12.07.2015 Aufrufe

Das Bildungssystem in Estland - Lo-Net 2

Das Bildungssystem in Estland - Lo-Net 2

Das Bildungssystem in Estland - Lo-Net 2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Das</strong> <strong>Bildungssystem</strong> <strong>in</strong><strong>Estland</strong>


Inhaltsverzeichnis1. <strong>Das</strong> Schulsystem <strong>in</strong> <strong>Estland</strong>1.1 Aufbau des Schulsystems ... 21.2 Alter und Dauer <strong>in</strong> der jeweiligen Bildungsstufe ... 52. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Thematik2.1 E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong>s westliche Bündnissystem ... 52.2 Grundlagen und Probleme der Anerkennung von Diploma, Examen ... 62.3 Statistische Darstellung der Hochschulsituation ... 83. Ausbildungssystem3.1 Aufbau des Ausbildungssystems ... 93.2 Allgeme<strong>in</strong>e Zahlen und Fakten ... 104. Vergleich4.1 Vergleich der Hochschulsituation <strong>in</strong> Deutschaland/<strong>Estland</strong> ... 105. Fazit ... 135.1 Was f<strong>in</strong>de ich gut/schlecht ... 141


1. <strong>Das</strong> Schulsystem <strong>in</strong> <strong>Estland</strong>Allgeme<strong>in</strong>es<strong>Das</strong> Bildungs- und Erziehungssystem <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> wurde seit der Neugründung derRepublik <strong>in</strong> zahlreichen Reformen erneuert. Die generellen Strukturen des<strong>Bildungssystem</strong>s werden durch das Parlament festgelegt.<strong>Das</strong> Bildungs- und Forschungsm<strong>in</strong>isterium ist für die Entwicklung und Durchführungstaatlicher Bildungsprogramme und die Gewährleistung des Bildungsstandardsverantwortlich.Die alte Regierung (bis 2002) hatte <strong>in</strong> ihrem Koalitionspapier dem Ausbau desErziehungssystems e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle zugemessen. Unter dem SchlagwortErziehung ist e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> die Zukunft waren zahlreiche Maßnahmengenannt, die getroffen werden sollten, um das estnische Erziehungssystem denAnforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen.Struktur des BildungswesensIm Vergleich zum Bildungswesen, das bis zum Ende der 80er Jahre bestand, wurdenzwei wesentliche Neuerungen e<strong>in</strong>geführt. Zum e<strong>in</strong>en hat e<strong>in</strong>e neunjährigeGrundschulpflicht die Schulpflicht an weiterführenden Schulen ersetzt. Zum anderenwurden im Hochschulbereich neben den Universitäten als weitere Ebenen CollegeähnlicheBildungsformen mit e<strong>in</strong>er Studiendauer von vier Jahren e<strong>in</strong>geführt. AlsAlternative zu den bestehenden öffentlichen Schulen wurden privateBildungse<strong>in</strong>richtungen gegründet.<strong>Das</strong> estnische Bildungswesen besteht aus dem Vorschulbereich, den Grundschulen(Primärbereich), den weiterführenden Schulen (Sekundärbereich), den berufsbildendenSchulen, dem Hochschul-/Universitätsbereich und der Erwachsenenbildung. In allenSchulen ist die Unterrichtssprache entweder Estnisch oder Russisch.1.1 Aufbau des SchulsystemAlle Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der haben das Recht auf e<strong>in</strong>en Platz im K<strong>in</strong>dergarten. Allerd<strong>in</strong>gs reichenvielerorts die Kapazitäten nicht aus. Nicht alle Eltern können e<strong>in</strong>en Teil der Ausgaben2


tragen. <strong>Das</strong> Bedienungspersonal der K<strong>in</strong>dergärten wird von den Kommunen, diepädagogischen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen vom Staat bezahlt.Ab dem Schuljahr 1999/2000 wurde die Vorbereitung der fünf- und sechsjährigenK<strong>in</strong>der zur Schule als Pflicht e<strong>in</strong>geführt. <strong>Das</strong> Vorbereitungsprogramm wird <strong>in</strong> denK<strong>in</strong>dergärten oder <strong>in</strong> den Schulen verwirklicht und vom Staat bezahlt.Die Schulpflicht beg<strong>in</strong>nt mit dem siebten Lebensjahr. Der Primärbereich umfasst vierJahrgangsstufen. Der daran anschließende Sekundärbereich gliedert sich <strong>in</strong> weiterführendeSchulen der Sekundarstufe I mit den Klassenstufen 5-9 (Mittelschulen) undHöhere Weiterführende Schulen mit den Stufen 10-12 (Sekundärstufe II).Für alle K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> besteht e<strong>in</strong>e Schulpflicht für die Stufen 1-9 (Primärbereichund Sekundarbereich I). Die Schüler/- <strong>in</strong>nen müssen die Schule bis zum Abschluss derneunjährigen Grundausbildung besuchen beziehungsweise bis zum Alter von 17Jahren. <strong>Das</strong> Abschlusszeugnis der Sekundarstufe I (Mittelschule) berechtigt zumBesuch der nächst höheren Ebene.Die Schüler/- <strong>in</strong>nen können anschließend zwischen zwei Schulformen wählen - demhöheren Sekundarbereich (Sekundarstufe II/Klassenstufe 10-12) oder derBerufsbildenden Schule. E<strong>in</strong>ige Berufsbildende Schulen bieten <strong>in</strong> Ergänzung zurBerufsbildung auch den Lernstoff des höheren Sekundärbereichs an. Der Abschlussdes höheren Sekundärbereichs berechtigt zum Studium an den Universitäten oderanderen Bildungse<strong>in</strong>richtungen des tertiären Bereichs.<strong>Das</strong> Gesetz über die Weiterführenden Schulen und Gymnasien, das im September1993 verabschiedet wurde, führt die Gymnasien als wesentliche Strukture<strong>in</strong>heiten deshöheren Sekundarbereichs e<strong>in</strong>, sie ersetzen die bisherigen weiterführenden Schulen.E<strong>in</strong>ige Gymnasien (Schulzeit drei Jahre/Klassenstufen 10 bis 12) für Schüler/- <strong>in</strong>nen,die die Vollzeitpflicht erfüllt haben, wurden bereits e<strong>in</strong>gerichtet. Diese Schulform gabes während der vergangenen fünfzig Jahre nicht. Gemäß dem oben erwähnten Gesetzwird der Unterricht <strong>in</strong> den staatlichen und kommunalen Gymnasien bis zum Jahr 2007<strong>in</strong> estnischer Sprache erfolgen. Schulen des grundlegenden Sekundarbereichs I(Klassenstufe 5 bis 9) werden ihren Unterricht entweder <strong>in</strong> estnischer oder russischerSprache fortführen. Bei Schulabgänger(<strong>in</strong>ne)n der russischsprachigen Sekundarstufe I3


wird vorausgesetzt, dass sie ausreichende Estnischkenntnisse besitzen, um dasGymnasium besuchen zu können.<strong>Das</strong> Gesetz über die kulturelle Autonomie nationaler M<strong>in</strong>derheiten, das zeitgleichim Herbst 1993 verabschiedet wurde, gewährt nationalen M<strong>in</strong>derheiten dieMöglichkeit, private Gymnasien e<strong>in</strong>zurichten, an denen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Sprache alsEstnisch unterrichtet.HochschulwesenDer Abschluss des höheren Sekundarbereichs des estnischen Schulsystems berechtigtzum Studium an den Universitäten oder anderen Bildungse<strong>in</strong>richtungen des tertiärenBereichs.In <strong>Estland</strong> gibt es derzeit 28 Universitäten und Hochschulen, an denen 1997 etwa28 000 Studierende e<strong>in</strong>geschrieben waren. In der Regel s<strong>in</strong>d Aufnahmeprüfungenobligatorisch. Von den 28 Hochschulen s<strong>in</strong>d sechs staatliche mit etwa 60% und 22private mit etwa 40% der Studierenden.Anfang der 90er Jahre zeigten sich gemäß e<strong>in</strong>er Studie (University Graduate 1992),dass die Studierenden <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> eher unzufrieden mit dem Angebot an denUniversitäten s<strong>in</strong>d. Die Studierenden wünschten sich mehr Unterricht <strong>in</strong> ausländischenSprachen, mehr Computertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und generell e<strong>in</strong> größeres Angebot an akademischenDiszipl<strong>in</strong>en. Ihre Me<strong>in</strong>ung bezüglich der angewandten Lehrmethoden war:zu viele Vorlesungen, zu wenig praktische Arbeit und zu wenig Sem<strong>in</strong>are.In der Zwischenzeit haben sich an den Universitäten <strong>Estland</strong>s große Veränderungenergeben, die e<strong>in</strong>e neuerliche Studie sicherlich anders aussehen lassen würden. DieUniversitäten s<strong>in</strong>d mittlerweile besser mit Computern ausgerüstet und haben vor allemzahlreiche neue akademische Fächer e<strong>in</strong>geführt. Dennoch s<strong>in</strong>d weitereVerbesserungen notwendig, hängen aber nach wie vor von der f<strong>in</strong>anziellenAusstattung ab, die den Universitäten und der Bildung allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geräumt werden.4


1.2 Alter <strong>in</strong> der jeweiligen BildungsstufePrimärschule/Niedrige SekundärschuleObere SekundärschuleHöhere Sekundärschule (post secondary)7. bis 15. Lebensjahr16. bis 18 Lebensjahrbis 19. LebensjahrSchulpflicht besteht bis zum 17. Lebensjahr. Die Schule ist kostenfrei. Sie endet mite<strong>in</strong>er Abschlussprüfung mit Zertifikat. Sie ist Basis für die weiterführende obereSekundärschule.Der Besuch e<strong>in</strong>er Universität oder e<strong>in</strong>er Akademie setzt das Zertifikat der Post-Sekundärstufe voraus.2. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Thematik2.1 E<strong>in</strong>gliederung der baltischen Universitäten <strong>in</strong> das europäischeHochschulsystem am Beispiel <strong>Estland</strong>Im Zuge der estnischen Unabhängigkeit seit 1991 bemüht sich <strong>Estland</strong> um dieE<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> das westliche Bündnissystem und um kooperative Strukturen aufvielen Ebenen. <strong>Estland</strong> ist das Land, von den drei baltischen Staaten, das im Bezug aufdie West<strong>in</strong>tegration die größten Bemühungen und Fortschritte vorweisen kann.Litauen und Lettland s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Beziehung im Vergleich mit <strong>Estland</strong> rückständigund weniger bereit oder fähig, sich von der seit 50 Jahren durch die UdSSRpraktizierte Westabgrenzung zu lösen. Daher s<strong>in</strong>d diese beiden Staaten eherNegativbeispiele für die Öffnung der baltischen Staaten gegenüber dem Westen.Die Angleichung nationaler Standards an westeuropäische Gegebenheiten wird <strong>in</strong><strong>Estland</strong> als zukunftssichernde Maßnahme angesehen, die zur Wettbewerbsfähigkeitauf dem europäischen Markt notwendig ist. Daher wurde sofort nach derUnabhängigkeit 1991 begonnen, Kontakte zu westlichen Bildungse<strong>in</strong>richtungenherzustellen, die sich auch über den europäischen Raum bis <strong>in</strong> die USA und Kanadaerstrecken.5


Dennoch bestehen die <strong>in</strong>tensivsten Kontakte <strong>in</strong>s europäische Ausland, <strong>in</strong>sbesondere zuDeutschland.Gewährleistet wird die Hochschulausbildung durch e<strong>in</strong>e Vielzahl an Stipendien, da dieKosten zum größten Teil nicht durch das E<strong>in</strong>kommen der Esten gedeckt werden kann(durchschnittliches Monatse<strong>in</strong>kommen ca. 260€). Durch die dadurch entstehendeAbhängigkeit von Stipendien, ist die E<strong>in</strong>stellung der Schüler und Studenten zumLernen von mehr Arbeitswillen geprägt als <strong>in</strong> Deutschland.Die Perspektiven der estnischen Studenten s<strong>in</strong>d nicht so stark auf das Inland fixiert,wie es <strong>in</strong> Deutschland der Fall ist, sondern richten sich weitgehend nach Westeuropa,was sich <strong>in</strong> der Bereitschaft andere Sprachen zu Lernen manifestiert.Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass beide <strong>Bildungssystem</strong>e grundlegendeÄhnlichkeiten aufweisen, sich die sozialen Verhältnisse und die E<strong>in</strong>stellung gegenüberder Bildung aber stark unterscheiden.2.2 Grundlagen und Probleme der Anerkennung von Diploma, Examen undAuslandssemesternZiel von Auslandsstudienaufenthalten ist es nicht nur, Erfahrungen im Ausland zusammeln, sich also mit der Kultur und den typischen Gegebenheiten des jeweiligenLandes ause<strong>in</strong>ander zusetzen, sondern auch se<strong>in</strong>e dort erbrachten Leistungen an se<strong>in</strong>erHeimatuniversität zu nutzen, also anerkennen zu lassen.Da solche Auslandsaufenthalte während des Studiums für viele Studenten sehr<strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d und im Zuge der zunehmenden Globalisierung immer wichtigerwerden, ist die Anerkennung solcher Auslandssemester überfällig.Jedoch ist dieser Anerkennungsprozess mit zahlreichen Problemen belastet. Da wie <strong>in</strong>2.1 erwähnt, entsteht durch die rückständig entwickelte Angleichung anwesteuropäische Bildungsstandards e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Grundlagen bestehende und momentannoch nicht zu überbrückende Differenzen.6


Diese Differenzen bestehen neben der Sprachbarriere im Wesentlichen <strong>in</strong> denuniversitätsspezifischen unterschiedlichen Lehrplänen und Studienabläufen, d.h. dasszeitgleich ähnliche Themen und Sachverhalte gelehrt werden wie z.B. <strong>in</strong> Deutschland.Es wäre aber falsch anzunehmen, dass diese Differenzen nur <strong>in</strong> der Kooperation mitden osteuropäischen Staaten ersche<strong>in</strong>en würden. Trotz langjähriger Zusammenarbeitmit westeuropäischen Staaten, wie Frankreich und den Niederlanden, entstehen immernoch eklatante Probleme bei der Anerkennung von Auslandssemestern zwischendiesen Ländern. Aufgrund mangelnder Normen und europäischer Richtl<strong>in</strong>ien ist e<strong>in</strong>euniversell anwendbare Anerkennungsvorgehensweise bis zum heutigen Tage nochnicht gewährleistet.Jedoch wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e Vorgehensweise entwickelt, diehoffnungsvolle Aussichten <strong>in</strong> sich birgt.Die Idee der European Credits (ECTS: European Credit Tranfer System) bilden e<strong>in</strong>enMaßstab zur Bewertung erbrachter studentischer Leistungen im europäischen In- undAusland. Sie werden Kurse<strong>in</strong>heiten zugewiesen und beschreiben damit den seitens derStudenten gemachten Abschluss e<strong>in</strong>es Kurses erforderlichen Arbeitsaufwand.Die ECTS-Credits werden jedem Studenten auf e<strong>in</strong>en Modulkatalog angerechnet.Im Rahmen des SOCRATES-Programmes der EU werden die ECTS-Creditsfolgendermaßen angewendet:Es muss vor e<strong>in</strong>em Austausch e<strong>in</strong> geeignetes Studienprogramm zusammengestelltwerden, dass mit der Gastuniversität abgestimmt wird. <strong>Das</strong> so genannteInformationspaket enthält allgeme<strong>in</strong>e und studienbezogene Informationen, die demStudenten e<strong>in</strong>e kurze E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Universität (Standort, akademische Strukturu.ä.) geben.Danach schließen die Heim- und die Gastuniversität e<strong>in</strong>en Studienvertrag ab, <strong>in</strong> demsich die Heimuniversität verpflichtet, die im Ausland erbrachten Leistungenanzuerkennen.7


Die Anwendung dieser Regelung ist allerd<strong>in</strong>gs noch nicht ausgereift, da die Anzahlder Credits, die für e<strong>in</strong> absolviertes Semester vergeben werden, e<strong>in</strong>er Bestimmung derkorrespondierenden Universitäten unterliegen.Außerdem erfolgt e<strong>in</strong>e reibungslose Anerkennung nur im engen Rahmen e<strong>in</strong>es dafürbestimmten Austauschprogrammes, wie z.B. SOCRATES.Daher ist die Anzahl der für e<strong>in</strong> Semester verteilten Punkte nicht überall repräsentativ.Dennoch ist die E<strong>in</strong>führung dieses Konzeptes e<strong>in</strong> entscheidender Schritt <strong>in</strong> dieRichtung e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung europäischer Hochschulnormen. Jedoch bis zurpraxisnahen und effektiven Umsetzung wird noch e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> Anspruch genommenwerden müssen.Auf diese Weise ist es theoretisch nicht nur möglich, Semester anerkennen zu lassen,sondern auch Examen und Diploma. Letztendlich kann man sagen, dass erste Schritteder Globalisierung getan s<strong>in</strong>d, es jedoch noch e<strong>in</strong> langer Weg zur angestrebtenHomogenisierung des europäischen <strong>Bildungssystem</strong>s ist.2.3 Statistische Darstellung der Hochschulsituation<strong>Estland</strong>Gesamtstudenten 27000Ausländische Studenten 1026Absolventen 8495Dozenten 9008


<strong>Estland</strong>Bildungsausgaben1,4 Mrd.Anzahl der Universitäten 7E<strong>in</strong>wohner1,6 Mio.3. <strong>Das</strong> Ausbildungssystem3.1 Aufbau des AusbildungssystemNach dem Besuch der sogenannten Primary und Basic- Schools (Stufe1:Grunderziehung) besteht <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> die Möglichkeit, sich für den Besuch e<strong>in</strong>erweiterführenden Schule (Gymnasium) zu entscheiden oder aber e<strong>in</strong>e Berufsausbildungzu beg<strong>in</strong>nen.Die vocational education (Berufsausbildung) wird zwischen 16. und 19. Lebensjahrabsolviert. Es existieren sowohl offizielle staatliche Berufsschulen als auch vom Staatanerkannte private Berufsschulen. In <strong>Estland</strong> ist die Berufsausbildung re<strong>in</strong> schulischund nicht wie Deutschland im Dualen System. Nach dem Abschluss der Berufsschulekann man e<strong>in</strong>e so genannte post- secondary technical school absolvieren, die zumBesuch der Universitäten befähigt.9


3.2 Allgeme<strong>in</strong>e Zahlen und FaktenIm Jahre 1999 entschieden sich 26% aller Abgänger/- <strong>in</strong>nen der Basic- School für dieFortführung ihrer Bildungslaufbahn an den Berufsschulen.4. Vergleich<strong>Das</strong> Estnische Schulsystem stimmt generell mit dem Deutschen übere<strong>in</strong>, wobei dergymnasiale Abschluss die e<strong>in</strong>zige Ausnahme bildete bis 2005, da er schon nach zwölfSchuljahren erreicht wurde, was ebenfalls <strong>in</strong> Deutschland zur Diskussion stand undseit dem Jahr 2005 auch praktiziert wird. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Regelstudienzeiten <strong>in</strong><strong>Estland</strong> unter dem deutschen Niveau liegen, was dazu führt, dass die studiertenBerufsanfänger <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> wesentlich jünger s<strong>in</strong>d.4.1 Vergleich der Hochschulsituation <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> und DeutschlandGesamtstudentenDeutschland1.8 Mio.<strong>Estland</strong>27000Ausländische Studenten 165609 1026Absolventen 237000 8495Dozenten 481000 900Bildungsausgaben 50,3 Mrd. 1,4 Mrd.10


GesamtstudentenDeutschland1.8 Mio.<strong>Estland</strong>27000Anzahl der Universitäten 63 7E<strong>in</strong>wohner 84 Mio. 1,6 Mio.Beim Vergleich der Daten <strong>Estland</strong>s und Deutschlands fällt auf, dass die Situation derStudierenden <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> generell besser ist, was bedeutet, dass die estnischenStudienbed<strong>in</strong>gungen sich auf e<strong>in</strong>em höheren Niveau bef<strong>in</strong>den. Diese Bewertungbezieht sich jedoch nur objektiv auf die Bed<strong>in</strong>gungen für die Studierenden und nichtauf die Qualität der Studien<strong>in</strong>halte.Beispielsweise lässt sich am Mengenverhältnis zwischen Studierenden und Dozentenerkennen, dass <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> weniger Studenten auf e<strong>in</strong>en Dozenten kommen, wasbedeutet, dass z.B. die Vorlesungen nicht so überfüllt s<strong>in</strong>d wie <strong>in</strong> Deutschland unddamit das Studieren effektiver ist.Des weiteren ist es <strong>in</strong> <strong>Estland</strong> für e<strong>in</strong>en Studenten möglich, e<strong>in</strong> persönliches Verhältniszu se<strong>in</strong>em Dozenten aufzubauen, was hier <strong>in</strong> Deutschland oft bemängelt wird.An diesen Zahlen wird jedoch verdeutlicht, dass die Entwicklung im <strong>Bildungssystem</strong><strong>Estland</strong>s <strong>in</strong> vollem Gange ist, was an den hohen Staatsausgaben zu sehen ist.5. FazitMan kann unmöglich erwarten, dass politische Entschlüsse, die e<strong>in</strong> großesReformpaket be<strong>in</strong>halten, von heute auf morgen umgesetzt werden können; man muss11


vielmehr Geduld zeigen und nicht durch zu hohe Erwartungen im Wege stehen.Es s<strong>in</strong>d jedoch schon e<strong>in</strong>e Reihe von s<strong>in</strong>nvollen Bemühungen zur angestrebtenHomogenisierung zu verzeichnen, die man <strong>in</strong> ihrem Ausmaße honorieren sollte. DieseAnstrengungen gehen durchaus <strong>in</strong> die richtige Richtung; sie stecken jedoch <strong>in</strong> derpraktischen Umsetzung noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen. Diese Trägheit ist auf die Masseder durchzuführenden Maßnahmen zurückzuführen, da h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er solchenUmsetzung e<strong>in</strong> beträchtlicher logistischer Aufwand steht, der e<strong>in</strong>en langen Weg vorsich hat, um bis <strong>in</strong>s Detail zu wirken. Zukünftig ist e<strong>in</strong>e weitere Verbesserung derNiveauangleichung <strong>in</strong> ganz Europa und im baltischen Raum zu erwarten.Mit Programmen wie beispielsweise SOKRATES ist für diese Entwicklung e<strong>in</strong>e guteGrundlage geschaffen worden. Dieses und ähnliche Programme bilden dieMöglichkeit weitreichender Nutzung der europäischen Bildungsangebote.Heutzutage wäre es noch e<strong>in</strong>e Utopie, dass man z.B. e<strong>in</strong>en Studiengang mit achtRegelsemestern halbjährig wechselnd <strong>in</strong> acht verschiedenen Ländern absolvierenkönnte.Wenn dies e<strong>in</strong>es Tages möglich ist, wäre es e<strong>in</strong> sehr großer Schritt auf dem Weg zurGlobalisierung, da Studenten schon vor dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>s Berufsleben andere Länderund Kulturen kennen lernen würden.<strong>Das</strong> Wissen über andere Länder und die damit verbundenen Sitten bildet e<strong>in</strong>eentscheidende Schlüsselqualifikation für spätere Berufe. Alle<strong>in</strong> die Sprachkenntnisses<strong>in</strong>d für die Mobilität, die <strong>in</strong> der heutigen Berufswelt immer wichtiger wird, e<strong>in</strong>eGrundvorrausetzung.Die Kenntnis verschiedener Kulturen verr<strong>in</strong>gert außerdem die Gefahr der Bildung vonVorurteilen und erweitert den Wissenshorizont e<strong>in</strong>es jeden Menschen.Diese Tatsache wird im Zeitalter der Globalisierung und der <strong>in</strong>ternationalenUnternehmensfusionen <strong>in</strong> Bezug auf den Weltarbeitsmarkt immer notwendiger undletztendlich e<strong>in</strong>e Voraussetzung werden.12


5.1 Was f<strong>in</strong>de ich gut/schlecht<strong>Das</strong> Ausbildungswesen <strong>in</strong> Deutschland mit dem dualen System f<strong>in</strong>de ichhervorragend, da man das gelernte Wissen aus der Schule, im Betrieb direkt <strong>in</strong> die Tatumsetzen kann. Beim Dualen System lernt man den Beruf auch <strong>in</strong> der Praxis kennenund kann sich so e<strong>in</strong> besseres Bild machen, ob e<strong>in</strong>em der Beruf wirklich gefällt.Außerdem weiß man auch wie die Theorie <strong>in</strong> der Praxis aussieht. In der Schule kannman Erfahrungen mit Mitschülern austauschen und kann auch so se<strong>in</strong>en eigenenBetrieb besser beurteilen und e<strong>in</strong>schätzen. Durch das Arbeiten hat man e<strong>in</strong>enf<strong>in</strong>anziellen Vorteil, den man bei der re<strong>in</strong> schulischen Ausbildung nicht hätte. Manlernt <strong>in</strong> der Ausbildung mit Kunden umzugehen und den Kontakt zu pflegen.Zum Hochschulwesen <strong>in</strong> Deutschland muss man dazu sagen, dass wir <strong>in</strong> h<strong>in</strong>sichtlichder Modularisierung, oder besser gesagt der Globalisierung, mit den gleichenProblemen wie <strong>Estland</strong> zu kämpfen haben.In <strong>Estland</strong> f<strong>in</strong>de ich e<strong>in</strong>en sehr großen Vorteil das weniger Studenten, oder auchSchüler auf e<strong>in</strong>en Lehrer beziehungsweise auf e<strong>in</strong>en Dozenten kommen. So kann derLehrer oder Dozent besser auf jeden e<strong>in</strong>zelnen Schüler e<strong>in</strong>gehen, ihn <strong>in</strong>dividuellbetreuen und so können geme<strong>in</strong>sam bessere Leistungsergebnisse erzielt werden.Referat von © Manfred Geis<strong>in</strong>ger, 2006Im Rahmen des Leonardo – Projekts der Europäischen Union.Kaufmännische Schulen Offenburg und Tall<strong>in</strong>na MajanduskoolVervielfältigungen erwünscht – unter Bekanntgabe des Verfassers.13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!