obacht Familienmagazin Dezember 2019/Januar 2020
Das regionale Familienmagazin aus dem Allgäu! Unsere Themen: Das Baby ist da... und alles ist anders, Übertritt an die weiterführenden Schulen, Winterspaß im Allgäu - Rodeln, Ski- und Snowboardfahren für Familien, Kulturgenuss, Nachrichten, Terminkalender
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von Claudia Sonntag<br />
DAS "WEISEN"<br />
6<br />
Das "Weisen" ist ein verbreiteter Brauch<br />
im süddeutschen, vor allem im schwäbischen<br />
Raum. Nach der Geburt eines<br />
Kindes besucht man Mutter und Kind<br />
zuhause, um Glückwünsche und ein<br />
Geschenk für den neuen Erdenbürger zu<br />
überbringen.<br />
Meist werden die Besucher mit Kaffee und<br />
Kuchen oder einem kleinen Imbiss<br />
empfangen. Dem Anlass entsprechend<br />
wird der Nachwuchs bewundert und das<br />
Essen gelobt. Für Mutter und Kind kann<br />
das manchmal auch eine anstrengende<br />
Zeit sein, je nachdem, wie oft sich Besuch<br />
ankündigt.<br />
Die Wurzeln dieses Brauchs liegen weit<br />
zurück. Der Begriff "weisen" geht wohl aus<br />
dem althochdeutschen Wort "Wisod =<br />
Geschenk", oder auch aus dem lateinischen<br />
Wort "visitare = besuchen" hervor. Schon<br />
im Mittelalter wurde das "Weisat" überbracht.<br />
Damals allerdings war es meist das<br />
Geschenk zur Vermählung. Bei den<br />
Feierlichkeiten zur Hochzeit wurde das<br />
"Weisat" übergeben. Auch die formelle<br />
Übergabe eines Geschenks an die Kirche,<br />
was zu dieser Zeit üblich war, oder an<br />
Grundherren wurde so genannt. Ab dem<br />
19. Jahrhundert war dann hauptsächlich<br />
das "Weisen" zur Geburt üblich, allerdings<br />
meist nur beim erstgeborenen Kind.<br />
Geschenkt wurde in der Regel etwas<br />
Nützliches für Mutter oder Kind, zum<br />
Beispiel Stoffe für Kleidung oder Geschirr.<br />
Es wurden auch gerne Lebensmittel<br />
gebracht, Brot, Suppe oder auch ein Huhn<br />
- je nachdem, was in der Familie gebraucht<br />
wurde. Sicherlich freute sich die frischgebackene<br />
Mutter auch über die Entlastung<br />
im Haushalt, wenn etwas Gekochtes<br />
das Geschenk war. Zuerst war es auch nur<br />
die Geschenkübergabe am Wochenbett,<br />
der längere Besuch selbst kam erst später<br />
hinzu. In Oberbayern gibt es den Brauch,<br />
zur Geburt ein "Weisertwecken" zu bringen.<br />
Das ist ein großes Weißbrot, pro halbes<br />
Kilogramm Kindsgewicht ein Meter Brot.<br />
So kann ein ganz ansehnliches Stück<br />
zusammenkommen. Außer in Schwaben<br />
und Oberbayern werden auch Kinder in<br />
Niederbayern und in Oberösterreich mit<br />
dem "Weisen" auf der Erde willkommen<br />
geheißen. Ob ein gekauftes Geschenk,<br />
Geld oder tatsächlich wieder eine Mahlzeit<br />
überbracht wird, die frischgebackenen<br />
Eltern sind glücklich, wenn sich Andere<br />
mit ihnen über ihren Nachwuchs freuen.