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1 Übersicht: 1. Handelsgebiet und Handelswaren der Hanse 2. Die ...

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<strong>Übersicht</strong>:<br />

<strong>1.</strong> <strong>Handelsgebiet</strong> <strong>und</strong> <strong>Handelswaren</strong> <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong><br />

<strong>2.</strong> <strong>Die</strong> Kaufleute <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>zeit<br />

3. Geldwesen<br />

4. Nowgorod – das Kontor im Osten<br />

5. Koggen<br />

6. Der <strong>Hanse</strong>tag<br />

7. <strong>Die</strong> Seekriegsführung<br />

8. Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong><br />

9. <strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong> zur Neuzeit<br />

<strong>1.</strong> <strong>Handelsgebiet</strong> <strong>und</strong> <strong>Handelswaren</strong> <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong><br />

- Hansischer Handel<br />

Hansischer Handel ist im wesentlichen <strong>der</strong> Handel, den die deutschen Kaufleute<br />

<strong>der</strong> Städte Nordeuropas betrieben, indem sie Waren aus Osteuropa nach Westen<br />

beför<strong>der</strong>ten <strong>und</strong> umgekehrt. <strong>Die</strong>se Verbindung zwischen Osteuropa <strong>und</strong> dem<br />

nördlichen Westeuropa war ein wesentlicher Faktor für die Entstehung <strong>und</strong> das<br />

Fortleben <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>. <strong>Die</strong>ser große Hauptweg lässt sich anhand <strong>der</strong> Linie Nowgorod<br />

– Reval – Lübeck – Hamburg – Brügge – London darstellen. Später wurden die<br />

Waren auch statt über Lübeck <strong>und</strong> Hamburg mit Schiffen durch den S<strong>und</strong> transportiert<br />

Jedoch kann man den hansischen Handel nicht nur auf diese Ost- West Handelsachse<br />

beschränken. <strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong> hatte auch mit dem Norden <strong>und</strong> dem Süden<br />

intensive Handelsbeziehungen. Eine an<strong>der</strong>e beson<strong>der</strong>s wichtige, aber nicht unbedingt<br />

Handelsstraße war die rheinische Linie, die Italien <strong>und</strong> Frankfurt mit den<br />

Nie<strong>der</strong>landen <strong>und</strong> England verband. Jedoch weiß man, dass auch Erzeugnisse, die<br />

man im <strong>Hanse</strong>bereich selbst herstellte o<strong>der</strong> erntete (Bier, Leinwand, Salz, Getreide),<br />

in geringeren Umfang in den hansischen Handel einflossen.<br />

1


- Handelsraum<br />

Der vom hansischen Handel erfasste Raum umschloss mehrere, sehr unterschiedlich<br />

strukturierte Wirtschaftszonen mit ungleichen Entwicklungsstand <strong>und</strong><br />

stark voneinan<strong>der</strong> abweichenden Angebots- <strong>und</strong> Nachfragestrukturen. Das nördliche<br />

Westeuropa war dem rohstoff- <strong>und</strong> nahrungsmittelreichen Nord- <strong>und</strong> Osteuropa<br />

gegenüber gewerblich frühentwickelt. Im großen <strong>und</strong> ganzen erscheint es<br />

so, dass <strong>der</strong> Osten im Warenkreislauf vor allem Rohstoffe, Massengüter von relativ<br />

geringen Wert, <strong>der</strong> Westen dagegen im Austausch Fertigwaren <strong>und</strong> wertvolle<br />

Genussmittel lieferte. Hier bestand eine Unausgewogenheit im Austausch,<br />

da <strong>der</strong> von Osten nach Westen gehende Warenstrom nach Gewicht <strong>und</strong> Wert<br />

größer war als <strong>der</strong> in <strong>der</strong> entgegengesetzten Richtung. <strong>Die</strong> auf <strong>der</strong> Fahrt nacht<br />

Westen voll beladenen Schiffe kehrten oft nur teilweise beladen o<strong>der</strong> leer zurück.<br />

Bedeutung von Reval (Tallinn)<br />

Obwohl Reval unter (zunehmend lockerer) dänischer Herrschaft stand, behielt<br />

die Stadt eine deutsche Oberschicht <strong>und</strong> da diese fast ausschließlich aus Kaufleuten<br />

bestand, ist ein baldiger enger Kontakt zur <strong>Hanse</strong> nicht verw<strong>und</strong>erlich.<br />

Dass sich Reval als <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> zugehörig betrachtete ist bereits für 1252 belegbar<br />

<strong>und</strong> findet spätestens 1285 ausdrückliche Erwähnung. Von wirtschaftlicher<br />

Bedeutung war die dänische Entscheidung von 1294, allen deutschen Kaufleuten<br />

den Handelsweg nach Nowgorod über Reval <strong>und</strong> Narwa zu gestatten. Damit war<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>stein gelegt, Reval zu einem Knotenpunkt des hansischen Ostseehandels<br />

werden zu lassen.<br />

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Haupthandelswaren<br />

<strong>1.</strong> Tuch<br />

<strong>2.</strong> Pelze<br />

3. Wachs<br />

4. Salz<br />

5. Trocken- <strong>und</strong> Salzfisch<br />

6. Getreide<br />

7. Holz<br />

8. Bier<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Handelswaren</strong><br />

Tuch<br />

Vom 14. bis zum 16. Jahrh<strong>und</strong>ert stand <strong>der</strong> Tuchhandel wertmäßig an erster<br />

Stelle. Für das Produkt Tuch herrschte großer Bedarf <strong>und</strong> es gab eine große<br />

Vielfalt von Qualitäten <strong>und</strong> Preisen. Gewinne von 15% bis über 30% waren den<br />

Kaufleuten sicher. Im 13. <strong>und</strong> in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts handelten<br />

die <strong>Hanse</strong>kaufleute fast ausschließlich mit flämischen Tuchen. Im Gegensatz<br />

zu an<strong>der</strong>en Kaufleuten hielten die <strong>Hanse</strong>kaufleute lange an den flämischen Tuchen<br />

fest. Aber im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert setzten sich die englischen <strong>und</strong> holländischen<br />

Stoffe trotz feindlicher Vorschriften überall immer mehr durch. Tuche<br />

aus Frankreich, vom Rhein <strong>und</strong> aus den <strong>Hanse</strong>städten selbst spielten nur eine bescheidene<br />

Rolle. Ende des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts erlebte die polnische Textilindustrie<br />

einen Aufschwung <strong>und</strong> es entstand auch eine steigende Nachfrage nach den, vor<br />

allem von Frankfurt aus in den Handel gebrachten, italienischen Luxustüchern in<br />

Nordeuropa.<br />

Pelze<br />

Der Pelzhandel war in gewisser Weise das Gegenstück zu dem Handel mit Tuchen<br />

aus Westeuropa. Er galt als Gr<strong>und</strong>lage des hansischen Wohlstandes. <strong>Die</strong> Schiffe<br />

<strong>der</strong> Kaufleute konnten teilweise mehr als 200.000 Stück <strong>der</strong>, zum Versand in<br />

Fässern verpackten, Pelze laden. Pelze wurden im wesentlichen aus Russland, vor<br />

allem aus Nowgorods eingeführt. Nowgorods Hinterland bot von wertvollen Zobel-<br />

<strong>und</strong> Hermelinpelzen bis hin zu Kaninchenpelzen eine Vielfalt von verschiedenen<br />

Pelzen. Aus England <strong>und</strong> Schottland wurden in umgekehrter Richtung<br />

Schaffelle in den Ostseeraum geliefert<br />

Wachs<br />

Wachs war <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wichtige russische Handelsartikel. <strong>Die</strong> Beleuchtungsbedürfnisse<br />

in Kirchen, Schlössern <strong>und</strong> Häusern garantierten einen regelmäßigen<br />

Absatz, jedoch mit relativ bescheidenen Gewinnen.<br />

3


Salz<br />

Salz hatte einerseits die Funktion als Nahrungsmittel <strong>und</strong> war an<strong>der</strong>erseits auch<br />

Konservierungsmittel für Butter, Käse, Fleisch <strong>und</strong> Fisch. <strong>Die</strong>ses kostbare Produkt<br />

fehlte im Osten fast völlig. Es gehörte zu den frühesten Gegenständen<br />

hansischen Handels. Im Spätmittelalter rechnete man mit einem Jahresbedarf<br />

von 15-16 kg Salz pro Kopf. Somit ergab sich für die <strong>Hanse</strong> also ein aufnahmebereiter<br />

Markt.<br />

Eine überaus leistungsfähige Produktionsstätte war die Saline in Lüneburg. 50%<br />

des Salzes gelangte über Lübeck in den Ostseeraum <strong>und</strong> ein Drittel wurde über<br />

Hamburg gehandelt. Das Lüneburger Salz zeichnete sich durch hohe Reinheit<br />

<strong>und</strong> eine hohe konservierende Wirkung aus, so dass auch die Konkurrenz des<br />

französischen Baiensalzes nicht zu einem Verlust <strong>der</strong> Märkte für das Lüneburger<br />

Salz führte.<br />

Das Baiensalz (Bai von Bourgnot: Meersalz, später Sammelbegriff für französisches<br />

<strong>und</strong> spanisches Salz) war grobkörniger als das Salinensalz, stärker verunreinigt,<br />

bitterer im Geschmack <strong>und</strong> soll eine geringer konservierende Wirkung<br />

besessen haben. Im Gegensatz dazu war das Baiensalz aber – trotz <strong>der</strong> hohen<br />

Transportkosten - deutlich billiger. Hamburger, Lübecker <strong>und</strong> Kaufleute aus an<strong>der</strong>en<br />

wendischen Städten waren am Baiensalzhandel beteiligt. <strong>Die</strong> hansische<br />

Baienflotte zählte 100 Schiffe. In <strong>der</strong> Baienfahrt fuhren die größten Schiffe.<br />

Das Baiensalz war das einzige Massengut des Westens.<br />

Getreide<br />

Preußen <strong>und</strong> Polen waren die großen Produzenten von Getreide, das hauptsächlich<br />

über Danzig nach Osteuropa transportiert wurde. Vor allem Norwegen <strong>und</strong> Flan<strong>der</strong>n<br />

hatten einen großen Bedarf an Getreide. Der dringende Korn- <strong>und</strong> Mehlbedarf<br />

brachte Norwegen seit dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert in direkte wirtschaftliche Abhängigkeit<br />

von den wendischen Städten<br />

Holz<br />

Der hansische Osten war auch <strong>der</strong> große Holzlieferant Westeuropas. Danzig<br />

spielte die Hauptrolle im Holzexport <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Ausfuhr <strong>der</strong> sehr begehrten Nebenprodukte<br />

des Waldes (Asche, Pech <strong>und</strong> Harz). Flan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> England waren<br />

die wichtigsten Holzabnehmer, da diese das Holz unter an<strong>der</strong>em als Bauholz für<br />

ihre Schiffe brauchten. Das Eibenholz aus den Karpaten war beson<strong>der</strong>s bei den<br />

Englän<strong>der</strong>n für die Bogenherstellung gefragt. Ende des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts ist die<br />

Holzausfuhr des preußischen Holzes infolge <strong>der</strong> Konkurrenz des Norwegischen<br />

Holzes gesunken.<br />

4


Bier<br />

Das Bier war das einzige ausschließlich durch den <strong>Hanse</strong>bereich <strong>und</strong> nicht durch<br />

ein fremdes Land gelieferte Produkt. Es gehörte zu den Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln.<br />

An<strong>der</strong>e <strong>Handelswaren</strong>:<br />

Der Wein hatte für den hansischen Handel einen ähnlich große Bedeutung wie die<br />

Haupthandelsartikel. Der Rheinwein, über Köln <strong>und</strong> Frankfurt auf den Markt gebracht,<br />

hatte im ganzen <strong>Hanse</strong>bereich den Vorrang. Französische Weine waren<br />

teurer, aber ebenfalls überall verbreitet.<br />

Der Bedeutungsverlust <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> durch Verän<strong>der</strong>ungen im Handel<br />

<strong>Die</strong> Verkehrslinie Nowgorod - London war die Basis für den Erfolg des hansischen<br />

Handels. Ein aufkommen<strong>der</strong> west-östlicher Handelsweg von Frankfurt <strong>und</strong><br />

Nürnberg über Leipzig nach Polen <strong>und</strong> das Eindringen <strong>der</strong> Hollän<strong>der</strong> in den östlichen<br />

Handelsraum wurden zu einem Anzeichen für den Verfall <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>. Gewürze<br />

<strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>ländische Tuche wurden in die eine <strong>und</strong> Pelze in die an<strong>der</strong>e<br />

Richtung gehandelt. Krakau <strong>und</strong> Breslau waren so am Ende des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

durch die Neuorientierung ihres Handels <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> entfremdet.<br />

Der Aufstieg Hollands war eine <strong>der</strong> Hauptursachen des späteren Rückganges <strong>der</strong><br />

<strong>Hanse</strong>: Er entwand ihr unter an<strong>der</strong>em das Handelsmonopol in den nordischen<br />

Meeren (holländischer Heringsfang in <strong>der</strong> Nordsee, holländische Schifffahrt).<br />

<strong>2.</strong> <strong>Die</strong> Kaufleute <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>zeit<br />

<strong>Die</strong> wan<strong>der</strong>nden Kaufleute:<br />

Bis zu Beginn des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts dominierten die wan<strong>der</strong>nden Kaufleute den<br />

hansischen Handel. <strong>Die</strong>se kauften auf ihren Fahrten Waren ein <strong>und</strong> verkauften,<br />

sie dann wie<strong>der</strong>um an einem an<strong>der</strong>n Ort, wobei die Kaufleute natürlich einen Gewinn<br />

bei diesem Handel anstrebten. Da sie aber ihre Waren auf den Fahrten begleiten<br />

mussten, konnte das Handelsvolumen nicht ihre Transportkapazität übersteigen<br />

sie waren also in <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Ware <strong>und</strong> damit im Umsatz eingeschränkt.<br />

<strong>Die</strong> sesshaften Kaufleute:<br />

Durch immer größere Waren- <strong>und</strong> Geldvolumen im Handel entwickelte sich ab<br />

dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert, wie in Italien schon üblich, <strong>der</strong> Typ des sesshaften <strong>und</strong> von<br />

seinem Sitz aus den Handel leitenden Kaufmanns. <strong>Die</strong>ser begleitete die Ware<br />

5


nicht mehr auf dem Wege, son<strong>der</strong>n regelte den Warenverkehr über Nie<strong>der</strong>lassungen<br />

in wichtigen Handelsstädten, durchgeführt von beauftragten Mitarbeitern.<br />

Da <strong>der</strong> Händler <strong>und</strong> Transporteur in einer Person, nämlich des Wan<strong>der</strong>kaufmanns,<br />

nun nicht mehr existierte, teilten sich <strong>der</strong> Handel <strong>und</strong> das Transportgewerbe<br />

in zwei verschiedene Wirtschaftszweige.<br />

Kompanien <strong>und</strong> Handelsgesellschaften:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong>kaufleute schlossen sich in Gilden, Kompanien <strong>und</strong> Handelsgesellschaften<br />

zusammen. <strong>Die</strong> seit dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert in vielen<br />

Städten gegründeten Gilden dienten beruflich<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Zwecken. Charakteristischer<br />

für die hansische Welt aber waren Kaufleutegruppen<br />

die nach ihren Handelsbeziehungen zum Ausland<br />

o<strong>der</strong> einem ausländischen Hafen geglie<strong>der</strong>t waren.<br />

Seit dem Ende des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts tauchen Verbindungen<br />

dieser Art in verschieden See- <strong>und</strong> Binnenstädte<br />

auf, die den Namen Kompanien tragen.<br />

Um Kapitalien zu bündeln <strong>und</strong> das Risiko für den<br />

einzelnen zu min<strong>der</strong>n, schlossen sich die Kaufleute<br />

auch zu Handelsgesellschaften zusammen. Meistens<br />

bestanden sie nur aus einer kleinen Zahl von Teilhabern,<br />

die sich auf einen bestimmten Zeitraum zusammenschlossen.<br />

3. Geldwesen<br />

Seit <strong>der</strong> karolingischen Münzreform war die Gr<strong>und</strong>lage des Münzwesen in<br />

Deutschland das Pf<strong>und</strong> Silber gewesen, das in 240 Dinare o<strong>der</strong> Pfennige ausgemünzt<br />

worden war. Der karolingische Pfennig, von denen 12 einen Schilling ausmachten,<br />

hatte sich fast alle europäischen Län<strong>der</strong> erobert. Später wurde das<br />

halbe Pf<strong>und</strong>, die Mark Silber, die Norm nach <strong>der</strong> sich Zahl <strong>und</strong> Gehalt <strong>der</strong> Münzsorten<br />

richteten. Neben diese Gewichtsmarkt trat dann die Mark als Rechnungswert.<br />

Im hansischen Bereich war das die Lübische Mark, um 1400 ihrem<br />

Silberwert nach etwa 40 Reichsmark von 1900 entsprechend, aber natürlich von<br />

weit höherem Kaufwert.<br />

<strong>Die</strong> Ausmünzung <strong>der</strong> Mark Silber schwankte zwischen dem 13. <strong>und</strong> dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

erheblich. Das macht es schwierig, Münzwerte aus verschiedenen Zeiten<br />

miteinan<strong>der</strong> zu vergleichen o<strong>der</strong> ihren Wert auf heutige Kaufkraft umzurechnen:<br />

Es sind nur ganz vage Vergleiche möglich. Wir haben deshalb darauf verzichtet,<br />

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Warenpreise o<strong>der</strong> finanzielle Leistungen anzugeben o<strong>der</strong> umzurechnen. Man kann<br />

nur ungefähr gleichzeitig Werte zueinan<strong>der</strong> in Beziehung setzen.<br />

In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong> wurde auch zum Teil mit Gold o<strong>der</strong> sogar mit Le<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Fellgeld<br />

gezahlt. England hatte die Währung Sterling.<br />

<strong>Die</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Zahlungsmittel hatte zur Folge, dass sich in den Handel als beson<strong>der</strong>er<br />

Beruf <strong>und</strong> Stand die Geldwechsler einschalteten. In Brügge bildeten<br />

sie eine Organisation unter gräflicher <strong>und</strong> städtischer Aufsicht, für <strong>der</strong>en Tätigkeit<br />

die Stadt eine Haftung übernommen hatte. Häufig waren es Lombarden,<br />

die ja auch die Träger des Bankwesens in Nordwesteuropa waren, in England <strong>und</strong><br />

den Nie<strong>der</strong>landen vor allem. <strong>Die</strong> Begriffe Lombardkredit <strong>und</strong> Lombardsatz erinnern<br />

bis heute an ihre Rolle im Geldwesen.<br />

4. Nowgorod – das Kontor im Osten<br />

Nowgorod liegt etwa 150km südlich von Sankt Petersburg am Ilmensee. <strong>Die</strong>se<br />

geographische Lage ist geradezu ideal, da die Flüsse Lovat, Shelon, Msta <strong>und</strong><br />

Volkhov in den See münden <strong>und</strong> ideale Transportwege eröffnen. <strong>Die</strong> Volkhov<br />

führt direkt durch Nowgorod hindurch in Richtung St. Petersburg mündet in den<br />

Lagodasee, von welchem man durch St. Petersburg direkt in die Ostsee gelangt.<br />

Über die Flüsse im Süden Nowgorods kann man sogar bis ins Schwarze Meer gelangen.<br />

Da die Umgebung Nowgorods sehr waldreich war, stand Holz als wichtiger<br />

Baustoff in ausreichen<strong>der</strong> Menge zur Verfügung. <strong>Die</strong> Verkehrverbindungen<br />

zu den Städten Kiew <strong>und</strong> Moskau, die damals an Bedeutung zunahmen, waren<br />

günstig.<br />

Nach Lübeck 1159 an <strong>der</strong> Ostsee neu gegründet wurde, begannen die hansischen<br />

Kaufleute sogleich mit ihrem Schiffen zur Ostseeinsel Gotland zu fahren. Hier<br />

hatten sie den ersten Kontakt mit den russischen Kaufleuten aus Nowgorod. Es<br />

dauerte nicht lange <strong>und</strong> die hansische Kaufleute folgten den skandinavischen <strong>und</strong><br />

russischen Kaufleuten nach Nowgorod.<br />

5. Koggen<br />

Seit dem 1<strong>2.</strong> Jahrh<strong>und</strong>ert wurden Koggen als Handelsschiffe<br />

eingesetzt. <strong>Die</strong>ser neue Schiffstyp hat für die<br />

<strong>Hanse</strong>kaufleute eine so große Bedeutung erlangt, dass<br />

er vielfach zum Synonym für die <strong>Hanse</strong> geworden ist.<br />

<strong>Die</strong>se verdeutlichen auch die vielen Stadtsiegel, die<br />

Koggen abbilden.<br />

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6. Der <strong>Hanse</strong>tag<br />

<strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong> war eine locker organisierte Vereinigung<br />

von Städten, die nur wenige gemeinsame Institutionen<br />

besaß. Sie verfügte we<strong>der</strong> über fest angestelltes<br />

Personal noch über reguläre Geldquellen. Auch besaß<br />

sie keine feste Flotte o<strong>der</strong> ein je<strong>der</strong>zeit bereites<br />

Heer. <strong>Die</strong>se lockere Organisationsform <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>,<br />

die keine Anzeichen eines Staates - aber die Macht<br />

eines solchen - besaß, hat bei vielen römisch geschulten<br />

Juristen <strong>der</strong> damaligen Zeit eine große Ratlosigkeit<br />

hervorgerufen. Obwohl die <strong>Hanse</strong> nicht in <strong>der</strong><br />

Form eines Staates organisiert <strong>und</strong> verwaltet wurde,<br />

hatte sie die Möglichkeit, wesentliche Entscheidungen <strong>und</strong> Beschlüsse zu treffen.<br />

<strong>Die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> wurden nie registriert. <strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong> hatte sich sogar geweigert,<br />

ein Mitglie<strong>der</strong>verzeichnis zu erstellen <strong>Die</strong> Schätzungen reichten von 50<br />

bis 200 Mitglie<strong>der</strong>n. Es war auch kaum möglich, die Mitglie<strong>der</strong>zahl festzustellen,<br />

da es teilweise Städte gab, welche die <strong>Hanse</strong>privilegien in Anspruch nahmen, aber<br />

selber nicht in dem Städteb<strong>und</strong> vertreten waren. So gab es eine natürliche<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>städte, in <strong>der</strong> die größten Städte eine Vormachtstellung<br />

einnahmen. <strong>Die</strong>se Einteilung wurde in Drittel vorgenommen. Das erste Drittel<br />

umfasste die wendischen, sächsischen, pommerschen <strong>und</strong> brandenburgischen<br />

Städte mit Lübeck als Hauptort. Das zweite Drittel wurde von Dortm<strong>und</strong>, später<br />

Köln geleitet. Ihm gehörten die westfälischen, rheinischen <strong>und</strong> preußischen<br />

Städte an. Das letzte, gotländisch-livländische, Drittel hatte anfangs Wisby,<br />

später Riga zum Vorort. Braunschweig gab sich nicht mit <strong>der</strong> Unterordnung unter<br />

Lübeck zufrieden <strong>und</strong> beantragte auf dem <strong>Hanse</strong>tag von 1494 eine Umgruppierung<br />

<strong>der</strong> Drittel. Es wollte zum Hauptort des Drittels mit den sächsischen,<br />

preußischen <strong>und</strong> livländischen Städten werden. Da Danzig damit nicht einverstanden<br />

war, bildete man ein eigenes sächsisches Viertel mit Braunschweig an<br />

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<strong>der</strong> Spitze <strong>und</strong> ein preußisch-livländisches mit Danzig als Hauport. An Stelle <strong>der</strong><br />

Drittelaufteilung gab es nun die Viereraufteilung – die Quartiere. Lübeck <strong>und</strong> die<br />

wendischen Städte übernahmen die Führung in <strong>der</strong> Organisation dieser Quartiere.<br />

Eine sehr wichtige Rolle bei Beschlüssen <strong>und</strong> Entscheidungen spielten die <strong>Hanse</strong>-<br />

<strong>und</strong> Regionaltage. Dort wurden Beschlüsse diskutiert, beraten, getroffen <strong>und</strong><br />

umgesetzt. <strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong>tage galten im Gegensatz zu den Regionaltagen als oberste<br />

Instanz. Sie wurden jedoch seltener einberufen als Regionaltage<br />

Der <strong>Hanse</strong>tag galt als das leitende Organ <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> <strong>und</strong> war die Hauptversammlung<br />

<strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>städte. Der <strong>Hanse</strong>tag entschied über Handelsverträge <strong>und</strong> Handelsprivilegien,<br />

über Verhandlungen mit ausländischen Städten o<strong>der</strong> Herrschern,<br />

über Frieden, Krieg o<strong>der</strong> Blockade, über den Ausschluss o<strong>der</strong> Zulassung von Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

Außerdem war es die Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>tage, bei Konflikten zwischen<br />

<strong>Hanse</strong>städten zu vermitteln <strong>und</strong> zu schlichten.<br />

Der <strong>Hanse</strong>tag tagte in unregelmäßigen Abständen von 1358 bis 1669. In den Zeiten<br />

großer politischer Konflikte häuften sich die <strong>Hanse</strong>tage; in den Zeiten ruhiger<br />

Entwicklung gab es manchmal lange Perioden ohne <strong>Hanse</strong>tage. <strong>Die</strong> Beteiligung<br />

an den einberufenen <strong>Hanse</strong>tagen war gemessen an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gering.<br />

<strong>Die</strong>ses hatte verschiedene Gründe: Zur damaligen Zeit war das Reisen teurer,<br />

schwieriger <strong>und</strong> zeitrauben<strong>der</strong> als heute. Aus diesem Gr<strong>und</strong> nahmen meist<br />

nur die größeren <strong>und</strong> reicheren Städte an einem <strong>Hanse</strong>tag teil. Da einige <strong>Hanse</strong>städte<br />

über 300 km von Lübeck entfernt waren, bedeutete das, dass diese<br />

Städte recht selten auf <strong>Hanse</strong>tagen vertreten waren. Ein an<strong>der</strong>er Gr<strong>und</strong> für das<br />

Ausbleiben einiger Städte lässt sich damit erklären, dass es häufig unbeliebte<br />

Beschlüsse zu treffen gab. Meist blieben die betroffenen <strong>Hanse</strong>städte den<br />

<strong>Hanse</strong>tagen fern, um einem Beschluss damit aus dem Wege zu gehen.<br />

An den <strong>Hanse</strong>tagen konnten meistens alle bedeutenden Personen des Reiches<br />

teilnehmen. Dazu gehörten zum Beispiel <strong>der</strong> Kaiser, Erzbischöfe, Fürsten o<strong>der</strong><br />

Abgesandte. Sie hatten kein Stimmrecht, son<strong>der</strong>n nur das Recht, ihre Meinung<br />

über die Beschlüsse, welche sie betrafen, dem <strong>Hanse</strong>tag mitzuteilen.<br />

Lediglich Ratssendeboten (meist Ratsherren) waren bevollmächtigt, ihre Stadt<br />

o<strong>der</strong> eine jeweilige Städtegruppe (mit Hilfe des Vertretungssystem) auf<br />

<strong>Hanse</strong>tagen zu vertreten. Sie allein waren zur Stimmabgabe berechtigt. Sie wurden<br />

durch die Räte <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Hanse</strong>städte abgeordnet <strong>und</strong> erhielten die<br />

Anweisung, die Meinung <strong>der</strong> einzelnen Städte zu den in <strong>der</strong> Einladung bekannten<br />

Tagesordnungspunkten zu vertreten. <strong>Die</strong>ses bedeutete, dass je<strong>der</strong> Ratssendebote<br />

vor jedem <strong>Hanse</strong>tag genau informiert werden mußte, wie er sich zu den einzelnen<br />

Tagesordnungspunkten zu verhalten hatte. <strong>Die</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Boten war es<br />

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somit, die Standpunkte ihrer Stadt o<strong>der</strong> Städtegruppen vorzustellen <strong>und</strong> zu versuchen,<br />

die Interessen zu wahren.<br />

Nach <strong>der</strong> Einladung durch Lübeck erschienen die Teilnehmer <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>tage nur<br />

zögerlich. Meist verschob sich <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> Tagung, weil nicht alle Teilnehmer<br />

rechtzeitig erschienen.<br />

<strong>Die</strong> Vertreter <strong>der</strong> Städte nahmen bei den Verhandlungen im Sitzungssaal Platz.<br />

Dabei war <strong>der</strong> Platz jedes Ratssendeboten nach einer Rangordnung festgelegt,<br />

die meist zu Streitigkeiten führte. Der Platz in <strong>der</strong> Mitte eines hufeisenförmigen<br />

Tisches stand Lübeck zu, obwohl ihm dieser durch Köln wie<strong>der</strong>holt streitig<br />

gemacht wurde. Später nahm Köln den rechten Platz an <strong>der</strong> Seite Lübecks ein.<br />

<strong>Die</strong> weiteren Plätze um Lübeck herum nahmen Hamburg <strong>und</strong> Bremen ein.<br />

Der meist mehrere Tage dauernde <strong>Hanse</strong>tag wurde von dem Gastgebern Bürgermeister<br />

eröffnet <strong>und</strong> geleitet. <strong>Die</strong> einzelnen Sitzungen dauerten lange, da die<br />

Übereinstimmung <strong>der</strong> Teilnehmer schwer herzustellen war. Nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Verhandlungen mussten die Beschlüsse mit einer Stimmenmehrheit gefasst werden.<br />

<strong>Die</strong> endgültigen Beschlüsse eines <strong>Hanse</strong>tages wurden in Rezessen zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> schriftlich festgehalten. Je<strong>der</strong> Ratssendebote erhielt einen<br />

dieser auf Pergament geschriebenen Rezesse <strong>und</strong> ließ nach <strong>der</strong> Rückkehr in seine<br />

Stadt Abschriften für die zu seinem Bereich gehörenden Städte anfertigen.<br />

<strong>Die</strong>se von den Ratssendeboten weitergeleiteten Rezesse wurden in den übrigen<br />

<strong>Hanse</strong>städten von dem Rat diskutiert <strong>und</strong> beraten. Später wurden sie dann verlesen<br />

<strong>und</strong> es wurde versucht, sie in die Praxis umzusetzen. Meist jedoch lag ein<br />

großer Unterschied zwischen Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />

7.<strong>Die</strong> Seekriegsführung zur Zeit <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong><br />

Nach Karl von Clausewitz die Fortsetzung <strong>der</strong> Politik, nur mit an<strong>der</strong>en Mitteln. Er<br />

bezog sich mit seiner Aussage zwar nicht auf die Kriege zur Zeit <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>,<br />

doch scheint seine Aussage für diese sehr treffend. Der <strong>Hanse</strong> war daran gelegen,<br />

Kriege <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen soweit als möglich zu vermeiden. Kriege<br />

waren gr<strong>und</strong>sätzlich die letzte Möglichkeit zu einem, dann mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> militärisch<br />

erzwungenen, Konsens zu kommen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong> war stets bemüht mit innen- <strong>und</strong> außenpolitischen Problemen diplomatisch<br />

zu verfahren. Beson<strong>der</strong>s war ihr daran gelegen, die Seehandelsverbindungen<br />

aufrecht zu erhalten, weil diese von beson<strong>der</strong>er Bedeutung waren. Schließlich<br />

machten <strong>der</strong> Seehandel <strong>und</strong> die Seeschifffahrt die eigentliche Stärke <strong>der</strong><br />

Städtegemeinschaften aus. <strong>Die</strong> Seemacht <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> lag im ökonomischen, politi-<br />

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schen <strong>und</strong> kulturellen Entwicklungsstand <strong>der</strong> Seestädte begründet. Selbst wenn<br />

eine Auseinan<strong>der</strong>setzung auf See unumgänglich war, bemühte sich die <strong>Hanse</strong> um<br />

Neutralität <strong>und</strong> versuchte benachbarte Fürsten <strong>und</strong> Herren als B<strong>und</strong>esgenossen<br />

zu gewinnen. Um keinen Zweifel an ihrer Friedfertigkeit <strong>und</strong> Redlichkeit aufkommen<br />

zu lassen, wies die <strong>Hanse</strong> auch nie Vermittlungsangebote an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong><br />

ab, die ihr unterbreitet wurden. Auch die Kontakte zu den Kriegsgegnern wurden<br />

aufrecht erhalten, um nicht die Gelegenheit zu verpassen den bewaffneten Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

ein frühzeitiges Ende zu machen <strong>und</strong> den geregelten Seehandel<br />

fortzusetzen. <strong>Die</strong> durch den Seekrieg erzwungene Möglichkeit, politische<br />

o<strong>der</strong> wirtschaftliche Ziele zu erreichen, stand eher im Hintergr<strong>und</strong>, wurde aber<br />

dennoch bei “Bedarf” angewandt.<br />

Rüstungen <strong>und</strong> Kriegsführung kosteten auch damals schon viel Geld. Kam es aber<br />

zum Krieg, beschloss <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>tag das Vorhaben <strong>und</strong> das Ziel des Seekriegsunternehmens,<br />

die zu stellenden Städtekontingente sowie die Lastenverteilung. <strong>Die</strong><br />

für die betroffenen Mitgliedsstädte verbindliche Gr<strong>und</strong>lage für den Kriegsplan<br />

wurde ebenfalls auf dem <strong>Hanse</strong>tag beschlossen. Wie schon oben erwähnt, machte<br />

die Seeschifffahrt die eigentliche Stärke <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>gemeinschaft aus. Sie<br />

war deshalb so von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, weil die Mitgliedsstädte, denen daran<br />

gelegen war, die Sicherheit auf See <strong>und</strong> den profitablen lebenserhaltenden Handel<br />

zu gewährleisten, auch bei Auseinan<strong>der</strong>setzungen zusammenarbeiteten. Das<br />

hieß, im Falle einer Auseinan<strong>der</strong>setzung arbeiteten Kontore, Konvois <strong>und</strong> Flottenverbände<br />

<strong>der</strong> einzelnen Städte gemeinsam daran, Beschlüsse zu fassen, die für<br />

die zu finanzierenden, in den Krieg geschickten Flotten verbindlich waren.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts waren allein in den sieben <strong>Hanse</strong>städten<br />

Lübeck, Hamburg, Danzig, Bremen, Strals<strong>und</strong>, Rostock <strong>und</strong> Wismar annähernd<br />

1000 Schiffe beheimatet. Daran, dass Handelsschiffe jener Zeit kurzfristig<br />

um- <strong>und</strong> aufgerüstet werden konnten, wird deutlich, dass die Mitgliedsstädte<br />

bei Bedrohung ihrer Handelsinteressen gewaltige Flottengeschwa<strong>der</strong> in<br />

den Krieg führen konnten.<br />

8.Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong><br />

Mitte des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts begann <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang des <strong>Hanse</strong>bündnisses. <strong>Die</strong><br />

Herrscher <strong>der</strong> Anrainerlän<strong>der</strong> gewannen an politischer Macht <strong>und</strong> schränkten<br />

das Monopol <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>städte auf Handel <strong>und</strong> Fischfang ein. <strong>Die</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

lang aufrecht erhaltenen Steuerfreiheiten <strong>und</strong> Privilegien <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>kaufleute<br />

wurden eingeschränkt. So begann Dänemark im Jahr 1429 systematisch den<br />

S<strong>und</strong>zoll auf durchfahrende Handelsschiffe zu erheben. Im Jahr 1494 schloss<br />

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Zar Iwan III. das <strong>Hanse</strong>kontor in Nowgorod. 1603 wurde <strong>der</strong> Stalhof in London<br />

aufgehoben. <strong>Die</strong> deutschen Landesfürsten begannen sich gegenüber den Städten<br />

durchzusetzen <strong>und</strong> beschleunigten den Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>. Sie untersagten<br />

den innerdeutschen <strong>Hanse</strong>städten das Bündnis mit den bedeutenden Küstenhansestädten<br />

des Nordens <strong>und</strong> zwangen sie aus dem B<strong>und</strong> auszusteigen. Gleichzeitig<br />

drangen die Englän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Hollän<strong>der</strong> verstärkt in den Wirtschaftsraum <strong>der</strong> Ostsee<br />

vor, die <strong>Hanse</strong> bekam starke Konkurrenz.<br />

Den zunehmend komplexer gewordenen politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts fiel bald die hansische Solidarität zum Opfer,<br />

da es immer schwieriger wurde, einheitliche Entscheidungen zu treffen. <strong>Die</strong><br />

<strong>Hanse</strong> sprach immer weniger mit einer Stimme. Während im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>der</strong><br />

internationale Handel immer engere Verflechtungen einging, erstarrte die <strong>Hanse</strong><br />

zunehmend im wenig flexiblen Festhalten an überkommenen Privilegien. Als Konstrukt<br />

des Mittelalters war <strong>der</strong> B<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kaufleute <strong>und</strong> Städte dem wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Aufbruch Europas in die Mo<strong>der</strong>ne nicht länger gewachsen<br />

9.<strong>Die</strong> <strong>Hanse</strong> <strong>der</strong> Neuzeit<br />

Im späten Mittelalter war die <strong>Hanse</strong> ein blühendes Bündnis zwischen den Städten<br />

<strong>und</strong> Kaufleuten im Nord- <strong>und</strong> Ostseegebiet. <strong>Die</strong> Neugründung <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> verdanken<br />

wir <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Stadt Zwolle, welche im Jahre 1980 anlässlich<br />

ihrer 750- Jahr-Feier zu einem <strong>Hanse</strong>tag einlud. Damit wollte sie an die alte<br />

Tradition <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong> anknüpfen, <strong>der</strong> Zwolle angehört hatte. Der Anlass: Bei <strong>der</strong><br />

Vorbereitung des Jubiläums war im Stadtarchiv eine Urk<strong>und</strong>e entdeckt worden,<br />

in <strong>der</strong> Zwolle als erste Stadt des <strong>Hanse</strong>b<strong>und</strong>es die Stadt Lübeck als Haupt <strong>der</strong><br />

<strong>Hanse</strong> anerkannt hatte.<br />

Zum <strong>Hanse</strong>tag in Zwolle – dem ersten <strong>Hanse</strong>tag seit 1669 – kamen Vertreter aus<br />

43 ehemaligen <strong>Hanse</strong>städten. <strong>Die</strong> Idee, die <strong>Hanse</strong>tage wie<strong>der</strong> aufleben zu lassen,<br />

war geborgen.<br />

Auf den neu entstandenen <strong>Hanse</strong>tagen werden die Gegenwartsprobleme, wie zum<br />

Beispiel Umweltprobleme o<strong>der</strong> Denkmalschutz <strong>der</strong> Städte, diskutiert <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

ausgetauscht. Inzwischen nehmen regelmäßig über 100 Städte aus<br />

ganz Europa an den <strong>Hanse</strong>tagen teil. Bewerbungen von Städten um die<br />

Veranstaltungen von <strong>Hanse</strong>tagen liegen bis zum Jahr 2029 vor.<br />

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Referat von © Sabrina Rin<strong>der</strong>le, 2006<br />

Im Rahmen des Leonardo – Projekts <strong>der</strong> Europäischen Union.<br />

Kaufmännische Schulen Offenburg <strong>und</strong> Tallinna Majanduskool<br />

Vervielfältigungen erwünscht – unter Bekanntgabe <strong>der</strong> Verfasserin.<br />

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