NEUMANN Dezember 2019 | Januar 2020
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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BÜCHER<br />
Das Romandebüt von Nicolás Giacobone<br />
Psychoduell zweier Genies<br />
Mit seinen Drehbüchern für Filme<br />
wie „Biutiful“ oder „Birdman“, für das<br />
er mit einem „Oscar“ ausgezeichnet<br />
wurde, hat sich Nicolás Giacabone<br />
seit längerem den Ruf erworben, ein<br />
Autor für Stoffe abseits des Mainstreams<br />
zu sein. Mit „Das geschwärzte<br />
Notizbuch“ legt der Argentinier<br />
jetzt seinen ersten Roman vor, mit<br />
dem er aber seinem angestammten<br />
Genre treu bleibt: Der ebenso brillante<br />
wie über alle Maßen ehrgeizige<br />
Regisseur Santiago entführt den Erfolgsautor<br />
Pablo. Dieser soll ihm, eingesperrt<br />
in einem kargen, kleinen<br />
Raum ohne die Möglichkeit irgendeiner<br />
Ablenkung, das perfekte Drehbuch<br />
schreiben. Die Arbeit nimmt<br />
ganze fünf Jahre in Anspruch, in denen<br />
sich zwischen den beiden außergewöhnlichen<br />
Geistesmenschen ein<br />
intellektueller Zweikampf entwickelt<br />
– geprägt sowohl von gegenseitiger<br />
Faszination als auch von Hass. Am<br />
Ende steht dann tatsächlich das erhoffte<br />
Meisterwerk. Ein Meisterwerk,<br />
wie es zweifelsohne auch<br />
Nicolás Giacobone mit seinem Erstlingsroman<br />
gelungen ist. pa <br />
NICOLÁS GIACOBONE<br />
Das geschwärzte Notizbuch<br />
Heyne Encore | 304 Seiten<br />
JONATHAN LETHEM Alan, der Glückspilz<br />
Seine Geburtsstadt New York und skurrile Außenseiter prägen seit jeher das<br />
Werk des US-Autors Jonathan Lethem. Seine Romane wie „Die Festung der<br />
Einsamkeit“ oder „Chronic City“ stellen sich stets als Portrait der US-Gesellschaft<br />
im Allgemeinen und der linken Gegenkultur<br />
im Speziellen dar. So auch die nun erschienene<br />
Geschichtensammlung „Alan, der Glückspilz“ – in<br />
neun Episoden lässt Lethem seine Protagonisten<br />
in Sinnkrisen taumeln, die sie aus ihrem gewohnten<br />
Trott reißen und ihre Existenzen zu zerstören<br />
drohen. Das ist mal komisch, mal absurd, immer<br />
aber berührend, denn Lethem zeichnet seine ungewöhnlichen<br />
Charaktere mit gleichermaßen scharfem<br />
wie liebevollen Blick. Tropen<br />
JUSSI ADLER-OLSEN Opfer 2117<br />
Hinsichtlich hochklassiger skandinavischer Thriller ist Jussi Adler-Olsen spätestens<br />
seit dem Start seiner auf zehn Bände angelegten Reihe um das Team<br />
des „Sonderdezernats Q“ allererste Adresse. Mit „Opfer 2117“ legt der dänische<br />
Autor, der erst mit Mitte 40 seinen ersten Roman<br />
veröffentlichte, jetzt die exzellente achte Episode der<br />
Serie vor, in der er gekonnt einen Bogen von persönlicher<br />
Betroffenheit bis zur großen Weltpolitik schlägt:<br />
Eine tot aufgefundene Frau vor der Küste Zyperns,<br />
das anonymisierte „Opfer 2117“, lässt einen psychisch<br />
kranken, dänischen Gamer, wilde Rachephantasien<br />
entwickeln. Aber schlimmer noch als ein drohender<br />
Terroranschlag erweist sich der Umstand, dass das<br />
Opfer Teilen des Ermittlerteams sehr nahe stand. dtv<br />
MARLON JAMES<br />
Schwarzer Leopard, roter Wolf<br />
Mit seinem Roman<br />
„Eine kurze Geschiche<br />
von sieben<br />
Morden“, 2014 erschienen<br />
und unter<br />
anderem mit dem<br />
„Man Booker Prize“<br />
ausgezeichnet, gelang<br />
dem Jamaikaner Marlon James der<br />
weltweite Durchbruch. Jetzt legt er den<br />
Auftakt einer erstaunlichen Fantasy-Trilogie<br />
vor. James verwebt afrikanische Mythen<br />
und Historie mit klassischem Drama<br />
sowie moderner Fantasy in einem hochkomplexen,<br />
wortgewaltigen, unkonventionell<br />
inszenierten Epos. Heyne Hardcore<br />
CHARLES LEWINSKY<br />
Der Wille des Volkes<br />
In einer nicht allzu fernen Zukunft haben<br />
Rechtpopulisten das politische Ruder in<br />
der Schweiz übernommen. Der Staatsapparat<br />
setzt seine Ziele mit allen Mitteln<br />
durch, wie der eigenbrötlerische Ex-Journalist<br />
Kurt Weilemann schon bald feststellen<br />
muss: Noch bevor er einen Kollegen<br />
befragen kann, liegt der bereits tot am<br />
Zürcher Limmatufer.<br />
Seine Recherchen<br />
bringen Weilemann<br />
auf die Spuren regierungsnaher<br />
Kreise,<br />
die mit dem Mord<br />
weitere vertuschen<br />
wollen. dtv<br />
FREDERICK FORSYTH Der Fuchs<br />
Zusammen mit John<br />
Le Carré zählt der<br />
81-jährige Ex-Agent<br />
Frederick Forsyth<br />
zu den wichtigsten<br />
Autoren von Spionage-Thrillern,<br />
Werke<br />
wie „Der Schakal“<br />
sind absolute Genreklassiker. Auch wenn<br />
Forsyths große Zeiten vielleicht vorbei<br />
sind, sein jüngstes Werk sorgt dennoch<br />
für Nervenkitzel: Einem jungen Hacker<br />
gelingt es, in die Waffensysteme der<br />
Weltmächte einzudringen und diese zu<br />
manipulieren. Das macht ihn sowohl für<br />
Geheimdienste als auch Terrororganisationen<br />
zum Objekt der Begierde. Bertelsmann<br />
FRANK GOLDAMMER HÖRBUCH<br />
Juni 53. Ein Fall für Max Heller<br />
Mit seinen historischen Krimis um den<br />
Dresdner Kommissar Max Heller erreicht<br />
Frank Goldammer längst ein internationales<br />
Publikum. Sein aktueller Fall spielt<br />
unmittelbar nach der blutigen Niederschlagung<br />
des Arbeiteraufstands in der<br />
DDR: Der Leiter eines volkseigenen Betriebes<br />
wurde brutal ermordet. Die Mauer des<br />
Schweigens der Mitarbeiter zu durchbrechen,<br />
gestaltet sich jedoch als fast unmöglich.<br />
Sehr spannende<br />
Zeitgeschichte,<br />
vom Schauspieler<br />
Heikko Deutschmann<br />
stimmungsvoll<br />
eingelesen. DAV<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2019</strong> | <strong>Januar</strong> <strong>2020</strong>