachzuweisen, dass eine Durchquerung<br />
der Sandnamib mit Ski möglich ist, wurde für<br />
diese Expedition in dem begangenen Abschnitt<br />
von der Naturschutzbehörde in Namibia eine<br />
einmalige Genehmigung erteilt.<br />
Für die Zukunft werden von einem deutschen<br />
Reiseveranstalter im Rahmen von Namibiareisen<br />
in einem anderen, hochinteressanten Bereich<br />
der Wüste Namib mehrtägige, das ultima-<br />
Oktober 2009<br />
reise<br />
war, bestätigten inzwischen manche Teilnehmer<br />
und werteten ein Vorgehen ohne diese<br />
Kenntnis der Verhältnisse als blauäugig.<br />
Ausgerüstet mit Langlauf-Schuppenski oder<br />
Tourenski beabsichtigen wir 60 km Wegstrecke<br />
durch die Sandnamib bis zu unserem<br />
Ziel, das Sossusvlei, zurückzulegen. Im Vorfeld<br />
haben wir ausgerechnet, dass wir vier<br />
Gehtage benötigen. Meine Studien der Gegebenheiten<br />
aus Satellitenaufnahmen zeigten<br />
auch, dass wir die Längsdünen quer angehen<br />
müssen. Dadurch ergeben sich 10°<br />
bis 15° flache Anstiege und bis zu 30° geneigte<br />
kurzen Abfahrten. Dank der Ski hoffen<br />
wir, im Vergleich zum Gehen, bis zu 30<br />
Prozent Energie einsparen zu können.<br />
Trotz dieser Erleichterung ist uns im Voraus<br />
klar geworden, dass wir Unterstützung benötigen.<br />
Die kompletten Wasservorräte –<br />
das sind drei bis vier Liter pro Tag und Person<br />
– plus zusätzlich Ausrüstung und Verpflegung<br />
von weiteren 15 Kilogramm bei<br />
den extremen Bedingungen der Wüste Namib<br />
am Körper zu schleppen, erschien uns<br />
als unrealistisch. Zuerst plante ich mit allem<br />
Gepäck völlig autark gehen zu können unter<br />
Zuhilfenahme einer Pulka pro Person. Aber<br />
mit einem solchen Gleitschlitten, wie er im<br />
Schnee und Eis zum Einsatz kommt, erachtete<br />
ich den Kräfteverschleiß trotzdem als<br />
zu groß. Vorangegangene Versuche zeigten<br />
mir, dass eine Pulka mit einer Rolle Erfolg<br />
versprechender wäre, aber nur bei einer gewissen<br />
Festigkeit der Sandoberfläche wegen<br />
der Bildung einer hemmenden Bugwelle.<br />
Weil die anzutreffenden Sandverhältnisse<br />
zu unsicher waren, nahm ich zum Versuch<br />
nur eine Rollenpulka in die unbekannte<br />
Region mit, sie bewährte sich bestens.<br />
Um das Vorhaben nicht zu gefährden, haben<br />
wir letztlich das in der Wüste Namib<br />
qualifizierte und konzessionierte Spezialunternehmen<br />
für Dünendriving, Uri Adventure,<br />
als Unterstützung engagiert.<br />
Fahrt zum Startpunkt<br />
Aber jetzt sind wir hier in Walvis Bay am Atlantik<br />
und fahren mit einem offenen Safarifahrzeug<br />
für den Personentransport, dem<br />
„Uri-Bus“, und zwei voll bepackten Geländefahrzeugen<br />
zu unserem Abmarschort los.<br />
Wir kommen nach Sandwich Harbour, einer<br />
zwar natürlichen, aber immer mehr versandenden<br />
Lagune, die ein einmaliges Lebensgebiet<br />
für Seevögel ist. Weiter geht es<br />
entlang an der Küste vorbei an penetrant<br />
riechenden Robbenkolonien, bis wir das<br />
Wrack der „Eduard Bohlen“ erreichen, einem<br />
Handelsschiff, das 1909 hier gestrandet<br />
ist. Danach Weiterfahrt nach Süden. Bei<br />
Meob Bay biegen wir ab, um, weg von der<br />
Atlantikküste, im Landesinneren das erste<br />
Camp zu beziehen. Bald bricht mitten in der<br />
Wüste die Nacht herein. Über uns die Unendlichkeit<br />
des Sternenhimmels mit dem<br />
„Kreuz des Südens“.<br />
tive Wüstenerlebnis versprechende und von einem<br />
Guide geführte Skitouren angeboten. Sie<br />
sind mit der Naturschutzbehörde abgestimmt<br />
und befinden sich im Konzessionsgebiet von<br />
Uri Adventures in Walvis Bay. Uri Adventures<br />
leistet dabei vollständige logistische Unterstützung.<br />
Auskunft erteilt:<br />
Werner Niebel, DSV-Skilehrer und Fotograf,<br />
Tel. Deutschland: 0049-7720-812177,<br />
E-Mail: eschle@wr-niebel.de<br />
INTERMEZZO GUESTHOUSE<br />
Swakopmund<br />
Tel: +264 (0)64 46 4114; Fax: +264 (0)64 40 7099<br />
Dolphin Str. 9 Swakomund Namibia<br />
Webpage: http://swakop.com/intermezzo<br />
E-Mail: intermezzo@iway.na